BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Paulus – ein Mann des Gebets (Teil 2):

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Was wir als Christen im Alltagsleben daraus lernen können

Im letzten Heft haben wir uns an verschiedene Situationen erinnert, in denen Paulus betete, und praktische Anregungen für unser eigenes Gebetsleben daraus gewonnen. In diesem Artikel möchten wir uns mit verschiedenen Gebetsinhalten beschäftigen, die dem Apostel Paulus am Herzen lagen.

Gebet für die Errettung aller Menschen (Apg 26,29)

Paulus wollte beten, dass der König Agrippa und alle anderen Zuhörer seiner Rede Christen würden. Das ist ein Gebetsthema, das uns selbst­verständlich erscheint.
Nicht nur, dass allgemein alle Men­schen errettet werden, sondern auch ganz speziell die, die uns im Leben begegnen. Selbst solche, die uns nicht wohlgesonnen sind, die gar unser Leben in der Hand haben.
Letzteres haben wohl die wenigs­tens erlebt. Aber für Menschen be­ten, die wir kennen, mit denen wir vielleicht regelmäßig zu tun haben, und die uns feindlich begegnen, ist eine große Herausforderung, aber auch ein christliches Vorrecht. Viel­leicht fühlen wir manchmal in die­ser Hinsicht einen Mangel in unse­rem Gebetsleben.

Dank für die Nahrung (Apg 27,35)

Paulus, seine Begleiter und die rö­mischen Soldaten und Gefangenen waren in Seenot und hatten seit 2 Wochen nichts gegessen. Die Ner­ven lagen blank: Greifbar nahe Le­bensgefahr und großer Hunger.
Da tritt der Gefangene Paulus auf und erklärt den erfahrenen Seeleu­ten, dass einerseits alle überleben würden und es andererseits nun höchste Zeit sei, Nahrung zu sich zu nehmen.
Bevor Paulus beginnt zu essen, dankt er allerdings Gott vor allen. Das konnte die gesamte Schiffsbe­satzung miterleben. Nun sind wir nicht in vergleichbaren Situationen wie damals Paulus und seine Be­gleiter, aber ein von Dritten erkenn­bares Dankgebet beim Essen in der Öffentlichkeit kommt auch heute regelmäßig vor.
Wie ist es z.B. mit unserem Tisch­gebet im öffentlichen Raum wie in der Mensa, Kantine oder im Re­stau­rant?
Das Gebet wird kaum laut sein wenn wir allein sind, aber viel­leicht dürfte es manchmal etwas weniger verschämt sein. Haben wir nicht gelegentlich Sorge, dass es unsere direkte Umgebung mitbe­kommen könnte, wenn wir kurz in­nehalten, den Kopf neigen und für das Essen danken?
Es ist eine Gelegenheit, ein wort­loses Zeugnis für den Herrn zu sein. Ist uns das Bekenntnis zum Herrn durch das sichtbare Dank­gebet für das Essen nicht wichtiger als eine spöttische Reaktion der Mit­menschen?[1]

Beten vor einem Dienst (Apg 28,8c)

Kurz nach der Rettung aus Seenot auf die Insel Melite wird der Vater des Ersten der Insel schwer krank. Paulus heilt ihn. Aber bevor er dies tut, betet er.
Paulus zeigt seine Abhängigkeit von seinem Herrn durch das Gebet zu Ihm. Er ist darin wieder einmal ein Nachahmer des Herrn Jesus, der als abhängiger Sohn zu seinem Vater betete und dann den toten Lazarus auferweckte (s. Joh 11,41ff.).
Wenn auch die Dienste heutzutage weniger aufsehenerregend sein mö­gen, so können wir doch aus der Reihenfolge etwas lernen: erst be­ten, dann in Abhängigkeit handeln (s. auch Apg 6,4).

Danksagung für die Begeg­nung mit Brüdern (Apg 28,15b)

Schließlich finden wir Paulus am Ende der Apostelgeschichte vor den Toren Roms. Als die Brüder in Rom hörten, dass Paulus auf dem Weg zu ihnen in Puteoli (ca. 250 km von Rom entfernt) angekommen sei, machten sie sich auf den Weg zu ihm. Einige kamen ihm bis Appii-Forum (ca. 70 km von Rom ent­fernt) entgegen, andere wieder bis Tres-Tabernä (ca. 50 km vor Rom). Selbst in bester körperlicher Ver­fassung auf der gut ausgebauten Via Appia war die Strecke bis Appii-Forum wohl kaum in weniger als 2 Tagen zu bewältigen. Welche Liebe der Brüder aus Rom, diesen Weg auf sich zu nehmen.
Die Freude von Paulus, endlich die Brüder von Rom zu sehen, muss sehr groß gewesen sein. Vermutlich war es auch eine freudige Überra­schung, denn er wird vorher kaum erfahren haben, dass sich die Brü­der auf den Weg gemacht hatten, um ihm entgegen zu gehen.
Paulus hatte eine tiefe Sehnsucht nach ihnen und der Wunsch, sie endlich einmal zu sehen, kenn­zeichnete seit mehr als 3 Jahren seine Gebete für die Geschwister in Rom (bitte lies Röm 1,10-13).
Wie erleichtert war Paulus, dass er als Gefangener nun in Begleitung seiner geliebten Brüder nach Rom gehen konnte: Dafür musste er Gott erst einmal danken!
Das Ergebnis war, dass Paulus Mut fasste. Es wundert uns nicht, dass Paulus Mut benötigte: Der Weg zur Gerichtsverhandlung vor dem rö­mi­schen Kaiser lag vor ihm. Wie schmerzlich vermisste er später die­se Gemeinschaft mit den Glaubens­geschwistern, als er sich allein ver­antworten musste (s. 2.Tim 4,16).
Selbstverständlich war ein so treuer Diener wie Paulus in engster Bezie­hung zu seinem Herrn, aber er war auch ein Mensch wie wir und sehn­te sich nach mutmachender Unter­stützung im Dienst für den Herrn.
Für unsere heutige Zeit dürfen wir mindestens Folgendes, auf der Hand liegende, lernen:

  • Empfinden wir Freude, wenn wir Glaubensgeschwister treffen – vielleicht unerwartet, unvermit­telt? Es wäre unnatürlich, wenn es nicht so wäre!
  • Sind wir bereit, Mühen auf uns zu nehmen, wenn ein Diener des Herrn Ermutigung bedarf?
    Gehen wir die „Extra-Meile“, wie man heute sagt?
    Die Brüder in Rom schienen alles stehen und liegen gelassen zu haben, als sie von der Ankunft des Paulus hörten und sich un­mittelbar auf den Weg gemacht zu haben, um ihn abzuholen. Sie freuten sich über seine Ankunft, es war ihnen keine Last oder Störung in ihrem gewohnten Ta­gesablauf.
    Es war ja kein glorioser Einzug, den diese Gruppe in Rom hielt: Paulus war ein Gefangener, der auf seinen Prozess wartete. Man konnte also nicht hoffen, dass Ehre beim Einzug der Gruppe in Rom auf die Begleiter abstrahl­te. Es war eher mit Verachtung zu rechnen.
    Besteht nicht manchmal die Ge­fahr bei uns, dass wir Dienste tun bzw. Diener des Herrn un­terstützen, um Ruhm und Ehre vor den Glaubensgeschwistern zu erlangen?
  • Für die, die einen Dienst tun und eine Ermutigung erfahren: Dan­ken wir Gott, dass wir diese Er­mutigung erfahren durften?

Ausblick

Wir haben etwas aus dem Gebets­leben von Paulus sehen dürfen und auch auf uns in der heutigen Zeit angewendet. Vor allem die Anlässe und äußeren Umstände dieser Ge­bete haben uns beschäftigt.
Wer gerne noch etwas mehr über das Gebetsleben des Paulus lernen möchte, wird in nahezu allen sei­nen Briefen etwas dazu finden. Da­bei geht es immer um die Verherr­lichung Gottes durch die Briefemp­fänger und das geistliche Wachs­tum der Gläubigen.
Die Stellen sind meist am Anfang der Briefe zu finden. Sie zeigen uns, welch tiefe Liebe Paulus zu den Geschwistern hatte (und wie er da­mit seine Liebe zum Herrn Jesus bewies: z.B. 1.Joh 2,10; 3,13-17; 4,20f.).
Nur einmal berichtet die Bibel, dass er für seine persönlichen Umstände bittet, wegen des Dornes im Fleisch (s. 2.Kor 12,7-10). Wie ist das „Mengenverhältnis“ in unseren Gebeten als Versammlung, als Fa­milie oder persönlich?
Lasst uns mehr die Ehre und Ver­herrlichung Gottes und das (geistli­che) Wohlergehen unserer Ge­schwis­ter im Auge haben. Dann werden unsere persönlichen Be­lange und die Interessen des Herrn im richtigen Verhältnis zueinander stehen und unser Gebetsleben wird ausgewogen sein. Welch ein gutes Beispiel und Vorbild haben wir auch in dieser Hinsicht in Paulus!

Marco Steih


Fußnoten:

  1. Sind wir mit mehreren Personen zusammen (z. B. als Familie, Ehepaar, Freunde), so ist ein lauter öffentlicher Dank für das Essen ein schönes Zeugnis. Das anschließende Verhalten muss dann allerdings zu diesem Zeugnis passen, wenn es glaubhaft sein soll.

Problemlösung in der Familie

© H. Münch
© H. Münch

In jeder Familie kommt es früher oder später zu Problemsituationen. Und dann stellt sich die Frage, wie damit umgegangen wird. Die Familien, die Gott uns in seinem Wort vorstellt, gerieten ebenfalls in solche Situationen. Sie sind damit durchaus sehr unterschiedlich umgegangen. Es ist auffallend, dass in mehreren Ehen, die uns in der Bibel begegnen, das Problem der Kinderlosigkeit eine bedeutende Rolle spielt. Wir wollen uns einmal ansehen, wie die jeweiligen Ehepaare damit umgegangen sind. Dabei soll es nicht in erster Linie um die Frage der Kinderlosigkeit gehen. Denn die – im Positiven wie im Negativen – angewandten „Problemlösungsstrategien“ lassen sich mühelos auf viele andere Situationen übertragen. Wir wollen dabei die einzelnen Beispiele nicht unbedingt chronologisch behandeln, sondern im Hinblick auf das jeweilige Vorgehen.

Abraham und Sara – die Sache selbst in die Hand nehmen

„Und Sarai, Abrams Frau, gebar ihm nicht. Und sie hatte eine ägypti­sche Magd, und ihr Name war Ha­gar. Und Sarai sprach zu Abram: Sieh doch, der Herr hat mich ver­schlossen, dass ich nicht gebäre; geh doch ein zu meiner Magd, viel­leicht werde ich aus ihr erbaut werden. Und Abram hörte auf die Stimme Sarais“.
(1. Mose 16,1-2)


Da die Verheißung Gottes auf einen Nachkommen auf sich warten ließ, werden Abraham und Sara unge­duldig. Schließlich versuchen sie das Problem selbst zu lösen. Sara rät Abraham, die Magd Hagar zur Ne­benfrau zu nehmen, um dadurch an Nachkommen zu kommen. Abra­ham stimmt dem Vorschlag zu. Er schien ja auch eine gewisse Logik zu ha­ben. Doch was war das Ergeb­nis?

  • Es war nur auf den ersten Blick eine Lösung. Denn Ismael war nicht der verheißene Erbe.
  • Durch ihr eigenmächtiges Handeln haben Abraham und Sara sich neue Probleme geschaffen, die ihnen und ihren Nachkommen viel Not gebracht haben, bis heu­te noch machen und auch in Zu­kunft noch bringen werden.

Genau diese Erfahrung werden wir vielleicht auch machen, wenn wir die Probleme in unserer Familie ohne den Herrn, nach eigenem Gutdünken lösen wollen. Es mag durchaus logisch und vernünftig aussehen. Aber wir werden auf diesem Weg das Problem nicht wirklich lösen. Stattdessen werden wir meistens neue Probleme hin­zu­fügen.

Jakob und Rahel – gegenseitige Schuldzuweisung

„Und als Rahel sah, dass sie dem Jakob nicht gebar, da beneidete Ra­hel ihre Schwester und sprach zu Jakob: Gib mir Kinder! Und wenn nicht, so sterbe ich. Da entbrannte der Zorn Jakobs gegen Rahel, und er sprach: Bin ich an Gottes statt, der dir die Leibesfrucht versagt hat“
(1. Mose 30,1-2)


Bei diesen beiden führt das Problem dazu, dass sie sich gegenseitig für das Problem verantwortlich ma­chen. Rahel fordert von Jakob, dass er ihr Kinder gibt und Jakob wird daraufhin zornig und sagt, das Pro­blem der Kinderlosigkeit sei doch nicht seine Schuld. Dieses Vorge­hen der gegenseitigen Schuldzu­weisung begann schon im Garten Eden. Und auch heute müssen wir bekennen, dass es leider auch in christlichen Familien nicht ausge­storben ist. Dabei ist die Konse­quenz einer solchen „Problemlö­sungsstrategie“ sicher jedem of­fenkundig.

  • Selbstverständlich führt solch ein Vorgehen nicht zur Lösung von Problemen.
  • Stattdessen erhöht es die Span­nungen zwischen den Eheleuten oder auch anderen Familienmit­gliedern.

Isaak und Rebekka; Elkana und Hanna – Zuflucht zum Gebet

„Und dies sind die Geschlechter Isaaks, des Sohnes Abrahams: Abraham zeugte Isaak. Und Isaak war vierzig Jahre alt, als er sich Rebekka zur Frau nahm, die Toch­ter Bethuels, des Aramäers aus Paddan-Aram, die Schwester La­bans, des Aramäers. Und Isaak bat den Herrn für seine Frau, denn sie war unfruchtbar; und der Herr ließ sich von ihm erbitten, und Rebekka, seine Frau, wurde schwanger“
(1. Mose 25,19-21)


„Aber Hanna antwortete und sprach: Nein, mein Herr, eine Frau beschwerten Geistes bin ich; we­der Wein noch starkes Getränk habe ich getrunken, sondern ich habe meine Seele vor dem Herrn ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials; denn aus der Fülle meines Kummers und meiner Kränkung habe ich bisher geredet. Und Eli antwortete und sprach: Geh hin in Frieden; und der Gott Israels gewähre deine Bitte, die du von ihm erbeten hast! Und sie sprach: Möge deine Magd Gna­de finden in deinen Augen! Und die Frau ging ihres Weges und aß, und ihr Angesicht war nicht mehr dasselbe“
(1. Samuel 1,15-18)


Hier haben wir eine völlig andere Situation. Die Not treibt ins Gebet. Das ist in der Tat der erste Ort, wohin wir mit unseren Problemen gehen sollten: Sie Gott bringen. Ein Unterschied fällt noch auf: Isaak betet für seine Frau und Hanna be­tet für ihre eigene Situation. Beides ist ein Trost für uns. Wenn das Problem in einer Ehe oder Familie vielleicht auch schwerpunktmäßig mit einer Person zusammenhängt, dürfen die anderen Familienmit­glieder für den Ehepartner oder die Kinder bzw. für die Eltern oder Geschwister beten. Wie gut auch für den Betroffenen, zu wissen, dass die Familie für ihn oder sie betet.
Aber genauso wahr ist es, dass je­der die Not seiner eigenen Seele vor dem Herrn ausschütten darf, wie Hanna es tat. Dann können wir auch ähnliche Erfahrungen machen!

  • Der Herr hört und erhört Gebete.
  • Auch wenn dies vielleicht noch etwas dauert oder die Hilfe an­ders aussieht, als wir dachten: Wir erfahren „den Frieden Got­tes, der allen Verstand über­steigt“ (s. Phil 4,6.7). Bei Hanna heißt es „ihr Angesicht war nichtmehr dasselbe“, obwohl ihre Si­tu­ation zu der Zeit noch diesel­be war.

Manoah und seine Frau; Zacharias und Elisabeth – Ergebenheit in Gottes Willen

„Und es war ein Mann aus Zorha, vom Geschlecht der Daniter, sein Name war Manoah. Und seine Frau war unfruchtbar und gebar nicht. Und der Engel des Herrn erschien der Frau und sprach zu ihr: Sieh doch, du bist unfruchtbar und ge­bierst nicht; aber du wirst schwan­ger werden und einen Sohn gebä­ren“
(Richter 13,2.3)


„Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein gewisser Priester, mit Namen Zacharias, aus der Abteilung Abijas; und seine Frau war von den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Ge­boten und Satzungen des Herrn. Und sie hatten kein Kind, weil Eli­sa­beth unfruchtbar war; und beide waren in ihren Tagen weit vorge­rückt“
(Lukas 1,5-7)


Wenn wir uns fragen, was diese beiden gottesfürchtigen Ehepaare mit ihrem Problem tun, dann müs­sen wir wohl sagen: Nichts (mehr). Man hat den Eindruck, dass hier zwei Ehepaare sind, die gelernt ha­ben, ihre Situation aus der Hand des Herrn anzunehmen. Und gerade dann erfahren sie, dass der Herr eingreift und ihr Leben noch ein­mal verändert. Der Engel sagt zu Zacharias, dass sein Flehen erhört worden ist. Dabei scheint es frag­lich, ob er jetzt, wo sie in ihren Ta­gen weit vorgerückt waren, noch um ein Kind gebetet hat. Sie hat­ten darum gefleht. Sicher viele Jah­re. Aber dann kam der Augenblick, wo sie ihre Situation aus der Hand Gottes angenommen haben. Doch sie dürfen erfahren, dass all ihr Flehen von dem Herrn gehört wor­den war. Der Herr würde sich noch einmal wunderbar in ihrem Leben verherrlichen.

  • Es kann sein, dass sich an unse­rer äußeren Situation oder an einer gewissen notvollen Lage in der Familie über eine lange Zeit nichts ändert. Wie gut, wenn es dem Geist Gottes dann gelingt, uns dahin zu führen, uns darun­ter zu beugen und den Willen Gottes anzunehmen.
  • Der Herr kann auch dann noch in wunderbarer, nicht erwarteter Weise in unser Leben eingreifen – oder gerade dann.

Auch solche Einzelheiten aus dem Familienleben der Gläubigen in der Zeit des Alten Testamentes hat Gott uns zu unserer Belehrung mit­tei­len lassen. Wir haben ihnen ge­genüber zwei große Vorteile: Wir haben den Geist Gottes in uns, der uns leiten will und wir haben das vollendete Wort Gottes als Richt­schnur für unser Leben in Händen.

Michael Vogelsang

Und sie gingen beide miteinander...

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Es ist bewegend und von großer Schönheit, anhand von 1. Mose 22 über das Miteinander von Gott, dem Vater, und seinem Sohn Jesus Christus nachzudenken. Auf dem ganzen Weg des Herrn Jesus über diese Erde und an das Kreuz von Golgatha waren der Vater und der Sohn in völliger Übereinstimmung und in ungestörter Gemeinschaft. In diesem Sinn gingen sie beide miteinander.
In diesem Artikel soll aber ein anderer Aspekt im Vordergrund stehen – das praktische Miteinander von Eltern und ihren Kindern. Dabei werden durch die Begebenheit in unserem Kapitel besonders die Väter in ihrer Verantwortung angesprochen.

Wir wollen anbeten (V.6)

Um es vorweg zu nehmen – darum soll es gehen: Um das Miteinander von Eltern und ihren Kindern im Blick auf die Anbetung Gottes. Dafür waren Abraham und Isaak gemeinsam unterwegs. Darüber hatten sie Austausch auf ihrem Weg. Da­rin wollten sie den Willen Got­tes tun.
Das ist ein ganz praktischer An­sporn für uns. Gehen wir auch gemein­sam mit unseren Kindern, um an­zubeten? Können wir ihr Interesse an der Anbetung Gottes wecken und sie dafür gewinnen? Sind wir ihnen darin Ansporn und Vorbild? Nehmen wir uns Zeit für dieses Thema – persönlich und in der Fa­milie? Darüber nachzudenken ist mehr denn je ein wichtiger Punkt.

Abraham stand frühmorgens auf (V.3)

Mit ganzer Entschiedenheit und großem Eifer wollte Abraham den Auftrag Gottes ausführen, auch wenn er noch so schwer war. Er stand früh auf, um sich auf den Weg in das Land Morija zu machen. Dort sollte er seinen Sohn Isaak opfern.
Das letzte Stück gingen nur er und sein Sohn zusammen. Er ließ die Be­gleiter mit den Worten zurück: „Bleibt ihr hier mit dem Esel; ich aber und der Knabe wollen bis dorthin gehen und anbeten und dann zu euch zurückkehren“ (1. Mo 22,5). Anbetung Gottes – das war es, wofür er sich mit ganzer Ener­gie einsetzte.
In unserem Leben brauchen wir viel Energie und Kraft für die Dinge des Alltags. Manchmal empfinden wir es so, dass der Beruf, der Haus­halt und die vielen Verpflich­tungen un­sere ganze Kraft auf­zehren.
Gelingt es uns dabei noch, mit vol­lem Eifer bei der Sache zu sein, wenn es um die Anbetung Gottes geht? Der Vater im Himmel sucht Anbeter – er hat ein Verlangen da­nach. Wollen wir unser Leben nicht so einteilen, dass wir eine Antwort auf sein Suchen haben?

Holz, Feuer und Messer (V.3.6)

Das Holz war nötig, damit das Op­fer Gott dargebracht werden konn­te. Es erinnert uns daran, dass der Herr Jesus Mensch werden musste, um das Opfer stellen zu können. Er ist der Wurzelspross aus dürrem Erd­reich (s. Jes 53,2).
Das Feuer steht in der Bibel oft für die prüfende und richtende Heilig­keit Gottes. Der Herr Jesus war der einzige Mensch, der völlig rein und heilig war. Aber wegen unserer Sün­den musste er das schreckliche Ge­richt des heiligen Gottes erleben.
Das Messer war das Instrument, mit dem das Opfer geschlachtet wurde. Es steht dafür, dass der Herr Jesus sterben musste. Er hat durch Gottes Gnade für alles den Tod ge­schmeckt (s. Heb 2,9)!
Abraham musste das Holz spalten. Es war eine ganze Menge Holz nötig. Das wusste Abraham, denn er kannte ja das Opfer. Genügend Holz, das Feuer und das Messer mussten vorhanden sein und mit­genommen werden an den Ort, den der Herr bestimmt hatte.
Darin liegt eine anspornende Bot­schaft für uns. Haben wir uns auf­gemacht, um Holz zu spalten? Be­schäftigen wir uns mit dem Herrn Jesus und seinem vollkommenen Leben als Mensch auf der Erde? Verstehen wir etwas von dem, was das Feuer und das Messer bedeu­ten? Lesen wir in der Bibel nach, was das Gericht Gottes und der Tod für unseren Heiland bedeute­ten? Haben wir eine Wertschät­zung dafür? Dann können wir davon etwas mitnehmen, wenn wir auf dem Weg sind, um anzubeten!
Abraham legte das Holz auf Isaak, seinen Sohn. Das, was er in pas­sende Stücke gespalten hatte, konn­te er Isaak zum Tragen geben. Das ist auch unsere Aufgabe als Väter und Eltern. Wenn wir im Herzen wirklich angesprochen sind von dem, was wir beim Lesen der Bibel von dem Herrn Jesus entdeckt ha­ben, dann können wir es in ange­messener Menge und Weise unse­ren Kindern vermitteln. Sie werden es gerne annehmen, wenn sie spü­ren, dass wir den Herrn Jesus lieb haben.

Ich und der Knabe (V.5)

Abraham übernahm die Führung und Initiative in dieser Sache. Und Isaak folgte ihm gerne und bereit­willig. Er hatte keine Widerrede – im Gegenteil, er erkundigt sich und stellt die Frage, die ihn bewegt.
Isaak wusste, was nötig war, um Gott ein Opfer zu bringen. Er sah das Holz, das Feuer und das Mes­ser. Aber er sah kein Tier und deshalb fragte er seinen Vater. Auf dem Weg, um gemeinsam anzube­ten, unterhielten sich Vater und Sohn über das Opfer.
Das bewegt uns sehr und wir ste­hen vor der Frage, ob wir darüber auch Austausch mit unseren Kin­dern haben. Gibt es noch solche Väter, die mit ihren Kindern über den Herrn Jesus, das wahre Opfer sprechen?
Wie kam es überhaupt, dass Isaak so bereitwillig mit seinem Vater ging? Die Bibel gibt uns keine di­rekte Antwort. Aber wir nehmen für uns mit, dass wir früh genug damit beginnen müssen, unseren Kindern den Wert der Anbetung zu vermitteln, indem wir sie z.B. schon früh in die Zusammenkünfte der Gläubigen mitnehmen, in denen es die Gelegenheit zur gemeinsamen Anbetung gibt.
Auch wenn kleine Kinder noch nicht alles verstehen, was gesagt wird, nehmen sie doch die Atmosphäre in den Zusammenkünften wahr. Es wird für sie so zur Selbstverständ­lichkeit, dort zu sein. Wenn wir damit früh genug beginnen, dann wird es auch weniger Widerstand geben, wenn sie älter werden.
Ihrem Alter entsprechend wollen wir ihnen „Holz zum Tragen“ ge­ben, sie mit einbinden in unsere Gedanken über den Herrn Jesus und seine herrliche Person und gemein­sam unterwegs sein, um anzubeten.
Es kommt die Zeit, in der sie eine persönliche Entscheidung treffen müs­sen. Vielleicht fällt diese anders aus, als wir es uns als Eltern wün­schen. Aber wir wollen die Gele­genheiten nutzen, die sich uns bie­ten, und den Herrn Jesus bitten, an ihren Herzen zu wirken.

Wir wollen bis dorthin gehen (V.5)

Dorthin – das war der Ort, den Gott bestimmt hatte. Einen anderen Ort wollte Abraham nicht aufsuchen, auch wenn er eine lange Reise auf sich nehmen musste, um gerade dorthin zu gehen.
Auch heute gibt es einen von Gott bestimmten Ort, an dem wir ge­meinsam mit anderen Glaubenden Anbeter Gottes sein können. Es ist da, wo zwei oder drei versammelt sind im Namen des Herrn Jesus (s .Mt 18,20). Es ist der Ort „außer­halb des Lagers“ und dorthin dür­fen wir zu dem Herrn Jesus hinaus­gehen (s. Heb 13,13), um „Opfer des Lobes“ zu bringen (s. Heb 13,15).
Kennen wir diesen Ort und spüren unsere Kinder, dass wir eine Wert­schätzung dafür haben? Erleben sie, dass wir diesen Ort gerne auf­suchen und keine Gelegenheit ver­säumen möchten, dort zu sein? Das wird einen bleibenden Ein­druck bei ih­nen hinterlassen, der ihnen in ihrem ganzen weiteren Leben nützlich sein wird.

Nach ihm befehlen – gemeinsam anbeten

Noch viele Einzelheiten könnten wir untersuchen. Das soll dem Leser überlassen bleiben. Abschließend stellen wir nur noch fest, dass Abra­ham sehr ausgewogen war.
Er befahl seinen Kindern, den Weg des Herrn zu bewahren und Ge­rechtigkeit und Recht auszuüben (s. 1.Mo 18,19). Er versorgte seine Kinder mit den materiellen Dingen (s. 1.Mo 25,5.6). Aber er war auch gemeinsam mit Isaak unterwegs, um anzubeten. Das ist ein großer Ansporn für Väter und Eltern heute!

Christian Rosenthal

Und es soll geschehen, wenn eure Kinder zu euch sagen werden: Was soll euch dieser Dienst?, so sollt ihr sagen: Es ist ein Passahopfer dem HERRN, der an den Häusern der Kinder Israel in Ägypten vorüberging, als er die Ägypter schlug und unsere Häuser rettete.
(2.Mose 12,26.27)

Vom Unruhestifter zum Segensbringer (Teil 4)

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Jakob begegnet Esau

Jakob befindet sich auf dem Weg zurück in seine Heimat. Sein Schwie­ger­vater, von dem er ohne Verab­schiedung geflohen war, hatte ihn eingeholt. Doch durch Gottes Hilfe konnte es zu einer einvernehmli­chen Vereinbarung kommen und Jakob war in Frieden weitergezo­gen.

Von Problem zu Problem

Vielleicht hat Jakob tief durchgeat­met, als Laban mit seinem Zug am Horizont verschwand. Die Situation war doch ziemlich brenzlig gewe­sen, aber es war ja alles gut gegan­gen. „Noch mal Glück gehabt.“ War das alles, was Jakob dachte?
Nein, das Schlachtopfer, das er ge­opfert hatte, zeigt doch auch etwas von seiner Dankbarkeit Gott ge­genüber, der ihn aus dieser Not befreit hatte.
Wie sind unsere Empfindungen nach ähnlichen Erfahrungen?
Doch das nächste Problem wartete schon auf Jakob. Er kam jetzt als Haupt einer Großfamilie mit riesi­gem Herdenbesitz in das Land Ka­naan. Das konnte nicht unbeob­achtet bleiben und auch sein Bruder Esau würde das erfahren.
Als sich vor 20 Jahren ihre Wege trennten, hegte Esau Mordgedan­ken gegen ihn. Und wenn Abel sei­nem Bruder Kain keinen Anlass gegeben hatte, ihn zu töten, dann war im Gegensatz dazu Jakob kei­nesfalls unschuldig an dem Hass seines Bruders. Gottes Wort sagt uns klar, was wir zu tun haben, wenn wir wissen, dass ein Bruder etwas gegen uns hat (s. Mt 5,23.24).

Gott will Jakob ermutigen

Bevor Jakob vor 20 Jahren zu Laban kam, hatte Gott ihn in Bethel Engel sehen lassen. Und nun bei seiner Rückkehr erscheinen sie wieder. Welche Zuversicht hätte er daraus gewinnen können.
Nicht viele haben eine solch offen­sichtliche Ermutigung durch Gott erfahren. Elisa wurde einmal in ähn­licher Weise im Glauben ge­stärkt (s. 2.Kön 6,14-17). Auch wenn wir keine Engelserscheinun­gen mehr haben, dürfen wir doch wissen, dass sie auch für uns, die Erben der Errettung, tätig sind (s. Heb 1,14). Wenn wir beim Herrn sein werden, werden uns wohl wie einst dem Knaben Elisas die Augen da­für im Nachhinein ge­öffnet werden.

Jakobs eigene fehlgeschlagene Bemühungen

Jakob sendet Boten zu seinem Bru­der Esau, die ihm seine Rückkehr mitteilen sollen, bevor dieser es durch andere erfährt. Er nennt Esau seinen Herrn und sich selbst sei­nen Knecht.
Sein schlechtes Gewissen und sei­ne Furcht vor Esau lassen ihn so sprechen. Diese fast kriecherische Unterwürfigkeit ist übertrieben und unecht. So redet kein Mensch, der die Gemeinschaft Gottes genießt und seine daraus resultierende Wür­de kennt. Zudem hatte Gott vor der Geburt der Brüder gesagt, dass der Ältere dem Jüngeren dienen würde. Wir sollten nie Menschen schmeicheln (s. Hiob 32,21.22).
Doch alle Bemühungen Jakobs schla­gen fehl. Sein Bruder zieht ihm mit 400 Mann entgegen.

Jakobs erste Reaktion: Er trifft Vorsichtsmaßnahmen

Jakob fürchtet sich sehr. Aber die Angst lähmt ihn nicht, sondern er beginnt sofort, Vorkehrungen zu treffen. Er bildet zwei Züge. Hat er schon vergessen, dass sein Lager und das Lager der Engel schon ein Doppellager (Machanaim) bildeten?

Jakobs zweite Reaktion: Das Gebet

Jetzt endlich wendet sich Jakob an Gott. Das hätte er besser schon ge­tan, bevor er Boten zu Esau sandte. Er hätte Gott fragen sollen, was er bezüglich Esaus unternehmen soll. Gott, der ihm doch ein ganzes Heer Engel gesandt hatte, hätte es ihm sicher mitgeteilt.
Es ist das erste Mal, dass wir lesen, dass Jakob betet. Das Gebet ist der Ausdruck der Abhängigkeit von Gott. Bisher war Jakob mehr durch Eigen­wille als durch Abhängigkeit gekenn­zeichnet. Ist für uns das Ge­bet auch oft das letzte, an das wir denken?
Jakob wendet sich an den Gott seines Großvaters und Vaters. Er nennt ihn nicht seinen Gott. Er war noch nicht in Frieden zum Haus seines Vaters zurückgekehrt. Erst dann sollte er ja sein Gott sein (s. 1.Mo 28, 20.21). Armer Jakob!
Wie redest du Gott an? Sagst du „Abba, Vater“ (Röm 8,15; Gal 4,6)? Selbst wenn du gesündigt hast und dein Gewissen belastet ist, wartet der Vater gerade darauf, dass du mit dieser Schuld zu Ihm kommst.
Trotz der Distanz in der Anrede enthält das Gebet Jakobs einige bemerkenswerte Punkte:

  • Er kann dem Herrn sagen, dass er im Moment auf dem Weg ist, den Er ihn gewiesen hat.
  • Er bekennt Gott, dass er alle Be­weise seiner Güte und seiner Treue nicht verdient hat.
  • Er bringt Gott seine Not und bittet um Errettung.
  • Er erinnert Gott an die ihm ge­gebenen Verheißungen.

Diese Punkte sind auch für uns be­achtenswert, wenn wir unsere An­liegen vor Gott ausbreiten.

Jakobs dritte Reaktion: Die Sendung eines Geschenks

Kaum hat Jakob sein Gebet been­det, wird er wieder aktiv. Er hatte Gott zwar seine Not dargelegt, aber er wartet nicht darauf, wie Gott ihn daraus erretten würde, son­dern schmiedet schon wieder eige­ne Pläne. Er sendet Esau eine Folge von Geschenken entgegen, um ihn versöhnlich zu stimmen.

Gott ringt mit Jakob

In der Nacht führt er seine Familie und seine Habe über den Jabbok und bleibt allein zurück. Er will allein sein, er braucht die Stille. Wie oft sehen wir den Herrn Jesus Orte der Stille aufsuchen. Tun wir es auch, um mit Gott allein zu sein?
Und Gott kommt zu Jakob. Er ringt mit ihm. Nicht Jakob ringt mit Gott, sondern Gott mit Jakob. Das Urteil des Todes muss auf das Fleisch geschrieben werden. Jakob muss lernen, dass das Fleisch nichts nützt. Aber Jakob widersteht lan­ge. Auch wir sträuben uns gegen diese Lektion, die uns nicht gefällt.
Dann trifft ein Schlag Gottes die Hüfte Jakobs. Sicher war dieser äußerst schmerzhaft. Auch wir ler­nen manchmal nicht anders, als durch einen schmerzhaftes Ereignis (s. Jes 38,17a).

Jakob lässt Gott nicht los

Jakob, der wohl ahnt, wer mit ihm gerungen hat, beklagt sich nicht. Er lässt Gott nicht los, nein er klam­mert sich an Ihn. Er ist sich für diesen Moment bewusst, dass er Ihn und seinen Segen braucht.
Manche sagen sich von Gott los, wenn sie etwas trifft, was ihnen nicht gefällt. Nicht so Jakob. Er will von Gott gesegnet werden.
„Der Segen des Herrn, er macht reich, und Anstrengung fügt neben ihm nichts hinzu“ (Spr 10,22).
Bis jetzt hatte Jakob geglaubt, durch eigene Pläne und Anstren­gungen den Segen Gottes erzwin­gen zu kön­nen, und entsprechend gehandelt. Ob sich dies nun än­dern wird?

Jakob empfängt einen neuen Namen und Segen

Israel, Kämpfer Gottes, sollte Jakob, der Fersenhalter und Überlister, von nun an heißen, wenn auch Gott ihn öfters noch als Jakob ansprechen muss, ebenso wie der Herr Petrus manchmal noch Simon nannte.
Wie oft zeigt sich auch bei uns, die wir von neuem geboren sind, noch die alte Natur.
Jakob hatte 20 Jahre mit Laban ge­rungen und im Moment rang er in gewisser Weise mit Esau. Und nun hatte Gott mit ihm gerungen und obwohl Jakob im Kampf eigentlich unterlegen war, sagt Gott, dass Ja­kob gesiegt habe.
Sein Sieg bestand darin, dass er sich in seiner von Gott bewirkten Schwachheit an Gott klammerte. Der Segen, den er empfing, bestand hier nicht in dem Land oder den Nachkommen, sondern wohl mehr in der Zuwendung Gottes.

Gott verschweigt seinen Namen

Jakob möchte dann den Namen Gottes erfahren, aber dieser teilt ihn nicht mit. Das tut Gott erst, als Jakob die Götzen aus seinem Um­feld entfernt hat und nach Bethel zieht (s. 1.Mo 35,11). Erst von diesem Aufenthalt in Bethel an ist Gott nicht nur mit Jakob, sondern Israel auch mit Gott. Dennoch ist Pniel eine wichtige Station im Glau­bensleben Jakobs.

Die Begegnung der beiden Brüder

War Esau seinem Bruder mit 400 Mann entgegen gezogen, um ihn jetzt so herzlich zu begrüßen?
Wohl kaum. War es das Geschenk, das ihn besänftigt hatte? Unwahr­scheinlich. Es war wohl der Gott, der einem Laban gesagt hatte, we­der Gutes noch Böses mit Jakob zu reden, der den Sinn von Esau wäh­rend seines Heranstürmens ge­ändert hat. Ist er nicht der, der das Herz eines Königs neigt, wie er will (s. Spr 21,1)?
Welch ein Trost auch für uns, wenn Menschen uns nicht wohlgesonnen sind. Die Befürchtungen Jakobs und die daraus getroffenen Vorkehrun­gen waren alle umsonst gewesen. Wenn Gott für Jakob war, wer ver­mochte dann etwas gegen ihn (s. Röm 8, 31)? Wie viel mehr gilt dies für uns!

Zum Schluss eine Lüge von Jakob

Esau möchte, dass Jakob mit ihm nach Seir zieht. Jakob traut dem Frieden nicht und sagt, dass Esau vorausziehen möge, und er mit sei­ner Herde ihm langsam nachfolgen wolle. Aber statt nach Seir zu sei­nem Bruder zu ziehen, geht er nach Sichem.
Trotz aller Gnadenerweisungen Got­tes beherrscht immer noch Furcht sein Herz und lässt ihn in altbe­kannte Verhaltensmuster zurück­fallen.

Das kann auch uns passieren. Auch wir können Zuflucht zu sogenann­ten Notlügen nehmen und werden deshalb ermahnt: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächs­ten, denn wir sind Glieder vonein­ander“ (Eph 4,25).
Zum Abschluss wollen wir an drei wesentliche Dinge noch einmal er­innern.

  • Gott steht in unverbrüchlicher Treue zu den Seinen.
  • Er will, dass wir nicht auf uns vertrauen, sondern auf Ihn allein.
  • Das Gebet soll für uns nicht letzte Möglichkeit, sondern erste Notwendigkeit sein.

Horst Zielfeld

Bis Christus in euch Gestalt gewinnt

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Die Galater wurden durch falsche Lehrer beunruhigt, die ihnen sagten, dass sie auch noch beschnitten werden und das Gesetz halten müssten, um wirklich gerettet zu werden. In seinem Brief wendet sich Paulus mit aller Entschiedenheit dagegen. Er macht deutlich, dass Christus den Glaubenden freigemacht hat. Und er zeigt, dass ein glückliches Leben zur Ehre Gottes durch die Liebe zu Christus motiviert ist und in der Kraft des Heiligen Geistes gelebt wird.

Abermals Geburtswehen

Paulus hatte mit großem Einsatz unter den Galatern gewirkt. Durch seine Verkündigung waren viele zum Glauben gekommen und Gott hatte ihnen das neue Leben ge­schenkt. Paulus war ihr geistlicher Vater und er vergleicht seine große Mühe um ihre Errettung mit Ge­burtswehen. Doch jetzt war er wie­der in Geburtswehen, denn die Galater standen in Gefahr, sich von Christus ab- und falschen Lehren zuzuwenden. Was könnte sie davor bewahren? Der richtige Blick auf Christus, wenn Er Gestalt in ihnen gewinnen würde! Deshalb bemüht Paulus sich, dass die Galater mehr von der herrlichen Person des Herrn Jesus verstehen, in Ihm alles fin­den und Ihn wirklich als Lebensin­halt haben.
Der Apostel stellt eine entschei­dende Frage: „Wo ist nun eure Glückseligkeit?“ Diese Frage aus Galater 4,15 macht deutlich, dass ein Christ echtes Glück nur in Christus findet! Wenn die Galater eine ehrliche Antwort geben wür­den, dann müssten sie sagen, dass sie durch ihre Gesetzlichkeit nur un­glücklich geworden waren. Au­ßer­dem waren dadurch große Pro­bleme im Miteinander der Ge­schwi­s­ter entstanden (s. Gal 5, 15.26). So wird es auch bei uns sein, wenn Gesetzlichkeit die lebendige Be­ziehung zum Herrn Jesus und die Leitung durch den Heiligen Geist ersetzt. Echtes Glück gibt es dann, wenn man Christus und sein Werk am Kreuz als die sichere Grundlage des Heils und als die Quelle allen Segens vor Augen hat und wenn seine Person der wahre Mittel­punkt des Lebens und das Ziel der Lebensreise ist.

Gesetz und Gesetz

Noch einmal versucht Paulus in Galater 4,21-31 die ganze Unsin­nigkeit der Hinwendung zum Ge­setz zu zeigen. Er nimmt Bezug auf die Gebote vom Sinai. Diese Gebo­te waren das Gesetz, das die Gala­ter halten wollten (s. V.21a). Dann gebraucht er den Begriff „Gesetz“ in einem erweiterten Sinn (V.1b) und nimmt Bezug auf eine Bege­benheit aus dem ersten Buch Mose. In diesem Sinn umfasst das Gesetz die fünf Bücher Mose, den soge­nannten Pentateuch.[1] Aus dem Gesetz, aus Gottes Wort, macht er deutlich, wie sehr die Ga­later irren, wenn sie noch be­schnitten werden und das Gesetz halten wollen. Das Wort Gottes („es steht geschrieben“, s. V.22) ist die Grundlage für jede Belehrung und Befestigung im Glauben und es ist beeindruckend, wie der gött­liche Autor, der Heilige Geist, im Neuen Testament die Begebenhei­ten des Alten Testaments lebendig macht und erklärt.

Gesetz und Gnade

In dem Abschnitt, über den wir jetzt kurz nachdenken wollen, stellt der Apostel Gesetz und Gnade ge­genüber. Er benutzt dazu das Bild der beiden Söhne Abrahams, Isma­el und Isaak. Dabei steht Ismael für das Gesetz und Isaak für die Gna­de. Wir wollen die Ausführungen in 8 wichtigen Punkten zusammen­fassen.

• Freiheit statt Knechtschaft

Der eine Sohn Abrahams war von der Magd, der andere Sohn von der Freien. So bringt das Gesetz in Knechtschaft und die Gnade in Freiheit. Jeder, der aus Gnaden er­rettet ist, ist wirklich freige­macht. Er darf in Freiheit leben, ohne sich wieder einem Gesetz zu unterstel­len. Das ist keine Freiheit für den Eigenwillen und zum Sündigen, son­dern Freiheit, Gott zu leben durch den Heiligen Geist.

• Verheißung statt Fleisch

Ismael wurde aufgrund eigener Ideen auf ganz natürliche Weise als Sohn Abrahams von der Magd Ha­gar geboren. Isaak dagegen wur­de Abraham und Sarah als Erfül­lung der von Gott gegebenen Ver­heißung geboren. Sowohl Abraham als auch Sara waren eigentlich zu alt, um Kinder zu bekommen. Aber Gott machte seine Verheißung wahr!
So ist auch die Errettung durch den Glauben an den Herrn Jesus allein ein Werk Gottes, dem durch eige­ne Überlegungen und Anstrengun­gen niemand etwas hinzufügen kann.

• Zwei Bündnisse

Ismael steht für das Bündnis vom Sinai – für den Bund, der auf Sei­ten des Volkes die Einhaltung des Gesetzes erforderte. Dieser Bund wurde geschlossen, nachdem das Volk gesagt hatte: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun“ (2.Mo 19,8)!
In Verbindung mit der Ankündi­gung Isaaks hatte Gott aber viel früher einen Bund mit Abraham geschlossen, der keinerlei Bedin­gung für den Menschen beinhal­te­te. Es war ein Bund bedingungs­loser Verheißungen! Dieser Bund aus 1. Mose 15 wird hier gar nicht näher erläutert, aber als Gott Abraham seine Verheißungen gab, da hatte Abraham einfach ge­glaubt. Das rechnete Gott ihm zur Gerechtigkeit.
So konnten die Galater verstehen, dass Gnade und Gesetz sowie Glaube und Werke einander aus­schließen. Sie sollten sich nicht wieder den Elementen des Geset­zes zuwenden (s. Gal 4,9).

• Das jetzige Jerusalem und das Jerusalem droben

Die Magd Hagar entspricht dem jetzigen Jerusalem, dem zur Zeit des Galaterbriefes noch bestehen­den Zentrum des jüdischen Sys­tems. Die Kinder der Magd werden demnach mit denen verglichen, die diesem System mit seinen Ge­boten und Vorschriften angehören. Das Jerusalem droben ist dagegen die himmlische Stadt, zu der alle Glaubenden aller Zeiten gehören. Schon Abraham erwartete diese Stadt (s. Heb 11,10), die zum Him­mel gehört und durch Freiheit gekennzeichnet ist. Alle wahren Glaubenden werden als Kinder dieser himmlischen Stadt gesehen, als solche, die dazu gehören.
> Exkurs „Jerusalem“ am Artikelende

• Freude und Frucht

Ausgehend von einem Vers aus dem Propheten Jesaja zeigt der Apostel, dass glaubende Menschen wahre Freude haben. Dabei wendet der Heilige Geist diesen Vers, der sich in seiner eigentlichen Bedeutung auf den glaubenden Überrest aus Israel in der Zukunft bezieht, auf die glaubenden Galater an. Tat­säch­lich – wer die Gnade Gottes im Glauben annimmt, findet echte Freude und sogar Jubel!
Der Vers zeigt auch, dass die Frau, die zunächst keine Kinder hatte und einsam war (Sara), jetzt viele Nachkommen hat. So gibt es auf der Grundlage der Gnade Gottes und des Glaubens an den Herrn Jesus, den wahren Sohn Abrahams (s. Mt 1,1), große Frucht!

• Fleisch statt Geist

Noch einmal werden Ismael und Isaak gegenübergestellt. Ismael ist wieder der nach dem Fleisch Ge­borene. Isaak wird jetzt jedoch als der nach dem Geist Geborene vor­gestellt. Gott hatte seinem Geist (dem Heiligen Geist) entsprechend gehandelt und Abraham den ver­heißenen Sohn gegeben. So waren auch die glaubenden Ga­later ent­sprechend dem Handeln Gottes durch seinen Geist Söhne Gottes. Und dementsprechend soll­ten sie jetzt auch als Söhne Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes leben.

• Verfolgung

So, wie Ismael Isaak verfolgte, so wurden jetzt die Galater durch die judaisierenden Lehrer verfolgt. Doch Gott nahm Kenntnis davon. Er hatte Isaak bewahrt und er würde auch die Galater bewahren. Allerdings sollten die Galater genauso handeln wie Abraham, der Ismael hinaus­stoßen musste (s. 1.Mo 21,10). Sie sollten die falschen Lehrer ent­schie­den abweisen.

• Erben

Der Sohn der Magd sollte nicht mit dem Sohn der Freien erben. So wird auch niemand den Segen Gottes erhalten, der nicht glaubt. Auf dem Weg eigener Anstrengung und des Gesetzes gibt es kein Erbe! Die glau­benden Galater hingegen ge­hörten Christus an und waren Söh­ne und Erben Gottes (s. Gal 3,29; 4,7).

Zusammenfassung

Mit großer Sorgfalt weist der Apos­tel Paulus aus dem Alten Testa­ment nach, dass Gesetz und Gnade unvereinbar sind. Der Segen Gottes kann nur durch Glauben erlangt werden. Die Gnade Gottes hat in Christus Jesus einen Weg gefunden, auf dem jeder Glaubende gerettet wird. Dafür musste der Herr Jesus am Kreuz sterben! Sein Werk ist die alleinige und absolut hinrei­chende Grundlage des Heils. Wenn seine herrliche Person Gestalt in uns ge­winnt, dann haben wir Si­cherheit und Freude! Dann verste­hen wir die Freiheit, für die wir freige­macht sind und wünschen, durch den Heiligen Geist zu leben. Dann wird die Frucht des Geistes hervorkom­men, die Gott bei uns sucht.

Christian Rosenthal


Exkurs Jerusalem

Andere Bibelstellen zeigen im Bild der Stadt Jerusalem das besondere Teil der Versammlung Gottes, zu der alle Glaubenden der Gnadenzeit gehören.

  • Die Versammlung wird in Offenbarung 21,9 als die heilige Stadt Jerusalem gezeigt. Die Glaubenden der Gnadenzeit bilden diese Stadt. Es handelt sich um die Beschreibung der Versammlung, wie sie in der Zeit des 1000-jährigen Reiches das himmlische Zentrum der Regierung des Herrn Jesus sein wird.
  • In Offenbarung 21,2 wird die Versammlung als das neue Jerusalem gezeigt. Dort ist sie das Instrument Gottes, durch das Er im ewigen Zustand bei den Menschen auf der neuen Erde wohnt.

So weit geht der Galaterbrief nicht. Er zeigt einfach, dass alle Glaubenden aller Zeiten zu dem Jerusalem droben gehören, zu der Stadt, die durch Freiheit gekennzeichnet ist und zum Himmel gehört.


Fußnoten:

  1. Manchmal steht das Wort „Gesetz“ sogar für das gesamte Alte Testament (s. z.B. 1.Kor 14,21). Der Zusammenhang macht die Bedeutung des Begrif­fes jeweils klar.

Eine Mutter verzweifelt – Gott greift ein!

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Es gibt Zeiten, von denen wir sagen: „Wir haben kein Gefallen an ihnen“ (Pred 12,1). Eine Not bedrückt uns. Bei dem einen ist es dies, bei dem anderen jenes: „Das Herz kennt seine eigene Bitterkeit“ (Spr 14,10).

Wir nehmen uns Zeit und Ruhe zum Lesen von 1. Mose 21,14-21:

„Und Abraham stand frühmorgens auf, und er nahm Brot und einen Schlauch Wasser und gab es Hagar, indem er es auf ihre Schulter legte; und er gab ihr den Knaben und entließ sie. Und sie ging hin und irrte umher in der Wüste von Beerseba. Und als das Wasser im Schlauch ausging, da warf sie das Kind unter einen der Sträucher; und sie ging hin und setzte sich gegenüber, einen Bogenschuss weit, denn sie sprach: Dass ich das Sterben des Kindes nicht ansehe! Und sie setzte sich gegenüber und erhob ihre Stimme und weinte. Und Gott hörte die Stimme des Knaben. Und der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel zu und sprach zu ihr: Was hast du, Hagar? Fürchte dich nicht! Denn Gott hat auf die Stimme des Knaben gehört, da, wo er ist; steh auf, nimm den Knaben und fass ihn mit deiner Hand, denn ich will ihn zu einer großen Nation machen. Und Gott tat ihre Augen auf, und sie sah einen Wasserbrunnen; und sie ging hin und füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken.
Und Gott war mit dem Knaben, und er wuchs heran; und er wohnte in der Wüste und wurde ein Bogenschütze. Und er wohnte in der Wüste Paran, und seine Mutter nahm ihm eine Frau aus dem Land Ägypten.“
(1. Mose 21,14-21)


Hagar, die Magd Saras, erlebt auch besondere Tage der Not und Ver­zweiflung.
Denn sie und ihr Sohn Ismael irren als von ihrer Herrin Vertriebene in der Wüste umher. Der Proviant an Brot und Wasser ist aufgebraucht. Beide leiden bei der sengenden Sonnenglut unter quälendem Durst und haben Hunger – ihre Kräfte schwinden. Hagar ist völlig ver­zweifelt. Sie wirft ihren Sohn Isma­el unter einen der Schatten spen­denden Sträucher und geht ein Stück weiter. Sie will das Sterben des Kindes nicht mit ansehen. Sie weint bitterlich.

Hagar ist:

  • orientierungslos („sie irrte umher in der Wüste von Beerseba“)
  • hilflos („sie warf das Kind unter einen der Sträucher“)
  • trostlos („sie weinte“)

Ist das momentan auch deine Situa­tion?
Vielleicht haben dich Menschen ent­täuscht. Du fühlst dich einsam, allein gelassen. Niemand fragt nach dir, jedenfalls empfindest du deine Lage so. Eine Hilfe ist nicht in Sicht. Du fühlst dich wie in einer Sack­gasse. Du weißt nicht mehr aus noch ein. Gibt es denn keinen Ausweg? Die Bibel versichert: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen“ (Ps 46,2).
Wer mit seiner eigenen Kraft zu Ende gekommen ist, darf ganz sicher Gottes Hilfe erleben. Das haben auch Hagar und ihr Sohn erfahren.

„Und Gott hörte die Stimme des Knaben“(V.17)

Hagar kann nicht mehr helfen – sie „erhob ihre Stimme und weinte“ (V.16). Und Ismael? Ob aus dem Mund des Knaben Ismael nur noch ein schwaches Seufzen kommt – vielleicht ein Rufen nach seiner Mutter? Jedenfalls schwinden seine Kräfte mehr und mehr und Hagar rechnet damit, dass ihr Sohn bald sterben wird (V.16).
Klar ist: Beide sind am Ende. Aber – der große Gott in seiner Gnade sieht den Jammer und hört auf die Stimme des Knaben.
Der Gott, der sich über Ismael er­barmt hat, ist auch unser Gott. Mehr noch: Er ist dein Vater, der auch dich im Verborgenen sieht und Kenntnis nimmt von deiner äuße­ren oder inneren Not. Sie ist vor Ihm nicht verborgen – und Er ist der „Hörer des Gebets“ (Ps 65,3). Denn gerade dann, wenn du keinen Aus­weg mehr siehst, ist Er niemals ohne Ausweg (s. 2.Kor 4,8). Du darfst ge­spannt sein auf die Art und Weise, wie Gott auf dein Rufen hö­ren und in dein Leben eingreifen wird.

„Der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel zu und sprach …“(V.17)

Gott, der sich um den Elenden küm­mert, spricht Worte des Trostes zu ihrem Herzen: „Was hast du, Hagar? Fürchte dich nicht!
In unseren Ängsten ist solch ein Wort Balsam für die Seele. Gott fragt auch dich: „Was hast du? Du kannst mir völlig vertrauen, breite nur deine Not mit Bitten und Flehen vor mir aus! Ich habe dich lieb – und möchte dir helfen. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Niemals kann deine Not größer sein als ich, dein Helfer.“

Harre, meine Seele, harre des Herrn! Alles Ihm befehle, hilft Er doch so gern.
Wenn alles bricht,
Gott verlässt uns nicht,
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.
Ewige Treue! Retter in Not!
Unser Herz erfreue, Du treuer Gott!
(„Geistliche Lieder“, CSV Hückeswagen)


„Gott öffnete ihre Augen“ (V.19)

Als Gott die Augen von Hagar öff­net, sieht sie zu ihrem Erstaunen einen Wasserbrunnen. Was das für Menschen bedeutet, die am Ver­dursten sind, können wir nur ahnen. Endlich Wasser in Überfluss. Sie kann den Schlauch füllen und ih­rem Sohn zu trinken geben. Die Kräfte kehren zurück.
Vielleicht siehst du momentan nur die dunklen Seiten in deinem Le­ben. Aber dein Gott möchte auch dir die Augen für Seine Liebe zu dir öffnen – dann wird dein negatives Denken unterbrochen durch den Lichtstrahl einer Verheißung Gottes. Du siehst gewissermaßen auch einen erquickenden „Wasserbrun­nen“ in neuem Vertrauen: „Mein Gott aber wird [mir] alles Nötige geben nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus“
(Phil 4, 19).

„Gott war mit dem Knaben“ (V.20)

Gott ist absolut treu. Er erfüllte seine Verheißung gegenüber Is­mael: „Ich will ihn zu einer großen Nation machen … und er wuchs heran … und wurde ein Bogen­schütze“ (V.18.20).
Im Rückblick auf dein Leben mit allen Höhen und Tiefen wirst du noch dankbar bezeugen: Der Herr war mit mir. Mein Glaube war oft so schwach – aber Er hat die Ver­heißung wahr gemacht: „Ich werde dich nicht versäumen noch dich verlassen…“(Heb 13,6). Und du wirst erkennen, dass gerade Zeiten der Not Zeiten inneren, geistlichen Wachstums waren.
Denn nie erleben wir die Nähe und Gemeinschaft mit unserem Herrn mehr, als in Zeiten eigener Hilflo­sigkeit, in denen wir uns so ganz auf Ihn stützen müssen.

Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen.
(Jesaja 43,2)


Friedhelm Müller

Ist eine wilde Ehe nach Gottes Gedanken?

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Wir leben in einer Zeit, in der biblische Maßstäbe zunehmend über Bord geworfen werden. Das stellen wir auch im Bereich von Ehe und Familie fest. Ehescheidungen sind an der Tagesordnung und das Zusammenleben von Mann und Frau in „unverbindlichen Partnerschaften“ ist gesellschaftsfähig geworden. Beides wird mittlerweile auch in christlichen Kirchen und Gemeinden vermehrt toleriert und praktiziert.

Es wird sogar versucht, solche „ehe­ähnlichen“ Verbindungen mit Got­tes Wort zu rechtfertigen: War es nicht in biblischer Zeit auch so, dass die Ehe „einfach so“ einge­gangen wurde, d.h. ohne offiziellen Trauschein, der durch eine öffentli­che Institution ausgestellt wurde? Sollte es deswegen heute nicht auch gestattet sein, eine „formlose“ Ehe ohne standesamtliche Legitimation zu führen?
Um in dieser Fragestellung wirk­liche Klarheit zu bekommen und nicht vom Zeitgeist beeinflusst zu werden, brauchen wir die richtige Orientierung durch Gottes Wort.
Gott hat uns in Bezug auf das Zu­sam­menleben von Mann und Frau seine Gedanken und Bedingungen klar mitgeteilt, und sie haben heute noch dieselbe Gültigkeit wie da­mals – auch wenn sich die äußeren und gesellschaftlichen Rahmenbe­dingungen geändert haben.

Die Ehe – offiziell und öffentlich

Sowohl zur Zeit des Alten als auch des Neuen Testaments gab es tat­sächlich keine öffentliche Institution, vor der die Ehen verbindlich und rechtsgültig geschlossen werden mussten. Andererseits macht die Heilige Schrift aber auch sehr deut­lich, dass Mann und Frau ihre Ehe nicht einfach so, nicht im Gehei­men und auch nicht ohne Zustim­mung der Eltern in unverbindlicher Weise ein­gehen konnten. Im Ge­gen­teil: Aus verschiedenen Schrift­stellen wird deutlich, dass bei einer beabsichti­gten Eheschließung eine Art „Ver­trag“ geschlossen wur­de, der durch eine Heiratsgabe besiegelt wurde, die der Bräutigam dem Vater des jungen Mädchens über­bringen muss­te (s. 1.Mo 34,12; 2.Mo 22, 15.16; 1.Sam 18,25). Da­nach konnte er seine Braut zur Ehe­frau neh­men. Damit hatte die Ehe durch­aus öffentlichen Charakter, d.h. sie wurde „offiziell“ vor den Augen Gottes und der Menschen ge­schlossen. Das dokumentiert auch die anschließend statt­fin­den­de Hoch­zeitsfeier (s. 1.Mo 29,21.22; Joh 2,1-11).

Verlobungszeit

Aus verschiedenen Bibelstellen geht außerdem hervor, dass zur Zeit des Alten und Neuen Testaments auch eine Verlobungszeit üblich war, die der Ehe vorausging (s. 2.Mo 22,15; 5.Mo 20,7; 22,23.28; 2.Sam 3,14; Mt 1,18; Lk 1,27). Auch diese Ver­bindung war keine geheime und in­offizielle, sondern der junge Mann und die junge Frau brachten da­durch öffentlich zum Ausdruck, dass sie sich einander versprochen hat­ten und die Heirat anstrebten. Ob­wohl Gott die beiden Verlobten schon als zusammengehörend be­trachtete, war die Zeit der Verlo­bung doch dadurch gekennzeich­net, dass man noch nicht zusammen­lebte (s. 5.Mo 20,7; Lk 1,56) und auch noch keinen Geschlechtsver­kehr miteinander hatte (s. Mt 1,18). Denn diesen hat Gott ausdrücklich für die Ehe vorgesehen.

„Wilde Ehe“ in der Bibel

Dass in biblischer Zeit nicht jedes Zusammenleben von Mann und Frau auf dieser offiziellen und gott­gewollten Grundlage stand, macht das Beispiel der Frau am Jakobs­brunnen deutlich (s. Joh 4). Diese Frau hatte nach den Worten des Herrn Jesus fünf Männer, d.h. sie war offenbar fünfmal nacheinan­der mit verschiedenen Männern ver­heiratet gewesen.
Wie es dazu kam und ob die Ehen wirklich jedes Mal durch den Tod des jeweiligen Mannes beendet worden waren oder ob Ehebruch vorlag – was der Zusammenhang vielleicht eher vermuten lässt –, wird uns nicht berichtet. Jedenfalls war diese Frau fünfmal nacheinan­der „rechtsgültig“ und offiziell ver­heiratet.
Doch der Mann, mit dem sie zu­sammenlebte, als der Herr Jesus ihr begegnete, war definitiv nicht ihr Mann. Offensichtlich lebte die Frau nun in einer „wilden“ Ehe, in einer Verbindung, die der Herr Jesus nicht als Ehe bezeichnen konn­te, weil sie nicht „rechtsgültig“ ge­schlossen und deshalb nicht nach Gottes Gedanken war.

Standesamt – obrigkeitliche Einrichtung

Aus der Tatsache, dass es in bibli­schen Zeiten keine offizielle Insti­tution gab, vor der die Ehen ge­schlossen wurden, können wir da­her nicht ableiten, dass die Ehe damals einen inoffiziellen oder nicht öffentlichen Charakter hatte. Wir können aufgrund dieser Tatsa­che auch für unsere Zeit und unser Land heute keine „eheähnliche“ Verbindung ohne standesamtliche Beglaubigung rechtfertigen.
Wenn einerseits die Ehe nach Got­tes Gedanken durchaus öffentlich und offiziell eingegangen werden soll und andererseits nach der Rechtsprechung in unserem Land keine „rechtsgültige“ Ehe ohne Be­glaubigung durch den Standesbe­amten eingegangen werden kann, dann müssen wir uns als Christen auch dieser Einrichtung unterwer­fen (s. Röm 13,1.2). Denn die Ob­rig­keit ist von Gott eingesetzt, und wenn die Obrigkeit für jede rechts­gültige und verbindliche Ehe einen Trauschein verlangt, dann ist jede „Ehe“ ohne Trauschein eine „inof­fizielle“ und nicht rechtsgültige Verbindung und damit nicht nach Gottes Gedanken. Gott bezeichnet solch ein „formloses“ Zusammen­leben von Mann und Frau als Hurerei!

Keine Frau – die eigene Frau

Nach 1. Korinther 7 gibt es für einen Gläubigen nur zwei „Lebensfor­men“, die Gottes Zustimmung ha­ben: Es ist auf der einen Seite die Ehe (das Verheiratetsein), auf der anderen Seite die Ehelosigkeit. Während die Ehe nach Gottes Gedanken dadurch gekennzeichnet ist, dass „jeder seine eigene Frau und jede ihren eigenen Mann“ hat – im Gegensatz zu der Frau am Jakobsbrunnen! (s. 1.Kor 7,2; Joh 4,18) –, ist die gottgemäße Ehe­losigkeit dadurch gekennzeichnet, dass man keine Frau berührt und nicht in einer außerehelichen Ver­bindung lebt, die die Bibel als Hu­rerei bezeichnet.
Da bei weitem nicht jeder die Gabe der Ehelosigkeit hat und die Gefahr der Hurerei groß ist, „habe jeder seine eigene Frau und jede ihren eigenen Mann“ (V.2).
Das ist die einzige gottgewollte Form des Zusammenlebens für Mann und Frau, eine unauflösliche Ver­bindung, für die das Gebot des Herrn gilt, „dass eine Frau nicht vom Mann geschieden werde … und dass ein Mann seine Frau nicht entlasse“ (1.Kor 7,10.11).
Lasst uns einander Mut machen und die Hände stärken, unsere Auf­fassungen in Bezug auf das Zusam­menleben von Mann und Frau allein an Gottes Wort auszurichten – auch wenn wir in der heutigen Zeit deswegen als rückständig gel­ten und belächelt werden. Gottes Gedanken bleiben immer aktuell und verbindlich, und sie sind für alle, die sich danach richten, zum Segen!

Christian Mohncke

Persönliche Worte (Urlaubszeit)

Sommerzeit, Ferienzeit und für manche Leser von „Bleibt in mir“ vielleicht auch Urlaubszeit. Dankbar dürfen wir freie Tage aus der Hand Gottes anneh­men, der es gut mit uns meint und uns alles reichlich darreicht zum Genuss (s. 1. Tim 6,17b) – ob wir nun zu Hause bleiben oder verreisen. Solche Tage dienen dazu, körperlich und seelisch aufzutanken, um wieder mit neuer Kraft und Freude die Herausforderungen des Alltags anzunehmen. Auch seine Jünger hat der Herr Jesus aufgefordert, ein wenig auszuruhen (s. Mk 6,31). Dazu nahm er sie selbst mit an einen öden Ort (s. Lk 9,10), wo sie bei Ihm ein wenig zur Ruhe kommen konnten.

Auch im Alten Testament gab es einen Mann, der Urlaub nahm, um eine Rei­se zu machen. Es war Nehemia, der sich Urlaub von seinem Beruf als Mund­schenk beim persischen König Artasasta erbat. Er wollte nach Jerusalem reisen, um die Stadt seiner Väter wieder aufzubauen. Nehemia bat seinen Chef, den mächtigsten König, der damals auf der Erde regierte, nicht um einen Bautrupp, den er nach Jerusalem schicken konnte, um dort die Mauer der Stadt zu bauen. Nein, er wusste, dass er selbst gehen sollte. Gott wollte ihn für diese schwere Arbeit gebrauchen. Dazu nutzte Nehemia seinen Urlaub!

Nutzen wir auch die freien Tage, um vor allem am inneren Menschen gestärkt und in der Sache Gottes befestigt zu werden! Erholung für den Körper ist gut und wichtig, aber die Stärkung am inneren Menschen ist um vieles wichtiger.

Manchmal können gerade freie Tage zur Gefahr für uns werden. Wir werden träge, was das geistliche Leben angeht. Wir erlauben uns vielleicht Dinge, die wir uns im Alltag nicht erlauben würden. Wir stellen die irdischen Interessen über die geistlichen Notwendigkeiten – und leiden dabei Schaden. Nutzen wir dagegen die freie Zeit zum vermehrten Lesen der Bibel, für eine ausgiebigere Familienandacht, für den Besuch der Zusammenkünfte, vielleicht auch einmal zusätzlich an einem Ort, wo nur wenige Geschwister sind, und für Zeit mit dem Herrn, dann gehen wir gestärkt am inneren Menschen zurück in den Alltag und haben einen echten Nutzen. Vielleicht kann die aktuelle Ausgabe von „Bleibt in mir“ dabei eine Hilfe sein.

In diesem Sinn wünschen wir uns eine gute und gesegnete Ferienzeit!

Christian Rosenthal

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