Wir haben in den letzten Ausgaben darüber nachgedacht, wie Josia in jungen Tagen den Gott seines Vaters David suchte und wie er eine persönliche Beziehung zu seinem Gott lebte. In seiner Regierungszeit fand die letzte Erweckung im Zwei-Stämme-Reich Juda und Benjamin statt. Sie war besonders gekennzeichnet durch die persönliche Treue und Hingabe Josias, durch das Wiederentdecken des Wortes Gottes und dadurch, dass das Passah gefeiert wurde, das von den Tagen der Richter an während einer Zeit von etwa 400 Jahren nicht mehr gefeiert worden war (s. 2. Kön 23,21-23).
Umso tragischer ist das Ende des Lebens Josias. Er war über weite Strecken ein sehr gottesfürchtiger König. Zwischen seinem 16. und seinem 26. Lebensjahr hatte Gott ausschließlich Positives über ihn zu berichten. Als er 26 Jahre alt war (im 18. Jahr seiner Regierung), befand er sich auf einer Glaubenshöhe. Die Gnade Gottes hatte an seinem Herzen gewirkt, er hatte sich diesem Wirken geöffnet und auch das Volk mit in die Erweckung hineingenommen.
In 2. Chronika 35,20 wird mit den Worten: „Nach all diesem …“, ein neuer Abschnitt im Leben Josias eingeleitet. Josia befand zu diesem Zeitpunkt am Ende seiner Regierungszeit, die 31 Jahre dauerte (s. 2. Chr 34,1), und war somit etwa 39 Jahre alt. Was sein Alter betraf, stand er eigentlich in der Mitte seines Lebens, als Gott diesen ernsten Abschnitt begann. Gott hält noch einmal fest, dass „er das Haus des Herrn eingerichtet hatte“. Doch ein Leben, das Gott gebrauchen konnte, ging nun leider tragisch zu Ende. Wir sehen die Notwendigkeit der Warnung im Neuen Testament: „Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle“ (1. Kor 10,12).
Den Worten „nach all diesem“ war etwas vorausgegangen. Gott hatte etwa 13 Jahre lang geschwiegen. In dieser Zeit gab es aus der Perspektive Gottes nichts über Josia zu berichten. Ein Schweigen kann manchmal deutlicher reden als Worte.
Wir wollen nicht spekulieren, was im Leben Josias geschehen war. Aber wir können uns fragen, ob es in unserem Leben auch Zeiten gibt, in denen Gott keine Frucht finden kann, die wie unbeschriebene Blätter in einem Buch sind. Wir sind vielleicht mit Eifer und Hingabe vorangegangen, haben das Wort Gottes studiert, die Zusammenkünfte mit Freuden besucht und dann treten Umstände ein, die unser Glaubensleben erlahmen lassen. Vielleicht haben wir falsche Prioritäten im Leben gesetzt, falsche Freundschaften gepflegt, das Lesen des Wortes Gottes in der Hektik des Alltags vernachlässigt oder was auch immer.
Um bewährt zu sein, gilt es im Glauben weiterzugehen und den geistlichen Besitz in der rechten Gesinnung festzuhalten und zu bewahren. Ein Leben mit dem Herrn ist kein „Selbstläufer“. Wir brauchen täglich die gelebte Gemeinschaft mit unserem Herrn, um in Prüfungen standhaft zu bleiben.
Wir könnten auch sagen: „Alter schützt vor Torheit nicht.“ Wir finden leider einige Beispiele von älteren Männern im Alten Testament – und damit auch als Warnung für uns –, die gefallen sind oder im Glauben nachgelassen haben. Das war bei Salomo so, das war bei Hiskia so und hier bei Josia ebenfalls. Wie unsere Herzen stehen, wird zum Zeitpunkt einer Prüfung offenbar. Diese kam bei Josia, als Neko, der König von Ägypten, heraufzog, um am Euphrat zu kämpfen (s. 2. Chr 35,20). Es war eine Situation, die Josia nichts anging, denn Neko kam nicht gegen ihn.
Was tat nun Josia? Er zog Neko entgegen, um gegen ihn zu kämpfen. Wir wissen nicht, was ihn dazu bewogen hat. Wir lesen jedoch leider nichts davon, dass er Gott befragte, ob er hinaufziehen solle oder nicht. Er handelte unabhängig von Gott.
Ganz im Gegensatz zu David, der in 2. Samuel 5 auf Geheiß Gottes gegen die Philister hinaufzog. Als kurze Zeit später scheinbar die gleiche Situation wieder eintrat, hätte David doch denken können: „Nun, beim letzten Mal sollte ich hinaufziehen, also werde ich es wieder tun.“ Aber wir sehen, dass er wieder den Herrn befragte, und der Herr zeigte ihm dieses Mal einen anderen Weg. David blieb abhängig von seinem Gott und das hätte Josia hier auch bleiben sollen.
Bei uns ist das nicht anders. Es ist notwendig (auch in zunehmendem Alter), in der Abhängigkeit von unserem Herrn voranzugehen, um bewahrt zu bleiben vor einem Fall. Ein wichtiges Kennzeichen dafür ist ein aktives Gebetsleben.
Es ist auch nicht unsere Aufgabe, uns in Angelegenheiten der Welt einzumischen oder zu versuchen, Dinge in dieser Welt in Ordnung zu bringen. Wir finden keinen Hinweis in der Bibel, das zu tun. Uns in die Politik einzumischen bedeutet Niederlage. Unsere Aufgabe als Himmelsbürger ist es, „für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen“ (Jud 3) und in Absonderung von der Welt ein Zeugnis für den Herrn zu sein. Wir sollen für die Obrigkeit beten und, solange sie nichts von uns verlangt, was gegen Gottes Wort ist, untertan sein (s. Tit 3,1). Alles andere dürfen wir getrost unserem Gott überlassen, Er setzt die Regierungen ein (s. Röm 13,1) und lenkt das Weltgeschehen. Josia hatte Sorgfalt aufgewandt, sich von gottesdienstlich Bösem zu trennen – und das war gut so. Aber er hätte die gleiche Sorgfalt aufwenden sollen, sich von der Welt getrennt zu halten. Auch wir stehen in der Gefahr, das eine zu betonen und hochzuhalten und das andere zu vernachlässigen.
Der nächste Fehler Josias war, dass er nicht auf den Rat des Pharaos Neko hörte, der – das sagt uns Gottes Wort ausdrücklich – aus dem Mund Gottes kam. Er sagte in 2. Chronika 35,21: „Gott hat gesagt, dass ich eilen solle. Steh ab von Gott, der mit mir ist, dass er dich nicht verderbe!“
Gott benutzte hier den König von Ägypten, um Josia von einem falschen Weg umkehren zu lassen. Er ist souverän in der Wahl seiner Mittel, Er kann auch einen heidnischen Herrscher benutzen. Gott ließ Josia nicht einfach laufen. Aber Josia wollte nicht darauf hören. Gottes Wort, was ihm über weite Strecken seines Lebens so wichtig und der Maßstab für sein Handeln war, machte plötzlich keinen Eindruck mehr auf ihn. In Psalm 32,8 lesen wir einen wichtigen Vers: „Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten.“ Josia hörte hier leider nicht auf den Rat Gottes. Er hatte die Blickrichtung zu seinem Gott verloren. Meinte er, es besser zu wissen als Gott?
Lasst uns das Wort Gottes als verbindlichen Maßstab für unsere Entscheidungen und Wege festhalten. Wenn wir uns mit Gottes Wort unter Gebet beschäftigen und es tun, wird dessen Wert für unsere Herzen zunehmen. Dann leben wir unter dem Segen Gottes und bleiben bewahrt.
Ein weiterer Aspekt, in dem Josia versagte: Er wandte sein Angesicht nicht von Neko ab, sondern wollte weiter gegen ihn kämpfen. Das tat er nun auf eine sehr listige Weise, indem er sich verstellte. Er „verkleidete sich, um gegen ihn zu kämpfen“ (V. 22). Er trat also anders auf, als er wirklich war. Das ist Schauspielerei und damit Heuchelei, doch wir sollen echt und wahrhaftig sein. Immer, wenn wir etwas von Verkleidung in Gottes Wort lesen, ist es negativ. Bei Tamar ging es um Hurerei (s. 1. Mo 38,14), bei Saul um Okkultismus (s. 1. Sam 28,8), bei Ahab um das Verschleiern der Identität, um sich zu schützen (s. 1. Kön 22,30).
Was soll uns stattdessen kennzeichnen? In Römer 13,14 werden wir aufgefordert, „dass wir den Herrn Jesus Christus anziehen“ sollen. Es soll etwas von Ihm, von seinen Charakterzügen, in unserem Leben gesehen werden (s. a. Kol 3,12-17).
Josia wurde in dem Kampf, der ihn nichts anging, schwer verwundet. Er wurde nach Jerusalem gebracht und starb dort. So nahm ein zunächst hingebungsvolles Leben ein trauriges Ende, weil es nicht mehr in Abhängigkeit von Gott und im Gehorsam Ihm gegenüber gelebt wurde.
Das Ende Josias ist beschämend und doch bleibt Gott in seinem Fazit nicht bei dem Versagen stehen. Er erwähnt in seinem „Schlusswort“ die „guten Taten, nach dem, was im Gesetz des Herrn geschrieben steht“ (2. Chr 35,26). Josia hatte die Gedanken Gottes noch einmal dem Volk vorgestellt und durch die Gnade Gottes eine Erweckung bewirkt. Das erkennt Gott an – wie gnädig ist Er!
Der Herr gibt uns im letzten Abschnitt des Lebens Josias ein warnendes Beispiel. Es ist eine Sache, gut anzufangen und eine andere, dabei zu bleiben. Diese Warnung soll uns ermutigen, an der Hand unseres Herrn voranzugehen. Ob Alt oder Jung, wir brauchen Ihn und die Gemeinschaft mit Ihm jeden Tag, um einen guten, einen gesegneten und einen bewahrten Weg zu gehen.
Dirk Mütze
Dir will ich folgen, wohin Du gehst,
stets bei Dir bleiben, wo Du auch stehst.
Du bist mein Meister, mein Gott, mein Herr,
Du bist mein Retter, den ich verehr!
Es ist auffallend, dass bei der Nennung der Könige von Juda und Israel[1] häufig nicht nur der Name des Vaters, sondern auch derjenige der Mutter genannt wird. In den meisten Fällen nimmt die Bibel dabei keine Bewertung vor, ob der mütterliche Einfluss auf den Königssohn positiv oder negativ war.
Da der Name der Mutter nicht regelmäßig erwähnt wird, wohl aber der Name des Vaters, scheint es doch bedeutungsvoll zu sein, wenn der Name der Mutter ausdrücklich genannt wird. Vielleicht hat gerade in diesen Beispielen die Mutter einen besonderen Einfluss auf ihr Kind gehabt – mal zum Guten, mal zum Schlechten. Darüber wollen wir in diesem Artikel etwas nachdenken, ohne dadurch den Einfluss der Väter als zweitrangig einzustufen.[2]
Rehabeam, der Sohn Salomos, war der erste König über das Südreich Juda. Seine Mutter war Naama, eine Ammoniterin (s. 1. Kön 14,21). Salomo hatte Hunderte Frauen und leider auch Frauen aus den Nationen, die Feinde des Volkes waren (s. 1. Kön 11,1.2). Diese Frauen beeinflussten Salomo negativ, so dass sich sein Herz auch den Götzen dieser Frauen zuneigte (s. 1. Kön 11,4). Eine dieser Frauen war Naama, die Mutter des Königs Rehabeam. Leider trieb Rehabeam nach seinen ersten guten Regierungsjahren den Götzendienst und den moralischen Verfall in Juda voran (s. 1. Kön 14,22-24). Darüber hinaus heiratete Rehabeam Maaka, eine Tochter Absaloms und Enkelin Sauls, und auch ihr Sohn Abijam führte das sündige Verhalten seines Vaters weiter (s. 1. Kön 15,1-3). Abijams Mutter war ihm vermutlich keine Hilfe und stellte ihm nicht die Abscheulichkeit des Götzendienstes vor.
Im 10-stämmigen Nordreich sah die Situation nicht besser aus. Wenige Jahrzehnte nach obigen Ereignissen regierte der gottlose König Ahab in Israel. Er heiratete die Götzendienerin Isebel, die Tochter des Königs von Sidon, und beide verehrten den Götzen Baal (s. 1. Kön 16,29-33). Es ist nicht verwunderlich, dass ihr Sohn Joram ebenfalls tat, „was böse war in den Augen des Herrn“, wenngleich er die Bildsäule des Baal wegtat (s. 2. Kön 3,1-3).
Eine familiäre Verbindung zwischen den Königshäusern Juda und Israel kam schließlich durch die Schwester oder Halbschwester Ahabs, Athalja, zustande (s. 2. Chr 22,1-4). Sie heiratete in das jüdische Könighaus ein und nahm auf ihren Sohn Ahasja einen nachdrücklich negativen Einfluss: „denn seine Mutter war seine Ratgeberin zum gottlosen Handeln.“
Diese Beispiele sind auch eine Warnung an alle heiratswilligen Männer und Frauen. Es ist doch sehr darauf zu achten, mit wem eine Ehe eingegangen wird. Die Frage, ob es zum geistlichen Nutzen von möglichen Kindern ist oder nicht, sollte bei dieser Entscheidung eine wesentliche Rolle spielen.
Gott sei Dank gibt es aber auch viele positive und motivierende Vorbilder in Gottes Wort.
Zunächst sind da die beiden Könige von Juda, Amazja, der Sohn von Joas und Joaddan (s. 2. Kön 14,1-3), sowie Asarja (oder Ussija), dessen Eltern Amzaja und Jekolja waren (s. 2. Kön 15,1-3). Von beiden Königen wird gesagt, dass sie taten, „was recht war in den Augen des Herrn“, wenngleich unter ihrer Regierungszeit das Volk noch auf den Höhen opferte.
Über ihre beiden Mütter wird interessanterweise bemerkt, dass sie von Jerusalem waren. Ein leicht zu überlesender Hinweis, aber doch lehrreich. Diese beiden Frauen kannten die Stadt Jerusalem, das Zentrum des Gottesdienstes, wo Gott geopfert werden sollte, den Ort des Tempels, die auserwählte Stadt – denn sie stammten von dort. Anders als in anderen Städten Israels waren sie quasi täglich mit den gottesdienstlichen Tätigkeiten konfrontiert. Sicherlich war ihnen auch die Bedeutung bewusst, die dieser Ort für Gott hatte, so wie Er es bereits Mose gesagt hatte (s. 5. Mo 12,10-14). David nahm dann diese Stadt in Besitz (s. 2. Sam 5,6-9) und Salomo baute dort den Tempel (s. 1. Kön 6-8). Vielleicht schätzten auch sie diese Stadt wert und ebenso den Tempel und den Gottesdienst. Diese Gedanken Gottes über Jerusalem werden sie wohl an ihre Söhne weitergegeben haben.
Das darf auch heute Mütter ermutigen, ihren Kindern Gottesdienst nach biblischer Anweisung und die Anbetung Gottes und des Herrn Jesus vorzustellen und wertvoll zu machen. Wenn man eine eigene Wertschätzung davon hat, werden die Kinder das empfinden. Durch Gottes Gnade dürfen auch heute noch Kinder erzogen werden, die das tun, „was recht ist in den Augen des Herrn“.
Auch vom gottesfürchtigen König Hiskia wird der Name der Mutter, Abi, die Tochter Sekarjas, mitgeteilt (s. 2. Kön 18,1-3). Man kann vermuten, dass Abi aus einem gottesfürchtigen Haus kam.[3] Obwohl Abis Ehemann der böse König Ahas war (s. 2. Kön 16), war ihr Sohn Hiskia ein treuer König, der die Götzenbildnisse in Juda vernichtete. Vermutlich hatte der positive Einfluss seiner Mutter eine stärkere Wirkung auf Hiskia als die bösen Machenschaften seines Vaters Ahas. So konnte in einem schwierigen, sogar gottfeindlichen Umfeld ein treuer Mann heranwachsen, dem ein so hervorragendes Urteil in der Bibel gegeben wird: „Er vertraute auf den Herrn, den Gott Israels; und nach ihm ist seinesgleichen nicht gewesen unter allen Königen von Juda noch unter denen, die vor ihm waren. Und er hing dem Herrn an, er wich nicht von ihm ab; und er hielt seine Gebote, die der Herr Mose geboten hatte“ (2. Kön 18,5.6).
Viele Mütter erziehen ihre Kinder in einem schwierigen Umfeld, vielleicht gibt es einen ungeistlichen oder gar ungläubigen Ehemann und Vater. Dieses Beispiel aus alter Zeit darf Mut machen, trotz Widerständen die Kinder für den Herrn zu erziehen.
Dann wird noch von zwei Königen Judas berichtet, die bereits im Kindesalter auf den Thron kamen. Es handelt sich zum einen um Joas (s. 2. Kön 12) und zum anderen, etwa 200 Jahre später, um Josia (s. 2. Kön 22,1.2; 2. Chr 34.35).
In erster Linie wird die positive Prägung Joas’ durch den Priesters Jojada betont (s. 2. Kön 12,3), doch wird wohl auch seine Mutter Zibja während seiner Kindheit einen guten Einfluss auf ihren Sohn ausgeübt haben. Joas lag es am Herzen, das Baufällige am Tempel auszubessern. Das belegt, dass Joas das Haus Gottes am Herzen lag – eine Eigenschaft, über die sich sicher auch seine Mutter gefreut hat.
Von Josia wird ausdrücklich betont, dass er auf den Wegen seines Vaters David ging und ebenso wie Joas mit großer Energie Renovierungsarbeiten am Tempel veranlasste (s. 2. Kön 22,5). Auch seine Mutter Jedida wird namentlich erwähnt. Da Josia erst 8 Jahre alt war, als er König wurde, wird auch sie während seiner Kindheit und vermutlich auch in seinen ersten Jahren als König einen guten Einfluss auf ihn gehabt haben. Das ist umso bemerkenswerter, da Amon, Jedidas Mann und der Vater Josias, ein böser König war (s. 2. Kön 21,19-22).
Es ist nichts Neues, dass die Mütter von Beginn an einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder haben. Da auch die Mütter dieser jungen Könige namentlich in der Bibel erwähnt werden, dürfen Mütter sich auch heute ermutigt fühlen, ihre Kinder für Gott zu erziehen und ihnen bereits in jungen Jahren die Dinge vorzustellen, die für Gott von großem Wert sind.
Marco Steih
Fußnoten:
Häufige Nennungen der Königsmütter sind in 1. Könige 14.15; 2. Könige 14.15 und 18-23 sowie 2. Chronika 24-29 zu finden. Weitere gute Beispiele sind z. B. Hanna, die Mutter Salomos (s. 1. Sam 1.2) und Lois und Eunike, Großmutter und Mutter von Timotheus (s. 2. Tim 1,5).
Der Mann als Haupt trägt vor Gott die Hauptverantwortung, auch im Blick auf die Erziehung der Kinder.
Es wird von einem gottesfürchtigen Sekarja berichtet, der vielleicht ihr Vorfahre war (s. 2. Chr 26,5).
Unsere persönlichen Kontakte prägen uns mehr, als wir vielleicht manchmal denken. Sie zeigen auch, wo unsere Interessen liegen. Dabei müssen wir unfreiwillige und freiwillige Kontakte unterscheiden.
Mit unseren Berufskollegen, den Nachbarn, den Mitschülern oder Miteltern in der Schule haben wir Kontakte, die wir uns nur bedingt aussuchen können. Aber wir müssen vorsichtig sein, und diese Kontakte dürfen sich nicht vertiefen, wenn sie unserem Glaubensleben schaden. Nicht umsonst warnt Paulus die Korinther: „Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1. Kor 15,33).
Für die Wahl meiner Freunde und der Personen, mit denen ich meine Freizeit verbringe, bin ich dagegen selbst verantwortlich. Ich muss mir die Frage stellen, ob sie mein Glaubensleben fördern oder nicht. Ich muss darüber nachdenken und beten, ob sie mich positiv oder negativ beeinflussen.
Es erfordert eine gewisse Glaubensenergie, bewusst Kontakt zu gottesfürchtigen Menschen zu suchen und zu pflegen, die mich im Glauben fördern. Solche Kontakte sollte ich suchen und ein solcher Kontakt sollte ich selbst für andere sein. Dann wird es einen gegenseitigen Nutzen geben (s. Röm 1,11.12).
Neben dem guten Vorbild in der Frage der Auswahl von Kontakten haben wir als Eltern auch die Verantwortung, die Kontakte im Auge zu behalten, die unsere Kinder pflegen. Ob im realen oder im virtuellen Leben – es lauern Gefahren und gerade junge Herzen sind leicht zu beeinflussen.
Bei allem vergessen wir nicht, dass der beste und wichtigste „Kontakt“ die persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus ist. Im guten und engen Umgang mit Ihm – durch das Lesen der Bibel und das Gebet – werden wir Freude haben sowie Wegweisung und Kraft finden, die richtigen Kontakte zu unseren Mitgläubigen und Mitmenschen zu haben.
Christian Rosenthal
Paulus macht in seiner Abschiedsrede an die Ältesten von Ephesus deutlich, dass die Versammlung in späteren Zeiten äußeren und inneren Angriffen ausgesetzt sein wird:
Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen. Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden [Anmerkung: Angriff von außen], die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen [Angriff von innen], die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her
Heutzutage liegt die Gefahr eines Angriffs von außen immer mehr im modernen Selbstkult begründet, der unser alltägliches Umfeld maßgeblich kennzeichnet. Begriffe wie Selbstfindung, Selbstliebe, Selbstwertgefühl, Selbstbestimmung (die seit November 2024 sogar rechtmäßig im Selbstbestimmungsgesetz verankert ist!), Selbstbewusstsein, Selbsterkenntnis oder Selbstverwirklichung prägen die heutige Zeit in zunehmender Weise.
Dieser Selbstkult wird in nahezu allen Lebensbereichen gepflegt. Sozial- und geisteswissenschaftliche Studiengänge wie Psychologie oder die daraus abgeleitete Psychotherapie stellen das eigene Selbst in den Mittelpunkt und erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Nicht von ungefähr hat sich innerhalb von 10 Jahren die Anzahl der Psychologiestudenten in Deutschland mehr als verdoppelt (Quelle: Centrum für Hochschulentwicklung [CHE], 2023).
Ein weiteres Beispiel: Unlängst ist der Begriff „brat“ in Großbritannien zum Wort des Jahres 2024 gekürt worden. Dieser Begriff steht in der aktuellen Definition des Collins Dictionary für eine selbstbewusste und unabhängige Haltung, für Selbstakzeptanz und Rebellion. Bisher wurde mit dem Wort im Englischen ein freches, unartiges Kind beschrieben …
Der Trend des Selbstkultes ist ein Zeichen der letzten Tage, in denen wir leben. Davon gibt uns Gottes Wort im 2. Timotheusbrief eine klare Beschreibung: „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend …“ (2. Tim 3,1.2a). Die folgende Aufzählung kennzeichnet im Detail unsere Zeit und beginnt mit der Selbstsucht des Menschen – wie aktuell ist Gottes Wort!
Ist dieser Trend nun ein belangloses Zeitgeschehen um uns her oder könnte es für uns als Nachfolger Christi dabei auch gefährlich werden? Kann diese zeitgemäße Denkweise auch zu einem inneren Angriff auf das persönliche Glaubensleben und damit auch auf das gemeinsame Versammlungsleben werden?
Jedenfalls müsste uns Gott nicht durch den 2. Timotheusbrief davor warnen, wenn die Gefahr nicht bestehen würde. Und wie schnell kann es gehen: Wenn das eigene Ich in den Vordergrund tritt, ist der Maßstab des Handelns und Denkens auf einmal das, was man selbst gerne tun möchte oder wie man sich gerade fühlt – und nicht mehr das, was nach Gottes Wort richtig oder falsch ist. Der innere Angriff Satans hat dann schon (unbemerkt) begonnen.
Doch Gottes Wort bleibt der unverfälschte Maßstab und nicht das eigene, trügerische Empfinden. Gottes Wort sieht den Menschen immer in Bezug zu seinem Schöpfer-Gott und in Abhängigkeit zu Ihm. Die philosophischen Vordenker unserer heutigen Gesellschaft (wie Nietzsche oder Freud) dagegen lösen den Menschen bewusst aus dieser Abhängigkeit zu Gott heraus und stellen ihn als eigenständige Person hin, die sich selbst finden und ihrer selbst bewusst werden muss.
Eigentlich ist dies nichts Neues, denn schon Satan handelte im Garten Eden nach dem gleichen Prinzip: Er stellte Gottes Wort infrage und den Menschen unabhängig von Gott in den Mittelpunkt. Das zeigt sich in seinen Worten: „Sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1. Mo 3,5).
Das ist die Wurzel der Selbstsucht der Menschen, die heute als höchstes Ziel tugendhaft angestrebt wird.
Gott, der Schöpfer, hat es so eingerichtet, dass der Mensch sich selbst (sein eigenes Fleisch) nicht hasst, sondern es nährt und pflegt. Das ist die normale und gesunde Situation, wie sie vom Schöpfer gewollt ist.
So sagt der Herr Jesus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22,39). Das bedeutet: Wie der natürliche Mensch sich unaufgefordert selbst liebt, sollen wir den Nächsten lieben. Das war der Maßstab im Alten Testament. Im Neuen Testament gibt der Herr Jesus ein neues Gebot. Wir sollen einander lieben, wie Christus uns geliebt hat (s. Joh 13,34). Dabei werden wir dem anderen den höheren Stellenwert einräumen und das eigene Ich zurückstellen, wie der Herr Jesus sich selbst für uns hingegeben hat.
Durch den Sündenfall ist die natürliche Eigenliebe, die der Schöpfer in den Menschen hineingelegt hat, entartet. Das zeigt sich auch in der Selbstsucht und Selbstliebe, wie sie in der heutigen Zeit vertreten und gelebt wird. Doch das neue Leben befähigt den Gläubigen, dem eigenen Ich den richtigen Platz zu geben.
Gottes Wort zeigt uns das völlige Gegenteil vom Selbstkult des Menschen. Es fordert uns auf, die Eigenliebe in Nächstenliebe umzusetzen und möchte uns dazu bringen, vom eigenen Selbst weg auf Christus zu schauen:
So wollen wir auf Ihn blicken, der sich selbst zu nichts machte (s. Phil 2,7). Christus dachte immer an die Verherrlichung seines Vaters und an die Bedürfnisse der Seinen. Er war auch unmittelbar vor Golgatha intensiv mit seinen Jüngern beschäftigt und stellte dabei auf eine beeindruckende Weise seine eigenen Belange zurück (s. Joh 13-16).
So wollen wir Ihn lieben, nach seinem Willen fragen und für Ihn leben – und nicht mehr uns selbst. Welch eine wunderbare Lebensausrichtung im Gegensatz zur vorherrschenden Selbstsucht der Menschen in unserer Zeit! Allein der Blick auf Ihn bewahrt uns vor diesen inneren Angriffen – sowohl persönlich als auch gemeinschaftlich.
Matthias Wölfinger
Und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.
Ich warte auf den Herrn, meine Seele wartet; und auf sein Wort harre ich. Meine Seele harrt auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, die Wächter auf den Morgen.
Wie oft im Leben müssen wir warten! Als Kinder warten wir darauf, dass wir groß werden, später warten wir auf einen Ausbildungsplatz, warten auf bessere Tage, warten auf Heilung, warten in der Schlange vor der Kasse, warten beim Zahnarzt oder warten einfach vor der Ampel, bis sie von Rot auf Grün umschaltet. Eine Studie in den USA soll ergeben haben, dass der Amerikaner sich im Durchschnitt fünf Jahre seines Lebens in Warteschlangen gedulden muss! Wenn ich Christ bin, kommt noch ein wichtigeres Warten hinzu: das Warten auf den Willen Gottes und auf seine Anweisungen.
Da Warten unvermeidlich ist, ergibt sich die Frage: Wie soll ich warten? Wenn ich ein guter Zeuge des Herrn Jesus sein will, sollte ich dann nicht geduldig warten, ohne mich zu beklagen? Und ohne Untätigkeit, denn wir können immer mit etwas Gutem beschäftigt sein. Eine positive Haltung beugt der Neigung vor, nervös, gereizt oder ängstlich zu werden. Ich kann die Wartezeit auf gute Weise nutzen: Ich kann über einen Bibelvers nachdenken, der mir gerade einfällt, oder einige Zeilen im kleinen Neuen Testament oder meiner „Pocketbibel“ lesen, die ich immer bei mir habe. Und noch eine positive Erfahrung kann ich machen: Ich kann beten und Gott loben für alles, was Er mir gibt, wie etwa sein wunderbares Heil in Jesus Christus. Ich kann auch alle meine Anliegen oder auch die Nöte meiner Freunde und Nachbarn vor Ihn bringen und für das Heil derer beten, die Ihn noch nicht als ihren Heiland kennen.
Nutzen wir die Momente des Wartens, indem wir „die gelegene Zeit auskaufen, denn die Tage sind böse“ (Eph 5,16). Heute ist der Tag, an dem ich dem Herrn und zu seiner Ehre leben kann!
aus Hilfe und Nahrung, Jahrgang 2004
Habakuk ist ein gutes Beispiel für die richtige Haltung beim Warten. Er hatte Gott seine Fragen vorgestellt, um dann auf die Warte zu treten und seine Antwort zu erwarten.
Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden wird und was ich erwidern soll auf meine Klage.
Der Jakobusbrief ist ein sehr praxisbezogener Brief, in dem unser praktisches Glaubensleben direkt angesprochen wird. Ziel des Briefes ist es, dass unser Glaube inmitten des bekennenden Volkes Gottes lebendig und sichtbar wird. Jakobus spricht viele grundlegende Punkte unseres Glaubenslebens an, zum Beispiel den Umgang mit dem Wort Gottes, mit Prüfungen oder Versuchungen sowie das Verhalten der Gläubigen untereinander. Ein besonderes Thema, das sich durch den ganzen Brief zieht, ist das Gebet. Jakobus nennt mindestens zehn Punte, die unser persönliches Gebetsleben betreffen. Allein die Anzahl macht deutlich, wie wichtig das Gebet für unser praktisches Glaubensleben ist.
Schauen wir uns diese Bibelstellen einmal mit dem Ziel an, (wieder neu) motiviert zu werden, ein frisches und umfassendes Gebetsleben zu führen.
Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen.
In Kapitel 4 gibt Jakobus die allgemeinste Aufforderung zum Gebet. Deshalb stellen wir diesen Vers an den Anfang. Jakobus spricht in diesem Abschnitt von Feinden (dem Fleisch, der Welt und dem Teufel), aber auch von Hilfsquellen (der Schrift [s. V. 5], der Gnade [s. V. 6] und den göttlichen Personen). Zentral ist der oben zitierte Vers 8.
Gott zu nahen bedeutet, seine Gegenwart zu suchen – und das tun wir im Gebet. Das ist das Schönste an der Zeit, die wir im Gebet verbringen: Wir sind aktiv in der Nähe Gottes. Wir verbringen bewusst Zeit mit Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus, indem wir mit Ihnen reden. Dazu braucht es kein konkretes Anliegen, keine Not, keine Frage. Wir können Gott erzählen, was uns freut, was wir erlebt haben, was uns beschäftigt oder was wir an Ihm und in seinem Wort gefunden haben.
Wenn wir das tun, werden wir erfahren, dass Gott sich uns naht. Natürlich ist Gott uns immer nahe. Aber Jakobus appelliert an unsere Verantwortung und stellt eine wunderbare Antwort Gottes in Aussicht. Wer sich Ihm naht, wird Gottes Gegenwart bewusst erfahren. Das hat auch Asaph erfahren, nachdem er in das Heiligtum gegangen war: „Doch ich bin stets bei dir“ (Ps 73,23). Deshalb konnte er am Ende sagen: „Ich aber, Gott zu nahen ist gut für mich“ (V. 28). Das Gleiche können wir erfahren, wenn wir uns trotz Familienleben, Arbeit und anderen Aufgaben Zeit nehmen, um Gott zu nahen.
Wenn aber jemand Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden.
Jakobus spricht gleich zu Beginn seines Briefes ein ernstes Thema an: Prüfungen durch die verschiedensten Umstände; Prüfungen, die Glauben und Ausharren erfordern. Und gerade dann brauchen wir Weisheit von Gott. Gerade dann brauchen wir Hilfe, wie wir uns nach seinen Gedanken verhalten sollen. Mit diesem Mangel an Weisheit, den wir oft haben, dürfen wir im Gebet zu Gott kommen.
Wir wollen dies anhand von Beispielen konkretisieren:
Das sind echte und oft schwere Prüfungen. Und dann gilt es, auszuharren. Dabei merken wir schnell, dass wir oft nicht genau wissen, wie wir Gottes Wort in den konkreten Situationen umsetzen können. Doch dafür haben wir das Gebet. Und Gott will uns Weisheit schenken, wenn wir Ihn darum bitten.
Jakobus schließt daran den ernsten Gedanken an, dass dies Vertrauen voraussetzt. Wenn wir daran zweifeln, dass Gott unsere Bitte erhört, meinen, dass Er vielleicht die falsche Antwort gibt oder unser Vertrauen neben Gott auf andere Hilfsquellen setzen, werden wir nie etwas aus seiner Hand annehmen können. Wenn wir aber vertrauensvoll und rückhaltlos um Weisheit bitten, wird Gott sie uns gerne und ohne Vorwurf geben.
Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater.
Dieser Vers steht in der Mitte eines Abschnitts, in dem es um unsere Zunge geht. Leider reden wir oft vorschnell und manchmal auch das Falsche. Jakobus trifft die Feststellung: Mit unserer Zunge preisen wir Gott. Deshalb sind böse und falsche Worte völlig unangebracht. Der ganze Abschnitt soll uns sensibilisieren für unser Reden. Doch dieser kurze Satz soll uns auch motivieren, „den Herrn und Vater“ zu preisen.
Unser Gebetsleben ist manchmal sehr von Bitten geprägt. Und es stimmt, dass wir mit unseren Anliegen zu Gott kommen dürfen. Aber wie steht es mit dem Lob? Die Apostel waren nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus „allezeit im Tempel und lobten und priesen Gott“ (Lk 24,53). Dazu hatten sie viele Gründe: Sie hatten etwas vom Leben des Herrn Jesus miterlebt, waren Ihm nach seinem Tod am Kreuz als Auferstandenem begegnet, hatten seine Gnade erfahren und gesehen, wie Er in den Himmel aufgenommen wurde.
Und wir? Wir haben darüber hinaus noch viele weitere Gründe, Gott zu preisen. Denken wir zum Beispiel an den Segen, den Er uns geschenkt hat, und an die Hoffnung, die wir haben. Aber wir können Gott auch für „jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk“ preisen (Jak 1,17). Für unsere Familien, für unsere Glaubensgeschwister, für unsere Arbeit … Es gibt noch viele andere Gründe. Gott freut sich, wenn wir uns auch Zeit nehmen, Ihn persönlich im Gebet zu loben und zu preisen.
Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.
Diese beiden Verse sind ernst – und herzerforschend. Jakobus nennt Hindernisse für ein glückliches Gebetsleben. Das eine ist die Unabhängigkeit, das andere sind falsche Motive.
Im ersten Fall wird erst gar nicht gebetet. Vielleicht denken wir auch manchmal, dass wir das eine oder andere gut selbst schaffen können – und zwar so, wie wir es für richtig halten. Aber das kann nicht unsere Lebenshaltung sein. Wenn wir uns dessen bewusst sind, wie sehr wir von Gott abhängig sind, dann gehen wir ins Gebet, und zwar für jeden Bereich unseres Lebens: für unser persönliches Leben mit all seinen Fragen und Entscheidungen, für unsere Ehe, für die Erziehung und Begleitung unserer Kinder, für unser Leben im Volk Gottes und auch für unseren Beruf. Wenn wir in dieser bewussten Abhängigkeit von Gott leben, dann werden wir auch erfahren, dass Gott der „Hörer des Gebets“ ist (Ps 65,3).
Im zweiten Fall wird zwar gebetet, aber es gibt trotzdem keine Gebetserhörung. Das kann verschiedene Gründe haben, und wir wollen vorsichtig sein in der Beurteilung. Aber es kann auch daran liegen, dass wir die falschen Motive haben. Die Sache, um die wir bitten, mag gut sein – aber der Grund, warum wir darum bitten, können eigene Begierden sein. So war es damals bei den Pharisäern (s. Mt 6,5) und so kann es leider auch bei uns sein. Vielleicht betet eine Mutter darum, dass ihre Kinder dem Herrn treu nachfolgen. Das ist eine wichtige Bitte. Wenn das Motiv jedoch ist, dass sie als Mutter vor anderen gut dasteht, dann ist es eine „üble Bitte“. Vielleicht betet ein Bruder um einen nützlichen Dienst. Das müssen wir unbedingt tun, aber mit dem richtigen Motiv.
Wir merken, wie herzerforschend diese Verse sind. Doch Gott will uns nicht entmutigen. Im Gegenteil: Er will uns ermutigen, in Abhängigkeit von Ihm zu leben und mit aufrichtigen Gebetsanliegen zu Ihm zu kommen.
Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun.
In dem Abschnitt von Vers 13 bis Vers 17 des 4. Kapitels lesen wir nicht direkt vom Gebet. Aber es geht Jakobus wieder um die Haltung der Abhängigkeit – und die drückt sich eben auch durch Gebet aus. Wenn wir sagen würden: „Heute oder morgen wollen (oder werden) wir …“, dann fehlen die Abhängigkeit und das Gebet. Es geht nicht darum, dass wir keine Pläne machen dürfen; es geht auch nicht darum, die Worte dieses Verses als Floskel hinter alles zu setzen. Es geht darum, dass wir unsere Überlegungen im Gebet mit dem Herrn besprechen und uns seinem Willen überlassen. Das hatte Paulus getan. Er hatte den großen Wunsch, nach Rom zu gehen – aber nur „durch den Willen Gottes“ (s. Röm 1,10). Er hatte einen Auftrag und bat sogar die Geschwister in Rom um Fürbitte. Doch er überließ es dem Willen Gottes (s. Röm 15,30-32).
Wir wollen lernen, für unsere Überlegungen und Entscheidungen (mehr) zu beten. Dann dürfen wir erleben, wie Er uns führt. Das ist gemeint, wenn es heißt: „Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten“ (Ps 32,8). Dazu müssen unsere Augen aber auch im Gebet auf Ihn gerichtet sein (s. Ps 123,1.2).
„Naht euch Gott“ – sei es, um einfach Gemeinschaft mit Ihm zu haben, sei es, wenn uns Weisheit fehlt, sei es, um Ihn zu loben, sei es, um in Abhängigkeit von Ihm zu leben.
Mario Wolff
Bedrückende Lasten, depressive Erkrankungen und Angststörungen, ein erhöhter subjektiver Stresslevel, angespannte oder gedrückte Stimmung – gegen alles das sind auch Christen nicht immun. Das hat die Zeit der Corona-Pandemie vielen noch einmal schmerzhaft vor Augen geführt. Manch einer leidet noch heute unter den Langzeitfolgen einer Infektion.
Die meisten können sich wohl noch an die 3-G-Regel während der Corona-Zeit erinnern, die über viele Wochen den Alltag bestimmte. Diese Regel erinnerte mich an ein Lied von Margret Birkenfeld, das die Überschrift „Die 5 ‚G‘“ trägt. In diesem Lied weist sie uns auf fünf wichtige G-Regeln hin, die uns als Christen in Tagen von Kummer und Sorgen froh machen können.
„Kennst du schon, kennst du schon die fünf „G“
auf dem neuen Weg mit Jesus? Hör und versteh:
Das erste „G“ heißt „Glauben“, das zweite „Gottes Wort“,
das dritte heißt „Gehorsam“. Wer setzt die Reihe fort?
Das vierte „G“, ich weiß es schon, ist das „Gebet“,
als fünftes noch „Gemeinschaft“ kommt, damit man feste steht, weil das allein nicht geht.
Nun kennst du, nun kennst du die fünf „G“
auf dem neuen Weg mit Jesus. Brauch sie und besteh!“
Ja – wir wandeln im Glauben und noch nicht durch Schauen. Doch Glaubende werden glückselig gepriesen, denn „glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!“ (Joh 20,29). Nachdem wir den errettenden Glauben als Geschenk Gottes bei unserer Bekehrung empfangen haben, darf sich nun unser Glaubensblick Tag für Tag auf den auferstandenen und verherrlichten Herrn richten, den „Anfänger und Vollender des Glaubens“ zur Rechten Gottes (Heb 12,2).
Würden wir doch nur mehr auf Ihn blicken statt auf die Umstände. Die Folge wäre: „Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit“ (Kol 1,11)!
„Brauch dieses ‚G‘ und besteh“!
Welch ein Reichtum, Gottes Wort, die Heilige Schrift, in Händen zu haben! Lesen wir fleißig darin, vertiefen wir uns in sein gutes Wort und sinnen über das Gelesene nach! (s. Ps 1,2; 119,97.148).
Wir empfangen Stärkung im Glauben und Wegweisung in allen Lebensfragen. Es ist das „Wasser, was uns reinigt“ und enthält eine Fülle von Verheißungen, auf die wir uns ganz fest stützen dürfen (s. Jos 21,45).
„Brauch dieses ‚G‘ und besteh“!
Wenn wir Gottes Wort lesen, dann mit dem Wunsch: Ich möchte Gott durch Gehorsam ehren – nicht nur ein „Hörer“ sein, sondern auch „Täter“. Die Folge: Wir werden „glückselig“ sein in unserem Tun (s. Jak 1,25). Die Liebe zu dem Herrn Jesus, unserem Heiland, der für unsere Sünden litt und starb, soll uns ein Ansporn sein, sein Wort in unserem Leben zu befolgen. Gottes Wort wird sodann „unsere Weisheit und unser Verstand“ sein (s. 5. Mo 4,6).
„Brauch dieses ‚G‘ und besteh“!
Jemand hat das Gebet „das Atmen der Seele“ genannt. Ohne Sauerstoff können wir nicht leben. Und ohne Gebet durch den Tag zu gehen, bedeutet, den wesentlichen Teil unserer „Waffenrüstung“ gegen die Listen des Teufels zu vernachlässigen: „Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist, und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“ (Eph 6,18).
Wie oft hat sich unser Herr Jesus zum Gebet zurückgezogen, Er, der stets im Gebet war (s. Lk 5,16; Ps 109,4).
„Brauch dieses ‚G‘ und besteh“!
Ohne Gemeinschaft mit anderen gläubigen Menschen können wir nicht bestehen.
Nimm eine der glühenden Kohlen aus dem Ofen und lege sie für sich allein hin – wie schnell kühlt sie ab. Der Feind unserer Seelen liebt Zeiten von „sozialer Distanz“.
Auch die ersten Christen verharrten unter anderem in der „Gemeinschaft“ (s. Apg 2,42).
Suchen wir die Gemeinschaft mit Kindern Gottes im Hören auf Gottes Botschaft und schätzen wir das gemeinsame Gebet als ein Vorrecht!
Vertraue IHM und: „Brauch dieses ‚G‘ und besteh“!
Der Gott der Hoffnung will dich segnen und bewahren!
Er erfülle dich mit aller Freude und allem Frieden im Glauben – bis Er kommt!
Friedhelm Müller
Unsere Zeit ist geprägt von einer immer schneller werdenden Abfolge gesellschaftlicher Umbrüche, geopolitischer Veränderungen und Regierungskrisen. Immer häufiger erleben wir sozialen Unfrieden, Krieg und Gewalt sowie unkalkulierbare Risiken in der lokalen und globalen Wirtschaft. Parallel entwickeln sich Digitalisierung und künstliche Intelligenz in rasantem Tempo, die Informationsflut in sozialen Medien scheint kaum noch beherrschbar. So reden viele Menschen vom „Zeitalter des Chaos“, von Unkalkulierbarkeit und Kontrollverlust und haben Angst vor der Zukunft. Bibeltreue Christen stehen zusätzlich unter dem Eindruck des Verfalls in der allgemeinen Christenheit, die immer mehr den im Sendschreiben an Laodizea (s. Off 3,14-22) beschriebenen bösen Charakter zeigt.
Ist das alles nur „Schwarzmalerei“ – pessimistische Weltanschauung? Nein, diese Entwicklung wird uns in der Bibel angekündigt. Paulus beschreibt in 2. Timotheus 3,2-5 die letzten Tage, kurz vor dem Kommen des Herrn, als schwere, gefahrvolle Zeiten. Auch wenn wir als Gläubige keine Angst vor dieser Situation haben müssen, geht sie nicht immer spurlos an uns vorüber.
Warum lässt Gott das zu, warum greift Er nicht ein? Wohin soll das führen? Müssen wir als Christen nicht dagegen kämpfen? Solche und ähnliche Fragen können – nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Kinder und Jugendlichen – auftreten. Sie können uns ängstlich und unsicher machen. Gerade als Eltern wollen wir hier wachsam sein und uns durch Gottes Wort zeigen lassen, wie wir und unsere Kinder mit solchen Fragen und Sorgen umgehen können. Dabei kann uns der Prophet Habakuk und seine Botschaft (vielmehr sein Dialog mit Gott) helfen, denn die Zeit, in der er lebte, war unserer in manchen Punkten ähnlich.
Habakuk lebte kurz vor der Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft, als Nebukadnezar (Regierungszeit 605-562 v. Chr.), der König der Chaldäer, sein Weltreich aufrichtete. Er dürfte ein Zeitgenosse Jeremias gewesen sein. Seine Zeit war geprägt von …
Die Parallelen zu unserer Zeit sind nicht zu übersehen. Wir wollen uns deshalb einmal ansehen, wie Habakuk damit umging.
Habakuk hätte so tun können, als ginge ihn das Böse in der Welt und in seinem Volk einfach nichts an. Aber es war ihm eben nicht egal und das spricht für seine Gottesfurcht. Er hätte auch resigniert aufgeben können. Dass er das nicht tat, spricht für seine Glaubensüberzeugung. Er hätte auch einfach bei dem Bösen mitmachen können; warum allein „gegen den Strom schwimmen“? Auch das tat er nicht und das zeigt uns seine Treue Gott gegenüber.
Böses zu ignorieren, davor zu resignieren oder dabei mitzumachen sind auch für uns heute keine Optionen. Wenn wir das tun, nimmt unser Glaubensleben Schaden – und das unserer Familien! Gerade als Eltern haben wir hier eine besondere Verantwortung.
Habakuk ging auch nicht auf die Straße, um gegen das Unrecht der jüdischen Führer zu demonstrieren. Er organisierte auch keinen politischen Widerstand gegen die angekündigten babylonischen Unterdrücker. Darin ist er uns ein Vorbild, denn unser Bürgertum ist in den Himmeln (s. Phil 3,20) und unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut (s. Eph 6,12) – auch nicht verbal (s. Kol 4,5.6).
Habakuk tat das einzig Richtige! Er ging mit seinen Fragen zu Gott. Er fragte Ihn, warum die Situation so war, wie sie war, und warum Gott das alles zuließ (s. Kap. 1,1-4.13b-17). Dabei wollen wir nicht übersehen, dass er zunächst nicht frei von Zweifeln war („Wie lange … und du hörst nicht!“, „… und du rettest nicht“). Aber Gott ging damit in Geduld und Liebe um, und nach der Antwort auf seine erste Frage erinnerte Habakuk sich daran, wer Gott ist: der, der von alters her sein Gott war, der ewig Seiende, der Bundesgott Israels; der Heilige, der zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen, und der Mühsal nicht anzuschauen vermag (s. Kap. 1,12.13a).
Zu diesem großen und heiligen Gott durfte der kleine Mensch Habakuk eine persönliche Beziehung haben und Ihn seinen Gott und seinen Heiligen nennen. Wenn uns das, was um uns her geschieht, scheinbar „über den Kopf wächst“, wenn wir keine Antworten auf das „Warum“ und das „Wie geht es weiter“ haben, dann lasst uns – allein und mit unseren Familien – im Gebet zu unserem Gott und Vater gehen. Ihm dürfen wir vertrauen, denn obwohl Er über allem steht, ist Ihm das, was uns Sorgen macht, nicht egal.
Als Habakuk sein Herz offen vor Gott ausgeschüttet hatte, wartete er in bemerkenswerter Weise auf seine Antwort. „Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden wird und was ich erwidern soll auf meine Klage“ (Kap. 2,1). Auf der Warte (oder dem Wachposten) hielt er nach Gott Ausschau in der Erwartung, dass Er sich ihm zeigen würde. Er redete von seiner Warte, weil er sich diese gute Haltung zu eigen gemacht hatte. Um die Umstände der Erde innerlich hinter sich zu lassen, stieg er auf einen Turm. Dort – wo Schutz und Geborgenheit war – wollte er Gemeinschaft mit Gott haben. Wenn wir im Gebet zu Gott kommen, dann dürfen wir sicher sein, dass Er sich uns zeigt und antwortet. Er will uns Gemeinschaft und Geborgenheit erleben lassen.
Gott antwortete (s. Kap. 2,2). Er tadelte Habakuk nicht, weil dieser anfänglich aufgewühlt war und zweifelte. Er redete in Liebe zu ihm und weihte ihn in seine Pläne ein; Pläne, die bis weit in die Zukunft reichten, bis in die Zeit des Endes. Er zeigte ihm, dass Er das Böse auf jeden Fall richten würde, auch wenn das noch zukünftig war. Und Er gab ihm die Zusage: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Kap. 2,4).
Wegen seines Glaubens wird Habakuk als Gerechter zu denen gehören, die einmal auf der neuen Erde leben werden und bei denen Gott selbst sein wird (s. Off 21,3b). Anders die Ungerechten: In einem fünffachen „Wehe“ (s. Kap. 2,6-20) zeigte Gott Habakuk, dass Er ihr böses Handeln kannte, es verurteilte und einmal richten würde. Er ist der, der dann „in seinem heiligen Palast ist“, vor dem die ganze Erde schweigen muss. Hätte Gottes Antwort auf Habakuks Fragen klarer, ermunternder und tröstlicher sein können?
Die Antworten Gottes auf seine Fragen bewirkten bei Habakuk erstaunliche Veränderungen, das sehen wir im dritten Kapitel.
Das zeigt, dass sich Habakuks Entscheidung, mit seinen Fragen zu Gott zu gehen, eindeutig gelohnt hat! Die Umstände hatten sich zwar nicht geändert, aber er erlebte nun innere Ruhe und Frieden, er bekam neue Kraft angesichts der Größe seines Gottes. Das führte ihn dazu, öffentlich einen wunderbaren Lobgesang anzustimmen: „Ich aber, ich will in dem Herrn frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils. Der Herr, der Herr, ist meine Kraft und macht meine Füße denen der Hirschkühe gleich und lässt mich einherschreiten auf meinen Höhen” (Kap. 3,18.19).
Gott möchte nicht, dass wir angesichts der Entwicklung in dieser Welt verzweifeln. Er möchte, dass wir mit unseren Fragen und Nöten zu Ihm kommen. Er hat uns nicht versprochen, dass sich dann die Welt zum Guten ändert, denn die „jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort aufbewahrt für das Feuer, behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gott-
losen Menschen“ (2. Pet 3,7). Wenn wir zu Ihm kommen, will Er unsere Herzen „zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus“ ausrichten (2. Thes 3,5). Er will uns zeigen, dass seine Zusage an Habakuk, dass der Gerechte aus Glauben leben wird, auch uns gilt und eine große Belohnung hat (s. Heb 10,38).
Wenn wir mit unserer Unruhe zu Ihm kommen, wird Er uns Ruhe, Frieden und neue Kraft geben. Das werden unsere Familien und andere an uns sehen, so dass wir ihnen Vorbild sein und Orientierung geben können.
Wir werden erleben: Es lohnt sich, mit unseren Fragen zu Gott zu kommen!
Henning Panthel
Die Belastungen in unserem Leben können sehr vielfältig sein. Niemand ist davon ausgenommen. Sie ziehen sich auch durch alle Altersstufen. Mal empfinden wir sie weniger, mal stärker, manchmal kommen wir an Belastungsgrenzen oder drohen gar, unter der Last zusammenzubrechen.
Doch Gott lässt uns damit nicht allein, sein Wort gibt uns wertvolle Hinweise zu diesem Thema.
Die Arbeiter in einem der Gleichnisse vom Reich der Himmel sprechen von der „Last des Tages und der Hitze“ (s. Mt 20,12). Wir alle haben jeden Tag Aufgaben zu erledigen: Beruf, Haushalt, Schule usw. Hinzu kommen Dinge, die unvorhergesehen eintreten und daher nicht geplant werden können. Nach dem Sündenfall hatte Gott zu Adam gesagt: „Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen“ (1. Mo 3,19). Selbst der Herr Jesus hat das Beschwerliche des Lebens empfunden, als Er hier als Mensch auf der Erde war: „Ermüdet von der Reise“ setzte Er sich an der Quelle Jakobs nieder (Joh 4,6). Auch als Sohn des Zimmermanns hat Er erlebt, was die tagtägliche Berufsarbeit ausmacht (damals ohne jegliche maschinellen Hilfsmittel!). Der Herr Jesus musste auch in dieser Hinsicht „in allem den Brüdern gleichwerden, damit er … ein barmherziger und treuer Hoherpriester werde“ (Heb 2,17). Wir dürfen sicher sein, dass Er uns vollkommen versteht, wenn wir die Belastungen des Alltags spüren!
Geistlich gesehen stehen wir in einem permanenten Kampf „gegen die geistlichen Mächte der Bosheit“ (Eph 6,12). Die Angriffe des Teufels und seiner Engel wollen uns stören, schwächen und lähmen. Der Teufel will, dass wir die Freude an den geistlichen Segnungen verlieren. Die Anfechtungen und Versuchungen sind zahlreich. Wir dürfen aber die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen, damit wir zu bestehen vermögen. Dazu brauchen wir täglich Kraft und Energie.
Hinzu kommen die Aufgaben im Volk Gottes. Im Buch Nehemia heißt es: „Kommt und lasst uns die Mauer Jerusalems wieder aufbauen“ (Neh 2,17). Auch zu jener Zeit gab es Feinde, die die Arbeit behindern oder gar aufhalten wollten. Da kann es sein, dass „die Kraft der Lastträger sinkt“ angesichts des vielen Schuttes und des Widerstandes (s. Neh 4,4).
Heute ist es nicht anders, inmitten des Volkes Gottes gibt es manch traurige Entwicklungen und Zustände. Sollten wir deshalb resignieren? Damals beteten die Arbeiter und das Ergebnis war, dass die Lastträger wieder aufluden, „mit der einen Hand am Werk arbeitend, während die andere die Waffe hielt“ (Neh 4,11). Besonders wenn der Widerstand aus den eigenen Reihen kommt, empfinden wir die damit verbundene Last. Mose klagte in 5. Mose 1,12: „Wie könnte ich allein eure Bürde und eure Last und euren Hader tragen?“ Der Herr gab ihm in 2. Mose 33,14 die wunderbare Zusage: „Mein Angesicht wird mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben.“
Hiob spricht davon, dass er sich selbst zur Last geworden ist (s. Hiob 7,20). Das ist eine bemerkenswerte Aussage, über die es sich einmal nachzudenken lohnt. Hiob sah sich Gott gegenüber als Opfer: „Warum hast du mich dir zum Angriffspunkt gesetzt?“ (Hiob 7,20). Es kann sich auch bei uns die Sichtweise einstellen, dass wir ein Opfer der Umstände, der Mitmenschen oder gar der Wege Gottes sind. Dann verfallen wir in Selbstmitleid und/oder lassen uns zur Anklage verleiten. Alles dreht sich nur noch um uns selbst und unsere Probleme. Wir meinen, dass alle und alles gegen uns gerichtet ist und uns niemand wirklich versteht. Ein solcher Zustand belastet die Seele. Psalm 34 gibt uns ein Rezept: „Ich suchte den Herrn, und er antwortete mir; und aus allen meinen Beängstigungen errettete er mich. Sie blickten auf ihn und wurden erheitert, und ihre Angesichter wurde nicht beschämt“ (V. 5.6).
Anderen eine Last sein
Die drei Freunde Hiobs waren ihm in seiner Not leider keine Hilfe, sondern belasteten ihn mit ihren Reden stark. Erst am Ende meldete sich der jüngere Elihu zu Wort und ging behutsamer vor, indem er Hiob versprach: „Mein Druck wird nicht schwer auf dir lasten“ (Hiob 33,7). Wie leicht kann es sein, dass wir auf andere Druck ausüben (sicher meist unbeabsichtigt) und sie damit belasten!
Wir dürfen einander fordern und fördern (gerade auch unsere Kinder), aber nicht überfordern. Ermutigung fördert, Überforderung entmutigt! Auch in geistlichen Dingen ist ein natürliches Wachstum gesünder als ein unter Druck entstandenes angepasstes Verhalten, was leicht zur Heuchelei oder einem Doppelleben führen kann. Elihu redete mit Hiob durchaus Klartext, aber er tat es in einer weisen und liebevollen Art.
Sünde im Leben eines Gläubigen ist immer etwas, was belastet. Das hat auch David erlebt. In Psalm 32 spricht er von solchen Erfahrungen: „Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand; verwandelt wurde mein Saft in Sommerdürre“ (V. 3.4). Erst als er seine Sünde vor Gott aufdeckte und bekannte, erfuhr er die befreiende und entlastende Vergebung.
Das gilt heute noch genauso wie damals. Sünden mit sich herumzuschleppen, raubt uns jegliche geistliche Freude und Kraft. Auch im Miteinander ist das ein göttlicher Grundsatz: einander die Sünden bekennen und einander vergeben, wie auch der Christus uns vergeben hat. Wie viele Lasten könnten dadurch im Volk Gottes verschwinden!
David durfte freudig und dankbar bekennen: „Gepriesen sei der Herr! Tag für Tag trägt er unsere Last; Gott ist unsere Rettung“ (Ps 68,20). Worin nun auch unsere Belastungen bestehen mögen, der Herr sieht und kennt sie. Er will nicht nur helfen zu tragen, sondern der Vers sagt, dass Er selbst unsere Last trägt. Das ist eine Verheißung, auf die wir uns Tag für Tag stützen dürfen.
Manchmal müssen wir gewisse Folgen unseres sündigen Verhaltens tragen, aber auch darin will der Herr uns zu Hilfe kommen. Seine Hände und Arme sind stärker als jede erdenkliche Last. Nicht immer nimmt Er die Belastungen weg oder mindert sie, aber sein Tragen ist beständig.
In Galater 6,2 werden wir aufgefordert: „Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt das Gesetz des Christus.“ Der Geist der Gnade und der Liebe wird uns dahin führen, uns in die Nöte anderer einzufühlen, um einander zu helfen, die Lasten des Lebens zu erleichtern. Wenn wir so handeln, erfüllen wir „das Gesetz des Christus“. Dabei wollen wir den Herrn bitten, dass Er uns sensibel macht für die Lasten anderer, dass Er uns kreative Ideen schenkt, wie wir helfen können und uns Kraft von oben gibt für solche Dienste. Der Herr wird jede Bemühung der Liebe reichlich belohnen.
Andreas Kringe
Liebe Glaubensgeschwister,
liebe Freunde,
als Christen haben wir es nicht immer leicht in dieser Welt – oder doch? Eigentlich könnten wir die unbeschwertesten Menschen sein, denn wir haben den Herrn Jesus, unseren Retter und Fürsprecher, den Sohn Gottes, auf unserer Seite. Trotzdem plagen auch uns oft Sorgen und Ängste in mancherlei Hinsicht: Krankheit, Probleme in der Familie, im Beruf, unter Glaubensgeschwistern oder aufgrund der täglich neuen erschreckenden Medienberichte …
Was können wir dagegen tun?
David schreibt in Psalm 16,8: „Ich habe den Herrn stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.“ Wir dürfen den Herrn mit in den Alltag nehmen, Ihn in alle Lebenslagen miteinbeziehen. Das ist mit „stets“ gemeint. Er ist „zu unserer Rechten“ – wenn wir das immer vor Augen hätten, würde uns manche Beunruhigung erspart bleiben. Ich möchte uns (mich zuerst) anspornen, unser Vertrauen mehr auf den Herrn Jesus zu setzen und Ihn um Weisung und Bewahrung zu bitten.
Die Texte in dem vorliegenden Heft sollen ebenfalls Mut machen, im täglichen Leben unserem Herrn die Führung zu überlassen. So finden wir zum Beispiel zwei Artikel über Habakuk, der Gott echte Fragen stellte und auf dessen Antwort geduldig wartete, ohne selbst voreilig alles in die Hand zu nehmen.
Aber auch die weiteren Beiträge möchten anhand von Gottes Wort eine Hilfestellung für den Familienalltag geben.
Nehmen wir uns Zeit, um uns auch mit diesen praktischen Impulsen aus der Bibel zu beschäftigen.
Ich wünsche uns des Herrn Jesus Segen und Ermunterung beim Lesen der folgenden Seiten.
Benjamin Hof