BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Paulus – ein Mann des Gebets (Teil 1):

was wir als Christen im Alltagsleben daraus lernen können

© kevron2001, fotolia.com

Wir dürfen in der Apostelgeschichte und den Briefen von Paulus immer wieder etwas am Gebetsleben des Apostels teilhaben. Es beginnt mit seiner Bekehrung (Apg 9,11b) und geht bis zu den letzten Tagen seines Lebens, in denen er seinem Gott dankt und Ihm sein geliebtes Kind im Glauben (Timotheus) Nacht und Tag anbefiehlt (2.Tim 1,3.4). Im Folgenden wollen wir in zwei Teilen die Gebete von Paulus in der Apostelgeschichte ein wenig näher betrachten.

Die Bekehrung von Saulus (Apg 9,11b)

Nachdem der Herr Jesus Saulus auf dem Weg nach Damaskus erschie­nen war, sandte Er einen „gewissen Jünger Ananias“ aus dieser Stadt zu ihm. Da Ananias die früheren Ab­sichten von Saulus kannte (näm­lich die Christen in Damaskus ge­fangen nach Jerusalem zu führen, damit sie dort verurteilt und mög­lichst umgebracht würden), fürch­tete er sich verständlicherweise, die­sen Auftrag auszuführen.
Es ist ein bemerkenswertes Detail in diesem Auftrag des Herrn Jesus, dass Er Ananias mitteilt, Sau­lus wür­de beten. Diese inhaltsreiche Tat­sache kennzeichnete also die ersten Tage des bekehrten Saulus. Was wird er wohl während dieser Tage dem Herrn Jesus gesagt haben?
Jedenfalls ist Beten ein klares Kenn­zeichen eines Christen und sollte auch Ananias darauf hinweisen, dass von diesem Mann keine Ge­fahr mehr für die Gläubigen ausging.
Außerdem gehört zu einer Bekeh­rung immer das Gebet. Wir müssen unsere Sünden Gott im Gebet be­kennen und um Vergebung bitten.
Das galt damals und ist auch heute nicht anders.
Niemand hatte Saulus gesagt, dass er beten müsse – es ist eine schlich­te, aber äußerst wichtige Feststel­lung der Bibel, dass es so war. So also begann der Glaubensweg des späteren Apostels Paulus: man fand ihn betend!

Beten bei Entscheidungen (Apg 14,23)

Zum Ende der ersten Missionsreise erwählten Paulus und Barnabas Älteste in den Versammlungen. Das war keine mechanistisch durchge­führte Handlung: Sie wurde durch Gebet und Fasten begleitet[1]. Das deutet wohl die Abhängigkeit der beiden Diener von ihrem Meister, dem Herrn Jesus, an. Das Gebet mit Fasten steht in engem Zusam­menhang mit der Auswahl der Ältesten. Es war Abhängigkeit vom Herrn erforderlich, um die „richtige Wahl“ zu treffen.

  1. Das „Beten mit Fasten“ spricht von der vollen Konzentration auf die Sache, die vor ihnen stand: Sie wollten sich durch nichts ab­lenken lassen. Wie viel mehr soll­ten wir Entscheidungen in allen Berei­chen unse­res Leben mit kon­zen­triertem Gebet be­gleiten und dabei, wie hier Pau­lus und Barnabas, das Wohlerge­hen des Volkes Gottes im Auge haben.
  2. Außerdem ist Zeit für ein „Beten mit Fasten“ erforderlich. In der heutigen Hektik ist es eine Her­ausforderung, eine „stille Zeit“ für die Beschäftigung mit dem Wort Gottes und für das Gebet zu finden. Manchmal meinen wir, diese Zeit nicht zu haben und wollen die Dinge schnell regeln. Doch zum Treffen von Entschei­dungen ist Schnelligkeit selten ein guter Ratgeber.

In großer Not – im Gefängnis von Philippi (Apg 16,25a)

Im Gefängnis in Philippi werden die beiden Missionare Paulus und Silas, die gerade die gute Botschaft nach Europa gebracht haben, misshan­delt und gefangen gesetzt. Welche Entmutigung, welche Glaubensher­ausforderung, welche körperli­chen Qualen!
Es war doch für sie erkennbar der Auf­trag des Herrn, nach Philippi zu gehen (Apg 16,10), und kein eigen­williger Weg. Trotzdem kamen sie ins Gefängnis. War damit nicht der Auf­trag Gottes untergraben wor­den?
Wie kann man im „innersten Ge­fängnis“ unter großen körperlichen Schmerzen dem Auftrag, das Evan­gelium nach Mazedonien zu brin­gen, noch nachkommen? Die Ge­danken und Gespräche der beiden Diener Gottes werden uns nicht berichtet.
Auch geschah das Beten und Lob­singen kaum unmittelbar nach ihrer Festsetzung im Gefängnis. Es sind wohl einige Stunden bis Mitter­nacht vergangen. Sicher war es Pau­lus und Silas aufgrund ihrer ge­schun­denen Körper und vielleicht auch wegen ihrer inneren Verfas­sung (noch) nicht zum Beten und Singen zumute. War das Schwach­heit?
Auch im Leben eines Gläubigen kann es solche Momente (viel­leicht deutlich länger als nur weni­ge Stunden) geben, die Beten und Singen nicht möglich erschei­nen lassen. Das muss nicht nur we­gen eines schlechten Glaubenszu­stands sein, sondern kann auch durch schwere Lebensbedingun­gen her­vor­ge­rufen werden (kör­per­liche oder seelische Leiden[2], Sorgen und Nöte, Trauer, etc.).
Aber „um Mitternacht“ beteten und lobsangen Paulus und Silas. Das taten die beiden Diener Gottes gemeinsam. Sie waren gemeinsam im Dienst auf Reisen gegangen, von den Brüdern in Antiochien der Gnade Gottes anbefohlen (s. Apg 15,40). Sie hatten gemeinsam ge­schlussfolgert, nach Mazedonien zu gehen. Gemeinsam wurden sie in Philippi verhaftet und geschla­gen und saßen nun gemeinsam im innersten Gefängnis.
Die enge Freundschaft dieser Knech­te des Herrn wurde sicherlich durch diese gemeinsamen Erlebnisse ver­stärkt. Deshalb können sie jetzt auch zusammen beten und singen.
Es ist auch heute eine große Er­munterung, wenn in schwierigen Um­ständen Glaubensbrüder und -schwestern da sind, die die glei­chen (oder ähnliche) Umstände er­lebt haben. Verständnis für die Si­tuation des anderen und echtes Mitempfinden setzen oft ähnliche Er­fahrungen voraus.
Wenn man dann gemeinsam mit gläubigen Freunden, dem Ehepart­ner oder in der Familie im Gebet zu dem Herrn gehen kann, ändert das zwar nicht unbedingt die Um­stände, aber das Glaubensvertrauen wird gestärkt. Vielleicht mündet es dann auch in Lobgesang.
Paulus und Silas lobsangen, bevor sich die Situation änderte. Durch dieses persönliche Vorbild (beten und singen in schwierigen Umstän­den) gewinnt Paulus' Brief an die Philipper zusätzliches moralisches Gewicht: Er schreibt ihnen (wieder im Gefängnis, diesmal in Rom) von der Freude im Herrn (s. Phil 4,4).

Verabschiedung mit Gebet (Apg 20,36b und Apg 21,5c)

Zuerst verabschiedeten sich Paulus und die Ältesten von Ephesus in Milet voneinander, nachdem Paulus eine beeindruckende Abschiedsrede an sie gerichtet hatte. Am Ende betet Paulus mit ihnen. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein sol­ches Treffen beendet wird: mit Ge­bet.
Das dürfen auch wir heute so tun. Wir haben das Wort Gottes ge­hört, hatten einen brüderlichen Aus­tausch oder ein geschwisterli­ches Bei­sammensein (auch im privaten Bereich) und zum Schluss beten wir. Wenn es die jeweilige Situation er­laubt, kann das auch auf den Knien geschehen, wie hier im Beispiel.
Kurz danach verabschiedet sich Pau­lus auf seiner Reise nach Jerusalem von den Gläubigen in Tyrus, nach­dem er 7 Tage bei ihnen verbracht hatte.
Wie schon in Milet werden Paulus und seine Begleiter bis zum Schiff begleitet. In Tyrus sind nicht nur die Ältesten, sondern alle Ge­schwister dabei. Es wird sogar aus­drücklich ge­sagt, dass die Frauen und Kinder mitkamen (s. Apg 21,5b).

Wir können daraus mindestens Fol­gendes lernen:

  • Alle Geschwister aus Tyrus ma­chen sich die Mühe, Paulus und seine Reisebegleiter bis zum Strand zu begleiten. Keinem von ihnen war es zeitlich unpassend oder zu mühsam, keiner fand es unnötig.
    Man hätte sich doch auch im Ver­sammlungsraum verabschieden kön­nen. Nein, die Geschwister wol­lten alle möglichst lange die An­wesenheit von Paulus nutzen und ihm durch die Begleitung bis zum Strand ihre Verbunden­heit zei­gen.
  • Auch die Frauen und Kinder kom­men mit. Das war nicht nur etwas für die (älteren) Brüder, nein, es gab keinen Unterschied im Alter und Geschlecht – da wur­den Alltagsthemen, wie z.B. Brot­erwerb, Hausarbeit oder Schule[3] zweitrangig.
  • Sie knieten am Strand nieder und beteten. Zunächst mussten sie aus der Stadt hinaus bis zum Strand gehen. Alle Menschen, die sich dort aufhielten, konnten das sehen. Jeder konnte so die Einmütigkeit und innige Liebe der Geschwister erkennen: nicht mehr hinter verschlossenen Tü­ren aus Angst vor den Juden (wie in Joh 20,19), sondern in der Öffentlichkeit. Die Geschwis­ter schämten sich nicht, dass sie gesehen und gehört werden konnten. Dieser Bekennermut ist ein vorbildliches Beispiel für uns, auch und gerade heutzutage.

Das Gebet kennzeichnet den Apo­stel Paulus in allen Lebenslagen. Auch für uns ist es ganz sicher zum Segen, wenn uns das Gebet in al­len Lebenslagen zu einer so selbst­verständlichen Gewohnheit wird wie das Atmen.

Marco Steih


Fußnoten:

  1. Das war auch bei der Aussendung von Barnabas und Saulus durch die Ver­sammlung in Antiochien so (s. Apg 13,3).

  2. Natürlich wollen wir unsere Sorgen alle auf den Herrn werfen (1.Pet 5,7), aber es ist doch oft leider nicht so im Alltags­leben – und der Herr hat dafür Ver­ständnis (Röm 8,26 und Heb 4,15): das ist tröstlich!

  3. Damit soll natürlich nicht gesagt wer­den, dass wir unseren irdischen Ver­pflichtungen nicht oder nur nachlässig nachkommen sollen. Aber es gibt eben Augenblicke, wo das Tagtägliche zweit­rangig wird und deutlich im Hintergrund steht.

…hinschauend auf Jesus…

© olezzo, fotolia.com

Als Kontrastprogramm zu den vielen visuellen Eindrücken, die ‒ gewollt oder ungewollt ‒ auf uns einströmen, ist die Aufforderung aus dem Hebräerbrief, den Herrn Jesus zu betrachten, hochaktuell!
Mit den Augen, mit denen wir Bilder auf Monitoren anschauen können, sehen wir den Herrn Jesus noch nicht.
Aber mit den Augen unserer Herzen (s. Eph 1,18), mit den „Glaubensaugen“, können wir ihn heute schon anschauen!

Jesus, „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Heb 2,9)

Viermal lesen wir im Hebräerbrief, dass wir den Herrn Jesus sehen bzw. ansehen sollen: das erste Mal in Hebräer 2,9. Dort wird uns der Herr Jesus als wahrer Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit und Größe vorgestellt. Alles ist seinen Füßen unterworfen.

„… ein wenig unter die Engel erniedrigt …“

Wer ist diese Person, der alles unterworfen ist? Es ist der Herr Jesus, der als Mensch in Niedrig­keit hier auf der Erde war. Der geboren wurde, um am Kreuz zu sterben. Auf dessen ganzem Weg der Schatten des Kreuzes und Todes lag. Der von Anfang an ge­hasst und verachtet war und dem man nach dem Leben trachtete.
Um sich des gefallenen und schwa­chen Menschen anzunehmen, wur­de Er wahrer Mensch. Er nahm Fleisch und Blut an, aber Er war völlig rein und heilig. Sünde ist nicht in Ihm. Er wurde in allem ver­sucht wie wir, ausgenommen die Sünde. Als wahrer Menschen­sohn lebte Er hier auf der Erde und hat kennengelernt, was wir heute er­leben.
Und dieser vollkommene Mensch ging in den Tod. Wegen des Lei­dens des Todes war er „ein wenig unter die Engel“ erniedrigt. In sei­nem Leben auf der Erde dienten Ihm die Engel. Auch als Mensch war er Sohn Gottes und dieser Name „Sohn“ unterstreicht seine Vorzüglichkeit vor den Engeln. Doch als Er in den Tod ging, da erniedrigte Er sich selbst für eine Zeit unter die Engel, die nicht sterben. Das ist also die Person, der jetzt alles unterworfen ist ‒ der Herr Jesus, der sich als Mensch unter die Engel erniedrig­te, indem er gehorsam wurde bis zum Tod!

„… mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt …“

Doch jetzt ist Er auferstanden. Er lebt. Und Er sitzt auf dem höchs­ten Platz, den es gibt ‒ auf dem Platz zur Rechten Gottes. Dort ist Er mit Herrlichkeit und Ehre ge­krönt. Alles ist seinen Füßen unter­worfen. Auch wenn man davon auf dieser Erde noch nichts sieht, so wird doch die Zeit kommen, in der man das auch sichtbar wahrneh­men wird. Dann, wenn Er seine Herrschaft antreten wird.
Das ganze Universum, die ganze Schöpfung Gottes, ist Ihm, dem er­höhten und verherrlichten Men­schen, unterworfen. Gott selbst ist natürlich ausgenommen (s. 1.Kor 15,27). Er hat Ihm ja alles unter­worfen. Und noch eine „Ausnah­me“ gibt es ‒ die Versammlung. Sie ist Ihm nicht unterworfen, sie ist sein Leib, seine Fülle (s. Eph 1,22.23). Doch in Hebräer 2 geht es nicht um die Ausnahmen, son­dern darum, die ganze Größe und Herrlichkeit der Person unse­res Herrn Jesus vorzustellen.

„…unser barmherziger und treuer Hoherpriester…“

Dabei deutet Gottes Wort in die­sem Vers noch eine großartige Sache an: Der Ausdruck „mit Herr­lich­keit und Ehre“ erinnert an 2.Mose 28,2. Dort lesen wir von den Kleidern des Hohenpriesters, die zur Herrlichkeit und zum Schmuck gegeben sind. Diese Wort­wahl lei­tet zum nächsten Abschnitt (2,10-18) über, in dem der Herr Jesus als Hoherpriester eingeführt wird.
Was erkennen wir daraus? Wir ver­stehen, dass diese große und herrliche Person, unser Herr Jesus, zugleich unser Hoherpriester ist, der sich jetzt im Himmel für uns verwendet. Wie gut haben wir es! Die Person, die am höchsten Platz sitzt und der alles unterworfen ist, beschäftigt sich mit uns. Er ist tätig für uns und er hat Mitempfinden mit uns. Vollkommene Macht und vollkommene Liebe vereinen sich in Ihm und sind tätig für uns. Was für ein Segen! Was für ein Glück! Wie wichtig ist es, Ihn so zu sehen und nicht zu vergessen, Ihn in seiner Herrlichkeit anzuschauen.

Jesus, der Apostel und Hohe­priester unseres Bekenntnisses

Anschließend an die Linie der Ge­danken von Hebräer 1 und 2 fasst der Schreiber in einer Aufforde­rung zusammen, den Apostel und Hohenpriester unseres Bekennt­nisses zu betrachten (s. Heb 3,1).

Apostel

Als Apostel (=„Bote“, „Gesandter“) kam Er vom Himmel auf die Erde, um zu uns zu reden. Gott hat ge­redet in der Person des Sohnes (s. Heb 1,2)! Was für eine groß­arti­ge Botschaft ist uns durch Ihn mit­geteilt worden. Und in dem Herrn Jesus hat Gott sich offen­bart. Wie gewaltig ist es, Gott in seinem Sohn, der als Mensch auf der Erde gelebt hat, erkennen zu können!

Hohepriester

Als Hoherpriester ist Er jetzt für uns tätig bei Gott. Einmal hat Er ‒ erhöht von der Erde, auf dem Kreuz ‒ als Hoherpriester die Sün­den des Volkes gesühnt (s. Heb 2,17). Jetzt ist Er im Himmel und als Er dorthin zurückkehrte, wurde Er von Gott begrüßt als Hoher­priester (s. Heb 5,10). Wir können mit Recht sagen, dass Er auf dieser Erde nicht Ho­herpriester war (s. Heb 7,14; 8,4). Aber erhöht von der Erde hat Er in den drei Stun­den der Finsternis am Kreuz als Hoher­priester Sühnung bewirkt. Und jetzt ist Er als Hoherpriester tätig für die Seinen, die auf der Erde leben. Er hilft uns in unseren Schwierigkeiten und Schwachhei­ten, damit wir nicht sün­digen. Und Er ist der Priester über das Haus Gottes, der uns Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum gibt, damit wir als Anbeter Gott nahen. Einmal wird Er als Hoherpriester er­schei­nen und den Segen Gottes für alle sichtbar auf diese Erde brin­gen. Dies wird durch Melchise­dek vor­ge­schattet (s. 1.Mo 14,18-20).

Praktische Auswirkungen

Wenn wir Ihn als Apostel, der Gott geoffenbart hat, betrachten, dann erkennen wir etwas von Gott und lernen am Vorbild des Herrn Jesus, wie wir auf dieser Erde zur Ehre Gottes leben können. Wenn wir Ihn als Hohenpriester betrachten, dann verstehen wir, wie viel Hilfe, Erbarmen und Gnade uns auf un­serem Weg zur Verfügung stehen. Wir werden glücklich und völlig ruhig im Vertrauen auf unseren großen Hohenpriester, der es über­nommen hat, uns bis ans Ende unseres Weges zu bewahren und uns sicher ans Ziel zu bringen. Wie nötig haben wir diese Betrach­tung, damit wir das Bekenntnis stand­haft festhalten und nicht aufgeben (s. Heb 4,14; 10,23).

Jesus, der Anfänger und Vollender des Glaubens

Auf die Galerie der Glaubenshel­den aus Kapitel 11 folgen zwei weitere Aufforderungen, auf den Herrn Jesus zu schauen. Es geht jetzt für uns darum, in der Renn­bahn unseren Glaubenslauf mit Ausharren bis zum Ende zu laufen, umgeben von einer Wolke von Männern und Frauen des Alten Testaments, die in ihrer Zeit Aus­harren des Glaubens gezeigt haben. Doch unser Blick richtet sich nicht auf die Glaubenshelden alter Zeit, sondern auf den Herrn Jesus, der als Anfänger und Vollender des Glaubens vorgestellt wird.

Anfänger des Glaubens

Der Anfänger einer Sache (oder „Urheber“, wie das Wort in Apg 3,15 übersetzt wird) ist derjenige, der den ersten Schritt in dieser Sache tut. Das hat der Herr Jesus getan, als Er seinen Weg auf dieser Erde ging und das Werk am Kreuz vollbrachte. Doch Er wäre nicht der Anfänger, wenn Er alleine bleiben würde. Viele folgen Ihm, dem An­fänger, auf dem Weg des Glau­bens. Als solche, die Ihm fol­gen, blicken wir auf den, der uns vor­ausgegangen ist und folgen seinen Fußspuren (s. 1.Pet 2,21).

Vollender des Glaubens

Dabei haben wir eine großartige Perspektive, denn Er ist nicht nur der Anfänger, sondern auch der Vollender des Glaubens. Er hat das Ziel erreicht. Er ist auferstanden und jetzt verherrlicht zur Rechten Gottes. Jeder, der Ihn als seinen persönlichen Heiland im Glauben angenommen hat, der wird auch einmal dieses Ziel erreichen. Der Herr Jesus hat für sich selbst als Vollender des Glaubens schon das Ziel erreicht. Aber zugleich ist Er der Garant dafür, dass alle wie­dergeborenen Christen ebenfalls das Ziel erreichen.
Was für ein Trost, was für eine Aus­richtung und was für eine Ermuti­gung geht von dieser Betrach­tung des Herrn Jesus als Anfänger und Vollender des Glaubens aus!

Jesus, der so großen Widerspruch gegen sich erduldet hat

Dabei übergeht Gott in seinem Wort nicht, dass wir als Christen auch durch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten zu gehen haben. Auch bei den Hebräern war das so. Sie hatten Verfolgungen erleben müs­sen, einige waren ins Gefäng­nis gekommen und man hatte ihn­en ihre Besitztümer weggenom­men. Das übergeht Gott nicht ‒ Er spricht auch über diese Situatio­nen.
Doch auch darin ist uns der Blick auf den Herrn Jesus eine große Hilfe. Er hat so großen Wider­spruch von den Sündern gegen sich erduldet. So schlimm, wie es Ihn getroffen hat, trifft es uns nicht. Aber Er hat ausgehalten. Er ist seinen Weg bis zum Ende ge­gangen, Er hat sein Werk vollbracht und das Ziel erreicht. Er hat alles getan, was Ihm aufgetragen war und sitzt jetzt in der himmlischen Herrlichkeit zur Rechten Gottes. Für diese vor ihm liegende Freude hat Er das Kreuz erduldet.
Ja, Er hat den Widerspruch erdul­det. Aber Er hat nicht aufgegeben. Er hat alles dem übergeben, der recht richtet. Er ließ sich nicht von dem Gehorsam gegenüber seinem Gott und Vater abbringen. Nichts und niemand konnte Ihn davon abhalten, den Willen Gottes zu tun. Darin ist Er uns Vorbild und Ansporn, damit auch wir nicht müde werden in unseren Seelen.
Müdigkeit in den Händen (im Dienst für den Herrn), in den Fü­ßen (im Leben für Ihn) und in den Lippen (im Zeugnis für Ihn und im Lob Gottes) hat seine Ursache in der Ermattung der Seele. Wenn wir unser Herz nicht durch Gnade befestigen, wenn wir nicht mehr recht auf den Herrn Jesus blicken, dann werden wir müde in der Seele und alles andere wird folgen.

Zusammenfassung

Jesus sehen ‒ das ist es, was wir brauchen. Das war der Wunsch der Griechen in Johannes 12 und das ist auch das Verlangen unser Her­zen.
Ihn sehen, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Das macht unsere Herzen glücklich, lässt uns seine Größe verstehen und richtet uns aus auf dem Weg, den wir hier gehen. Unser Blick wird von allen Schwierigkeiten weg auf seine Herr­lichkeit und unser Ziel bei Ihm gelenkt.
Ihn betrachten als Apostel und Hohenpriester. Das lässt uns den Segen verstehen, den Gott durch Ihn zu uns gebracht hat, und die Hilfsquellen, die uns auf dem Weg zur Verfügung stehen.
Hinschauen auf Ihn, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Das lässt uns sicher sein, dass wir das Ziel erreichen werden.
Und Ihn betrachten, der so großen Widerspruch erduldet hat. Das stärkt uns, in unseren Schwierig­keiten auszuhalten.
Deshalb ‒ „betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sün­dern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet, in­dem ihr in euren Seelen ermattet“ (Heb 12,3).

Christian Rosenthal

Griechisch: aphorõntes

© olezzo, fotolia.com

Hinschauend auf Jesus
auf nichts anderes, so wie der Grundtext so schön mit einem Wort (aphorõntes) sagt, das in unserer Sprache nicht mit einem entsprechenden Wort zu übersetzen ist. Die Bedeutung ist, dass wir unseren Blick von allem anderen abwenden und allein auf Ihn richten.
Das griechische Wort aphorõntes hat zwei Bestandteile:

  1. ap(o) = „weg von“ – Die Aufmerksamkeit wird von allem anderen weggelenkt (auf das Ziel des Wettlaufs, auf den Herrn Jesus). Lässt der Wettläufer das Ziel auch nur für einen Moment aus dem Auge, um sich nach der Zuschauermenge oder nach den anderen Läufern umzudrehen, so verliert er an Geschwindigkeit. So ist es auch in geistlicher Hinsicht: Wendet sich unser Glaubensauge von dem Herrn Jesus ab und blicken wir auf Menschen und Umstände, so werden unser geistlicher Lauf und unser Wachstum in der Gnade behindert.
  2. horõntes = „sehend“, „schauend“. Es ist auffallend, dass der Herr hier mit seinem persönlichen Namen „Jesus“ vor­gestellt wird (übrigens insgesamt neunmal im Hebräerbrief). ER, der hier als niedriger Mensch unter Menschen war, ist jetzt der Verherrlichte, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Ihn so zu betrachten gibt uns Kraft und Ausdauer für den Glaubenslauf.

Lies dazu noch: 4.Mose 21,8; 2.Chronika 20,12; Psalm 34,5; Johannes 1,36; 3,15.


Information











Der Blick auf die anderen

© Andrey Burmakin, fotolia.com

Niklas würde so gerne mehr für seinen Herrn tun und den Gläubigen dienen. Aber leider ist er nicht so begabt wie sein Freund Clemens. „Dem fällt immer das richtige Wort zur richtigen Zeit ein“, denkt er manches Mal. Meike liegt es am Herzen, alte Schwestern zu besuchen und ihnen eine Freude zu bereiten, doch sie ist froh, wenn sie ihren Haushalt im Griff behält. Da bleibt keine Zeit mehr für anderes. „Wie Sonja das bloß alles schafft?“, hat sie sich schon mehr als einmal gefragt.
Wie viele Aufgaben, die der Herr durch uns getan haben wollte, sind wohl nicht getan worden, weil wir uns für nicht so begabt hielten wie Bruder X oder Schwester Y.

Kein unbekanntes Problem

Auch der Apostel Petrus kannte den Blick auf den anderen. Als der Herr Jesus ihn nach seiner öffentli­chen Wiederherstellung in Johan­nes 21 auffordert, Ihm nach­zu­fol­gen, gilt Petrus' erste Frage seinem Mitjünger Johannes. „Herr, was wird aber mit diesem?“, möchte er von dem Herrn wissen. Die Antwort des Herrn ist ebenso einfach wie wegeisend: „Folge du mir nach.“ Mit anderen Wor­ten: „Petrus, was ich mit Johannes vorhabe, geht nur Johannes und mich etwas an. Für dich ist wichtig, was ich von dir möchte. Und darum folge du mir nach.“

Unterschiedliche Begabungen

Nicht mehr und nicht weniger. Der Mensch in Matthäus 25,14-30 ver­traute seinen Knechten eine unter­schiedliche Anzahl an Talen­ten an, mit denen sie handeln sollten. Und er berücksichtigte da­bei die Fähig­keiten jedes Einzel­nen. Ebenso hat der Herr uns ganz bewusst mit un­terschiedlichen Auf­gaben und Be­ga­bungen ausge­stattet. Und Er wünscht von uns, dass wir Ihm mit unserer Be­gabung dienen, nicht mit der der anderen.

Gleicher Lohn

Wenn die Knechte auch ihrer Be­gabung entsprechend unter­schied­lich viele Talente anvertraut be­ka­men, um mit ihnen zu han­deln, erhielten sie am Ende doch den gleichen Lohn von ihrem Herrn, wenn sie mit den Talenten ge­han­delt hatten. Dabei fällt auf, dass nicht die Menge der hinzuge­won­nenen Talente belohnt wird, son­dern die Treue, mit der jeder Knecht mit den ihm anver­trauten Talenten umgegangen ist. Der Lohn ist im­mer der gleiche: „Wohl du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (V.21.23).
Der Knecht, der seinem Auftrag nicht nachkam, wird nicht an dem gemessen, was die anderen aus ihren Begabungen gemacht haben, sondern einzig und allein daran, sein Talent nicht eingesetzt zu ha­ben. Lasst uns deshalb nicht auf den anderen und seine Begabun­gen schauen, sondern auf den Herrn und Ihm mit den natürlichen Fähigkeiten und den geistlichen Gaben dienen, die er uns gegeben und anvertraut hat.

Ein Mut machendes Beispiel

Ein besonders eindrückliches Bei­spiel gibt uns der Herr in Tabitha in Apostelgeschichte 9,36-43. Gottes Wort berichtet uns keine großen Reden von ihr, sie tat auch nichts, was in den Augen der Menschen dieser Welt herausragend war. Aber sie diente dem Herrn mit ihrer Begabung. Die Unterkleider und Gewänder, die die Witwen Petrus nach ihrem Tod zeigten, legen ein beredtes Zeugnis ihres Dienstes ab. Und die Trauer aller um Ta­bitha verdeutlicht die Wertschät­zung und die Bedeutung ihres Dienstes.
Bei dem, was wir für den Herrn tun, kommt es also nicht darauf an, wie bedeutend oder unbedeu­tend die Aufgabe im Vergleich zu den Aufgaben anderer erscheint. Ent­scheidend ist vielmehr, genau das zu tun, was der Herr gerade von uns getan haben möchte und mit welcher Herzenseinstellung wir es tun. „Geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21.23). Das lohnt alle Mühen.

"Ihr aber, seid stark und lasst eure Hände nicht erschlaffen, denn es gibt Lohn für euer Tun!"
(2. Chronika 15,7)

"Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn."
(1. Korinther 15,58)

Stefan Busch

Vom Unruhestifter zum Segensbringer (Teil 3)

© WoGi, fotolia.com

Die Zeit in der Fremde nähert sich für Jakob seinem Ende zu. Aus dem einsamen Mann war das Haupt einer großen Familie geworden und aus dem mittellosen  Flüchtling der Besitzer großer Herden. Trotz mancher notwendiger Züchtigung hatte Gott Jakob in Paddan-Aram doch auch sehr gesegnet.

Jakobs Flucht aus Paddan-Aram (1.Mose 31,13-21)

Gott hatte Jakob gesagt, dass er in das Land seiner Verwandtschaft zurückkehren sollte. Er hätte sich im Vertrauen auf das Wort des Herrn von Laban verabschieden kön­nen wie einst der Knecht Abra­hams (s. 1.Mo 24,54-60). Aber da­zu war das Verhältnis der beiden Männer zu sehr gestört und zudem mangelte es Jakob an Gottver­trauen. So macht er sich heimlich mit seiner Familie und seinen Her­den aus dem Staub. Heimliches Handeln ist eines Gläubigen un­würdig. Es ist das Kennzeichen eines schlechten Gewissens oder der Menschenfurcht.

Das letzte Zusammentreffen von Jakob und Laban (1.Mose 31, 22-44)

Nach drei Tagen erfährt Laban von der Flucht Jakobs und nach einer siebentägigen Verfolgung holt er ihn ein. Er handelt und spricht sehr zurückhaltend mit Jakob, weil Gott ihm dies zuvor geboten hatte. Aber er tadelt doch die heimliche Flucht und bezichtigt Jakob des Diebstahls seiner Hausgötter. Ob La­ban Jakob tatsächlich mit Freude und Musik verabschiedet hätte, wie er es ihm sagt, ist sehr fraglich. Sei­ne Worte erinnern an das, was die Philister Isaak sagten (s. 1.Mo 26, 28-29) und lassen Heuchelei und fehlende Wahrhaftigkeit vermuten.
Jakob begründet sein heimliches Weggehen und fordert dann den Tod des Diebes der Hausgötter, ohne zu wissen, dass Rahel diesen Diebstahl begangen hatte. Wie ge­fährlich ist es, ohne genaue Kennt­nis der Sachlage, vorschnell zu re­den! Rahel gelingt es mit großer List, den gestohlenen Hausgötzen vor Laban zu verstecken, so dass die Suche vergeblich bleibt. Men­schen kann man täuschen, nicht aber Gott, vor dessen Augen alles bloß und aufgedeckt ist (s. Heb 4,13). Dies zeigt uns auch die Geschichte Achans (s. Jos 7). Der gestohlene Teraphim wird uns in der Geschichte Jakobs noch einmal begegnen.
Nachdem Laban seinen Hausgötzen nicht gefunden hat, lässt Jakob sei­ner Entrüstung über die vermeint­lich falsche Beschuldigung freien Lauf. Dabei spricht er von den Stra­pazen seiner Arbeit als Hirte bei Laban.
Hier erkennen wir eine weitere Art der Erziehung Jakobs in der Schule Gottes. Einerseits hatten die vielen Schwierigkeiten, die Jakob vonsei­ten Labans erleben musste, ihn doch an Gott denken lassen (31,42). Andererseits war Jakob geformt wor­den. In seiner Jugend war er ein sanfter Mann gewesen, der in den Zelten blieb (s. 1.Mo 25,27). Dieses Wesen war für die damalige Berufswelt des Mannes nicht ge­rade nützlich. Aber durch die harte Arbeit bei Laban lernt Jakob alles, was für den Hirtenberuf nötig war. Auch bei uns benutzt der Herr manch­mal schwierige Umstände oder schwierige Menschen, um uns Dinge lernen zu lassen und um unsere Persönlichkeit zu formen. Oft werden wir dadurch zubereitet und für künftige Aufgaben ge­schickt gemacht.

Der Abschied von Laban (1.Mose 31,45-54)

Bevor Jakob und Laban auseinander gehen, treffen sie eine Verein­barung. Jakob lässt dazu neben einem Denkmal aus einem Stein, das er aufgerichtet hat, einen Stein­haufen errichten, der als Zeuge dieser Vereinbarung dienen soll. Die erste Sorge Labans gilt seinen Töchtern. Gott würde Zeuge sein, falls Jakob sie bedrücken oder wei­tere Frauen zu ihnen hinzunehmen würde. Obwohl die Motive Labans rein natürlicher Art waren, können wir aus seinen Worten doch eini­ges lernen:

  • Nichts ist verborgen vor den Au­gen Gottes (s. Heb 4,13; Röm 2,16; 1.Kor 4,5).
  • Die Sorge für die Kinder bleibt bestehen, auch wenn sie das Haus verlassen (s. 2.Kor 12,14).
  • Jakob sollte seine Frauen nicht be­drücken. Uns Ehemännern wird gesagt, nicht bitter gegen sie zu sein und zu beachten, dass sie das schwächere Gefäß sind (s. Kol 3,19; 1.Pet 3,7).
  • Jakob sollte keine weiteren Frau­en heiraten. Der Herr muss den Juden, die zum Teil mehrere Frau­en hatten, sagen, dass Gott am Anfang eine Frau für einen Mann geschaffen hat (Mt 19,4-5).

Dann schließt Laban mit Jakob eine Art Nichtangriffspakt. Zeigt dieser Pakt nicht, wie gestört das Ver­hältnis zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn noch immer ist? Uns wird gesagt, dass wir, soviel an uns liegt, mit allen Men­schen in Frieden leben sollen (s. Röm 12,18). Wollen wir uns ein­mal fragen, wie unser Verhältnis zu unseren Schwiegereltern ist? Und nicht nur zu ihnen, sondern zu allen Menschen, zu denen wir in Beziehung stehen. Was sind unse­re Beweggründe, wenn wir jeman­den besuchen, sein Wohl oder uns­er Vorteil? Was sind die Be­weggründe für das, was wir zu­einander oder übereinander sagen? Mancher Schaden wäre nicht ent­standen, wenn man sich vorher immer diese Fragen gestellt hätte. Auch die letzten drei Verse in Rö­mer 12 sind sehr beachtens­wert.

Zusammenfassung

Das Denkmal in Bethel hatte Jakob am Ende seines ersten Lebensab­schnittes aufgestellt, das Denkmal auf dem Gebirge Gilead markiert das Ende des zweiten Abschnitts seines Lebens. Diese Zeit bei Laban wurde durch zwei Prinzipien Gottes gekennzeichnet, die einander er­gänzen: Einerseits die Tatsache, dass die Berufung und die Ver­heißung Gottes unbereubar sind, und andererseits die Wahrheit, dass Gott jeden Sohn, den er auf­nimmt, züchtigt.
Wozu haben die Erziehungswege Gottes bei Jakob bis jetzt geführt? Aus dem sanften und vielleicht etwas verweichlichten Mann, der sich dem Vorschlag der Mutter, den Vater zu betrügen, nicht wider­setzt, ist durch die Arbeit als Hirte ein gereifter Mann geworden, der seinem Schwiegervater widersteht und dem Ruf Gottes folgt, um wieder nach Hause zurückzu­keh­ren. Noch ist Jakob nicht am Ziel angelangt. Er vertraut Gott immer noch nicht völlig und versucht noch immer durch eigene Anstren­gung und Überlegung das zu er­reichen, was Gott für ihn vorge­seh­en hat. Gott wird ihn erst dann aus seiner Schule entlassen, wenn Jakob das Ziel erreicht hat.
Auch wir sind in der Schule Gottes. Zwei Gefahren können den Lerner­folg verzögern (s. Heb 12,5):

  • Wir achten die Zucht gering, in­dem wir die Übungen, die Gott uns schickt, bagatellisieren. Aus­sprü­che wie „Das passiert andern auch, diesmal trifft es eben mich“ oder „Halb so schlimm, das wird schon wieder besser werden“ sind ein Ausdruck dieser Haltung.
  • Wir ermatten unter der Zucht und werden mutlos.

Stattdessen möchte Gott, dass wir durch sein erzieherisches Handeln geübt werden. Dann können die schönen Ergebnisse der Zucht Got­tes erreicht werden, die Gottes Wort uns zeigt, und von denen zum Schluss noch einige angeführt werden sollen:

  • Die Trübsal bewirkt Ausharren, das Aus­harren Bewährung, die Bewäh­rung Hoff­nung, die uns nicht zuschanden werden lässt (s. Röm 5,3-5).
  • Wir werden zu Teilhabern seiner Heiligkeit. Diese ist das Mittel, durch das wir Gott voll­kommen genießen können (s. Heb 12,10).
  • Die Unterwerfung unter den Wil­len Gottes bringt praktische Gerechtig­keit hervor und macht das Herz friedevoll (s. Heb 12,11).
  • Die Bewährung unseres Glau­bens in den Übungen ist zum Lob und zur Herrlichkeit und zur Ehre des Herrn, wenn wir mit ihm offenbar werden (s. 1.Pet 1,7).

Diese Ergebnisse können uns dazu führen, uns der Trübsale zu rühmen.

Horst Zielfeld

Welches Erziehungsziel haben wir?

© Imaginando, fotolia.com

Als Mose geboren wurde, war das für seine Eltern Amram und Jokebed ein bewegendes Ereignis. In die Freude über die Geburt eines gesunden Jungen mischte sich jedoch sofort die Sorge. Denn der Pharao von Ägypten hatte ja angeordnet, dass alle neugeborenen Söhne der Hebräer in den Nil geworfen werden sollten, um sie zu töten.
Was war jetzt zu tun? Jokebed sah, dass Mose schön war (s. 2. Mo 2,2). Nun ist normalerweise für jede Mutter ihr Kind ein schönes Kind. Doch aus der Apostelgeschichte wissen wir, worin diese Schönheit bestand: Mose war schön für Gott! (s. Apg 7,20)
Deshalb suchten die Eltern in dieser furchterregenden Situation einen Ausweg. Einerseits gehorchten sie dem Befehl des Pharao und gaben ihren Sohn in den Nil. Doch sie taten es erst nach drei Monaten. Und sie legten Mose in ein schützendes Kästchen aus Schilfrohr, das mit Erdharz und Pech verpicht war.
Gott lässt diese Glaubenstat nicht unbelohnt und schenkt den Eltern ihren Sohn wieder. Sie bekommen einige wenige Jahre Zeit, Mose weiter zu erziehen und zu prägen, ehe sie ihn endgültig der Tochter des Pharao übergeben müssen.
Wie genau Amram und Jokebed ihren Sohn in dieser Zeit erzogen haben, wissen wir nicht. Doch das Resultat ihrer Bemühungen in diesen wenigen Jahren ist unübersehbar. Augenscheinlich pflanzten sie Mose die Liebe zu Gott und zu seinem Volk ins Herz, weil sie wussten, dass dies am königlichen Hof nicht geschehen würde. Mose hat das nie vergessen und es prägte sein ganzes weiteres Leben.
Wenn Gott uns heute Kinder anvertraut, sind auch sie schön für Gott. Sollten wir da ein anderes Erziehungsziel haben als Amram und Jokebed? Sollten wir sie zu etwas anderem als der Liebe zu Gott und zu seinem Volk erziehen?

Stefan Busch

Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.
(Sprüche 22,6)

Abraham versagt – Gottes Gnade BEWAHRT

© Norbert Zeller, fotolia.com

Die Gedanken dieses Artikels gehen von den Geschehnissen in 1. Mose 20 aus.
Offenbar ohne Gott zu fragen, bricht Abraham wieder in das Land des Südens auf (1.Mo 20,1).
Warum verlässt er den gesegneten Ort unter den Terebinthen Mamres, nahe bei Hebron, den Ort, wo er einen Altar gebaut und Gemeinschaft mit Gott erlebt hatte (s. Kap. 18,1.33)?
Abraham hatte dort ein besonderes Treffen mit drei Männern gehabt, mit dem Herrn und den beiden Engeln. Der Herr hatte ihn wissen lassen, was er den Städten Sodom und Gomorra wegen ihres sündigen Treibens zu tun gedachte (s. Kap.18,17). Und Abraham hatte sich vor Gott als Fürsprecher für die Gerechten in diesen Städten und damit auch für Lot und seine Familie verwandt (Kap.18,22ff.).
Zugleich hatte Abraham zum wiederholten Mal die beglückende Zusage eines Nachkommen erhalten, verbunden mit dem Hinweis, dass Sara im nächsten Jahr einen Sohn haben würde (s. Kap. 18,10). Was für eine wunderbare Aussicht – nach fast 25 Jahren des (mehr oder weniger) geduldigen Wartens!

Die Fehler der Vergangenheit …

Bereits Jahre zuvor hatte Abraham sich schon einmal ohne ersichtli­chen Grund von der Stätte des Al­tars zwischen Bethel und Ai ent­fernt und war weiter nach Süden gezogen (s. Kap.12,9). Trotz der auf­kommenden Hungersnot ‒ einem deutlichen Warnsignal Gottes ‒ hatte er sich nicht davon abhalten lassen, immer weiter bis nach Ägypten hinabzuziehen.
Bereits damals hatte er seine Frau aufgefordert: „Sage doch, du seist meine Schwester“ (12,13). Es war allein Gottes Gnade gewesen, dass Pharao, nachdem er Sara in sein Haus geholt hatte, mit großen Pla­gen geschlagen und so Schlimme­res verhindert wurde (s. Kap. 12,17).

wiederholen sich

Jetzt wohnte Abraham zwischen Ka­des und Sur und hielt sich in Ge­rar auf. Der Philisterkönig Abime­lech herrschte dort. Und wieder ließ Abraham verlauten: „Sara ist meine Schwester“ (V.5).
Es war zwar die halbe Wahrheit – aber eine ganze Lüge (V.12). Warum sagte er so etwas wieder und setzte Sara den gleichen Gefahren aus wie damals in Ägypten – und tat „Dinge, die nicht getan werden sollten“ (V.9)? Hatte Abraham denn nichts aus der zuvor erlitten Nieder­lage gelernt? In welche Gefahren brachte er seine Frau, der Gott doch die nahe Er­füllung der Ver­heißung des Nach­kommen verspro­chen hatte (Kap. 18,10).

Ein nutzloses Vorhaben

Abrahams Handeln lässt uns er­schrecken. Sein Verhalten zeigt, was das Fleisch auch in einem Glaubensmann ist: Unverbesserlich!
Wir lernen: Fleisch bleibt Fleisch (s. Joh 3,6). Wir können unsere alte sündige Natur nicht im Geringsten verbessern oder veredeln – und sol­len es auch nicht versuchen. Es führt nur zur Niederlage.
Hinzu kommt, dass Satan mit sei­nen Listen ein Bundesgenosse un­serer al­ten Natur ist, in der nichts, aber auch gar nichts Gutes wohnt (s. Röm 7,18). Die Gesinnung des Flei­sches ist Feindschaft gegen Gott, es ist den gerechten und heiligen An­sprüchen Gottes nicht untertan und vermag es auch nicht (s. Röm 8,7).

Auch das wiederholt sich

Wieder wurde Sara an den Hof des Königs geholt. Sie war immer noch schön von Gestalt.
Es ist nicht auszudenken, welche furchtbaren Folgen es gehabt hätte, wenn Gott in seiner Gnade nicht wieder eingegriffen hätte:
Und Gott kam zu Abimelech in einem Traum der Nacht und sprach zu ihm: Siehe, du bist des Todes wegen der Frau, die du genommen hast; denn sie ist eines Mannes Ehefrau“ (V.3).
„Du bist des Todes“ lautet die erns­te Warnung Gottes – auch heute. Denn: „Hurer und Ehebrecher wird Gott richten“ (Heb 13,4).

Gottes Gnade ist kein Freibrief

Ja aber – wendet jemand ein – wir sind doch Gottes Kinder und jede Sünde kann doch vergeben werden! Ist unser Gott denn nicht sogar „reich an Vergebung?“ (Jes 55,7)
Es ist richtig, dass unser ewiges Heil in dem Herrn Jesus und seinem Opfer sicher bleibt und dass auch jede Sünde nach einem aufrichti­gen Bekenntnis vor Gott und den Menschen vergeben werden kann (s. 1.Joh 1,9) – aber denken wir auch an die Folgen! Warnt uns doch Gottes Wort ernstlich: „Was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7).
Selbst im Fall Abimelechs, der zu­nächst meinte, in Lauterkeit seines Her­zens und in Unschuld seiner Hän­de zu handeln (s. 1.Mo 20,5), sagt Gott mit großem Ernst und un­miss­verständ­lich: „Wenn du sie aber nicht zu­rückgibst, so wisse, dass du ster­ben musst“ (V.7).

Ein weiser Rat

Im Buch der Sprüche gibt der weise Salomo „einsichtsvolle Unterwei­sung, Gerechtigkeit und Recht und Geradheit; um Einfältigen Klugheit zu geben“ (Spr. 1,3).
So belehrt er: „Mein Sohn, bewah­re meine Worte…“ und warnt ernstlich vor einem ehebrecheri­schen Weg: Die Ehefrau eines anderen „verleitete ihn durch ihr vieles Zureden, riss ihn fort durch die Glätte ihrer Lippen. Auf einmal ging er ihr nach, wie ein Ochse zur Schlachtbank geht und wie Fuß­fesseln zur Züchtigung des Narren dienen, bis ein Pfeil seine Leber zerspaltet; wie ein Vogel zur Schlinge eilt und nicht weiß, dass es sein Leben gilt“ (Spr 7,1.21-23).
Bachten wir: Tod bedeutet Tren­nung. Im übertragenen Sinn: Verlust des Genusses unserer Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Und damit abge­schnit­ten von der Freu­de, die er uns so gerne schenken will.

Neue Angriffsflächen – alte Taktik

Die Versuchungen sind heute viel­fältig. Die neuen Medien sind über­all präsent, ob auf Bildschirm oder Handydisplay, zuhause oder unter­wegs, zu jeder Tages- und Nacht­zeit.
Oft ist der moralische Schmutz nur einen „Mausklick“ weit entfernt. Seien wir uns der besonderen Ge­fahren des Internets bewusst.
Der Herr schaut uns über die Schul­tern! Wehren wir den Anfän­gen! Denn: „Wenn die Begierde (Lust der Augen) empfangen hat, gebiert sie die Sün­de; die Sünde aber, wenn sie voll­endet ist, ge­biert den Tod“ (Jak 1,15). Es ist „ein Weg der Mühsal“ – ein „Weg der zum Schmerz führt“! (Ps 139,24).

Grenzen kennen und einhalten

Im Kontakt mit dem anderen Ge­schlecht, auch im Kollegenkreis, kön­nen wir schnell eine „rote Linie“ überschreiten. Scheinbar fing doch alles so harmlos an. Vielleicht wollte man „ihr“ auch nur „nähertreten“, um sie mit dem Evangelium be­kannt zu machen. Welch eine tö­richte Selbstüberschätzung.
Wir sprechen zu Recht davon, dass wir einen „Weg der Absonderung“ gehen (2.Kor 6,17). Wir sind zwar noch in der Welt, aber nicht von der Welt! (s. Joh 17,14). Beachten wir das immer in dem, was wir tun, wie wir handeln?
Wenn wir beispielsweise meinen, bei Betriebsausflügen „immer dabei sein“ zu müssen, zeigen wir dann deutlich einen Wandel „in Gottse­ligkeit und würdigem Ernst“ (1.Tim 2,2)? Erkennen wir den Zeitpunkt, wo wir uns verabschieden sollten?

Gott greift ein

Wie gut: Abimelech hatte Sara noch nicht „berührt“! Gott sagt ihm im Traum: „… so habe ich dich auch da­von abgehalten, gegen mich zu sün­digen; darum habe ich dir nicht ge­stattet, sie zu be­rühren“ (V.6).
Ob der Apostel Paulus diese Worte auf­gegriffen hat, wenn er in sei­nem Brief an die Korinther schreibt, dass es gut für einen Menschen ist, keine Frau zu „be­rühren“ – und dass des­halb jeder seine eigene Frau usw. haben soll­te (s.1.Kor 7,1)?
Er verbindet jedenfalls damit die erns­te Warnung: Flieht die Hu­rerei!Jede Sünde, die ein Mensch bege­hen mag, ist außer­halb des Leibes; wer aber hurt, sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Hei­ligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis er­kauft worden; ver­herrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1.Kor 6,18-20).
Noch einmal will Gott uns in seiner Gnade durch die Geschichte Abra­hams warnen, denn „alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben“ (Röm 15,4).

Bewährte Hilfsmittel

Wie können wir in solch einer Welt, wo die Versuchungen an allen Ecken lauern, bewahrt blei­ben?
Denken wir an diese Bewahrungs­mittel: Gebet, Gottes Wort und Ge­meinschaft!
Der Herr Jesus ermuntert uns: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt“ (Mt 26,41).
Kennen wir alle noch das kniende morgendliche Gebet, als Ausdruck unserer Abhängigkeit von Gott (s. Ps 5,4; Dan 6,11)? Gehen wir unter Gebet durch den Tag mit der Bitte zum Herrn Jesus: „Wende mei­ne Augen ab, dass sie Eitles nicht sehen“ (Ps 119,37)? Lesen wir täg­lich mit Freude in unserer Bibel? Der Psalmist ist uns Vorbild: „In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige“. Dann werden wir auch die Erfahrung machen: „Dei­ne Zeugnisse … sind die Freude meines Herzens“ (Ps 119,11.111).
Nicht zuletzt ist auch die Gemein­schaft der Kinder Gottes unterein­ander ein Bewahrungsmittel – ins­besondere das Zusammenkommen als Versammlung zu dem Namen unseres Herrn Jesus.
Wer beständig den Blick auf den Herrn Jesus in der Herrlichkeit rich­tet, wird nicht sündigen – er wird vielmehr „gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlich­keit“ (Kol 1,11).
Hinschauend auf Jesus –wegschau­end von allem – aufschauend nach oben – ist das Geheimnis eines ge­segneten Lebens (s. Heb 12,2)!

Friedhelm Müller

"Bewahre mich, Gott, denn ich su­che Zuflucht bei dir!"
(Psalm 16,1)

Miteinander - Füreinander

© detailblick-foto, fotolia.com

Es gibt auf dieser Erde wohl kaum etwas Schöneres, als wenn zwei Menschen, die im Herrn Jesus verbunden sind, ihren Weg gemeinsam gehen möchten. Den Weg gemeinsam, d.h. miteinander und füreinander zu gehen, ist eine wunderbare Sache. Deshalb möchte ich Euch dazu gerne einige Denkanstöße mit auf den Weg geben. Diesen Denkanstößen wollen wir ein bekanntes Bibelwort des weisen Salomo voranstellen:

"Zwei sind besser daran als einer, … und eine dreifache Schnur zerreißt nicht so schnell."
(Prediger 4,9.12)


Vorbemerkung

Nachstehende Ge­danken gehen auf eine Ansprache anlässlich einer Hoch­zeit zurück. Sie sind für die schriftliche Wiedergabe leicht über­arbeitet, dennoch bewusst in der direkten Rede belassen worden.
„Zwei sind besser daran als einer“ – so sagt es die Bibel. Menschen sind darauf angelegt, in Gemein­schaft mit anderen zu leben. Die höchste Form dieser Gemeinschaft auf der Erde ist die Ehe. Gott hatte zu Adam gesagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen“ (1.Mo 2,18). Sich gegenseitig eine Hilfe zu sein ist ein Miteinander, das Gott seg­nen möchte.

Partnerschaft

In der Welt spricht man gerne von Partnerschaft. Dieser Ausdruck ist durchaus zutreffend, vorausgesetzt, man versteht darunter nicht das lockere Zusammenleben von zwei Menschen ohne Trauschein. Eine Ehe besteht aus zwei gleichwerti­gen (jedoch nicht gleichartigen) Partnern, die gemeinsame Ziele ver­folgen.
Es ist wie ein „Tandem“, das – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – gemeinsam an einer bestimmten Aufgabe arbeitet. In einem solchen „Tandem“ gibt es verschiedene Auf­gaben. Einer ist jedoch für den an­deren da und hilft ihm – immer im Interesse des gemeinsamen Ziels.

Eine dreifache Schnur

Ihr seid jetzt keine „Einzelkämpfer“ mehr, sondern geht Euren Weg ge­meinsam. Salomo fügt hinzu: „... und eine dreifache Schnur zer­reißt nicht so schnell“. Was ist damit gemeint? Ich glaube, Ihr wisst es gut. Der Dritte im Bund – oder bes­ser gesagt: der Erste in Eurer Ehe – ist niemand anders als der Herr Jesus.
Den Weg gemeinsam, d.h. fürein­ander und miteinander zu gehen, funktioniert nur dann gut, wenn der Herr Jesus mit im Boot ist und das Sagen hat. Partnerschaft und Liebe zueinander allein genügen nicht, um glücklich verheiratet zu sein. Zum wirklichen Glück und zur bleibenden Freude brauchen wir Ihn.
Das Wort EHE besteht in der deut­schen Sprache aus drei Buchsta­ben. Rechts und links steht ein „E“. Das seid Ihr beiden. In der Mitte steht das „H“. Das ist der Herr. Um gemeinsam eine Einheit „im Herrn“ zu sein, braucht Ihr zu­erst eine persönliche Lebensbezie­hung zum Herrn Jesus. Das ist die Grundvor­aussetzung.
Doch ab jetzt lebt Ihr nicht nur persönlich mit Eurem Herrn, son­dern Ihr dürft es nun gemeinsam mit Eurem Herrn tun. Das „H“ steht immer in der Mitte. Die beiden „E“ sind immer durch das „H“ mitein­ander verbunden.
Und selbst dann, wenn ein „E“ mal auf dem Kopf steht (oder manch­mal vielleicht sogar beide), das „H“ bleibt immer gleich. Man kann es nicht auf den Kopf stellen. Selbst wenn Ihr es herumdreht, es bleibt immer ein „H“. Derjenige, der Euch verbindet, ändert sich einfach nicht. Auf Ihn könnt Ihr immer fest bauen.
Der Apostel Johannes spricht von der Gemeinschaft, die wir unter­einander und mit dem Herrn Jesus bzw. unserem himmlischen Vater haben (s. 1.Joh 1,3). Dabei fügt er die Worte hinzu:

Und dies schrei­ben wir euch, damit eure Freude völlig sei
(1.Johannes 1,4)


Wirkliche und echte Freude finden wir nur in Verbindung mit dem Herrn Jesus, sei es im persönli­chen, sei es im gemeinschaftlichen Leben. Das ist – bezogen auf die Ehe – die dreifache Schnur.
Ihr seid nicht nur horizontal mit­einander verbunden, sondern Ihr seid gleichzeitig vertikal nach oben mit dem Herrn verbunden – und das gibt Eurer Ehe wirkliches Fun­dament.

Drei Optionen

Grundsätzlich können wir uns drei Arten von Zusammenleben in der Ehe vorstellen:
Die erste Art ist, dass man gegen­einander lebt. Leider gibt es heute mehr Ehen als wir denken, in denen man so lebt und arbeitet. Nicht umsonst steigt die Zahl der Ehen, die schon nach kurzer Zeit kaputt sind und geschieden werden, rapide an. Dabei ist die Zahl der tatsächlich ge­schiedenen Ehen nur die Spitze des Eisberges. Gegeneinander zu le­ben ist eine Katastrophe, die nur im Desaster enden kann. Denken wir nicht, dass es so etwas in christlichen Ehen nicht gibt. Wo der Herr Jesus nicht wirklich Mittelpunkt einer Ehe ist, kann man schneller gegeneinander leben, als man meint.
Die zweite Art ist, dass man neben­einander lebt. Das geschieht eben­falls in vielen Ehen. Man hat sich miteinander arrangiert, man re­spektiert den anderen im gewis­sen Sinn, dennoch geht man am liebs­ten seinen eigenen Interessen nach. Nach außen sieht alles ganz gut aus, nach innen hat man sich nicht be­sonders viel zu sagen. Sicher ist das besser als gegeneinander zu leben, doch Gottes Plan für eine sinner­füllte Ehe ist ganz anders. Er möch­te uns jedenfalls mehr geben.
Damit kommen wir zur dritten Art und Weise, wie wir eine Ehe füh­ren können, und diese Art der Ehe­führung wünschen wir Euch beiden von ganzem Herzen. Der vortreff­lichste Weg in der Ehe ist mitein­ander und füreinander zu leben. Dann geht einer auf die Interessen des anderen ein, hilft ihm und hat das Wohl des anderen im Auge.

Dazu wollen wir uns an fünf kurze Bibelstellen erinnern und sie auf die Ehe anwenden:

  1. 1.Petrus 1,22: „...liebt einander mit Inbrunst (d.h. anhaltend, be­harrlich) aus reinem Herzen“.
    Hier haben wir das erste „einan­der“. Vielleicht ist es fast ein we­nig profan, am Hochzeitstag da­von zu sprechen, dass Ihr ein­an­der anhaltend lieben sollt. Na­türlich liebt Ihr Euch.
    Doch Pe­trus spe­zifiziert hier die Quali­tät der Lie­be. Sie soll ers­tens an­haltend und beharr­lich und zweitens von Her­zen sein. Gott weiß, warum Er uns das sagt. Eure Liebe gleicht heu­te einem schäumen­den Gebirgs­bach in sei­ner Fri­sche. Gott möchte aller­dings, dass sich die Liebe immer mehr verfestigt und so bald einem tie­fen Ge­wässer gleicht, das ruhig und kraftvoll durch das Land fließt.
    Dann soll die Liebe von Herzen sein, also nicht so sehr eine Sache des Gefühls und der Emotionen, sondern eine tief im Innern empfundene Zuneigung fürein­ander, die immer mehr wächst.
    Es gibt heute viele Definitionen und Interpretationen von Liebe. Liebe im Sinn der Bibel kann man eigentlich nicht gut erklä­ren. „Gott ist Liebe“ – das ist der Grund, warum wir Liebe nicht er­klären können, denn sonst wür­den wir Gott erklären. Aber wir können wohl sehen, wie sich Liebe äußert und zeigt. Merk­male echter Liebe sind z.B.:
    a) dass man einander gibt und nicht nur im Egoismus an sich selbst denkt,
    b) dass man opferbereit ist und zu­gunsten des anderen auf etwas verzichtet.
    Beide Merkmale hat Gott be­wiesen, als Er seinen Sohn Jesus Christus für uns Menschen gab. Einer der bekanntesten Verse der Bibel zeigt genau diesen Zu­sammenhang auf: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).
  2. 1.Thessalonicher 5,11: Ermun­tert einander und erbaut einer den anderen.
    Hier haben wir gleich zwei Dinge, die wir mit­einander und fürein­ander tun können, nämlich ers­tens einan­der ermuntern und zweitens einander erbauen. Er­muntern be­deutet, einander Freude zu ma­chen. Erbauen be­deutet, das für den anderen zu tun, was ihm gut tut und ihn weiterbringt. Wir können das sowohl ganz prak­tisch als auch geistlich sehen.
    Ganz praktisch gesehen dürft Ihr Euch gegenseitig immer wieder eine Freude machen. Deine Frau z.B. freut sich ganz bestimmt ab und zu über einen Blumen­strauß. Dein Mann wird be­stimmt nicht traurig sein, wenn Du ihm hin und wieder sein Lieblingsessen auf den Tisch stellst.
    Aber die geistliche Anwendung steht natürlich im Vordergrund. Ihr sollt Euch gegenseitig er­muntern und erbauen, d.h. dazu mithelfen, dass der andere geist­liche Fortschritte macht. In ers­ter Linie ist das die Verantwor­tung des Mannes, doch ich den­ke, dass es keine Einbahn­straße sein muss. Eine Ehefrau kann ihrem Mann eine große geistli­che Hilfe sein. Sich in geistlichen Fragen und Belangen gegenseitig zu helfen – und zwar im Herrn – ist eine großartige Sache.
  3. 1.Thessalonicher 5,15: „Strebt al­lezeit dem Guten nach, sowohl zu­einander als auch zu allen“.
    Das ist eine Bestätigung dessen, was wir gerade gefunden haben. Wir sollen uns gegenseitig Gutes tun. Darin ist eigentlich alles ein­geschlossen.
    Voraussetzung dazu ist natür­lich, dass wir wissen, was uns gegenseitig gut tut. Doch dann folgt noch etwas, das wichtig ist. Nicht nur zueinander, sondern gleichzeitig gegen alle.
    Eine Ehe, in der man miteinan­der geht und füreinander da ist, ist zugleich ein Segen für ande­re. Eine solche Ehe tut anderen gut. Und das wünschen wir Euch ebenfalls von ganzem Herzen.
    Ihr seid innerhalb einer örtli­chen Versammlung eingebunden, in der es viele Aufgaben und Mög­lichkeiten gibt, für andere etwas Gutes zu tun.
    Wir wünschen Euch, dass Eure Ehe auch zum Wohl Eurer Fami­lien und Eurer Glaubensge­schwister ist. Darüber hinaus kön­nen wir natürlich auch an un­gläubige Menschen denken, mit denen Ihr Berührungspunkte habt.
  4. Kolosser 3,13: „einander ertra­gend und euch gegenseitig ver­gebend…“.
    Erneut gibt es einen Doppelhin­weis, nämlich erstens einander zu ertragen und zweitens gegen­seitig zu vergeben.
    Vielleicht denkt Ihr jetzt: Wie kann man so etwas auf einer Hochzeit sagen? Dass wir uns gegenseitig ertragen, ist doch wohl klar. Wir freuen uns, wenn Ihr so denkt, und vielleicht ist das in der Tat kein Wort für heu­te und morgen.
    Doch wenn der Alltag Euch wie­der hat – und das kommt leider schneller als Ihr denkt – kann das doch schnell etwas anders aus­sehen.
    Jeder von uns nimmt seine Ei­genheiten mit in die Ehe und die des anderen lernt man nirgends so gut und so schnell kennen wie in der Ehe. Deshalb ist die­ser allgemein gültige Hinweis Gottes durchaus auf eine Ehe anwendbar.
    Leider passiert es immer wieder, dass etwas vorfällt. Da sollten wir von Herzen bereit sein, uns ge­genseitig zu tragen und, wenn nötig, immer zu vergeben.
  5. Jakobus 5,16: „Betet füreinan­der“.
    Vielleicht ist das Gebet das Größ­te, was wir füreinander tun kön­nen. Es ist wichtig, dass wir in der Ehe miteinander beten, aber darum geht es hier nicht. Wir werden aufgefordert, fürein­ander zu beten. Das gilt ganz allge­mein, wobei die Ehe nicht aus­geschlossen ist.
    Es ist gut, wenn jeder Ehepart­ner weiß, dass der andere für ihn betet. Das ist eine gewaltige Hilfestellung, die wir uns gegen­seitig geben dürfen. Der Mann betet für die Frau, und die Frau betet für den Mann.
    Im Gebet sind wir mit unserem Herrn verbunden, und das lässt uns wieder an die dreifache Schnur denken, über die wir zu Anfang nachgedacht haben.

Geht Euren gemeinsamen Weg mit­einander, geht ihn füreinander, geht ihn ganz besonders mit Eu­rem Herrn. Dann werdet Ihr erle­ben, was Gott seinem irdischen Volk versprochen hat, dass Eure Tage werden wie „Tage des Him­mels über der Erde“ (5. Mo 11,21).

Fazit

Lukas 24 berichtet über die beiden Jünger, die nach Emmaus gingen. Ohne jetzt den besonderen Zusammenhang zu beachten, möchte ich ab­schließend nur darauf hinweisen, dass die beiden zusammen gingen, dass sie sich miteinander unterhielten und dass sie miteinander überlegten. Dann sagt uns der göttlich inspirierte Bericht, dass „Jesus selbst sich näherte und mit ihnen ging“ (V.15). Das wünschen wir jedem persönlich, denn darin liegt wirkliches Glück und echte Freude. Wir wünschen es jetzt aber ganz konkret. Euch beiden zusammen. Vergesst es nicht:

Eine dreifache Schnur zerreißt nicht so schnell.
(Prediger 4,12)

Ernst-August Bremiker

Persönliche Worte (und siehe ich bin bei euch)

„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters”
(Matthäus 28,20b)


Mit diesen Worten, die der Herr seinen elf Jüngern während der 40 Tage zwischen seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt zugerufen hat, schließt das Matthäus­evangelium. Diese wunderbare Verheißung gilt zunächst den Glaubenden aus dem irdischen Volk Gottes in zukünftiger Zeit. Aber wir dürfen sie auch für uns in An­spruch nehmen, da sie alle Tage und bis zur Vollendung des Zeitalters, d.h. bis zum Ende des Tausendjährigen Reiches, gültig ist.
Wir wollen diese Aussage einmal in 5 Abschnitte unterteilen und diese einzeln be­trachten.

  1. Und siehe“: Der Herr sagt nicht „und seht“. Jeder Jünger sollte sich einzeln angesprochen fühlen. Wenn die meisten Verheißungen auch Vielen gelten, so darfst und sollst du sie doch persönlich für dich in Anspruch nehmen.
  2. Ich bin“: Wer macht diese Verheißung? Der „Ich bin“, Jesus Christus, der der­selbe ist, gestern, heute und in Ewigkeit (s. Heb 13, 8), dem alle Gewalt gege­ben ist im Himmel und auf der Erde (s. Mt 28,18). Er ist es, der heute bei dir ist.
  3. bei euch“: Er ist bei dir, von dem das Wort sagt: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen” (Jes 43,2). Du darfst auch wie David vertrauens­voll sagen: „Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir“ (Ps 23,4a).
  4. alle Tage“: Noch einmal wollen wir hören, was David sagt: „Güte und Huld werden mir folgen alle Tage“ (Ps 23,6). Christus war mit seiner Güte und Huld gestern bei dir, er ist es heute und er wird es morgen sein.
  5. bis zur Vollendung des Zeitalters“: Auch das Zeitalter der Gnade findet seine Vollendung – durch das Kommen des Herrn zur Entrückung. Jetzt ist Er bei uns, dann sind wir bei Ihm, denn Er hat es versprochen: „Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet” (Joh 14,3). „Und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein“ (1.Thess 4,17).

Lass dich mit diesen Worten ermuntern.

Horst Zielfeld

© 2024 Ernst-Paulus-Verlag
Ernst Paulus Verlag Logo