BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Kinder müssen zu Hause erzogen werden, nicht in der Schule!

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Heute morgen las ich diese Überschrift in einem Artikel in den Nachrich­ten. Die nachfolgende Botschaft von Lehrern an die Eltern ihrer Schüler war damit verbunden:

"Liebe Eltern!
Wir würden Sie gern daran erinnern, dass Zauberworte, wie Hallo, bitte, gern geschehen, Entschuldigung und danke, zunächst zu Hause erlernt werden.
Ebenfalls zu Hause lernen Kinder, ehrlich, pünktlich und fleißig zu sein, Ver­ständnis für ihre Freunde zu beweisen sowie größten Respekt vor Älte­ren und allen Lehrern zu zeigen.
Zu Hause lernen sie, sauber zu sein, nicht mit vollem Mund zu reden und wie/wo sie ihren Müll richtig entsorgen.
Es ist auch das Zuhause, wo sie lernen, sich zu organisieren, auf ihre Sa­chen gut achtzugeben und dass es nicht erlaubt ist, andere einfach zu be­rühren.
Hier in der Schule wiederum lehren wir Sprache, Mathe, Geschichte, Erd­kunde, Physik, Naturwissenschaften und Sport. Wir bestärken lediglich die Erziehung, die die Kinder zu Hause von ihren Eltern erhalten haben."


Diese Botschaft liest sich wie ein Hilfeschrei dieser Lehrer. Für uns darf sie ein Ansporn sein, anhand der nachfolgenden Bibelstellen neu über unsere Verantwortung als Eltern nachzudenken.
„Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,4).
„Und sie (die Mutter) sah, dass er (das Kind) schön war, und verbarg ihn drei Monate. Und als sie ihn nicht länger verbergen konnte, nahm sie für ihn ein Kästchen von Schilfrohr und verpichte es mit Erdharz und mit Pech“ (2. Mo 2,2.3).
„Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mo 6,6.7).
Denken wir daran, dass es die Aufgabe der Eltern ist, ihre Kinder zu erziehen. Diese Aufgabe können wir nur mit der Hilfe des Herrn bewältigen. Er will uns dazu die erforderliche Weisheit und Kraft geben.
Niemand wird unsere Kinder so gut erziehen können wie wir als Eltern, die wir unsere Kinder von Herzen lieben. Und wenn wir über alles den Herrn Jesus lieben, werden wir die richtige Ausrichtung in der Erziehung haben und unsere Kinder früh auf Ihn hinweisen.
Die Arbeit in der Sonntagsschule ergänzt in letzterem die Bemühungen der Eltern. Doch genau wie es die Lehrer in ihrer Botschaft an die Eltern aus­drücken, ist es nicht der Auftrag der Sonntagsschullehrer, die Kinder zu er­ziehen. Die Erziehung gehört in das Elternhaus. In der Sonntagsschule dürfen die Herzen der Kinder für den Herrn Jesus und das Wort Gottes erwärmt werden.

Christian Rosenthal

Nicht erhörte Gebete

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Gott, ein Hörer und Erhörer des Gebets

Gott ist ein Hörer des Gebets. So redet David Ihn in Psalm 65,3 an. Aber Gott hört nicht nur die Gebete der Seinen, Er antwortet auch darauf! Das hat Isaak erlebt (s. 1. Mo 25,21), das hat Mose erlebt (s. 2. Mo 8,8.9), das hat Elia in vielen Situationen seines Lebens erfahren und das ist bis heute wahr!
Im Gegensatz dazu stehen die Götter, die Menschen erdacht haben. Sie sehen und hören nicht (s. 5. Mo 4,28). Auch dafür gibt es ein beeindruckendes Beispiel in der Geschichte Elias (s. 1. Kön 18).
Dennoch kann es sein, dass die Gebete der Glaubenden nicht erhört werden. Wir wollen uns einmal vier Begebenheiten anschauen, in denen das der Fall war.

Das nicht erhörte Gebet Moses

Weil Mose und Aaron dem Herrn nicht geglaubt und Ihn nicht vor den Augen des Volkes Israel gehei­ligt hatten (s. 4. Mo 20,12), durften sie das Volk nicht in das Land Ka­naan führen. Statt mit dem Stab Aarons in seiner Hand zu dem Fel­sen zu reden, hatte Mose den Fel­sen mit seinem Stab zweimal ge­schlagen. Dabei hatte er das Volk ernstlich zurechtgewiesen, indem er es als Widerspenstige angeredet hatte.
Mose hatte Gott nicht so vorgestellt, wie es seinem Wesen und seinen Worten entsprochen hätte. Dafür muss Gott seinen Knecht, der sonst in so vorbildlicher Treue gehandelt hatte, ernstlich tadeln. Und als Fol­ge seines Verhaltens durfte Mose nicht ins Land. Dreimal flehte er deshalb zu dem Herrn, aber der Herr hat sein Gebet nicht erhört. Es blieb dabei: Mose durfte nicht mit dem Volk über den Jordan in das Land ziehen (s. 5. Mo 3,27)!
Das war nicht leicht für Mose. Vier­zig Jahre hatte er darauf gehofft und dann durfte er nicht hinein. Doch wie hat Mose reagiert? Er ak­zeptierte das Handeln Gottes und beugte sich unter seinen Willen! Das ist ein anspornendes Beispiel für uns. Wir wollen daher den Wor­ten von Petrus folgen: „Demütigt euch unter die mächtige Hand Gottes“ (1. Pet 5,6).
Und Gott? Er hatte einen besonde­ren Segen für seinen Knecht. Er zeigte ihm das ganze Land vom Gipfel des Pisga aus – in einer Aus­dehnung, in der Israel es gar nicht eingenommen hat (s. 5. Mo 3,27).
Und Jahrhunderte später war Mose doch im Land! Er erschien gemein­sam mit Elia auf dem Berg der Ver­klärung und durfte den Ausgang, den der Herr Jesus in Jerusalem nehmen sollte, mit ihm besprechen (s. Lk 9,31). Ja, Gottes Antwort auf das Gebet Moses war gut, auch wenn sie nicht dem Wunsch Mo­ses entsprach. Doch Mose konnte schließlich sagen: „Der Fels: Voll­kommen ist sein Tun; denn alle sei­ne Wege sind recht“ (5. Mo 32,4).

Das nicht erhörte Gebet Davids

David hatte schwer gesündigt. Er war zum Ehebrecher und zum Mörder geworden. Als der Prophet Nathan ihm seine Sünde mit Hilfe einer Geschichte vorstellte, da legte David selbst eine vierfache Strafe fest. Ob er da schon wusste, dass er selbst „der Mann“ (2. Sam 12,7) war, von dem Nathan zu ihm ge­sprochen hatte?
David hat seine Sünde jedenfalls nicht länger verborgen. Er hat sie aufgedeckt und bekannt. Dann konn­te er erleben, dass Gott ihm ver­gibt! Er durfte wieder neu die Freu­de des Heils erleben (s. Ps 51,14).
Doch den Regierungswegen Gottes entsprechend musste David die Kon­sequenzen seines bösen Tuns erle­ben. Eine erste Folge war, dass der Sohn, den er mit Bathseba gezeugt hatte, sterben musste. David, der zurückgefunden hatte in die Ge­meinschaft mit seinem Gott, betete ernstlich um Heilung des Knaben. Er tat es mit Fasten und er tat es in dem Wissen, dass Gott gnädig ist.
Trotzdem starb der Knabe. Gott hat­te das Gebet des Mannes nach sei­nem Herzen nicht erhört. Auch Da­vid akzeptierte das Handeln Gottes ohne Widerspruch. Und er erlebte die Gnade Gottes, der ihm einen weiteren Sohn mit Bathseba schenk­te, der schließlich sein Thronfolger wurde: Salomo.
Und erstaunt stellen wir fest, dass Bathseba einen Platz im Geschlechts­register des Herrn Jesus in Matthä­us 1,6 bekommt.
Hat Gott einen Fehler gemacht, als er das Gebet Davids nicht erhört hat? Nein, keineswegs. Er handelt gerecht in seinen Regierungswegen und am Ende triumphiert seine Gna­de über jedes Versagen des Men­schen! Er ist ein wunderbarer Gott!

Das nicht erhörte Gebet Elias

Nachdem Elia sehr für seinen Gott geeifert hatte, floh er nach den Dro­hungen Isebels, um sein Leben zu retten, und legte sich in der Wüste unter einen Ginsterstrauch. Dort äu­ßerte er die Bitte, dass seine Seele sterben dürfe (s. 1. Kön 19).
Elia war völlig erschöpft und ver­zweifelt. Auch hatte er einen falschen Gedanken in seinem Herzen. Er hat­te so für seinen Gott gekämpft. War das denn alles umsonst gewe­sen? Warum erkannte man denn nicht, wer der wahre Gott ist? Warum verfolgte man den Diener des einzigen Gottes, der auf das Ge­bet seines Dieners geantwortet hatte?
Elia war entmutigt. Und er war auch in seinem Stolz gekränkt. Er hatte so geeifert, aber der Erfolg blieb aus. Er war doch nicht besser als seine Väter.
Diesen falschen Gedanken Elias, dass er besser sein könnte als sei­ne Väter und dass er alleine übrig geblieben sei, musste Gott korri­gieren. Doch die Bitte, die Seele Elias zu nehmen, erhörte Gott nicht. Im Gegenteil – Er weckte ihn auf und stärkte ihn durch einen Kuchen, der auf heißen Steinen gebacken worden war. Gott führte ihn in die Gemeinschaft mit sich selbst und offenbarte sich ihm. Und Er hatte noch Aufgaben für seinen Knecht!
Wie endete schließlich das Leben Eli­as auf der Erde im Triumph. Er wur­de von feurigen Wagen im Sturm­wind in den Himmel gebracht, ohne durch den Tod zu gehen (s. 2. Kön 2,11). Wie viel besser war das, als in aller Stille und Verbor­genheit in der Wüste unter einem Ginster­strauch zu sterben. Wie gut, dass Gott das Gebet Elias nicht erhört hat!

Das nicht erhörte Gebet Paulus´

Paulus hatte ein Übermaß an Offen­barung erhalten (s. 2. Kor. 12,7). Da­mit er nicht überheblich würde, gab Gott ihm einen Dorn für das Fleisch. Paulus hatte sich noch nicht über­hoben. Aber Gott kannte die Gefahr und hatte vorbeugend ge­handelt.
Paulus flehte zu dem Herrn, damit Er diesen Dorn wegnehme! Doch der Herr erhörte seine Bitte nicht! Er wollte seinen Diener erleben lassen, dass die Gnade Gottes völlig genügend ist. Das hatte Paulus ver­standen und statt weiter darum zu beten, dass der Dorn für das Fleisch weggenommen würde, rühmte er sich vielmehr seiner Schwachheit. Denn er wusste, dass dann die Kraft des Christus über ihm wohnt! Wenn er selbst schwach war, dann war er stark, weil dann die Kraft des Chris­tus ungehindert in ihm wirksam sein konnte (s. 2. Kor 12,9.10).

Zusammenfassung

So zeigt uns die Bibel verschiedene Begebenheiten, in denen der Hörer des Gebets (s. Ps 65,3) die Gebete derer, die ihm sehr treu gedient ha­ben, nicht erhört. Aber alle Begeben­heiten zeigen, dass Gott eine gute Absicht dabei hatte und dass Er es besser gemacht hat, als ein Mensch es jemals hätte ausdenken können.
Das spornt uns an, weiter zu Gott zu beten. Wir dürfen Ihm alles sa­gen. Aber wir wollen es Ihm über­lassen, wie Er auf unsere Gebete antwortet und uns bereitwillig sei­nem Willen unterwerfen. Er meint es gut mit uns und wird auch uns vollkommen führen!

Christian Rosenthal

Altes & Neues zum Thema Kindererziehung (Teil 2)

Weide meine Lämmer

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Die Erziehung der Kinder ist natürlich in erster Linie eine Aufgabe der Eltern. Das wurde in Heft 4/2017 unter dem Titel „Altes und Neues zum Thema Kindererziehung“ näher besehen.
Aber auch die Brüder in den örtlichen Versammlungen haben eine beson­dere Verantwortung, die Eltern in diesem Bestreben zu unterstützen, indem sie die „Herde Gottes“ hüten – die „Lämmer“ in rechter Weise wei­den (s. 1. Petr 5,2; Joh 21,15).
Die heranwachsende Jugend beobachtet die Brüder genau und hat ein feines Gespür dafür, ob das, was gesagt wird, authentisch ist.
Nun wird kein verantwortlicher Bruder von sich sagen, sein Reden sei im­mer in Übereinstimmung mit seinem Handeln. Deshalb wird sich jeder Diener des Herrn mit unter das von ihm gesprochene Wort stellen, manch­mal im Bekenntnis eigenen Versagens – was ihn ehrt.
Bruder Henri Rossier [1835-1928] ermahnt deshalb seine Mitbrüder, welche in „Wort und Lehre“ arbeiten (s. 1. Tim 5,17): „Die Gabe, so hervorragend sie sein mag, bleibt ohne Frucht, wenn sie nicht mit einer sittlichen Autori­tät gepaart geht, welche das Gewissen der Zuhörer mehr trifft, als die sie begleitenden Worte. Überdies verliert der Träger der Gabe selbst seine überzeugende Kraft, wenn sein Gewissen nicht vor Gott und Menschen ohne Anstoß ist. „Ich hoffe“, sagt der Apostel, „auch in euren Gewissen offenbar geworden zu sein“ (2. Kor 5,11). So war es bei Elisa. „Ich merke, dass dieser ein heiliger Mann Gottes ist“, sagt die Sunamitin von ihm (2. Kön 4,9).“[1]
So fordert auch der Apostel Paulus die Ältesten von Ephesus nachdrücklich auf: „Habt Acht auf euch selbst- und (dann) auf die ganze Herde“.
Dabei verweist Paulus auf sein eigenes Verhalten als Vorbild: „Ihr wisst, wie ich …bei euch gewesen bin dem Herrn dienend mit aller Demut und mit Tränen und Versuchungen…“ (Apg 20,19.28.31).
So wichtig das Festhalten an der Wahrheit über „Christus und seine Ver­sammlung“ ist: Die tätige Liebe in der Gesinnung des Herrn Jesus darf nicht fehlen (s. 1. Kor 13; Eph 4,15; Phil 2,5). Die Wahrheit kann nämlich so klar sein wie das Mondlicht – aber auch so kalt. Das ist dann der Fall, wenn „die Versammlung“ und nicht Christus der Mittelpunkt ist.[2]
Die Jugendlichen unter uns sind immer wieder Einflüssen in Bezug auf die Richtigkeit des Weges als Versammlung ausgesetzt. Manchmal finden sie nicht direkt die sie überzeugenden Antworten aus dem Wort Gottes. Das Verständnis hinsichtlich des Wertes des Platzes des Zusammenkommens zum Namen des Herrn Jesus (s. Mt 18,20) – auch hinsichtlich der so wichti­gen Wahrheit über die örtliche Darstellung der Versammlung Gottes auf der Grundlage der „Einheit des Leibes“ Christi (s. Eph 4,2-4) – ist auch bei ihnen wachstümlich. Wie gesegnet ist es daher, wenn Brüder Geduld haben und sich der Jugend in besonderen Stunden annehmen – ihre Fragen be­antworten und ihre Herzen für den Herrn Jesus und sein Wort erwärmen.
Einsichtsvolle Brüder beklagen im Rückblick in den vergangenen Jahren ge­machte Fehler. Sie sind in der Regel nicht wieder gutzumachen. Aber wir alle dürfen daraus lernen und wollen vermehrt die in der Erziehungsver­antwortung stehenden Eltern durch unser Vorbild, Reden und Handeln und unsere Fürbitte in ihrem Bemühen unterstützen, den Kindern den Herrn Jesus und sein Wort groß zu machen – um einen gemeinsamen gesegneten Weg zu seiner Ehre zu gehen. Dazu möchte der Herr Jesus uns jede Gnade schenken.

Friedhelm Müller


Fußnoten:

  1. „Betrachtungen über das 1. und 2. Buch der Könige“, S.52, Herausgeber: Ernst-Paulus-Verlag

  2. „Christus der Mittelpunkt“, - „Im Glauben leben“, Heft 1/2016, S.27, Herausgeber: CSV Hückeswagen

Wer wurde gesegnet?

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  1. Wer wurde von der Person gesegnet, mit der er lange gerungen hatte?
  2. Wer wurde von der Person gesegnet, die er als Hilfsbedürftige aufgenommen hatte?
  3. Wer wurde an seinem Ende mehr gesegnet als am Anfang?

1. Jakob (1.Mo 22)
2. Pharao (1.Mo 47)
3. Hiob (Hiob 42)

Vom Unruhestifter zum Segensbringer (Teil 11)

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Jakobs letzter Lebensabschnitt in Ägypten – 2. Teil (1. Mo 48-49)

Jakob ist nun 147 Jahre alt. Er hat die Modalitäten seiner Beerdigung mit Joseph geregelt und im Bewusstsein, dass sein Leben zu Ende geht, angebetet. Dann erkrankt Jakob und wird bettlägerig. Es ist sein Sterbelager.

Joseph besucht mit seinen beiden Söhnen den Vater

Als Joseph von der Erkrankung des Vaters erfährt, lässt er seine Staats­geschäfte ruhen und eilt sofort zu ihm. Schon viele Kinder haben nicht so gehandelt und standen dann nur noch am Sarg eines Elternteils. Wie seh­nen sich normalerweise Ster­bende danach, dass die Angehö­rigen bei Ihnen sind, wenn ihre letzten Stun­den gekommen sind.
Joseph bringt seine Söhne mit. Liegt es uns am Herzen, dass unse­re Kinder ein gutes Verhältnis zu den Großeltern haben? Wenn wir unsere Eltern ehren (s. Eph 6,2), dann fällt es auch unseren Kindern leichter, den Großeltern Achtung entgegenzubringen. Und wenn wir Großeltern sind und die Enkel sind bei uns, dann wollen wir uns wirk­lich Zeit für sie nehmen und dabei aber nicht vergessen, dass wir nicht die erste Verantwortung für die Er­ziehung tragen.
Als Jakob erfährt, dass Joseph kommt, macht er sich stark und setzt sich im Bett auf. Jakob wollte Joseph mit so viel Würde und Ach­tung wie möglich begegnen.
Ist es nicht so, dass wir uns gerade den nächsten Angehörigen gegen­über manchmal etwas gehen las­sen? Wir achten darauf, dass wir anderen gegenüber gepflegt auf­treten – tun wir es aber auch unse­rem Ehepartner gegenüber? Wir reißen uns in der Gegenwart Frem­der zusammen, zu Hause aber hal­ten wir oft unsere Zunge nicht im Zaum. Möchten wir uns doch auch gerade zu Hause Mühe geben, dem anderen zu gefallen.

Jakob erinnert sich an die Verheißungen Gottes

Jakob spricht von der ersten Offen­barung Gottes in seinem Leben. Mehr als 70 Jahre lag sie zurück. Jakob hat sie nie vergessen.
Erinnern wir uns noch an unsere Bekehrung? Hat sich damals Gott nicht auch uns in dem Herrn Jesus offenbart? Jakob hatte danach noch weitere Offenbarungen Gottes. Und wir? Hat sich der Herr auch uns immer wieder in besonderer Weise gezeigt? Haben wir die dafür not­wendige Voraussetzung erbracht (s. Joh 14,21)?

Jakob will die beiden Söhne Josephs adoptieren

Die Verheißung Gottes betraf auch das Land Kanaan. Er wollte es den Nachkommen Jakobs geben. Dieser Sachverhalt stand nun vor Jakob. Er wollte Joseph in dessen beiden ers­ten Söhnen ein doppeltes Teil des Landes geben. Dazu will er sie an Jo­sephs Stelle als seine Söhne adop­tieren. Er handelte dabei ganz nach den Gedanken Gottes (s. 1. Chr 5,1).
Jakob hatte noch einen weiteren Grund für sein Handeln. Seine ge­liebte Rahel war so früh gestorben. Gerne hätte er noch weitere Kinder mit ihr gehabt. Als Ersatz sollten es die Kinder Josephs sein, des ersten Sohnes von Rahel. Noch einmal tritt die tiefe Liebe Jakobs zu Rahel ans Licht. Wie steht es mit unserer Lie­be zu unserem Ehepartner? Ist sie auch so intensiv?

Jakob segnet seine Enkel in umgekehrter Reihenfolge

Jakob, der erblindet ist, weiß na­türlich, dass Joseph seine beiden Söhne so vor ihn hingestellt hat, dass beim Ausstrecken seiner Hän­de die Rechte auf dem Haupt von Manasse, dem Erstgeborenen, und die Linke auf dem Kopf Ephraims zu liegen kommt. Aber er weiß, durch Gott belehrt, dass Ephraim der ge­segnetere Stamm sein soll und über­kreuzt deshalb seine Arme.
Joseph, der Traumdeuter, will den Vater hindern, der aber bleibt fest und segnet die Söhne gemäß der von Gott geschenkten Einsicht. Wenn es in diesem speziellen Fall auch ungewöhnlich ist, dass Jakob mehr Einsicht besitzt als Joseph, dem Gott schon oft Zukünftiges of­fenbart hat, so ist es andererseits normal, denn Hiob sagt: „Bei Grei­sen ist Weisheit, und Einsicht bei hohem Alter“ (Hiob 12,12).
Sind wir, die wir älter geworden sind, dadurch gekennzeichnet? Wenn wir Eltern und vielleicht schon Großel­tern geworden sind, können wir un­seren Kindern und Enkelkindern da­durch eine Hilfe sein.

Jakob segnet seine zwölf Söhne

Dies tut er, anders als bei den Kin­dern Josephs, in der Reihenfolge der Geburt. Der ganze Segen ist gleichzeitig ein prophetisches Wort, in dem die ganze Geschichte des Volkes Israel entfaltet wird. Dies soll aber jetzt nicht unser Gegen­stand sein.
Was Jakob über seine ältesten drei Söhne aussprechen musste, vor al­lem über den Erstgeborenen, fiel ihm sicher nicht leicht. Wie viel Herzeleid können gerade erwach­sene Kinder ihren Eltern bereiten (s. 1. Mo 26,35). Vielleicht haben diese drei Söhne in diesem Mo­ment bereut, was sie getan hatten, aber rückgängig konnten sie es nicht mehr machen. Lasst uns dies bedenken und so handeln wie Jo­seph, der sagte: „Wie sollte ich die­se große Bosheit tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mo 39,9). Wir wissen nicht, was Gott Jakob in Be­zug auf die Zukunft des Stammes Dan alles gezeigt hat, aber wie be­rührt uns sein Ausruf: „Auf deine Rettung harre ich, Herr“ (1. Mo 49,18)!
Auch wir können bei Kindern Cha­rakterzüge erkennen, Entwicklun­gen sehen, die sich abzeichnen, oder gar Wege beobachten, die uns Ähnliches ausrufen lassen. Aber wollen wir auch darauf vertrauen, dass der Herr Jesus fähig ist, zu er­retten, wenn wir Dinge nicht mehr in der Hand haben.
Welche Freude muss es dagegen Jakob bereitet haben, den Segen über Juda und Joseph auszuspre­chen. Und was für eine Freude muss es für die beiden Söhne ge­wesen sein, diesen Segen zu hö­ren. Jo­seph war von Jugend an die Freude seines Vaters gewesen; Juda hatte Buße getan und sich danach die Achtung seines Vaters erworben. Die Aussprüche Jakobs über seine Söh­ne lassen uns an den Richter­stuhl Christi denken. Dort wird es solche geben, die gerettet sind, aber „so wie durchs Feuer“ (1. Kor 3,15), während andere hören dür­fen:
„Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21.23).

Der Tod Jakobs

Als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf, ver­schied und wurde versammelt zu seinen Völkern (s. 1. Mo 49,33).
Mit diesen Worten endet der Be­richt über das Leben Jakobs. Das Wort Gottes bezeichnet diese letz­ten Worte Jakobs als Befehle an seine Söhne. Das erinnert uns dar­an, was die Schrift von Abra­ham sagt: „Denn ich habe ihn er­kannt, dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehle, damit sie den Weg des Herrn be­wahren, Gerechtigkeit und Recht auszuü­ben, …“ (1. Mo 18,19). Welch ein Ansporn für Väter. Dann zieht Ja­kob seine Füße auf das Bett. Ist das nicht sehr symbolträchtig? Sein Lauf war zu Ende. Ein Lauf, dessen Ende herrlich war. 13 Jahre vorher hatte Jakob noch vor dem Pharao beken­nen müssen: „Wenig und böse wa­ren die Tage meiner Lebensjah­re“ (1. Mo 47,9). Aber nun durfte er zu dem Gott gehen, von dem er zu Joseph gesagt hatte: „… der mich geweidet hat, seitdem ich bin bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Bösen …“ (1. Mo 48,15.16).
Auch für uns kommt einmal der Augenblick, in dem unser Glau­bens­weg zu Ende ist, sei es, dass wir heim­ge­hen, oder, dass der Herr kommt und uns zuruft: „Komm hier herauf!“ (Offb 4,1).

Wir wollen uns zum Schluss mit einem Liedvers ermuntern:

Bald ist jeder Kampf beendet,
bald der letzte Schritt getan;
bald dein Tagewerk vollendet,
immer kürzer wird die Bahn.
Schon erglänzt der Morgenstern,
Jesu Kommen ist nicht fern.
(aus „Geistliche Lieder“, Nr.180)

Horst Zielfeld

Ich in ihnen

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Die Zeitschrift, die der Leser in Händen hält, trägt den schönen Titel „Bleibt in mir“. Dies ist der wörtliche Zuruf des Herrn Jesus aus dem Johannes-Evangelium an die Seinen, nahe bei Ihm, ja in Ihm, zu bleiben – jeden Tag aufs Neue in ganz praktischer Weise. Doch die Worte des Herrn gehen noch weiter: „Bleibt in mir, und ich in euch“, heißt es in Johannes 15,4.

Stellung und Darstellung

Die Gemeinschaft mit Christus hat somit zwei Seiten: Wir bleiben in Ihm, und als Folge davon bleibt Er auch in uns. Dabei bedeutet der Ausdruck „in Ihm bleiben“ nichts anderes als die praktische Verwirk­lichung unserer Stellung als „Heilige und Geliebte“ in Ihm.
„Ich in euch“ bezieht sich dagegen auf die Darstellung seiner Person in uns – Er soll in uns gesehen wer­den. Es sind also zwei unterschied­liche Blickrichtungen auf dieselbe innige Verbindung zwischen Chris­tus und den Seinen. Beide Seiten – Stellung und Darstellung – sind gleichzeitig und gleichermaßen von Bedeutung.
Dieser beidseitige Ausdruck der Ge­meinschaft mit Christus ist sehr wertvoll. Gerade die Gewissheit, dass der allmächtige Gott in uns bleibt, gibt in den alltäglichen Um­ständen immer wieder neue Kraft. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick nach Johannes 17, wo seine Darstellung in uns drei­mal mit den Worten „ich in ihnen“ (Joh 17,10.22.26) angesprochen wird. Dieser Ausspruch prägt das gesamte Gebet des Herrn und schließt es auch ab (s. Joh 17,26), wodurch seine Bedeutung nachhaltig her­vorgehoben wird. Insgesamt stehen die Kapitel 13 bis 17 des Johannes-Evangeliums in einem herrlichen Zu­sammenhang, in dem das dreimali­ge „ich in ihnen“ eingebettet ist.

Johannes 13 bis 17 im Überblick

Das Gebet des Herrn Jesus in Jo­hannes 17 beschließt seine Ab­schiedsrede an die Jünger, mit de­nen Er sich ab Kapitel 13 des Jo­hannes-Evangeliums ausschließlich beschäftigt. Nachdem Er sich in den vorangegangenen Kapiteln um viele einzelne Menschen aus dem Volk gekümmert hatte (Nikodemus, die Frau am Jakobs­brun­nen, etc.), ist Er nun allein um seine Jünger besorgt und bereitet sie auf die Ereignisse vor, die sein Hingehen zu seinem Vater über Golgatha betreffen. Dies tut Er auf zweierlei Weise.
Zunächst richtet der Herr in Johan­nes 14 bis 16 den Blick vorwiegend auf den Vater. Anfangend von den vielen Wohnungen im Haus des Vaters geht Er auf den Sachwalter ein, den „Geist der Wahrheit“, den der Vater aussenden würde, und endet mit der Zusage an seine Jün­ger, dass der Vater selbst sie liebt. Immer wieder zeigt Er den Jün­gern die Verbindung mit dem Vater. Al­lein in diesen drei Kapiteln ge­braucht der Herr über 40 Mal das Wort „Vater“.

Christus in Johannes 17

Doch in Kapitel 17 ist die Blickrich­tung genau umgekehrt. Hier wen­det sich jetzt der Sohn direkt an den Vater und redet zu Ihm über die Seinen, während Er in den voran­gehenden Kapiteln zu ihnen über den Vater sprach. So ist der Herr Jesus gewissermaßen der Dreh- und Angelpunkt unserer Beziehung zum Vater.
Aber noch mehr: In diesem einzig­artigen Kapitel wird uns auch der Sohn des Vaters in seinen vielen Herrlichkeiten vorgestellt. Wir fin­den insgesamt 7 Titel bzw. Ämter Christi, die in Ihm vereint seine göttliche Größe hervorheben: Wir sehen seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen (der Gericht hält: s. V. 2a, s. auch Joh 5,27), als Sohn Gottes (der Leben gibt: s. V. 2b, s. auch Joh 5,25), als Knecht Got­tes (s. V. 4), als Prophet (s. V. 6-9), als Sachwalter beim Vater (s. V. 9.20), als Hirte (s. V.12) und als Apostel (s. V. 18).

Völlige Freude

Darum geht es also, wenn der Herr Jesus davon spricht, dass Er in uns ist: Wir dürfen seine Herrlichkeit erkennen und darin Freude haben. Er selbst möchte in uns zur Dar­stellung kommen. Mit welchem Ziel? Wir sollen Ihn besser kennen­lernen und in Ihm den Vater, den Er uns offenbart. Alles soll zu sei­ner Verherrlichung und zur Ver­herrlichung des Vaters dienen. Wenn das in unserem Leben mehr Wirk­lichkeit ist, dann wird auch seine eigene Freude völlig in uns sein (s. Joh 17,13). Ein höheres Maß an Freude kann es nicht geben. Kein irdisches Glück reicht an die Freu­de Christi heran, die Er mit den Seinen teilt. Aber auch Gott emp­findet völlige Freude, wenn Er auf diese Weise von der Erde aus in uns verherrlicht wird.
Was für eine Bedeutung liegt doch in diesen drei kurzen Worten: „Ich in Ihnen“, die mit seinem Zuruf „Bleibt in mir“ so eng verknüpft sind!

Matthias Wölfinger

Henoch – ein Vorbild für uns heute

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Wenig Worte, aber viel Inhalt

Über Henoch wird uns in der Bibel nur in wenigen Versen etwas berichtet (s. 1. Mo 5,21-24; Heb 11,5-6; Jud 14.15). Gott gebraucht manchmal nur wenige Worte, um uns wichtige Belehrungen zu geben. Was können wir für unser praktisches Glaubensleben von Henoch lernen?

Wer war Henoch?

Henoch lebte in der 7. Generation von Adam und war ein Nachkom­me Seths, den Gott Adam und Eva anstelle von Abel gegeben hatte (s. 1. Mo 4,25). Seth ist ein Bild des auferstandenen Christus. Wie He­noch von Seth abstammte, „stam­men“ wir von dem Herrn Jesus ab und sind Kinder Gottes. Henoch ist also ein Bild von uns als Gläubigen.
Henoch wurde 365 Jahre alt. Er be­kam mit 65 Jahren seinen ersten Sohn, Methusalah. Die Menschen wurden vor der Flut sehr alt, teilweise über 900 Jahre! Henoch war also ein vergleichsweise junger Mann, als Methusalah geboren wur­de. Und in jungen Jahren traf er eine persönliche Entscheidung für einen Wandel mit Gott.

Mit Gott wandeln

Gott fasst das Leben Henochs im Al­ten Testament und im Neuen Tes­tament mit jeweils einem einzigen Satz zusammen:

„Henoch wandelte mit Gott.“
(1. Mose 5,24)


„Vor der Entrückung hat er das Zeug­nis gehabt, dass er Gott wohlgefal­len habe“ (Heb 11,5).
Beides sind Zeugnisse von Gott selbst, Henoch hatte das nicht von sich gesagt! Könnte Gott das auch von mir oder dir sagen?
Was ist ein Wandel mit Gott? Es ist das bewusste Fragen nach dem Wil­len Gottes und dem Weg, den Er für mich vorgesehen hat. Kennen wir dieses Fragen nach dem Willen Got­tes im Gebet und den Weg in Abhängigkeit von Ihm?
Mose bat Gott einmal „Lass mich doch deinen Weg wissen“ (2. Mo 33,13). Er sagte nicht: Zeige mir meinen Weg, sondern zeige mir deinen Weg! Er hatte sich nicht selbst bereits etwas vorgenommen, bevor er Gott fragte. Er fragte Ihn: Was hast Du für mich geplant?
Auf diesem Weg können wir die Ge­meinschaft mit Ihm in allen Situa­tionen genießen, was wir auch gerade tun. In Amos 3,3 heißt es „Ge­hen wohl zwei miteinander, au­ßer wenn sie übereingekommen sind?“
Wenn wir mit Ihm gehen, zeigt Er uns seinen Weg – Schritt für Schritt. Er begleitet uns durch Schwierig­keiten und gibt uns Rat bei Ent­scheidungen.

Gott wohlgefällig leben

Die Septuaginta (griechische Über­setzung des Alten Testaments) über­setzt „wandelte mit Gott“ mit „Gott wohlgefallen“! Die Antwort auf die Frage, wie ich Gott wohlge­fallen kann, lautet also: Indem ich mit Gott gehe. Wer das tut, der gefällt Gott. Dreimal wurde dem Herrn Jesus, der immer mit Gott wandel­te, das durch die Stimme aus dem Himmel bestätigt! Er ist unser voll­kommenes Vorbild.

Getrennt von der Welt

Ein Wandel mit Gott aus Liebe zu Ihm führt zu einer Trennung von der Welt um uns her. Römer 12,2 zeigt den Zusammenhang ganz deutlich: „Und seid nicht gleichför­mig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Die Welt und ein Gläubiger passen einfach nicht zusammen! Sie sind un­vereinbar wie Licht und Finster­nis, Leben und Tod (s. 2. Kor 6, 14.15). Das wird man an unserem Verhal­ten, an unseren Worten und an unseren Taten sehen. Das fällt auf.
Bei Henoch war das so. Er war ein gutes Zeugnis in seiner Umgebung. Vielleicht haben die Leute ihn ge­mieden, abgelehnt oder gesagt: „Der geht mit Gott.“ Aber vor allen Din­gen sah und sagte Gott das, und das war entscheidend!
Der Herr Jesus hat in Johannes 14,21 gesagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Unsere Liebe zum Herrn Je­sus zeigt sich im Gehorsam gegen­über seinem Wort.

Ausdauernd im Wandel

Das erste Mal wird uns bei der Ge­burt Methusalahs gesagt, dass He­noch mit Gott wandelte. Er tat das dann konsequent bis zu seiner Ent­rückung, 300 Jahre lang.
Vielleicht denkst du: „Das schaffe ich nicht, ich versage so oft“. Leider kommt das bei uns vor. Aber der Herr hilft uns dann auch wieder auf. Er sieht den Wunsch in unserem Herzen, Ihm treu zu sein.
Das tägliche Gebet und das Lesen der Bibel geben uns Kraft, Ihm nach­zufolgen und „mit Herzensent­schluss bei dem Herrn zu verharren“ (Apg 11,23).

Gott offenbart seine Gedanken

Der Name Henoch bedeutet „ein­geweiht, belehrt“. Namen haben in der Bibel oft eine geistliche Bedeu­tung. Der Wandel mit Gott öffnete Henoch die Augen für das, was um ihn herum war. Gott gab ihm Ein­sicht in seine Gedanken. Woran er­kennen wir das?
Henoch gab seinem ersten Sohn den Namen Methusalah, das be­deutet „Bei seinem Ende bricht es herein“. Methusalah starb mit 969 Jahren, im Jahr der Flut.[1] Henoch konnte das nur durch die Beleh­rungen Gottes selbst wissen.
Gott hatte Henoch auch detaillier­te Offenbarungen über das kommen­de Gericht gegeben (s. Jud 14.15). In der Flut ging das nur teilweise in Erfüllung. Die eigentliche Erfüllung steht noch bevor und findet statt, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit mit uns erscheinen wird, um Gericht auszuüben über alle Gottlosigkeit. Gott belohnte das Ver­trauen und die Treue Henochs reichlich (s. Heb 11,6).

Gott offenbart sich selbst

Henoch ist kein Einzelfall! Mose hat­te das auch verstanden: „Lass mich doch deinen Weg wissen, dass ich dich erkenne“ (2. Mo 33,13). Gott lässt dann seine Herrlichkeit an Ihm vorüberziehen. Er zeigt ihm etwas von seiner Größe und Erhabenheit.
Wenn wir dem Herrn Jesus treu nachfolgen, dann zeigt Er uns seine Gedanken und wir lernen Ihn bes­ser kennen. Auch heute noch! „Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich wer­de ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren“ (Joh 14,21).
Wir lernen, die Dinge um uns her aus der Perspektive Gottes zu se­hen. Und wir erkennen in seinem Wort mehr von seiner kostbaren Person. In unserem Leben werden wir immer wieder Beweise seiner Führung und Güte sehen.
So wird es Frucht für Gott und geistliches Wachstum geben. Das bringt Paulus auf den Punkt, wenn er an die Kolosser schreibt: „… da­mit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes“ (Kol 1,9.10).

Gott bringt ans Ziel

Henoch wurde von Gott entrückt. Gott nahm ihn von dieser Erde weg, denn er sollte den Tod nicht sehen. Er ist neben Elia eine der beiden großen Ausnahmen in der Mensch­heitsgeschichte. Alle anderen Men­schen haben bis heute diese Erde durch den Tod verlassen. Eine be­sondere Stellung nimmt natürlich unser Herr ein, der nach vollbrach­tem Werk von Gott auferweckt und zu seiner Rechten erhöht worden ist.
Auch das Ende des Lebens He­nochs hat also eine wunderschöne Be­deutung für uns. Auch wir war­ten, dass der Herr Jesus wiederkommt und uns für immer zu sich nimmt. Er hat es versprochen (s. Joh 14,2-4; 1. Thes 4,16-18)! Das ist die christ­liche Hoffnung. Sie ist nichts Un­sicheres, sie ist fest und gewiss.

Es ist keine Frage, ob der Herr Je­sus kommt, sondern nur, wann Er kommt! Es kann heute noch sein! Freuen wir uns darauf?

Wenn wir mit dem Herrn Jesus wandeln und Ihn auf diesem Weg immer besser kennenlernen, wird das unsere Freude auf Ihn und sein Kommen vertiefen.

Dirk Mütze


Fußnoten:

  1. Methusalah war 187 Jahre alt, als Lamech geboren wurde. Dieser war bei der Geburt Noahs 182 Jahre alt. Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam (s. 1. Mo 5,25.28; 7,6). In der Summe ergibt das 969 Jahre (187 + 182 + 600 = 969).

Barnabas – Diener und Mutmacher (Teil 3)

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Jeder von uns braucht Vorbilder – ob wir jung oder alt sind, schon Erfahrung haben oder noch ganz am Anfang des Glaubenslebens stehen. Von Barnabas wird uns in der Apostelgeschichte nicht sehr viel berichtet. Aber das, was Gottes Wort von ihm erwähnt, ist wirklich beachtenswert. Es motiviert und spornt an, einen positiven Einfluss unter den Gläubigen zu haben, wie es bei Barnabas der Fall war. Er ist wirklich ein nachahmenswertes Vorbild!

„Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen; und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.“
(Apostelgeschichte 11,25.26)


Das von Gott in Antiochien begon­nene Werk geht weiter – das Evan­gelium war verkündigt worden, so ­dass sich viele Menschen bekehrt hatten und „dem Herrn hinzuge­tan“ (Apg 11,24) wurden. Barnabas hatte als echter Hirte und Seelsorger die jungen Gläubigen in Antiochien er­mahnt, mit ganzem Herzen bei dem Herrn zu bleiben (s. V. 23). Um aber das Wachstum unter den Christen in Antiochien weiter zu fördern, war eine kontinuierliche Belehrung durch das Wort Gottes notwendig.

Barnabas bringt Saulus nach Antiochien

In dem Bewusstsein, dass die jun­gen Gläubigen in Antiochien weite­re Belehrung brauchten, muss Barna­bas unweigerlich an Saulus den­ken, den er schon aus früheren Begeg­nungen gut kannte. Nach seiner beeindruckenden Bekehrung und den ersten Erlebnissen in Jerusalem schickten ihn die dortigen Brüder nach Tarsus zurück, wo er aufge­wachsen war.
Saulus hatte einige Jahre geduldig in Tarsus verbracht, bis jetzt Barna­bas zu ihm kam, um ihn nach An­tiochien zu bringen. Es wird eine Zeit der geistlichen Zubereitung in der Schule Gottes gewesen sein, aber jetzt stand er bereit (vgl. Mose hinter der Wüste – 2. Mo 2,15 ff.). Schließlich wollte Gott gerade ihn zu den Nationen senden, um dort ein großes Werk zu tun (s. Apg 9,15).
Sind wir bereit zu warten, bis der Herr Jesus einen klaren, unmiss­verständlichen Auftrag gibt? Nutzen wir die Zeit in der Schule Gottes, ohne aus der Schule Gottes wegzu­laufen und eigenwillig einen Dienst zu beginnen!
Es ist vorbildlich zu sehen, wie Bar­nabas als Älterer den jüngeren Sau­lus mitnimmt, um ihn in den Dienst in Antiochien einzuführen. Eine se­gensreiche Zweierschaft im Dienst entsteht und Barnabas nimmt wirk­liche Mühe auf sich, um Saulus nach Antiochien zu bringen.

Demut und Selbstverleugnung

Ohne Zweifel wusste Barnabas um die offensichtliche Begabung von Saulus als Lehrer, um die Gläubi­gen in verständlicher Weise in der Wahrheit der Bibel zu unterweisen. Er wusste auch zutiefst, dass gera­de in der jungen Versammlung in Antiochien begabte Lehrer ge­braucht wurden, um die jungen Gläubigen weiter zu fördern. Auch für uns heute ist die gute Belehrung aus Gottes Wort notwendig für geistli­ches Wachstum!
Barnabas erkannte, dass für ihn al­lein die Aufgabe zu groß und seine Gabe begrenzt war. Er kannte und akzeptierte seinen eigenen Wir­kungskreis (s. 2. Kor 10,13 ff.).
Können wir auch neidlos akzep­tieren, wenn der Herr Jesus einen anderen Bruder oder eine andere Schwester in seinem Werk ge­braucht? Oder meinen wir vielleicht manchmal, für jede Aufgabe geeig­net und berufen zu sein? An sei­nem Leib gibt es keine „Allroun­der“, jedes Glied ist besonders begabt und wird gebraucht (s. 1. Kor 12,20.21).

Gemeinsamer Dienst

Der gemeinsame Dienst und die Einführung in eine neue Aufgabe, die hier Saulus durch Barnabas er­lebt, setzt sich später in seinem eigenen Leben fort. Paulus ist es, der Timotheus, den er nach eini­gen Jahren „sein echtes Kind im Glauben“ (1. Tim 1,2) nennt, för­dert, ermutigt, auf seinen Reisen mitnimmt und auch Aufgaben über­trägt.
Nehmen auch heute noch ältere Diener im Werk des Herrn solche, die jünger sind, an die Hand, um sie im Dienst zu fördern und ihnen zu helfen? Ist im Dienst für den Herrn die Bereitschaft vorhanden, eine Aufgabe loszulassen und sie in andere Hände zu übergeben? Auch, wenn die betreffenden Geschwister schon älter geworden sind? Sind wir, die jüngeren Gläubigen, bereit, uns von erfahrenen Brüdern und Schwestern anleiten zu lassen? Sind wir bereit, Dienstbegleiter zu sein, um zu lernen und zu wachsen?

Christen

Ein ganzes Jahr lang haben Barna­bas und Saulus die Geschwister aus Antiochien in den Zusammen­künften der örtlichen Versammlung belehrt. Diese Aufgabe erforderte eine enorme Ausdauer und Konti­nuität – sie blieben ein Jahr am selben Ort. Sind wir auch bereit, eine geraume Zeit und Energie in eine bestimmte Aufgabe zu inves­tieren?
Das Ergebnis war, dass die Jünger in Antiochien zuerst „Christen“ ge­nannt wurden. Es war wohl zu­nächst vielmehr ein Spitzname als ein Ehrentitel; aber es zeigt doch etwas davon, was die Folgen der gründlichen und herzerreichenden Belehrungen der beiden Brüder waren: Christus wurde in den Jün­gern wahrgenommen! Er wurde durch diesen Dienst groß gemacht. Barnabas und Saulus banden die Geschwister nicht an sich selbst, sondern an den Herrn Jesus (s. 1. Kor 1,12.13; Kol 1,28).
Die Menschen sahen die Christus­ähnlichkeit im tagtäglichen Leben der Gläubigen aus Antiochien: bei der Arbeit, in den Familien, in Leid und Trauer, usw. Werden wir auch als Christen erkannt, weil wir wie Christus leben?
Wenn Gott im Dienst verherrlicht wird, ist das Ziel jedes Dienstes er­reicht.

Christian Achenbach

„[…] damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."
(1. Petrus 4,11)

Sorgen

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Paulus schreibt den Korinthern einen Wunsch, den er für sie hat:

„Ich will aber, dass ihr ohne Sorge seid!“
(1. Korinther 7,32)


Ohne auf den speziellen Zusammenhang des Verses einzugehen, nehmen wir diesen Wunsch mit in den Artikel, der sich ein wenig mit dem Thema der Sorgen beschäftigt.>
Keiner wird wohl von sich behaupten, er würde sich niemals Sorgen um Dinge machen, die im täglichen Leben auf ihn eindringen.
Da gibt es Probleme am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Ehe, in der Versammlung oder in anderen Lebensbereichen.
An vielen Stellen der Heiligen Schrift werden wir mit diesem Thema konfrontiert. Wir werden aufgefordert, unsere Sorgen auf Gott zu werfen (s. 1. Pet 5,7a).
Dabei liegen Theorie und Praxis wohl oft weit auseinander und es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Gott selbst für uns besorgt ist (s. 1. Pet 5,7b).

Sorgen, eine Definition

Es ist gut, einmal darüber nachzudenken, was Sorgen überhaupt sind. Eine mögliche Definition lautet, dass Sorgen Gedanken über die Zukunft in Verbindung mit der Einschätzung unserer eigenen Möglichkeiten sind. Das bedeutet, wir versuchen, Dinge, die auf uns einströmen, mit bereits gemachten Erfahrungen oder menschlichen Fähigkeiten einzuschätzen und daraus einen Lösungsweg für unsere Situation zu finden. Dabei stellen wir oft fest, dass es schwierig werden kann, und das macht uns besorgt.
Wenn wir dabei stehen bleiben und nur so mit Sorgen oder Nöten umgehen, dann unterscheiden wir uns nicht von Menschen, die keine lebendige Beziehung zum Herrn Jesus haben.

Sorgen, und was dahinter steckt

Sorgen sind oft ein Zeichen dafür, dass wir insgeheim doch

  • zwei Herren dienen wollen (s. Mt 6,24),
  • unser Vertrauen heimlich oder un­bewusst auf das Geld oder auf guten Versicherungsschutz setzen,
  • auf gute Ärzte vertrauen,
  • auf gute, eigene Beziehungen zu Entscheidungsträgern in dieser Welt setzen,
  • auf unsere eigenen Fähigkeiten und Kräfte bauen,
  • oder, oder, oder…

Wir vergessen, dass wir einen Herrn im Himmel haben, der über allem steht, der die Dinge, die uns begeg­nen, sogar zulässt, um unseren Glau­ben an Ihn zu prüfen und zu stär­ken. Er möchte, dass wir darin wachsen, Ihm zu vertrauen.

Schwierigkeiten und ihr Wert für das Glaubensleben

Jakobus richtet unsere Gedanken genau auf diesen Umstand: „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewäh­rung (oder Erprobung) eures Glau­bens Ausharren bewirkt“ (Jak 1,2.3).[1]
Es gehört zu den unbedingten Er­fahrungen eines Christen, dass der Glaube durch Prüfungen – die na­türlich auch Sorgen einschließen – erprobt wird. Dadurch sollen wir Ausharren lernen. Wir werden dann unseren Herrn und Heiland besser kennenlernen und seine Grö­ße und Allmacht erfahren. In Jako­bus 5, 11 werden die glückselig gepriesen, die ausgeharrt haben. Glückselig be­deutet an dieser Stel­le ein ausge­fülltes, von Glück durch­drungenes Leben, eine innere Zu­friedenheit und eine freudige und vertrauens­volle Abhängigkeit vom Herrn Jesus.
Dieses Ergebnis soll durch die er­lebte Hilfe des Herrn in Prüfungen bewirkt werden. Dann sind wir frei von zermürbenden und quälenden Sorgen. Bei jeder Schwierigkeit, die sich uns dann in den Weg stellt, dürfen wir wissen, dass unser Herr Jesus voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist (s. Jak 5,11b).

Ein Beispiel aus dem Alten Testament

In Psalm 77 schreibt Asaph von Prü­fung und Drangsalen, Sor­gen um­strömen ihn und er ruft zum Herrn, aber seine Seele weigert sich, ge­tröstet zu werden. Ein Ausleger hat diesen Psalm mit der Über­schrift versehen: „Wenn Du in der Lage bist, dir Sorgen zu machen, dann bist du auch in der Lage, nachzusinnen!“
Genau dies tut Asaph in seiner Si­tuation. Er sinnt nach, er durch­denkt die Tage der Vorzeit, er über­legt in seinem Herzen und sein Geist forscht (s. Ps 77,4.6.7). Er stellt sich genau die Fragen, die in der oben genannten Definition ange­führt wurden. Asaph versucht, seine Möglichkeiten und Erfahrungen in seine sorgenvolle Situation hinein­zubringen.
Zweiundzwanzig mal finden wir dort die Personalpronomen „ich“, „mein“, „meiner“, „mir“, „mich“. Alles dreht sich nur um Asaph selbst. Erst in Vers 11 kommt er endlich zu dem Resümee, dass ge­nau dieser Umstand sein Kranksein ist. Er hat mit den eigenen Mög­lichkeiten versucht, eine Einschät­zung für die Zukunft zu finden und kann nur eine Bankrotterklärung abgeben.
Aber dann kommt in seinen Ge­danken der Wendepunkt. Er denkt weiter nach, doch jetzt nur noch über Gottes Tun und dessen Taten in der Vergangenheit (V. 13). Er er­kennt an, dass Gott der Gott ist, der Wunder tut und der seine Stär­ke kundtut. Alles erbebt und erzit­tert vor diesem großen Gott! Es ist „El“, der Starke, den Asaph jetzt vor seinem Herzen hat – was kann da noch schiefgehen?

Resümee

Wenn wir seine Möglichkeiten in unsere Kalkulation einbeziehen, dann werden wir ruhig! Wir dürfen und sollen ja mit unseren Sorgen zu Ihm kommen, denn Er trägt Sor­ge für uns, Tag für Tag! Unser treu­er Herr Jesus hat es bei dem unter die Räuber gefallen Menschen ge­tan (s. Lk 10, 35) und Er wird es auch bei uns tun – Er ändert sich nicht (s. Heb 13,8)!
„Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Fle­hen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil. 4,6.7).

Ingo Brandt


Fußnoten:

  1. Erprobungen im Leben der Gläubigen dienen auch zur Verherrlichung Gottes, wie Petrus in 1. Petrus 1,6.7 deutlich macht. Die Begebenheit in Johannes 11 ist ein treffendes Beispiel dafür.

Tharsei – Fasse Mut!

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Der Herr Jesus will uns auf dem Glaubensweg immer wieder Mut machen. Denn manchmal sind wir mutlos. Dann ruft Er uns zu: „Seid guten Mutes“ (z.B. Mt 14,27) oder „Fasse Mut!“ Im Grundtext unserer Bibel ist es nur ein Wort: „Tharsei“. Der Herr Jesus hat es oft und gern benutzt.

Der von seinen Freunden getragene Gelähmte

Denken wir nur an den Gelähmten, der auf einem Bett liegend von vier Männern getragen und durch das aufgebrochene Dach an Stricken zu den Füßen Jesu herabgelassen wurde. „Sei guten Mutes, Kind, deine Sünden werden vergeben“, sind die trostreichen Worte des Herrn (Mt 9,2).

Als wir an Ihn glaubten, haben wir dieses Wort aus seinem Mund ge­hört.
Auch wenn wir als Christen gesün­digt hatten und mit einem aufrich­tigen Bekenntnis in echter Betrüb­nis zu Ihm kamen, durften wir wieder dieses Wort vernehmen.
Welche Entlastung bedeutet das für ein schuldbeladenes Herz. Am Bo­den liegend und völlig mutlos, rich­tet der Herr wieder auf: „Sei guten Mu­tes [und nun setzte deinen Na­men ein], deine Sünden sind vergeben“.
Er allein kann uns Sünden verge­ben, weil Er stellvertretend für unsere Schuld durch seinen Kreuzestod Sühnung getan hat. Das Herz fasst wieder Mut und wird erhoben zu Lob und Dank.

Die blutflüssige Frau

Die Bibel berichtet von einer blut­flüssigen Frau, die ihren ganzen Le­bensunterhalt für die Ärzte ausge­geben hatte und von niemand ge­heilt werden konnte. Ihr Glaube ist beachtlich: „Wenn ich nur sein Kleid anrühre, so werde ich geheilt wer­den“. „Jesus aber wandte sich um, und als Er sie sah, sprach Er:

Sei guten Mutes, Tochter, dein Glau­be hat dich geheilt.“
(Matthäus 9,22)


Nach 12-jähriger Erkrankung kann sie wieder Mut fassen!
Ob Mann oder Frau, für alle hat der Herr dieses Trostwort: Fasse Mut! Denn seine Hilfe ist immer zur rech­ten Zeit (s. Heb 4,16). Manchmal sieht seine Hilfe anders aus, als wir es uns gedacht hatten.
Sei guten Mutes! Das bedeutet viel­leicht für dich: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schaue nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,10).

Die Jünger in Seenot

Es ist Nacht. Die Jünger befinden sich auf der Überfahrt an das an­dere Ufer des Sees Genezareth. Ein heftiger Sturm kommt auf. Die Wel­len schlagen hoch – das Boot füllt sich mit Wasser. Sie fürchten sehr, unterzugehen. Der Herr Jesus hat ihre Situation vom Berg aus beob­achtet. Als die Not am größten ist, ist seine Hilfe ganz nah. Er kommt zu ihnen, wandelnd auf dem See. Die Jünger meinen, es sei ein Ge­spenst und schreien vor Furcht.
Und sogleich hören sie aus dem Mund des Herrn die Worte, die bis heute schon manches trostbedürf­tige Herz belebt haben:

Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht.“
(Matthäus 14,27)


Der blinde Barthimäus

Da sitzt Barthimäus, der Blinde, bettelnd am Weg. Er hat von vielen Wundern des Herrn gehört. Er ist sich sicher: Nur Er allein kann mich heilen. Als er dann eine große Volks­menge hört, fängt er an zu schrei­en: „Sohn Davids, Jesu erbar­me dich meiner“ (Mk 10,47). Der Herr hört und lässt ihn rufen.
Jetzt sind es andere, die ihm Mut machen:

Sei guten Mutes; steh auf, er ruft dich.“
(Markus 10,49)


Und wir? Haben wir auch für be­trübte Seelen ein Mut machendes Wort? Ein Beispiel dafür ist Paulus, der in einer äußerst schwierigen Situation selbst Trost Gottes durch einen Engel erfahren hatte und davon etwas weitergeben konnte.

Der Apostel Paulus auf dem Weg nach Rom

Trotz stürmischem Meeres mit star­kem Wind und hohen Wellen konn­te er die verzweifelten Matrosen er­mutigen:

Und jetzt ermahne ich euch, guten Mutes zu sein, denn kein Leben von euch wird verloren gehen.“[1]
(Apostelgeschichte 27,22)


Die Folge war, dass „alle aber, guten Mutes geworden, auch selbst Speise zu sich nahmen“ (Apg 27,22.36).

Die Jünger im Obersaal

Kommen wir zurück zur chronolo­gischen Reihenfolge und begegnen dem Herrn Jesus, der noch einmal mit seinen Jüngern auf dem Ober­saal ist. Die Stunde ist gekommen, wo Er an das Kreuz gehen und – nach vollbrachtem Erlösungs­werk – zum Vater zurückkehren würde. In den Kapiteln 13-16 des Johannes­evangeliums redet Er Worte des Trostes zu den Seinen, die Er in der Welt zurücklassen würde. Seine Re­den beschließt Er mit den Worten:

In der Welt habt ihr Bedrängnis [o. Angst]; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“
(Johannes 16,33)


Wir heute

Vielleicht bedrücken dich Angst und Sorge: Die angegriffene Gesundheit oder Lasten im Berufs- und Famili­enleben sind oft geeignet, Ängste in uns hervorzurufen. Der Herr Je­sus weiß darum!
Deshalb will Er dir heute Mut ma­chen. Nimm diesen Ausspruch des Herrn ganz persönlich. Denn Er meint dich. Er kennt dich ganz ge­nau und weiß, wie du empfindest. Er fühlt mit dir und sieht die Sor­genlast, die dich bedrückt. Denke daran: Er hat die Welt überwun­den. Er ist siegreich auferstanden und zu seinem Vater zurückgekehrt. Dort lebt Er, um sich ununterbrochen für dich zu verwenden (s. Röm 8,34; Heb 7,25).
Im 17. Kapitel des gleichen Evange­liums dürfen wir Zuhörer sein, wie Er die Seinen liebevoll dem Vater anbefiehlt: „Ich bitte für … die, die du mir gegeben hast … ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren … Jetzt komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben … Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen“ (V. 9.12.13.15).

Der Apostel Paulus als römi­scher Gefangener in Jerusalem

Eine letzte Begebenheit spricht uns besonders an, weil sie in die Zeit fällt, in der wir heute noch leben. Der Herr Jesus ist verherrlicht im Himmel. Aber Er kommt zu uns in unseren Nöten und spricht uns Mut zu. Das hat Paulus in einer (viel­leicht schlaflosen) Nacht als Gefan­gener im römischen Lager erlebt. Tags zuvor hatte er einen Disput vor dem Synedrium mit den Pharisäern und Sadduzäern gehabt. Durch einen Trick hatte er sie gegeneinander ausgespielt. Ein Zwiespalt war ent­standen, ein Aufruhr unter den An­wesenden die Folge. Paulus hat sein Verhalten vor Gott in Ordnung ge­bracht. Und dann: Nicht ein Engel, sondern der Herr selbst ist in die dunkle Zelle getreten und hat sei­nen niedergeschlagenen Diener wie­der aufgerichtet. „In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm und sprach: Sei guten Mutes! Denn wie du von mir in Jerusalem ge­zeugt hast, so musst du auch in Rom zeugen“ (Apg 23,11).
Angesichts einer solchen Liebe uns gegenüber, die wir oft schwach im Glauben sind und häufig straucheln, wollen wir uns mit den Worten des Psalmdichters ermuntern:

„Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf den Herrn harrt!“
(Psalm 31,25)

Friedhelm Müller


Fußnoten:

  1. An dieser Stelle wird im griechischen Grundtext ein anderes Wort verwendet als in den anderen angeführten Bibelstellen, in denen das in der Überschrift genannte Wort vorkommt.

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