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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Wer ist denn dieser?

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Die Frage: „Wer ist denn dieser?“, ist im Hinblick auf Christus von größter Bedeutung. Im Lukas-Evangelium wird sie viermal von Menschen gestellt und auch von Gott selbst beantwortet (dazu gleich mehr). Doch welche Antwort haben wir auf diese Frage? Welchen Eindruck und welche Wertschätzung haben wir in Bezug auf auf diese einzigartige Person – in einer weltlichen Umgebung, in der Er damals wie heute abgelehnt und nicht erkannt wird?

Der Evangelist Lukas stellt den Herrn Jesus vornehmlich als „Sohn des Menschen“ vor. Die­ser Titel beinhaltet zwei Wesenszüge der Person Christi. Zunächst wird seine vollkommene Menschheit betont: Als „Sohn des Menschen“ kam Er durch einen Menschen hervor (im Unterschied zum ersten Menschenpaar, das nicht durch Geburt auf die Erde kam). Daher beschreibt Lukas die Tatsache der Menschheit Christi sehr detailliert. Insbesondere in die­sem Evangelium werden die Begleitumstände vor, während und nach sei­ner Geburt genau erläutert. Auch die Beschneidung am achten Tag bleibt nicht unerwähnt. Und Lukas geht im Vergleich zu den beiden übrigen synoptischen Evangelien (Matthäus und Markus) weiter auf die Menschheit Christi ein und zeigt Ihn als 12-jährigen Knaben mit seinen Eltern (s. Lk 2,41-52). Er beschreibt uns den vollkommenen Menschen, über den wir nur staunen können.

Mehr als ein „normaler“ Mensch

Doch der Titel „Sohn des Menschen“ hebt nicht nur seine wahre Menschheit hervor, sondern zeigt uns noch mehr von seiner Herrlichkeit. Denn Christus ist nicht (wie alle Menschen als Nachkommen Adams) „Sohn der Menschen“ (Mehrzahl), also mit ei­nem irdischen Vater und einer ir­dischen Mutter. Er kam als „Sohn des Menschen“ (Einzahl) durch eine irdische Mutter hervor (als Same der Frau, s. 1. Mo 3,15) – aber Er hat keinen irdischen, sondern einen himmlischen Vater, und somit wird „das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt“ (Lk 1,35). Er ist auch als Mensch der Sohn Gottes, und darin ist Er einzigartig und besonders.
Darüber hinaus ist Er als der „Sohn des Menschen“ der, der durch sein Leiden und Sterben am Kreuz den Anspruch erworben hat, über das ganze Universum zu herrschen. Das wird schon in Psalm 8 vorgestellt. Adam hat durch seinen Ungehorsam dieses Anrecht verloren, doch der Herr Jesus sitzt jetzt als „Sohn des Menschen“ verherrlicht zur Rechten Gottes und alles ist seinen Füßen unterworfen. Bald wird Er seine Herrschaft antreten als der „Sohn des Menschen“, dem der ganze Erdkreis unterworfen ist (s. Heb 2,5-9).
Das ungläubige Volk der Juden hat den Herrn Jesus nicht in diesen Herrlichkeiten erkannt, die schon im Alten Testament angekündigt waren. Entsprechend wird neben der für Lukas typischen Beschreibung des Sohnes des Menschen in diesem Evangelium auch die Unkenntnis der Menschen über diese einzigartige Person beson­ders deutlich. Lukas berichtet, dass Er schon als 12-Jähriger sogar von den eigenen Eltern nicht verstanden wur­de: „Kind, warum hast du uns das angetan?“ (Lk 2,48), fragte die besorgte Mutter, als sie den Knaben im Tempel gefunden hatte und nicht erkannte, dass Er in dem sein muss, was seines Vaters ist (s. Lk 2,49).

Die Frage der Menschen

Ausgehend von dem Unverständnis der Eltern berichtet Lukas im weiteren Verlauf von vier unterschiedlichen Personen(gruppen), die alle durch die Frage: „Wer ist denn dieser?“, die Unkenntnis im ganzen Volk Israel über den „Sohn des Menschen“ zum Ausdruck bringen:

  • „Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen und sagten: Wer ist dieser, der Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben, außer Gott allein?“ (Lk 5,21).
  • „Und die mit zu Tisch lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt?“ (Lk 7,49).
  • „Erschrocken aber erstaunten sie und sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass er auch den Winden und dem Wasser gebietet und sie ihm gehorchen?“ (Lk 8,25).
  • „Herodes aber sprach: Johannes habe ich enthauptet; wer aber ist dieser, von dem ich Derartiges höre?“ (Lk 9,9).

Diese vier Fragen im Lukas-Evangelium bezeugen immer wieder: „Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an“ (Joh 1,10.11).
Ganz ähnlich wird dies schon vorbildlich durch das Manna angedeutet, das auf das Kommen des „wahrhaftigen Brotes“ aus dem Himmel auf die Erde in der Person Christi als Mensch hinweist (s. Joh 6,32). Auch damals begegneten die Israeliten der Gabe Gottes in Unkenntnis und „sprachen einer zum anderen: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war“ (2. Mo 16,15).

Die Antwort Gottes

Wenn Lukas durch diese vierfache Frage die Unkenntnis der Menschen über den „Sohn des Menschen“ offenbart, finden wir in diesem Evangelium aber auch die Antwort Gottes auf die Frage „Wer ist denn dieser?“: „Und eine Stimme erging aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört“ (Lk 9,35).
Somit wird eindeutig vom Himmel her (aus der Wolke) von Gott selbst bezeugt, dass der „Sohn des Menschen“ auch der Sohn Gottes ist. Diese einzigartige Größe der Person Christi haben die Menschen nicht erkannt und auch nicht erkennen wollen, „denn nach ihrem Willen ist ihnen dies verborgen“ (2. Pet 3,5) – damals wie heute.

Gott selbst bezeugt vom Himmel her, dass der „Sohn des Menschen“ auch der Sohn Gottes ist.


Unsere Antwort

Auch (und besonders) in der heutigen Zeit wird Christus als „Sohn des Menschen“ und auch als Sohn Gottes nicht erkannt, sondern abgelehnt. Dass dieser Mensch damals vor etwa 2.000 Jahren gelebt habe und ein einflussreicher Prophet gewesen sei, wird im Allgemeinen noch anerkannt.
Doch sogar in der bekennenden Christenheit werden bestimmte Bibel­übersetzungen so verfasst, dass die Stellen, die in klarer Weise die Sohnschaft Christi bezeugen, abgeschwächt oder sogar verfälscht wiedergegeben werden. Beispielsweise wird das eindeutige Zeugnis des Apostels Johan­nes über die Sohnschaft Christi: „Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20), im Text der Neue-Welt-Übersetzung mit den unpräzisen Worten: „Das ist der wahre Gott und das ewige Leben“, übersetzt, so dass die grundtextliche Eindeutigkeit des Zeugnisses über die Person Christi als Sohn Gottes verloren geht („Das ist …“, statt: „Dieser ist …“). Wie ernst und traurig zugleich ist dieser aktuelle Zustand in dem großen Haus der Namenschristenheit.
Doch die wahre Größe und Herrlichkeit seiner Person wird demjenigen offenbar, der im Gehorsam Ihm nachfolgt, an seinem Wort festhält und gemäß der Stimme des Vaters auf „ihn hört“. So konnte Petrus Ihn als Sohn des lebendigen Gottes bekennen, weil der Vater es ihm offenbaren konnte (s. Mt 16,17).
Wie schön, wenn auch unsere Antwort auf die Frage: „Wer ist denn dieser?“, die herrliche Größe Christi als Gott und Mensch bezeugen kann! In einer Zeit, die immer mehr durch Unkenntnis und Ablehnung seiner Person gekennzeichnet ist, ist solch ein Zeugnis dem Herrn Jesus besonders wertvoll.

Matthias Wölfinger

Sage nicht: Ich bin zu alt

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„Und Barsillai, der Gileaditer, kam von Rogelim herab und ging mit dem König über den Jordan … Barsillai war aber sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren; und er hatte den König versorgt, als er in Machanaim weilte, denn er war ein sehr reicher Mann. Und der König sprach zu Barsillai: Geh du mit mir hinüber, und ich will dich bei mir in Jerusalem versorgen. Und Barsillai sprach zum König: Wie viele sind noch die Tage meiner Lebensjahre …? Ich bin heute achtzig Jahre alt … Und warum sollte dein Knecht meinem Herrn, dem König, noch zur Last sein? … Und der König sprach: … und alles, was du von mir begehren wirst, will ich für dich tun … Und der König küsste Barsillai und segnete ihn“ (2. Sam 19,32-40).

Ältere Menschen fühlen sich oft
auf ein Abstellgleis gestellt. Sie
meinen, dass es keine Aufgaben mehr für sie gäbe. Aber kann man zu alt sein, um von Gott gesegnet zu werden und für andere ein Segen zu sein? Sicher nicht – denn Gott möchte die Alten und die Jungen segnen und sie zu seinem Lob und zum Segen für andere gebrauchen.

Das Beispiel Barsillais

Barsillai, der Gileaditer, ist darin ein schönes Vorbild. Er war schon sehr alt – achtzig Jahre. Die Beschwerden und Einschränkungen des Alters empfand auch er: „Ich bin heute achtzig Jahre alt; kann ich Gutes und Schlechtes unterscheiden? Oder kann dein Knecht schmecken, was ich esse und was ich trinke? Oder kann ich noch auf die Stimme der Sänger und der Sängerinnen horchen?“ (V. 36).
Aber – „der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren“ (Spr 17,17). David war in großer Bedrängnis und es war ihm so schwer ums Herz. Mit nur einigen wenigen Getreuen war er in der Wüste – hungrig, erschöpft und durstig. Und so machte sich Barsillai auf, um seinen Freund David mit „Betten und Becken und Töpfergefäßen und Weizen und Gerste und Mehl“ und anderen nützlichen Dingen zu versorgen (s. 2. Sam 17,28), als dieser vor seinem Sohn Absalom ins Exil flüchten musste.

Auch im Alter zum Geben bereit

König David ist in diesen Umständen ein Vorbild auf den Herrn Jesus, der sich „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat und dessen Füßen Gott alles unterworfen hat (s. Heb 2,7.8). Doch die Zeit seiner sichtbaren Herrschaft auf Erden im Friedensreich ist noch nicht gekommen. Er ist noch der von Menschen Verworfene: „… jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen“ (Heb 2,8). Deshalb ist es eine Freude für sein Herz, wenn Er solche findet, die Ihn in dieser Zeit ehren und für die Seinen zum Segen sein möchten.
Und ganz praktisch verstehen wir, dass es eine große Ermutigung für David war, dass er diese Unterstützung erleben durfte. Auch heute ist es eine Freude für jeden, der in Not ist, wenn er Unterstützung erfährt und weiß, dass für ihn gebetet wird. Und auch der Herr Jesus freut sich, wenn wir so füreinander da sind.

Das Beten und das Flehen für jede Not um uns her,
sag’, ist das keine Arbeit, sag’,
ist dir das zu schwer?

Barsillai, ein sehr reicher Mann, dachte nicht an sich. Er kam nicht, um etwas von David zu empfangen, sondern um ihm etwas zu bringen. Und Er brachte außer Nahrungsmitteln vor allem Bet­ten. David und sein Volk sollten sich ausruhen können vor dem Kampf.
Betten sprechen von „Ruhe finden“. Es sollte unser Wunsch sein, dass der Herr Jesus, in einer Welt, in der Er verworfen ist, einen „Platz der Ruhe“ persönlich in unseren Herzen findet. Er möchte gerne „durch den Glauben in unseren Herzen wohnen“ (s. Eph 3,17). Wenn wir Ihm unsere Liebe zeigen, indem wir sein Wort halten, seine Rechte als Herr anerkennen und den Wunsch haben, das zu tun, was Ihm wohlgefällt, will Er zu uns kommen, um „Wohnung bei uns zu machen“ (s. Joh 14,23). Das dürfen wir für uns selbst erleben und das darf ein wichtiger Gebetsinhalt in der Fürbitte für andere sein! Ein Gebet, das wir besonders dann, wenn wir schon älter geworden sind, für uns und andere vor Gott bringen dürfen!

Der Herr vergisst nichts

David erfährt die Rettung des Herrn. Seine Erfahrungen mit Gott werden uns in Psalm 3 geschildert: „Du aber, Herr, bist ein Schild um mich her, meine Herrlichkeit und der, der mein Haupt emporhebt … von dem Herrn ist die Rettung“ (V. 4.9). David vertraut auf den Herrn, bevor die Rettung da ist. Deshalb kann er sich niederlegen und schlafen trotz der vielen Verfolger. Und er erlebt, dass die Gerechtigkeit siegt – Absalom fällt im Kampf.
David hat nicht vergessen, was der betagte Barsillai für ihn und seine Getreuen in Zeiten der Not getan hat, wie er ihn versorgt hat, als er in Machanaim weilte. Er möchte so gern dem ergrauten Freund seine Wohltaten vergelten. Er lädt ihn zu sich in den Palast des Königs ein: „Geh du mit mir hinüber, und ich will dich bei mir in Jerusalem versorgen“ (2. Sam 19,34).

Ein heute noch gültiges Versprechen

Dieses Angebot der Liebe Gottes gilt dir heute ganz persönlich: Der Herr Jesus will Gemeinschaft mit dir haben und fordert dich freundlich auf: Geh mit mir und bleib bei mir! Ich will dich versorgen, gerade im Alter, wo du mich so nötig hast! Dann, wenn die frühere Kraft immer mehr schwindet und du bang und sorgenvoll in die Zukunft schaust.
Wenn Er für uns sorgen will, sind dann unsere Sorgen nicht überflüssig? Wir lesen in 1. Petrus 5,7: Werft „all eure Sorge auf ihn“, „denn er ist besorgt für euch“. Auf Ihn werfen, dem so viel an dir liegt und dem „alle Gewalt gegeben [ist] im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18).
David versichert Barsillai: „… und alles, was du von mir begehren wirst, will ich für dich tun.“ „Bittet, und es wird euch gegeben werden“, fordert uns der Herr Jesus in Lukas 11,9 auf. Er stellt uns damit gewissermaßen einen Blankoscheck aus. Lösen wir ihn doch ein!
Nehmen wir Ihn beim Wort und legen wir Ihm in allen Lebenslagen, zu jeder Zeit alle unsere Anliegen vor. Wir ehren den Herrn dadurch, dass wir Ihm die Erhörung unserer Gebete zutrauen. „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet“ (Jak 4,2), ist eine Erklärung für unsere oft mangelnden Erfahrungen mit dem Herrn. Stellen wir uns das Bild vor: Der König küsst Barsillai und segnet ihn … und sein Segen gilt auch dessen Söhnen (s. 1. Kön 2,7). Welch eine Ehre für den betagten Mann.
Die segnenden Hände des verherrlichten Herrn im Himmel sind über dir ausgebreitet – und Er lebt allezeit, um sich für dich zu verwenden (s. Heb 7,25).
Deshalb fasse Mut in der Nachfolge eines solchen Herrn!

Friedhelm Müller

Es ist ganz gleich, ob man achtzig oder zehn,
man darf in den Spuren seines Heilandes geh’n.
Manche meinen, mit achtzig sei das Leben vorbei,
doch lebt man mit Gott, ist das Alter einerlei.
Er segnet, Er trägt, Er gebraucht seine Leute
mit zehn oder dreißig oder achtzig auch heute.
(aus einem privaten Gedicht von R. St. anlässlich eines 80. Geburtstags)

Ein Besuch in Philippi

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Die Versammlung an einem Ort besteht aus allen wiedergeborenen Christen, die an diesem Ort wohnen. Genauso besteht die eine weltweite Versammlung aus allen wiedergeborenen Christen auf der ganzen Erde. Das bleibt wahr, auch losgelöst von der Frage, ob und wie diese Gläubigen sich versammeln.

In einem Zusammenkommen als Versammlung wird diese bestehen­de Wahrheit von der einen Versammlung praktisch ausgelebt. So­wohl die örtliche als auch die weltweite Versammlung wird sichtbar in diesem Zusammenkommen am Ort. Neben anderen Aspekten macht das die Wichtigkeit des Zusammen­kommens deutlich, denn Gott wünscht, dass die Wahrheit von sei­ner Versammlung ausgelebt wird. Das spornt uns an, entsprechend den Belehrungen aus Gottes Wort zusammenzukommen und die Einheit der einen Versammlung praktisch zu bewahren und auszuleben (s. Eph 4,1-3)[1]. Unabhängigkeit örtlicher Gemeinden werden wir entschieden ablehnen und auch ver­stehen, dass die Entscheidungen einer örtlichen Versammlung weltweit Gültigkeit haben.

Ein aufschlussreiches Beispiel

So wahr es ist, dass die Versammlung eine wunderbare Einheit ist, so wahr ist es auch, dass sie aus vielen einzelnen Gliedern besteht, die wiederum sowohl untereinander als auch mit dem Herrn Jesus, dem verherrlichten Haupt, verbunden sind. So ist die Versammlung als der eine Leib Christi durch Vielfalt in der Einheit und durch Einheit in der Vielfalt gekennzeichnet. Das war auch zu biblischen Zeiten in Philippi so. Es bestand dort die eine Versammlung am Ort, die von den vielen einzelnen Gläubigen gebildet wurde. Einige davon werden uns mit Namen genannt und wir können viel von dem lernen, was die Bibel über sie berichtet, wenn wir durch das Lesen der Bibelstellen im übertragenen Sinn einen „Besuch“ in Philippi machen.

Lydia

Zuerst finden wir in Apostelgeschichte 16,14.15 eine Frau mit Namen Ly­dia. Sie stammte ursprünglich aus Thya­tira, wohnte aber jetzt in Philippi und arbeitete als Purpurhändlerin. Wir können davon ausgehen, dass sie ei­ne wohlhabende Frau war. Doch das war nicht entscheidend. Wichtig war, dass sie gottesfürchtig war und regelmäßig einen Platz vor der Stadt aufsuchte, um sich dort am Fluss mit einigen weiteren Frauen zum Gebet zu treffen.
Dorthin kam Paulus und brachte die Botschaft des Heils in dem Herrn Jesus. Lydia hörte gut zu, nahm die Worte glaubend an und der Herr öffnete ihr Herz. Sie wurde getauft und zeigte durch das Ausüben von Gastfreundschaft ein wichtiges Kennzeichen des neuen Lebens, das Gemeinschaft mit anderen Gläubigen sucht. Dabei verstand sie, dass Gemeinschaft nur dann möglich ist, wenn man dem Herrn treu ist (s. Apg 16,15). Vielleicht war Lydia die erste wiedergeborene Christin in Philippi. Jedenfalls ist sie ein anspornendes Beispiel für jede Schwester und auch für jeden Bruder.

Der Gefängnisaufseher

Die nächste Person, die wir in Philippi antreffen, ist der Gefängnisaufseher. Wie anders war sein Beruf als der von Lydia. Durch das Erdbeben im Gefängnis in eine ausweglose Situation gekommen, fragte er Paulus und Si­las, was er tun müsse, um errettet zu werden. Er folgte der Erklärung von Paulus und nahm den Herrn Jesus im Glauben an. Jetzt war er in der glei­chen Stellung vor Gott wie Lydia, auch wenn ihre irdische Situation so unterschiedlich war. Und bei ihm zeigte sich das neue Leben in gleichen Kennzeichen – in Gastfreundschaft und in geschwisterlicher Liebe, in der er die Striemen seiner ehemaligen Gefangenen abwusch. Auch der Gefängnisaufseher ließ sich taufen und stellte sich damit öffentlich auf die Seite des Herrn Jesus.
Eine besondere Ermutigung liegt darin, dass auch sein ganzes Haus – alle, die zum Haushalt gehörten – glaubte. Wir finden bestätigt, dass Gott ganze Häuser retten will. Er sagte schon zu Noah: „Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus“ (1. Mo 7,1). Das macht uns Mut, weiter zu beten, falls einer unserer Angehörigen noch nicht errettet ist.

Epaphroditus

Etwa zehn Jahre nach seinem Besuch in Philippi schrieb Paulus einen Brief an die Versammlung dort. Der Anlass war eine Gabe der Philipper, die Epaphroditus – einer der Gläubigen aus dieser Versammlung – dem in Rom gefangenen Apostel überbracht hatte. Dabei war er krank geworden, nicht nur ein wenig, sondern so sehr, dass er tatsächlich in Lebensgefahr gekommen war.
Paulus erwähnt diesen treuen Bru­der, der gewissenhaft die Gabe der Philipper überbracht hatte, im glei­chen Kapitel, in dem er den Herrn Jesus als unser großes Vorbild vorstellt. Die Gesinnung des Herrn Jesus war die Gesinnung der Demut und des Gehorsams. Er machte sich selbst zu nichts und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz.
Diese Gesinnung soll auch uns kennzeichnen. Vielleicht denken wir dabei, dass wir das Vorbild des Herrn Jesus nie erreichen werden. Aber das soll uns nicht mutlos machen, denn sowohl Timotheus als auch Epaphroditus, die Paulus beide im gleichen Kapitel nennt, haben diese Gesinnung ebenfalls offenbart. So macht Gott uns unter anderem durch Epaphroditus Mut, in echter Demut und in Gehorsam nicht an uns zu denken, sondern für die Dinge des Herrn und das Wohl der Seinen besorgt zu sein (s. Phil 2,20.26).

Evodia und Synthyche

Zwei weitere Schwestern treffen wir in Philippi an, deren Namen genannt werden. Es sind die beiden Schwes­tern Evodia und Synthyche. Sie hatten mitgekämpft im Evangelium und dabei bewiesen, dass sie zu einem guten Miteinander in der Lage waren. Paulus hatte das nicht vergessen und erwähn­te es lobend in Philipper 4.
Doch leider waren diese beiden Schwestern nicht mehr gleich gesinnt untereinander. Sie hatten nicht mehr die Gesinnung, die auch in Christus Jesus war, sie dachten nicht mehr gleich, sie hatten nicht mehr die gleiche Ausrichtung auf den Herrn Jesus hin.
Epaphroditus sollte ihnen beistehen und dabei helfen, wieder gleich gesinnt zu werden. Es war eine so wichtige Angelegenheit, dass Paulus sie öffentlich in seinem Brief zur Sprache brachte. Dabei ermahnte er, dass sie wieder gleich gesinnt sein sollen im Herrn. Es kann keinen anderen Weg geben, um die gleiche Gesinnung zu haben, als die Übereinstimmung mit dem Herrn und die Ausrichtung auf Ihn. Nur in Ihm und in Übereinstimmung mit seinem Wort können wir in guter Weise gleich gesinnt sein und genau dahin sollten diese beiden Schwestern wieder kommen.

Es kann keinen anderen Weg geben, um die gleiche Gesinnung zu haben, als die Übereinstimmung mit dem Herrn und die Ausrichtung auf Ihn.

Schon in der Anfangszeit des christlichen Zeugnisses gab es diese Schwie­rigkeiten. Paulus musste in seinem Brief von solchen schreiben, die Chris­tus aus falschen Beweggründen verkündigten. Mit ihnen konnte Paulus sich nicht verbinden. Er freute sich darüber, dass Christus verkündigt wurde, aber er forderte nicht zur Zusammenarbeit mit diesen Menschen auf. Bei Evodia und Synthyche wirkte er darauf hin, dass die Dinge, die nicht in Ordnung waren, wieder in Ordnung kamen.
Das ist auch für uns in unseren Tagen ein wichtiges Thema. Gleich gesinnt zu sein im Herrn, dem wollen wir von Herzen nachstreben.

Clemens

Nur kurz erwähnt Paulus einen wei­teren Gläubigen. Es ist Clemens, des­sen Name so viel bedeutet wie „der Sanftmütige, Milde, Gnädige“. Dieser Bruder war sowohl ein Mitarbeiter als auch ein Mitkämpfer von Paulus gewesen.
Ein gutes Miteinander in der Arbeit für den Herrn – das ist auch heute wichtig. Und besonders dann, wenn es schwierig wird, wenn Kampf nötig wird. Die Schwierigkeiten sollten uns nicht auseinanderbringen, sondern zusammenschweißen. Das geht dann, wenn es uns um den Herrn und um seine Interessen geht und wenn wir das ganze Wort Gottes in Gehorsam und Treue befolgen wollen.

Lukas

Zum Schluss denken wir noch an einen weiteren Bruder, der lange Zeit in Philippi lebte. Es war Lukas, der Paulus auf seiner zweiten Missionsreise begleitet hatte und dann in Phi­lippi geblieben war. Erst während der dritten Missionsreise traf Lukas in Troas wieder auf Paulus, um ihn von da an wieder zu begleiten (vgl. „sie“ in Apg 17,1 und „wir“ in Apg 20,6 ff.).
Dieser Bruder war mit seinen Fähigkeiten als Arzt eine wertvolle Hilfe für Paulus. Auch hatte er sorgfältig die Dinge, die den Herrn Jesus betreffen, untersucht und sie aufgeschrieben (s. Lk 1,3). Bis zum Schluss blieb er Paulus treu, er war bei ihm, als alle, die in Asien waren, ihn verlassen hatten (s. 2. Tim 4,11). Das war nicht nur eine äußerliche Sache, es bedeutete auch, dass er festhielt an dem, was Paulus verkündigte. Wir können da­von ausgehen, dass er in Philippi einen wertvollen Dienst getan hat, der zum Nutzen der Gläubigen dort gewesen ist.

Ein gutes Miteinander in der Arbeit für den Herrn ist auch heute wichtig, besonders wenn Kampf nötig ist. Das gelingt dann, wenn es uns um den Herrn und seine Interessen geht und wir das ganze Wort Gottes in Gehorsam und Treue befolgen wollen.

Alle diese Personen (und noch mehr) gehörten zur Versammlung Gottes in Philippi. Sie waren sehr unterschied­lich, aber sie hatten einen gemein­samen Glauben und wollten mitei­nander eines Sinnes sein, „Christus Jesus gemäß“ (Röm 15,5). So wollten sie den Weg mit dem Herrn gehen. Sie sind uns ein großer Ansporn darin.

Christian Rosenthal


Fußnoten:

  1. Die Aufforderung, die Einheit des Geistes im Band des Friedens zu bewahren, zielt darauf hin, die Wahrheit von der einen Versammlung praktisch auszuleben – am Ort und über den Ort hinaus.

Es geht nur gemeinsam

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Der Pharao versuchte, mit allen Mitteln zu verhindern, dass Gott das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten führte. Doch Mose blieb fest und bestand unter anderem darauf, dass sie mit ihren Jungen und mit ihren Alten ziehen wollten (s. 2. Mo 10,9).

Doch der Pharao wollte das verhindern. Hinter diesem Plan stand der Teufel und an seiner Taktik hat sich nichts geändert. Auch heute setzt er alles daran, Spaltung und Zwietracht im Volk Gottes zu säen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Miteinander der Generationen. Denn eine gute Gemeinschaft, wie wir sie zum Beispiel bei Elia und Elisa finden, ist dem Widersacher Gottes stets ein Dorn im Auge.

Ein von Gott gewollter Vorgang

denen Stellen, dass Aufgaben im Dienst für den Herrn weitergegeben werden. Im Alten Testament gehört der Dienst der Leviten dazu. Hier finden wir sogar klare Altersangaben, wann die Leviten ihren Dienst beginnen sollten und in welchem Alter sie ihre Aufgabe am Zelt der Zusammenkunft in jüngere Hände legen mussten (s. 4. Mo 4,3; 8,24; 1. Chr 23,24).
Im Neuen Testament fordert der Apos­tel Paulus Timotheus auf: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren“ (2. Tim 2,2).
Und da ist vor allem der Herr Jesus selbst, der für seine Jünger zu seinem Gott und Vater betet: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt“ (Joh 17,18).

Nicht stehen bleiben

Der Staffellauf gibt uns ein gut verständliches Beispiel für das gute Mit­einander der Generationen und den fließenden Übergang von Aufga­ben im Werk des Herrn von einer Generation auf die nächste.
Dass der Stabwechsel nicht gelingen kann, wenn einer der Läufer einfach stehen bleibt, leuchtet sicher jedem ein. Bleibt der Startläufer stehen, kommt das Staffelholz gar nicht erst in der Wechselzone an. Läuft der nächste Läufer nicht los, verlässt es die Wechselzone nicht mehr.

Im geistlichen Leben bleibe ich stehen, wenn ich mich nicht (mehr) mit Gottes Wort beschäftige, nicht darum bete, was Gott mir mit dem Gelesenen sagen möchte und wie ich es mit seiner Hilfe verwirklichen kann.


Herausforderungen für den Läufer mit Stab

zu weit laufen

Die Übergabe des Staffelholzes kann aber auch dann noch scheitern. Angenommen, ein einzelner Läufer woll­te die gesamte Strecke allein laufen, weil er gerade so gut in Schwung ist.
Das wäre ein unsinniges Vorhaben, bei dem er keine Chance auf den Sieg hat. Denn der Weltrekord im 400-Meter-Lauf der Männer liegt aktuell bei 43,03 Sekunden, während die bisher schnellste 4 × 100-Meter-Staffel 36,84 Sekunden lief.
Ich kann mich noch so rüstig fühlen und an allem rege teilnehmen, irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es nicht mehr geht. Auf einmal wollen die Beine oder die Augen nicht mehr so wie früher, vielleicht lässt auch das Gedächtnis nach. Oder ich verstehe die Zusammenhänge des komplexer werdenden Schul- und Arbeitslebens nicht mehr so recht. Ganz natürliche Vorgänge, die dem einen früher, dem anderen später widerfahren.

zu lange festhalten

Da niemand diesen Zeitpunkt selbst im Voraus kennt, ist es wichtig, die Jüngeren beizeiten an die Aufgaben heranzuführen, die sie so oder so irgendwann übernehmen müssen. Solange wir selbst noch fit sind, kön­nen wir ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Andernfalls müssen sie unvor­bereitet in die Bresche springen, hat der Herr uns erst einmal „zur Ruhe gesetzt“.
Vermutlich ein Grund, weshalb der aktive Dienst der Leviten an der Stiftshütte im Alter von 50 Jahren endete. Von diesem Zeitpunkt an war nicht mehr ihre eigene Kraft gefragt, um etwa die Geräte durch die Wüste zu tragen. Dafür waren jetzt jüngere Le­viten zuständig.
Als Ältere mussten sie deshalb aber nicht tatenlos zusehen. Sie durften die in vielen Jahren des Dienstes gewonnenen Erfahrungen an die Jün­geren weitergeben. Vergleichbares schreibt der Apostel Petrus: „Ich will mich aber befleißigen, dass ihr auch zu jeder Zeit nach meinem Abschied imstande seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen“ (2. Pet 1,15).

Heute gibt es anders als für die Leviten damals keine fest verankerte Altersgrenze mehr im Wort Gottes, ab der ich dem Herrn nicht mehr dienen dürfte. Der Herr wird aber jedem Gläubigen persönlich den richtigen Zeitpunkt zeigen, ab dem er den Dienst in andere Hände übergeben soll.


zu früh langsamer werden

Aus der Altersobergrenze für den Dienst der Leviten ergibt sich auch, dass sie im Normalfall nicht vor dem 50. Lebensjahr aus dem Dienst ausschieden. Das an sich sinnvolle Bestre­ben, Jüngere in den Dienst hineinwach­sen zu lassen, darf nicht dazu führen, sich vor der Zeit aus den von Gott gegebenen Aufgaben zurückzuziehen. Denn es gibt genügend Aufgaben, die erst dann den Gedanken Gottes entsprechend erfüllt werden können, wenn entsprechende Erfahrungen in der Le­bens­schule Gottes gesammelt wurden. Aus gutem Grund schreibt Paulus dem Timotheus, dass Neulinge im Glauben für Aufseherdienste in der Versammlung Gottes nicht geeignet sind (s. 1. Tim 3,6). Der Apostel nennt in den vorhergehenden Versen sogar einige Voraussetzungen für Aufseher, die eine gewisse Bewährung erforderlich machen.[1]

Herausforderungen für den Läufer ohne Stab

zu früh loslaufen

Die Weitergabe des Staffelholzes wird auch misslingen, wenn der über­nehmende Läufer zu früh losläuft. Der Frühstart ist eine nicht zu un­terschätzende Gefahr. Nicht nur im Berufsleben scharren Jüngere heute oft „mit den Hufen“ und warten nur darauf, Ältere endlich beiseitezuschie­ben. Wie groß der Schaden sein kann, wird meistens dann deutlich, wenn es nicht mehr rund läuft und Fehler auftreten, die mit der Erfahrung der aufs Abstellgleis geschobenen Älteren oft hätten vermieden werden können.
Vielleicht auch ein Grund, warum die Leviten nach den Gedanken Gottes erst mit 30 Jahren den Dienst an der Stiftshütte übernehmen sollten. Für jede der Familien des Stammes Levi wird in 4. Mose 4 ausdrücklich darauf hingewiesen.
Auf die heutige Zeit übertragen gilt es, im geistlichen Sinn 30 zu werden. Erst dann ist die Zeit reif, das Staffelholz zu übernehmen. Nicht früher und nicht später.

Die innere Zubereitung und Vorbereitung der Leviten auf den Dienst dauerte fast 30 Jahre, die Zeit ihres aktiven Dienstes nur 20 Jahre. Dieses Verhältnis zeigt, welch schlechter Ratgeber die Ungeduld ist.


zu spät loslaufen

Der richtige Moment der Übergabe kann aber auch durch zu spätes Loslaufen verpasst werden. Um das zu vermeiden, sorgte Gott nach 4. Mose 8,24 dafür, dass die Leviten ab dem 25. Lebensjahr in den Dienst traten[2].
abei schien es sich um eine Art Lehrzeit zur Vorbereitung auf den Dienst zu handeln, den sie dann ab 30 auszuführen hatten. Spätestens an seinem 25. Geburtstag wird also jedem jungen Leviten klar geworden sein, dass er sich auf die anstehenden Aufgaben vorbereiten musste. Wie bewusst sind wir uns dessen noch?
Den richtigen Zeitpunkt zum Loslaufen zu verpassen, ist auch durch falsche Zurückhaltung möglich. So musste Timotheus von Paulus ermahnt werden, die ihm gegebene Gnadengabe nicht zu vernachlässigen, sondern sie zur Ehre des Herrn und zum Wohl der Gläubigen einzusetzen. Timotheus erhielt diese ermunternde Ermahnung[3], nachdem der Apostel ihn aufgefordert hatte, sich so zu verhalten, wie es seinem noch jüngeren Alter angemessen war (s. 1. Tim 4, 11.12.14).

intensives Training

Erst ab dem Moment würdig des Herrn zu wandeln, wenn ein Dienst für den Herrn übernommen werden soll, funktioniert nicht. Denn ein dem Herrn würdiger Wandel ist eine der Voraussetzungen, überhaupt für die Übernahme eines Dienstes für den Herrn befähigt zu werden. „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu“, sagt der Herr im Gleichnis vom ungerechten Verwalter in Lukas 16,10.
Deshalb ist es so wichtig, die Zeit zu nutzen, die bildlich gesprochen zwischen unserer Zählung – diesen Augenblick können wir vielleicht auf unsere Bekehrung anwenden – und dem Diensteintritt liegt, um in der Stille in Gottes Wort heimisch und für die Menschen in unserem Umfeld wahrnehmbar Täter seines Wortes zu werden.

nicht zu schnell loslaufen

Starte ich zu schnell, kann sich mein Vorgänger noch so sehr anstrengen und seinen Arm immer weiter ausstrecken – er kann mir das Staffelholz nicht mehr rechtzeitig in die Hand drücken. Und mit jedem Schritt wird die Lücke größer, so dass das Staffelholz zwangsläufig zu Boden fallen muss.
Wenn wir die Verse 11 bis 16 aus 1. Timotheus 4 sorgfältig lesen, sie auf uns wirken lassen und in unserem praktischen Handeln verwirklichen, schenkt uns Gottes Wort ein wirksames Hilfsmittel zur Geschwindigkeitsregulierung. Denn alles, was der Apostel Paulus seinem Mitarbeiter Timotheus in diesen Versen aufträgt, nimmt ganz natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch, um es verwirklichen zu können.

Nur im Miteinander geht es

Der entscheidende Fehler, der die Übergabe des Staffelholzes misslingen lässt, kann also jedem der beiden Läufer passieren. Nicht zu vergessen ist außerdem die Möglichkeit, dass beiden gleichzeitig ein Fehler unterläuft. Aus diesem Grund trainieren Staffelläufer den Stabwechsel so lange, bis sie ihn „blind“ beherrschen und jeder weiß, was der andere gerade tut und was man selbst in diesem Augenblick zu tun hat.
Wie viel mehr tun wir als Christen gut daran, uns im täglichen Miteinander von Alt und Jung auf den Augenblick der „Stabübergabe“ vorzubereiten. Denn in geistlicher Hinsicht haben Jung und Alt nicht nur in der „Wechselzone des Rennens“ Kontakt miteinander, sondern sind den gan­zen Wettlauf lang gemeinsam in Bewegung (während im Unterschied dazu im irdischen Staffellauf immer nur ein Läufer aktiv ist). Den richtigen Zeitpunkt zum Loslassen wird Gott uns dann ebenso zeigen wie den zum Übernehmen des Staffelholzes.

Stefan Busch


Fußnoten:

  1. Die Erfüllung der in diesem Abschnitt genannten Voraussetzungen unterliegt übrigens nicht der eigenen Beurteilung, sondern der Beurteilung derer, die jemanden auf seinem Glaubensweg beobachten. Damit soll nicht gesagt werden, Älteste oder Aufseher müssten durch die Geschwister an einem Ort gewählt oder eingesetzt werden. Es geht vielmehr darum, dass sich jemand nicht selbst Eigenschaften zuspricht, die er gar nicht hat. Letztlich steht über allem die Beurteilung durch den Herrn.

  2. Zur Zeit Davids und noch später zur Zeit des Königs Jehiskia wurden die Leviten bereits mit 20 Jahren zum Dienst im Heiligtum gemustert. Dafür gibt es gleich zwei mögliche Gründe: Zum einen gab es weniger Männer im Stamm Levi als zur Zeit der Wüstenwanderung, und zum anderen änderte sich der Dienst der Leviten mit der Einweihung des Tempels in Jerusalem, denn das Zelt der Zusammenkunft musste nun nicht mehr durch die Wüste getragen werden.

  3. Im Griechischen steht für „ermuntern“ und „ermahnen“ übrigens das gleiche Wort, parakaleo, das auch mit „auffordern“ übersetzt werden kann.

Verschiedene Wirkungsorte des vollkommenen Dieners

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Markus stellt uns den Herrn Jesus in seinem Evangelium als den vollkommenen Diener vor. Wie hingebungsvoll und rastlos Er diente, erkennen wir bereits im ersten Kapitel, in dem Markus uns zwei ausgefüllte Tage dieses unermüdlichen Dieners beschreibt (s. V. 16-45). Dabei sehen wir Ihn in vielen unterschiedlichen Situationen, wie Er auf ganz verschiedene Weise Gott und den Menschen diente. Aber nicht nur das: Sein Dienst war auch nicht auf einen Ort beschränkt, sondern erstreckte sich auf vielfältige Bereiche. Auch darin dürfen wir un­se­rem vollkommenen Lehrer nachei­fern. Drei dieser Bereiche wollen wir uns nachfolgend etwas näher ansehen.

In der Synagoge

„Und sie gehen nach Kapernaum hinein. Und sogleich am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte.“
(Mk 1,21)

„Und sogleich war in ihrer Synagoge ein Mensch mit einem unreinen Geist.“
(Mk 1,23)

Der Herr Jesus ging am Sabbat in die Synagoge von Kapernaum. Dort begegnete Ihm ein Mensch mit einem unreinen Geist, dem Er mit Vollmacht gebot, auszufahren. Die Synagoge war ein wichtiger Ort für die Juden. Hier versammelten sie sich, um das Gesetz zu lesen und es zu lehren. Während seines öffentlichen Dienstes zog der Herr durch Städte und Dörfer und lehrte auch in den Synagogen (s. Mt 9,35).
Wir Christen haben nichts mit Syna­gogen zu tun. Aber wir dürfen in der Anwendung auf uns an die Zusam­menkünfte denken. An Aufgaben mangelt es hier sicher nicht. Dabei denken wir nicht nur an geistliche Dienste (z. B. Beteiligung in den Versammlungsstunden, Mitarbeit in der Sonntagschule und Jugendstunde), sondern auch an ganz praktische (z. B. Instandhaltungsarbeiten am Versammlungsgebäude, das Reinigen des Versammlungssaals, der Abhol­dienst für kranke und ältere Geschwis­ter). Wie bringen wir uns in das Versammlungsleben der Gläubigen ein? Lasst uns unseren Glaubensge­schwis­tern dienen – in geistlicher, aber auch in ganz praktischer Hinsicht (s. Gal 6,10). Letztendlich ist es (auch) eine Frage unserer inneren Einstellung: In welcher Haltung gehen wir in die Zusammenkünfte – nur um etwas zu empfangen oder auch um etwas zu geben?

In den Häusern

„Und sogleich gingen sie aus der Synagoge hinaus und kamen in das Haus von Simon und Andreas, mit Ja­kobus und Johannes.“
(Mk 1,29)

Gerade im Markusevangelium sehen wir, wie der Herr Jesus immer wieder in Häuser ging, um den Menschen dort zu dienen. In der vorliegenden Bege­benheit kam Er mit seinen Jüngern in das Haus von Simon und Andreas. Weil Er in dieses Haus gegangen ist, wurde die Schwiegermutter von Petrus geheilt (s. V. 30.31). Wir erken­nen: Es ist eine Sache, Menschen in versammelter Gemeinschaft (wie damals in der Synagoge) anzutreffen, aber es ist eine ganz andere Sache, ihnen persönlich in dem Umfeld zu begegnen, wo sie zu Hause sind. Ein Besuch im Haus eines Menschen eröffnet einzigartige Einblicke in die speziellen Lebensumstände dieser Person.
Auch unser Arbeitsfeld beschränkt sich nicht auf die Zusammenkünfte, sondern erstreckt sich auch auf die Häuser und Familien der Gläubigen. Dabei denken wir zunächst an unsere eigene Familie, aber auch an die Fa­milien der Glaubensgeschwister, mit denen wir (am Ort) zusammenge­stellt sind.
Nicht alle Nöte und Sorgen können bei beziehungsweise mit jedem angesprochen werden. Im Schutz des häuslichen Umfelds ist ein vertrauensvoller Austausch eher möglich. Und manche Probleme, die uns in den Zusammenkünften verborgen bleiben, treten im häuslichen Umfeld unmittelbar zutage. Wie sieht es damit bei uns aus? Lasst uns auch zu Hause (in unserer Familie) für Ihn tätig sein (z. B. bei der Erziehung und Unterweisung der Kinder). Und pflegen wir auch die Beziehung zu unseren Glaubensgeschwistern. Üben wir Gastfreundschaft – zu Hause und bei Besuchen. Dann werden wir einander dienen können, wenn Hilfe nötig ist.

In der Öffentlichkeit

„Als es aber Abend geworden und die Sonne untergegangen war, brachten sie alle Leidenden und Besessenen zu ihm; und die ganze Stadt war an der Tür versammelt.“
(Mk 1,32.33)

Der Herr Jesus diente in der Synagoge, in den Häusern, aber auch in der Öffentlichkeit. Das wird in der vorlie­genden Begebenheit deutlich. Selbst am Ende dieses langen Tages hatte der unermüdliche Diener noch ein offenes Ohr für jede Not und war bereit, zu heilen. Niemand wurde vertröstet oder abgewiesen.
Auch wir haben im alltäglichen Le­ben neben der Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern in ­vielerlei Hin­sicht noch mit ungläubigen Men­schen zu tun – sei es bei der Arbeit, in der Schule, am Ausbildungsplatz oder beim Bäcker nebenan. Und allen diesen Menschen gegenüber haben wir eine großartige Aufgabe: Wir dürfen ihnen durch unser Verhalten und durch unsere Worte ein Wegweiser zum Heiland sein – auch dadurch, dass wir ihnen gegenüber das Gute wirken (s. Gal 6,10). Fragen wir uns: Wie begegnen wir den (ungläubigen) Menschen, mit denen wir jeden Tag zu tun haben? Es ist gut, wenn wir ein offenes Ohr für ihre Nöte und Sorgen haben und für sie da sind, wenn sie uns brauchen – auch wenn es vielleicht schon Abend geworden ist.

Daniel Melui

Josia - Das Wort Gottes wird wiederentdeckt (Teil 3)

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Die Erweckung unter König Josia hatte ihren Ausgangspunkt in seiner Jugendzeit. Er öffnete früh sein Herz dem Wirken der Gnade Gottes und begann ein entschiedenes Glaubensleben in der Beziehung zu seinem Gott.

Aus der persönlichen Glaubensbeziehung heraus diente er Gott, was sich besonders im Reinigen und Ausbessern des Hauses Gottes zeigte, damit der Gottesdienst nach den Gedanken Gottes wieder stattfinden konnte.
Für uns bedeutet das, im persönlichen Leben dem Herrn bewusst nachzufolgen und die Aufgaben, die der Herr uns inmitten seines Volkes gegeben hat, in Treue auszuführen. Es bedeutet auch ein Interesse an dem Haus Gottes heute, der Versammlung (s. 1. Tim 3,15). Gott wird dann weiter Wachstum und Segen geben.

Das Buch des Gesetzes

Ein weiteres Kennzeichen der Erweckung unter Josia war das Wiederentdecken des Wortes Gottes. Als das Geld herausgenommen wurde, das in das Haus des Herrn gebracht worden war, um die Ausbesserungsarbeiten zu finanzieren, fand der Priester Hil­kija das Buch des Gesetzes des Herrn durch Mose (s. 2. Chr 34,14). Es war offensichtlich völlig aus dem Blickfeld verschwunden.[1]
Ein trauriger Zustand, denn Gott hat­te zu Mose gesagt, der König seines Volkes solle „sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem, was vor den Priestern, den Le­viten, liegt. Und es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen …“ (5. Mo 17,18.19). Gottesfurcht, Gehorsam und Demut würden daraus hervorgehen und sein Leben prägen. Das hatte offensichtlich nicht mehr stattgefunden.

Der entscheidende Unterschied

Leider bewirkte die Wiederentde­ck­ung des Wortes Gottes bei dem Priester Hilkija und auch bei Schaphan, dem Schreiber, keine wirkliche Her­zensbewegung. Für sie war „dieses Buch“ offensichtlich nur eine Randno­tiz wert. Der Fortschritt beim Bau und dessen Finanzierung standen für sie im Vordergrund. Auch das war nicht unwichtig, aber das Wort Gottes, das Priorität haben muss, hatte keine Wir­kung auf ihre Herzen und Gewissen. Ihre Blicke waren möglicherweise durch ihre Betriebsamkeit verstellt. Im­merhin brachte Schaphan das Buch zum König, als er Bericht über das Werk am Haus des Herrn gab.
Ganz anders war es jedoch bei dem König Josia. Als Schaphan zu ihm kam und berichtete, dass der Priester ihm ein Buch gegeben hatte, forderte er ihn offensichtlich auf – auch wenn der Bibeltext das nicht ausdrücklich sagt –, darin zu lesen. Josias Reaktion auf diese Worte war bewegend! „Es geschah, als der König die Worte des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Klei­der“ (2. Chr 34,19). Die Worte hatten ihn in Herz und Gewissen getroffen. Er demütigte sich und war in tiefer Trauer. Das Abweichen von den Anordnungen Gottes stand ihm deutlich vor Augen. Gleichzeitig vertraute er auf die Gnade Gottes und wusste, dass Rettung allein von Ihm kommen konnte.
Josia liebte Gott, aber bis hierhin kannte er sein Wort noch nicht. Bei uns ist es leider manchmal umgekehrt. Wir kennen das Wort oft ganz gut, doch unsere Liebe zu unserem Herrn hält mit unserer Kenntnis nicht Schritt. Das erste Kennzeichen von Liebe ist Gehorsam: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt“ (Joh 14,21).
Das Wort hatte also eine unmittelbare Wirkung auf Josias Herz. Er entdeckte es nicht einfach, sondern er entdeckte es für sich persönlich und war bereit, sich dem Wort Gottes ganz zu unterwerfen. Erweckung beginnt nicht in der Masse, sondern im persönlichen Leben und sie beginnt nicht mit Aktivität, sondern mit Demütigung und Umkehr. Wenn wir Gottes Wort für uns persönlich finden, führt das zu zentralen Weichenstellungen in un­serem Leben.

Josia entdeckte das Gesetz des Herrn nicht einfach, sondern er entdeckte es für sich und war bereit, sich dem Wort Gottes ganz zu unterwerfen. Seinem Beispiel nachzueifern, wird auch für uns zum Segen sein.


Die Wirkung des Wortes

Es wird deutlich: Das Wort Gottes hat eine innewohnende Kraft, es bewirkt Veränderung in den Herzen, wenn es aufgenommen wird. Den Thessa­lonichern schreibt Paulus: „Und da­r­um danken auch wir Gott unab­lässig dafür, dass ihr, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes empfingt, es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt“ (1. Thes 2,13).
Ein wichtiges Kennzeichen ist, dass wir uns dem Wort im Gehorsam un­terwerfen, auch wenn wir nicht alles verstehen. Josia wollte „nach allem tun, was in diesem Buch geschrieben steht“ (s. 2. Chr 34,21). Er war bereit, sich im Gehorsam diesem Wort zu un­terwerfen und es dann auch in seinem praktischen Leben in die Tat umzusetzen. Er brauchte keine menschliche Bestätigung, das Wort selbst gab ihm Gewissheit (s. a. 2. Tim 3,14,15). Das Wort beurteilt uns und nicht wir das Wort, wie es heute in der Christenheit weitgehend geschieht.

Den Herrn befragen

Nun befahl er, den Herrn wegen der Worte des aufgefundenen Buches zu befragen und sandte Boten zur Pro­phetin Hulda. Er kannte noch nicht den direkten Zugang zu Gott, den wir kennen dürfen, aber er wollte weitere Wegweisung von Gott bekommen. Was auch immer Gott antworten würde, er wollte dem nachkommen. Er nahm Gottes Wort nicht nur zur Kenntnis, sondern zog auch die entsprechenden Konsequenzen daraus.
Es ist gut und wichtig, solche zu ken­nen, zu denen wir mit unseren Fra­gen zum Wort Gottes gehen können. Genauso wichtig ist es, die persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn zu pflegen und aus der Beschäftigung mit Gottes Wort gute Antworten geben zu können, wenn wir gefragt werden – zum Beispiel von unseren Kindern.

Die Antwort Gottes

Einem aufrichtigen Fragen und Su­chen nach dem Willen Gottes wird der Herr immer in Gnaden begegnen (s. a. 1. Chr 28,9; 2. Chr 15,2). So ließ Er Josia durch die Prophetin Hulda Ant­wort geben.
Die Antwort Gottes war zweigeteilt. Er hatte eine Botschaft an das Volk und eine an Josia persönlich.
Die Botschaft an das Volk war eine Gerichtsbotschaft. Es ist ein göttlicher Grundsatz: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7). Gott steht zu seinem Wort und führt es aus. Er bleibt sich und sei­nem Wesen treu. Ein ernster Gedanke. Natürlich steht niemals unser ewiges Heil infrage, doch wenn wir bewusst gegen Gottes Wort handeln, wird Er uns in seinen Regierungswegen die Folgen schmecken lassen müssen.
Die Botschaft an Josia persönlich war hingegen von ganz anderer Art. Es war eine Gnadenbotschaft: „… weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor Gott gedemütigt hast, als du seine Worte über diesen Ort und über seine Bewohner hörtest, und du dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe ich es auch gehört, spricht der Herr“ (2. Chr 34,27). Gott nahm Kenntnis von Josias Empfindungen. Er sah, dass sein Herz empfänglich war für das Wort und er sich gedemütigt hatte. So gab es für ihn Rettung vor dem Gericht.

Im Gegensatz zu Josia haben wir das vollständige Wort Gottes in Händen und dürfen unserem Herrn und unserem Gott und Vater freimütig nahen und direkt zu Ihm kommen (s. Eph 2,18; Heb 4,16).


Eine Ermutigung

Wie ermutigend ist es, dass unser Herr im Himmel die Regungen un­serer Herzen auf der Erde wahrnimmt und uns hört. Die Antwort mag nicht immer unseren Wünschen und Vorstellungen entsprechen, aber Er hört sofort und Er antwortet zu seiner Zeit so, wie es gut für uns ist (s. Röm 8,28).
Wenn der Maßstab in unserem Leben Gottes Wort ist, wenn wir es regelmäßig lesen und darüber nachdenken, wird das segensreiche Folgen haben. Es prägt unsere Lebensführung und befähigt uns zum Dienst für den Herrn. „Alle Schrift ist von Gott ein
gegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“ (2. Tim 3,16).
Lasst uns aus dieser Begebenheit neu ins Herz fassen, dass die Liebe zu unserem Herrn unsere Haltung gegenüber seinem Wort und damit unsere Lebensführung zu seiner Eh­re entscheidend beeinflusst! „Wir lie­ben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh 4,19).

Dirk Mütze


Fußnoten:

  1. Wir können wohl annehmen, dass das Buch des Gesetzes während der langen Regierungszeit von Manasse verloren gegangen war.

Karneval – warum nicht einfach mitfeiern?

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In Kürze meinen die Menschen um uns her, wieder einen Grund zum ausgelassenen Feiern zu haben. Karneval steht vor der Tür – ein Fest heidnischen Ursprungs![1]
Da kann in unserem Umfeld schon mal die Frage auftauchen: „Warum macht ihr da nicht mit?“ Ja, warum eigentlich nicht?

Wenn unsere Kinder die Einzigen in ihrer Klasse sind, die unverkleidet zur Schule gehen, oder du der Einzige im Büro bist, der sich aus dem bunten Treiben heraushält, dann trifft das auf Unverständnis der Mitschüler oder Kollegen. In der Bibel, dem Wort Gottes, finden wir Gründe, warum wir uns nicht einfach an dem, was in der Welt an diesen Tagen üblich ist, beteiligen.

Was prägt die Karnevals­tage?

Wenn wir an Karneval denken, fällt uns vermutlich als Erstes die Verkleidung ein – die unterschiedlichsten Charaktere, in deren Rolle man gerne schlüpfen würde. Aber auch wildes Fei­ern mit Tanz, Musik und Alkohol kommt uns in den Sinn.
Das Umfeld vor allem unserer jün­ge­ren Kinder ist hauptsächlich von dem ersten Punkt geprägt, der einen Schlüssel zur Antwort auf die Frage lie­fert, die uns beschäftigt: mal je­mand anderes zu sein als im Alltag – einen anderen Status zu haben, dabei Regeln außer Acht zu lassen und vielleicht Macht zu besitzen? Während dieser Zeit mal über die Stränge schlagen zu können, ohne mit unliebsamen Konsequenzen rech­nen zu müssen?

Auf der Website eines Rundfunkun­ternehmens heißt es in einem Beitrag zu diesem Thema: „Während der Karnevalszeit sei es gesellschaftlich ak­zeptiert, aus der Reihe zu tanzen. Kostüme würden dabei den Prozess der Enthemmung unterstützen, wenn jemand in eine andere Persönlichkeit schlüpfe, vielleicht sogar unerkannt bleibe und damit persönliche Verant­wortung reduziere.“[2]
Man gibt vor, etwas zu sein, was man nicht ist, und meint, sich unter seiner Maskerade auch anders verhalten zu dürfen. Ist dieses Verhalten nicht Trug gegen sich selbst und anderen Personen gegenüber? Trug bedeutet unter anderem: „das absichtliche Erwecken eines falschen Eindrucks“, oder: „absichtlich in die Irre führen“.

Was sagt die Bibel dazu?

„Legt nun ab … allen Trug und Heu­chelei …“ (1. Pet 2,1). Das ist eine klare und eindeutige Aufforderung aus Gottes Wort. Ihre Bedeutung ist ebenfalls klar und verständlich:

  • Legt ab (= sich von etwas freimachen), etwas nicht mehr tun;
  • nun (= zu diesem Zeitpunkt), ab jetzt;
  • allen (= die Gesamtheit), vollstän­dig, ohne Ausnahme;
  • Trug (= das absichtliche Erwecken eines falschen Eindrucks), die Täu­schung;
  • und Heuchelei (= Vortäuschen von Unwahrheiten), lügen und betrügen.

Da können doch all die Kostüme und Masken nicht unser Interesse wecken oder sogar den Wunsch in uns hervorrufen, entgegen Gottes Wort zu han­deln. In Psalm 5,7 lesen wir: „Den Mann … des Truges verabscheut der Herr.“ Und wir sind Kinder Gottes, die den Wunsch haben, Ihn und den Herrn Jesus durch unser Leben zu ehren. Wir würden unseren Herrn verunehren, wenn wir unter einer Verkleidung eine falsche Identität vortäuschen und so­mit andere Charaktereigenschaften ausleben wür­den. Das gilt für Karneval, aber es gilt natürlich auch an jedem anderen Tag des Jahres, wenn wir nach außen etwas vorgeben, was wir innerlich gar nicht sind oder denken.
Wir finden in der Bibel deutliche Beispiele dafür, dass das Verkleiden der eigenen Person stets mit bösen und unlauteren Absichten in Verbindung steht. Angefangen von Satan, der in Gestalt einer Schlange zu Eva kam, um sie zum Ungehorsam zu verführen, verstellte sich Saul „und zog andere Kleider an“ (s. 1. Sam 28,8), um nachts unerkannt die Totenbeschwörerin zu besuchen. Auch Tamar verkleidete sich, um ihrem Schwiegervater aus Rache einen Fallstrick zu legen (s. 1. Mo 38,14-19). Selbst dem Herrn Jesus begegneten „Aufpasser, die sich verstellten, als ob sie gerecht wären, um ihn in seiner Rede zu fangen“ (s. Lk 20,20).

An wem wollen wir uns orientieren?

Wir haben nur zwei Möglichkeiten, uns zu orientieren: an der Welt oder an dem Herrn Jesus.

a) an der Welt

Sie spiegelt die Eigenschaften Satans, des Fürsten dieser Welt, wider. Von ihm sagt die Bibel in 2. Korinther 11,14: „… der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an.“ Er selbst gibt vor, jemand anderes zu sein, um Menschen zu täuschen und sie in die Irre zu führen, sei es in Gestalt einer Schlange oder eines Engels des Lichts. Auch finden wir, dass „keine Wahrheit in ihm ist“ und er „der Vater der Lügner (oder der Lüge) ist“ (s. Joh 8,44). Diesem Beispiel wollen wir nicht folgen!

b) an dem Herrn Jesus

Von Ihm lesen wir genau das Gegenteil: „… der keine Sünde tat noch wurde Trug in seinem Mund gefunden“ (1. Pet 2,22). Auch prophetisch wird über Ihn gesagt, dass kein Trug in seinem Mund gewesen ist (s. Jes 53,9). Er war immer authentisch, ohne irgendeine Ausnahme. Als der Herr einmal gefragt wurde: „Wer bist du?“, konnte Er antworten: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25). Er selbst ist die Wahrheit (s. Joh 14,6).
Diese vollkommenen Eigenschaften unseres Herrn dürfen uns anspornen, Ihm zu folgen und Ihn als Vorbild für unser Leben zu nehmen. Auch wenn wir nicht annähernd an unser vollkommenes Beispiel herankommen können, soll es doch unser Begehren sein, Ihm immer ähnlicher zu werden.

Gib uns Kraft, zu handeln,
wie Dein Wort uns weist,
dass Dich unser Wandeln,
unser Leben preist.
(aus „Geistliche Lieder“, CSV Hückeswagen, Lied 170, Strophe 5)


Schlussfolgerung

Trug und Lüge sind nicht mit Gottes Wort zu vereinbaren. Und da gibt es auch keine Ausnahme, auch nicht für wenige Tage im Jahr. Obwohl wir uns nur einen typischen Brauch des Karnevals intensiver angeschaut haben, nämlich die „Verkleidung“, wird deutlich, dass diese Art ausgelassenen Feierns weit weg von einem wohlgefälligen Leben zur Ehre des Herrn Jesus ist.
Er hat uns so geliebt und sich selbst für uns hingegeben, jetzt kann Er doch eine Antwort auf seine Liebe von uns erwarten, indem wir so leben, dass es Ihn erfreuen kann. „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,19.20).

Und wenn die anderen uns „belächeln“?

Auch wenn wir versuchen, unsere Überzeugung unseren ungläubigen Mitmenschen zu erklären, werden sie oft wenig Verständnis dafür aufbringen. Das können sie auch gar nicht, denn wie sollten sie „Gottes Wort“ begreifen können? „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1. Kor 2,14).
Deshalb brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn uns ­Unverständnis entgegengebracht wird oder wir so­gar „belächelt“ werden. In 2. Timotheus 3,12 lesen wir, dass „alle die gottselig leben wollen in Christus Jesus, verfolgt werden“. Selbst wenn wir nicht in diesem Sinn verfolgt werden, kann uns aber auch ein „Belächeltwerden“ verletzen. Das ist schwer, besonders für unsere Kinder. Umso wichtiger ist es, dass wir sie (sowie ihre Lehrkräfte und Mitschüler) generell, aber auch besonders bei solchen „weltlichen“ Anlässen, im Gebet vor unseren Herrn bringen. Auch sollten wir ihnen ganz konkret eine schöne Alternative bieten, beispielsweise einen Besuch im Schwimmbad oder eine andere Unternehmung, die ihnen Freude macht und ihrem Alter angemessen ist. Unser treuer Herr Jesus kann die Empfindungen durch Spott und Verachtung bestens nachvollziehen und vermag uns und unsere Kinder zu trösten, zu Hilfe zu kommen und zu segnen.

Ich habe die Menschen gesehen,
und sie suchen spät und früh.
Sie schaffen, sie kommen und gehen,
und ihr Leben ist Arbeit und Müh.

Sie suchen, was sie nicht finden,
in Liebe und Ehre und Glück,
und sie kommen belastet mit Sünden
und unbefriedigt zurück.
(aus „Singt froh dem Herrn“, CSV Hückeswagen, Lied 67, Strophe 2.3)

Benjamin Hof

Ein Junge im Grundschulalter kam am Rosenmontag ohne Verkleidung in seine Schulklasse. Die Mitschüler fingen an zu lachen: „Warum hast du dich denn nicht verkleidet? Hast du dein Kostüm vergessen?“ Der Junge ant­wortete: „Nein, ich habe es nicht vergessen. Ich gehe als ganz normaler Junge.“ Das war eine gute Antwort.

Fußnoten:

  1. Ein guter Überblick über Ursprung und Hintergründe des Karnevals findet sich in dem Artikel „Karneval im Licht der Bibel“ von Matthias Krommweh, erschienen in „Folge mir nach“, Heft 2/2024, auch online verfügbar unter: www.folgemirnach.de.

  2. https://www.br.de/nachrichten/wissen/karneval-oder-fasching-verkleiden-wirkt-positiv-auf-die-psyche,RInlld9(letzter Zugriff: September 2024).

Persönliche Worte (Ein guter Wunsch)

Ein neues Jahr liegt vor uns. Wir wissen nicht, was es bringt, aber wir haben einen Wunsch für die Zeit, die noch bis zum Kommen des Herrn Jesus bleibt. Es ist der gleiche Wunsch, den Petrus den Briefempfängern in seinem zweiten Brief als Abschiedswort mitgibt:

„Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.“
2. Petrus 3,18

Das wünschen wir uns für das Jahr 2025 – echtes geistliches Wachstum.
Wachstum in der Gnade: Bei allem, was um uns her geschieht, empfinden wir mehr und mehr, wie nötig wir die Gnade haben. Diese unverdiente Zuwendung Gottes, die aus seiner Liebe kommt. In dem Maß, wie wir die Notwendigkeit für diese Gnade erkennen, entdecken wir auch, dass sie aus der unerschöpflichen Fülle Gottes kommt und für jeden Schritt uneingeschränkt zur Verfügung steht. Das lässt uns erstarken in der Gnade, die in Christus Jesus ist (s. 2. Tim 2,1) und wachsen in dieser Gnade.
Wachstum in der Erkenntnis: Bei allem brauchen wir den Blick auf unseren Herrn und Heiland Jesus Christus. Wenn wir auf Ihn schauen, werden wir verändert. Dann werden wir Ihn immer besser kennenlernen und das ist das Geheimnis eines glücklichen Lebens als Christ.
Petrus wünscht, dass wir in der Erkenntnis des Herrn wachsen. Er fährt fort: „Ihm sei die Herrlichkeit.“ Das wird das normale Ergebnis sein, wenn wir Ihn anschauen.
Paulus wünscht sich für sein Leben, dass er Christus gewinne (s. Phil 3,8) und das ist ihm wichtiger als die Frage seines Freikommens aus dem Gefängnis.
Johannes schreibt, dass der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, die Welt überwindet (s. 1. Joh 5,5). Wer die ganze Herrlichkeit des Herrn Jesus als Sohn Gottes vor Augen hat, für den wird die Welt an Anziehungskraft und Attraktivität verlieren!
Mit diesem Wunsch gehen wir gerne in ein neues Jahr. Wir werden erleben, dass es eine Antwort auf diesen Wunsch geben wird, indem der Herr Jesus selbst sich offenbaren wird in einem Leben, das durch diesen Wunsch geprägt ist.

Christian Rosenthal

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