Wir finden diese Begebenheit, in der der Herr Jesus diese Worte sagte, dreimal: Matthäus 19, 13-15, Markus 10, 13-16 und in Lukas 18, 15—17.
Lukas, der Arzt, berichtet, dass es Säuglinge waren (siehe Fußnote).
Bei Markus, der so oft kleine Einzelheiten im Blick, im Ton oder in der Handlungsweise unseres Herrn berichtet, heißt es: „Und er nahm sie in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie". Hier wird ein sehr starkes Wort für „segnen" benutzt, das nur für diese Kinder verwendet wird und an sonst keiner anderen Stelle im Neuen Testament vorkommt. Wir könnten es übersetzen: Er „segnete sie innig", und zwar eines nach dem anderen.
Als die Jünger diese Mütter energisch abwiesen, sagt uns Markus, dass der Herr sehr unwillig wurde (eigentlich: es nicht ertragen konnte). Wieder benutzt das Wort Gottes ein sehr starkes Wort, das auch „zornig, empört" bedeuten kann.
Der Herr Jesus sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht." Wir lesen im Neuen Testament sechsmal von anderen, dass sie unwillig oder zornig wurden: Die Jünger selbst bei mehr als einer Gelegenheit, die Pharisäer, der Synagogenvorsteher. Aber nur ein einziges Mal benutzte unser Herr dieses Wort, und zwar seinen eigenen Jüngern gegenüber, als sie versuchten, die Mütter, die ihre Kleiner zu Ihm bringen wollten, abzuweisen.
Wir alle sollten uns das sehr zu Herzen nehmen.
nach G.C. Willis
Wir haben im vorigen Heft gesehen, dass das Beispiel der Eltern Moses uns eine Vielzahl von praktischen Hinweisen gibt, von denen wir als Eltern lernen können. Fünf Lektionen haben wir im ersten Teil gesehen:
Jetzt wollen wir weitere fünf Lektionen anschauen:
Mose wurde im Haus des Vaters aufgezogen (s. Apg 7,20). Es ist unerlässlich, dass wir unsere Kinder erziehen. Es ist unsere ausdrückliche Aufgabe. Ohne hier auf Details einzugehen, möchte ich sieben Punkte zum weiteren Nachdenken nennen:
,,Wir erziehen unsere Kinder besonders dafür, dass sie einmal den Herrn Jesus als ihren Heiland annehmen.“
Jede Mutter weiß, dass ein Baby Nahrung braucht. Damals gab es kein Milchpulver und keine aufgewärmte Milch, sondern Jokebed musste ihren Säugling stillen. Sie gab ihm das Beste, was sie hatte, nämlich die gute Muttermilch. Viermal ist in dem kurzen Bericht in 2. Mose 2 vom „Stillen“ die Rede.
Die Unterweisung für uns liegt auf der Hand. Neues Leben braucht Nahrung um sich entwickeln zu können. Das gilt im Natürlichen wie im Geistlichen. Dass Mütter ihre Kinder mit natürlicher Nahrung versorgen, ist (in der Regel) normal. Doch die Frage lautet: Welche geistliche Nahrung muten wir unseren Kindern zu? Füttern wir sie mit dem, was die Medien hergeben oder nähren wir sie mit dem Wort Gottes? Eine stillende Mutter gibt das weiter, was sie selbst verarbeitet hat. Das ist kein Fastfood und keine aufgewärmte Nahrung aus der Mikrowelle, sondern etwas, das im Inneren gebildet worden ist. Genau das ist die gute geistliche Nahrung für unsere Kinder. Es ist das Wort Gottes, die vernünftige und unverfälschte Milch (s. 1. Pet 2,2). Aber Achtung: Art und Menge müssen dem Alter und dem Wesen des Kindes angepasst sein. Überfütterung schadet ebenso wie Unterernährung.
Mose war nicht sehr lange im Haus seiner Eltern. Sie hätten ihn sicher gerne länger bei sich gehabt. Doch der Tag kam, an dem der kleine Mose das Elternhaus verlassen musste und in eine völlig andere Atmosphäre am Hof des Pharaos eintrat. Mit welchen Augen wird die Mutter ihn angesehen haben, als er das elterliche Haus verließ? Alles, was er jetzt hörte und lernte, würde ganz anders als zu Hause sein. Alles war fremd. Es hatte nichts mit dem wahren Gott zu tun. Doch jetzt zeigt sich, was eine gute Erziehung ausmacht. Mose durchlief den Ausbildungsprozess dieser Welt. Er lernte die Weisheit der Ägypter kennen. War damit alles verloren, was er zu Hause aufgenommen hatte? Man hätte es erwarten können. Doch es war ganz anders. Die Prägung des Elternhauses hat ihn begleitet. Und als es darauf ankam, stand Mose auf der richtigen Seite und traf richtige Entscheidungen. Mutige Eltern prägen mutige Kinder. Amram und Jokebed fürchteten den Pharao nicht und von Mose lesen wir ausdrücklich, dass auch er die Wut des Königs nicht fürchtete und standhaft aushielt, als sähe er den Unsichtbaren (s. Heb 11,27).
Was nehmen unsere Kinder mit, wenn sie mit der Welt in Berührung kommen? Der erste Schultag kommt. Der Wechsel in eine weiterführende Schule ebenso. Irgendwann steht die berufliche Ausbildung oder die Immatrikulation an einer Hochschule an. Was haben unsere Kinder dann von Haus aus mitbekommen? Sind wir glaubensmutige Eltern, die glaubensmutige Kinder prägen? Oder gehören wir vielleicht zu den Eltern, die von ihren Kindern mehr verlangen, als sie selbst zu leisten bereit sind? Wir wollen diesen Fragen nicht ausweichen.
Auch das liegt in der Geschichte von Mose verborgen. Amram und Jokebed haben Mose eine kurze Phase seines Lebens begleitet und geprägt. Dann verließ er das Elternhaus und kehrte nicht mehr zurück. Er hat seine eigene Geschichte geschrieben. Er war ein Werkzeug in Gottes Hand. Weitere Aktivitäten der Eltern werden nicht berichtet – aber Gott selbst hat ihnen im Neuen Testament ein Denkmal gesetzt.
Vergessen wir es nicht: Kinder sind geliehenes Glück. Wahrscheinlich haben wir sie länger im Haus als Amram und Jokebed. Wahrscheinlich verlassen sie das Haus der Eltern auch nicht für immer, sondern kehren ab und zu zurück. Und doch geben wir sie irgendwann in die Selbst- und Eigenständigkeit ab.
Gott will das so und es ist gut so. Wir können sie nicht festhalten und wir sollten das auch nicht versuchen. Was immer bleibt, sind die Gebete, die unsere Kinder begleiten. Die wichtige Lektion, die darin für uns liegt, ist die, dass wir die kurze Zeit nutzen, die Gott uns gemeinsam mit unseren Kindern gibt.
In Hebräer 11,6 lesen wir: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist“. Diesen Vers kannten Amram und Jokebed noch nicht, doch sie haben es erlebt. Nachdem Mose 40 Jahre in Midian „verschwunden“ war, erscheint er plötzlich als der von Gott gegebene Retter für sein Volk. Die Tochter des Pharaos hatte ihn einst „Mose“ genannt, d. h. „aus dem Wasser gezogen“. Sie konnte nicht wissen, dass er derjenige sein würde, den Gott benutzte, um sein Volk „aus dem Wasser zu ziehen“. Amram ist 137 Jahre alt geworden (s. 2. Mo 6,20), d. h. es ist sehr wahrscheinlich, dass er den Auszug aus Ägypten unter der Leitung seines jüngsten Sohnes miterlebt hat. Ob Jokebed mit dabei war? Ich möchte es gerne annehmen. Welch ein Lohn für das, was die Eltern in der frühen Kindheit an Mose getan haben.
In Hebräer 6,10 lesen wir, dass Gott nicht ungerecht ist, unser Werk zu vergessen. Der Zusammenhang ist anders, aber wir wollen es einmal anwenden auf das, was wir – wenngleich sehr schwach und unvollkommen – an unseren Kindern tun. Vielleicht lässt Gott uns den Lohn hier schon sehen. Ganz sicher aber einmal am Richterstuhl des Christus, wo jeder seinen Lohn von Gott bekommt.
Ernst-August Bremicker
Im letzten Heft haben wir uns etwas näher mit der ersten von drei Stellen im 5. Buch Mose beschäftigt, in der Mose das Volk Israel aufforderte, mit seinen Kindern über das Wort Gottes zu reden und es ihnen einzuschärfen.
Die zweite Stelle, die wir uns in diesem Heft etwas genauer ansehen möchten, finden wir in 5. Mose 11: „Und ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen und sie zum Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern zwischen euren Augen sein. Und lehrt sie eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst; und schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, damit eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren in dem Land, das der Herr euren Vätern geschworen hat, ihnen zu geben, wie die Tage des Himmels über der Erde“
(V. 18-21).
Diese zweite Stelle unterscheidet sich kaum von der ersten. Der wesentliche Unterschied zu 5. Mose 6 ist, dass das Volk seine Kinder das Wort Gottes lehren soll, und nicht „nur“ erzählen und einschärfen.
Oberflächlich gelesen klingt dieser Auftrag danach, bei den Kindern verstandesmäßiges Wissen aufzuhäufen. Doch es geht um mehr. Das geht aus der ersten Stelle hervor, in der das hier mit „lehrt“ übersetzte Wort in der Bibel vorkommt: „Und nun, Israel, höre auf die Satzungen und auf die Rechte, die ich euch zu tun lehre“ (5. Mo 4,1).
Und in Vers 5 des gleichen Kapitels heißt es: „Siehe, ich habe euch Satzungen und Rechte gelehrt, so wie der Herr, mein Gott, mir geboten hat, damit ihr so tut inmitten des Landes, wohin ihr kommt, um es in Besitz zu nehmen.“ In beiden Versen wird das, was gelehrt wurde, in direkte Verbindung damit gebracht, es zu tun.[1]
Für uns heute bedeutet das, unseren Kindern das Wort Gottes so zu erklären, dass sie dessen Sinn verstehen und es in ihrem Leben ihrem Alter entsprechend in die Tat umsetzen können. Wenn wir früh genug damit beginnen, wird sich auch darin bewahrheiten, was wir in Sprüche 22,6 finden: „Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“
Dabei ist es unerlässlich, sie nicht zu überfordern, aber auch nicht zu unterfordern.
Entscheidend ist auch, es ihnen nicht „einzutrichtern“. Vielmehr benötigen unsere Kinder Hilfestellung, um zu einer eigenen, gefestigten Glaubensüberzeugung zu gelangen.
Natürlich sind nicht alle Väter lehrfähig (s. 1. Tim 3,2). Ebenso ist es unbestritten, dass es schon in den alltäglichen Dingen nicht jedem leicht fällt, etwas zu erklären.
Doch Gott gibt uns nicht nur einen Auftrag, Er sagt uns auch, wie wir ihn erfüllen können. „… lehrt sie …, indem ihr davon redet“, heißt es in Vers 19 unseres Abschnittes. Und auf dieses „indem ihr davon redet“ folgen dann wieder vier Zeiten oder Bereiche, in denen es geschehen soll:
„Davon reden“ meint für uns heute mehr als „nur“ einen Abschnitt aus der Bibel zu lesen. Gemeint ist aber auch nicht, dass der Vater den Kindern einen Lehrvortrag hält.
Es geht vielmehr darum, dass die Worte Gottes, wie selbstverständlich, zum Leben gehören und jeden Bereich prägen. In der Übertragung auf uns gehört dazu, sich mit den Kindern über das Gelesene auszutauschen. Eltern können durch geeignete Fragen erkunden, was sich die Kinder darunter vorstellen und was sie vom Sinn der Bibelverse schon verstanden haben, um sie dann behutsam tiefer in die Gedanken des Wortes Gottes einzuführen.
Zugleich erinnern uns diese vier Punkte daran, dass die Unterweisung unserer Kinder eine alle Lebensbereiche umfassende Aufgabe ist, die Zeit und Energie erfordert.
Gott gibt uns nicht nur eine Lehranweisung. Er macht uns in seiner Gnade außerdem ein Hilfsangebot, das wir gerade auch dann in Anspruch nehmen dürfen, wenn es darum geht, unsere Kinder das Wort Gottes zu lehren: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 1,5).
Trotz aller guten Vorsätze wird alles Reden und Erklären nutzlos bleiben, wenn wir es nicht zugleich auch zu einem Gebetsanliegen machen. Bitten wir Gott deshalb einerseits um Weisheit, sein Wort kindgerecht erklären zu können. Bitten wir zugleich aber auch darum, dass Er unseren Kindern Interesse an der Bibel und das richtige Verständnis für sein Wort schenkt.
Unabhängig davon, wie gut wir etwas erklären können, ist das Vorbild der Eltern auch hier die wirksamste Lehrmethode. In dem Maß, wie die Kinder beobachten können, dass ihr Vater und ihre Mutter mit Eifer und Interesse danach streben, das Wort Gottes immer besser zu verstehen und dann auch ihr Leben danach auszurichten, erhalten die Kinder sozusagen Anschauungsunterricht.
Das ist auch deshalb bedeutsam, weil ich anderen nur das erklären kann, was ich selbst verstanden habe. Den Hebräern musste gesagt werden: „Denn obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise“ (Heb 5, 12). Es wäre schade, wenn das auch auf uns als Eltern zutreffen würde.
So wichtig und richtig es ist, jeden Tag die Bibel zu lesen, aber lasst uns deshalb nicht beim bloßen Lesen stehen bleiben. Nehmen wir uns auch die Zeit, darüber nachzudenken und den Sinn dessen zu erforschen, was wir gelesen haben!
„Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten“ (Ps 32,8). Diese Zusage hatte Gott schon David gegeben. Im Neuen Testament wird uns berichtet, dass der Herr Jesus seinen Jüngern den Heiligen Geist für die Zeit nach seinem Tod am Kreuz von Golgatha, seiner Auferstehung und Himmelfahrt ankündigt. „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“, sagte der Herr Jesus selbst seinen Jüngern in jener denkwürdigen Nacht, in der Er überliefert wurde (Joh 16,13).
Sich von Gott in seinen Gedanken unterweisen zu lassen – auch darin ist der Herr unser großes Vorbild. „Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden“, heißt es vorausschauend auf Ihn in Jesaja 50,4.
Um uns in der Wahrheit des Wortes Gottes zu unterweisen, nutzt der Heilige Geist auch gute Bücher oder Vorträge begabter Brüder. Machen wir reichlich Gebrauch davon.
Auch in dieser Frage ist der Herr unser Vorbild. In Jesaja 50,4 haben wir gelesen, dass Er sich „jeden Morgen“ das Ohr öffnen ließ.
Für den, der morgens um sechs bereits in der Fabrikhalle stehen oder seine Schicht im Altenheim beginnen muss, ist es natürlich viel schwieriger, diesem Vorbild nachzueifern, als für den, der erst um acht im Büro sein muss. Auch für Mütter ist das eine Herausforderung, wenn morgens das Frühstück zubereitet werden muss, damit die Kinder rechtzeitig fertig sind, um in die Schule zu gehen.
Außerdem ist nicht jeder zu jeder Tageszeit gleich aufnahmefähig. Dem einen fällt das morgens leichter, anderen später am Tag, vielleicht sogar erst abends.
Deshalb soll hier auch kein Gesetz aufgestellt werden, wann in der Bibel gelesen und darüber nachgedacht werden muss. Jeder Christ darf und muss sich vom Herrn die für ihn geeignete Zeit dafür zeigen lassen.
Trotzdem gilt es zu bedenken, dass es im Lauf des Tages immer schwieriger wird, die Bibel zu lesen und darüber nachzudenken, bzw. die nötige Ruhe zu finden, wenn wir uns nicht eine feste Zeit dafür reservieren. Das muss nicht unbedingt eine feste Uhrzeit sein, aber mindestens ein fester Platz innerhalb des Tagesablaufs.
„Wer will, findet Möglichkeiten.“ Das stimmt mit Sicherheit auch für das tägliche Bibelstudium.
„Wenn du es den Kindern erklären kannst, verstehen es die Erwachsenen“, sagte einmal ein erfahrener alter Bruder zu einem jungen Familienvater.
Wenn wir unsere Kinder im Wort Gottes unterweisen, es ihnen vorstellen und erklären möchten, so werden wir uns daran orientieren, was sie erfassen und verstehen können. Wir werden dann zum Beispiel mit Kindern, die noch nicht zur Schule gehen, nicht den ganzen Propheten Hesekiel durchgehen oder mit ihnen die Gerichte der Drangsalszeit besprechen wollen.
Stattdessen werden wir Abschnitte aus der Bibel lesen, die ihrem Alter entsprechen und auch nur altersgemäße Belehrungen damit verbinden. Wir werden dann kurze Abschnitte lesen, die die Kinder behalten können und unter denen sie sich auch etwas vorstellen können. Es gibt für jedes Alter so viele gut geeignete Bibelstellen, dass uns die Themen mit Sicherheit nicht ausgehen werden.
Als Eltern müssen wir nicht jede Frage unmittelbar beantworten können. Gerade wenn die Kinder schon etwas älter sind, ist es gut und wichtig, wenn sie erleben, dass Papa und Mama auch nicht immer sofort auf alles eine Antwort haben. Eine Frage nicht beantworten zu können, sollte andererseits natürlich auch nicht der Normalfall sein.
Das Eingeständnis, sich selbst erst einmal mit dieser Frage beschäftigen zu müssen und in der Bibel nach einer Antwort zu suchen, ist keine Schwäche. Im Gegenteil, es wird das Vertrauen der Kinder in die Eltern stärken.
Denn dass Papa sich selbst erst einmal schlau macht, zeigt ihnen, dass sie mit ihrer Frage ernst genommen werden. Dadurch wird zugleich ihre Bereitschaft steigen, die folgende Erklärung auch zu akzeptieren und zu befolgen, denn sie erkennen daran, dass auch die Eltern bereit und bestrebt sind, sich aus dem Wort Gottes belehren zu lassen und dass es das ganze Leben hindurch notwendig ist.
Wichtig ist auch, dass die Kinder nicht zu lange auf eine Antwort warten müssen. Wenn Wochen und Monate darüber verstreichen, erinnern sie sich womöglich nicht mehr an ihre Frage. Viel schlimmer wiegt jedoch, dass übermäßiges Warten auf eine Antwort sie über kurz oder lang entmutigen wird, weitere Fragen zu stellen. Sie werden dann auch das Interesse verlieren, sich weiter aus Gottes Wort belehren zu lassen.
Ging es im ersten Abschnitt darum, den Kindern das Wort Gottes zu erzählen und es ihnen einzuschärfen, stand in diesem Heft die Aufforderung im Vordergrund, den Kindern das Wort Gottes zu erklären.
Im dritten und letzten Abschnitt in 5. Mose, der dem Volk Israel das Wort Gottes besonders aufs Herz bindet, legt Mose den Schwerpunkt auf einen weiteren Aspekt: Das Volk sollte seinen Kindern das Wort Gottes befehlen.
Falls der Herr uns noch solange hier auf der Erde lässt, möchten wir uns im nächsten „Bleibt in mir“-Heft eingehender mit diesem Abschnitt beschäftigen und sehen, welche Impulse für uns heute darin liegen, wenn wir unseren Kindern das Wort Gottes wertvoll machen und ins Herz pflanzen möchten.
Stefan Busch
,,Bitten wir Gott darum, dass Er unseren Kindern Interesse an der Bibel und das richtige Verständnis für sein Wort schenkt!“
Fußnoten:
In 1. Chronika 25,7 und Lied der Lieder 3,8 wird dieses Wort mit „geübt“ übersetzt und in Hosea 10,11 mit „gewöhnt“. In beiden Worten steckt im Deutschen auch der Gedanke, sich etwas durch regelmäßiges Wiederholen so anzueignen, dass man es lernt und anwenden kann.
1: Eli (1. Samuel 3)
2: Zacharias
(Lukas 1)
3: Jojada (2. Chronika 24)
Zweimal spricht David von seinem Haus. Einmal in seinem Gebet zu Gott, nachdem Gott ihm durch Nathan, den Propheten, hatte mitteilen lassen, dass er Gott kein Haus bauen solle, aber Gott ihm ein Haus bauen würde. Das andere Mal in seinen letzten Worten am Ende seines Lebens.
Über die ersten Worte des Gebets und die letzten Worte wollen wir jetzt nachdenken, wobei wir uns vor Augen halten müssen, dass zwischen den beiden Äußerungen der tiefe Fall und die Wiederherstellung Davids liegen.
David setzte sich vor dem Herrn nieder. Das war keine Respektlosigkeit, sondern der Ausdruck inniger Gemeinschaft und tiefen Vertrauens. Mit den Worten „Wer bin ich Herr, Herr, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast?“, beginnt David sein Gebet.
Wie weit denkt David wohl zurück? Für uns beginnt ja seine Geschichte oft damit, dass Samuel ihn zum König salbte. Aber hatten die Begegnungen mit dem Bären und dem Löwen, in denen Gott ihm geholfen hatte, nicht vorher stattgefunden?
Und vielleicht denkt er sogar noch weiter zurück. In Psalm 139 sagt er: „Meinen Keim sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die entworfen wurden, als nicht einer von ihnen war“ (V. 16).
Gott hatte ihn nicht nur von den wilden Tieren errettet, Er hatte ihm auch den Sieg gegen Goliath geschenkt, hatte ihn bewahrt, als Saul ihn verfolgte, Er hatte ihn letztendlich zum König über Israel gesetzt, Er hatte ihn Jerusalem erobern lassen und erst vor kurzem einen zweifachen Sieg gegen die Philister geschenkt.
Ja, Gott hatte ihn von der Weide genommen, hinter dem Kleinvieh weg, damit er Fürst sein sollte über sein Volk und Er war überall mit ihm gewesen (s. 2. Sam 7,8.9). David war sich der Richtigkeit der Worte Gottes durch Nathan zutiefst bewusst. Alles war Gnade, nichts war verdient.
Auch wir sollten uns einmal vor Gott hinsetzen und Ihm sagen: „Wer bin ich?“. Wir wurden zwar nicht von der Weide genommen, aber die Bibel sagt uns, dass wir kraftlos waren. Und nicht nur das, wir waren gottlose, Sünder, ja sogar Feinde Gottes, als Gott in seiner Liebe Christus für uns sterben ließ (s. Röm 5,6-10).
Aber David sagt nicht: „Wer war ich?“, sondern „Wer bin ich?“. Selbst wenn wir dem Herrn seit unserer Bekehrung treu gedient hätten – und wer würde das von sich behaupten? – so müssten wir doch sagen: „Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ (Lk 17,10).
David fügt dem „Wer bin ich?“ noch hinzu „Was ist mein Haus?“. Zu diesem Zeitpunkt lagen die großen Nöte im Haus Davids noch vor ihm, aber die traurige Erfahrung mit Michal lag noch nicht lange zurück (s. 2. Sam 6,16.20-23).
David und seine Frauen – das ist ein trauriges Kapitel: Zuerst wollte Saul ihm seine älteste Tochter Merab geben, falls er gegen die Philister kämpft. Schließlich wurde sie doch einem anderen gegeben (s. 1. Sam 18,17-19). Für 200 erschlagene Philister erhielt David dann die jüngere Tochter Michal, die Zuneigung zu David hatte und anfangs auch zu ihm hielt, aber seine Verwerfung dann nicht mit ihm teilte (s. 1. Sam 18, 20-28; 19,11-17).
Dann lesen wir, dass David Abigail, die Witwe Nabals, zur Frau nimmt. Fast wie nebenbei erfahren wir noch, dass er auch Achinoam von Jisreel zur Frau genommen hatte, und dass Saul Michal, ebenso wie Merab, einem anderen Mann gegeben hatte (s. 1. Sam 25,39-44). Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, zwingt David Isboseth, den jüngsten Sohn Sauls, Michal diesem Mann wieder wegzunehmen und zu ihm zurückzubringen. Wie wenig dies alles Gottes Gedanken entspricht, können wir den Worten des Herrn Jesus entnehmen (s. Mt 19,3-9).
In Deutschland ist die Vielehe gesetzlich verboten. Insofern ist die Situation Davids nicht ohne weiteres in unsere heutige Zeit übertragbar. Aber sind vergleichbare Verhältnisse in der uns umgebenden einst „christlichen“ Welt nicht doch zunehmend an der Tagesordnung?
Denken wir doch nur einmal an die vielen Ehen, die auseinander gehen. Neue Partner werden gewählt und auch Hurerei und Ehebruch werden mehr und mehr toleriert, anstatt dies so zu beurteilen, wie Gott sie beurteilt.
Wenn nun jemand sich durch die Gnade Gottes aus einem solchen Umfeld bekehrt, dann hat Gott einen Weg auch für ihn. Aber für alle, die verheiratet sind und in normalen ehelichen Verhältnissen leben, muss dieser Teil der Geschichte Davids eine Warnung sein. Gott hat Adam eine Frau gegeben und er will, dass die Ehe geehrt ist in allem (s. Heb 13,4). Möge der Herr uns vor einem ersten falschen Schritt bewahren.
Nachdem David darüber nachgedacht hat, wer er ist und was sein Haus ist, spricht er voller Erstaunen darüber, dass Gott ihn bis hierher gebracht hat. Er stellt fest, dass das alles unverdient ist und einfach der Treue Gottes und seinem liebenden Herzen zu verdanken ist (s. 2. Sam 7,21).
Dürfen wir nicht auch angesichts aller Schwachheit und manchen Versagens unsererseits in Bewunderung und Dankbarkeit den Herrn dafür preisen, dass Er uns bis hierher gebracht hat? Wir dürfen Ihm auch weiterhin vertrauen, Er lässt uns nicht auf halbem Weg stehen, sondern wird uns völlig erretten (s. Heb 7,25).
Ein „bis hierher“ in diesem Sinn finden wir noch zweimal in der Schrift.
Zum einen spricht Mose davon zu dem Herrn, der das Volk züchtigen will, weil es, entmutigt durch die Kundschafter, wieder einmal schreit, weint und murrt. Er sagt: „Vergib doch die Ungerechtigkeit dieses Volkes nach der Größe deiner Güte und so, wie du diesem Volk verziehen hast von Ägypten an bis hierher“ (4. Mo 14,19)!
Gott hat uns nicht nur bis hierher gebracht, Er hat uns auch bisher immer wieder vergeben, wenn wir Ihm unsere Sünden bekannt haben (s. 1. Joh 1,9).
Zum anderen ist es Samuel, der nach einem Sieg über die Philister einen Stein aufrichtet, ihm den Namen „Eben-Eser“ (d. h. „Stein der Hilfe“) gibt und spricht: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen“ (1. Sam 7,13). Dem Sieg gegen die Philister war eine Beugung und Reinigung des Volkes vorausgegangen (s. 1. Sam 7,2-4).
Wenn wir von Ihm abgewichen sind, ist es seine Gnade, die Übungen in unser Leben bringt. Wir müssen dann innehalten und die Sache mit Gott ordnen. Dann wird Er uns in der Übung zur Seite stehen und wir dürfen seine Hilfe erfahren.
Im nächsten Heft möchten wir uns dann mit den letzten Worten Davids beschäftigen.
Horst Zielfeld
In Micha 6 finden wir den interessanten Vers, dass der Herr mitteilt, was gut ist. Das ist eine wichtige Orientierung für unser eigenes Leben und zugleich Hilfestellung für die Erziehung unserer Kinder. Das, was der Herr seinen „Kindern“ mitteilt, dürfen wir neu als Ansporn nehmen, es selbst auch unseren Kindern weiterzugeben.
In Micha 6 hat der Herr einen Rechtsstreit mit seinem Volk. Nachdem Er sich an das Herz und an das Gewissen seines Volkes gewandt hat, findet Er in einem Überrest solche, die Ihm Antwort geben. Sie verstehen, dass sie selbst gar nichts bringen können, um Gott zufriedenzustellen. Daraufhin antwortet der Prophet diesem Überrest mit unserem Vers.
Das macht deutlich, dass dieser Vers sich an solche richtet, die verstanden haben, dass sie nicht durch eigenes Tun vor Gott bestehen können. Nur durch den Glauben kann man Gott nahen und von Ihm angenommen werden. Wir heute dürfen auf das vollbrachte Werk des Herrn Jesus am Kreuz auf Golgatha schauen und Ihn im Glauben annehmen. Dann schenkt Gott uns Vergebung. Dann gibt Er das neue Leben. Und dieses Leben wird sich zeigen. Es zeigt sich in genau den drei Punkten, die unser Vers vorstellt.
Ein Leben in praktischer Gerechtigkeit ist ein Leben, das in Übereinstimmung ist mit Gott. Unser Gott ist gerecht und wer seinen Gedanken entsprechend lebt, der übt Recht, der lebt in praktischer Gerechtigkeit.
Das schließt ein, Gottes Gedanken zu kennen. Es schließt ein, seine Beurteilung über die Dinge um uns herum zu kennen und zu teilen. Das führt dazu, dass wir über alles so denken, wie Gott darüber denkt, und entsprechend handeln. Dann üben wir Recht. Und das ist genau das, was das neue Leben will. Es liebt Gott und hält seine Gebote (s. 1. Joh 5,2).
Eines der moralischen Merkmale des Reiches Gottes ist Gerechtigkeit (s. Röm 14,17). Diese praktische Gerechtigkeit ist ein Kennzeichen derer, die sich der Herrschaft Gottes im Leben unterordnen. Und das ist etwas, das gut ist und zum Nutzen – sowohl zu unserem eigenen als auch dem unserer Umgebung. Darin dürfen wir unseren Kindern ein Vorbild sein und dazu dürfen wir sie anhalten. Es wird auch für sie zum Guten sein.
,,Das neue Leben liebt Gott und hält seine Gebote.“
Zwei Merkmale der Frucht des Geistes in Galater 5 sind Freundlichkeit und Gütigkeit. Sie entspringen dem neuen Leben, das Gott geschenkt hat, denn Er selbst ist gütig und es gefällt Ihm, gütig zu sein (s. Mich 7,18b).
Uns selbst und unseren Kindern wird suggeriert, dass Freude an Gewalt und Unmoral normal seien. Darauf sind die meisten Filme, viele Computerspiele und auch Nachrichten aufgebaut. Doch an Gewalt und Unmoral hat nur die sündige Natur des Menschen Freude. Als solche, die das neue Leben haben, dürfen wir Güte lieben. Und darin, gütig zu sein, liegt eine viel größere Befriedigung, als in der so weit verbreiteten Selbstsucht.
Schließlich macht der Prophet deutlich, dass es gut für den Menschen ist, mit seinem Gott zu leben. Unser ganzes Leben dürfen wir in Gemeinschaft mit Gott führen. Dabei geben wir uns selbst und Gott den richtigen Platz, wenn wir wirklich demütig wandeln. Und es ist ein Leben in einer bestehenden Beziehung zu Gott. Er ist für uns kein fremder Gott. Er ist unser Gott, jeder darf für sich persönlich mit seinem Gott wandeln.
Um mit Gott zu wandeln, ist es erforderlich, die Ziele Gottes zu seinen eigenen zu machen und auch den Weg Gottes zu wählen. Das ist ein glückliches Leben unter dem Schutz und der Zustimmung Gottes. Sowohl von Henoch als auch von Noah lesen wir, dass sie mit Gott wandelten (s. 1. Mo 5,22.24; 6,9). Nehmen wir uns ein Beispiel an ihnen!
Der Herr schenke uns, dass es uns mehr gelingen kann, unseren Kindern eine gute Hilfe dabei zu sein, demütig mit ihrem Gott zu wandeln, in einer glücklichen Gemeinschaft mit Ihm. Das ist das beste Ziel für eine gute Erziehung!
Christian Rosenthal
„Er hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was fordert der Herr von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu wandeln mit deinem Gott?“
Ein betagter Christ war viele Jahre seines Lebens neben Beruf und Familie den Gläubigen Stütze und Halt gewesen. Als ein Hirte unter der Herde Gottes hatte er im Segen gewirkt. Wie oft hatte er die Geliebten des Herrn aufgesucht mit einer „Botschaft des Evangeliums des Friedens“ − mit einem Wort der Ermutigung und des Trostes. Der Herr hatte ihn benutzt, das Wort Gottes recht zu teilen – „öffentlich und in den Häusern“ (Apg 20,20).
Im Lauf der Jahre hatte nun die Schaffenskraft nachgelassen. So manche liebgewordene Aufgabe musste abgegeben werden. Das eine oder andere galt es loszulassen. Die Kräfte reichten einfach nicht mehr. Oft war das für ihn mit einer gewissen Wehmut verbunden.
Oder eine nun gebrechlich gewordene Schwester im Herrn: Ihre Hände ruhen im Schoß … Wie ausgefüllt war ihr Leben gewesen, wie viel Gutes tat sie zum Wohl ihrer Umgebung. Sie hatte ein Zeugnis in guten Werken, ihr Heim war für andere geöffnet. Bedrängten hatte sie Hilfe geleistet – vielleicht auch Kinder in der Furcht des Herrn auferzogen … Und jetzt ist sie selbst auf die Hilfe anderer angewiesen.
Im Alter „Ja“ zu sagen zu Gottes Führungen, sich zu demütigen unter die mächtige Hand Gottes – das sind Lektionen, die gelernt sein wollen … Aber nur so finden wir Ruhe für unsere Seele (s. Mt 11, 26.29; 1. Pet 5,6).
Wir blenden in das Leben Davids, des alt gewordenen Königs von Israel:
David steht am Ende seiner 40-jährigen Regierungszeit über Gottes Volk. Höhen und Tiefen haben sein Leben in reichem Maß gekennzeichnet. Der Zeitpunkt ist gekommen, wo andere feststellen und er es selbst schmerzlich zur Kenntnis nehmen muss:
Meine körperlichen Kräfte lassen nach, denn„David war ermattet …“(2. Sam 21,15b).
Die Philister lagen wieder im Streit mit Israel und König David hatte noch einmal an der Spitze seines Heeres stehend, mit den Feinden des Volkes Gottes im Kampf gestanden.
Wir lesen in 2. Samuel 21,16.17:
„Und Jischbi-Benob, der von den Söhnen Raphas (d. h. der Riesen) war, … wollte David erschlagen. Aber Abisai, der Sohn der Zeruja,kam ihm zu Hilfeund schlug den Philister und tötete ihn. Damals schworen die Männer Davids ihm und sprachen: Du sollst nicht mehr mit uns ausziehen in den Kampf …“.
So lautet der Ratschlag treuer Männer. Das würde für David das Ende als Kämpfer Israels bedeuten.
Und seine Reaktion? Lehnt er sich gegen den gut gemeinten Ratschlag seiner Getreuen auf? War er zutiefst deprimiert und fiel in ein Loch? Nein – wir hören nichts dergleichen.
David ist weise – er lässt sich etwas sagen. Er lernt die Lektion: Es geht auch ohne mich!
In 2. Samuel 21,15-22 ist von insgesamt vier Siegen über die Philister, die Feinde Israels, die Rede. Gott schenkt Israel den Sieg – in drei Fällen auch ohne den König.
Gott hat von allem Kenntnis genommen – und wie schön: Er ehrt den alten König David, den Mann nach seinem Herzen. Denn bemerkenswerterweise wird am Ende der Berichterstattung immer noch Davids Name zuerst genannt: „… und sie fielen durch die Hand Davids und durch die Hand seiner Knechte“ (V. 22).
Gott ist es wohlgefällig, wenn auch wir die Person des Greisen ehren (s. 3. Mo 19,32), auch wenn sie in den Hintergrund getreten sind.
Im Alter körperlich ermattet zu sein, bedeutet aber nicht unbedingt, dass auch die geistliche Kraft abnimmt. Im Gegenteil: „Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch unser innerer Tag für Tag erneuert“, stellt der Apostel Paulus fest (2. Kor 4,16).
Da ist eine Schwester durch ihre körperliche Schwäche an das Bett gefesselt. Es ist einsam um sie geworden. Aber − sie benutzt die stillen Stunden zu treuem, anhaltendem Gebet. Jeden, der zu ihr kommt, überrascht sie durch ihr heiteres Wesen und den tiefen Frieden, den sie ausstrahlt. Einem Besucher gegenüber bemerkt sie: „Heute habe ich meinen Rundgang gemacht.“ Der ist überrascht und fragt verwundert, wie er das verstehen soll
„Meinen Gebetsrundgang“, erwidert sie lächelnd, „mache ich oft … Als erstes schenkt mir der Herr die Gnade, für meine Kinder zu beten. Dann fand ich die Aufforderung in Gottes Wort, Fürbitte zu tun für alle Heiligen. So bete ich für die Diener des Herrn in der Nähe und Ferne. Ich bitte Gott, sie zu behüten, zu stärken und zu segnen und ihnen die Gnade zu schenken, das Evangelium und die Lehre des Wortes mit Freimütigkeit zu verkündigen. Dann gedenke ich der vielen Kranken und der Trauernden. Nicht zuletzt bitte ich für Väter und Mütter in den Familien um Kraft und Weisheit für die Versorgung und Erziehung ihrer Kinder.“
Diese Schwester ist inzwischen heimgegangen in die Ruhe ihres Herrn, ins Paradies, aber ihre Gebete waren wirksam: Die Versammlungen der Gläubigen, mit denen sie verbunden war, wurden besonders gesegnet. So war ihre „Arbeit“ in der Stille nicht umsonst.
Vielleicht fragst du dich, was du wohl noch für den Herrn tun kannst – wie du dich noch nützlich machen kannst? Mach doch jeden Tag deinen „Rundgang“, wie der Herr es dir aufs Herz legt. Dann werden Stunden der Einsamkeit von seinem Segen begleitet sein – der Friede Gottes wird dein Herz bewahren.
Auch bei dem alternden David bewirkt die Gnade Gottes ein inneres Aufleben.
Steht er auch nicht mehr als Heerführer an der Spitze seiner Männer, so hat doch dieser „hochgestellte Mann“, „der Liebliche in den Gesängen Israels“, Gemeinschaft mit seinem Herrn, hat Anlass zur Dankbarkeit und Zufriedenheit.
Der Geist des Herrn leitet David – Sein Wort ist auf seiner Zunge.
Denn nun –wo es um David still geworden ist – „an dem Tag, als der Herr ihn errettet hatte aus der Hand aller seiner Feinde …“ (2. Sam 22,1), wendet er sich an seinen Gott mit Worten eines Liedes:
„Der Herr lebt, und gepriesen sei mein Fels! Und erhoben werde der Gott, der Fels meines Heils!“
In Davids Seele wird es hell – für trübe Gedanken ist kein Raum mehr.
Denn „Danken schützt vor Wanken – Loben zieht nach oben!“
Seine weiteren Worte beinhalten Dank für wertvolle Erfahrungen mit dem Herrn. Sie haben zu unserer Glaubensstärkung Eingang in das Wort Gottes gefunden (s. 2. Sam 22):
Auch wenn sich momentan Schwierigkeiten vor dir auftürmen – tiefe Schatten auf deinen Weg fallen – brauchst du nicht zu verzagen! Denn mit IHM, deinem Gott, kannst auch du Probleme, die sich möglichweise wie eine hohe Mauer vor dir auftürmen, überwinden.
Selbst wenn du keinen Ausweg siehst – Er ist niemals ohne einen Ausweg (s. 2. Kor 4,8).
Er lenkt vollkommen – auch deinen Weg!
Trotz tiefer Schatten – dennoch Licht! Denn über allem steht der treue Herr, dessen vollkommene Liebe und Gnade sich niemals verändern und der selbst im Meer einen Weg hat und Pfade in großen Wassern – auch für dich (s. 1. Joh 4,18; Ps 77,20).
Friedhelm Müller
Viermal berichtet die Bibel, dass Gott Abraham erscheint. Diese Begegnungen Gottes mit Abraham veränderten sein Leben und bedeuteten großen Segen für ihn. Einmal lesen wir davon in Apostelgeschichte 7 und dreimal im Alten Testament.
Die ersten beiden Gelegenheiten stehen in Verbindung damit, dass Abraham herausgeführt wird. Zum ersten Mal erscheint ihm „der Gott der Herrlichkeit“, um ihn aus Ur in Chaldäa herauszuführen (s. Apg 7,2). Die zweite Erscheinung des Herrn erlebt Abraham, nachdem er Haran verlassen und das Land Kanaan erreicht hat (s. 1. Mo 12,7). Um den ganzen Segen zu erleben, den Gott geben möchte, musste Abraham herausgeführt werden, musste es Trennungen in seinem Leben geben.
Ausgehend von diesen beiden Ereignissen wollen wir uns in diesem Artikel neun Trennungen im Leben Abrahams ansehen und über die geistliche Bedeutung für unser Leben nachdenken, damit wir im persönlichen Leben und in unseren Familien ungehindert die Gemeinschaft mit Gott und den damit verbundenen Segen erleben.
In Ur in Chaldäa war zur damaligen Zeit ein durchaus angenehmes Leben möglich. Was motivierte Abraham, ein solches Leben in der Stadt gegen die Wanderschaft mit ungewissem Ziel und dem Leben im Zelt einzutauschen?
Es war die Herrlichkeit Gottes, von der er etwas erkannt hatte, als „der Gott der Herrlichkeit“ ihm erschien. Das veranlasste ihn, seine götzendienerische Umgebung zu verlassen.
So sind wir durch das Werk des Herrn Jesus herausgenommen aus der gegenwärtigen bösen Welt (s. Gal 1,5). Und wenn wir einen größeren Eindruck von dem „Gott der Herrlichkeit“ haben, zu dem wir gekommen sind, dann werden wir auch mehr die Trennung von der Welt verwirklichen. Dann können wir auch unseren Kindern besser vermitteln, dass es in der Welt keine echte Freude gibt und dass das Leben des Christen ein Leben in Absonderung von der Welt ist.
In Haran gab es im Leben Abrahams einen Haltepunkt (s. 1. Mo 11,31). Er war noch nicht in dem Land, in das Gott ihn bringen wollte. Er musste zuerst Haran hinter sich lassen, um nach Kanaan zu kommen. Erst als sein Vater starb, ging es weiter auf dem Weg, den Gott ihn führen wollte.
So kann es auch bei uns „Harans“ geben – Stillstand im geistlichen Wachstum. Die Ursache können familiäre Bindungen sein, wie im Leben Abrahams. Die Ursache kann auch geistliche Trägheit sein wie bei den Hebräern (s. Heb 5,11-14) oder Neid und Streit wie bei den Korinthern (s. 1. Kor 3,1-3).
Aber wenn wir „Haran“ überwinden, dann werden wir eine Begegnung mit Gott, dem Herrn, haben. Und dafür lohnt es sich auf jeden Fall, kompromisslos alles hinter sich zu lassen, was in der Nachfolge des Herrn Jesus hindert (s. Lk 14,25-27).
Der Weg Abrahams nach Ägypten (ein Bild der Welt) war ein falscher Weg (s. 1. Mo 12,9 ff.). Der menschliche Verstand konnte gute Argumente vorbringen, um diesen Weg zu rechtfertigen. Doch Abraham hatte Gott nicht gefragt und Ägypten war nicht der Ort, an den er gerufen worden war.
In seiner Gnade bewahrt Gott Abraham auch in Ägypten, obwohl er sich dort völlig falsch verhält. Aber er kommt wieder zurecht und verlässt Ägypten. Er kehrt an den Ort zurück, von dem er ausgegangen war (s. 1. Mo 13,3.4).
Wenn wir auf einem falschen Weg gegangen sind, dann müssen auch wir wieder an den Punkt zurückkehren, an dem das Abweichen begonnen hat. Nur das ist eine echte und vollständige Wiederherstellung. Dann kann es wieder glückliche Gemeinschaft mit Gott am Altar geben.
Abraham hat manches aus Ägypten mitgebracht, das später zu Problemen führte. Die Herden führten zum Streit mit Lot und die Magd Hagar wurde zur Möglichkeit, ein Problem auf fleischliche Art und Weise zu lösen.
Die Folgen eines falschen Weges bleiben manchmal bestehen. Aber der Weg zurück steht immer offen!
Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass Lot ein Gläubiger war (s. 2. Pet 2,7). Doch es kann tatsächlich sein, dass ein Gläubiger sich von einem Gläubigen trennen muss. Das ist immer sehr schmerzlich und es ist unbedingt darauf zu achten, dass es nicht leichtfertig geschieht.
Aber als es ständigen Streit zwischen den Hirten gibt, weiß der geistlich gesinnte Abraham, dass eine Trennung erforderlich ist (s. 1. Mo 14,8.9). Dabei hat er Lot nicht vergessen und als dieser in große Not kommt, eilt er ihm zu Hilfe (s. 1. Mo 14,14).
Gott bekennt sich zu dieser Trennung und erneuert Abraham gegenüber seine Verheißungen. Abraham macht sich auf, um das Land zu durchziehen und baut einen weiteren Altar.
Der Streit zwischen den Hirten hätte das ganze Zeugnis nach außen verdorben und die Anbetung (davon spricht der Altar) unmöglich gemacht. Doch Abraham geht den Weg des Glaubens weiter, auch wenn er sich dabei von Lot trennen muss.
Als Gott in 1. Mose 15 seine Verheißungen an Abraham erneuert, da wird deutlich, dass Abraham sich Gedanken gemacht hat, wie alles werden kann. Er erklärt, dass sein Knecht Elieser von Damaskus der Erbe seines Hauses sein würde. Doch Gott hatte einen ganz anderen Plan. Er würde Abraham und Sara einen Sohn schenken!
Wie reagiert Abraham auf diese Worte Gottes? Er nimmt sie im Glauben an und gibt seine eigenen Gedanken und Überlegungen auf! Diesen Glauben rechnet Gott ihm zur Gerechtigkeit.
Auch uns teilt Gott seine Gedanken in seinem Wort, der Bibel, mit. Sind wir bereit, im Glaubensgehorsam anzunehmen, was Er uns sagt, auch wenn wir selbst andere Gedanken haben? Dann können wir der Zustimmung Gottes gewiss sein!
,,Auch wir müssen zur richtigen Zeit den Blick nach vorne richten und im Vertrauen auf Gott ein ‚Ja‘ zur Situation finden, um mit seiner Hilfe weiterzugehen.“
Es waren fleischliche Ideen und Taten, die zur Geburt Ismaels geführt hatten. Ja, der Glaube von Abraham und Sara war sehr und lange erprobt worden. Doch der Ausweg mit Hagar war nicht nach Gottes Gedanken. Als der Sohn der Verheißung geboren wurde, da konnte es nicht anders sein, als dass Schwierigkeiten aufkamen (s. 1. Mo 21,9). Was war nun zu tun? Ismael musste weggeschickt werden!
In der Anwendung für uns lernen wir, dass wir auf alles, was aus unserem Fleisch kommt, das Todesurteil schreiben müssen (s. Kol 3,5). Nun ist dabei Vorsicht geboten, denn nicht immer können wir das, was in eigenen und fleischlichen Gedanken begonnen hat, „wegschicken“. Wenn z. B. eine Ehe ohne das Fragen nach Gottes Gedanken in fleischlicher Aktivität begonnen hat, dann gilt dennoch auch für diese Ehe: „Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mt 19,6). Wir können dann den Ehepartner nicht wegschicken!
Doch grundsätzlich müssen wir bereit sein, jede Regung unserer alten Natur zu verurteilen und wirklich im Geist zu wandeln. Abraham musste sich von Ismael trennen, als er schon sehr alt war.
So ist diese Lektion wichtig für uns, solange wir auf der Erde leben. Erst im Himmel werden wir frei sein von dem Fleisch!
Es war wohl die schwerste Trennung im Leben Abrahams, zu der er sich entscheiden musste. Seinen Sohn Isaak, den er so liebte, den Gott ihm gegeben hatte, sollte er opfern. Was für eine Glaubensprüfung! Sie traf Abraham, als er auf der Höhe des Glaubens war, nachdem er den Namen des ewigen Gottes angerufen hatte (s. 1. Mo 21,33).
Mit großem Respekt beobachten wir Abraham, der sich frühmorgens aufmacht und in voller Glaubenskraft genau das tut, was Gott ihm aufgetragen hat. Tatsächlich – Abraham hat Gott nichts vorenthalten, nicht einmal seinen Sohn Isaak.
Auch in unser Leben können Glaubensprüfungen kommen, deren Sinn wir nicht verstehen. Dann möchte Gott bei uns das finden, was er bei Abraham gefunden hat: dass wir Ihm vertrauen und gehorsam das tun, was Er uns aufträgt.
Vielleicht müssen wir etwas von unserer Gesundheit abgeben, vielleicht etwas anderes. Wir wollen akzeptieren, was Gott schickt und Ihm weiter vertrauen, dass Er sein gutes Ziel erreicht.
Noch einmal gibt es eine Trennung im Leben Abrahams. Er muss sich von seiner Frau Sara verabschieden. Das war nicht einfach für Abraham, der so lange mit seiner Frau verheiratet war, der so viel mit ihr erlebt und sie von Herzen geliebt hatte.
Abraham weint und trauert. Und das ist gut so! Der Schmerz beim Abschied von einer geliebten Person – sei es durch den Tod oder aus anderen Gründen – ist real und wir sollen ihn zulassen. Die Lücke ist schmerzhaft und die Trauer darüber richtig und gut.
Aber Abraham hebt sich auch weg von seiner Toten (s. 1. Mo 23,3). Auch das ist zur richtigen Zeit notwendig: den Blick nach vorne zu richten und im Vertrauen auf Gott ein „Ja“ zur Situation finden, um mit seiner Hilfe weiterzugehen. So kann Abraham auch in dieser schwierigen Situation ein kraftvolles Zeugnis in seiner Umgebung sein.
Schließlich lesen wir in 1. Mose 25,6 davon, wie Abraham seinen Söhnen, die er mit Ketura bekommen hatte, Geschenke gibt und sie entlässt. Nur Isaak allein soll den Platz als rechtmäßiger Erbe haben.
Prophetisch ist das ein Bild von dem Segen für die Nationen in der Zeit des Tausendjährigen Reiches, wenn Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus (dem wahren Isaak) die Herrschaft auf dieser Erde antreten wird.
In der geistlichen Anwendung auf uns erkennen wir in dieser letzten Trennung im Leben Abrahams, wie wichtig es ist, dem Herrn Jesus den einzigen Platz in unserem Leben zu geben. Nichts kann uns so glücklich machen wie Er. Deshalb sollten wir auch alles wegtun, was Ihm diesen Platz streitig machen könnte.
Trennungen erfordern geistliche Energie. Trennungen mögen schmerzhaft sein. Aber sie sind manchmal notwendig, um den Genuss der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus nicht zu verlieren.
Bei jeder gottgemäßen Trennung geht es darum, dass wir dem Herrn Jesus den richtigen Platz in unserem Leben geben. Dann werden wir persönlich und in unseren Familien einen Weg unter dem Segen Gottes gehen.
Christian Rosenthal
Passend zu dem Artikel „Den Herrn Jesus ins Haus aufnehmen“ aus dem aktuellen Heft empfehlen wir an dieser Stelle gerne ein Buch, in dem gut verständlich und zu Herzen gehend vorgestellt wird, wie der Herr Jesus in seinem Leben auf der Erde Menschen begegnet ist.
Auch wenn Er nicht mehr körperlich auf der Erde lebt, möchte er dir und mir auch heute noch begegnen und uns glücklich machen in der Gemeinschaft mit sich selbst.
Das Buch „Jesus Christus sehen in seiner Allmacht und Gnade“ von Max Billeter spornt dazu an, solche Begegnungen mit Ihm zu suchen und kann beim Herausgeber dieser Zeitschrift bezogen werden.
Christian Rosenthal
Als der Herr Jesus auf der Erde lebte, hatten viele Menschen eine persönliche Begegnung mit Ihm. Von Herzen nahm Er Anteil an ihren Problemen und half ihnen in seiner Allmacht und Gnade.
Beim Lesen der biblischen Berichte sehen wir, wie vollkommen der Heiland mit den Menschen umgegangen ist. Sein Verhalten und seine Worte berühren unser Herz und beeinflussen unser Leben.
Erstaunt stellen wir fest: Der Sohn Gottes kennt auch mich und will mir helfen. In jeder Situation und in jedem Zustand kann und darf ich zu Ihm gehen.
Angefangen von den Hirten in Bethlehem bis zu Johannes in der Offenbarung, werden über 60 Begegnungen von Menschen mit dem Herrn Jesus betrachtet. Jede Begegnung wird mit der betreffenden Bibelstelle eingeleitet und dann auf zwei bis vier Seiten kommentiert.
Als der Herr Jesus hier auf der Erde lebte, kehrte Er immer wieder bei verschiedenen Menschen ein. Manchmal wurde Er dabei selbst aktiv, oder Er wurde eingeladen. Immer, wenn Er in ein Haus kam, hatte Er eine Botschaft, sei es durch ein Wort oder eine Handlung. Und wenn sich Ihm Herzen öffneten, hat Er reich gesegnet, oft weit über den Glauben der Empfänger hinaus.
Nun ist der Herr Jesus zwar nicht mehr als Mensch auf der Erde, und doch möchte Er im übertragenen Sinn in unsere Häuser, in unser persönliches Leben und in unser Familienleben kommen. Das ist zwar an Voraussetzungen auf unserer Seite geknüpft, aber wenn Er kommen und bei uns bleiben kann, dann wird das auch heute noch gesegnete Ergebnisse haben.
Der Herr Jesus zieht auf dem Weg nach Jerusalem durch Jericho. Er, der gekommen war, „zu suchen und zu erretten, was verloren ist“ (Lk 19,10), wollte eine persönliche Begegnung mit Zachäus haben.
Er kannte den Wunsch dieses Oberzöllners, Ihn zu sehen. Er sah den Glauben in seinem Herzen, der ihn zu einem Sohn Abrahams machte (s. Lk 19,9).
Mit Energie sucht Zachäus eine passende Gelegenheit und klettert auf einen Maulbeerfeigenbaum. Dort hört er die Stimme des Herrn: „Zachäus, steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben. Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden“ (Lk 19,5.6).
Zachäus hatte den aufrichtigen Wunsch, den Herrn Jesus kennenzulernen. Er wollte sehen „wer er wäre“ (Lk 19,3). Wie wird es ihn überwältigt haben, dass der Herr ihn persönlich kannte, dass Er ihn zu sich rief, dass Er ausgerechnet in sein Haus kommen und dort bleiben wollte. Er nimmt den Herrn mit Freuden auf, nicht nur in sein Haus, sondern vor allem in sein Leben. Er darf aus dem Mund des Herrn hören: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren“ (V. 9).
Wenn das Verlangen da ist, den Herrn Jesus kennenzulernen, dann offenbart Er sich auch als der, der Er ist – der Heiland der Welt.
Der Herr wendet sich bis heute jedem Verlorenen in seiner Gnade zu, um ihn zu erretten. Er kennt unsere Bedürfnisse, Er sieht unser Suchen und letztlich weckt Er den Wunsch in unseren Herzen, uns Ihm zu öffnen. Er sieht, dass wir unsere Schuld einsehen, wie Zachäus das auch tat (s. Lk 19,8b). Und er sieht den Glauben, der nicht aus uns kommt, sondern eine Gabe Gottes ist (s. Eph 2,8). Er kennt uns ganz und liebt uns trotzdem. Wenn wir den Herrn Jesus in unser Leben aufgenommen haben, bewirkt das eine tiefe, innere, bleibende Freude.
Nun wohnt der Herr Jesus in unseren Herzen (s. Eph 3,17) und Er möchte dort bleiben, das heißt Gemeinschaft mit uns haben. Wir können natürlich nie wieder verloren gehen (s. Joh 10,28). Das macht uns glücklich und gibt uns ewige Sicherheit.
Bei unserer Bekehrung haben wir also den Herrn Jesus in unser Leben aufgenommen. Wie bei Zachäus war Freude über unser Heil da und eine tiefe Liebe zu unserem Heiland, die sich auch darin zeigt, dass wir handeln wollen, wie Er selbst handelt (s. Lk 19,8a). Und wie geht es uns heute, nachdem wir eine – vielleicht schon längere– Zeit auf dem Glaubensweg sind? Befinden wir uns in einem Zustand, dass Er bei uns und in unseren Häusern bleiben kann?
Was ist, wenn der Genuss der Gemeinschaft verloren gegangen ist? Vielleicht sind wir bedrückt durch die Umstände des Lebens. Sorgen wollen uns auffressen, der Blick auf den Herrn ist ein Stück weit verloren gegangen, wir haben Traurigkeit im Herzen. So erging es auch den sogenannten zwei Emmausjüngern (s. Lk 24,13ff.). Sie kannten den Herrn Jesus schon und hatten an Ihn als den Messias geglaubt, aber ihre Gedanken drehten sich nur um sie selbst.
Nun gehen sie tief deprimiert von Jerusalem nach Emmaus. Mit der Kreuzigung des Herrn Jesus war ihre Hoffnung auf Erlösung vom Joch der Römer zerstört (s. Lk 24,21). Der Herr hatte zwar schon vorher von seiner Auferstehung gesprochen, aber sie hatten das nicht erfasst.
Auch die Worte der Engel bezüglich der Auferstehung des Herrn, die ihnen von einigen Frauen mitgeteilt worden waren, erschienen ihnen wie leeres Gerede (s. Lk 24,11). Aber der Herr lässt diese Beiden nicht in diesem Zustand. Voll Barmherzigkeit begegnet Er ihnen und geht mit ihnen. Zunächst erkennen sie Ihn aber nicht.
Durch die Fragen, die ihnen der „noch Fremde“ stellt, öffnen sie Ihm ihre Herzen. Er hört mit Geduld und Liebe zu. Dann muss Er allerdings auch ihre unverständigen und trägen Herzen tadeln. Der Herr übt niemals Gnade auf Kosten der Wahrheit und genauso niemals Wahrheit auf Kosten der Gnade. Er handelt vollkommen. „Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17).
Nachdem er zuerst einfach zugehört hatte, erklärt Er ihnen dann „in allen Schriften das, was ihn selbst betraf“ (Lk 24,27). Das bewirkt etwas in ihren Herzen. Als sie sich später unterhalten, sagen sie: „Brannte nicht unser Herz in uns?“ (Lk 24,32). Sie drücken es zwar erst später aus, aber die Herzen brannten schon, als sie in Emmaus ankamen. Der Herr hatte die glimmenden Dochte (s. Jes 42, 3) durch die Vorstellung seiner Person in brennende Herzen verwandelt.
So stellt der Herr sich auch heute noch durch sein Wort vor unsere Herzen. Sein Wort ist lebendig und wirksam (s. Heb 4,12) und der Geist Gottes tut ein Werk in unseren Herzen, um sie für Christus zu erwärmen. Das weckt in uns den Wunsch nach bleibender Gemeinschaft mit Ihm.
Als die beiden Jünger sich Emmaus nähern, stellt der Herr sich, als wolle Er weitergehen (s. Lk 24,28). Wohlgemerkt: „Er stellte sich, als ob“. Einerseits offenbarte Er dadurch den veränderten Herzenszustand der Jünger, die Ihn sofort bitten, bei ihnen zu bleiben.
Auf der anderen Seite war es sein eigener tiefer Wunsch, bei solchen zu bleiben, für die Er am Kreuz sein Leben gegeben hatte. Es war von jeher der Wunsch Gottes, Gemeinschaft mit Menschen zu haben. Durch das vollbrachte Werk am Kreuz auf Golgatha war dies nun in einer tieferen und umfassenderen Weise als je zuvor möglich.
Wie hat Er sich über die Worte der Jünger gefreut, die Ihn mit Nachdruck bitten: „Bleibe bei uns“. Sie wollten diesen Wanderer nicht ziehen lassen. Und Er entspricht diesem Wunsch so gerne. „Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben“ (Lk 24,29).
So möchte der Herr Jesus auch in unseren Herzen den Wunsch nach Gemeinschaft mit Ihm immer wieder neu wecken. Er möchte in unsere Häuser kommen. Nicht nur „mal eben“ für eine kurze Zeit, nicht nur am Sonntag! Nein, Er möchte bleiben – immer. Und Er hilft uns dabei, die Hindernisse für eine glückliche Gemeinschaft mit Ihm wegzuräumen!
Einmal in das Haus aufgenommen, wird der Herr Jesus vom Gast zum Gastgeber, vom Besucher zum Hausherrn. „Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, dass er das Brot nahm und segnete; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen“ (Lk 24,30). Wenn wir den Herrn wirklich in unser Leben und in unsere Familie hineinlassen, dann hat das positive Auswirkungen – es wird sich etwas ändern! Wir können Ihn nicht unverbindlich hineinbitten wie einen Gast und nach ein paar Stunden genauso wieder verabschieden, um dann wieder unser eigenes Leben zu leben. Als unser Herr hat Er Ansprüche an uns. Aber Er ist gleichzeitig der Austeilende, der Gebende. Welch ein Segen, wenn Er der Herr in unseren Häusern sein darf, wenn sich alles nach Ihm ausrichtet und Er der Mittelpunkt unseres Familienlebens ist.
Die Folge für die Jünger ist, dass ihre Augen aufgetan werden und sie Ihn erkennen (s. Lk 24,31).
Zu gelebter Gemeinschaft mit Ihm gehören ein regelmäßiges und intensives Gebetsleben, das Lesen und Befolgen seines Wortes und das Fragen nach dem Willen des Herrn in den kleinen und großen Entscheidungen unseres Lebens. Kurz gesagt: Wahre Hingabe an Ihn!
Dann lernen wir Ihn besser kennen. Er stellt sich selbst vor unsere Herzen und macht seine Person größer und wertvoller für uns. Christus ins Haus aufnehmen heißt nicht, ein Leben nach Regeln und Vorschriften führen zu müssen, sondern ein Leben in wahrer christlicher Freiheit. Es bedeutet, mit Freuden das tun wollen und in der Kraft des Geistes Gottes das tun dürfen, was sein Wille ist.
Das führt dann wie bei den Jüngern aus Emmaus zu einem Leben mit geistlicher Energie und Zeugniskraft. Sie kehren, obwohl es schon spätabends war und die Wegstrecke von 11 km vornehmlich bergauf führt, nach Jerusalem zurück, um den anderen Jüngern zu erzählen, was geschehen war. Beklagen wir manchmal Trägheit oder fehlenden Bekennermut? Bei den Emmausjüngern bekommen wir Anschauungsunterricht, wie der Ausweg aus dieser Situation aussieht.
Kann der Herr Jesus auch in deinem und meinem Haus den zentralen Platz einnehmen? Es hat einmal jemand gesagt: „Wenn dir wichtig ist, dass der Herr bei dir einkehrt, dann musst du dein Haus so einrichten, dass der Herr gerne bleibt.“ Dabei geht es nicht um das Aussehen und die Anordnung unserer Wohnungseinrichtung. Auch nicht um einen schmucken Bibelvers an der Wohnzimmerwand, so schön das auch ist. Es geht um den Zustand unserer Herzen.
Prüfen wir, was in unseren Häusern, was in unserem Leben ist. Sind unsere Häuser Orte, an denen der Herr sich gerne aufhält? Oder ist es an der Zeit, etwas aus unseren Häusern wegzutun, etwas am Tagesablauf zu ändern oder unsere Gedankenwelt neu auszurichten? Würden wir genauso leben, wenn der Herr Jesus sichtbar in unseren Häusern wäre?
Lebendiges Christentum beginnt in unserem persönlichen Leben und in unserem Familienleben. Wenn Er in unseren Häusern der Mittelpunkt ist, dann wird das in den örtlichen Versammlungen spürbar sein.
Dirk Mütze