Liebe Leser von „Bleibt in mir“,
schon wieder hat eine neues Jahr begonnen und es liegt ein weiteres Jahr hinter uns. Da dürfen wir Rückschau halten und uns ganz bewusst viele Gütigkeiten des Herrn Jesus in Erinnerung rufen. Ja, Ihm allein gehört der Dank für alles Gute, das Er uns geschenkt hat. Wie oft hat Er uns so reich gesegnet – auch in den Zusammenkünften als Versammlung. Wir durften Glaubensfreiheit haben, genügend Lebensunterhalt, Mitgeschwister auf dem Weg des Glaubens, Freude und vieles andere mehr.
Vielleicht hatten wir zu Beginn des vergangenen Jahres manche guten Vorsätze gefasst und merken nun, dass wir das eine und andere versäumt haben. Dann wollen wir Mut fassen, um im neuen Jahr mehr auf den Herrn Jesus zu blicken, der der Anfänger und Vollender des Glaubens ist. Er möchte jeden Einzelnen von uns seinen guten Weg führen.
Auf diesem Weg dürfen wir an seiner Hand echte Freude haben, Wegweisung erhalten und seine wunderbare Liebe zu uns persönlich erfahren. Auch in allen, vielleicht schweren Prüfungen, die auf uns zukommen, ist Er da und verlässt uns nicht! Er ist es, der dich und mich „geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20).
Wenn wir Ihn mehr vor unseren Herzensaugen haben, dann sehnen wir uns auch mehr nach seinem baldigen Kommen: „Denn noch eine ganz kleine Zeit, und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben“
(Heb 10,37).
Mögen die Artikel, die in „Bleibt in mir“ erscheinen, Wegweisung und Hilfestellung geben, aber auch dazu dienen, dass unsere Herzen immer mehr für den Herrn Jesus schlagen mit dem tiefen Wunsch, entschieden Ihm zu folgen, in Ihm zu bleiben, und Ihm mehr zu gefallen.
Des Herrn Jesus reichen Segen für das Jahr 2019 – bis Er kommt – wünscht uns allen
Christian Grund
Es ist unmöglich, bestimmte Regeln oder Anleitungen für die Erziehung der Kinder aufzustellen. Wer könnte in Vorschriften ausdrücken, was in einem einzigen Satz enthalten ist:
„Zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,4)? In diesem Bibelwort haben wir tatsächlich eine goldene Regel, die alles umfasst.
Die Erziehung beginnt in den ersten Lebenstagen eines Kindes. Man denkt allgemein zu wenig daran, wie bald die Kinder anfangen zu beobachten und wie rasch sie alles in sich aufnehmen, was sie um sich her erblicken. Darum sollen unsere Kinder täglich in der Atmosphäre der Liebe und des Friedens, der Reinheit und der praktischen Gerechtigkeit aufwachsen. Wir machen uns keinen Begriff davon, welch positive Auswirkung es auf die Bildung ihres Charakters hat, wenn sie ihre Eltern in gegenseitiger Liebe und Harmonie sehen, wenn sie bemerken, wie sie freundlich und liebevoll miteinander und mit anderen umgehen. Wie negativ muss jedoch die Wirkung auf ein Kind sein, wenn es zornige Blicke und unfreundliche Worte zwischen Vater und Mutter sieht und hört. Wenn sogar Tag für Tag Streit herrscht, wenn der Vater der Mutter widerspricht und die Mutter den Vater herabsetzt – wie können in einer solchen Umgebung die Kinder gedeihen?
Im Weiteren möchten wir die Aufmerksamkeit aller Eltern auf einen Punkt lenken, der sehr wichtig ist, aber oft nicht beachtet wird: Kinder müssen von Anfang an gehorchen lernen. Wir können nicht genug darauf bestehen, denn es berührt die Ordnung und das Wohl der Familie und steht in unmittelbarer Verbindung mit der Verherrlichung Gottes. „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht.“ Und weiter: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn“ (Eph 6,1; Kol 3,20).
Bei einer guten Erziehung lernt das Kind von den ersten Augenblicken seines Lebens an, zu gehorchen und sich den Eltern unterzuordnen. Vater und Mutter sind eine von Gott eingesetzte Autorität, die das Kind anerkennen muss. Wenn die Eltern jedoch dem Willen ihres Kindes keine Schranken setzen, wächst der Eigenwille mit erschreckender Schnelligkeit. Je älter Kinder werden, desto schwieriger ist es, ihnen Unterordnung und Gehorsam beizubringen. Darum sollen christliche Eltern mit Ausdauer darauf bestehen, dass ihre Anweisungen befolgt werden.
Zugleich können sie zart und liebevoll mit den Kindern umgehen. Härte und Barschheit sind fehl am Platz. Gott hat die Erziehung in die Hände der Eltern gelegt, aber es zeugt von fehlender Einsicht und großer Schwäche, wenn sie immer nur tadeln und strafen. Es ist auch falsch, den Willen des Kindes ständig in unwesentlichen Punkten zu unterdrücken. Dadurch kann wohl sein Selbstbewusstsein gebrochen werden, nicht aber sein Eigenwille. Von der Art und Weise, wie Eltern ihr Kind behandeln, soll es den Eindruck bekommen, dass sie nur sein Bestes suchen. Sie verbieten nicht etwas, um ihm die Freude zu verderben, sondern weil sie um sein Wohl besorgt sind.
Kinder sind verschieden in ihrem Charakter und in ihren Fähigkeiten. Es gibt Kinder, die einen besonders starken Willen haben und deshalb Vater und Mutter in der Erziehung stark fordern. Aber das vermindert in keiner Weise die Verantwortung der Eltern, auf unbedingten Gehorsam zu achten. Wenn Eltern mit Gott rechnen, so wird Er ihnen die nötige Gnade und Kraft dazu schenken.
Oft lassen sich Eltern durch falsche Zärtlichkeit verleiten, den Eigenwillen ihrer Kinder zu nähren. Aber das ist eine Saat für das Fleisch, deren Ernte Verderben sein wird. Es ist keine echte Liebe, wenn man den Eigenwillen eines Kindes mit Nachsicht behandelt, denn es dient nicht wirklich dem Glück des Kindes und bereitet ihm keine richtige Freude. Ein eigenwilliges und selbstsüchtiges Kind ist unglücklich und eine Plage für alle, die mit ihm zu tun haben. Wie wichtig ist es, dass Kinder angeleitet werden, an andere zu denken und deren Wohl zu suchen!
Um den Frieden in einer Familie aufrechtzuerhalten, ist es nötig, dass einer den anderen höher achtet als sich selbst (s. Phil 2,3). Es geht darum, das Wohl der anderen Familienmitglieder im Auge zu haben und nicht die eigenen Wünsche zu erfüllen. Das ist jedoch nur möglich, wenn wir den Fußstapfen des Herrn Jesus nachfolgen und seine Gesinnung offenbaren. Er gefiel nie sich selbst und suchte nie seinen Vorteil. Immer tat Er das, was dem Vater wohlgefiel. Er kam, um zu dienen und zu geben. Er ging umher, „wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren“ (Apg 10,38). Wenn sich jeder nach diesem vollkommenen Vorbild ausrichtet, verwirklichen wir in der Familie echtes Christentum – zum Segen für uns selbst und für alle, die in unserem Haus ein- und ausgehen. Wie gefällt es dem Herrn, wenn Er in unseren Familien ein selbstloses und gottesfürchtiges Verhalten sieht!
Charles Henry Mackintosh
Josaphat war ein gottesfürchtiger Mann und König. Er tat, was recht war in den Augen des Herrn. Das ist die Beurteilung seines Lebens durch Gott selbst in seinem Wort (s. 1. Kön 22,43). Allerdings gab es im Leben Josaphats eine Sache, in der er mehrfach gefallen ist – er ist falsche Verbindungen eingegangen. Das ist in der heutigen Zeit der Toleranz und Vermischung ein aktuelles Thema, über das es sich lohnt, selbstkritisch nachzudenken.
Josaphat machte zu Beginn seiner Regierung einen sehr guten Anfang (s. 2. Chr 17,1ff.). Er zeigte sich stark gegen das Brudervolk Israel, gegen das zehnstämmige Nordreich. Dabei kämpfte er nicht gegen seine Brüder, sondern verteidigte sein eigenes Land, indem er Besatzungen in die Städte setzte und sie damit stark machte gegen mögliche Angriffe. Auch richtete er sein Verhalten nach dem aus, was sein Vater David getan hatte. Er handelte nicht wie die Könige Israels und lehnte den Götzendienst ab. Auf diesem Weg erlebte er den reichen Segen Gottes.
Übertragen wir das auf die heutige Zeit, dann lernen wir daraus wichtige Lektionen für unser Verhalten innerhalb der Christenheit. Es ist nicht unsere Aufgabe, gegen Mitchristen zu kämpfen, aber es ist unsere klare Verantwortung, den von Gott geschenkten geistlichen Besitz zu verteidigen, damit er nicht verloren geht.
Ob es die Wahrheiten des Neuen Testaments über das ewig sichere Heil, über die geistlichen Segnungen oder über Christus und seine Versammlung sind, es besteht die Gefahr, die Kenntnis darüber und die praktische Verwirklichung davon zu verlieren! Deshalb müssen wir uns damit beschäftigen, um diese Wahrheiten zu kennen, eine feste Überzeugung davon zu haben, sie auszuleben und gegen Angriffe verteidigen zu können.
Was unseren persönlichen und gemeinsamen Weg angeht, lernen wir von Josaphat, nicht dem Götzendienst zu folgen, sondern an dem orientiert zu sein, was Gott von Anfang an in seinem Wort mitgeteilt hat. Der König Ahab, der zur Zeit Josaphats in Israel regierte, diente dem Baal. Das war der Hauptgott der Kanaaniter. Doch so hatte es nicht angefangen!
Nach der Teilung des Volkes hatten die Könige Israels zunächst dem Herrn opfern wollen. Doch sie wollten es an den von ihnen festgelegten Orten und auf dem von ihnen gebauten Altar tun. Das war der Götzendienst der eigenen Gedanken und des Eigenwillens. Damit begann das Abweichen.
Doch Josaphat wollte auf den Wegen des Herrn bleiben, wie sein Vater David es begonnen hatte. So wollen auch wir, wie die ersten Christen in der Apostelgeschichte, in der Lehre der Apostel bleiben (s. Apg 2,42).
Gottes Gedanken und Grundsätze verändern sich nicht und sie müssen auch nicht an die aktuelle Situation angepasst werden. Natürlich gibt es Dinge in unserem Leben, die der Veränderung unterliegen. Ob es der Sprachgebrauch ist, die Mode oder die technischen Geräte, die wir benutzen – viele Dinge verändern sich. Trotzdem bleiben die Grundsätze Gottes unverändert dieselben. Unsere Sprache soll angemessen sein (s. Eph 5,3.4), wir sollen uns anständig kleiden (s. 1. Tim 2,9) und Unreinheit und Habsucht müssen gerichtet werden (s. Kol 3,5).
Auch die Grundsätze für das Zusammenkommen der Gläubigen ändern sich nicht. Nach wie vor gilt es, die Einheit des Geistes zu bewahren im Band des Friedens (s. Eph 4,3). Nach wie vor soll der Heilige Geist führen und leiten (s. 1. Thess 5,19). Nach wie vor sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen (s. 1. Kor 14,34). Wenn es um das Zusammenkommen geht, dann muss nicht Neues geschaffen, sondern das bewahrt und ausgelebt werden, was Gott längst geschaffen hat. Auch darin ist uns der gute Anfang Josaphats ein Ansporn.
Dabei stützte Josaphat sich auf das Gesetz des Herrn. Er sandte seine Obersten zusammen mit den Leviten durch sein ganzes Land, um das Volk mit dem Buch des Gesetzes des Herrn zu lehren. Das war die Grundlage für die Belehrung.
Für uns ist das ganze Wort Gottes die Grundlage für unser Verhalten und Leben. Wenn wir uns viel mit Gottes Wort beschäftigen, dann kennen wir seine Gedanken und es wird uns umso leichter fallen, seinen Willen für unser Leben zu erkennen.
Machen wir uns neu bewusst, dass es unsere Verantwortung ist, für uns selbst aus Gottes Wort begründen zu können, was wir tun und wie wir es tun. Und erkennen wir auch unsere Verantwortung, wie und wo wir davon etwas weitergeben! Besonders als Eltern sind wir gefragt, unseren Kindern aus Gottes Wort erklären zu können, wie wir leben und wie wir uns versammeln!
Bei diesem guten Anfang erlebte Josaphat die Hilfe und den Segen Gottes. Doch als er viel Reichtum und Ehre erlangt hatte, heiratete der Sohn Josaphats, Joram, eine Tochter Ahabs, des bösen Königs von Israels (s. 2. Chr 21,6). In 2. Chronika 18,1 wird dabei die Verantwortung von Josaphat in dieser Sache vorgestellt: Er verschwägerte sich mit Ahab.
Ahab war ein sehr gottloser Mann, der mit einer noch gottloseren Frau, mit Isebel, verheiratet war. Wie kann es sein, dass man eine Verbindung mit einem solchen Mann eingeht? Wie kann man seine Kinder in ein solches Verderben laufen lassen? Kann man wirklich sagen, dass man der Liebe folgen muss, wohin sie fällt? Niemals!
Licht und Finsternis haben nichts miteinander zu tun. Ein Gläubiger und ein Ungläubiger haben kein gemeinsames Teil. Das können wir unseren Kindern kaum früh genug deutlich machen. Wenn wir damit erst beginnen, wenn sie sich schon verliebt haben, dann ist es meist zu spät (s. 2. Kor 6,14.15).
"Licht und Finsternis haben nichts miteinander zu tun. Ein Gläubiger und ein Ungläubiger haben kein gemeinsames Teil."
Bei Josaphat schien zunächst alles gut zu gehen. Doch nach einigen Jahren folgte er einer Einladung Ahabs. Es gab ein großes Fest, Ahab schlachtete Klein- und Rindvieh in Menge. Bei diesem Fest verleitete der gottlose Ahab Josaphat dazu, gemeinsam mit ihm in den Kampf zu ziehen. Wie kann es sein, dass Josaphat sagte: Ich will sein wie du, und mein Volk wie dein Volk (s. 2. Chr 18,3)? Konnte das gut gehen?
Der weitere Verlauf der Begebenheit macht deutlich, wie es in einer solchen Verbindung ungemein schwer wird, den Willen Gottes zu erkennen. Und schließlich verlor Josaphat vollständig seine Identität. Er wurde für den König von Israel gehalten (s. 2. Chr 18,31)! Beinahe kam er im Kampf um.
Durch Gottes Gnade wurde er bewahrt, aber Gott musste ihn ernstlich tadeln (s. 2. Chr 19,2). Josaphat erkannte seinen Fehler und kehrte zu dem Herrn zurück. Doch sein Sohn Joram, der die Tochter Ahabs zur Frau genommen hatte, verließ seinen Gott und tat, was böse ist (s. 2. Chr 21,6). Das war das traurige Ergebnis der falschen Verbindung.
Was lernen wir daraus für uns und unsere Verbindungen im Bereich der Familie? Es muss ja nicht direkt um eine Heirat gehen. Auch die Freundschaften, die wir unterhalten und die wir unseren Kindern gestatten, sind Verbindungen, die nicht ohne Einfluss bleiben.
Sicher müssen wir in Weisheit handeln und die Umgebung, in der wir mit unseren Familien aufwachsen, berücksichtigen. Aber die grundsätzlichen Gefahren dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren!
Die Geschichte Josaphats macht uns die Gefahren von falschen Verbindungen deutlich:
Nehmen wir die Warnung aus der Geschichte Josaphats sehr ernst! Ob es um unsere Verbindungen in der Welt oder in der Christenheit geht – immer sollten wir uns fragen, ob die Verbindung, die wir eingehen, nach Gottes Gedanken ist. Und immer sollten wir uns fragen, ob wir durch diese Verbindung näher zu dem Herrn Jesus kommen oder nicht.
In unserem Glaubensleben stehen wir und unsere Kinder im Fokus Satans. Er will uns zu Fall bringen und er benutzt dazu gerne die Verbindungen, die wir eingehen. Wir brauchen Stabilität, wir brauchen Standhaftigkeit. Deshalb wollen wir sorgsam allem aus dem Weg gehen, was uns gefährlich werden könnte!
Christian Rosenthal
In den beiden ersten Folgen haben wir uns mit Schaphan, drei seiner Söhne und seinem Enkel Mikaja beschäftigt. Über einen weiteren Enkel Schaphans, Gedalja, den Sohn Achikams, finden wir eine kürzere Beschreibung im zweiten Buch der Könige und einen ausführlicheren Bericht im Propheten Jeremia.
Gedalja war der Sohn Achikams, jenes Sohnes Schaphans, den der König Josia mit seinem Vater und anderen zur Prophetin Hulda gesandt hatte (s. 2. Kön 22,12-14) und der später Jeremia vor dem Zugriff des bösen Königs Jojakim schützte (s. Jer 26,24).
Jeremia hatte dem König und dem Volk wiederholt geweissagt, sich Nebukadnezar, dem König von Babel, nicht zu widersetzen (z.B. Jer 27). Aufgrund dieser Aussprüche achtete Nebukadnezar Jeremia und wohl deswegen auch das Haus Schaphans, das sich immer wieder auf die Seite Jeremias gestellt hatte, wie wir gesehen haben. Dies mochte auch der Grund dafür sein, dass der König von Babel Gedalja zum Landpfleger machte. Das Haus Schaphans hatte Gott geehrt, indem es auf die Worte seines Propheten hörte und für diesen eintrat, und nun ehrte Gott dieses Haus (s. 1. Sam 2,30).
Achten und schätzen wir auch die, welche der Herr seiner Versammlung als Gaben gegeben hat, und leiten wir auch unsere Kinder an, dasselbe zu tun? Nicht selten beobachtet man heute Gegenteiliges.
Nebusaradan, der Oberste der Leibwache Nebukadnezars, löste nach der Eroberung Jerusalems die Ketten Jeremias und fragte ihn, ob er mit nach Babel kommen oder im Land bleiben möchte. Er konnte sich nicht entscheiden und so überließ ihn Nebusaradan der Obhut Gedaljas. Dieser wachte nun über Jeremia wie zuvor sein Vater Achikam. Jeremia hatte unter Zedekia, dem letzten König aus dem Geschlecht Davids, viel gelitten (s. Jer 37,21-38,6). Wie dankbar muss er gewesen sein, jetzt der Fürsorge Gedaljas anvertraut zu sein. Jeremia vertraute Gedalja und das zu Recht. Sind auch wir des Vertrauens wert, das uns andere entgegenbringen?
Nicht nur Jeremia war Gedalja anvertraut worden, sondern auch alle Geringen unter den Zurückgebliebenen: Männer, Frauen und Kinder. Viele Stellen im Alten Testament zeigen uns, dass Gott ein besonderes Augenmerk auf die Geringen hat (s. z.B. Ps 72,13; 113,7; Jes 11,4).
Sich um anerkannte Brüder zu kümmern, birgt die Gefahr in sich, Ehre zu suchen. Sich um Geschwister zu kümmern, die weniger im Rampenlicht, vielleicht sogar eher am Rand stehen, mag scheinbar keine Ehre einbringen, aber es findet die Anerkennung des Herrn, der sich selbst den Geringen zuwendet (s. Sach 13, 7b).
Selbst um die Kinder dieser Geringen sollte sich Gedalja kümmern. Wie hat sich auch der Herr der Kinder angenommen (s. Mt 19, 13-15). Gerne wollen wir die Sonntagschullehrer(innen) im Gebet unterstützen und auch andere zu diesem oder anderen nützlichen Diensten an Kindern ermuntern.
Durch den kriegerischen Einfall Nebukadnezars waren manche der Juden in die umliegenden Länder vertrieben worden. Bei der Nachricht, dass ein Überrest in Juda geblieben und Gedalja über sie gesetzt war, kehrten sie zurück und halfen sofort mit, den Auftrag des Statthalters zu erfüllen.
Manche Geschwister haben aufgrund von Streitigkeiten das Zusammenkommen als Versammlung aufgegeben. Wie segensreich ist es, wenn in einer örtlichen Versammlung solche da sind, die wirklich Sorge tragen für die, welche ihnen anvertraut sind. Vielleicht bewegt das auch einige, die weggegangen sind, wieder zurückzukehren. Und wie schön, wenn sie dann nicht nur geduldet werden, sondern selbst auch wieder zum Wohl aller beitragen.
Kurz nachdem Gedalja in sein Amt eingesetzt war, erschienen alle Heerobersten bei ihm, darunter auch Ismael, der aus königlichem Geschlecht war, und Jochanan. Später kamen die Heerobersten außer Ismael noch einmal zu Gedalja. Sie sagten ihm, dass Ismael von Baalis, dem König der Ammoniter, beauftragt worden war, ihn zu ermorden. Gedalja glaubt ihnen nicht und verwirft auch den unter vier Augen mitgeteilten Vorschlag Jochanans, Ismael zu erschlagen. Ismael dingt dann zehn Männer und bringt Gedalja tatsächlich um.
Was veranlasste Ismael zu dieser Schandtat? War es Eifersucht? Dachte er, dass das Amt Gedaljas ihm zugestanden hätte, weil er aus königlichem Geschlecht war? Wie oft gibt es Neid unter Brüdern. Paulus spricht in den meisten seiner Briefe davon und auch Jakobus und Petrus erwähnen den Neid.
Wenn wir ihn in unseren Herzen feststellen, müssen wir ihn sofort verurteilen. Zerrüttung und jede schlechte Tat können daraus entstehen (s. Jak 3,16).
Gedalja, der selbst aufrichtig war, traute Ismael das Böse nicht zu. Gott muss uns vor Misstrauen bewahren, aber auch vor Blauäugigkeit. Gegen einen Bruder, der einen Ältestendienst ausübt, sollten wir eine Klage nicht einmal annehmen, außer bei zwei oder drei Zeugen (s. 1. Tim 5,19). Wie oft bilden wir uns ein Urteil über einen Mitgläubigen, obwohl wir nur von einer Person etwas gehört haben. Ohrenbläserei und leichtfertige Annahme von Verleumdungen sind oft ein großes Übel unter Gläubigen. Aber wenn eine Sache von mehreren Personen bezeugt wird, so muss dieser sorgfältig nachgegangen werden. Das hatte Gedalja versäumt und es kostete ihn das Leben.
Neben Achikam, Elasa und Gemarja, den drei gottesfürchtigen Söhnen Schaphans, lesen wir in der Bibel noch von einem vierten Sohn, Jaasanja, der leider ein Götzendiener war. Während Jeremia über die drei erstgenannten Söhne schreibt, muss Hesekiel über Jaasanja berichten. Wie gnädig ist Gott. Er mutet es Jeremia, der dem Hause Schaphans sehr verpflichtet war, nicht zu, Negatives über diese Familie zu berichten, was ihm sicher sehr schwergefallen wäre.
Gott wirft Jaasanja und siebzig weiteren Männern vor, was sie heimlich tun und die Worte, mit denen sie ihr götzendienerisches Handeln rechtfertigen: „Der Herr sieht uns nicht.“ Dreimal sagt der Herr Jesus von dem Vater, dass Er im Verborgenen sieht (s. Mt 6,4.6.18) und in Hebräer 4,13 lesen wir: „Kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.“ Wie wichtig ist es, dies stets im Bewusstsein zu haben. Das wird uns vor vielem Bösen bewahren.
Damit sind wir zum Ende der Familienchronik Schaphans gekommen, einer Familie, die bis auf eine Ausnahme durch Gottesfurcht und Liebe zum Wort Gottes und zu den Männern Gottes gekennzeichnet war. Möchten unsere Häuser dem Haus dieses treuen Mannes gleichen.
Horst Zielfeld
Der Herr Jesus hat vor fast 2000 Jahren als verworfener Messias die Erde verlassen und ist als verherrlichter Mensch in den Himmel zurückgekehrt. So heiligte Er sich selbst für uns, damit auch wir Geheiligte seien (s. Joh 17,19). Als Geheiligte sind auch wir getrennt von der Welt, die Ihn auch heute noch in unverminderter Weise ablehnt und verwirft.
In einer weltlichen Umgebung leben wir als Fremdlinge und ähneln damit unserem Meister, der in seinem Leben auf der Erde der verachtete Fremdling war. „Er war in der Welt, und die Welt kannte ihn nicht“ (Joh 1,10). Er war „wie ein Pelikan in der Wüste“ (Ps 102,6) in einer artfremden und feindseligen Umgebung.
Unsere Fremdlingschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass alles, was wir in Christus haben, nicht auf der Erde, sondern im Himmel zu finden ist: unser Vater, unser Herr und Heiland selbst, unser Leben (es ist verborgen mit dem Christus in Gott), unsere Wohnung, unser Bürgertum, unser Erbteil, unsere Segnungen, unsere Nahrung – alles ist im Himmel!
Dadurch sind wir Fremdlinge auf der Erde. Wie ist es nun möglich, als Fremdlinge auf der Erde zu leben, in einer weltlichen Umgebung, die nichts von all diesen himmlischen Dingen kennt, die in geistlicher Weise zum Leben benötigt werden?
Ein besonderes Geschöpf Gottes kann uns helfen, die Antwort zu finden: die Wasserspinne. Dieses kleine Tier lebt im Wasser – obwohl es als Insekt in dieser artfremden Umgebung eigentlich nicht überleben kann! Denn eine Spinne kann mit ihren Tracheen (kleine Luftröhrchen) und Stigmen (Atemlöcher, über die Luft in die Tracheen gelangt) unter Wasser nicht atmen. Wie gelingt es diesem kleinen Tier nun, sich dennoch unter Wasser aufzuhalten?
Sie umgibt sich mit einer großen Blase, die mit Luft gefüllt ist, die sie zuvor oberhalb der Wasseroberfläche aufgenommen hat. Darin kann sie wie in einer Taucherglocke auch unter Wasser atmen und so in einer ihr völlig artfremden Umgebung (über)leben.
Diese Veranschaulichung aus Gottes Schöpfung lässt sich leicht auf unser geistliches Leben anwenden: Nur dann, wenn wir uns mit himmlischer Atmosphäre umgeben, also in geistlicher Weise die himmlischen Örter durch die tägliche Gemeinschaft mit Christus im Gebet und im Lesen seines Wortes aufsuchen, können wir als Fremdlinge in einer gottlosen Welt für unseren Herrn leben.
So sind wir inmitten einer fremden Umgebung in dieser Welt zurückgelassen – umgeben von einem gottlosen System unter der Anführung Satans, aber umhüllt von himmlischer Atmosphäre. Wir sind zwar noch in der Welt, aber nicht von der Welt (s. Joh 17,11.16). Wir haben keine Gemeinschaft mit den weltlichen Dingen, die uns hier umgeben.
Obwohl wir als Fremdlinge in einer Welt, die dem Gläubigen nichts bieten kann, unterwegs sind, ermahnt uns der Apostel Johannes: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist“ (1. Joh 2,15).
Haben wir in einer feindseligen Umgebung, die der Natur des neuen Lebens völlig entgegengesetzt ist, solch eine Ermahnung überhaupt nötig? Ja gewiss, denn das, was in der Welt ist, knüpft an unsere alte Natur an. Die Welt findet in unserem Fleisch der Sünde einen Bundesgenossen.
Der Apostel macht klar, um welche Dinge es sich dabei handelt: „die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens“ (1. Joh 2,16).
Diese drei inneren, wesenhaften Kennzeichen der Welt werden nach außen hin in ihrem Handeln und Tun bemerkbar. Grundsätzlich ist das, was die Welt tut, ebenfalls durch drei wesentliche Prinzipien gekennzeichnet. Gottes Wort stellt uns auch diese äußeren Kennzeichen der Welt vor, um uns vor dem Einfluss der Welt in jeglicher Hinsicht zu warnen. Zur Veranschaulichung dieser drei äußeren Kennzeichen dient uns das alttestamentliche Vorbild Ägyptens in der Zeit der Gefangenschaft des Volkes Israels.
Zunächst handelt und lebt die Welt völlig ohne Gott. Insbesondere in der heutigen Zeit ist die Gottlosigkeit der Menschen weit fortgeschritten. Überall ist der Mensch bemüht, Gott aus dem Spiel zu halten. Die heute so selbstverständlich gelehrte Theorie der Evolution ist ein stellvertretendes Beispiel.
Doch nicht nur in der Wissenschaft, auch in Politik, Wirtschaft und sogar in kirchlicher Religion stützt man sich auf den eigenen Verstand und irdische Hilfsmittel, ohne die Hilfe Gottes von oben in Anspruch nehmen zu wollen.
Hier erfüllt sich buchstäblich das alttestamentliche Vorbild Ägyptens als Symbol des weltlichen Systems: dieses Land bezieht nahezu ausschließlich alles lebensnotwendige Wasser aus dem Nil (s. 5. Mo 11,10). Normalerweise gibt es dort keinen Regen, kein Wasser vom Himmel. So stützt sich auch heute die Welt allein auf irdische Quellen und fragt nicht nach dem Segen Gottes von oben.
„Überall ist der Mensch bemüht, Gott aus dem Spiel zu halten.“
Angesichts dieser Eigenschaft der Welt ist das zweite Prinzip ihres Handelns durchaus erstaunlich: Sie ahmt göttliche Dinge nach – obwohl sie, wie gerade gesehen, völlig ohne Gott lebt. Diese beiden Eigenschaften werden trotz ihrer Widersprüchlichkeit gleichzeitig in der Welt praktiziert und offenbaren damit die Unordnung und Zwiespältigkeit des weltlichen Systems unter der Anführung Satans.
Auch dieses zweite Kennzeichen wird im Vorbild Ägyptens dadurch deutlich, dass der Pharao die göttlichen Zeichen Moses durch seine Zauberkünstler nachahmen ließ (s. 2. Mo 7, 11.22).
Hierin zeigt sich das Prinzip des Handelns des Feindes Gottes, dem Fürst dieser Welt: Er versucht Gott zu imitieren. Er nimmt dazu die Gestalt eines Engels des Lichts an und verführt die Menschen. Zu späterer Zeit wird dies der Antichrist in vollkommener Weise unter der Anleitung Satans tun und sich Gott gleich machen (s. 2. Thes 2, 4.9 und Off 13,11).
So imitiert die Welt göttliche Dinge, obwohl sie völlig ohne Gott lebt. Doch es zeigt sich noch ein drittes Kennzeichen: Die Welt ist immer bemüht, dem Gläubigen Kompromisse anzubieten – eine gefährliche Versuchung durch die Welt, der viele Gläubige erliegen.
Auch diese Eigenschaft wird schon im Vorbild Ägyptens deutlich. Als der Pharao durch die Zeichen Moses und die strafenden Plagen Gottes das Wirken des Allmächtigen erfuhr, beschloss er endlich doch, das Volk Israel ziehen zu lassen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Wir finden insgesamt vier Kompromisse, die der Pharao Mose vorschlug. Diese begegnen uns auch heute noch in der Welt.
All das zeigt uns, dass wir in unserem Leben als Fremdlinge in dieser Welt einen gefahrvollen Weg durch eine gottlose Umgebung zu gehen haben, auf dem wir auch vor der Kompromissbereitschaft der Welt gewappnet sein müssen.
Wie gut, dass der Herr Jesus selbst dafür sorgen wird, dass wir auf diesem Weg bewahrt bleiben. Seine letzten Worte an seine Jünger unmittelbar vor Golgatha gelten auch uns heute: „Aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33)!
Matthias Wölfinger
Unter dieser Überschrift fand im Mai 2018 eine Familienkonferenz im Begegnungszentrum am Erikasee in Laubusch statt. Am ersten Tag wurden in kurzen Vorträgen drei wichtige Begriffe behandelt. Es ging um Vertrauen, Treue und Aufrichtigkeit. Am zweiten Tag wurde Josua 24 betrachtet, wobei neben der Auslegung der Verse die praktische Anwendung auf Ehe, Familie und Beziehungen im Fokus stand. Nachdem in Heft 4/2018 für die Leser von „Bleibt in mir“ die Hauptinhalte der Vorträge zusammengefasst wurden, findet sich im Folgenden eine Zusammenfassung der Betrachtung über Josua 24.
Das Buch Josua beschreibt den Einzug des Volkes Israel in Kanaan, sowie die Eroberung und die Verteilung des Landes an die einzelnen Stämme. Während einer Zeit von etwa dreißig Jahren führt Josua das Volk als treuer Diener Gottes. Am Ende seines Lebens wendet er sich noch einmal an die Israeliten. In Kapitel 23 spricht er persönliche Worte, in Kapitel 24 spricht er die Worte des Herrn an das Volk. Im Zentrum dieses Kapitels steht die Frage, wem das Volk dienen will. Doch bevor diese Frage gestellt wird, schildert Josua zunächst die Wege Gottes mit seinem Volk. Es sind Wege, auf denen Er seine Souveränität, seine Macht und vor allem seine große Gnade gezeigt hatte. Diese Gnade Gottes soll die Herzen zur richtigen Entscheidung bewegen, eine Entscheidung, die Josua mit seinem ganzen Haus als leuchtendes Beispiel schon getroffen hat: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ (Jos 24,15).
Um dem Volk die Worte des Herrn mitzuteilen, versammelt Josua das Volk nach Sichem. Das war ein Ort der Entscheidung und auch an diesem Tag sollte eine Entscheidung getroffen werden. Der Name des Ortes, Sichem, kann übersetzt werden mit „Nacken“ oder „Schulter“. Genau darum sollte es in der anstehenden Entscheidung gehen. Würde das Volk sich dafür entscheiden, ihren Nacken oder ihre Schulter unter den Dienst des Herrn zu stellen, um Ihm gehorsam zu sein? Auch für uns stellt sich immer wieder die Frage, ob wir mit unseren Familien dem Herrn Jesus dienen wollen oder andere Ziele verfolgen.
Josua versammelt das Volk und stellt es bewusst vor Gott. Suchen wir in unseren Familien auch die Zeit, in der wir gemeinsam bewusst vor Gott sind, um in seinem Wort zu lesen und zu beten? Und nehmen wir uns wieder neu vor, in unseren Familien auch dafür einzustehen, den Ort zu kennen und aufzusuchen, an dem wir zusammen mit anderen Glaubenden im Namen des Herrn Jesus versammelt sind!
Besonders die Führer im Volk Gottes werden angesprochen. Es sind die Ältesten, die Häupter, die Richter und die Vorsteher. Auch in unseren Ehen und Familien muss es Führung geben. In besonderer Verantwortung stehen dabei die Ehemänner und Väter. Sie sollen gekennzeichnet sein durch Weisheit („Älteste“), durch die Bereitschaft, Versorgungs- und Leitungsaufgaben zu übernehmen („Häupter“), durch Einsicht in die Gedanken Gottes („Richter“) und durch eine moralische Autorität („Vorsteher“). Mit der Hilfe Gottes dürfen wir diese Merkmale zeigen.
Josua stellt dem Volk die Wege Gottes vor, beginnend mit der Auserwählung und Berufung Abrahams. Ein großer Gedanke dabei ist, dass Abraham und seine Familie ursprünglich Götzendiener waren, dass Gott sie aber herausgerufen hat und ihnen schließlich das gute Land Kanaan geschenkt hat.
Das lässt uns daran denken, dass es auch für uns ein „einst“ und ein „jetzt“ gibt. Einst Feinde Gottes, jetzt Kinder Gottes. Einst verloren, jetzt gerettet. Einst tot in Sünden und Vergehungen, jetzt mit Christus lebendig gemacht und reich gesegnet. Kennen wir dieses „einst“ und „jetzt“ in unseren Familien? Darüber dürfen wir mit unseren Kindern reden, damit ihnen die Gnade Gottes wirklich groß wird!
Abraham wurde aus dem Götzendienst herausgerufen. Im Neuen Testament sind es die Thessalonicher, von denen gesagt wird, dass sie sich von den Götzen bekehrt haben, um dem lebendigen Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten (s. 1. Thes 1,9.10).
Im weiteren Verlauf des Kapitels soll das Volk sich entscheiden, ob es dem Herrn oder den Götzen dienen will. Auch für uns ist diese Entscheidung wichtig. Gibt es in unseren Familien „Götzen“, d.h. Dinge, die dem Herrn Jesus den Platz streitig machen, der Ihm zusteht?
Das können sogar an sich gute Dinge sein. In einer Ehe kann die Sexualität zum Götzen werden, in einer Familie können die Kinder zum Götzen werden. Auch Beruf, Haus und Urlaub können zu Götzen werden. Geben wir jedoch dem Herrn Jesus den ersten Platz in unseren Häusern, dann wird Er seinen Segen geben!
In Isaak, dem Sohn Abrahams, sehen wir einerseits Leben aus dem Tod und andererseits Leben aus Glauben. Abraham glaubte Gott und Er schenkte ihm einen Sohn, obwohl Abraham und Sarah eigentlich schon zeugungsunfähig geworden waren. Das ist im übertragenen Sinn auch ein großer Ansporn für uns in unseren Familien. Auch da mag es aus menschlicher Sicht unmögliche Dinge geben. Vielleicht Probleme, die zu groß für uns erscheinen. Aber unser Glaube klammert sich an Gott, der alle Macht hat. So können wir durch Glauben leben und werden Gottes Hilfe erfahren.
Das Leben aus Glauben ist auch ein Leben entsprechend der Berufung, mit der wir berufen sind. Es ist eine himmlische Berufung! Das zu verstehen und sich daran zu freuen, wird unser Leben prägen. Wir werden dann als solche leben, die zum Himmel gehören, und nicht als solche, die auf der Erde möglichst viel erreichen wollen. Das wird auch der Kindererziehung die richtige Ausrichtung geben. Es geht uns dann nicht darum, dass sie auf der Erde möglichst viel erreichen, sondern dass sie das Leben auf der Erde nutzen, um Schätze für den Himmel zu sammeln.
Die beiden Enkel Abrahams, Jakob und Esau, stehen für zwei Wege, die wir wählen können. Esau war ein Mensch ohne Beziehung zu Gott, ein Ungöttlicher (s. Heb 12,16). Jakob hatte eine Beziehung zu Gott, ein Glaubender, auch wenn er viele eigenwillige und sündige Schritte in seinem Leben gegangen ist. Aber Gott ist mit ihm zu seinem Ziel gekommen.
Auch für unsere Kinder kommt die Zeit, eine persönliche Entscheidung zu treffen. Möge der Herr uns helfen, ihnen dabei in der richtigen Weise den Weg zum Leben zu weisen. Letztlich müssen sie ihre Entscheidung jedoch selbst treffen. Beten wir ernstlich dafür, dass sie sich richtig entscheiden!
Es fällt auf, dass Josua nicht weiter auf das falsche Verhalten Esaus eingeht. Der Grund ist, dass der Geist Gottes in diesem Kapitel ein anderes Thema vorstellt. Das lässt uns an eine ganz praktische Lektion denken: Auch wir sollten nicht immer und zu jeder Zeit die Fehler und das Versagen unserer Kinder nennen. Das kann sie mutlos machen und sie unnötig in ein falsches Licht stellen. Oft sind wir gerade unseren eigenen Kindern gegenüber zu anspruchsvoll und kritisch. Möge der Herr uns die nötige Ausgewogenheit darin schenken, sie richtig zu beurteilen und in der richtigen Weise zu reden. Wir brauchen seine Hilfe dabei!
Nachdem Josua die Patriarchen erwähnt hat, beschreibt er nun den Weg Gottes mit seinem Volk, das Er aus Ägypten befreit, durch die Wüste geführt und schließlich in das Land Kanaan gebracht hat. Dabei hat Er sein Volk wunderbar geleitet und jede Verheißung eingehalten, die Er gegeben hat.
Auch uns wird Gott in gleicher Güte führen und leiten, auch in unseren Ehen und Familien. Unsere Kinder dürfen wir Ihm ebenfalls anbefehlen, Er wird auch sie führen. Das macht uns ruhig und glücklich.
Aber es erfordert auch, dass wir uns wirklich seiner Führung überlassen und Ihm vertrauen. Das bedeutet, auch einmal loszulassen und vor allem das Aufgeben des Eigenwillens!
Auf dem Weg hinaus aus Ägypten, durch die große Wüste hindurch und hinein in das verheißene Land hat das Volk oft erlebt, dass Gott größer ist als jeder Feind. Er ist stärker als der Pharao in Ägypten, Er ist stärker als die Feinde in der Wüste, Er ist stärker als jeder Feind im Land. Das lässt uns daran denken, dass seine bewahrende Macht und Gnade auch für uns da sind. Machen wir sie uns zunutze, um dem Feind zu widerstehen, der uns an die Welt binden, auf dem Weg zu Fall bringen und den Genuss der geistlichen Segnungen zerstören will. Wir dürfen stark sein in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke (s. Eph 6,10)!
Nachdem Josua ausführlich die Wege der Gnade Gottes vorgestellt hat, stellt er das Volk vor die Entscheidung. Dabei ist er selbst das große Vorbild. Wie auch immer das Volk sich entscheiden würde – er hatte die Wahl getroffen. Er wollte mit seinem Haus dem Herrn dienen und niemandem sonst. Das waren bei Josua keine leeren Worte. Es waren Worte, denen etwa 110 Lebensjahre zugrunde lagen, in denen er genau das ausgelebt hatte. Wollen auch wir bereit sein, diese Entscheidung konsequent zu leben und bei Bedarf zu erneuern. Der Herr wird seinen Segen dazu geben!
nach einer Wortbetrachtung in Laubusch
Christian Rosenthal
„Eine Frau stirbt – und niemand vermisst sie.“ – Das ist eine erschütternde Nachricht, doch sie ist schon lange keine Seltenheit mehr in unserer Gesellschaft. Wie viele Menschen leben völlig vereinsamt, und wenn sie plötzlich nicht mehr da sind, werden sie von niemandem vermisst. Die 48 Jahre alte Frau, von der diese Nachricht berichtet, ist in ihrer Wohnung eines natürlichen Todes gestorben. Wochenlang hat es keiner bemerkt!
Einsamkeit muss natürlich nicht immer in einer solch extremen Form erkennbar werden, aber wir wollen uns trotzdem die Frage stellen, wie verbreitet dieses Phänomen auch unter dem Volk Gottes ist.
Betrifft dieses Thema nicht eher ältere Geschwister, bzw. Witwer oder Witwen? Sicherlich gehören sie ganz besonders zu der Gruppe derer, die wissen, was Einsamkeit bedeutet. Aber auch schon viele junge Christen sind leider davon betroffen.
Oft haben sie sich durch die Gnade Gottes früh bekehrt und ihre weitere Entwicklung scheint „normal“ zu verlaufen. Sie gehen zur Sonntagschule und besuchen die Zusammenkünfte der Gläubigen. Doch auf einmal werden die Besuche unregelmäßig und vielleicht werden eigene Wege eingeschlagen.
Eine mögliche Ursache für dieses Verhalten kann die Einsamkeit, gepaart mit einem „Sich-Nicht-Verstanden-Fühlen“, sein. Die Seele isoliert sich mehr und mehr und wendet sich Dingen oder sogar Personen zu, bei denen sie Anerkennung oder Bestätigung zu finden glaubt.
Was tun wir, wenn wir bemerken, dass unsere jungen Mitgeschwister „auf beiden Seiten hinken“ und nicht mehr richtig wissen, wohin sie gehören? Wie gehen wir mit ihren aufkommenden Zweifeln um? Wenn wir im Nachhinein sagen, dass wir es schon haben kommen sehen, dann bedeutet das nur, die eigene Schuld des Unterlassens ans Licht zu bringen und sich damit selbst zu verurteilen.
Gerade in kleineren örtlichen Versammlungen sind oft keine gleichaltrigen Gläubigen da, mit denen sich junge Geschwister über ihre Fragen austauschen könnten. Die Gefahr, sich zurückzuziehen, sich zu isolieren und sich abzukapseln ist dann sehr groß, wenn kein rechtes Vertrauensverhältnis zu Eltern oder älteren Geschwistern vorhanden ist.
Lasst uns deshalb offene Ohren, Häuser und Herzen für junge Geschwister und ihre Fragen haben.
Lasst uns unsere jungen Geschwister dazu anleiten, ihr Leben in einer lebendigen Beziehung mit ihrem Herrn und für ihren Herrn zu führen! Und als Eltern wollen wir bereit sein, etwas zu investieren, um unseren Kindern gute Kontakte zu ermöglichen.
Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Man kann sicherlich zu Recht sagen, dass die Ehe die schönste und innigste Lebensgemeinschaft zweier Menschen auf der Erde ist. Und trotzdem kann es vorkommen, dass Ehepartner sich voneinander isolieren, dass sie sich einsam und unverstanden fühlen. Ihre Ehe hat aufgehört zu pulsieren. Beide funktionieren nur noch und leben nebeneinander her. Jeder fühlt sich einsam und unverstanden!
Vielleicht ist der Anlass eine Prüfung in der Ehe. Der Mann geht mit der Situation eher vernunftmäßig um und erwartet von seiner Frau, dass sie das nachvollziehen kann. Die Frau hingegen fühlt sich unverstanden und verletzt. Jeder wartet darauf, dass der Andere den ersten Schritt macht, und empfängt nicht das, was er erwartet. Als Folge kann Isolation beider Ehepartner voneinander eintreten.
Doch dieser ungesunde Zustand muss nicht so bleiben! Eine gute Hilfestellung für den Umgang zwischen Eheleuten bietet Kolosser 3, 12-19 (hier geht es zunächst um das Zusammenleben als Gläubige allgemein und ab Vers 18 konkret um die Ehe) und 1. Petrus 3,1-7. Lesen wir diese Bibelstellen unter Gebet! Der Herr gebe, dass wir auch in Bezug auf diesen Bereich „vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes stehen“ (Kol 4,12).
Besonders schwer wiegt die Einsamkeit von Gläubigen, deren Ehepartner gestorben oder weggegangen ist[1].
Zu wem können beispielsweise jüngere Witwen, die noch mitten im Leben stehen, mit ihren Sorgen und Problemen gehen? Da ist kein Ehemann mehr, den sie zu Hause befragen können (s. 1. Kor 14,35). Wie leicht werden sie bei der „täglichen Bedienung“ (s. Apg 6) übersehen, weil sie niemanden mehr an ihrer Seite haben, der für sie eintritt.
Wer kennt die Not eines verwitweten, vielleicht sogar noch jüngeren Bruders, der plötzlich allein zurechtkommen muss? Die Person, die ihn am besten kannte, die zugehört und weise Ratschläge gegeben hat, fehlt so sehr!
Hinzu kommen die normalen Alltagsthemen. Neben der beruflichen Belastung muss eben alles andere auch noch erledigt werden. Er hat keine nötige Hilfe mehr in allen Bereichen!
Oder die Schwester, die von ihrem Mann verlassen wurde. Wissen wir, was eine solche Seele durchmacht? Wie schön, wenn Schwestern sich die Zeit nehmen, ihrer leidgeprüften Mitschwester zuzuhören und sie, wo irgend möglich, zu unterstützen. Wie schön ist es, wenn ein Bruder, der das Herz eines Hirten besitzt, zusammen mit seiner Ehefrau dazu bereit ist, einen Seelsorgedienst auszuüben. Denn die Aufforderung besteht: „freut euch mit den sich Freuenden und weint mit den Weinenden“ (Röm 12,15).
"Freut euch mit den sich Freuenden und weint mit den Weinenden."
Lasst uns auch unsere sehr einsamen älteren Geschwister nicht vergessen, die oft zusätzlich noch gesundheitliche Probleme haben und kaum mehr wissen, wie sie ihre Tage verbringen sollen. Für manche ist das unaufhörliche Ticken der Wanduhr über einen langen Zeitraum die einzige Geräuschquelle, die sie vernehmen. Viele ältere Menschen schlafen außerdem nicht mehr gut, und so kommen zu dem langen Tag die einsamen Stunden der Nacht hinzu.
Siehst du hier vielleicht eine Aufgabe für dich? Einen Brief oder eine kurze Nachricht zu schreiben, ein Telefonat zu führen, oder noch besser, einen Besuch zu machen, das kostet dich nicht viel und kann doch so wertvoll sein.
Bei einem solchen Besuch wirst du wahrscheinlich die Erfahrung machen, dass du selbst erfüllter nach Hause gehst als du gekommen bist, weil du von dem reichen geistlichen Erfahrungsschatz deines Mitbruders/deiner Mitschwester profitieren konntest.
Wir könnten noch viele weitere Beispiele für Einsamkeit anführen. Schon die Kinder in der Schule können einsam sein, wenn sie in ihrer Klasse die Einzigen sind, die an den Herrn Jesus glauben. Sie benötigen dringend ein offenes Ohr vonseiten ihrer Eltern. Das kann bereits in der Grundschule beginnen, wenn die Mitschüler während der Pausen Szenen aus Filmen spielen, die das Kind nicht kennt. Später können Unterrichtsfächer wie Biologie und Religion z.B. zum Thema Schöpfung oder Evolution unsere gläubigen Kinder einem großen Spannungsfeld aussetzen. Wenn sie sich klar für die Wahrheit der Bibel aussprechen, können sie schnell in eine Außenseiterrolle kommen.
Doch wir wollen uns die Frage stellen, was Gottes Wort zum Thema ‚Einsamkeit‘ sagt und was uns der Herr Jesus selbst darüber lehrt.
Zunächst erinnern uns Bibelstellen wie Psalm 102,7.8 – „Ich gleiche dem Pelikan der Wüste, bin wie die Eule der Einöden. Ich wache und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.“ – sehr stark daran, dass unser Herr Jesus Christus genau weiß, was Einsamkeit bedeutet.
Er ist Derjenige, der in allem in gleicher Weise wie wir versucht worden ist, ausgenommen die Sünde (s. Heb 4,15).
Die größte Einsamkeit, die unser Erleben und Empfinden bei Weitem übersteigt, hat ER erfahren!
Zu Beginn seines öffentlichen Weges war der Herr Jesus einsam in der Wüste. Selbst der vollkommene Diener wird von dem Geist in die Wüste geführt, bevor er seinen öffentlichen Dienst beginnt.
Hier merken wir, dass Einsamkeit nicht immer einen negativen Charakter haben muss, sondern durchaus sehr nützlich sein kann. Am Ende dieser Zeit in der Wüste sieht der Herr sich besonders den Angriffen des Feindes ausgesetzt. Aber seine Bewährung in diesen extremen Prüfungen, die den ganzen Menschen betroffen haben, wird völlig sichtbar.
Als wahrer Mensch hat unser Herr in seinem Leben hier auf der Erde völlig empfunden, was es bedeutet, einsam und unverstanden zu sein. Einmal wollten sogar seine Mutter und seine Brüder Ihn zurückhalten, seinen Dienst auszuüben – d.h., selbst seine nächsten Verwandten haben Ihn nicht verstanden.
Ganz zu schweigen von dem Verhalten der Menschen im Allgemeinen. Dem ständigen Hass und dem Egoismus ausgesetzt, ging der Herr in völliger Harmonie mit seinem Gott und Vater bis nach Golgatha.
Dort am Kreuz war dann der Höhepunkt der Einsamkeit erreicht, wo Jesus Christus, ganz allein zwischen Himmel und Erde, sogar von dem heiligen Gott im Gericht verlassen werden musste (s. Mt 27,46).
Der Herr Jesus empfindet zutiefst, wenn du dich einsam fühlst. Während Er am Kreuz hing, sah Er seine Mutter und wusste, was sie in diesen Augenblicken durchmachen musste, als ein Schwert ihr Herz durchdrang (s. Lk 2,35). Ihr erstgeborener Sohn hing am Kreuz, um den schmachvollsten Tod sterben zu müssen. Aber was tut Er? Er denkt nicht an sich, sondern sorgt fürsorglich für seine Mutter, indem Er sie genau dem Jünger anvertraut, der am ehesten für diese Aufgabe geeignet war.
So nimmt der Herr auch deine Einsamkeit wahr und kümmert sich um dich.
Ich möchte dir mit diesen Zeilen Mut machen, Einsamkeit nicht nur von der negativen Seite zu sehen, sondern als eine Gelegenheit, besondere Erfahrungen mit deinem Herrn machen zu können und dich in dieser Übung seiner Fürsorge zu übergeben. Dabei solltest du sehr wachsam sein, auch wenn du dich vonseiten deiner Mitgeschwister unverstanden fühlst, dich in irgendeine Form der Isolation zu flüchten.
Lieber junge Schwester, empfindest du vor dem Herrn den Wunsch, zu heiraten und fühlst dich einsam? Nimm diese Zeit der Einsamkeit von deinem Herrn an und nutze sie für Ihn.
Was ist aber, wenn es länger dauert und kein gläubiger Mann dich fragt? Dann harre auch in dieser Weise aus. „Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk“ (Jak. 1,4). Der Herr allein kennt den richtigen Zeitpunkt.
Gehe keine Kompromisse gegenüber dem ein, was der Herr uns in seinem Wort zeigt. Das allein wird Segen bedeuten. Fliehe nicht aus der Einsamkeit, indem du „Fleisch zu deinem Arm machst“ (s. Jer 17,5) oder die Dinge selbst in die Hand nimmst. Lass den Herrn alles machen und bleibe seinem Wort treu.
Junger Bruder, wie gehst du mit den gleichen, wichtigen und segensreichen Prüfungen vor der Ehe um? „Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad in Reinheit wandeln? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort“ (Ps 119,9).
Was euch, liebe ältere Geschwister, anbetrifft, so lasst euch ermuntern, den Herrn Jesus nachzuahmen. Lasst euch die Kraft schenken, nicht so sehr an euch und an eure Einsamkeit zu denken, sondern nehmt die Einsamkeit als Anlass, anderen, vielleicht ebenfalls sehr Einsamen, zu helfen. Nur wer selbst die Einsamkeit kennt und dadurch auch nachempfinden kann, was andere Leidende durchmachen, ist wirklich zu einem hilfreichen Dienst befähigt.
„… damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden, …“ (2. Kor 1,4).
… er hat gesagt:
„Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“; so dass wir kühn sagen können:
„Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten“.
Steffen Bamberger
Fußnoten:
Gott sagt in seinem Wort, dass er Entlassung hasst (s. Mal 2,16) und doch kommt es leider immer häufiger vor, dass ein Ehepartner die schwerwiegende Sünde begeht, den Anderen zu verlassen.
„Das schaffe ich nie!“ So denken wahrscheinlich viele Schwestern, wenn sie die Verse über die tüchtige Frau in Sprüche 31 lesen und das Arbeitspensum und den Wirkungskreis dieser Frau mit ihrem eigenen Alltag vergleichen. Vielleicht macht sich bei der einen oder anderen sogar Niedergeschlagenheit breit, weil sie meint, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden.
Schauen wir uns an, womit der Apostel Paulus Nacht und Tag beschäftigt war, wird es aber auch vielen männlichen Lesern nicht anders gehen.
Doch wenn Gott uns in seinem Wort solche Vorbilder aufschreiben lässt, will Er uns dadurch ja nicht mutlos machen. Ganz im Gegenteil! Wie gehen wir dann aber mit solchen Vorbildern um?
Einen aufschlussreichen Hinweis dazu finden wir in Johannes 13. Dort ist der Herr Jesus in der Nacht, in der Er überliefert wurde, mit seinen Jüngern in dem Obersaal, um dort mit ihnen das Passah zu feiern. Während des Abendessens steht Er auf und wäscht seinen Jüngern die Füße.
Das Waschen der Füße vor dem Essen war damals ein üblicher Brauch. Üblicherweise wusch derjenige den zum Essen Versammelten die Füße, der die niedrigste soziale Stellung unter ihnen hatte. Abgesehen von der tiefen geistlichen Belehrung, die der Herr den Jüngern damals und damit auch uns heute gibt, können wir die Entrüstung des Petrus' gut verstehen. Er war sich in diesem Augenblick wahrscheinlich bewusst, dass der Herr eigentlich der Letzte war, dem diese Aufgabe im Kreis seiner Jünger zugefallen wäre.
„Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt es zu Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, euch die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit, wie ich euch getan habe, auch ihr tut“ (Joh 13,13-15).
Petrus hat diese Belehrung gut verstanden. In seinem ersten Brief spricht er ebenfalls von dem Vorbild des Herrn Jesus für unser Handeln. Dort lesen wir: „Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“ (1. Pet 2,21).
Der Herr Jesus ist in allem unser Vorbild, Ihm sollen wir es gleich tun[1].
Jeder Christ weiß, dass er das vollkommene Vorbild seines Herrn nie erreichen wird. Trotzdem wird wohl niemand auf die Idee kommen, der Aufforderung des Apostels Paulus nicht nachzukommen, die er an die Korinther richtet: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi“ (1. Kor 11,1).
Es darf und soll der Wunsch jedes Christen sein, Ihm, unserem Herrn Jesus Christus, immer ähnlicher zu werden. Das Wissen, sein vollkommenes Vorbild nie erreichen zu können, solange wir als Menschen hier auf der Erde leben, ist kein Hindernis, uns täglich darin zu üben.
Einige weitere wertvolle Hinweise finden wir in dem Gleichnis von dem Herrn, der eine Reise ins Ausland unternahm und zuvor seinen Knechten seinen Besitz anvertraute. Wir finden es in Matthäus 25,14-30.
Alle Knechte erhielten den gleichen Auftrag. Sie sollten mit dem anvertrauten Besitz handeln und das Vermögen ihres Herrn auch während dessen Abwesenheit weiter vermehren.
Das wird in diesem Gleichnis zwar nicht so ausdrücklich gesagt wie in dem ähnlich lautenden in Lukas 19. Da der Dienstherr in Matthäus aber nach seiner Rückkehr Rechenschaft von seinen Knechten forderte, können wir wohl davon ausgehen, dass auch er seinen Knechten einen ähnlichen Auftrag gab wie der in Lukas 19 erwähnte: „Handelt, bis ich komme“ (V. 14).
Der Herr hat jeden von uns mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten geschaffen. Diese dürfen und sollen wir in Abhängigkeit von Ihm zum Wohl unseres Ehepartners und unserer Familie, unserer Mitgeschwister und der Menschen, die uns umgeben, einsetzen. Der Auftrag „Handelt, bis ich komme“ gilt auch uns.
Der Herr in dem Gleichnis verteilte die Aufgaben „jedem nach seiner eigenen Fähigkeit“ (Mt 25,15). Dem einen Knecht vertraute er fünf Talente an, dem nächsten zwei und einem anderen eins.
Der Herr kannte die unterschiedlichen Fähigkeiten seiner Knechte. Er wusste, wie geschickt jeder einzelne war, was er besonders gut konnte, aber auch, wie belastbar seine Knechte waren. Deshalb verlangte er von keinem mehr, als er zu leisten in der Lage war.
Der Herr Jesus kennt auch unsere Fähigkeiten und unsere Belastungsgrenzen. Und wie der Herr in dem Gleichnis, so erwartet Er auch nicht mehr von uns als wir leisten können.
Das wird deutlich, wenn wir den Lohn betrachten, den jeder Knecht erhielt, als der Dienstherr von seiner Reise zurückkehrte.
„Da sprach sein Herr zu ihm: Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25, 21. 23).
Jeder Knecht erhielt eine angemessene Belohnung, zu jedem treuen Knecht sprach der Herr Jesus die gleichen Worte. Es spielte keine Rolle, wie viel Vermögen er für seinen Herrn hinzugewonnen hatte. Entscheidend war einzig und allein, dass der Auftrag treu ausgeführt worden war.
Lasst uns deshalb nicht auf den schauen, dem der Herr vielleicht mehr aufgetragen hat als uns, und nicht mutlos werden. Auch wollen wir nicht selbstzufrieden auf den herabschauen, dem der Herr scheinbar weniger anvertraut hat als uns.
Lasst uns stattdessen mehr auf unseren himmlischen Auftraggeber schauen, der die Treue belohnt, mit der wir unsere Aufgaben erfüllen: „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,58).
"Lasst uns mehr auf unseren himmlischen Auftraggeber schauen, der die Treue belohnt."
Der Herr möchte, dass wir uns den Aufgaben stellen, die Er uns anvertraut hat. Das können wir in der Anwendung aus dem Urteil schließen, das über den unnützen Knecht gesprochen wird.
Der Herr verurteilt niemanden, der nach getaner Arbeit etwas ausruht. Es ist Ihm sogar wichtig, dass wir nicht ununterbrochen wirken, sondern auch den Pausen den gebührenden Platz einräumen. Das zeigt uns das Beispiel in Markus 6,30.31: „Und die Apostel versammeln sich bei Jesus; und sie berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. Und er spricht zu ihnen: Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen.“
Aber es wäre doch schade, wenn wir vom Herrn einmal als faule Knechte bezeichnet werden müssten.
Der Herr gibt uns nicht nur unseren Auftrag. Er schenkt uns auch jede Kraft und Weisheit, die wir benötigen, um unsere Aufgaben zu seiner Ehre zu erfüllen. In diesem Bewusstsein dürfen wir jeden Tag neu dankbar an die Aufgabe(n) gehen, die der Herr uns gegeben hat. Deshalb brauchen wir uns von solchen Vorbildern wie der Frau in Sprüche 31 oder dem Apostel Paulus nicht entmutigen lassen. Sie dürfen uns vielmehr Ansporn sein, uns im Aufblick zu Ihm ans Werk zu machen und zu sagen: „Das schaffe ich – mit des Herrn Hilfe!“
"Außer mir könnt ihr nichts tun."
"Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt."
Darum wacht, und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen.
(Apg 20,31)
Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Während wir Nacht und Tag arbeiteten, um niemand von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt.
(1. Thes 2,9)
Indem wir Nacht und Tag über die Maßen flehen, dass wir euer Angesicht sehen und vollenden mögen, was an eurem Glauben mangelt.
(1. Thes 3,10)
Noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch beschwerlich zu fallen.
(2. Thes 3,8)
Ich danke Gott, dem ich von meinen Voreltern her mit reinem Gewissen diene, wie unablässig ich deiner gedenke in meinen Gebeten Nacht und Tag.
(2. Tim 1,3)
Stefan Busch
Fußnoten:
Damit ist natürlich nicht gemeint, dass ein Mensch dem Vorbild des Herrn entsprechend noch einmal die sühnenden Leiden des Herrn im Gericht Gottes auf sich nehmen könnte oder gar sollte. Diese sühnenden Leiden konnte nur der Herr Jesus auf sich nehmen.
Die Beschreibung der tüchtigen Frau in Sprüche 31 hat uns bereits einige Male beschäftigt. In diesem Heft gibt es nun eine weitere Folge, die uns noch einmal die Qualitäten dieser Frau zeigt.
"Sie fertigt Hemden an und verkauft sie, und Gürtel liefert sie dem Kaufmann."
Wir hatten schon gesehen, mit welcher Geschicklichkeit die tüchtige Frau dazu beiträgt, ihr Haus zu versorgen und sogar noch etwas an andere weiterzugeben. Jetzt lernen wir, dass sie darüber hinaus Hemden fertigt und sie verkauft und Gürtel dem Kaufmann zur weiteren Verbreitung liefert.
Wir erkennen einmal mehr, dass der Wirkungsradius dieser engagierten Frau sich zwar auf ihr Haus konzentriert, jedoch keineswegs darauf beschränkt ist. Sie setzt ihre unternehmerischen Fähigkeiten ein, um damit Nutzen für sich und für andere zu stiften. Das sollte jede Frau motivieren, ihre Fähigkeiten entsprechend ihrer Kraft zum Guten für andere einzusetzen.
Viele Frauen haben in jungen Jahren einen Beruf erlernt. Selbst wenn sie als Ehefrau und Mutter aufgehört haben, einer regelmäßigen Berufstätigkeit nachzugehen, können sie die erworbenen Qualifikationen dennoch zum Nutzen für ihre Familien und für andere einsetzen.
"Macht und Hoheit sind ihr Gewand, und so lacht sie des künftigen Tages."
Die tüchtige Frau schaut nicht sorgenvoll, sondern zuversichtlich nach vorne. Viele Frauen und Mütter machen sich über vieles Sorgen. Sie „lachen“ keineswegs des zukünftigen Tages.
Ohne Frage gibt es im Leben einer Frau vieles, was ihr Sorgen bereiten kann. Das Umfeld, in dem die Kinder aufwachsen, gibt keinen Anlass zum Optimismus. Der Werteverfall unserer Gesellschaft muss uns beschäftigen und stimmt uns ganz sicher nicht sonderlich fröhlich. Der Ehemann ist mit Problemen am Arbeitsplatz konfrontiert. Die Kinder sind krank, haben Mühe im Sozialverhalten oder kommen in der Schule nicht gut zurecht.
Solche Herausforderungen kann man nicht einfach negieren. Doch wenn „Macht und Hoheit“ das Gewand sind, wenn wir uns eingehüllt wissen in unseren Herrn, dem alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben ist und der bei uns ist bis zur Vollendung des Zeitalters (s. Mt 28,18.20), dann müssen die Sorgen nicht die Oberhand behalten. Dann können wir unsere Sorgen vertrauensvoll bei dem ablegen, der für uns besorgt ist (s. 1. Pet 5,7).
Wer das tut, geht nicht sorglos durchs Leben, dennoch sieht er der Zukunft ruhig entgegen und „lacht des künftigen Tages“.
"Sie öffnet ihren Mund mit Weisheit, und liebreiche Lehre ist auf ihrer Zunge."
Zum ersten Mal lesen wir von dem, was diese Frau redet. Im Gegensatz zu dem, was leider häufiger zu beobachten ist, scheint das Reden nicht ihre eigentliche Kernkompetenz zu sein. Sie besticht mehr durch das, was sie tut als durch das, was sie sagt.
Jakobus fordert uns alle auf, „langsam zum Reden“ zu sein (Jak 1,19), denn „bei der Menge der Worte fehlt Übertretung nicht“ (Spr 10,19). Besonnenheit und Selbstbeherrschung sind für jede Frau wichtige Voraussetzungen, wenn sie redet. Und dass sie etwas zu sagen hat, liegt auf der Hand.
Wenn nun die tüchtige Frau den Mund öffnet, dann sind Worte der Weisheit und liebreiche Lehre zu hören. Diese Frau ist ganz anders als die Frau Hiobs, die „wie eine der Törinnen“ redete (Hiob 2,10).
Eine Frau und Mutter braucht in der Tat viel Weisheit. Immer wieder gibt es in der ehelichen Kommunikation Momente, in denen ein falsches Wort den Konflikt anheizen oder ein Wort der Weisheit ihn schnell beenden kann. Wie oft gibt ein schlechtes Wort das andere, während „Worte der Weisen, in Ruhe gehört“ mehr wert sind „als das Geschrei des Herrschers unter den Toren“ (Pred 9,17).
Eine weise Frau kann erheblich dazu beitragen, den Streit zu lassen „ehe er heftig wird“ (Spr 17,14). Auch im Umgang mit Kindern sind Worte der Weisheit oft sehr nötig. Wie schnell kann das weise Wort einer Mutter Streit unter Kindern schlichten, bevor er eskaliert.
Die Belehrung der Kinder gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich einer Mutter. Dabei denken wir zum einen an die für das Leben auf der Erde wichtige Unterweisung (Hilfe in der Schule, Anleitung in den kleinen und großen Aufgaben des Alltags, Erlernen von Sozialkompetenzen etc.) aber vor allem auch an die Unterweisung in der biblischen Wahrheit.
Diese Belehrung soll nicht kühl und sachlich, sondern mit Liebe geschehen. Die Lehre der tüchtigen Frau ist jedenfalls eine „liebreiche“ Lehre. Gerade dann, wenn sich gewisse „Lektionen“ wiederholen und die Kinder einfach nicht hören und lernen wollen, kann die liebreiche Belehrung zu einer echten Herausforderung werden. Wir können nur jede Mutter bewundern, die in solchen Situationen nicht irgendwann die Nerven verliert, sondern Ruhe bewahrt.
"Sie überwacht die Vorgänge in ihrem Haus und isst nicht das Brot der Faulheit."
Der Aufmerksamkeit der tüchtigen Frau entgeht nichts in ihrem Haus. Sie fühlt die Verantwortung für das, was in ihrem Umfeld passiert und überlässt sie nicht anderen.
Dabei geht sie nicht kommandierend und korrigierend durch ihr Haus, sondern sie legt selbst Hand an und geht mit gutem Beispiel voran. Das geübte Auge einer aufmerksamen Mutter sieht häufig Dinge, die anderen Beobachtern – besonders den Ehemännern und Vätern – leicht verborgen bleiben.
Außerdem isst sie nicht das Brot der Faulheit. Ein fleißiges Leben bewahrt vor Müßiggang, der immer noch, wie das Sprichwort sagt, aller Laster Anfang ist. „Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern“ (Spr 19,15).
Unsere Kinder spornen wir jedenfalls am besten zu Fleiß an, indem wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
"Unsere Kinder spornen wir am besten zu Fleiß an, indem wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen."
Ernst-August Bremicker