Der zweite Lebensabschnitt Jakobs beginnt mit einer Offenbarung Gottes in Lus. Diesem Ort, an dem Jakob die erste Nacht nach seiner Flucht von zu Hause verbringt, gibt er nach der Begegnung mit Gott den Namen Bethel (Haus Gottes). Gott, der langsam zum Zorn und groß an Güte ist, aber den Schuldigen keineswegs für schuldlos hält (s. 4.Mo 14,18), macht Jakob keinerlei Vorwürfe. Im Gegenteil, Gott verheißt ihm, den er nach seinem Vorsatz erwählt hatte (s. Röm 9, 10-13), ein dreifaches Teil: das Land, eine Nachkommenschaft und seinen Beistand. Weil das Gewissen Jakobs belastet ist und er keine freudige Gemeinschaft mit Gott hat, ist seine erste Reaktion die gleiche wie die von Adam nach dem Sündenfall: Er fürchtet sich (s. 1.Mo 3,8-10). Dennoch hat er eine Antwort auf die Offenbarung Gottes. Er legt ein Gelübde ab, das allerdings nur ein Zeugnis seines niedrigen geistlichen Zustands ist.
Er beginnt mit den Worten: „Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider anzuziehen, und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, …“ Gott hatte gesagt: „Ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land.“ Und die Verheißungen Gottes sind absolut zuverlässig. Gott ist treu und steht zu seinem Wort. Jakob dagegen hat nur wenig Vertrauen in die Zusage Gottes und sagt: „Wenn …“.
Er spricht Brot und Kleidung an, die Gott nicht extra erwähnt hatte. Seine Verheißung beinhaltete diese Dinge unausgesprochen. Aber im Denken Jakobs scheinen sie einen großen Raum einzunehmen. Auch die Jünger des Herrn waren um Kleidung und Nahrung besorgt und der Herr muss ihnen sagen, dass sie zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten sollten. Dann würden ihnen diese Dinge hinzugefügt werden (s. Mt 6,24-34).
Gott hatte seine Verheißungen nicht an Bedingungen geknüpft, aber Jakob will einen Handel mit ihm machen. „Wenn Gott …, so soll der Herr mein Gott sein.“ Mit anderen Worten: „Wenn du, Gott, all diese Vorleistungen bringst, dann akzeptiere ich dich als meinen Gott.“ Viele haben in der Not schon gesagt: „Gott, wenn Du mir in diesen Umständen hilfst, dann will ich an dich glauben.“ Viele haben die Hilfe Gottes erfahren und ihr Versprechen dennoch nicht gehalten. Jakobs Gelübde zeigt wenig Glauben, aber er hält wenigstens sein Versprechen. Er baut über 20 Jahre später bei Sichem einen Altar, den er „Gott, der Gott Israels“ nennt (s. 1.Mo 33,18-20). Allerdings kann Gott diesen Altar nicht anerkennen, weil Jakob noch nicht am richtigen Ort angekommen ist (s. 1.Mose 35,1).
Noch etwas zeigt den niedrigen Zustand Jakobs. Gott hatte ihm drei Verheißungen gegeben. Jakob, dem es nur um das nackte Überleben geht, hatte die ersten beiden scheinbar gar nicht registriert. Bitten wir Gott nicht oft auch nur um Hilfe in den irdischen Dingen und haben für die himmlischen Segnungen, die er uns geschenkt hat, gar keinen Blick übrig?
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Solange der Gläubige auf der Erde lebt, hat er es mit drei Feinden zu tun: dem Teufel, dem Fleisch und der Welt. Jeder dieser drei Feinde attackiert den Gläubigen auf eine andere Weise. Dabei steht jedem der drei Feinde eine Person der Gottheit ganz besonders gegenüber: Gott, der Vater, der Welt, Gott, der Sohn, dem Teufel und Gott, der Heilige Geist, dem Fleisch. Bevor wir uns auf einen Kampf mit diesen erbitterten Feinden einlassen, dürfen und müssen wir es uns bewusst machen, dass es besiegte Feinde sind. Der Herr Jesus hat am Kreuz von Golgatha mit allen drei Feinden „abgerechnet“. Doch obwohl es besiegte Feinde sind, haben sie nichts von ihrer Aktivität und Gefährlichkeit eingebüßt. Solange wir auf der Erde sind, müssen wir vor ihren Angriffen auf der Hut sein.
Sind zehn Minuten wirklich genug für den stillen Unterricht durch den Heiligen Geist? Und sind sie genug, um seinem Herz, das Verlangen nach Gemeinschaft mit uns hat, die rechte Antwort zu geben?
Im letzten Heft haben wir uns mit fünf der zehn Stellen aus dem Jakobusbrief beschäftigt, in denen wir wichtige Hinweise für unser Gebetsleben finden. Im Gebet können wir Gemeinschaft mit Gott haben und Ihn loben (s. Jak 4,8; 3,9), und wir können Gott um Weisheit bitten und in Abhängigkeit unsere Anliegen und Pläne vor Ihn bringen (s. Jak 1,5; 4,2.3.15). Diese Bibelstellen motivieren zum Gebet. Und das ist auch das Ziel der nächsten fünf Bibelstellen, die uns weitere Situationen zeigen, in denen wir beten dürfen...
Liebe Leser,
mit dem Erscheinen dieses Heftes ist das Jahr 2025 bereits wieder zur Hälfte vergangen – wie schnell und unaufhaltsam schreitet doch die Zeit voran! Schon der Komponist Ernst Decker fasste diese Erfahrung 1902 treffend in dem Lied zusammen: „Es eilt die Zeit, die Stunden fliehn, und niemand hält sie auf.“
Auch Johann Sebastian Bach thematisierte in seinen Kantaten oftmals die Vergänglichkeit der Zeit. Ein Beispiel: „Die Zeit vergeht und wir mit ihren Stunden … Hab Dank, mein Gott und Herr, für deine Pflege, für gnädige Regierung meiner Wege, für alles Heil von deiner rechten Hand, für alles, was bekannt und unbekannt“ (Bach-Werke-Verzeichnis BWV 447)...
„Andere aber wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen, damit sie eine bessere Auferstehung erlangten. Andere aber wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht und dazu durch Fesseln und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach; sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde“ (Heb 11,35-38).
Wenn es in Hebräer 11 auch um die Glaubenshelden des Alten Testaments geht, so traf und trifft diese Bibelstelle doch auch auf manche Christen zu, die Ähnliches durchgemacht haben um ihres Glaubens willen und die darin standhaft geblieben sind. Gerade dazu soll Hebräer 11 ja ein Ansporn sein.
Ein beeindruckendes Beispiel dafür sehen wir in der Hugenotten-Familie Durand, die trotz großer Widerstände fest bei ihrem Herzensentschluss geblieben ist.
Geschichtlicher Hintergrund
Frankreich im 18. Jahrhundert: Es herrscht der Sonnenkönig Ludwig XIV., der heute noch durch das prunkvolle Schloss von Versailles bekannt ist. Unter seiner Regentschaft wurde die Religionsfreiheit aufgehoben und es begann eine erneute Verfolgung der Hugenotten. Die Hugenotten waren französische Protestanten, die sich der Reformation angeschlossen hatten. Sie wurden gezwungen, zum Katholizismus überzutreten oder zu fliehen.
„An den Bächen Rubens waren große Beschlüsse des Herzens. Warum bliebst du zwischen den Hürden, das Flöten bei den Herden zu hören? An den Bächen Rubens waren große Beratungen des Herzens“ (Ri 5,15b.16).
Herzensentschlüsse, die in die Tat und in das Leben umgesetzt werden, sind zum großen Segen. Viele gute Beispiele dazu haben wir in diesem Heft gefunden. Doch es gibt auch ein warnendes Beispiel, bei dem zwar Beratungen des Herzens vorhanden waren – es waren sogar große Beratungen –, aber es folgten keine Taten. Deshalb blieben die Beratungen ohne Nutzen für das Volk Gottes.