Dieses Gebot ist unter den sogenannten zehn Geboten das erste, das zwischenmenschliche Beziehungen regelt. Der Herr Jesus erwähnt es mehrmals (s. Mt 15,4; 19,19) und Paulus zitiert es, wenn er die gläubigen Kinder ermahnt, den Eltern zu gehorchen (s. Eph 6,1-3). Es ist also ganz klar, dass auch wir unsere Eltern ehren sollen. Die Aufforderung, den Eltern zu gehorchen, ist an Kinder gerichtet. Aber es bleibt eine lebenslange Verpflichtung, die Eltern zu ehren. Wie ehren wir nun die Eltern?
Folgende Liste ist nicht vollständig, sondern enthält nur einige Hinweise:
Wenn die Eltern grau geworden sind, kommt im Gesetz ein allgemeineres Gebot hinzu, das beachtenswert ist: „Vor grauem Haar sollst du aufstehen und die Person eines Greises ehren, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott. Ich bin der Herr“ (3. Mo 19,32). Ältere Eltern sind somit doppelter Ehre würdig.
Ein weiterer wichtiger Vers zu dieser Thematik steht in 1. Timotheus 5,4: „Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott.“
Neben der Ehre, die den Witwen aufgrund ihrer Witwenschaft gegeben werden sollte, handelte es sich damals vor allem um die finanzielle Unterstützung der Witwen durch die Nachkommen. Im Allgemeinen besteht diese Notwendigkeit in der heutigen Zeit in unserem Land nicht mehr in dem Maße wie damals. Aber die Eltern haben ihre Kinder nicht nur materiell unterstützt, sie haben sich normalerweise viele Jahre lang in Liebe um sie gekümmert und sie aufgezogen. Sollten nun die Kinder sich nicht, wenn es irgend möglich ist, ebenso liebevoll um die alten Eltern kümmern?
Folgender Bibelvers enthält wichtige Belehrungen zu diesem Thema: „Da machte sich Jakob von Beerseba auf, und die Söhne Israels führten Jakob, ihren Vater, und ihre kleinen Kinder und ihre Frauen auf den Wagen, die der Pharao gesandt hatte, ihn zu holen“ (1. Mo 46,5).
Diese Stelle enthält im Wesentlichen zwei Aussagen:
Die erste Aussage spricht von der Initiative, die Jakob ergreift, die zweite von der Hilfe der Söhne, diese Entscheidung zu realisieren. Wir wollen diese Situation verallgemeinern: Eltern oder Elternteile besitzen noch ihre geistigen Kräfte, aber die körperlichen haben altersbedingt nachgelassen. Die Kinder sollten dann den Eltern helfen, solange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Eine praktische Hilfe ist natürlich dauerhaft nur dann möglich, wenn die Wohnorte nahe beieinander liegen. Dies ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich, sollte aber angestrebt werden.
Der Wunsch, die Selbstbestimmung der Eltern zu achten, kann manchmal schwierig sein. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen:
Die Konzentration und das Reaktionsvermögen beim Autofahren lassen mit zunehmendem Alter nach. Vielleicht erlebt man als Beifahrer bei den Eltern gefährliche Situationen mit. Hier braucht es viel Weisheit, die Sache anzusprechen, weil die Mobilität heute zur Lebensqualität gehört.
Im ländlichen Raum haben die Eltern oft ein Haus mit größerem Garten, von dem ein Teil Nutzgarten ist. Die Gartenarbeit hat ihnen immer Freude gemacht, wird aber zunehmend schwerer oder sogar unmöglich für sie. Auch hier ist manches Konfliktpotential denkbar. Es ist noch relativ einfach, wenn die heranwachsenden Enkelkinder Freude und Zeit an Gartenarbeit haben. Andernfalls müssen oft andere Lösungen gefunden werden.
Vielleicht bewohnen die Eltern auch ein Haus, das einmal mit Leben gefüllt war, jetzt aber eigentlich zu groß ist. Sie hängen daran, aber die Unterhaltung und Pflege des Hauses übersteigt inzwischen ihre Kräfte. Wenn die Kinder neben den Verpflichtungen in den eigenen Familien nicht ausreichend Zeit haben, sich darum zu kümmern, können auch hier Probleme entstehen.
Trotz dieser möglichen Probleme ist es ein großer Segen, wenn sich die Kinder um ihre älter werdenden Eltern kümmern. Wie schön ist es, ihre Freude und Dankbarkeit zu erleben, wenn sie besucht werden und ihnen geholfen wird.
Wie viele gute Ratschläge können sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung geben. Wie schätzen es die kleineren Enkel, wenn Opa oder Oma ihnen vorlesen oder mit ihnen spielen. Wie schätzen es manche Enkel, bei Opa und Oma essen zu dürfen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Aber was ist, wenn die Eltern schwierig oder gar ungläubig sind? Dann ist es sicher nicht einfach, aber die anfangs genannte Verpflichtung besteht trotzdem und mit der Hilfe des Herrn sollten wir auch bemüht sein, ihr nachzukommen.
Nicht selten tritt dann noch der Fall ein, dass die Eltern nicht nur Hilfe in Haus und Hof brauchen, sondern auch an sich selbst. Diese Hilfe ist dann meistens täglich zu erbringen und kann von Kindern nur dann geleistet werden, wenn sie in unmittelbarer Nähe wohnen und die Kraft dazu aufbringen können, ohne selbst Schaden zu nehmen. Viele Fragen stehen dann im Raum.
Alle diese Fragen und noch viele mehr müssen vor dem Herrn erwogen werden. Hier kann auch Rat bei solchen eingeholt werden, die einen solchen Dienst an Eltern schon getan haben. Eine Entscheidung für solch eine Verpflichtung sollte nur nach reiflicher Überlegung und mit Gebet getroffen werden. Natürlich muss die ganze eigene Familie einmütig in dieser Sache sein, denn es wird jeden etwas kosten. Aber jeder wird auch etwas empfangen.
Wenn die Kinder weder räumlich noch kräftemäßig in der Lage sind, die Eltern oder Elternteile zu pflegen, oder, weil der Pflegeaufwand zu groß wird, nicht länger die Pflege zu Hause leisten können, so muss die Möglichkeit erwogen werden, die Angehörigen in ein Pflegeheim zu geben.
Wenn in der Nähe ein Altenheim ist, das nach biblischen Grundsätzen geführt wird, so sollte man sich bemühen, dort einen Platz zu bekommen. Wenn dagegen ein solches Heim sehr weit entfernt ist, so wird die Frage entstehen, ob man nicht ein Heim in der Nähe wählt, dafür aber dort die Angehörigen öfter besucht.
Alle diese Überlegungen werden wir sicher mit den schwächer werdenden Eltern zusammen unter Gebet erwägen, hoffentlich zu einer einvernehmlichen Lösung kommen und so gegen das eigene Haus fromm sein.
Horst Zielfeld
"Ich wünsche mir, dass ich immer einen Zugang zum Herzen meines Kindes finde", sagte einmal ein Vater, als er sich mit einem älteren Christen unterhielt, der ihm zur Geburt seines ersten Kindes gratulierte.
"Aber ich frage mich, wie das gelingen kann?"
Eine Antwort oder Musterlösung, die bei jedem Kind zum Erfolg führt, kann es auf diese Frage nicht geben. Denn Gott hat jeden von uns als Original geschaffen, keiner gleicht dem anderen. Das gilt auch für unsere Kinder. Nicht umsonst fordert uns Gottes Wort in Sprüche 22,6 auf: „Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“
Ein wichtiger Baustein für uns als Väter wird es aber auf jeden Fall sein, mit unseren Kindern im Gespräch zu bleiben ,wenn wir sie auf ihrem Lebensweg begleiten möchten. Reißt der Gesprächsfaden, kann das über kurz oder lang schwerwiegende Folgen für die lebenslange Beziehung von Eltern und Kindern sowie die weitere Entwicklung des Kindes haben.
"Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden."
Uns muss bewusst sein, dass wir das Herz unserer Kinder nur erreichen können, wenn der Herr uns zu Hilfe kommt. Gerade, wenn die Kinder älter und die Gesprächsthemen bisweilen schwieriger werden, spüren vielleicht besonders wir Väter, wie uns Weisheit und Einfühlungsvermögen fehlen.
„Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 1,5). Diese Zusage Gottes dürfen wir auch in solchen Momenten für uns in Anspruch nehmen.
Deshalb ist es wichtig, dass wir die Gespräche mit unseren Kindern immer auch in einer betenden Haltung führen. Manchmal ist es sicher sogar gut, wenn wir zunächst auch gemeinsam mit unseren Kindern beten, bevor wir mit ihnen über das sprechen, was ihr Herz bewegt.
„Ihr braucht eure Kinder nicht erziehen, denn sie machen euch sowieso alles nach“, sagte einmal ein weiser Christ.
Kinder sind sehr gute Beobachter. Und gerade als Jugendliche, wenn sie für sich selbst festlegen, welche Werte ihr Leben bestimmen sollen, legen sie einen oft unerbittlichen Maßstab an das Verhalten der Erwachsenen, ganz besonders an das des eigenen Vaters.
Deshalb ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass wir immer ein Vorbild für unsere Kinder sind. Die Frage ist nur, ob wir ein gutes oder ein schlechtes Vorbild sind.
Ganz besonders wichtig ist das bei Fragen, in denen es darum geht, sich dem Wort Gottes entsprechend zu verhalten. Verhalte ich mich als Vater nicht so, wie Gott es in seinem Wort sagt, darf ich mich nicht wundern, wenn mein Kind nicht bereit ist, auf mich zu hören.
Der Herr schenke uns Vätern deshalb die nötige Kraft und Weisheit, in allem als fröhliche und glückliche Gotteskinder – und nicht in einer gesetzlichen Haltung – am Wort Gottes festzuhalten und es in unserem Leben umzusetzen. Wenn uns dies mit seiner Hilfe gelingt, wird es für uns selbst und für unsere Kinder zum Segen sein. Das Beispiel der Thessalonicher darf uns im übertragenen Sinn Ansporn dazu geben (s. 1. Thes 1,5-7). Dann haben wir auch eine wichtige Basis geschaffen, auf der ein guter und gewinnbringender Austausch mit unseren Kindern möglich ist.
„Ich habe gerade keine Zeit, wir reden später.“ Natürlich kann es immer mal Situationen geben, in denen wir als Väter nicht sofort mit unseren Kindern reden können. Wenn ich als Vater aber nie Zeit für mein Kind habe, ist es nur eine Frage der Zeit, dass es keine Zeit mehr für mich hat.
Gespräche brauchen Zeit, gute Gespräche brauchen mehr Zeit, manchmal sogar viel Zeit. Es mag nicht immer einfach sein, sie zu finden, aber auch da dürfen wir den Herrn um Hilfe bitten.
Sich Zeit füreinander zu nehmen, wird auch dazu beitragen, in Ruhe miteinander reden zu können, ohne dass innere oder äußere Störfaktoren die Gesprächsatmosphäre belasten.
Wenn wir unseren Kindern vermitteln können, wie wertvoll und wichtig sie uns sind, einfach dadurch, dass wir bereit sind, uns Zeit für sie zu nehmen, so wird dies einen guten Einfluss auf den Gesprächsverlauf haben.
Denken wir nur einmal an das Vorbild unseres Herrn in Lukas 24, als Er sich auf dem Weg zu den Emmaus-Jüngern gesellte.
Unsere Kinder werden auch schnell merken, ob wir ihnen wirklich zuhören. Ob wir offen für das sind, was sie bewegt, und wirklich mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen wollen. Oder ob wir nur eine vorgefertigte Lösung „aus der Schublade ziehen“ und keine andere Möglichkeit zulassen. Kinder, die auf diese Weise erleben, nicht ernst genommen zu werden, werden über kurz oder lang erst gar nicht mehr das Gespräch mit dem Vater suchen oder bereit sein, mit dem Vater zu reden, geschweige denn, auf ihn zu hören.
Um als Vater mit seinen Kindern im Gespräch zu bleiben, kann es auch hilfreich sein, sich einmal bewusst zu machen, wie Kinder ihre Väter in den unterschiedlichen Altersstufen wahrnehmen. Ein weiser Christ sagte dazu einmal:
Das Wissen um die jeweilige Sichtweise der Kinder auf uns Väter kann uns dabei helfen, ihr Anliegen besser zu verstehen, und ihnen Antworten zu geben, bei denen sie bereit sind, sie nicht nur anzuhören, sondern auch darauf zu hören.
Ganz sicher gibt es noch eine Reihe weiterer Punkte, die es mit des Herrn Hilfe zu beachten gilt, um mit unseren Kindern im Gespräch zu bleiben. Vielleicht kann dieser Artikel ja der Anstoß dazu sein, weiter darüber nachzudenken und besonders auch in Gottes Wort nach Hinweisen zu suchen, die uns helfen werden, den Gesprächsfaden zwischen Vätern und Kindern nicht abreißen zu lassen.
Stefan Busch
"Sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen."
Viele Menschen ohne eine persönliche Beziehung zu Gott wollen in dieser Welt gerne groß herauskommen. Sie streben nach hohen Dingen in ihrem Leben, weil sie keine Ewigkeitsperspektive haben. Für die Karriere geben sie oft alles. Sie verlangen nach Geld, Macht, gesellschaftlichem Ansehen und Einfluss. Ihr Leben richten sie auf den Augenblick und ihre egoistischen Ziele aus.
Aber wie sieht das bei uns Gläubigen aus – kann nicht auch bei uns die Gefahr bestehen, nach den eben genannten Dingen zu streben und groß sein zu wollen?
Neben dem Trachten nach Dingen der Welt kommt noch hinzu, was mir ganz persönlich das Ansehen unter meinen Brüdern und Schwestern, mein Einfluss in der örtlichen Versammlung und mein Bekanntheitsgrad unter den Geschwistern bedeutet. Umgebe ich mich nur mit denen, die bekannt und beliebt sind? Zähle ich auch nur auf deren Meinung oder habe ich einen eigenen Standpunkt aus Gottes Wort gewonnen? Paulus, der dies alles nicht getan hatte, musste stattdessen gegen Ende seines Lebens und Dienstes erleben, dass alle in Asien sich von ihm abgewandt hatten (s. 2. Tim 1,15).
In Lukas 22,24-27 gibt der Herr Jesus revolutionären Lehrunterricht über wahre Größe im Reich Gottes. Wer groß sein will, der soll der Diener von allen werden. Weit davon entfernt, nur eine Theorie zu verkünden, stellt der Herr Jesus sich selbst als Beispiel vor. Er war unter ihnen als „der Dienende“ gewesen. Sein ganzes Leben war seinem Gott und Vater und dem Dienst an Anderen geweiht. Wer dient, erniedrigt sich und wird von Gott selbst erhöht (s. Lk 14,11).
Das Beispiel und die Worte des Herrn Jesus spornen uns an, wirklich bereit zu sein, auch die kleinen, unscheinbaren Dienste im Reich Gottes zu übernehmen und auszuführen. Treue im Kleinen ist für unseren Herrn auch heute noch von größter Bedeutung und wird im Himmel wertgeschätzt. Von Elisa wird berichtet, dass er Wasser auf die Hände des alten Propheten Elia goss, um ihn zu erfrischen, zu ermutigen und zu stärken (s. 2. Kö 3,11). Das war nur ein kleiner Dienst, aber er hatte große Wirkung und fand seinen Platz in Gottes Wort.
"Treue im Kleinen ist für unseren Herrn auch heute noch von größter Bedeutung und wird im Himmel wertgeschätzt."
Dem Streben nach hohen Dingen setzt der Geist Gottes entgegen, dass wir uns zu den Niedrigen halten sollen. Der „Niedrige“ ist, von seiner gesellschaftlichen Stellung und seinem Ansehen her, gering, unbedeutend, arm und ohne große Macht.
Auch unter den Gläubigen gibt es Reiche und Arme, solche mit Einfluss und auch die Unscheinbaren und anscheinend Bedeutungslosen. Wie gehe ich eigentlich mit meinem Einfluss um? Nutze ich diesen, um noch bekannter zu werden, meine Ziele zu erreichen, oder gar dafür, Geschwister um mich zu scharen?
Der Herr achtet besonders auf die Glieder an seinem Leib, die aus unserer Sicht „mangelhaft“, „schwach“ oder „unehrbar“ zu sein scheinen (s. 1. Kor 12, 22ff.). Verhalte ich mich wirklich als ein Bruder unter Brüdern, bzw. als eine Schwester unter Schwestern, oder versuche ich mich durch „besondere Tätigkeiten“ von anderen abzuheben, hervorzustechen? Überall gibt es Gläubige, die mehr am Rand stehen und nur wenig Beachtung finden – dann dürfen wir dem Vorbild unseres Herrn Jesus folgen und genau auf diese zugehen.
Wir werden nicht aufgefordert, uns zu den Niedrigen „herabzulassen“, sondern wir sollen in unserem Denken und Handeln einer von ihnen sein. Niedriggesinnt zu sein bedeutet nicht, kriecherisch zu sein oder Demut zu heucheln. Es ist immer eine Herzenssache!
Jeder von uns ist aufgefordert, sich zu den Niedrigen zu halten – das ist echte Demut, wie sie sich im Leben des Herrn Jesus zeigt. Wir wollen echtes Interesse für die wirtschaftlich „Gebeutelten“, Kranken, Trauernden, Behinderten und anderweitig Benachteiligten im Volk Gottes haben und darüber hinaus ihnen die rechte Wertschätzung entgegenbringen.
Bei Gott sind die „Niedrigen“ hochgeachtet, Er selbst tröstet sie (s. 2. Kor 7,6). Der Herr Jesus ist denen nahe, die zerbrochenen Herzens sind (s. Ps 34,19). Jeder von uns darf das erleben! Wie oft hatten wir schon den Nutzen davon. Deshalb wollen wir uns selbst gerne zu den Niedrigen halten.
Als der Herr Jesus auf die Erde kam, hat Er sich selbst zu nichts gemacht, obwohl Er von Ewigkeit her „in Gestalt Gottes“ (Phil 2,6) war und es auch in Ewigkeit bleibt. Er wurde wirklich Mensch und Knecht Gottes, gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Wir sind von Natur aus nichts – warum wollen wir uns dann groß machen (s. Jes 41,24)?
Gott erkennt unser Herz, Er weiß wie wir wirklich eingestellt sind:
"Denn der Herr ist hoch, und er sieht den Niedrigen, und den Hochmütigen erkennt er von fern."
Wenn wir als Eltern in dieser Haltung ein Vorbild für unsere Kinder sind, dann geben wir ihnen etwas sehr Wichtiges für ihr Leben mit. Erkennen sie jedoch an uns Eltern ein Streben nach Reichtum, Macht und Anerkennung, dann erziehen wir sie – bewusst oder unbewusst – für völlig falsche Ziele, denen sie dann nachjagen, und stürzen sie damit in eine Spirale der Eitelkeit, der Enttäuschung und der Unzufriedenheit.
Deshalb ist es wichtig, uns immer wieder selbst vor dem Herrn zu prüfen und uns unsere innere Haltung und unsere Ansprüche bewusst zu machen. Fragen wir uns zum Beispiel, welche Ansprüche wir an die Entwicklung unserer Kinder haben:
Es ist wunderschön und ein Gnadengeschenk Gottes, wenn unsere Kinder eine gute Basis für ein selbstständiges Leben bekommen und einen geistlichen Weg gehen, über den wir uns freuen können. Hüten wir uns aber davor, dass wir in unseren Kindern unsere nicht erfüllten Lebensträume erfüllt sehen wollen. Der Herr schenke uns, dass wir Ihm für die Entwicklung unserer Kinder dankbar sind und uns nicht in falschem Stolz etwas auf ihre Entwicklung einbilden.
Auch im Blick auf uns als Eltern stellen sich eine Reihe herzerforschender Fragen. Denken wir doch nur einmal an die Wahl unseres Autos (zweckmäßig oder Statussymbol), des Urlaubsortes und an die alltägliche Freizeitgestaltung.
Es ist nicht die Absicht dieses Artikels, das Besondere oder einen gewissen Wohlstand zu verurteilen. Wem der Herr das schenkt, der darf es dankbar aus seiner Hand annehmen und genießen (s. 1. Tim 6,17). Wir möchten uns aber gegenseitig ermuntern, uns die Ermahnung des Apostels Paulus in diesem Vers zu Herzen zu nehmen und nicht unsere Hoffnung darauf zu setzen und die Erfüllung darin zu suchen.
Ebenso soll natürlich niemand verurteilt werden, der im Beruf Karriere macht. Doch die Frage ist auch hier, ob der Herr möchte, dass ich diesen Schritt mache oder ob es mein eigenes Streben ist.
Auch das Familien- und Versammlungsleben bietet Anlass, unsere innere Haltung und unsere Ansprüche sorgfältig zu hinterfragen: Definiere ich mich zum Beispiel als Ehefrau über die Menge der Aufgaben im außerhäuslichen Bereich oder bin ich mit dem mir von Gott zugewiesenen Platz zufrieden (s. Tit 2,5)? Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass diese Frage sinngemäß natürlich auch für den Ehemann von Bedeutung ist.
Jeder kann sicher aus seiner Lebenssituation heraus die Liste dieser Fragen verlängern. Wir wollen uns durch die Verheißungen ermutigen lassen, die damit verbunden sind, dass wir uns zu den Niedrigen halten und darin den Herrn Jesus nachahmen.
"Denn seht eure Berufung, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind; sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt [und] das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme.
Aus ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung; damit, wie geschrieben steht: „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn."
Christian Achenbach
Wir haben im letzten Heft über den guten Anfang Josaphats nachgedacht und dabei den Segen Gottes gesehen, den er erfahren hat. Doch wir haben auch gesehen, dass er im Bereich der Familie eine falsche Verbindung einging und welche schrecklichen Folgen das hatte.
Josaphat ist wieder zurechtgekommen, nachdem Gott ihn durch den Propheten Jehu ernstlich zurechtgewiesen hatte (s. 2. Chr 19,2), doch sein Sohn Joram wurde ein böser König.
Leider hat auch Josaphat selbst noch zweimal seinen schwerwiegenden Fehler wiederholt, falsche Verbindungen einzugehen. Darüber denken wir in diesem Artikel nach.
Mit dem bösen König Ahab hat Josaphat sich nie wieder verbunden. Ob er aus seinen bitteren Erfahrungen gelernt hat? Doch nach Ahab wurde dessen Sohn Ahasja König über Israel. Auch er handelte gottlos (s. 2. Chr 20,35). Trotzdem machte Josaphat gemeinsame Sache mit Ahasja. Sie starteten ein Schiffsbau-Projekt und bauten eine Tarsis-Flotte, mit der sie Gold von Ophir holen wollten.
Der biblische Bericht lässt nicht ganz klar erkennen, von wem die Initiative dazu ausging. Doch unmissverständlich macht die Bibel klar, wie Gott über dieses Unterfangen denkt und wie es endet: Gott verurteilt die falsche Verbindung und zerstört das Werk, so dass kein einziges Schiff die Reise starten konnte, um Gold von Ophir zu holen. Die Schiffe wurden alle zertrümmert und konnten nicht nach Tarsis fahren (s. 2. Chr 20,35-37).
Dabei stellen wir fest, dass die Idee, nach Tarsis zu fahren und Gold von Ophir zu holen, an sich gar nicht verwerflich war. Schon Salomo hatte Gold von Ophir zur Verfügung gehabt, um damit den herrlichen Tempel und seine Geräte zu bauen (s. 1. Chr 29,4). Denn das Gold von Ophir war bekannt für seine gute Qualität (s. auch 1. Mo 2,11.12 in Verbindung mit 10,29).
Leider war das Gold von Ophir auch für Salomo zum Verhängnis geworden, weil er es sich, entgegen der Anordnungen Gottes, in großer Menge anhäufte (s. 1. Kön 10,22). Psalm 45 macht jedoch deutlich, dass das Holen des Goldes von Ophir auch eine gute Sache sein konnte, wenn es nach den Gedanken Gottes eingesetzt wurde.
Da lesen wir von der Königin in ihrer Herrlichkeit. Sie steht zur Rechten des Königs in Gold von Ophir (s. Ps 45,10). Das wird in der Zeit des Tausendjährigen Reiches in Erfüllung gehen, wenn die irdische Braut, der Überrest Israels, als Königin in „Gold von Ophir“ zur Ehre und Verherrlichung des Herrn Jesus, des wahren Königs, sein wird!
Doch es genügt nicht, eine an sich gute Sache zu tun. Es kommt auch auf die Art und Weise an, in der wir sie tun. Sowohl in den irdischen als auch in den geistlichen Aufgaben heiligt niemals der gute Zweck, oder die richtige Absicht, die Mittel, die wir einsetzen!
Im Fall von Josaphat war es die falsche Verbindung, die Gott tadeln muss (s. 2. Chr 20,37). Dazu konnte Er keinen Segen und kein Gelingen geben. Das ist eine ernste Warnung auch für uns, besonders vor dem Hintergrund, dass Josaphat auf dem guten Weg der Treue und Absonderung den Segen Gottes erlebt hatte hatte.
Wenn wir an unsere Verpflichtungen in Schule und Beruf denken, dann stellen wir fest, dass wir noch in der Welt sind. Dort haben wir unsere Aufgaben und Kontakte. Wir können und sollen nicht aus der Welt hinausgehen, sondern treu unseren Weg gehen in dem Umfeld, in das der Herr uns hineingestellt hat.
"Wir können und sollen nicht aus der Welt hinausgehen, sondern treu unseren Weg gehen in dem Umfeld, in das der Herr uns hineingestellt hat."
Aufgaben und Kontakte. Wir können und sollen nicht aus der Welt hinausgehen, sondern treu unseren Weg gehen in dem Umfeld, in das der Herr uns hineingestellt hat.
So müssen zum Beispiel unsere Kinder die Schule besuchen, weil in unserem Land die allgemeine Schulpflicht gilt. Das Christsein ändert nicht in erster Linie unsere irdische Situation, aber in Christus haben wir die Kraft und Freude, in der jeweiligen Situation zu seiner Ehre zu leben.
Wir müssen unseren Lebensunterhalt verdienen und sind dabei auch auf den Kontakt mit der Welt angewiesen. Wir haben Arbeitskollegen, Mitarbeiter, Chefs, Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner, mit denen wir gut zusammenarbeiten müssen. Gerade in diesen Kontakten können wir ein Zeugnis für den Herrn Jesus sein.
Aber es gibt auch Grenzen! Wenn wir noch in der Welt sind, dann sind wir doch nicht von der Welt (s. Joh 17,11.14). Und wir sollten niemals in einer „Joch-Gemeinschaft“ mit Ungläubigen sein[1]. Das macht uns 2. Korinther 6,14 deutlich.
Viel zu unterschiedlich sind die Ziele, die Grundsätze und die Ausrichtung des Glaubenden und der Ungläubigen. Gottes Urteil ist da in der heutigen Zeit genau so klar wie in der Zeit Josaphats. Und Er wird uns dabei helfen, die Grenzen an der richtigen Stelle zu ziehen! Möge Er uns bewahren, einen Schritt zu weit zu gehen. Die Gefahr in der heutigen Zeit besteht eben genau darin.
Trotz des zweifachen Tadels Gottes und der schlechten Erfahrungen, die Josaphat gemacht hat, begeht er noch einmal den gleichen Fehler, eine falsche Verbindung einzugehen. Wir verurteilen Josaphat nicht, aber wir werden durch seine Geschichte für unsere eigenen Schwächen und Neigungen sensibilisiert.
Diesmal geht es um eine Verbindung mit Joram, einem weiteren Sohn Ahabs, der seinem Bruder Ahasja auf dem Königsthron folgte. Ahasja regierte nur eine kurze Zeit, danach wurde sein Bruder Joram König. Joram war nicht so böse wie sein Vater Ahab. Das sagt die Bibel ausdrücklich (s. 2. Kön 3,2). Er diente nicht dem Baal, sondern tat seine Bildsäulen weg. Aber er hielt fest an den Sünden Jerobeams, an dem eigenwilligen Gottes- und Götzendienst, der bei Josaphat seinen Anfang nahm.
Auch wenn Joram nicht mehr in den schrecklichen Sünden seines Vaters Ahab weiterlebte, lautet das Urteil Gottes doch, dass er tat, was böse war in seinen Augen (s. 2. Chr 3,2). Ein gemeinsamer Kriegszug kam in den Augen Gottes deshalb nicht in Frage.
In der Anwendung auf die heutige Zeit und die Situation in der Christenheit wollen wir behutsam sein. Keinesfalls können wir den König Joram mit treuen Christen vergleichen, die über bestimmte biblische Wahrheiten keine Kenntnis haben.
Dennoch nehmen wir die erneute falsche Verbindung Josaphats mit der gebotenen Vorsicht als Ausgangspunkt, um eine wichtige Lektion für einen gemeinsamen Kampf oder für einen gemeinsamen Dienst für den Herrn in unserer Zeit zu lernen.
Es mag in der Christenheit solche geben, die ein falsches Evangelium ablehnen und sich davon distanzieren – die an den grundlegenden Wahrheiten des Neuen Testaments, wie die Unverlierbarkeit des Heils, oder den Herrn Jesus als den einzigen Retter festhalten. Aber sie befinden sich in von Menschen eingeführten christlichen Organisationen oder Gemeinden und wollen diese nicht verlassen. Vielleicht vertreten sie bewusst den Gedanken, dass die örtliche Gemeinde unabhängig und eigenständig entscheiden sowie handeln kann und stehen darin im Widerspruch zu Gottes Wort.
Dann können wir nicht gemeinsam in den Kampf ziehen. Dann ist gemeinsame Sache in einem Dienst für den Herrn nicht möglich. Der gemeinsame Dienst erfordert eine volle Übereinstimmung in der Zielsetzung der Arbeit (s. Eph 4,4.11-13) und ist nur auf der Grundlage der ganzen Bibel möglich (s. 2. Kor 6,4.7).
Gottes Wort macht deutlich, dass das Abstehen von der Ungerechtigkeit und die Reinigung von Gefäßen zur Unehre erforderlich sind, wenn wir ein nützliches Gefäß zur Ehre des Hausherrn sein wollen (s. 2. Tim 2, 19-21). Diese Reinigung durch biblische Absonderung muss unbedingt mit persönlicher Heiligung Hand in Hand gehen (s. 2. Tim 2,22). Doch ohne diese Reinheit in unseren Verbindungen können wir nicht mit der Zustimmung Gottes rechnen.
Josaphat hätte manches logische Argument vorbringen können. Er hätte darauf hinweisen können, dass Joram gar nicht so schlecht wie sein Vater ist und sich schon von dem Baalsdienst distanziert hatte. Er hätte argumentieren können, dass er doch guten Einfluss auf Joram nehmen und ihm weiterhelfen könne. Er hätte auf den guten Zweck der Sache hinweisen können oder darauf, dass es doch sonst keine Möglichkeit gebe, gegen Moab zu kämpfen. All das hätte nichts daran geändert, dass die Verbindung falsch war!
Auch heute werden manche Argumente vorgebracht, die ähnlich klingen. Diesen Argumenten fehlt nicht die menschliche Logik, aber die biblische Grundlage. Wenn Gott uns in seinem Wort erklärt, dass wir nur dann ein geheiligtes und nützliches Gefäß sein können, wenn wir abstehen von der Ungerechtigkeit und uns trennen von Gefäßen zur Unehre, dann müssen und wollen wir das beachten. Nicht deshalb, weil wir besser wären als andere Christen. Aber deshalb, weil wir die Wahrheit von der Verunreinigung durch Verbindung in Gottes Wort gefunden haben und entsprechend leben und dienen möchten!
In weiten Teilen der Christenheit wird dieser Punkt übersehen. Dabei ist es eine Wahrheit, die sich durch die ganze Bibel hindurchzieht. Schon im Schöpfungsbericht finden wir, dass Gott Licht und Finsternis voneinander geschieden hat (s. 1. Mo 1,4). In dem Gesetz des Friedensopfer wird deutlich gezeigt, dass nur der Reine von dem Fleisch des Opfers essen durfte. Wer persönlich verunreinigt war, durfte nicht essen. Aber auch der, der aufgrund von Berührung unrein geworden war, durfte nicht essen (s. 3. Mo 7,19-21). Verbindung mit Bösem verunreinigt und die notwendige Konsequenz ist die Reinigung durch biblische Absonderung!
In der Geschichte Josaphats finden wir, dass in dieser falschen Verbindung mit Joram plötzlich noch ein dritter Bündnispartner genannt wird. Auf dem Weg, den Josaphat und Joram durch die Wüste Edom gehen, gesellt sich plötzlich noch der König von Edom dazu und tritt der Allianz bei. Das zeigt uns, wie schnell es abwärts geht, wenn ein erster Schritt in eine falsche Verbindung eingegangen wird. Auf einmal können wir es nicht mehr steuern, mit wem noch gemeinsame Sache gemacht wird.
Und dann stellen wir fest, wie schwer es für Josaphat wird, den Willen Gottes zu erkennen. Im weiteren Verlauf der Begebenheit wird der Prophet Elisa gerufen, doch er braucht einen Saitenspieler, bevor die Hand des Herrn über ihn kommen kann.
Auch bei uns werden falsche Verbindungen dazu führen, dass wir keine Klarheit mehr über den Willen Gottes haben und dass es immer schwerer wird, seine Gedanken zu erkennen. Das ist eine ernste Warnung für uns und wir sollten schon den ersten Schritt auf dem Weg in eine falsche Verbindung vermeiden. Und das umso mehr, wenn wir uns in unseren Herzen bewusst machen, welche traurigen Auswirkungen unser schlechtes Vorbild ansonsten auf unsere Familien und dabei ganz besonders auf unsere Kinder haben würde.
"Auch bei uns werden falsche Verbindungen dazu führen, dass wir keine Klarheit mehr über den Willen Gottes haben."
Doch wir wollen zum Schluss daran denken, dass die Bibel auch über ein Ereignis im Leben Josaphats berichtet, bei dem er ganz auf Gott vertraut hat. Obwohl eine große Menge von Feinden gegen ihn kämpfen wollte, ist er dabei keine falschen Verbindungen eingegangen. Josaphat hat ganz auf Gott vertraut und dabei einen großartigen Sieg errungen.
Dabei musste er selbst gar nicht kämpfen! Gott ist für ihn eingetreten. Am Ende war Josaphat nicht nur reicher durch die große Beute, die er im Kampf machen konnte, sondern er war auch reicher an einer wertvollen Erfahrung: Wer auf Gott vertraut und keine falschen Verbindungen eingeht, dem kommt Er mächtig zu Hilfe und schenkt seinen Sieg (s. 2. Chr 20).
"Tretet hin, steht und seht die Rettung des Herrn an euch, Juda und Jerusalem! Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht; morgen zieht ihnen entgegen, und der Herr wird mit euch sein!"
Christian Rosenthal
Fußnoten:
Eine “Joch-Gemeinschaft” besteht z.B. dann, wenn ein Gläubiger und ein Ungläubiger zusammen ein gemeinsames Unternehmen gründen.
So, wie der Herr die Schmerzen der Seinen kennt (s. 2. Mo 3,8), so weiß Er auch um ihre Tränen und legt sie in seinen Schlauch (s. Ps 56,9). Das ermutigt uns in der Gegenwart und gibt uns großen Trost! Doch einmal werden alle Tränen abgewischt. Das ist die großartige Erwartung, die wir haben dürfen und diese Erwartung spornt uns an, den Weg in der Gegenwart mit Ausharren zu gehen. Zwei Stellen aus dem Buch der Offenbarung, in denen es um abgewischte Tränen geht, wollen wir uns kurz ansehen. In der ersten Stelle (Kap. 7) wird eine Szene auf dieser Erde in der Zeit des Tausendjährigen Reiches beschrieben. In der zweiten Stelle (Kap. 21) geht es um den ewigen Zustand und die Menschen auf der neuen Erde.
Nach dem Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung wird eine Zeit beginnen, in der schwere Gerichte über diese Erde kommen. Insgesamt sind es drei Serien von Gerichten, die erste Serie wird im Buch der Offenbarung in Form der sieben Siegelgerichte beschrieben.
Doch in Offenbarung 7 werden diese Gerichte für eine Zeit unterbrochen. Warum kommt es zu dieser Unterbrechung? Weil die Knechte Gottes, die durch die Gerichtszeit hindurch bewahrt werden sollen, an den Stirnen versiegelt werden.
Zu aller Zeit hat Gott seine Knechte und Er kennt und sieht sie. Er hat einen Weg für sie und hier drückt Er ihnen sein Siegel auf, durch das deutlich gemacht wird, dass sie unveränderlich Ihm gehören. Diejenigen, die in unserem Kapitel versiegelt werden, sollen bewahrt werden in den Gerichten. Sie werden nicht den Märtyrertod sterben, sondern gerettet werden, durch die Drangsal hindurch, und lebend in das Tausendjährige Reich eingehen.
Auch für uns enthält das eine Mut machende Belehrung, obwohl wir zu der Zeit, in der diese Gerichte kommen, bereits im Himmel sind. Aber noch sind wir auf der Erde und da wissen wir, dass Gott auch uns kennt und sieht. Auch uns wird Er bewahren. Wir wissen nicht, wie unser weiterer Weg aussieht, aber wir wissen, dass wir unveränderlich Gottes Eigentum sind und sicher das Ziel erreichen werden. Auch wir sind versiegelt – nicht mit einem Siegel an der Stirn, wie die Knechte Gottes in Offenbarung 7, sondern mit dem Heiligen Geist, der in uns wohnt. Das gibt uns ewige Sicherheit!
In den Versen 4 bis 9 werden nun zwei Gruppen von Knechten Gottes beschrieben. Einmal sind es Knechte Gottes aus den 12 Stämmen Israel. Sie werden in einer symbolischen Zahl vorgestellt. Es sind 12.000 aus jedem Stamm, insgesamt also 144.000 Personen. Die Stämme Israels waren immer unterschiedlich groß, sodass wir davon ausgehen können, dass es sich hier um eine symbolische Zahl handelt, die zeigt, dass aus jedem Stamm eine vollständige Anzahl[1] bewahrt werden wird. Es geht also bei dieser Gruppe von Menschen nicht um solche, die einmal im Himmel sein werden. Es sind Knechte Gottes aus dem Volk Israel, die im Tausendjährigen Reich auf der Erde leben werden.
Die zweite Gruppe ist von noch größerer Zahl. Es ist eine Menge von Menschen aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen, die man gar nicht zählen kann. Auch sie sind Knechte Gottes, die in den Gerichten bewahrt und dann in der Zeit des Tausendjährigen Reiches auf der Erde leben werden. Wie macht es uns glücklich, dass es zu jeder Zeit Knechte Gottes gibt, die Ihm dienen und auf die Er achtgibt!
Obwohl die Gerichtszeit noch mehrere Jahre andauern wird, wird Johannes in den Versen 10 bis 17 im Voraus gezeigt, wie diese Knechte Gottes einmal gerettet und mit lauter Stimme Gott loben werden. Sie werden sich auf der Erde befinden, wo sie Gott in seinem Tempel dienen werden und wo Gott sie beschützen wird. Dafür wird Er sein Zelt über ihnen errichten (s. V. 15). Schon David hat von dem Schutz Gottes in seiner Hütte und in seinem Zelt gesprochen (s. Ps 27,5). Im Himmel wird es in dieser Zeit keinen Tempel geben (s. Off 21,22). Das macht deutlich, dass es in Offenbarung 7 um eine Szene auf der Erde geht, obwohl die Knechte Gottes in einer Verbindung zu Gott stehen. Deshalb werden sie als solche gesehen, die vor seinem Thron stehen. Moralisch sind sie verbunden mit dem Thron Gottes im Himmel, körperlich leben sie auf der Erde.
Hunger und Durst wird es dann für diese Knechte nicht mehr geben. In der Gerichtszeit haben sie schreckliche Dinge erleben müssen. Aber sie sind gerettet worden und jetzt völlig frei von jeder Not. Jedes Bedürfnis ist gestillt und der Herr Jesus selbst, das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden. Er wird sich als Hirte um sie kümmern[2] und sie zu Quellen voller Lebenswasser führen. Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen. So endet die Beschreibung der herrlichen Zukunft dieser Knechte Gottes (s. Off 7,17).
Wenn die Tränen abgewischt sind, dann bedeutet es, dass jede Trauer für immer vorbei sein wird. Stattdessen gibt es völlige und ewige Freude (s. Jes 35,10).
Doch Gott wischt nicht nur die Tränen vom Angesicht ab, wie es in Jesaja 25,8 beschrieben wird. Er tut noch mehr, indem Er die Tränen von den Augen abwischt. Nicht nur die Trauer wird weggetan, auch die Ursache und die Erinnerung an die Trauer! Das wird dadurch angedeutet, dass die Tränen von den Augen, d.h. von dort, woher sie kommen, abgewischt werden. Das, was menschlicher Trost niemals bewirken kann, wird Gott in Vollkommenheit tun.
Es ermutigt uns, dass Er unsere Tränen heute kennt und uns in der Trauer seinen Trost und seine Hilfe gibt. Aber es macht uns unendlich glücklich, dass einmal nicht nur die Trauer, sondern auch die Ursache dafür und die schmerzliche Erinnerung daran für immer weggetan sein werden.
In Offenbarung 21,1-4 wird Johannes noch weiter geführt. Er blickt in den ewigen Zustand. Die Zeit des Tausendjährigen Reiches ist vorüber, das Gericht vor dem großen weißen Thron hat stattgefunden und Himmel und Erde der ersten Schöpfung sind vergangen. Johannes sieht einen neuen Himmel und eine neue Erde. Das Meer sieht er nicht mehr, weil es nicht mehr da ist. Das, was Johannes in diesen Versen sieht, ist der Abschluss der neuen Schöpfung, es ist der ewige Zustand (s. 2. Pet 3,13).
Dann wird es kein Volk Israel mehr geben, keine Nationen und keine Sprachen. Dann gibt es nur noch erlöste Menschen, die auf der neuen Erde wohnen. Und es gibt „die Hütte Gottes bei den Menschen“. Das ist die Versammlung, die in Ewigkeit das „Instrument“ ist, durch das Gott bei den Menschen auf der neuen Erde wohnen wird.
Auch für diese Zeit wird vorausgesagt, dass dann jede Träne von den Augen abgewischt sein wird. Wenn schon die erlösten Menschen, die auf der neuen Erde wohnen werden, dieses glückliche Teil erleben werden, wie viel größer wird das Glück der Gläubigen der Gnadenzeit sein, die gemeinsam die „Versammlung“, „die Hütte Gottes bei den Menschen“, bilden. Sie werden in einer besonderen Nähe zu dem Gott sein, der die Tränen von den Augen der Erlösten abwischt. In dieser Nähe und Gemeinschaft werden wir für immer unendlich glücklich sein!
Christian Rosenthal
Fußnoten:
Die Zahl 12 steht für Vollkommenheit in der Verwaltung, z.B. bilden 12 Monate ein ganzes Jahr, die 12 Stämme Israels das ganze Volk.
So wird es auch für den Überrest aus dem Volk Israel in Hesekiel 34 beschrieben.
„Und sie [die Frauen] sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen? Und als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist – er war nämlich sehr groß.“
„Und sie [die Frauen] sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen? Und als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist – er war nämlich sehr groß.“ (Mk 16,3.4).
Sorgensteine – wer kennt sie nicht? Große und kleine liegen immer wieder auf unserem Glaubensweg. Oft scheinen sie uns unüberwindlich. Dann seufzen wir und fragen: Wer wird uns den Stein wegwälzen?
Wir betrachten den Stein von allen Seiten und – bei aller Beschäftigung mit dem, was uns Not macht, werden wir immer verzweifelter: Wir sehen einfach keinen Ausweg.
Maria Magdalene, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wollen den Leib des Herrn Jesus, nach der Sitte der damaligen Zeit, mit wohlriechenden Gewürzsalben einbalsamieren. Es ist ein Ausdruck der innigen Liebe zu ihrem Herrn.
Wenn da nur nicht der sehr große Stein am Eingang der Gruft wäre!
Eine Frage bewegt ihre Gemüter: „Wer wir uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen? … er war nämlich sehr groß“ (V. 3.4).
In der Morgendämmerung nähern sich die Frauen der Grabstelle und – „als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist“. Das Problem hat sich gelöst!
Sollten wir es den Frauen nicht gleichtun? Aufblicken – darauf kommt es an!
Solange wir mit uns selbst und unseren kleinen und großen Sorgensteinen beschäftigt sind, werden auch unsere bangen Fragen nicht aufhören und unsere trüben Gedanken uns niederdrücken. Wir sind beschwert und die Seele leidet[1].
„Lasst auch uns … hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens …“ (Heb 12,2). Dieses Aufschauen auf Jesus bedeutet eigentlich wegzuschauen von allem anderen allein auf IHN hin.
Der Glaube schaut in die geöffneten Himmel und sieht Jesus, der sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt (s. Heb 1,3; 2,9). Im festen Blick auf den verherrlichten HERRN im Himmel werden wir erheitert und unsere Angesichter werden nicht beschämt (s. Ps 34,6).
Bruder Walter Gschwind [1908-1996] war ein „Vater in Christus“ und hat unter den Geschwistern in der Schweiz oft mit dem Wort Gottes dienen dürfen. Dabei war es ihm in seinen Vorträgen ein Anliegen, seine Zuhörer zu ermahnen, die Augen immer auf den Herrn gerichtet zu halten. Ein junger Zuhörer nahm dies zum Anlass, den Bruder aufzusuchen mit der Frage: „Lesen wir nicht in Galater 6 Vers 1, dass wir auf uns selbst sehen sollen?“
Die Antwort des erfahrenen Bruders lautete: „Hast Du Freude gehabt, als du auf dich selbst geblickt hast“[2]?
Derselbe Bruder ermuntert durch persönliche Glaubenserfahrung:
"Dabei sieht unser Aug‘ im Glauben, Herr Jesus, unverwandt auf Dich.
Das hält uns aufrecht, macht uns fröhlich, taucht unser Herz in warmes Licht…"
Drehen sich deine Gedanken vielleicht immer wieder um die gleichen Probleme und das Aufblicken auf den Herrn Jesus fällt dir schwer?
Es kann sogar sein, dass Zweifel an der Liebe Gottes in deinem Herzen aufkommen.
Doch auch in solchen Momenten darfst du wissen, dass der Herr dich immer noch und gerade jetzt liebt – auch wenn du es nicht „fühlst“. Gib diesen negativen Gefühlen nicht nach, dann werden sie dich auch nicht zu Boden drücken.
Der Herr versichert dir durch sein Wort – worauf du dich verlassen kannst:
Halte deshalb daran fest: Der Herr Jesus sieht und kennt dich! Nichts ist vor Ihm verborgen.
Er kennt mein Sitzen und mein Aufstehen – Er versteht meine Gedanken von fern – Er ist vertraut mit allen meinen Wegen (s. Ps 139,2.3). Denn „alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,13).
Er kennt dich nicht nur durch und durch – Er ist auch der, der alles zu tun vermag und dem kein Vorhaben verwehrt werden kann (s. Hi 42,2).
Vielleicht empfindest du, dass dein Glauben schwach ist. Wie jener Vater, der zu dem Herrn mit Tränen rief: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24).
Aber ein Gramm Glaube ist in Gottes Augen mehr wert als ein Zentner Gefühl. Der Glaube ehrt Gott. Und Gott ehrt den Glauben.
Wir erinnern uns: Der Stein vor der Graböffnung war „sehr groß“.
Für unseren Herrn war das kein Problem! Ihm ist „alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden!“ (Mt 28,18). Er ruft dir zu: „Siehe, ich bin der Herr, der Gott allen Fleisches; sollte mir irgendein Ding unmöglich sein?“ (Jer 32,27).
Deshalb darfst du „hinschauend auf Jesus“ kühn sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten …“ (Heb 13,6).
Trauer blickt zurück.
Sorge schaut sich um.
Glaube sieht nach oben.
Friedhelm Müller
Fußnoten:
Manchmal hat das ein Krankheitsbild zur Folge, bei dem auch medizinische Hilfe nötig wird – die der Herr sicher auch segnen kann.
Dabei bleibt die Aufforderung in Gal 6,1 unbedingt wahr und wichtig, sie darf nur niemals als Argument genutzt werden, nicht auf den Herrn Jesus zu blicken!
Als Lazarus von Bethanien krank geworden war, taten seine Schwestern Maria und Martha das einzig Richtige.
Anstatt Hilfe bei Menschen zu suchen, sandten sie zu Jesus und ließen Ihm sagen: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank“ (V. 3). Dabei stützten sie sich nicht auf die Liebe des Lazarus zum Herrn, sondern auf die Liebe des Herrn zu Lazarus.
Sie vertrauten der Liebe des Herrn und überließen alles Weitere Ihm. Was der Herr Jesus dann im weiteren Verlauf tat,ist tröstlich und lehrreich zugleich.
Der Herr Jesus hörte von der Not, die in das Haus seiner drei Freunde in Bethanien eingekehrt war: Lazarus war krank geworden und die beiden Schwestern waren in großer Sorge. Der Herr kannte ihre Herzen und wusste, was dieses Leid für jeden Einzelnen in diesem Haus bedeutete. Und doch blieb Er noch zwei Tage an dem Ort, an dem Er sich gerade aufhielt (V. 6).
Der Herr kennt auch unseren Kummer und unsere Nöte. Er hört das Flehen und Schreien der Seinen und vernimmt das fragende „Warum“ in ihren Herzen. Keine Träne und kein Seufzer bleiben Ihm verborgen. Auch wenn Er nicht sofort eingreift und hilft, so dürfen wir uns doch damit trösten, dass Er um alles weiß. Und eins steht fest: Er macht keinen Fehler.
In seiner unveränderlichen Liebe spricht Er auch zu dir, der du dich vielleicht gerade in großen Schwierigkeiten befindest: Diese Not ist „um der Herrlichkeit Gottes willen“ (s. Joh 11,4). Und dürfen wir nicht alles, was uns begegnet, aus der Hand Gottes annehmen und uns im Glauben darauf stützen, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28)? Diese Zusage Gottes gilt immer, auch wenn wir anfangs vielleicht nicht die Notwendigkeit der Schwierigkeit erkennen, in die der Herr uns führt.
Jesus liebte Martha, Maria und Lazarus. Auch wenn im folgenden Vers gesagt wird, dass Er noch zwei weitere Tage an dem Ort blieb, wo Er gerade war, sollte das keinen Zweifel an der Tatsache hervorrufen, dass Er die drei Freunde liebte. Ganz im Gegenteil: Weil Er sie so sehr liebte, wollte Er ihnen seinen Trost und seine Hilfe gerade dann erweisen, als ihre Not am größten und ihre Lage völlig hoffnungslos schien.
Er liebt dich! Auch wenn die Umstände manchmal eine andere Sprache zu sprechen scheinen – an dieser Tatsache lässt sich nicht rütteln: Er liebt dich – auch in der größten Not! „Da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1).
Seine Liebe verändert sich nie! Der Herr Jesus hat nicht nur von seiner Liebe gesprochen, sondern sie auch völlig unter Beweis gestellt, indem Er sich selbst am Kreuz von Golgatha für dich hingegeben hat (s. Gal 2,20)! Gibt es einen größeren Beweis dafür, dass Er dich liebt?
Allein von der Not und Trauer zu hören und davon zu wissen, hätte nicht ausgereicht. Dadurch hätte niemand getröstet werden können. Nein, der Herr kam. Er kam nach Bethanien und kam an die Gruft, in der Lazarus lag (s. V. 38). Er trat gleichsam in die Umstände ein, in denen sich die trauernden Schwestern befanden. Einerseits kam Er mit einem Herzen voller Mitgefühl, andererseits aber auch in seiner ganzen Macht.
Der Herr kam in diese Welt. Er kam dahin, wo wir waren. Er sah unsere Not und unser Elend und kam herab, um uns zu erretten (s. 2. Mo 3,7.8). Aber nicht nur das. Er kam auch herab, um vollkommenes Mitempfinden mit uns zu haben in unseren Umständen und um bei uns zu sein (s. Heb 4,15). Auch zu dir, der du vielleicht gerade niedergeschlagen und traurig bist, kommt Er ganz persönlich, um dich in deiner Not und deinem Leid zu trösten (s. Jes 57,15). Gibt es jemanden, der trösten könnte wie Er?
Als der Herr Jesus Maria und die Juden weinen sah, die mit ihr gekommen waren, seufzte Er tief im Geist und erschütterte sich. Er war innerlich bewegt über das Leid sowie die Trauer der Schwestern und der Menschen, die mit ihnen trauerten. Er machte sich völlig eins mit ihnen, indem Er ihre Not zu der seinen machte (s. Mt 8,17).
Der Herr Jesus ist heute noch derselbe. Er ist innerlich bewegt über jede Not, die Er bei den Seinen wahrnimmt. Wie sehr der Herr sich mit den Leiden der Seinen einsmacht, musste auch Paulus auf dem Weg nach Damaskus lernen, als der Herr ihm vom Himmel her zurief: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4). Paulus verfolgte die Gläubigen, aber damit auch Christus.
Rührt es nicht unser Herz, wenn wir daran denken, dass Er unsere Not und unsere Trauer zu der seinen macht?
Wie viel ist doch in diesem kurzen Satz enthalten: Jesus vergoss Tränen! Wie tief hat der Herr sich doch herabgelassen, um als wahrer Mensch an dem Kummer und der Not der trauernden Schwestern und Juden in vollkommener Weise teilzunehmen. Er hatte vollkommenes Mitgefühl mit ihnen.
Doch Er wusste auch, dass Er Lazarus in Kürze wieder auferwecken würde. Und so waren seine Tränen nicht nur Tränen des tiefen Mitgefühls, sondern auch Tränen über die Folgen der Sünde, die durch den Ungehorsam des Menschen in die Welt gekommen war.
Obwohl der Herr Jesus jetzt im Himmel ist, ist Er heute noch derselbe wie damals. Damals weinte Er mit den Weinenden (s. Röm 12,15; Ps 35, 13). Er vergoss Tränen – unsere wird Er einmal abwischen (s. Off 21,4). Sein Herz wurde gebrochen – unseres will Er verbinden.
Heute ist Er als Hoherpriester im Himmel für uns tätig und hat vollkommenes Mitgefühl mit uns (s. Heb 4,15). Unser Kummer ist auch sein Kummer und unsere Trauer ist auch die seine (s. Mt 25,35-40). Wer könnte mitempfinden wie Er?
Der Herr hatte gehört. Er war gekommen. Er hatte tief geseufzt. Er hatte Tränen vergossen. Doch dann rief Er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Auf dieses Wort hin kam der Verstorbene heraus. Der Tod konnte ihn nicht festhalten.
Nichts und niemand kann sich dem Wort des Sohnes Gottes widersetzen und seiner Macht widerstehen. Selbst der Tod muss seine Beute wieder loslassen (s. Joh 5,28.29)!
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 28, 18: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“. Es ist Ihm ein Kleines, unsere notvollen Umstände zu ändern. Wenn es sein Wille ist, unsere Situation zu ändern, dann kann sich nichts und niemand seinem Willen widersetzen!
Aber zuweilen benutzt Er seine Macht nicht dazu, die bedrückenden Umstände zu ändern, sondern vielmehr dazu, um uns durch die Umstände, die uns so große Not bereiten, hindurchzutragen – und zwar mit seiner Hilfe und in der Kraft, die Er darreicht. Denn nichts ehrt und verherrlicht Ihn so sehr, wie ein Herz, das Ihm auch dann vertraut und mit Ihm rechnet, wenn die Not und die Trauer am größten sind.
Von uns selbst aus schaffen wir das nicht. Doch der Herr kann und wird uns dabei helfen. Seine Gnade und seine Kraft stehen für uns bereit!
Daniel Melui
Dies ist der letzte Teil unserer kleinen Reihe über die tüchtige Frau in Sprüche 31. Es geht um die letzten Aussagen des Textes und um die Schlussfolgerung, die wir – Frauen und Männer – daraus ziehen wollen.
"Ihre Söhne stehen auf und preisen sie glücklich, ihr Mann steht auf und rühmt sie: ‚Viele Töchter haben tüchtig gehandelt, du aber hast sie alle übertroffen!‘"
Das steht am Ende. Das Verhalten dieser tüchtigen Frau wird registriert. Die Söhne (die nachfolgende Generation) preisen ihre Mutter und der Ehemann ist voller Lob für seine Frau. Ihre Familie liebt und achtet sie.
Der wahre Grund für dieses Lob kann in dem einen Wort „Gottesfurcht“ zusammengefasst werden. „Eine Frau, die den Herrn fürchtet, sie wird gepriesen werden“ (V. 30).
Es lohnt sich für jede Frau, darüber nachzudenken, welches Urteil der eigene Ehemann und die eigenen Kinder über sie abgeben würden. Welche Erinnerung behalten sie an die Ehefrau und Mutter? Was fällt ihnen als erstes ein?
Sind es die Eigenschaften und Tugenden dieser tüchtigen Frau wie Gottesfurcht, Treue, Zuverlässigkeit, Fleiß, Aufmerksamkeit, Weisheit und alle anderen Merkmale, die wir bei dieser tüchtigen Frau gefunden haben? Welches Beispiel hinterlassen wir der nächsten Generation?
Wenn es im Leben im Wesentlichen um „Anmut“ und „Schönheit“ geht, – also darum, vor anderen zu glänzen – wird davon nicht viel übrigbleiben. Wenn es jedoch darum geht, dass eine Frau den Herrn fürchtet – also darum, die Anerkennung Gottes zu haben – werden Segensspuren hinterlassen.
In der Welt werden heute Schönheitsköniginnen und Topmodels gekürt. Ihr Ruhm vergeht manchmal noch schneller, als er gekommen ist. Bei Gott gibt es andere Kriterien. Seine Wahl fällt auf Frauen, die in dieser Welt häufig nicht viel gelten und die vielleicht „nur“ Hausfrau, „nur“ Ehefrau oder „nur“ Mutter sind.
Doch während die Namen der Großen in dieser Welt schnell vergessen sind, sind die Namen derer, die durch Gottesfurcht geprägt sind, bei Gott registriert. Paulus spricht einmal von Frauen, „die sich zur Gottesfurcht bekennen“ (1. Tim 2,10).
Solche Frauen sind in den Augen Gottes in der Tat „tüchtige Frauen“. Solchen Frauen wird von der Frucht ihrer Hände gegeben werden.
„… und in den Toren mögen ihre Werke sie preisen!“ (V. 31).
Diese Artikelserie ist in erster Linie für Ehefrauen und Mütter geschrieben. Ich hoffe trotzdem, dass die Ehemänner und Söhne sie ebenfalls gelesen haben. Denn jetzt stellt sich uns die Frage: Was lernen wir aus dieser Beschreibung?
"Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!"
Am Ende unsere Überlegungen möchte ich an Boas erinnern, der zu Ruth sagt: „Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, werde ich dir tun; denn das ganze Tor meines Volkes weiß, dass du eine tüchtige Frau bist“ (Rt 3,11).
Das soll jede christliche Frau motivieren. Das soll jeden christlichen Mann motivieren.
Ernst-August Bremicker
Interessiert beobachtet ein Kind seine Mutter dabei, wie sie im Frühjahr Saatkartoffeln in die Erde legt. „Mama, wieso vergräbst du denn die Kartoffeln in der Erde, wenn du sie im Herbst doch wieder ausgräbst?“, möchte es wissen. Es ist noch klein und weiß noch nichts von Saat und Ernte.
Saat und Ernte – nach der Sintflut machte Gott den Menschen die Zusage, dass dieser Kreislauf nicht aufhören soll (s. 1. Mo 8,22). Er greift diesen gut verständlichen Vorgang aus der Natur in seinem Wort aber auch auf, um uns eine wichtige Lektion für unser Leben zu erteilen: „Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften“ (Jak 3,18).
Wenn alles gut läuft, schreiben wir das gerne uns selbst zu. Erfolge und Gelingen bei den täglichen Aufgaben, gute Beziehungen in der Familie, zu anderen Christen oder den Arbeitskollegen sehen wir dann als Folge unseres Einsatzes, vielleicht auch unserer Treue in der Nachfolge des Herrn. Schnell stehen wir dabei jedoch in der Gefahr, zu vergessen, dass Gott der Geber aller guten Gaben ist (s. Jak 1,17) und Ihm dafür zu danken.
Sobald es aber in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu knistern beginnt, verlieren wir die Wechselwirkung von Saat und Ernte leider leicht aus dem Auge. Wir fühlen uns ungerecht oder lieblos behandelt. Nur zu oft kommt es dadurch sogar zu seelischen Verletzungen. Schuld sind in unseren Augen dann meistens nur die anderen.
Aber ist das wirklich immer so, wenn es im Verhältnis zu unserem Gegenüber hakt? Es hilft, uns in solchen Situationen bewusst daran zu erinnern, dass es nur einen Menschen gibt, der immer nur Gutes säte und trotzdem nur Böses erntete – der Herr Jesus Christus. Er säte Liebe und erntete Hass von Seiten der Menschen (s. Ps 69,5).
Trotzdem nahm er das gerechte Gericht Gottes für unsere Sünden auf sich. So weit geht seine Liebe. Er hat mich geliebt (s. Gal 2,20), uns geliebt und die Versammlung geliebt (s. Eph 5,2.25). In Psalm 69 Vers 5 heißt es im Vorausblick auf das Erlösungswerk des Herrn auch noch: „Was ich nicht geraubt habe, muss ich dann erstatten“.
Diese Liebe unseres Herrn und Heilandes darf uns jeden Tag neu anspornen, unser Leben zu seiner Ehre zu führen. Wenn wir mehr danach streben und im Gegenüber den sehen, den der Herr genauso liebt wie mich, werden wir wahre Friedensstifter sein können. Das wird nicht ohne Auswirkungen auf unser Miteinander bleiben.
Dass unsere Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus mehr und mehr wächst und auch im Umgang mit unseren Mitmenschen mehr sichtbar wird,
Stefan Busch