BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

„Und nun hat Gott Sie gesandt...“

© Aus "Gedenket eurer Führer", CSV Hückeswagen
Der englische Evangelist Charles Stanley (1821-1890) erzählte einmal:

An einem Samstagabend waren wir zum Gebet zusammen­gekommen, als ich sehr bestimmt den Ruf fühlte, wieder nach Scarborough zu gehen, um dort am folgenden Tag zu sprechen. Ich ging nach Hause. Da aber meine Frau nicht die gleiche Überzeugung hatte, baten wir den Herrn, uns die gleiche Überzeu­gung zu geben, wenn es nach seinem Wil­len sein sollte. Danach gingen wir zu Bett und schliefen ein.
Nachts um 2 Uhr wurde ich plötzlich wach und merkte, dass ich auf dem Flur stand, und der Herr sagte zu mir: „Du musst nach Scarborough gehen.“ Ich erzählte es meiner Frau, die mich nun nicht mehr zurückhielt. Nach einem kleinen Imbiss ging ich zum Bahnhof. Es ging ein Zug nach York, in den ich im Glauben einstieg. Und tatsächlich, nachdem ich dort etwas gewartet hatte, kam am Sonntag­morgen ein Zug, der nach Scarborough fuhr. Damals fuhren in Eng­land sonntags nur auf den Hauptlinien wenige Züge, auf den Nebenlinien gar keine.
Da es noch etwas zu früh war, um zur Versammlung zu gehen, ging ich am Ufer etwas spazieren. Plötzlich sah ich Bruder G. A. langsam und anscheinend nie­dergeschlagen vor mir hergehen. Ich holte ihn ein, legte meine Hand auf seine Schulter und fragte: „Wie geht es dir?“ Er drehte sich um und starrte mich an. „Da gibt Gott mir aber eine Lektion!“, rief er aus. „Bruder B. musste plötzlich zu einer Beerdigung nach London und heute Abend werden viele kom­men. Der Gedanke, dass niemand da sei, um zu sprechen, bedrückte mich sehr. Und nun hat Gott Sie gesandt.“

Charles Stanley

Getröstet von Gott

© Ralf Geithe, stock.adobe.com

Kein billiger Trost aus der Trostschatulle

„An dem Tag, als ich rief, antwortetest du mir; du hast mich ermutigt: In meiner Seele war Kraft.“ (Psalm 138, 3)
Vielleicht liegst du momentan „am Boden“. Das wäre nichts Außergewöhnliches. Denn Tatsache ist doch, dass auch Kinder Gottes noch durch ein „Tränental“ gehen (s. Ps 84,7).

Gott allein weiß, wie viel Tränen auch an diesem Tag aus tiefer Betrübnis der Seele geweint worden sind. Er nimmt Kenntnis davon und möchte dich aufrichten und trösten, und zwar „wie einen, den seine Mutter tröstet“ (Jes 66,13): Eine Mutter nimmt ihr Kleines in den Arm, streichelt es liebevoll und hört sich den Kummer ihres Kindes voller Geduld an, auch wenn seine Worte unterbrochen sind durch heftiges Schluchzen. Sie trocknet die Tränen. Und ein liebevoll gesprochenes Wort lässt ihr Kind wieder ruhig werden.

Der Gott allen Trostes …

Oftmals wird der Anlass zur Traurigkeit nicht sogleich weggenommen, aber in unsere Seele ist wieder Frieden eingekehrt, weil sie „von Gott getröstet“ worden ist (s. 2. Kor 1,4). Und das ist kein billiger Trost aus einer alten Trostschatulle nach dem Motto: „Kopf hoch, es wird schon alles wieder gut“. Nein, Gott schenkt mit seinem Trost trotz schwerer Umstände eine tiefe innere Ruhe und Gelassenheit.
Dabei hat unser Vater im Himmel die unterschiedlichsten Wege, um den Seinen Trost zukommen zu lassen, und es ist so, wie der Dichter sagt: „Weg hat Er allerwegen, an Mitteln fehlt’s Ihm nicht“ (aus: Geistliche Lieder Nr. 182,3).

… hat viele Mittel

So kann Er sich zum Erreichen seiner Ziele auch irgendwelcher Menschen bedienen, und es müssen noch nicht einmal fromme Menschen sein. Dazu ein Beispiel, das eine Schwester bezeugt hat:
Diese Schwester lag in einer Augenklinik und sollte am nächsten Tag an den Augen operiert werden. Die Operation war notwendig, barg aber das Risiko der Erblindung. Sie war sehr unruhig und verspürte eine steigende Angst in sich. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf: Ob es morgen wohl schlimm sein wird? Ob es weh tut? Ob es lange dauert, und ob die Operation überhaupt gut verläuft? Sie steckte voller Sorgen und fühlte sich keineswegs geborgen in Gottes Hand.
Die Klinik lag an einer belebten Straße und das Oberlicht des Fensters stand offen. Da hörte sie jemanden unter dem Fenster vorbeigehen. Eine etwas heisere, lallende Männerstimme sang vor sich hin: „… Sei unverzagt, bald der Morgen tagt, und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.“ Leiser werdend, aber immer noch deutlich hörte sie noch die letzten Worte des Liedes von weit her durch die nächtliche Straße: „… in allen Stürmen, in aller Not wird er dich beschirmen, der treue Gott!“
Die Schwester war getröstet, die Angst war wie weggeblasen. Niemals, so bezeugte sie es später, würde sie das Erlebnis dieser Nacht mit dem göttlichen „Hilfsarbeiter“, dem betrunkenen, ihr auf jeden Fall unbekannten Tröster, vergessen.
[1]
Diese Schwester erlebte etwas von der Wahrheit unseres Bibelwortes: An dem Tag, da sie rief, antwortete ihr Gott. In ihrer Seele war Kraft angesichts all dessen, was zunächst so schwer vor ihr stand.

Ein Beispiel aus der Bibel

Trost bekommt der, der trostbedürftig ist. David durfte in reichem Maß in Not und Leid erfahren, „dass deine Zusage mich belebt hat“ (Ps 119,50) und konnte etwas von dem Trost, mit dem er selbst von Gott getröstet worden war, weitergeben:

  • „Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nicht Übles, denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich“ (Ps 23,4).
  • „Auch werden alle, die auf dich harren, nicht beschämt werden“ (Ps 25,3).
  • „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor dem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Stärke, vor wem sollte ich erschrecken?“ (Ps 27,1).
  • „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen“ (Ps 46,2).
  • „Wirf auf den Herrn, was dir auferlegt ist, und er wird dich erhalten; er wird niemals zulassen, dass der Gerechte wankt“ (Ps 55,23).
  • „Wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zu überströmender Erquickung“ (Ps 66,12).

Er vermag Mitleid zu haben und zu helfen

Gibt es denn einen Umstand in unserem Leben, den unser Herr Jesus nicht selbst aus Erfahrung kennt?
Weil Er in allem versucht worden ist, in gleicher Weise wie wir, kann Er jetzt im Himmel auch dein mitleidsvoller Hoherpriester sein, der immerdar lebt, um sich für dich zu verwenden. Nein, sein Dienst ist noch nicht zu Ende und seine Hilfe ist immer rechtzeitig (s. Heb 2,18; 4,15; 7,25).
„Der große, mächtige Gott … groß an Rat und mächtig an Tat“, dessen Auge wacht auch Tag und Nacht über dir – denn „sieht er nicht deine Wege und zählt alle deine Schritte?“ (Jer 32,18.19; Hiob 31,4).
Blicke empor zu Ihm, denn sein „Blick voll Trost begegnet dem, der gebeugt hier weint“ (aus: Geistliche Lieder Nr. 41,3).

Für immer getröstet

Der eigentliche und letzte Trost für Kinder Gottes steht noch aus. In dieser Welt gilt: Gott hilft nicht immer am Leiden vorbei, aber er hilft hindurch. Ihm kann ich vertrauen, weil ich weiß, dass Er mich liebt.
Das letzte Bild, das uns die Bibel von Gott malt, ist nicht das des gestrengen Richters, sondern das des mitleidvollen Trösters: „Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein …, denn das Erste ist vergangen“ (Off 21,4).

Friedhelm Müller

Drücken Leiden dich danieder,
scheint der Weg dir rau und schwer,
schau empor zu Jesus wieder,
Er verscheucht der Sorgen Heer.
Wirf auf Ihn die ganze Last,
sag Ihm alles, was du hast!
Lied 180, Strophe 3, aus „Geistliche Lieder“

Fußnoten:

  1. Gott ist hinsichtlich seiner Werkzeuge souverän, denn „Weg hat Er allerwegen, an Mitteln fehlt‘s Ihm nicht …“ Aber auch wenn Gott in diesem Fall einen betrunkenen „Frommen“ gebrauchte, rechtfertigt das nicht einen übermäßigen Alkoholkonsum. Die Ermahnungen in Sprüche 23,29-35 und Epheser 5,18 dazu sind eindeutig und wir tun gut daran, sie sorgfältig zu beachten.

Wie wird es im Himmel sein? (Teil 2)

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Die Entrückung

Die Frage, wie es im Himmel sein wird, hat uns sicher alle schon beschäftigt. Auch Kinder fragen danach. Antworten darauf zu geben, fällt uns manchmal gar nicht so leicht. Dem, was uns Gottes Wort dazu sagt, gehen wir in dieser Artikelserie ein wenig nach.

Die Voraussetzung, um dabei zu sein

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen“ (1. Kor 15,51-53).
Für den Himmel braucht man eine „Eintrittskarte“ und einen „Fahrstuhl“. Die „Eintrittskarte“ gibt es bei dem Herrn Jesus. Wer Ihm seine Sündenschuld bekennt und Ihn glaubend als Erretter annimmt, bekommt diese „Eintrittskarte“ für den Himmel geschenkt. Sie behält garantiert bis zu ihrer Einlösung ihre Gültigkeit.
Der „Fahrstuhl“ ist die Entrückung, von der obiger Bibeltext spricht. Vor der Entrückung finden die Auferweckung der entschlafenen Gläubigen und die Verwandlung der lebenden Gläubigen statt.
Seele und Geist der Entschlafenen sind jetzt schon bei dem Herrn Jesus im Paradies. Beim Kommen des Herrn zur Entrückung werden sie auferweckt, so dass Seele und Geist mit einem neuen Körper vereint werden.
Die dann lebenden Gläubigen werden verwandelt. So werden wir alle einen Herrlichkeitsleib bekommen, der passend für den Himmel ist. Der jetzige Leib ist sterblich und verweslich, der neue Leib unsterblich und unverweslich. Was für eine Perspektive!

Der Herr selbst holt uns zu sich

„Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten“ (1. Thes 4,16-18).
Der Herr wird keinen Engel senden, sondern Er wird selbst vom Himmel herabkommen. Wir werden mit göttlicher Macht entrückt werden in die Wolken, dem Herrn entgegen. Dort werden wir Ihm zum ersten Mal leibhaftig begegnen, Ihm, den wir bis dahin noch nicht gesehen haben, aber doch lieben (s. 1. Pet 1,8). Und dann werden wir allezeit bei Ihm sein. Wie viel Trost, wie viel Ermunterung liegt in diesen Worten!

Die Umgestaltung unseres Körpers

„Denn viele wandeln, … die auf das Irdische sinnen. Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Phil  3,18-21).
Denken wir noch etwas über die Verwandlung unseres Körpers nach. Durch unsere Bekehrung und die Neugeburt hat bereits ein Stellungswechsel stattgefunden. Wir sind jetzt Himmelsbürger – was für ein Vorrecht!
Manche Menschen sind stolz auf ihre irdische Staatsbürgerschaft als Deutsche, Schweizer, Amerikaner oder was auch immer. Was bedeutet uns die himmlische Staatsbürgerschaft? Ist in unserem Leben sichtbar, dass wir Himmelsbürger sind, also solche, die zwar noch in dieser Welt sind, aber nicht mehr zu ihr gehören (s. Joh 17,16)? Oder sind wir so irdisch ausgerichtet, dass gar kein Unterschied zu den Menschen um uns her wahrnehmbar ist?
Unser Bürgertum ist jetzt schon in den Himmeln, aber wir haben es noch nicht endgültig angetreten. Denn wir erwarten den Herrn Jesus Christus, der uns in das himmlische Land einführen wird. Als Heiland (s. Phil 3,20), nicht für unsere Seelen, denn so kennen wir Ihn jetzt schon. Wir erwarten Ihn als Heiland für unseren Leib. Unser Körper seufzt nämlich noch unter den Folgen, die die Sünde in diese Welt gebracht hat: Schwachheiten, Krankheiten, Behinderungen, Schmerzen, Alterungserscheinungen usw. Es ist ein „Leib der Niedrigkeit“, wie die Bibel sagt. Aber dieser wird umgestaltet, wenn der Herr Jesus zur Entrückung der Seinen wiederkommt. Dann werden wir einen Leib haben, der gleichförmig mit seinem Leib der Herrlichkeit (s. Phil 3,21) sein wird. In diesem Sinn werden wir Ihm gleich sein.
Was für eine Erwartung! Freuen wir uns darauf? Hast du vielleicht aktuell gesundheitliche Nöte? Schmerzen? Seelische Schwachheiten? Empfindest du, dass der äußere Mensch immer mehr verfällt? Wie gut, dass der Heilige Geist in uns den inneren Menschen Tag für Tag erneuert und zubereitet für diese großartige Verwandlung, die bald stattfinden wird und die niemand behindern kann, denn sie geschieht mit der wirksamen Kraft des Herrn Jesus, mit der Er einmal alles sich selbst unterwerfen wird.

Wir werden Ihn sehen, wie Er ist

„Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1. Joh 3,2.3).
Wenn wir den Herrlichkeitsleib besitzen werden, sind wir in der Lage, den Herrn Jesus zu sehen, wie Er ist. Es tut gut, uns immer wieder daran zu erinnern, dass wir Kinder Gottes sind. Oft schätzen wir diese wunderbare Beziehung viel zu wenig, in die wir gebracht worden sind! Somit haben wir jetzt schon Zugang zu unserem liebenden Vater im Himmel. Allerdings wird diese Beziehung eher im Verborgenen gepflegt, denn die Welt erkennt Gott und damit auch uns nicht. Aber eines Tages wird es offenbar werden, nämlich dann, wenn der Herr hier auf der Erde erscheinen wird in Macht und großer Herrlichkeit.
Der Herr wird dann die Seinen mit sich bringen und wir werden Ihm gleich sein. Wir werden einen Herrlichkeitsleib tragen wie Er und Er wird seine Herrlichkeit mit uns teilen. Das wird öffentlich sichtbar werden.
Aber wir werden Ihn auch sehen, wie Er ist. Ihn, den wir jetzt schon lieben (s. 1. Pet 1,8), den wir im Wort Gottes finden, mit dem wir hier auf der Erde schon viele wunderbare Erfahrungen gemacht haben. Ihn werden wir mit den Augen dieses neuen Leibes sehen.
Und wir werden nicht nur sehen, wie Er aussieht, sondern wie Er ist. Seine innere, moralische Herrlichkeit werden wir anschauen, sein Wesen. Wir bekommen jetzt schon einen schwachen Eindruck davon, wenn wir uns mit Ihm beschäftigen, dann aber wird es Vollkommenheit sein. In alle Ewigkeit wird uns das Anschauen seiner Person in Anbetung versetzen. Was wäre der Himmel ohne Ihn und seine Herrlichkeit!
Das ist in der Tat eine wunderbare Hoffnung, deren Ausmaß und Inhalt uns nicht annähernd bewusst ist. Ist diese Hoffnung noch jeden Tag in uns lebendig? Wenn ja, wird es Auswirkungen auf unser praktisches Leben haben, denn „jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1. Joh 3,3). „Erforsche mich Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!“ (Ps 139,23.24). Es ist gut und wichtig, diese Bitte Davids auch zu unserer eigenen zu machen.
Sich selbst zu reinigen bedeutet, sich im Licht des Wortes Gottes immer wieder zu prüfen und im Selbstgericht alles zu verurteilen, was nicht mit Gottes Gedanken in Übereinstimmung ist. Wie wird der Herr uns finden, wenn Er kommt? In welchem inneren geistlichen Zustand wird Er uns antreffen? Wir wollen uns neu ermuntern, gemäß unserer wunderbaren Hoffnung zu leben!

Andreas Kringe

Multitasking – Singletasking

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Martha hatte dem Herrn vorgeworfen: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen? Sage ihr nun, dass sie mir helfen soll“, worauf der Herr ihr antwortete: „Martha, Martha! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig. Denn Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird“ (Lk 10,41.42).

Martha war so mit ihrem Dienst beschäftigt, dass sie etwas Wesentliches vergessen und deshalb die falschen Prioritäten gesetzt hatte. Niemand kann ununterbrochen dienen. Jeder braucht Zeiten, in denen er sich erholt und in der Gemeinschaft mit dem Herrn neu gestärkt wird.
Maria hatte das erkannt und daraus den richtigen Schluss gezogen: Sie setzte sich zu den Füßen Jesu nieder.

Prioritäten setzen

Die richtigen Schwerpunkte zu setzen und die Aufgaben in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, ist eine Herausforderung, der sich heutzutage jeder stellen muss – der Ehemann und Vater ebenso wie die Ehefrau und Mutter. Auch die Schulkinder bleiben davon nicht unberührt.
Im Bestreben, die vielfältigen Aufgaben im Spannungsfeld von Ehe, Familie, Beruf sowie die Aufgaben zum Wohl der Glaubensgeschwister oder die Dienste in den Zusammenkünften möglichst optimal unter einen Hut zu bekommen, soll möglichst viel auf einmal erledigt werden.
Das hatte auch Martha versucht, während Maria das eine getan hatte, was nötig war. Dieser Sachverhalt führte mich zu dem Thema: Multitasking – Singletasking.

Als Christen müssen wir uns auch mit Themen beschäftigen, die es zu der Zeit noch nicht gab, als Gott uns sein Wort aufschreiben ließ. Darum ist es schwer, in solchen Fällen Bibelstellen zu finden, die genau auf dieses Thema zutreffen.
Deswegen schweigt Gottes Wort aber nicht zu diesen Themen. Wir dürfen vielmehr die Grundsätze, die wir im Wort Gottes finden, darauf übertragen. Bei solchen Anwendungen gilt es jedoch, den Zusammenhang und die tiefere geistliche Bedeutung solcher Stellen nicht ganz außer Acht zu lassen. Sonst könnte das zu falschen Schlussfolgerungen für das uns bewegende Thema führen.


Multitasking

Unter Multitasking versteht man die Ausführung zweier oder mehrerer Aufgaben zur selben Zeit oder abwechselnd nacheinander in kurzen Zeitabschnitten. In der Datenverarbeitung bedeutet Multitasking die technische Verarbeitung mehrerer Befehle zur gleichen Zeit, bzw. so rasch hintereinander, dass der Eindruck von Gleichzeitigkeit entsteht. Dem menschlichen Gehirn ist es jedoch unmöglich, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren.

Nachteile des Multitaskings

keine Zeitersparnis

Das andauernde Hin- und Herspringen zwischen Aufgaben kostet mehr Zeit, da man sich beim Wechsel der Aufgaben erst wieder in die vorher unterbrochene einfinden muss.

steigende Fehlerquote

Beim andauernden Wechsel zwischen den Aufgaben kann man schnell wichtige Details vergessen, wodurch sich Fehler einschleichen.

geringere Qualität

Das Nachlassen der Konzentration auf die Einzelaufgabe beim Multitasking erhöht nicht nur die mögliche Fehlerquote, sondern verringert auch die Qualität der Arbeit.

erhöhte Unfallgefahr

Als Beispiel diene das Autofahren im Berufsverkehr und das gleichzeitige Hören von Nachrichten und/oder das Führen von Telefonaten. Diese Form des Multitaskings verringert die notwendige Konzentration auf den Verkehr und erhöht das Unfallrisiko.

mehr Stress

Wenn uns mehrere Aufgaben beschäftigen und noch keine erledigt ist, steigt die psychische Belastung. Man fühlt sich überfordert und die Konzentrationsfähigkeit lässt nach. Zudem können bei fortdauerndem Stress körperliche Symptome wie z. B. Kopfschmerzen, Bluthochdruck und Schlafstörungen auftreten.

verminderte Informationsaufnahme

Auch hier ein stellvertretendes Beispiel: Das Hin- und Herspringen zwischen dem Lernen für die Klassenarbeit und dem Spielen am Computer wird von vielen Schulkindern praktiziert. Die Aufnahme des Lehrstoffs ist dabei sehr eingeschränkt.
Manche von uns haben sicher schon selbst Erfahrungen mit dem einen oder anderen Nachteil dieser Arbeitsweise gemacht. Auch wenn in unserer schnelllebigen Zeit im beruflichen Bereich oft Multitasking verlangt wird, sollten wir wo immer möglich doch darauf verzichten und Singletasking praktizieren.

Singletasking

Singletasking bedeutet, dass du manuell und gedanklich nur mit einer Aufgabe beschäftigt bist und diese abschließt, bevor du dich einer neuen Aufgabe zuwendest. Wenn du längere Zeit Multitasking betrieben hast, erfordert diese Arbeitsweise zunächst Übung.

Tipps, die das Singletasking erleichtern

Vermeide Ablenkung

Wenn uns eine Aufgabe langweilt oder schwerfällt, lassen wir uns leicht ablenken. Handy oder Laptop sollten möglichst weit entfernt sein, wenn sie nicht zur Erledigung der Aufgabe nötig sind. Archippus musste gesagt werden: „Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst“ (Kol 4,17). Was mag Archippus abgelenkt haben, das diese Aufforderung nötig machte?

Bleib konzentriert

Lass Deine Gedanken nicht abschweifen. Wenn die Aufgabe länger andauert, teile sie in Zeitabschnitte ein, die von Pausen unterbrochen werden. Bei Paulus finden wir diese Konzentriertheit, natürlich nicht bezüglich einer einzelnen Aufgabe, sondern in Bezug auf seine ganze Lebenshaltung, wenn er schreibt: „Eins aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13b.14).

Plane deinen Tag

Beginne den Tag mit dem Herrn Jesus. Suche Ihn im Gebet (s. Ps 88,14). Frage Ihn, was du tun sollst (s. Apg 22,10). Lies morgens das Wort Gottes (s. 2. Mo 16,21). Mache eine „To-do-Liste“ und ordne sie nach Prioritäten (s. 1. Kön 17,13), sofern du die Reihenfolge und Wichtigkeit der Aufgaben selbst beeinflussen kannst.

Nimm dir Zeit für Entspannung

Geht die Arbeit über einen längeren Zeitraum, vielleicht über Tage, so meine nicht, alles am ersten Tag vollenden zu müssen. Plane Ruhephasen ein, die nicht durch zerstreuende Aktivitäten gefüllt werden sollten. Solche Ruhephasen verordnete der Herr auch seinen Jüngern, als Er sagte: „Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus“ (Mk 6,31).

Notiere plötzliche Einfälle

Dauert die Arbeit länger und ist sie monoton, so kann es sein, dass dir während der Arbeit etwas einfällt. Nun unterbrich deine Arbeit nicht, es sei denn, dass das, was dir eingefallen ist, unbedingt zuerst gemacht werden muss, sondern notiere den Gedanken, damit du ihn bei der Fortführung der Arbeit nicht vergisst.

Vorteile des Singletaskings

Es fördert die Selbstdisziplin

Ablenkungen veranlassen uns oft, ihnen nachzugehen. Wenn wir dem widerstehen, üben wir uns in Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin. Das in 2. Petrus 1,6 mit Enthaltsamkeit wiedergegebene griechische Wort könnte auch mit Selbstbeherrschung übersetzt werden. Es bezeichnet den Charakter einer Person, die sich im Zügel hält.

Es verbessert unsere Kommunikation

Wie viele von uns nehmen sich in Gesprächen eine mentale Auszeit und hören nicht mehr zu? Mit Singletasking schenken wir einer anderen Person unsere volle Aufmerksamkeit, wir sind wirklich präsent, wie der Herr es immer war, wenn Er Personen angesehen (s. Mt 19,27; Lk 20,16), sich ihnen zugewandt (s. Lk 7,9; 10,23) oder mit ihnen geredet hat. Auch das wollen wir von Ihm lernen.

Es verbessert unsere Beziehungen

Unsere Beziehungen innerhalb der Familie, zu den Glaubensgeschwistern und zu anderen Personen unseres Umfeldes sind wichtig! Wenn wir mit ihnen Kontakt pflegen, ohne parallel ganz viele andere Dinge zu erledigen, verbessern wir die Beziehungen zu ihnen. Was denkt unser Gegenüber, wenn wir bei einem Gespräch mit ihm immer wieder auf unser Smartphone schauen? Beziehungspflege funktioniert nur richtig mit totaler Zuwendung.

Schwer – aber nicht unmöglich

Dem Schreiber ist bewusst, dass beispielsweise eine Mutter mit mehreren Kindern von Singletasking nur träumen kann. Wie oft wird sie in einer Arbeit unterbrochen, weil sie sich unbedingt einem der Kleinen zuwenden muss! Ähnlich geht es denen, deren Arbeitsfluss immer wieder durch Telefonate oder E-Mails unterbrochen wird.
Der Herr Jesus kennt solche Situationen, etwa als Er auf dem Weg ist, um die Tochter des Synagogenvorstehers Jairus aufzuerwecken und von einer blutflüssigen Frau aufgehalten wird (s. Mk 5,21 ff.). Die Ruhe, mit der der Herr diese Unterbrechung annimmt und sich im dichten Gedränge dieser Frau zuwendet, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, kann uns als Vorbild dienen.

Und wenn einem alles zu viel wird?

Wenn einem alles zu viel wird, kann es hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass nicht jede Überlastung endlos dauert. Wenn beispielsweise die Kinder größer werden und in die Schule gehen, wird eine viel beschäftigte Mutter auch wieder die Zeit finden, einmal eine Arbeit ungestört zu Ende zu bringen.
Das Warten auf bessere Zeiten darf aber nicht zu andauernder Überforderung führen. So wie der Prophet Daniel dreimal am Tag betete, dürfen auch wir immer mal wieder innehalten, um mit des Herrn Hilfe die Aufgaben noch einmal neu zu sortieren und wieder den Überblick zu gewinnen.
Natürlich lassen sich mit diesen Anregungen nicht alle Probleme lösen. Dennoch ist es gut, wann immer möglich, eins nach dem anderen zu erledigen, das aber mit ganzem Herzen. Das ist gut für andere und auch für uns selbst. Und das Ergebnis wird besser sein, als wenn viele Dinge nebeneinander und ohne ganze innere Beteiligung angegangen werden.

Horst Zielfeld

Kein Holzfäller käme auf die Idee, an mehreren Bäumen gleichzeitig zu sägen. Er wird die Säge immer erst dann an den NÄCHSTEN Baum legen, wenn der VORHERIGE Baum ordnungsgemäß gefällt ist und am Boden liegt, so dass keine Gefahr mehr von ihm ausgeht. Alles andere wäre lebensgefährlich für den Holzfäller.

Schule und Einfluss der Eltern – Möglichkeiten nutzen?

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Welche Einflussmöglichkeiten haben wir als Eltern auf die Unterrichtsgestaltung, wie können wir uns einbringen und was ist der richtige Rahmen dazu? Sollen wir uns als Eltern in Gremien wie den Elternbeirat wählen lassen? Und welchen Einfluss können wir auf die praktische Umsetzung (z. B. die vom Lehrer verwendete Literatur) von vorgegebenen Lehrplaninhalten nehmen?

Diese und viele andere Fragen stellen sich Eltern, deren Kinder die Schule besuchen. Neben der Begleitung durch das Gebet bleibt die Frage, ob Eltern darüber hinaus Einflussmöglichkeiten zum Wohl ihrer Kinder nutzen sollten.
Sicher gibt es unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema, die oft auch persönlich geprägt sind. Auch wenn die folgenden Ausführungen nur Gedankenanstöße liefern können und keineswegs als Regeln verstanden werden dürfen, ist es hilfreich, sich damit zu beschäftigen, welche Anhaltspunkte uns Gottes Wort dazu gibt.
Es ist in „Bleibt in mir“ schon darauf hingewiesen worden, dass in Deutschland die Schulpflicht gesetzlich verankert ist und es nicht erlaubt ist, die Kinder zu Hause zu unterrichten: „Die Kinder nicht zur Schule gehen zu lassen, ist also keine Möglichkeit, sie vor unbiblischen Einflüssen zu schützen. Dies stände im Widerspruch zur Aufforderung Gottes, dass wir als Christen der Obrigkeit untertan sein sollen (s. Röm 13,1)“ (Heft 3/2018, S. 38)[1].

Umso wichtiger ist es, dass wir das schulische Geschehen beobachten und uns richtig dazu verhalten, zum Wohl unserer Kinder. Welche Einflussmöglichkeiten haben wir dabei als gläubige Eltern und in welchem Rahmen können wir sie ausüben?
Nun ist es sicher ein Unterschied, ob unsere Kinder eine staatliche oder eine christliche Schule besuchen. Denn das Welt- und Menschenbild unterscheidet sich doch grundlegend, wenn auch die offiziellen Lehrpläne der einzelnen Bundesländer für beide Schulsysteme gleichermaßen gelten.
In christlichen Schulen gibt es eine gemeinsame (eben christliche) Grundausrichtung, wobei es in der praktischen Umsetzung durchaus auch unterschiedliche Auffassungen geben kann. Die folgenden Überlegungen haben deshalb vor allem die staatlichen Schulen im Blick.

In der Welt …

Schule gehört zweifellos zu dem System Welt, dessen Fürst Satan ist. Schon beim Pharao in Ägypten in 2. Mose 10 sehen wir, dass er den Einfluss auf die Kinder der Israeliten unbedingt behalten wollte. Satan weiß, dass in der Jugend wichtige Weichen gestellt werden. Deshalb möchte er so viel Einfluss wie möglich auf unsere Kinder ausüben.
Auf der anderen Seite ist natürlich nicht grundsätzlich alles schlecht, was heute in Schulen gelehrt wird. Auch heute lernen Kinder noch Lesen, Schreiben, Rechnen und vieles mehr, wofür wir wirklich dankbar sein dürfen, auch dafür, dass wir in unserem Land ein Recht auf Bildung und einen relativ hohen Bildungsstandard haben.
Bildung ist in Deutschland Ländersache. Deshalb können Bestimmungen und Lehrpläne Unterschiede im Detail aufweisen. Die Elternmitwirkung ist jedoch in allen Landesverfassungen verankert, und zwar auf zwei Ebenen:

  • Klassenelternbeirat / -pflegschaft und
  • Schulelternbeirat / Elternvertretung.

Die Vorsitzenden dieser Gremien werden durch Mehrheitswahl bestimmt. Nicht immer reißt man sich um diese Posten, so dass manchmal auch gläubige Eltern angesprochen werden, ob sie dieses Amt nicht übernehmen wollen.

… nicht von der Welt

Natürlich kann hier keine eindeutige und verbindliche Antwort gegeben werden. Wie bei allen Entscheidungen im Leben sollten wir den Herrn um Leitung und Weisheit bitten und auch unsere Motive in seinem Licht prüfen, denn auch unser Herz ist trügerisch. Geht es uns insgeheim doch um Ehre in dieser Welt, erhoffen wir uns Vorteile für unser eigenes Kind oder liegt es uns auch hier am Herzen, ein Zeugnis für den Herrn und den Glauben zu sein?
Auch muss bedacht werden, dass man in einem solchen Amt die Interessen aller Eltern zu vertreten hat und es nicht nur um die persönliche Ansicht geht. Manchmal ist es weiser, sich an anderen geeigneten Stellen einzubringen, z. B. durch praktische Hilfeleistung (Würstchen grillen beim Klassenausflug, Klassenzimmer streichen oder Ähnliches).
Als Eltern dürfen und sollen wir bei Elternabenden und Elternsprechtagen natürlich einen Standpunkt vertreten, der dem Wort Gottes entspricht. Dafür haben wir Meinungsfreiheit in unserem Land. Wir müssen allerdings damit rechnen, dass wir für Vorschläge, die biblischen Maßstäben genügen, in der Regel keine Mehrheiten finden werden.

Konkrete Beispiele

Nun möchten wir noch einige konkrete Bereiche beleuchten:

Sexualkunde

Das Bundesverfassungsgericht hat der Unterrichtsbefreiung von Schülern aus religiösen Gründen enge Grenzen gesetzt. Vom Sexualkundeunterricht dürfen Schüler im Regelfall nicht unter Berufung auf Glaubensüberzeugungen fernbleiben, solange die Schule Neutralität und Toleranz gegenüber den erzieherischen Vorstellungen der Eltern wahrt. Dies hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in einem Urteil bestätigt.
Der Sexualkundeunterricht erfolgt in der Regel im 4., im 6. und im 9. Schuljahr (Abweichungen möglich). So heißt es z. B. im zurzeit gültigen Lehrplan für Sexualerziehung an allgemeinbildenden Schulen im Bundesland Hessen:
„Aufgaben und Ziele schulischer Sexu­alerziehung

  • Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen
  • Respekt der sexuellen Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen
  • unterschiedliche Werte und Normen, die durch die kulturelle Herkunft oder Religionszugehörigkeit geprägt sind
  • Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen (LSBTI).“

Dieses Zitat macht deutlich, dass es heute im Sexualkundeunterricht nicht nur um die Vermittlung biologischer Fakten geht, sondern um ethische Grundhaltungen, die der göttlichen Schöpfungsordnung diametral entgegenstehen.
Was können wir da als gläubige Eltern tun?

  • Beten, dass Gott eine feurige Mauer um unsere Kinder bildet und sie bewahrt (Sach 2,9).
  • Intensiv Gespräche mit unseren Kindern führen. Der Aufklärung in der Schule muss unbedingt der Austausch zu Hause entgegengesetzt werden: Wie denkt Gott darüber? Was sagt die Bibel dazu? Wenn möglich, ist die Befestigung der Kinder in der Sicht Gottes schon vor der Behandlung der Themen in der Schule sinnvoll.
  • Das persönliche Gespräch mit den Lehrern suchen. Dabei sollten wir nicht als solche auftreten, die ständig etwas zu kritisieren haben, sondern als solche, die die Frucht des Geistes (s. Gal 5,22) in ihrem Verhalten zeigen. Dann dürfen wir sicher unsere biblisch begründete Sichtweise darlegen und das Ergebnis dem Herrn überlassen. Manchmal wird dann doch eine Ausnahme von der Regel gemacht, zumindest bei bestimmten Aktionen (Filme oder Anderes).
Lektüren im Sprachenunterricht

Die Lektüren, die heute für Jugendliche empfohlen werden, sind häufig durchzogen von Okkultismus, Magie und Unmoral. An manchen Schulen gibt es einen verbindlichen Lektü­rekanon; es ist also festgelegt, welche Lektüren in welcher Jahrgangsstufe gelesen werden sollen.
Auch hier können sich unsere Kinder in der Regel dem Lesen dieser Werke nicht entziehen. Es ist deshalb wichtig, dass wir sie bei der Auseinandersetzung mit den Inhalten begleiten und mit ihnen darüber sprechen. Wenn irgend möglich, sollte zumindest ein Elternteil die Lektüre ebenfalls gelesen haben. Das Gebet ist aber auch hier der wirksamste Schutz. Und bei Bedarf kann auch das Gespräch mit dem Lehrer hilfreich sein.

Es ist wichtig, dass wir unsere Kinder bei der Auseinandersetzung mit den Unterrichtsinhalten begleiten und mit ihnen darüber sprechen.

Religionsunterricht

Der Religionsunterricht wird in der Regel konfessionell unterrichtet. Meist wird auch ein Ersatzunterricht wie Ethik angeboten. Obwohl es auch hierfür einen Lehrplan gibt, steht und fällt der Unterricht doch mit der Person, die das Fach unterrichtet. Deshalb müssen Eltern vor dem Herrn abwägen, welchen Weg sie für ihre Kinder wählen.
Grundsätzlich kann man als gläubiger Christ über jedes Thema sprechen. Denn die Bibel ist in allen Fragen immer noch topaktuell!
Sicher kommt es auch auf den Charakter unserer Kinder an, ob sie sich trauen, öffentlich für die biblischen Wahrheiten einzutreten oder ob sie eher zurückhaltend sind.
Der Ethikunterricht ist nicht unbedingt die bessere Alternative, da auch hier Werte vermittelt werden, die nicht in Übereinstimmung mit der Bibel sind (Philosophie u. a.).

Evolutionslehre

Die Evolutionslehre gilt heute als weltanschaulich und wissenschaftlich gesetzt. Dabei wird in der Regel verschwiegen, dass es sich lediglich um eine Theorie handelt und dass der Schöpfungsglaube auch für anerkannte Wissenschaftler durchaus eine Alternative darstellt.
Unsere Kinder sollten das wissen, damit sie auch entsprechend argumentieren können[2]. Es geht hier nicht um Streitgespräche, aber der Glaube an den Schöpfer darf doch bezeugt werden.

Ermutigung

Es ist wahr, dass die sittlich-moralische Finsternis um uns herum zunimmt und sich auch in den Schulen niederschlägt. Gottes Wort hat uns vorausgesagt, wie die letzten Tage, in denen wir leben, sein werden (s. 2. Tim 3), aber die Bibel enthält auch Beispiele, die uns Mut machen.

Mose

Der kleine Mose wurde zunächst im häuslichen Umfeld verborgen. Dann kam er an den Hof des Pharaos und wurde dort in all der weltlichen Weisheit Ägyptens unterwiesen. Und doch konnte ihm später das Zeugnis ausgestellt werden:
„Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharaos zu heißen, und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung. Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren“ (Heb 11,24-27).
Der Herr hatte ihn bewahrt, so dass er in Ägypten keinen Schaden an seiner Seele genommen hat!

Daniel

Daniel kam unfreiwillig an den Hof des heidnischen babylonischen Königs Nebukadnezar und wurde dort in aller Weisheit der Schriften und der Sprache der Chaldäer unterwiesen (s. Dan 1,4). Zusätzlich sollte er von der Tafelkost des Königs essen und von seinem Wein trinken. Da bestand die Gefahr der Verunreinigung und Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht zu verunreinigen. Wie hat der Herr sich zu ihm bekannt und ihm in vielen Situationen immer wieder geholfen und ihm Gelingen geschenkt!
Unser Herr ist heute noch derselbe und vermag auch unsere Kinder in dieser schwierigen Zeit zu bewahren! Vertrauen wir Ihm!

Andreas Kringe


Fußnoten:

  1. Ein Artikel zum Thema Homeschooling findet sich in Heft 1/2020.

  2. Zu empfehlen ist zum Beispiel das Biologiebuch „Creatio“ von Alexander vom Stein. Es ist das erste deutschsprachige Lehrbuch, in dem das biblische Schöpfungsmodell ausführlich vorgestellt wird. Es eignet sich für Jugendliche ab 14 Jahren. Ausgehend vom heutigen Stand der Wissenschaft werden die Sachverhalte leicht verständlich erklärt.

Wie Gott uns vorbereitet

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Wenn Gott uns Kinder schenkt, dann vertraut Er uns Aufgaben an, die vielleicht neu für uns sind. Aber Gott lässt uns nicht einfach unvorbereitet „losmarschieren“. Er will uns auf diesen besonderen Dienst vorbereiten. Wie das aussehen kann, können wir bei Josua sehen, der das Volk Israel ins Land Kanaan führen sollte. Schon als er in der Wüste Moses Diener war, bereitete Gott ihn durch einige Erfahrungen auf seine große Aufgabe vor.

1. Kampf und Fürbitte

Und Mose sprach zu Josua: Erwähle uns Männer und zieh aus, kämpfe gegen Amalek“ (2. Mo 17,9).
Das kriegerische Volk Amalek hatte die Schwachen und Nachzügler des Volkes angegriffen (s. 5. Mo 25,18). Um weiteren Schaden abzuwenden, war Kampf erforderlich. Tapfer nahm Josua auf den Befehl Moses das Schwert in die Hand. Doch das allein genügte nicht. Mose musste mit erhobenen Händen oben auf dem Berg stehen, um Fürbitte zu tun. Beides zusammen führte zum Sieg über Amalek.
In Amalek, dem ersten Feind, dem das Volk Israel in der Wüste begegnete, finden wir einen Hinweis auf den Teufel, der uns offen angreift (s. 1. Pet 5,8) und die alte Natur in uns als „Bündnispartner“ nutzen will, um uns zur Sünde zu verleiten. Wenn er das tut, dürfen wir keine Kompromisse eingehen, sondern müssen kämpfen. Oft fehlt uns dafür der Mut, aber wir sollen dem Teufel widerstehen, dann wird er von uns fliehen (s. Jak 4,7). Käme es dabei allein auf unsere eigene Kraft und Fähigkeit an, könnten wir den Kampf nicht gewinnen. Wir brauchen die Fürbitte des erhöhten Herrn, den Mose, der oben auf dem Berg die Hände erhebt, vorschattet. Wenn wir unsere Kinder nach christlichen Maßstäben erziehen wollen, werden wir auch als Eltern erleben, wie der Teufel uns offen entgegentritt, zum Beispiel durch ungläubige Lehrer oder Eltern von Mitschülern. Wenn unsere alte Natur dann die Oberhand gewinnt, werden wir nicht standhaft bleiben und eine Niederlage erleben. Deshalb wollen wir den Herrn um Hilfe bitten, standhaft zu bleiben und dem Fleisch keinen Raum zu geben.

2. Gottes Heiligkeit

„Und Mose machte sich auf mit Josua, seinem Diener, und Mose stieg auf den Berg Gottes“ (2. Mo 24,13).
Auf dem Berg Sinai, wo Gott Mose die Tafeln des Gesetzes und die Anweisung zum Bau des Zeltes der Zusammenkunft gab, erschien seine Herrlichkeit in der Wolke. Es war nicht die Herrlichkeit seiner Gnade, sondern seiner Heiligkeit. Deshalb konnten Aaron, seine Söhne und die 70 Ältesten der Wolke nicht nahen (s. 2. Mo 24,1).
Josua hingegen durfte Mose auf den Berg begleiten. Auch wenn er nicht mit Mose in die Wolke hineinging[1]

, bekam er doch einen tiefen Eindruck von Gottes Heiligkeit. Dieser Eindruck prägte seinen weiteren Dienst (s. Jos 5,13 ff.; 7,16 ff.; 23,14 ff.).
Auch als Eltern müssen wir bedenken, dass Gott heilig ist. Er hat Gefallen an allem Guten und Reinen, aber Er verabscheut das Böse. An diesem Maßstab wollen wir die Erziehung unserer Kinder ausrichten, denn auch für uns gilt: Seid heilig, denn ich bin heilig (s. 1. Pet 1,16).

3. Bittere Erfahrung

„Und Josua hörte die Stimme des Volkes, als es jauchzte, und sprach zu Mose: Kriegsgeschrei ist im Lager!“ (2. Mo 32,17).
Als Josua mit Mose vom Berg herabstieg, drang lauter Lärm aus dem Lager an sein Ohr. Josua vermutete, dass das Volk im Kampf gegen Feinde sei. Doch das Gegenteil war der Fall. Nicht Kampf war Grund für den Lärm, sondern der Tanz um das goldene Kalb.
Eine bittere Erfahrung für Josua! Während er oben auf dem Berg etwas von der Herrlichkeit Gottes erleben durfte, musste er nun zusehen, wie unten im Tal das Volk gegen Gott sündigte. Aber das hielt Josua nicht davon ab, im Dienst für Gottes Volk weiterzumachen.
Leider müssen Eltern manchmal erleben, dass ihre Kinder geistlich „abfallen“ und verkehrte Wege gehen. Diese bittere Erfahrung führt vielleicht zu Enttäuschung. Dann wollen wir nicht resignieren, sondern uns vom Herrn die Kraft geben lassen, den Dienst als Eltern weiter zu tun. Vielleicht dürfen wir dann erleben, wie Er mit unseren Kindern doch zum Ziel kommt. So, wie Josua später erlebte, dass Gott sein Volk – trotz des Versagens − ins Land brachte.

4. Gemeinschaft mit Gott

„Sein Diener aber, Josua, der Sohn Nuns, ein Jüngling, wich nicht aus dem Innern des Zeltes“ (2. Mo 33,11b).
Auf dem Berg hatte Mose die Anweisungen für den Bau der Stiftshütte bekommen. Sie sollte mitten im Lager stehen, dort wollte Gott mit den Kindern Israel Gemeinschaft haben (s. 2. Mo 29,42.43). Da das Lager aber wegen des goldenen Kalbes verunreinigt war, war dies unmöglich geworden. Deshalb schlug Mose ein Zelt[2] außerhalb des Lagers auf. Dort gingen er und einige andere hin, um den Herrn zu suchen. Besonders wird hier Josua erwähnt, der nicht aus dem Inneren des Zeltes wich. Er versäumte keinen Augenblick, um die Gemeinschaft mit Gott zu pflegen.
Jeder Dienst für den Herrn, dazu gehören auch unsere Aufgaben als Eltern, setzt persönliche Gemeinschaft mit Ihm voraus. Wir praktizieren diese Gemeinschaft durch die Nähe zu Ihm, die Beschäftigung mit seinem Wort und durch Gebet. Gleichzeitig ist Trennung von dem erforderlich, was nicht mit Ihm in Übereinstimmung ist. Darin müssen wir unseren Kindern Vorbilder sein, wenn wir sie für den Herrn erziehen wollen.

5. Souveränität des „Dienstherrn“

„Und Josua, der Sohn Nuns, der Diener Moses von seiner Jugend an, antwortete und sprach: Mein Herr Mose, wehre ihnen!“ (4. Mo 11,28).
Mose sollte 70 Männer zu seiner Unterstützung zum Zelt der Zusammenkunft bestellen (s. 4.Mo 4,16 ff.). Dort legte Gott den Geist auf sie, damit sie weissagten. Zwei Männer jedoch kamen dem Befehl, zum Zelt zu gehen, nicht nach und weissagten im Lager.
Josua befürchtete, die Autorität Moses würde untergraben werden, und wollte, dass dieser den Männern Einhalt gebot. Aber Mose wies ihn zurecht, weil es nicht um seine Ehre, sondern um die Ehre Gottes ging.
Manchmal geht es uns bei der Erziehung unserer Kinder mehr um uns selbst als um den, der uns diese Aufgabe gegeben hat. Nicht selten stellen sogar andere (z. B. Großeltern) unsere vermeintlichen Fähigkeiten als Eltern in den Vordergrund. Wenn wir Kinder großziehen dürfen, geht es nicht um uns, sondern allein um Ihn! Er soll entscheiden, was wir tun und wie wir es tun! Dabei soll Er verherrlicht werden!

6. Glauben

„Und Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, von denen, die das Land ausgekundschaftet hatten, zerrissen ihre Kleider und sie sprachen zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sagten: Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, das Land ist sehr, sehr gut. Wenn der Herr Gefallen an uns hat, so wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben, ein Land, das von Milch und Honig fließt“ (4. Mo 14,6-8).
Angesichts der Feinde im Land Kanaan zweifelte das Volk Israel daran, dass Gott ihnen das Land geben konnte. Als die Kundschafter zurückkamen und von der Übermacht der Feinde berichteten, geriet das Volk in Angst und wollte zurück nach Ägypten. Auch Josua und Kaleb hatten natürlich die Riesen Enaks gesehen.

Aber sie glaubten trotzdem an die Zusage Gottes, dass es ein gutes Land war und dass die Riesen nicht verhindern konnten, dass Gott es ihnen geben würde.
Glaube ist absolutes Vertrauen in alles, was Gott gesagt hat! Ein Christ lebt „durch Glauben, nicht durch Schauen“ (2. Kor 5,7). Oft lassen wir uns jedoch durch das leiten, was wir sehen. Im Glauben zu handeln, heißt aber nicht, unnüchtern − ohne gesundes Urteil − zu sein. Auch als Eltern können wir vorhandene Schwierigkeiten nicht einfach ignorieren. Aber wir dürfen wie Josua und Kaleb auf Gottes Zusagen vertrauen. Er wird uns helfen, Schwierigkeiten zu überwinden.

7. Ermutigung

„Und er gebot Josua, dem Sohn Nuns, und sprach: Sei stark und mutig! Denn du sollst die Kinder Israel in das Land bringen, das ich ihnen zugeschworen habe; und ich will mit dir sein“ (5. Mo 31,23).
Kurz vor dem Einzug ins Land übertrug Mose Josua vor dem ganzen Volk die Aufgabe, dieses ins Land zu führen (s. 5. Mo 31,7). Was Josua in diesem Augenblick gedacht hat, wissen wir nicht. Aber er hatte das widerspenstige Volk 40 Jahre lang erlebt und wusste, wie schwer es sein würde, dieses zu führen. Jetzt brauchte er Ermutigung, und wer konnte ihm diese besser geben als Mose? Später ist es Gott selbst, der Josua vor der Überquerung des Jordans fünfmal zuruft, stark und mutig zu sein.
Wenn wir an die Herausforderungen denken, die manchmal wie Berge vor uns als Eltern stehen, könnten wir den Mut verlieren. Vielleicht sind es sogar unsere Kinder selbst, die uns mutlos machen. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Er selbst uns Mut und Stärke geben will. Auch für uns als Eltern gilt es, „stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“ zu sein (Eph 6,10).

Fazit

Kinder sind ein Geschenk Gottes, und Eltern zu sein, ist ein großer Segen. Heute ist Kindererziehung sicher herausfordernder denn je. Aber wir dürfen uns von Ihm auf diese Aufgabe vorbereiten lassen, egal ob wir im Begriff stehen, Eltern zu werden, oder es schon sind. Wir werden erleben, wie Er die Wege ebnet. Und diejenigen, die vielleicht ihre „aktive Elternzeit“ schon hinter sich haben, können − so wie Mose für Josua (s. 5. Mo 31,8) − für jüngere Eltern „Mutmacher“ sein.

Henning Panthel


Fußnoten:

  1. Nach Kapitel 24,2 sollte Mose allein dem Herrn nahen. Josua ging zwar mit auf den Berg, wird aber erst wieder erwähnt, als Mose herabstieg (s. 2. Mo 32,17).

  2. Es war noch nicht die Stiftshütte, die in 2. Mose 25-27 beschrieben wird, das Innere des Zeltes war also nicht das spätere Heiligtum, welches seinen Platz nach Gottes Gedanken in der Mitte des Lagers fand, nachdem die Sünde des Volkes gesühnt war.

Rat und Vorbild in schweren Zeiten

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Wir blenden Jahre zurück: Im Nachkriegsdeutschland leidet die Bevölkerung großen Mangel. Die Kriegsjahre mit all ihrer Not und dem Elend sind zwar vorüber, aber die tiefen Wunden sind noch nicht geheilt.

Es ist eine Zeit der Erweckung: Die Säle zur Verkündigung des Evangeliums füllen sich. Viele Menschenherzen öffnen sich für die gute Botschaft: Sie nehmen den Herrn Jesus bewusst als ihren persönlichen Heiland an und werden „reich in Gott“.
Die Menschen arbeiten fleißig, Deutschland wird zum „Wirtschaftswunderland“. Aber zugleich nehmen die irdischen Dinge die Herzen mehr und mehr in Beschlag, auch die der Kinder Gottes.
Einsichtsvolle Brüder beobachten mit Besorgnis manche ungute Entwicklung in den Häusern. Sie stellen sich die Frage: Wie können wir das Herz unserer Geschwister erreichen und nicht nur das Gewissen, damit Herzensentschlüsse zu treuer Nachfolge gefasst werden? Wissen wir doch: „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm“ (1. Joh 2,15). Das wäre traurig!
Ernste Bemühungen an einem Ort waren gescheitert. Gut gemeinte Ermahnungen fruchteten nicht. Doch die Liebe gibt nicht auf!
Der unter den Geschwistern geschätzte Lehrer und Hirte Adolf Henrich [1908-1987] wurde um Hilfe gebeten. Der Bruder sagte zu und besuchte die Familie.
Als Ergebnis konnte Adolf Henrich später berichten:
Das, was in der Familie ein Problem geworden war, ist entfernt worden. Dankbare Erleichterung und Freude waren die Folge!
Aber wie, so fragten sich die Brüder, konnte diese gute Entwicklung erreicht werden? Diese Frage wurde im Gespräch auch Adolf Henrich vorgelegt.
Seine bescheidene Antwort lautete in etwa so:

Als wir in der Runde zusammensaßen, legte der Herr es mir aufs Herz, ihnen unseren gemeinsamen kostbaren Glauben vorzustellen. Mein Herz war bewegt und ich durfte ihnen den Heiland vor Augen malen, der schöner ist als die Menschensöhne (s. Ps 45,3). So stand die göttlich große Liebe des Herrn Jesus vor unserem inneren Auge: Sein Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha, sein Gehorsam bis zum Tod – ja, bis zum Tod am Kreuz. Unsere Herzen wurden von dieser vollkommenen Liebe ergriffen (s. Phil 2,8; 1. Joh 4,18). Nachdem wir im Gebet mit Dank unser Herz vor Ihm ausgeschüttet hatten, verabschiedete ich mich. Der Hausherr begleitete mich noch bis zur Haustür. Dann schaute er mir in die Augen und sagte: ‚Adolf – danke für deinen Besuch – und das, was den Brüdern Not gemacht hat, werde ich wegtun. Sag ihnen das bitte!‘.“

Der eigentliche Anlass des Besuchs war gar nicht angesprochen worden. Der Hausherr und Familienvater spürte das liebevolle Wirken des Herrn. Ihm wurde bewusst: Hier ist eine Entscheidung gefragt: Entweder Christus oder die Welt.
Wir leben heute in den letzten Tagen: „Der Herr ist nahe“ (Phil 4,5). Satan unternimmt alle Anstrengungen, um die Herzen der Heiligen zu betören. Dabei sind uns seine Gedanken nicht unbekannt (s. 2.Kor 2,11). Gerade in unserer Zeit sind die Gefahren vielfältig. Der Unruhestifter will die Kinder Gottes vom Herrn abziehen und die Herzen der Geschwister entzweien, ja, Zwietracht und Ärgernis anrichten. Sein Motto ist: Täuschen – Trennen – Zerstören!
Das darf ihm nicht gelingen. Denn nur da, wo man einträchtig beieinander wohnt, hat der Herr den Segen verordnet (s. Ps 133,1).

Lassen wir uns zu gegenseitigen „Bemühungen der Liebe“ ermuntern (1. Thes 1,3). Der Apostel Paulus ist uns darin ein Vorbild: Wie ein Vater seine eigenen Kinder, hat er ermahnt und getröstet (s. 1. Thes 2,11) „durch die Sanftmut und Milde des Christus“ (2. Kor 10,1). Nicht das Gewissen, sondern das Herz muss erreicht werden und über das Herz das Gewissen.
Adolf Henrich ist bereits beim Herrn – im Paradies Gottes, wo es „weit besser“ ist (Phil 1,23). Aber er hat uns ein nachdrückliches Beispiel hinterlassen und ermahnt uns heute noch mit folgenden Worten:

„Willst du das Gewissen eines Menschen erreichen, dann gehe über das Herz! Gehst du über das Gewissen direkt, dann erreichst du nie das Herz.
Wer zieht dem Wanderer den Mantel aus? Der Wind? Die Kälte? Der Sturm? Nein, er zieht ihn fester zu. In der Sonne zieht er ihn von selbst aus.“
Im Glauben leben, Heft 8/2021, S. 30, CSV Hückeswagen

Der Herr bewirke unter uns in seiner Gnade „das Wollen und das Wirken, zu seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13).

Friedhelm Müller

Wie auch der Christus

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Nachdem der Epheserbrief die großartige Stellung der Kinder Gottes beschrieben hat und der ganze Ratschluss Gottes für die Glaubenden persönlich und gemeinschaftlich vorgestellt wurde, geht es ab Kapitel 4 um das praktische Verhalten derer, die in Christus so reich gemacht sind. Wir werden aufgefordert, würdig der Berufung zu wandeln, mit der wir berufen worden sind, denn Stellung und Praxis sollen zusammenpassen.

Himmlische und irdische Beziehungen

Das betrifft auch die Beziehungen, in denen wir uns auf der Erde befinden. Ein großer Teil der Belehrungen, die Paulus dazu gibt, bezieht sich auf die Ehe und die Familie (s. Eph 5,22-6,4). Dabei erkennen wir, dass die irdischen Beziehungen von Gott nach dem Muster der himmlischen Beziehungen eingerichtet worden sind.
Gott hat die Ehe entsprechend der Beziehung zwischen Christus und der Versammlung gestiftet, die im Ratschluss Gottes bereits bestand, bevor er die Welt und die Menschen geschaffen hat.
Weiter lernen wir, dass die irdischen Beziehungen geprägt sein sollen durch das, was die himmlischen Beziehungen ausmacht. Die Männer sollen beispielsweise ihre Frauen lieben, wie Christus die Versammlung liebt. Und schließlich wird uns mitgeteilt, dass die irdischen Beziehungen uns auch helfen, die himmlischen Beziehungen besser zu verstehen.
Die Tatsache, dass ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen wird, stellt Paulus als einen Hinweis auf das große Geheimnis von Christus und seiner Versammlung vor.

„Als dem Herrn“

So gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den irdischen und den himmlischen Beziehungen. Diesen Zusammenhang können die Menschen ohne Gott nicht verstehen. Aber wir als Glaubende verstehen ihn und das gibt uns für unser Verhalten in den irdischen Beziehungen eine besondere Motivation!
Grundsätzlich gelten Gottes Gedanken über die Beziehungen in Ehe und Familie für alle Menschen. Aber nur die Glaubenden haben das neue Leben und den Heiligen Geist, um diese Gedanken richtig zu verstehen. Nur sie sind daher in der Lage (durch das neue Leben) und haben die Kraft (durch den Heiligen Geist), entsprechend den Gedanken Gottes zu leben.
Paulus benutzt drei Formulierungen, um uns in unserem praktischen Verhalten mit dem Herrn Jesus zu verbinden:

  1. „als dem Herrn“
  2. „wie der Christus“
  3. „im Herrn“

„Als dem Herrn“

Wenn er die Frauen auffordert, den Männern untergeordnet zu sein „als dem Herrn“ (Eph 5,22), dann dürfen die Frauen den Herrn Jesus in ihrem Mann sehen. Sie ordnen sich ihrem eigenen Mann unter, als würden sie sich dem Herrn Jesus unterordnen. Auch wenn der Mann sich nicht so verhält, wie der Herr Jesus sich verhalten würde, hilft dieser Blick der Frau und macht ihr die Unterordnung in der richtigen Haltung einfacher.

„Wie der Christus“

Die Männer werden aufgefordert, ihre Frauen zu lieben, wie der Christus die Versammlung geliebt hat (s. Eph 5,25). Dieser Vergleich („wie“) wurde auch schon in Verbindung mit der Unterordnung der Frau unter den Mann gemacht (s. Eph 5,24). Jetzt wird er im Blick auf das Verhalten der Männer wiederholt, wenn sie aufgefordert werden, ihre Frauen zu nähren und zu pflegen (s. Eph 5,29).
Diese Formulierung macht deutlich, dass der Herr Jesus und seine Beziehung zu seiner Versammlung der Maßstab und das Vorbild für die Liebe der Männer zu den Frauen sind. Der Vergleich mit unserem eigenen Verhalten beschämt uns Männer und wir bitten den Herrn Jesus, uns dabei zu helfen, diesem Maßstab mehr und besser zu entsprechen. Auch wenn wir ihn niemals erreichen werden, kann es keinen anderen Maßstab für uns geben. Wir sollten keine Entschuldigung suchen, wenn wir ihm nicht entsprechen!

„Im Herrn“

Die Kinder werden aufgefordert, ihren Eltern „im Herrn“ zu gehorchen (Eph 6,1). Diese Worte zeigen, dass der Herr Jesus der Bezugspunkt und die Kraft für unser Verhalten ist. In der Gemeinschaft mit Ihm finden wir die gute Ausrichtung und die Kraft für das, was wir tun, ob als Kinder oder als Eltern.[1]

So finden wir eine klare Orientierung für unsere irdischen Beziehungen durch die Verbindung mit dem Herrn Jesus und die himmlischen Beziehungen. Das spornt uns an, als Männer unsere Frauen zu lieben, als Frauen den Männern untergeordnet zu sein und als Kinder den Eltern zu gehorchen.
Auch die Ausübung der Autorität in der richtigen Haltung, die Gott uns als Eltern gegeben hat, wird in Verbindung mit dem Herrn gebracht. Die Zucht und Ermahnung, die wir als Väter und Eltern gegenüber unseren Kindern ausüben, soll durch den Herrn Jesus selbst geprägt sein (s. Eph 6,4).
Leben wir so, dann wird es Segen für unsere Beziehungen bedeuten und wir werden zu einem lebendigen Beispiel für die Beziehungen zwischen Christus und seiner Versammlung. Was für ein Ansporn ist das!
Herr Jesus, hilf uns dabei, unsere irdischen Beziehungen nach dem himmlischen Vorbild zu leben!

Christian Rosenthal


Fußnoten:

  1. Dass der Gehorsam der Kinder ihren Eltern gegenüber aufhört, wenn sie ein selbständiges Leben führen, ist nicht Thema dieses Artikels. Es kommt die Zeit, in der ein Kind erwachsen geworden ist und Vater und Mutter verlässt. Dann hört der Gehorsam auf, auch wenn das Kind die Eltern weiterhin ehrt, sogar über ihren Tod hinaus.

Christ sein – das hat Konsequenzen für das Leben (Teil 3)

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Zweimal kommt das Wort „Christ“ in der Apostelgeschichte vor, einmal im ersten Petrusbrief. Dort zeigt Petrus auf, dass es Konsequenzen für das Leben hat, seinen Weg als Christ zu gehen.
„Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch. Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt; wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen“ (1. Pet 4,14-16).

Das große Thema des ersten Petrusbriefes lautet: „Durch Leiden zur Herrlichkeit“. Petrus macht seinen (jüdischen) Briefempfängern deutlich, dass die Leiden, durch die sie zu gehen hatten, nichts Ungewöhnliches waren, sondern dass es auf diesem Weg zur Herrlichkeit gehen würde. Als Beispiel stellt er ihnen den Herrn Jesus vor, dessen Weg ebenfalls durch Leiden zur Herrlichkeit geführt hat.
Immer wieder kommen diese beiden Schlüsselworte „Leiden“ und „Herrlichkeit“ in seinem Brief vor. In Kapitel 4 zeigt er, dass es sein kann, dass ein Mensch deshalb leidet, weil er etwas Böses getan hat und zum Beispiel ein Mörder oder ein Dieb geworden ist. Solche Leiden sollten Christen nicht erdulden. Allerdings gibt es Leiden, die wir als „Christ“ erdulden – und darüber können wir uns sogar freuen.
Hierbei erkennen wir wieder etwas für uns:

  1. Christsein ist ein Bekenntnis für diese Erde: Petrus greift hier unter der Leitung des Heiligen Geistes das Wort „Christ“ auf und verbindet es mit einem Namen. Es ist der Name, den die Menschen den Gläubigen gegeben haben. Dieser Name ist mit Leiden und deshalb mit dieser Erde verbunden. Im Himmel gibt es keine Leiden mehr und dort sind wir keine „Christen“ mehr. Wir werden nie aufhören, „Kinder“ und „Söhne“ Gottes zu sein. Christen hingegen sind wir so lange, wie wir auf der Erde ein Bekenntnis zu Christus ablegen.
  2. Als „Christ“ leiden wir: Wer sich als Christ zu dem Namen Christi bekennt, muss damit rechnen, zu leiden, wie Christus gelitten hat[1], der hier auf der Erde abgelehnt wurde. Menschen, die Ihm jetzt folgen (Christen), müssen damit rechnen, dass sie ebenfalls abgelehnt werden und leiden. Viele Christen auf der Erde erleben das täglich hautnah und mit voller Wucht. Wenn die meisten Leser dieser Zeilen das weniger erfahren, stimmt uns das einerseits dankbar, andererseits stellt sich die Frage, ob es nicht zugleich mit unserer Inkonsequenz in der Nachfolge und im Zeugnis zu tun hat. Der Grundsatz bleibt, dass jeder, der sich bewusst auf die Seite des abgelehnten Jesus Christus stellt, mit Unannehmlichkeiten (zumindest Unverständnis und Spott) zu rechnen hat (s. 2. Tim 3,12).

Christen haben keinen Grund, sich zu schämen, sondern sollen Gott verherrlichen: Wer wollte von sich behaupten, er habe sich nie geschämt, sich als Christ zu Christus zu bekennen? Es fällt den meisten von uns leicht, sich allgemein als „Christ“ zu outen. Wenn es jedoch darum geht, sich konsequent zu Christus zu bekennen, sieht die Sache häufig leider anders aus. Pe­trus macht uns Mut, indem er uns sagt, dass es keinen Grund gibt, sich zu schämen (und Petrus hat es in seinem Leben bewiesen). Anstatt uns zu schämen, sollten wir Gott „in diesem Namen“ verherrlichen. Das kann sich einerseits auf den Namen „Christus“ beziehen, andererseits auf den Namen „Christ“.
Genau das sollte in unserem Leben als Christen der Fall sein. Gott möchte durch unser Verhalten hier auf der Erde geehrt werden, indem wir so leben, dass es zu unserem Bekenntnis zu Christus passt.

Gott zu verherrlichen, geschieht einerseits durch Worte (indem wir Gott loben und preisen), andererseits jedoch durch
unsere Lebensführung. Wenn Gott verherrlicht wird, wird etwas von seinen herrlichen Eigenschaften gesehen.

Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Christ zu sein ist mehr als ein äußeres Bekenntnis zu einer bestimmten Religion oder einem Glaubensbekenntnis. Die drei Stellen, in denen das Wort vorkommt, zeigen uns, was es wirklich bedeutet.
Es ist erstens eine Frage unseres persönlichen Lebensstils. Es geht zweitens um eine bewusste Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Drittens ist Christsein mit der Bereitschaft verbunden, für Christus zu leiden und gleichzeitig Gott in unserem Leben zu verherrlichen.

Ernst-August Bremicker


Fußnoten:

  1. Dabei geht es nicht um die sühnenden Leiden Christi in den drei Stunden der Finsternis (s. 1. Pet 3,18), sondern um seine Leiden auf seinem ganzen Weg bis zu diesem Augenblick, die für uns vorbildhaften Charakter haben (s. 1. Pet 2,21).

Auf seinem Herzen

Aquarell von Arthur Rossel-Blaser, © Beröa-Verlag, Zürich

Bei der Anordnung über die Anfertigung des Brustschildes spricht Gott dreimal davon, dass etwas auf dem Herzen Aarons sein soll, wenn er ins Heiligtum hineingeht (s. 2. Mo 28,29.30). Aaron soll

  • die Namen der Söhne Israels an dem Brustschild des Gerichts auf seinem Herzen tragen,
  • die Urim und die Tummim auf dem Herzen tragen, wenn er vor den Herrn hineingeht,
  • das Gericht der Kinder Israel beständig auf seinem Herzen tragen vor dem Herrn.

Das Brustschild (2. Mo 28,15-30)

Nach der Anordnung für das Ephod, das charakteristische Kleidungsstück des Hohenpriesters, folgt die Verfügung über die Anfertigung des Brustschildes. Es war eine quadratische Stofftasche, auf deren Außenseite zwölf verschiedene, in Gold gefasste Edelsteine, befestigt waren, auf welche die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren.
In die Tasche wurden die Urim und die Tummim gelegt. Die Tasche sollte wie das Ephod in Kunstweberarbeit aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus gemacht werden.
Diese Stoffe weisen auf verschiedene Herrlichkeiten unseres Hohenpriesters, des Herrn Jesus, hin. Er ist der Sohn Gottes, der vom Himmel gekommen ist und im Himmel ist. Er ist der König der Könige, aber auch der Messias seines Volkes Israel und der vollkommene, reine Mensch und Diener. Die vier Schreiber der Evangelien betonen jeweils eine dieser Herrlichkeiten. Sehr ausführlich beschreibt Gott dann, wie das Brustschild an dem Ephod befestigt werden sollte.

So wie Aaron die Namen der Stämme Israels auf seinem Herzen trug, trägt der Herr Jesus jeden Einzelnen der Seinen beständig auf seinem Herzen vor Gott.


Ein wesentlicher Unterschied

Aaron diente täglich sowohl am Altar im Vorhof, als auch im Heiligtum. Der Herr Jesus dagegen ist auf Golgatha einmal für Sünden gestorben (s. Heb 10,12) und dann für immer in das nicht mit Händen gemachte Heiligtum, den Himmel selbst, eingegangen (s. Heb 9,24). Er lebt jetzt dort allezeit, um sich für uns zu verwenden (s. Heb 7,25).

Er trägt uns auf dem Herzen

So wie Aaron die Namen der Stämme Israels auf seinem Herzen trug, trägt der Herr Jesus jeden Einzelnen der Seinen beständig auf seinem Herzen vor Gott. Ich habe im Neuen Testament nur eine Schriftstelle gefunden, wo von dem Herzen Christi die Rede ist. Es ist Philipper 1, wo Paulus in Vers 8 schreibt: „Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne mit dem Herzen Christi Jesu“. Eindrücklicher kann Paulus die Stärke seiner Sehnsucht nach den Philippern nicht beschreiben.
Bei dem Herrn selbst kommt sein Verlangen zum Ausdruck, wenn Er zu den Jüngern sagt: „Ich werde euch wiedersehen“ (Joh 16,22). Er sagt nicht, dass sie Ihn wiedersehen werden. Wie lässt dieser Satz in sein Herz blicken. Er liebte seine Jünger so sehr (s. a. Joh 13,1). In der gleichen Weise liebt Er uns. Und Er ist ein barmherziger Hoherpriester, der voll innigen Mitgefühls ist (s. Heb 2,17; Jak 5,11).

Er trägt die uns betreffenden Entscheidungen auf dem Herzen

Aaron trug nicht nur die zwölf Edelsteine auf dem Herzen, sondern auch die Urim und Tummim. Durch sie beantwortete Gott Fragen (s. 4. Mo 27,21; 1. Sam 28,6; Esra 2,63). Sie scheinen wie eine Art Los gebraucht worden zu sein. Ob es Steine waren, die geworfen wurden, oder etwas anderes, wissen wir nicht.
Saulus hatte eine ganz wichtige Frage, nachdem der Herr ihm auf dem Weg nach Damaskus erschienen war: „Was soll ich tun, Herr?“. Der Herr gab ihm eine klare Antwort für den nächsten Schritt. Weiteres würde Saulus dann mitgeteilt werden (s. Apg 22,10). In einem Lied heißt es: „Weiß ich den Weg auch nicht, Du weißt ihn wohl.“
Und wenn Er auf unsere Fragen nicht antwortet? Dann kann es sein, dass etwas in unserem Leben vorhanden ist, was die Gemeinschaft mit Gott behindert. Prüfen wir uns in einem solchen Fall ernstlich vor dem Herrn und tun es weg! Oder die Zeit für diese Entscheidung ist noch nicht gekommen und wir müssen uns in Geduld üben. Keinesfalls sollten wir nach Gutdünken selbst entscheiden.

Er trägt unsere Rechtssache auf dem Herzen

Als Letztes lesen wir, dass Aaron das Gericht der Kinder Israel beständig auf seinem Herzen vor dem Herrn tragen soll. Mit Gericht ist hier nicht Verurteilung gemeint, sondern Rechtsprechung, die ja vor Gericht auch geschieht. In 5. Mose 17,8-13 und 21,5 finden wir die Bestätigung dafür.
Vom Herrn Jesus lesen wir, dass Er „gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1. Pet 2,23). Er tat dies gemäß der Worte, die Jesaja prophetisch über ihn schrieb: „Doch mein Recht ist bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott“ (Jes 49,4). Wenn nun unsere Rechtssache auf seinem Herzen ist, sollen wir dann noch unser Recht suchen? Die Korinther brachten Streitsachen unter Brüdern vor weltliche Gerichte. Paulus muss sie dieserhalb ernst ermahnen (s. 1. Kor 6,1-8).

Er trägt alles beständig

Aaron trug sowohl die Namen der Söhne Israels als auch ihr Gericht beständig vor dem Herrn auf seinem Herzen. Es fällt auf, dass das Wort „beständig“ sehr oft bei den Anordnungen für das Heiligtum und den Opferdienst vorkommt. Hierzu einige Beispiele. Beständig

  • sollen die Schaubrote aufgelegt werden (s. 2. Mo 25,30),
  • sollen die Lampen angezündet werden (s. 2. Mo 27,20),
  • soll das Brustschild auf dem Herzen Aarons sein (s. 2. Mo 28,29),
  • soll das goldene Schild an der Stirn Aarons sein (s. 2. Mo 28,38),
  • soll ein Räucherwerk vor dem Herrn sein (s. 2. Mo 30,8).

Alle diese Vorkommen sprechen von dem beständigen Dienst des Herrn Jesus für uns bei Gott. „Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 7,25).

O Liebe ohnegleichen!
Kein Sinn kann je erreichen,
Wie Du, o Herr, uns liebst.
Vergaßest Deine Schmerzen,
trugst die nur auf dem Herzen,
Die Du so unaussprechlich liebst.
aus „Geistliche Lieder“, Lied 64 Strophe 1

Horst Zielfeld

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