Heute morgen las ich diese Überschrift in einem Artikel in den Nachrichten. Die nachfolgende Botschaft von Lehrern an die Eltern ihrer Schüler war damit verbunden:
"Liebe Eltern!
Wir würden Sie gern daran erinnern, dass Zauberworte, wie Hallo, bitte, gern geschehen, Entschuldigung und danke, zunächst zu Hause erlernt werden.
Ebenfalls zu Hause lernen Kinder, ehrlich, pünktlich und fleißig zu sein, Verständnis für ihre Freunde zu beweisen sowie größten Respekt vor Älteren und allen Lehrern zu zeigen.
Zu Hause lernen sie, sauber zu sein, nicht mit vollem Mund zu reden und wie/wo sie ihren Müll richtig entsorgen.
Es ist auch das Zuhause, wo sie lernen, sich zu organisieren, auf ihre Sachen gut achtzugeben und dass es nicht erlaubt ist, andere einfach zu berühren.
Hier in der Schule wiederum lehren wir Sprache, Mathe, Geschichte, Erdkunde, Physik, Naturwissenschaften und Sport. Wir bestärken lediglich die Erziehung, die die Kinder zu Hause von ihren Eltern erhalten haben."
Diese Botschaft liest sich wie ein Hilfeschrei dieser Lehrer. Für uns darf sie ein Ansporn sein, anhand der nachfolgenden Bibelstellen neu über unsere Verantwortung als Eltern nachzudenken.
„Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,4).
„Und sie (die Mutter) sah, dass er (das Kind) schön war, und verbarg ihn drei Monate. Und als sie ihn nicht länger verbergen konnte, nahm sie für ihn ein Kästchen von Schilfrohr und verpichte es mit Erdharz und mit Pech“ (2. Mo 2,2.3).
„Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mo 6,6.7).
Denken wir daran, dass es die Aufgabe der Eltern ist, ihre Kinder zu erziehen. Diese Aufgabe können wir nur mit der Hilfe des Herrn bewältigen. Er will uns dazu die erforderliche Weisheit und Kraft geben.
Niemand wird unsere Kinder so gut erziehen können wie wir als Eltern, die wir unsere Kinder von Herzen lieben. Und wenn wir über alles den Herrn Jesus lieben, werden wir die richtige Ausrichtung in der Erziehung haben und unsere Kinder früh auf Ihn hinweisen.
Die Arbeit in der Sonntagsschule ergänzt in letzterem die Bemühungen der Eltern. Doch genau wie es die Lehrer in ihrer Botschaft an die Eltern ausdrücken, ist es nicht der Auftrag der Sonntagsschullehrer, die Kinder zu erziehen. Die Erziehung gehört in das Elternhaus. In der Sonntagsschule dürfen die Herzen der Kinder für den Herrn Jesus und das Wort Gottes erwärmt werden.
Christian Rosenthal
Gott ist ein Hörer des Gebets. So redet David Ihn in Psalm 65,3 an. Aber Gott hört nicht nur die Gebete der Seinen, Er antwortet auch darauf! Das hat Isaak erlebt (s. 1. Mo 25,21), das hat Mose erlebt (s. 2. Mo 8,8.9), das hat Elia in vielen Situationen seines Lebens erfahren und das ist bis heute wahr!
Im Gegensatz dazu stehen die Götter, die Menschen erdacht haben. Sie sehen und hören nicht (s. 5. Mo 4,28). Auch dafür gibt es ein beeindruckendes Beispiel in der Geschichte Elias (s. 1. Kön 18).
Dennoch kann es sein, dass die Gebete der Glaubenden nicht erhört werden. Wir wollen uns einmal vier Begebenheiten anschauen, in denen das der Fall war.
Weil Mose und Aaron dem Herrn nicht geglaubt und Ihn nicht vor den Augen des Volkes Israel geheiligt hatten (s. 4. Mo 20,12), durften sie das Volk nicht in das Land Kanaan führen. Statt mit dem Stab Aarons in seiner Hand zu dem Felsen zu reden, hatte Mose den Felsen mit seinem Stab zweimal geschlagen. Dabei hatte er das Volk ernstlich zurechtgewiesen, indem er es als Widerspenstige angeredet hatte.
Mose hatte Gott nicht so vorgestellt, wie es seinem Wesen und seinen Worten entsprochen hätte. Dafür muss Gott seinen Knecht, der sonst in so vorbildlicher Treue gehandelt hatte, ernstlich tadeln. Und als Folge seines Verhaltens durfte Mose nicht ins Land. Dreimal flehte er deshalb zu dem Herrn, aber der Herr hat sein Gebet nicht erhört. Es blieb dabei: Mose durfte nicht mit dem Volk über den Jordan in das Land ziehen (s. 5. Mo 3,27)!
Das war nicht leicht für Mose. Vierzig Jahre hatte er darauf gehofft und dann durfte er nicht hinein. Doch wie hat Mose reagiert? Er akzeptierte das Handeln Gottes und beugte sich unter seinen Willen! Das ist ein anspornendes Beispiel für uns. Wir wollen daher den Worten von Petrus folgen: „Demütigt euch unter die mächtige Hand Gottes“ (1. Pet 5,6).
Und Gott? Er hatte einen besonderen Segen für seinen Knecht. Er zeigte ihm das ganze Land vom Gipfel des Pisga aus – in einer Ausdehnung, in der Israel es gar nicht eingenommen hat (s. 5. Mo 3,27).
Und Jahrhunderte später war Mose doch im Land! Er erschien gemeinsam mit Elia auf dem Berg der Verklärung und durfte den Ausgang, den der Herr Jesus in Jerusalem nehmen sollte, mit ihm besprechen (s. Lk 9,31). Ja, Gottes Antwort auf das Gebet Moses war gut, auch wenn sie nicht dem Wunsch Moses entsprach. Doch Mose konnte schließlich sagen: „Der Fels: Vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht“ (5. Mo 32,4).
David hatte schwer gesündigt. Er war zum Ehebrecher und zum Mörder geworden. Als der Prophet Nathan ihm seine Sünde mit Hilfe einer Geschichte vorstellte, da legte David selbst eine vierfache Strafe fest. Ob er da schon wusste, dass er selbst „der Mann“ (2. Sam 12,7) war, von dem Nathan zu ihm gesprochen hatte?
David hat seine Sünde jedenfalls nicht länger verborgen. Er hat sie aufgedeckt und bekannt. Dann konnte er erleben, dass Gott ihm vergibt! Er durfte wieder neu die Freude des Heils erleben (s. Ps 51,14).
Doch den Regierungswegen Gottes entsprechend musste David die Konsequenzen seines bösen Tuns erleben. Eine erste Folge war, dass der Sohn, den er mit Bathseba gezeugt hatte, sterben musste. David, der zurückgefunden hatte in die Gemeinschaft mit seinem Gott, betete ernstlich um Heilung des Knaben. Er tat es mit Fasten und er tat es in dem Wissen, dass Gott gnädig ist.
Trotzdem starb der Knabe. Gott hatte das Gebet des Mannes nach seinem Herzen nicht erhört. Auch David akzeptierte das Handeln Gottes ohne Widerspruch. Und er erlebte die Gnade Gottes, der ihm einen weiteren Sohn mit Bathseba schenkte, der schließlich sein Thronfolger wurde: Salomo.
Und erstaunt stellen wir fest, dass Bathseba einen Platz im Geschlechtsregister des Herrn Jesus in Matthäus 1,6 bekommt.
Hat Gott einen Fehler gemacht, als er das Gebet Davids nicht erhört hat? Nein, keineswegs. Er handelt gerecht in seinen Regierungswegen und am Ende triumphiert seine Gnade über jedes Versagen des Menschen! Er ist ein wunderbarer Gott!
Nachdem Elia sehr für seinen Gott geeifert hatte, floh er nach den Drohungen Isebels, um sein Leben zu retten, und legte sich in der Wüste unter einen Ginsterstrauch. Dort äußerte er die Bitte, dass seine Seele sterben dürfe (s. 1. Kön 19).
Elia war völlig erschöpft und verzweifelt. Auch hatte er einen falschen Gedanken in seinem Herzen. Er hatte so für seinen Gott gekämpft. War das denn alles umsonst gewesen? Warum erkannte man denn nicht, wer der wahre Gott ist? Warum verfolgte man den Diener des einzigen Gottes, der auf das Gebet seines Dieners geantwortet hatte?
Elia war entmutigt. Und er war auch in seinem Stolz gekränkt. Er hatte so geeifert, aber der Erfolg blieb aus. Er war doch nicht besser als seine Väter.
Diesen falschen Gedanken Elias, dass er besser sein könnte als seine Väter und dass er alleine übrig geblieben sei, musste Gott korrigieren. Doch die Bitte, die Seele Elias zu nehmen, erhörte Gott nicht. Im Gegenteil – Er weckte ihn auf und stärkte ihn durch einen Kuchen, der auf heißen Steinen gebacken worden war. Gott führte ihn in die Gemeinschaft mit sich selbst und offenbarte sich ihm. Und Er hatte noch Aufgaben für seinen Knecht!
Wie endete schließlich das Leben Elias auf der Erde im Triumph. Er wurde von feurigen Wagen im Sturmwind in den Himmel gebracht, ohne durch den Tod zu gehen (s. 2. Kön 2,11). Wie viel besser war das, als in aller Stille und Verborgenheit in der Wüste unter einem Ginsterstrauch zu sterben. Wie gut, dass Gott das Gebet Elias nicht erhört hat!
Paulus hatte ein Übermaß an Offenbarung erhalten (s. 2. Kor. 12,7). Damit er nicht überheblich würde, gab Gott ihm einen Dorn für das Fleisch. Paulus hatte sich noch nicht überhoben. Aber Gott kannte die Gefahr und hatte vorbeugend gehandelt.
Paulus flehte zu dem Herrn, damit Er diesen Dorn wegnehme! Doch der Herr erhörte seine Bitte nicht! Er wollte seinen Diener erleben lassen, dass die Gnade Gottes völlig genügend ist. Das hatte Paulus verstanden und statt weiter darum zu beten, dass der Dorn für das Fleisch weggenommen würde, rühmte er sich vielmehr seiner Schwachheit. Denn er wusste, dass dann die Kraft des Christus über ihm wohnt! Wenn er selbst schwach war, dann war er stark, weil dann die Kraft des Christus ungehindert in ihm wirksam sein konnte (s. 2. Kor 12,9.10).
So zeigt uns die Bibel verschiedene Begebenheiten, in denen der Hörer des Gebets (s. Ps 65,3) die Gebete derer, die ihm sehr treu gedient haben, nicht erhört. Aber alle Begebenheiten zeigen, dass Gott eine gute Absicht dabei hatte und dass Er es besser gemacht hat, als ein Mensch es jemals hätte ausdenken können.
Das spornt uns an, weiter zu Gott zu beten. Wir dürfen Ihm alles sagen. Aber wir wollen es Ihm überlassen, wie Er auf unsere Gebete antwortet und uns bereitwillig seinem Willen unterwerfen. Er meint es gut mit uns und wird auch uns vollkommen führen!
Christian Rosenthal
Die Erziehung der Kinder ist natürlich in erster Linie eine Aufgabe der Eltern. Das wurde in Heft 4/2017 unter dem Titel „Altes und Neues zum Thema Kindererziehung“ näher besehen.
Aber auch die Brüder in den örtlichen Versammlungen haben eine besondere Verantwortung, die Eltern in diesem Bestreben zu unterstützen, indem sie die „Herde Gottes“ hüten – die „Lämmer“ in rechter Weise weiden (s. 1. Petr 5,2; Joh 21,15).
Die heranwachsende Jugend beobachtet die Brüder genau und hat ein feines Gespür dafür, ob das, was gesagt wird, authentisch ist.
Nun wird kein verantwortlicher Bruder von sich sagen, sein Reden sei immer in Übereinstimmung mit seinem Handeln. Deshalb wird sich jeder Diener des Herrn mit unter das von ihm gesprochene Wort stellen, manchmal im Bekenntnis eigenen Versagens – was ihn ehrt.
Bruder Henri Rossier [1835-1928] ermahnt deshalb seine Mitbrüder, welche in „Wort und Lehre“ arbeiten (s. 1. Tim 5,17): „Die Gabe, so hervorragend sie sein mag, bleibt ohne Frucht, wenn sie nicht mit einer sittlichen Autorität gepaart geht, welche das Gewissen der Zuhörer mehr trifft, als die sie begleitenden Worte. Überdies verliert der Träger der Gabe selbst seine überzeugende Kraft, wenn sein Gewissen nicht vor Gott und Menschen ohne Anstoß ist. „Ich hoffe“, sagt der Apostel, „auch in euren Gewissen offenbar geworden zu sein“ (2. Kor 5,11). So war es bei Elisa. „Ich merke, dass dieser ein heiliger Mann Gottes ist“, sagt die Sunamitin von ihm (2. Kön 4,9).“[1]
So fordert auch der Apostel Paulus die Ältesten von Ephesus nachdrücklich auf: „Habt Acht auf euch selbst- und (dann) auf die ganze Herde“.
Dabei verweist Paulus auf sein eigenes Verhalten als Vorbild: „Ihr wisst, wie ich …bei euch gewesen bin dem Herrn dienend mit aller Demut und mit Tränen und Versuchungen…“ (Apg 20,19.28.31).
So wichtig das Festhalten an der Wahrheit über „Christus und seine Versammlung“ ist: Die tätige Liebe in der Gesinnung des Herrn Jesus darf nicht fehlen (s. 1. Kor 13; Eph 4,15; Phil 2,5). Die Wahrheit kann nämlich so klar sein wie das Mondlicht – aber auch so kalt. Das ist dann der Fall, wenn „die Versammlung“ und nicht Christus der Mittelpunkt ist.[2]
Die Jugendlichen unter uns sind immer wieder Einflüssen in Bezug auf die Richtigkeit des Weges als Versammlung ausgesetzt. Manchmal finden sie nicht direkt die sie überzeugenden Antworten aus dem Wort Gottes. Das Verständnis hinsichtlich des Wertes des Platzes des Zusammenkommens zum Namen des Herrn Jesus (s. Mt 18,20) – auch hinsichtlich der so wichtigen Wahrheit über die örtliche Darstellung der Versammlung Gottes auf der Grundlage der „Einheit des Leibes“ Christi (s. Eph 4,2-4) – ist auch bei ihnen wachstümlich. Wie gesegnet ist es daher, wenn Brüder Geduld haben und sich der Jugend in besonderen Stunden annehmen – ihre Fragen beantworten und ihre Herzen für den Herrn Jesus und sein Wort erwärmen.
Einsichtsvolle Brüder beklagen im Rückblick in den vergangenen Jahren gemachte Fehler. Sie sind in der Regel nicht wieder gutzumachen. Aber wir alle dürfen daraus lernen und wollen vermehrt die in der Erziehungsverantwortung stehenden Eltern durch unser Vorbild, Reden und Handeln und unsere Fürbitte in ihrem Bemühen unterstützen, den Kindern den Herrn Jesus und sein Wort groß zu machen – um einen gemeinsamen gesegneten Weg zu seiner Ehre zu gehen. Dazu möchte der Herr Jesus uns jede Gnade schenken.
Friedhelm Müller
Fußnoten:
„Betrachtungen über das 1. und 2. Buch der Könige“, S.52, Herausgeber: Ernst-Paulus-Verlag
„Christus der Mittelpunkt“, - „Im Glauben leben“, Heft 1/2016, S.27, Herausgeber: CSV Hückeswagen
1. Jakob (1.Mo 22)
2. Pharao (1.Mo 47)
3. Hiob (Hiob 42)
Jakob ist nun 147 Jahre alt. Er hat die Modalitäten seiner Beerdigung mit Joseph geregelt und im Bewusstsein, dass sein Leben zu Ende geht, angebetet. Dann erkrankt Jakob und wird bettlägerig. Es ist sein Sterbelager.
Als Joseph von der Erkrankung des Vaters erfährt, lässt er seine Staatsgeschäfte ruhen und eilt sofort zu ihm. Schon viele Kinder haben nicht so gehandelt und standen dann nur noch am Sarg eines Elternteils. Wie sehnen sich normalerweise Sterbende danach, dass die Angehörigen bei Ihnen sind, wenn ihre letzten Stunden gekommen sind.
Joseph bringt seine Söhne mit. Liegt es uns am Herzen, dass unsere Kinder ein gutes Verhältnis zu den Großeltern haben? Wenn wir unsere Eltern ehren (s. Eph 6,2), dann fällt es auch unseren Kindern leichter, den Großeltern Achtung entgegenzubringen. Und wenn wir Großeltern sind und die Enkel sind bei uns, dann wollen wir uns wirklich Zeit für sie nehmen und dabei aber nicht vergessen, dass wir nicht die erste Verantwortung für die Erziehung tragen.
Als Jakob erfährt, dass Joseph kommt, macht er sich stark und setzt sich im Bett auf. Jakob wollte Joseph mit so viel Würde und Achtung wie möglich begegnen.
Ist es nicht so, dass wir uns gerade den nächsten Angehörigen gegenüber manchmal etwas gehen lassen? Wir achten darauf, dass wir anderen gegenüber gepflegt auftreten – tun wir es aber auch unserem Ehepartner gegenüber? Wir reißen uns in der Gegenwart Fremder zusammen, zu Hause aber halten wir oft unsere Zunge nicht im Zaum. Möchten wir uns doch auch gerade zu Hause Mühe geben, dem anderen zu gefallen.
Jakob spricht von der ersten Offenbarung Gottes in seinem Leben. Mehr als 70 Jahre lag sie zurück. Jakob hat sie nie vergessen.
Erinnern wir uns noch an unsere Bekehrung? Hat sich damals Gott nicht auch uns in dem Herrn Jesus offenbart? Jakob hatte danach noch weitere Offenbarungen Gottes. Und wir? Hat sich der Herr auch uns immer wieder in besonderer Weise gezeigt? Haben wir die dafür notwendige Voraussetzung erbracht (s. Joh 14,21)?
Die Verheißung Gottes betraf auch das Land Kanaan. Er wollte es den Nachkommen Jakobs geben. Dieser Sachverhalt stand nun vor Jakob. Er wollte Joseph in dessen beiden ersten Söhnen ein doppeltes Teil des Landes geben. Dazu will er sie an Josephs Stelle als seine Söhne adoptieren. Er handelte dabei ganz nach den Gedanken Gottes (s. 1. Chr 5,1).
Jakob hatte noch einen weiteren Grund für sein Handeln. Seine geliebte Rahel war so früh gestorben. Gerne hätte er noch weitere Kinder mit ihr gehabt. Als Ersatz sollten es die Kinder Josephs sein, des ersten Sohnes von Rahel. Noch einmal tritt die tiefe Liebe Jakobs zu Rahel ans Licht. Wie steht es mit unserer Liebe zu unserem Ehepartner? Ist sie auch so intensiv?
Jakob, der erblindet ist, weiß natürlich, dass Joseph seine beiden Söhne so vor ihn hingestellt hat, dass beim Ausstrecken seiner Hände die Rechte auf dem Haupt von Manasse, dem Erstgeborenen, und die Linke auf dem Kopf Ephraims zu liegen kommt. Aber er weiß, durch Gott belehrt, dass Ephraim der gesegnetere Stamm sein soll und überkreuzt deshalb seine Arme.
Joseph, der Traumdeuter, will den Vater hindern, der aber bleibt fest und segnet die Söhne gemäß der von Gott geschenkten Einsicht. Wenn es in diesem speziellen Fall auch ungewöhnlich ist, dass Jakob mehr Einsicht besitzt als Joseph, dem Gott schon oft Zukünftiges offenbart hat, so ist es andererseits normal, denn Hiob sagt: „Bei Greisen ist Weisheit, und Einsicht bei hohem Alter“ (Hiob 12,12).
Sind wir, die wir älter geworden sind, dadurch gekennzeichnet? Wenn wir Eltern und vielleicht schon Großeltern geworden sind, können wir unseren Kindern und Enkelkindern dadurch eine Hilfe sein.
Dies tut er, anders als bei den Kindern Josephs, in der Reihenfolge der Geburt. Der ganze Segen ist gleichzeitig ein prophetisches Wort, in dem die ganze Geschichte des Volkes Israel entfaltet wird. Dies soll aber jetzt nicht unser Gegenstand sein.
Was Jakob über seine ältesten drei Söhne aussprechen musste, vor allem über den Erstgeborenen, fiel ihm sicher nicht leicht. Wie viel Herzeleid können gerade erwachsene Kinder ihren Eltern bereiten (s. 1. Mo 26,35). Vielleicht haben diese drei Söhne in diesem Moment bereut, was sie getan hatten, aber rückgängig konnten sie es nicht mehr machen. Lasst uns dies bedenken und so handeln wie Joseph, der sagte: „Wie sollte ich diese große Bosheit tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mo 39,9). Wir wissen nicht, was Gott Jakob in Bezug auf die Zukunft des Stammes Dan alles gezeigt hat, aber wie berührt uns sein Ausruf: „Auf deine Rettung harre ich, Herr“ (1. Mo 49,18)!
Auch wir können bei Kindern Charakterzüge erkennen, Entwicklungen sehen, die sich abzeichnen, oder gar Wege beobachten, die uns Ähnliches ausrufen lassen. Aber wollen wir auch darauf vertrauen, dass der Herr Jesus fähig ist, zu erretten, wenn wir Dinge nicht mehr in der Hand haben.
Welche Freude muss es dagegen Jakob bereitet haben, den Segen über Juda und Joseph auszusprechen. Und was für eine Freude muss es für die beiden Söhne gewesen sein, diesen Segen zu hören. Joseph war von Jugend an die Freude seines Vaters gewesen; Juda hatte Buße getan und sich danach die Achtung seines Vaters erworben. Die Aussprüche Jakobs über seine Söhne lassen uns an den Richterstuhl Christi denken. Dort wird es solche geben, die gerettet sind, aber „so wie durchs Feuer“ (1. Kor 3,15), während andere hören dürfen:
„Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21.23).
Als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf, verschied und wurde versammelt zu seinen Völkern (s. 1. Mo 49,33).
Mit diesen Worten endet der Bericht über das Leben Jakobs. Das Wort Gottes bezeichnet diese letzten Worte Jakobs als Befehle an seine Söhne. Das erinnert uns daran, was die Schrift von Abraham sagt: „Denn ich habe ihn erkannt, dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehle, damit sie den Weg des Herrn bewahren, Gerechtigkeit und Recht auszuüben, …“ (1. Mo 18,19). Welch ein Ansporn für Väter. Dann zieht Jakob seine Füße auf das Bett. Ist das nicht sehr symbolträchtig? Sein Lauf war zu Ende. Ein Lauf, dessen Ende herrlich war. 13 Jahre vorher hatte Jakob noch vor dem Pharao bekennen müssen: „Wenig und böse waren die Tage meiner Lebensjahre“ (1. Mo 47,9). Aber nun durfte er zu dem Gott gehen, von dem er zu Joseph gesagt hatte: „… der mich geweidet hat, seitdem ich bin bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Bösen …“ (1. Mo 48,15.16).
Auch für uns kommt einmal der Augenblick, in dem unser Glaubensweg zu Ende ist, sei es, dass wir heimgehen, oder, dass der Herr kommt und uns zuruft: „Komm hier herauf!“ (Offb 4,1).
Wir wollen uns zum Schluss mit einem Liedvers ermuntern:
Bald ist jeder Kampf beendet,
bald der letzte Schritt getan;
bald dein Tagewerk vollendet,
immer kürzer wird die Bahn.
Schon erglänzt der Morgenstern,
Jesu Kommen ist nicht fern.
Horst Zielfeld
Die Zeitschrift, die der Leser in Händen hält, trägt den schönen Titel „Bleibt in mir“. Dies ist der wörtliche Zuruf des Herrn Jesus aus dem Johannes-Evangelium an die Seinen, nahe bei Ihm, ja in Ihm, zu bleiben – jeden Tag aufs Neue in ganz praktischer Weise. Doch die Worte des Herrn gehen noch weiter: „Bleibt in mir, und ich in euch“, heißt es in Johannes 15,4.
Die Gemeinschaft mit Christus hat somit zwei Seiten: Wir bleiben in Ihm, und als Folge davon bleibt Er auch in uns. Dabei bedeutet der Ausdruck „in Ihm bleiben“ nichts anderes als die praktische Verwirklichung unserer Stellung als „Heilige und Geliebte“ in Ihm.
„Ich in euch“ bezieht sich dagegen auf die Darstellung seiner Person in uns – Er soll in uns gesehen werden. Es sind also zwei unterschiedliche Blickrichtungen auf dieselbe innige Verbindung zwischen Christus und den Seinen. Beide Seiten – Stellung und Darstellung – sind gleichzeitig und gleichermaßen von Bedeutung.
Dieser beidseitige Ausdruck der Gemeinschaft mit Christus ist sehr wertvoll. Gerade die Gewissheit, dass der allmächtige Gott in uns bleibt, gibt in den alltäglichen Umständen immer wieder neue Kraft. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick nach Johannes 17, wo seine Darstellung in uns dreimal mit den Worten „ich in ihnen“ (Joh 17,10.22.26) angesprochen wird. Dieser Ausspruch prägt das gesamte Gebet des Herrn und schließt es auch ab (s. Joh 17,26), wodurch seine Bedeutung nachhaltig hervorgehoben wird. Insgesamt stehen die Kapitel 13 bis 17 des Johannes-Evangeliums in einem herrlichen Zusammenhang, in dem das dreimalige „ich in ihnen“ eingebettet ist.
Das Gebet des Herrn Jesus in Johannes 17 beschließt seine Abschiedsrede an die Jünger, mit denen Er sich ab Kapitel 13 des Johannes-Evangeliums ausschließlich beschäftigt. Nachdem Er sich in den vorangegangenen Kapiteln um viele einzelne Menschen aus dem Volk gekümmert hatte (Nikodemus, die Frau am Jakobsbrunnen, etc.), ist Er nun allein um seine Jünger besorgt und bereitet sie auf die Ereignisse vor, die sein Hingehen zu seinem Vater über Golgatha betreffen. Dies tut Er auf zweierlei Weise.
Zunächst richtet der Herr in Johannes 14 bis 16 den Blick vorwiegend auf den Vater. Anfangend von den vielen Wohnungen im Haus des Vaters geht Er auf den Sachwalter ein, den „Geist der Wahrheit“, den der Vater aussenden würde, und endet mit der Zusage an seine Jünger, dass der Vater selbst sie liebt. Immer wieder zeigt Er den Jüngern die Verbindung mit dem Vater. Allein in diesen drei Kapiteln gebraucht der Herr über 40 Mal das Wort „Vater“.
Doch in Kapitel 17 ist die Blickrichtung genau umgekehrt. Hier wendet sich jetzt der Sohn direkt an den Vater und redet zu Ihm über die Seinen, während Er in den vorangehenden Kapiteln zu ihnen über den Vater sprach. So ist der Herr Jesus gewissermaßen der Dreh- und Angelpunkt unserer Beziehung zum Vater.
Aber noch mehr: In diesem einzigartigen Kapitel wird uns auch der Sohn des Vaters in seinen vielen Herrlichkeiten vorgestellt. Wir finden insgesamt 7 Titel bzw. Ämter Christi, die in Ihm vereint seine göttliche Größe hervorheben: Wir sehen seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen (der Gericht hält: s. V. 2a, s. auch Joh 5,27), als Sohn Gottes (der Leben gibt: s. V. 2b, s. auch Joh 5,25), als Knecht Gottes (s. V. 4), als Prophet (s. V. 6-9), als Sachwalter beim Vater (s. V. 9.20), als Hirte (s. V.12) und als Apostel (s. V. 18).
Darum geht es also, wenn der Herr Jesus davon spricht, dass Er in uns ist: Wir dürfen seine Herrlichkeit erkennen und darin Freude haben. Er selbst möchte in uns zur Darstellung kommen. Mit welchem Ziel? Wir sollen Ihn besser kennenlernen und in Ihm den Vater, den Er uns offenbart. Alles soll zu seiner Verherrlichung und zur Verherrlichung des Vaters dienen. Wenn das in unserem Leben mehr Wirklichkeit ist, dann wird auch seine eigene Freude völlig in uns sein (s. Joh 17,13). Ein höheres Maß an Freude kann es nicht geben. Kein irdisches Glück reicht an die Freude Christi heran, die Er mit den Seinen teilt. Aber auch Gott empfindet völlige Freude, wenn Er auf diese Weise von der Erde aus in uns verherrlicht wird.
Was für eine Bedeutung liegt doch in diesen drei kurzen Worten: „Ich in Ihnen“, die mit seinem Zuruf „Bleibt in mir“ so eng verknüpft sind!
Matthias Wölfinger
Über Henoch wird uns in der Bibel nur in wenigen Versen etwas berichtet (s. 1. Mo 5,21-24; Heb 11,5-6; Jud 14.15). Gott gebraucht manchmal nur wenige Worte, um uns wichtige Belehrungen zu geben. Was können wir für unser praktisches Glaubensleben von Henoch lernen?
Henoch lebte in der 7. Generation von Adam und war ein Nachkomme Seths, den Gott Adam und Eva anstelle von Abel gegeben hatte (s. 1. Mo 4,25). Seth ist ein Bild des auferstandenen Christus. Wie Henoch von Seth abstammte, „stammen“ wir von dem Herrn Jesus ab und sind Kinder Gottes. Henoch ist also ein Bild von uns als Gläubigen.
Henoch wurde 365 Jahre alt. Er bekam mit 65 Jahren seinen ersten Sohn, Methusalah. Die Menschen wurden vor der Flut sehr alt, teilweise über 900 Jahre! Henoch war also ein vergleichsweise junger Mann, als Methusalah geboren wurde. Und in jungen Jahren traf er eine persönliche Entscheidung für einen Wandel mit Gott.
Gott fasst das Leben Henochs im Alten Testament und im Neuen Testament mit jeweils einem einzigen Satz zusammen:
„Henoch wandelte mit Gott.“
„Vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe“ (Heb 11,5).
Beides sind Zeugnisse von Gott selbst, Henoch hatte das nicht von sich gesagt! Könnte Gott das auch von mir oder dir sagen?
Was ist ein Wandel mit Gott? Es ist das bewusste Fragen nach dem Willen Gottes und dem Weg, den Er für mich vorgesehen hat. Kennen wir dieses Fragen nach dem Willen Gottes im Gebet und den Weg in Abhängigkeit von Ihm?
Mose bat Gott einmal „Lass mich doch deinen Weg wissen“ (2. Mo 33,13). Er sagte nicht: Zeige mir meinen Weg, sondern zeige mir deinen Weg! Er hatte sich nicht selbst bereits etwas vorgenommen, bevor er Gott fragte. Er fragte Ihn: Was hast Du für mich geplant?
Auf diesem Weg können wir die Gemeinschaft mit Ihm in allen Situationen genießen, was wir auch gerade tun. In Amos 3,3 heißt es „Gehen wohl zwei miteinander, außer wenn sie übereingekommen sind?“
Wenn wir mit Ihm gehen, zeigt Er uns seinen Weg – Schritt für Schritt. Er begleitet uns durch Schwierigkeiten und gibt uns Rat bei Entscheidungen.
Die Septuaginta (griechische Übersetzung des Alten Testaments) übersetzt „wandelte mit Gott“ mit „Gott wohlgefallen“! Die Antwort auf die Frage, wie ich Gott wohlgefallen kann, lautet also: Indem ich mit Gott gehe. Wer das tut, der gefällt Gott. Dreimal wurde dem Herrn Jesus, der immer mit Gott wandelte, das durch die Stimme aus dem Himmel bestätigt! Er ist unser vollkommenes Vorbild.
Ein Wandel mit Gott aus Liebe zu Ihm führt zu einer Trennung von der Welt um uns her. Römer 12,2 zeigt den Zusammenhang ganz deutlich: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Die Welt und ein Gläubiger passen einfach nicht zusammen! Sie sind unvereinbar wie Licht und Finsternis, Leben und Tod (s. 2. Kor 6, 14.15). Das wird man an unserem Verhalten, an unseren Worten und an unseren Taten sehen. Das fällt auf.
Bei Henoch war das so. Er war ein gutes Zeugnis in seiner Umgebung. Vielleicht haben die Leute ihn gemieden, abgelehnt oder gesagt: „Der geht mit Gott.“ Aber vor allen Dingen sah und sagte Gott das, und das war entscheidend!
Der Herr Jesus hat in Johannes 14,21 gesagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Unsere Liebe zum Herrn Jesus zeigt sich im Gehorsam gegenüber seinem Wort.
Das erste Mal wird uns bei der Geburt Methusalahs gesagt, dass Henoch mit Gott wandelte. Er tat das dann konsequent bis zu seiner Entrückung, 300 Jahre lang.
Vielleicht denkst du: „Das schaffe ich nicht, ich versage so oft“. Leider kommt das bei uns vor. Aber der Herr hilft uns dann auch wieder auf. Er sieht den Wunsch in unserem Herzen, Ihm treu zu sein.
Das tägliche Gebet und das Lesen der Bibel geben uns Kraft, Ihm nachzufolgen und „mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren“ (Apg 11,23).
Der Name Henoch bedeutet „eingeweiht, belehrt“. Namen haben in der Bibel oft eine geistliche Bedeutung. Der Wandel mit Gott öffnete Henoch die Augen für das, was um ihn herum war. Gott gab ihm Einsicht in seine Gedanken. Woran erkennen wir das?
Henoch gab seinem ersten Sohn den Namen Methusalah, das bedeutet „Bei seinem Ende bricht es herein“. Methusalah starb mit 969 Jahren, im Jahr der Flut.[1] Henoch konnte das nur durch die Belehrungen Gottes selbst wissen.
Gott hatte Henoch auch detaillierte Offenbarungen über das kommende Gericht gegeben (s. Jud 14.15). In der Flut ging das nur teilweise in Erfüllung. Die eigentliche Erfüllung steht noch bevor und findet statt, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit mit uns erscheinen wird, um Gericht auszuüben über alle Gottlosigkeit. Gott belohnte das Vertrauen und die Treue Henochs reichlich (s. Heb 11,6).
Henoch ist kein Einzelfall! Mose hatte das auch verstanden: „Lass mich doch deinen Weg wissen, dass ich dich erkenne“ (2. Mo 33,13). Gott lässt dann seine Herrlichkeit an Ihm vorüberziehen. Er zeigt ihm etwas von seiner Größe und Erhabenheit.
Wenn wir dem Herrn Jesus treu nachfolgen, dann zeigt Er uns seine Gedanken und wir lernen Ihn besser kennen. Auch heute noch! „Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren“ (Joh 14,21).
Wir lernen, die Dinge um uns her aus der Perspektive Gottes zu sehen. Und wir erkennen in seinem Wort mehr von seiner kostbaren Person. In unserem Leben werden wir immer wieder Beweise seiner Führung und Güte sehen.
So wird es Frucht für Gott und geistliches Wachstum geben. Das bringt Paulus auf den Punkt, wenn er an die Kolosser schreibt: „… damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes“ (Kol 1,9.10).
Henoch wurde von Gott entrückt. Gott nahm ihn von dieser Erde weg, denn er sollte den Tod nicht sehen. Er ist neben Elia eine der beiden großen Ausnahmen in der Menschheitsgeschichte. Alle anderen Menschen haben bis heute diese Erde durch den Tod verlassen. Eine besondere Stellung nimmt natürlich unser Herr ein, der nach vollbrachtem Werk von Gott auferweckt und zu seiner Rechten erhöht worden ist.
Auch das Ende des Lebens Henochs hat also eine wunderschöne Bedeutung für uns. Auch wir warten, dass der Herr Jesus wiederkommt
und
uns für immer zu sich nimmt. Er hat es versprochen (s. Joh
14,2-4; 1. Thes 4,16-18)! Das ist die christliche Hoffnung.
Sie ist nichts Unsicheres, sie ist fest und gewiss.
Es ist keine Frage, ob der Herr Jesus kommt, sondern nur, wann Er kommt! Es kann heute noch sein! Freuen wir uns darauf?
Wenn wir mit dem Herrn Jesus wandeln und Ihn auf diesem Weg immer besser kennenlernen, wird das unsere Freude auf Ihn und sein Kommen vertiefen.
Dirk Mütze
Fußnoten:
Methusalah war 187 Jahre alt, als Lamech geboren wurde. Dieser war bei der Geburt Noahs 182 Jahre alt. Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam (s. 1. Mo 5,25.28; 7,6). In der Summe ergibt das 969 Jahre (187 + 182 + 600 = 969).
Jeder von uns braucht Vorbilder – ob wir jung oder alt sind, schon Erfahrung haben oder noch ganz am Anfang des Glaubenslebens stehen. Von Barnabas wird uns in der Apostelgeschichte nicht sehr viel berichtet. Aber das, was Gottes Wort von ihm erwähnt, ist wirklich beachtenswert. Es motiviert und spornt an, einen positiven Einfluss unter den Gläubigen zu haben, wie es bei Barnabas der Fall war. Er ist wirklich ein nachahmenswertes Vorbild!
„Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen; und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.“
Das von Gott in Antiochien begonnene Werk geht weiter – das Evangelium war verkündigt worden, so dass sich viele Menschen bekehrt hatten und „dem Herrn hinzugetan“ (Apg 11,24) wurden. Barnabas hatte als echter Hirte und Seelsorger die jungen Gläubigen in Antiochien ermahnt, mit ganzem Herzen bei dem Herrn zu bleiben (s. V. 23). Um aber das Wachstum unter den Christen in Antiochien weiter zu fördern, war eine kontinuierliche Belehrung durch das Wort Gottes notwendig.
In dem Bewusstsein, dass die jungen Gläubigen in Antiochien weitere Belehrung brauchten, muss Barnabas unweigerlich an Saulus denken, den er schon aus früheren Begegnungen gut kannte. Nach seiner beeindruckenden Bekehrung und den ersten Erlebnissen in Jerusalem schickten ihn die dortigen Brüder nach Tarsus zurück, wo er aufgewachsen war.
Saulus hatte einige Jahre geduldig in Tarsus verbracht, bis jetzt Barnabas zu ihm kam, um ihn nach Antiochien zu bringen. Es wird eine Zeit der geistlichen Zubereitung in der Schule Gottes gewesen sein, aber jetzt stand er bereit (vgl. Mose hinter der Wüste – 2. Mo 2,15 ff.). Schließlich wollte Gott gerade ihn zu den Nationen senden, um dort ein großes Werk zu tun (s. Apg 9,15).
Sind wir bereit zu warten, bis der Herr Jesus einen klaren, unmissverständlichen Auftrag gibt? Nutzen wir die Zeit in der Schule Gottes, ohne aus der Schule Gottes wegzulaufen und eigenwillig einen Dienst zu beginnen!
Es ist vorbildlich zu sehen, wie Barnabas als Älterer den jüngeren Saulus mitnimmt, um ihn in den Dienst in Antiochien einzuführen. Eine segensreiche Zweierschaft im Dienst entsteht und Barnabas nimmt wirkliche Mühe auf sich, um Saulus nach Antiochien zu bringen.
Ohne Zweifel wusste Barnabas um die offensichtliche Begabung von Saulus als Lehrer, um die Gläubigen in verständlicher Weise in der Wahrheit der Bibel zu unterweisen. Er wusste auch zutiefst, dass gerade in der jungen Versammlung in Antiochien begabte Lehrer gebraucht wurden, um die jungen Gläubigen weiter zu fördern. Auch für uns heute ist die gute Belehrung aus Gottes Wort notwendig für geistliches Wachstum!
Barnabas erkannte, dass für ihn allein die Aufgabe zu groß und seine Gabe begrenzt war. Er kannte und akzeptierte seinen eigenen Wirkungskreis (s. 2. Kor 10,13 ff.).
Können wir auch neidlos akzeptieren, wenn der Herr Jesus einen anderen Bruder oder eine andere Schwester in seinem Werk gebraucht? Oder meinen wir vielleicht manchmal, für jede Aufgabe geeignet und berufen zu sein? An seinem Leib gibt es keine „Allrounder“, jedes Glied ist besonders begabt und wird gebraucht (s. 1. Kor 12,20.21).
Der gemeinsame Dienst und die Einführung in eine neue Aufgabe, die hier Saulus durch Barnabas erlebt, setzt sich später in seinem eigenen Leben fort. Paulus ist es, der Timotheus, den er nach einigen Jahren „sein echtes Kind im Glauben“ (1. Tim 1,2) nennt, fördert, ermutigt, auf seinen Reisen mitnimmt und auch Aufgaben überträgt.
Nehmen auch heute noch ältere Diener im Werk des Herrn solche, die jünger sind, an die Hand, um sie im Dienst zu fördern und ihnen zu helfen? Ist im Dienst für den Herrn die Bereitschaft vorhanden, eine Aufgabe loszulassen und sie in andere Hände zu übergeben? Auch, wenn die betreffenden Geschwister schon älter geworden sind? Sind wir, die jüngeren Gläubigen, bereit, uns von erfahrenen Brüdern und Schwestern anleiten zu lassen? Sind wir bereit, Dienstbegleiter zu sein, um zu lernen und zu wachsen?
Ein ganzes Jahr lang haben Barnabas und Saulus die Geschwister aus Antiochien in den Zusammenkünften der örtlichen Versammlung belehrt. Diese Aufgabe erforderte eine enorme Ausdauer und Kontinuität – sie blieben ein Jahr am selben Ort. Sind wir auch bereit, eine geraume Zeit und Energie in eine bestimmte Aufgabe zu investieren?
Das Ergebnis war, dass die Jünger in Antiochien zuerst „Christen“ genannt wurden. Es war wohl zunächst vielmehr ein Spitzname als ein Ehrentitel; aber es zeigt doch etwas davon, was die Folgen der gründlichen und herzerreichenden Belehrungen der beiden Brüder waren: Christus wurde in den Jüngern wahrgenommen! Er wurde durch diesen Dienst groß gemacht. Barnabas und Saulus banden die Geschwister nicht an sich selbst, sondern an den Herrn Jesus (s. 1. Kor 1,12.13; Kol 1,28).
Die Menschen sahen die Christusähnlichkeit im tagtäglichen Leben der Gläubigen aus Antiochien: bei der Arbeit, in den Familien, in Leid und Trauer, usw. Werden wir auch als Christen erkannt, weil wir wie Christus leben?
Wenn Gott im Dienst verherrlicht wird, ist das Ziel jedes Dienstes erreicht.
Christian Achenbach
„[…] damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."
Paulus schreibt den Korinthern einen Wunsch, den er für sie hat:
„Ich will aber, dass ihr ohne Sorge seid!“
Ohne auf den speziellen Zusammenhang des Verses einzugehen, nehmen wir diesen Wunsch mit in den Artikel, der sich ein wenig mit dem Thema der Sorgen beschäftigt.>
Keiner wird wohl von sich behaupten, er würde sich niemals Sorgen um Dinge machen, die im täglichen Leben auf ihn eindringen.
Da gibt es Probleme am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Ehe, in der Versammlung oder in anderen Lebensbereichen.
An vielen Stellen der Heiligen Schrift werden wir mit diesem Thema konfrontiert. Wir werden aufgefordert, unsere Sorgen auf Gott zu werfen (s. 1. Pet 5,7a).
Dabei liegen Theorie und Praxis wohl oft weit auseinander und es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Gott selbst für uns besorgt ist (s. 1. Pet 5,7b).
Es ist gut, einmal darüber nachzudenken, was Sorgen überhaupt sind. Eine mögliche Definition lautet, dass Sorgen Gedanken über die Zukunft in Verbindung mit der Einschätzung unserer eigenen Möglichkeiten sind. Das bedeutet, wir versuchen, Dinge, die auf uns einströmen, mit bereits gemachten Erfahrungen oder menschlichen Fähigkeiten einzuschätzen und daraus einen Lösungsweg für unsere Situation zu finden. Dabei stellen wir oft fest, dass es schwierig werden kann, und das macht uns besorgt.
Wenn wir dabei stehen bleiben und nur so mit Sorgen oder Nöten umgehen, dann unterscheiden wir uns nicht von Menschen, die keine lebendige Beziehung zum Herrn Jesus haben.
Sorgen sind oft ein Zeichen dafür, dass wir insgeheim doch
Wir vergessen, dass wir einen Herrn im Himmel haben, der über allem steht, der die Dinge, die uns begegnen, sogar zulässt, um unseren Glauben an Ihn zu prüfen und zu stärken. Er möchte, dass wir darin wachsen, Ihm zu vertrauen.
Jakobus richtet unsere Gedanken genau auf diesen Umstand: „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung (oder Erprobung) eures Glaubens Ausharren bewirkt“ (Jak 1,2.3).[1]
Es gehört zu den unbedingten Erfahrungen eines Christen, dass der Glaube durch Prüfungen – die natürlich auch Sorgen einschließen – erprobt wird. Dadurch sollen wir Ausharren lernen. Wir werden dann unseren Herrn und Heiland besser kennenlernen und seine Größe und Allmacht erfahren. In Jakobus 5, 11 werden die glückselig gepriesen, die ausgeharrt haben. Glückselig bedeutet an dieser Stelle ein ausgefülltes, von Glück durchdrungenes Leben, eine innere Zufriedenheit und eine freudige und vertrauensvolle Abhängigkeit vom Herrn Jesus.
Dieses Ergebnis soll durch die erlebte Hilfe des Herrn in Prüfungen bewirkt werden. Dann sind wir frei von zermürbenden und quälenden Sorgen. Bei jeder Schwierigkeit, die sich uns dann in den Weg stellt, dürfen wir wissen, dass unser Herr Jesus voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist (s. Jak 5,11b).
In Psalm 77 schreibt Asaph von Prüfung und Drangsalen, Sorgen umströmen ihn und er ruft zum Herrn, aber seine Seele weigert sich, getröstet zu werden. Ein Ausleger hat diesen Psalm mit der Überschrift versehen: „Wenn Du in der Lage bist, dir Sorgen zu machen, dann bist du auch in der Lage, nachzusinnen!“
Genau dies tut Asaph in seiner Situation. Er sinnt nach, er durchdenkt die Tage der Vorzeit, er überlegt in seinem Herzen und sein Geist forscht (s. Ps 77,4.6.7). Er stellt sich genau die Fragen, die in der oben genannten Definition angeführt wurden. Asaph versucht, seine Möglichkeiten und Erfahrungen in seine sorgenvolle Situation hineinzubringen.
Zweiundzwanzig mal finden wir dort die Personalpronomen „ich“, „mein“, „meiner“, „mir“, „mich“. Alles dreht sich nur um Asaph selbst. Erst in Vers 11 kommt er endlich zu dem Resümee, dass genau dieser Umstand sein Kranksein ist. Er hat mit den eigenen Möglichkeiten versucht, eine Einschätzung für die Zukunft zu finden und kann nur eine Bankrotterklärung abgeben.
Aber dann kommt in seinen Gedanken der Wendepunkt. Er denkt weiter nach, doch jetzt nur noch über Gottes Tun und dessen Taten in der Vergangenheit (V. 13). Er erkennt an, dass Gott der Gott ist, der Wunder tut und der seine Stärke kundtut. Alles erbebt und erzittert vor diesem großen Gott! Es ist „El“, der Starke, den Asaph jetzt vor seinem Herzen hat – was kann da noch schiefgehen?
Wenn wir seine Möglichkeiten in unsere Kalkulation einbeziehen, dann werden wir ruhig! Wir dürfen und sollen ja mit unseren Sorgen zu Ihm kommen, denn Er trägt Sorge für uns, Tag für Tag! Unser treuer Herr Jesus hat es bei dem unter die Räuber gefallen Menschen getan (s. Lk 10, 35) und Er wird es auch bei uns tun – Er ändert sich nicht (s. Heb 13,8)!
„Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil. 4,6.7).
Ingo Brandt
Fußnoten:
Erprobungen im Leben der Gläubigen dienen auch zur Verherrlichung Gottes, wie Petrus in 1. Petrus 1,6.7 deutlich macht. Die Begebenheit in Johannes 11 ist ein treffendes Beispiel dafür.
Der Herr Jesus will uns auf dem Glaubensweg immer wieder Mut machen. Denn manchmal sind wir mutlos. Dann ruft Er uns zu: „Seid guten Mutes“ (z.B. Mt 14,27) oder „Fasse Mut!“ Im Grundtext unserer Bibel ist es nur ein Wort: „Tharsei“. Der Herr Jesus hat es oft und gern benutzt.
Denken wir nur an den Gelähmten, der auf einem Bett liegend von vier Männern getragen und durch das aufgebrochene Dach an Stricken zu den Füßen Jesu herabgelassen wurde. „Sei guten Mutes, Kind, deine Sünden werden vergeben“, sind die trostreichen Worte des Herrn (Mt 9,2).
Als wir an Ihn glaubten, haben wir dieses Wort aus seinem Mund gehört.
Auch wenn wir als Christen gesündigt hatten und mit einem aufrichtigen Bekenntnis in echter Betrübnis zu Ihm kamen, durften wir wieder dieses Wort vernehmen.
Welche Entlastung bedeutet das für ein schuldbeladenes Herz. Am Boden liegend und völlig mutlos, richtet der Herr wieder auf: „Sei guten Mutes [und nun setzte deinen Namen ein], deine Sünden sind vergeben“.
Er allein kann uns Sünden vergeben, weil Er stellvertretend für unsere Schuld durch seinen Kreuzestod Sühnung getan hat. Das Herz fasst wieder Mut und wird erhoben zu Lob und Dank.
Die Bibel berichtet von einer blutflüssigen Frau, die ihren ganzen Lebensunterhalt für die Ärzte ausgegeben hatte und von niemand geheilt werden konnte. Ihr Glaube ist beachtlich: „Wenn ich nur sein Kleid anrühre, so werde ich geheilt werden“. „Jesus aber wandte sich um, und als Er sie sah, sprach Er:
„Sei guten Mutes, Tochter, dein Glaube hat dich geheilt.“
Nach 12-jähriger Erkrankung kann sie wieder Mut fassen!
Ob Mann oder Frau, für alle hat der Herr dieses Trostwort: Fasse Mut! Denn seine Hilfe ist immer zur rechten Zeit (s. Heb 4,16). Manchmal sieht seine Hilfe anders aus, als wir es uns gedacht hatten.
Sei guten Mutes! Das bedeutet vielleicht für dich: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schaue nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,10).
Es ist Nacht. Die Jünger befinden sich auf der Überfahrt an das andere Ufer des Sees Genezareth. Ein heftiger Sturm kommt auf. Die Wellen schlagen hoch – das Boot füllt sich mit Wasser. Sie fürchten sehr, unterzugehen. Der Herr Jesus hat ihre Situation vom Berg aus beobachtet. Als die Not am größten ist, ist seine Hilfe ganz nah. Er kommt zu ihnen, wandelnd auf dem See. Die Jünger meinen, es sei ein Gespenst und schreien vor Furcht.
Und sogleich hören sie aus dem Mund des Herrn die Worte, die bis heute schon manches trostbedürftige Herz belebt haben:
„Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht.“
Da sitzt Barthimäus, der Blinde, bettelnd am Weg. Er hat von vielen Wundern des Herrn gehört. Er ist sich sicher: Nur Er allein kann mich heilen. Als er dann eine große Volksmenge hört, fängt er an zu schreien: „Sohn Davids, Jesu erbarme dich meiner“ (Mk 10,47). Der Herr hört und lässt ihn rufen.
Jetzt sind es andere, die ihm Mut machen:
„Sei guten Mutes; steh auf, er ruft dich.“
Und wir? Haben wir auch für betrübte Seelen ein Mut machendes Wort? Ein Beispiel dafür ist Paulus, der in einer äußerst schwierigen Situation selbst Trost Gottes durch einen Engel erfahren hatte und davon etwas weitergeben konnte.
Trotz stürmischem Meeres mit starkem Wind und hohen Wellen konnte er die verzweifelten Matrosen ermutigen:
„Und jetzt ermahne ich euch, guten Mutes zu sein, denn kein Leben von euch wird verloren gehen.“[1]
Die Folge war, dass „alle aber, guten Mutes geworden, auch selbst Speise zu sich nahmen“ (Apg 27,22.36).
Kommen wir zurück zur chronologischen Reihenfolge und begegnen dem Herrn Jesus, der noch einmal mit seinen Jüngern auf dem Obersaal ist. Die Stunde ist gekommen, wo Er an das Kreuz gehen und – nach vollbrachtem Erlösungswerk – zum Vater zurückkehren würde. In den Kapiteln 13-16 des Johannesevangeliums redet Er Worte des Trostes zu den Seinen, die Er in der Welt zurücklassen würde. Seine Reden beschließt Er mit den Worten:
„In der Welt habt ihr Bedrängnis [o. Angst]; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“
Vielleicht bedrücken dich Angst und Sorge: Die angegriffene Gesundheit oder Lasten im Berufs- und Familienleben sind oft geeignet, Ängste in uns hervorzurufen. Der Herr Jesus weiß darum!
Deshalb will Er dir heute Mut machen. Nimm diesen Ausspruch des Herrn ganz persönlich. Denn Er meint dich. Er kennt dich ganz genau und weiß, wie du empfindest. Er fühlt mit dir und sieht die Sorgenlast, die dich bedrückt. Denke daran: Er hat die Welt überwunden. Er ist siegreich auferstanden und zu seinem Vater zurückgekehrt. Dort lebt Er, um sich ununterbrochen für dich zu verwenden (s. Röm 8,34; Heb 7,25).
Im 17. Kapitel des gleichen Evangeliums dürfen wir Zuhörer sein, wie Er die Seinen liebevoll dem Vater anbefiehlt: „Ich bitte für … die, die du mir gegeben hast … ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren … Jetzt komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben … Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen“ (V. 9.12.13.15).
Eine letzte Begebenheit spricht uns besonders an, weil sie in die Zeit fällt, in der wir heute noch leben. Der Herr Jesus ist verherrlicht im Himmel. Aber Er kommt zu uns in unseren Nöten und spricht uns Mut zu. Das hat Paulus in einer (vielleicht schlaflosen) Nacht als Gefangener im römischen Lager erlebt. Tags zuvor hatte er einen Disput vor dem Synedrium mit den Pharisäern und Sadduzäern gehabt. Durch einen Trick hatte er sie gegeneinander ausgespielt. Ein Zwiespalt war entstanden, ein Aufruhr unter den Anwesenden die Folge. Paulus hat sein Verhalten vor Gott in Ordnung gebracht. Und dann: Nicht ein Engel, sondern der Herr selbst ist in die dunkle Zelle getreten und hat seinen niedergeschlagenen Diener wieder aufgerichtet. „In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm und sprach: Sei guten Mutes! Denn wie du von mir in Jerusalem gezeugt hast, so musst du auch in Rom zeugen“ (Apg 23,11).
Angesichts einer solchen Liebe uns gegenüber, die wir oft schwach im Glauben sind und häufig straucheln, wollen wir uns mit den Worten des Psalmdichters ermuntern:
„Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf den Herrn harrt!“
Friedhelm Müller
Fußnoten: