BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Wer war es?

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  1. Sie dienten dem Herrn mit ihrer Habe:
  2. Sie nahmen den Raub ihrer Güter mit Freuden auf:
  3. Sie gaben ihr Leben für den Namen ihres Herrn Jesus Christus hin:

1: Maria, Johanna, Susanna und viele andere Frauen (s. Lk 8,2.3)
2: die Empfänger des Briefes an die Hebräer (s. Heb 10,34)
3: Judas und Silas, die mit Barnabas und Paulus nach Antiochien gesandt wurden (s. Apg. 15,25-27)

Vom richtigen Umgang miteinander …

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Wie wir Umgang miteinander pflegen, hängt entscheidend davon ab, womit unsere Gedanken beschäftigt sind. Wer kann sich davon freisprechen, dass in seinem Kopf manchmal negative Gedanken über den anderen Raum finden? Dass dieses negative Denken uns nicht froh macht – und uns schon gar nicht näher zum Herrn Jesus bringt –, sondern vielmehr regelrecht krankmachen kann, ist uns allen klar.
Deshalb wollen wir uns die Zeit nehmen und unsere Gedankenwelt vor dem Herrn prüfen. Dabei hilft uns Philipper 4,8:
„Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.“
Gott zeigt uns anhand dieser 6 wichtigen Punkte, was wir „erwägen“, d. h. worüber wir „nachdenken“ sollten.

1. Denken wir darüber nach, was wahr ist

Wir haben etwas gehört und sind beunruhigt. Wir fragen uns, ob das, worum unsere Gedanken kreisen, wirklich der Wahrheit entspricht. Oder ist es vielleicht nur eine Vermutung? Hält es einer Überprüfung stand? Vielleicht ist es nur ein Gerücht und entspricht gar nicht den Tatsachen.
Deshalb schweigen wir zunächst besser darüber und geben die Sache im Gebet dem Herrn ab – darüber haben wir inneren Frieden. Denn: „Wo es an Holz fehlt, erlischt das Feuer; und wo kein Ohrenbläser ist, hört der Zank auf“ (Spr 26,20).
Wir beschäftigen unsere Gedanken stattdessen mit guten Dingen, die wahr sind, weil wir wissen: „Das Geheimnis des inneren Friedens und der äußeren Kraft ist es, sich mit dem Guten zu beschäftigen, sich immer und immer wieder mit dem Guten zu beschäftigen“ (J. N. Darby).
Mit dem Guten beschäftigt zu sein bedeutet, sich mit Christus zu beschäftigten! Er ist der Eine vor allen, „der Wahrhaftige“ (Off 3,7). Auf die Frage der Juden: „Wer bist du?“, antwortete Er: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25). Seine Worte stellten Ihn als den dar, der Er war: die Wahrheit.

2. Denken wir darüber nach, ob es würdig ist

Wir fragen uns: Kann unser Herr sich freuen, wenn wir uns mit der Angelegenheit beschäftigen, darüber nachdenken? Ist die Sache würdig des Evangeliums des Christus – würdig des Gottes, der uns zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit berufen hat – würdig unserer himmlischen Berufung? (s. Phil 1,27; 1. Thes 2,12; Eph 4,1).
Müssen wir diese Fragen verneinen, wenden wir uns konsequent davon ab, denn wir wissen: Das, was wir denken, bleibt nicht ohne Einfluss auf unser Verhalten! Und alles was wir tun, soll doch zur Ehre Gottes sein (s. 1. Kor 10,31).[1]
Im Leben des Herrn Jesus sehen wir vollkommene Würde – ohne Selbstdarstellung. Einer aus der Volksmenge bittet Ihn aus unguten Beweggründen um Hilfe bei einer Erbauseinandersetzung. Wäre es würdig seines von Gott gegebenen Auftrags gewesen, sich in diese Angelegenheit einzumischen? Konsequent wendet Er sich ab – und mahnt vor der Habsucht (s. Lk 12,13).

3. Denken wir darüber nach, was gerecht ist

Ist es eine Sache, die einer Nachprüfung anhand des Wortes Gottes standhält?
Ob es sich um Fragen in Bezug auf das Miteinander in Ehe und Familie oder auch innerhalb der Glaubensgeschwister handelt, was es auch sei – wandeln wir in praktischer Gerechtigkeit, indem wir tun, was vor Gott recht ist. Legen wir keinen geringeren Maßstab an, als den der Schrift!
Oder erlauben wir dem „Zeitgeist“, unser Urteil zu beeinflussen? Gottes Wort ermahnt uns: „Und es wird unsere Gerechtigkeit sein, wenn wir darauf achten, dieses ganze Gebot vor dem Herrn, unserem Gott, zu tun, so wie er uns geboten hat“ (5. Mo 6,25).
Nehmen wir den Herrn Jesus zum Vorbild, dessen Vorsatz es war, „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Mt 3,15). Und „beeifern wir uns … ihm wohlgefällig zu sein“ (s. 2. Kor 5,9).

4. Denken wir darüber nach, ob unsere Gedanken rein sind

Nein, unsere Gedanken sind nicht frei – auch wenn ein bekanntes Volkslied dies betont. Deshalb stellen wir uns die Frage: Sind unsere Gedanken sauber und anständig? Nehmen wir „jeden Gedanken gefangen unter den Gehorsam des Christus“ (2. Kor 10,5)?
Nicht verurteilte unreine Gedanken sind der Todesstoß für eine glückliche Gemeinschaft mit unserem Herrn – und hindern die gesegnete Gemeinschaft mit unserem Ehepartner und unseren Kindern ebenso, wie die mit unseren Glaubensgeschwistern!
Wohin lassen wir unsere Augen wandern? Machen wir mit unseren Augen wie Hiob einen Bund (s. Hiob 31,1)!
Womit beschäftigen wir uns in unseren Fantasien? Stellen wir uns vor, an unserer Stirn wäre ein kleines Fenster und jeder könnte unsere Gedanken lesen – müssten wir uns dann schämen? Deshalb: Fliehen wir unreine Gedanken und beschäftigen uns mit dem Guten – mit Christus.
Christus wurde geprüft: Sein Herz wurde bei Nacht durchforscht und geläutert. Das Ergebnis: „Nichts fandest du – mein Gedanke geht nicht weiter als mein Mund“ (Ps 17,3). Und was aus seinem Mund kam, war immer ohne Trug! (s. Jes 53,9b).

5. Denken wir darüber nach, ob das Gehörte oder Gesagte lieblich ist

Liebenswerte Gedanken werden zu liebenswerten Worten und Taten führen.
Fördern wir durch unser Reden den Frieden mit unserem Ehepartner, allgemein in der Familie, und unter den Glaubensgeschwistern? Führen unsere Gedanken und auch unser Handeln dazu, Konflikte zu vermeiden?
Wir leben inmitten eines „verdrehten und verkehrten Geschlechts“ (Phil 2,15), in einer Welt von Streit und Rebellion. Lasst uns in unserem Umfeld etwas von der Gesinnung unseres Herrn zeigen und Friedensstifter sein – vor allem unter unseren Brüdern und Schwestern, mit denen uns der Herr am Ort zusammengestellt hat (s. Phil 2,5 ff.; Mt 5,9).
An dem Herrn Jesus war „alles lieblich“ (Hld 4,16). Am Kreuz hängend, in größten körperlichen Schmerzen, hören wird die Worte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Das war aus Gottes Sicht „lieblich“ – zu seinem Wohlgefallen.

6. Denken wir darüber nach, ob unsere Worte wohllauten

Sind unsere Reden für jeden, der uns zuhört, positiv und erbauend? Welche Themen bevorzugen wir in Gesprächen mit unseren Geschwistern im Glauben?
Und zu Hause: Lassen wir in den eigenen vier Wänden unserem Mund freien Lauf – sagen Worte, für die wir uns in der Öffentlichkeit schämen würden? Zügeln wir unsere Zunge (s. Jak 1,26)? „Faule Worte“ betrüben den Heiligen Geist, der in uns wohnt (s. Eph 4,29.30)!
Wie freut es unseren Herrn, wenn unser Reden wohllautend ist! Deshalb bitten wir Ihn: „Setze, Herr, meinem Mund eine Wache, behüte die Tür meiner Lippen“, damit „die Reden unseres Mundes und das Sinnen unseres Herzens ihm wohlgefällig ist“ (Ps 141,3; s. Ps 19,15). Und bedenken wir, dass wir einmal von jedem unnützen Wort vor Gott Rechenschaft ablegen müssen (s. Röm 14,10-12).
Blicken wir auf unseren Herrn: Seine Reden waren anders als die der Schriftgelehrten: „Sein Wort war in Vollmacht“ (Lk 4,32). Er redete nicht aus sich selbst, sondern was Er redete, redete Er so, wie Ihm der Vater gesagt hatte (s. Joh 12,49.50): „Holdseligkeit ist ausgegossen über seine Lippen“ (s. Ps 45,3) – zur Freude seines Gottes.

Und noch etwas ist wichtig

Und wenn es irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes gibt – wollen wir auch das erwägen. Der Apostel Paulus ist uns auch darin ein Vorbild: Er hebt zuerst das Lobenswerte hervor, bevor er ernste Dinge anspricht, für die er die Korinther nicht loben kann (s. 1. Kor 11,1.17.22).
Für alle Bereiche gilt der weise Rat: erst das Lob und dann der Tadel!
Denken wir daran, dass es bei denen, die dem Herrn angehören, immer etwas gibt, das der Herr loben kann und wird: „… dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“ (1. Kor 4,5).
Wir wollen uns heute entscheiden für das, was dem Frieden und der gegenseitigen Erbauung unter den Glaubensgeschwistern dient – beginnend im eigenen Haus.

„Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!
… denn dort hat der Herr den Segen verordnet …“
Psalm 133,1.3

Friedhelm Müller


Fußnoten:

  1. Es kann leider sein, dass jemand sich mit Bösem beschäftigen muss, z. B. dann, wenn in der Versammlung etwas vorgefallen ist. Aber auch und gerade dann ist besondere Vorsicht erforderlich. Wir lernen das u. a. im Alten Testament in Verbindung mit dem Sündopfer (s. 3. Mo 6,20.21) oder dem Opfer der roten jungen Kuh (s. 4. Mo 19,7.10.19).

Die Schatten der Vergangenheit – Wenn Väter versagt haben

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In einem Buch über Kindererziehung stand, dass in einer Grundschule die Schüler einmal gefragt worden seien, wie sie sich einen guten Vater vorstellen. „Ich male dir ein Bild von meinem Papa, dann weißt du es“, soll einer der Schüler geantwortet haben.

Kinder brauchen Väter

Väter werden nicht nur benötigt, damit Kinder geboren werden können. Viel mehr braucht jedes Kind einen Vater, der es auf seinem Weg ins Leben begleitet und für es da ist, der ihm Orientierung gibt und Grenzen setzt. Ohne einen Vater, der seinem Kind zugleich auch die nötige Freiheit lässt, sich zu entfalten, und es anregt, Neues zu entdecken und zu wagen, ist es für ein Kind viel schwieriger, richtig zu wachsen und zu reifen, um eigenverantwortlich leben zu können.
Neues, Unbekanntes weckt bei Kindern aber auch Ängste. Dann brauchen sie Väter, in deren Armen sie sich geborgen fühlen, weil die starken Arme des Vaters ihnen Sicherheit geben.

Wenn der Herr einen Familienvater heimholt oder der Vater die Familie verlässt und die Mutter deshalb ihre Kinder allein erziehen muss, sieht Gott auch diese Not. Als der himmlische Vater vermag Er in einer solchen Situation den Kindern auf andere Weise all das zu geben, was ihnen normalerweise der Vater vermittelt.

Kinder brauchen Vorbilder

Heute sind die meisten Männer aufgrund ihres Berufs fünf Tage die Woche acht Stunden oder mehr außer Haus. Dadurch verbringen sie häufig viel weniger Zeit mit ihren Kindern als vor der Industrialisierung.
Dennoch oder gerade deshalb sind Väter für das geistliche Wachstum ihrer Kinder unentbehrlich. Denn Kinder brauchen das Vorbild des Vaters für ein gesundes geistliches Wachstum. Vorbild sein geht weit darüber hinaus, den Kindern von der Liebe Gottes zu erzählen und sie auf das Heil und den Frieden hinzuweisen, die Gott uns in seinem Sohn Jesus Christus schenken will.
„Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns“, bat der Jünger Philippus den Herrn Jesus (Joh 14,8). „So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus?“ (V. 9), antwortete ihm der Herr. An dem, was sie an dem Herrn Jesus sahen, von Ihm hörten und mit Ihm erlebten, konnten die Jünger erkennen, wer und wie ihr himmlischer Vater ist. Der Herr offenbart auch uns heute den Vater durch die Bibel, das Wort Gottes. Er möchte aber auch das Vorbild der Väter gebrauchen, die in Abhängigkeit vom Herrn versuchen, etwas von dem in ihrem Leben sichtbar werden zu lassen, was einen Vater nach Gottes Gedanken ausmacht.

Kinder brauchen Prägung

Wenn Kinder spüren, dass ihr Vater sich bemüht, gerecht zu sein, und nicht einfach nur immer Recht haben will, werden sie erkennen, wie sich die göttliche Gerechtigkeit in unserem Leben ganz praktisch im Alltag auswirkt. Sie werden verstehen, dass Liebe ohne Gott keine wirkliche Liebe ist, wenn sie beobachten können, wie sich die Liebe Gottes im Handeln und Reden des eigenen Vaters widerspiegelt. Und sie werden erfassen, dass wahre Freiheit aus der innigen Beziehung zum Vater erwächst, während die vom Vater losgelöste Selbstverwirklichung nicht die große Freiheit ist, wie die Welt ihnen einflüstern will, sondern einengt und fesselt. Das gilt sowohl für die familiäre Beziehung zwischen Kindern und ihrem leiblichen Vater als auch für ihre Beziehung zu Gott als ihrem himmlischen Vater.

Und wenn der Vater versagt?

„Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird“ (Spr 22,6). Dieser Vers hat schon viele gläubige Christen ermuntert, ihre Kinder für den Herrn Jesus zu erziehen. Und das Leben vieler Kinder Gottes hat die Richtigkeit dieses Verses bestätigt. An dem, was sie der eigene Vater über Gottes Liebe zu verlorenen Sündern und den Weg des Glaubens lehrte, haben sie ihr ganzes Leben lang festgehalten und sind dem Herrn Jesus treu nachgefolgt. Zugleich ist dieser Vers aber auch eine ernste Mahnung für jeden Vater. Denn ebenso wie das gute Vorbild für die Kinder segensreich bleibt, wenn sie selbst alt geworden sind, wirkt leider auch das schlechte Vorbild und Versagen der Väter in den Kindern fort. Besonders traurig ist dabei, dass solche Christen häufig ein falsches Bild von Gott haben und oft Mühe damit haben, Ihn als ihren himmlischen Vater wahrzunehmen. Es fällt ihnen schwer, zu Ihm, als ihrem himmlischen Vater, zu beten; manchen scheint es sogar unmöglich.

Natürlich macht jeder Vater auf dieser Erde Fehler in der Erziehung seiner Kinder. Dadurch sollte sich aber kein Vater entmutigen lassen. Denn der Herr sieht den Wunsch im Herzen, die Kinder mit und für den Herrn zu erziehen. Jeder Vater sollte sich aber dessen bewusst sein, dass es auch mit guter Absicht möglich ist, durch ungeistliches Verhalten Schaden anzurichten, der die Kinder auch dann noch belasten kann, wenn sie als erwachsene Christen im Leben stehen.

Gefährliche Verstärker

Wenn dann noch bei den Eltern der Vater immer fürs Strafen und die Mutter fürs Trösten zuständig war, wird dieses falsche Bild noch weiter verstärkt.
Gott, der Vater, wird dann nur noch in seiner Eigenschaft als der gerechte und heilige Gott wahrgenommen, der Licht ist und Sünde nicht sehen kann (s. 1. Joh 1,5). Es wird nur der strafende Gott gesehen, nicht jedoch seine Gnade und Liebe, die Er im Sohn geoffenbart hat (s. Joh 1,18). Gnade und Liebe werden vielmehr nur mit dem Herrn Jesus verbunden.
Der Herr Jesus ist aber nicht nur der gute Hirte, der sich stets liebevoll um seine Schafe kümmert (s. Joh 10; Ps 23). Gott hat seinem Sohn auch „Gewalt gegeben, Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist“ (Joh 5,27). Im ersten Kapitel der Offenbarung finden wir eine eindrückliche Schilderung der Erscheinung des Herrn in seiner Herrlichkeit als Richter.
Genauso gefährlich ist es, wenn Väter immer nur der „Kumpel“ ihrer Kinder sind und keine Autorität für sie darstellen, wie es Ziel der antiautoritären Erziehungsphilosophien war, die um 1970 entstanden ist.
Wenn Väter ihren Kindern nie Grenzen aufzeigen und auch keine Rechenschaft für Fehlverhalten verlangen, kann von Gott schnell das Bild eines gütigen alten Mannes entstehen, der es mit der Sünde nicht so genau nimmt und auch mal „fünfe gerade sein lässt“.

Keine ausweglose Situation

Aber muss es immer bei einem solchen verkehrten Gottesbild bleiben? Nein, es gibt Wege zur Heilung und Wiederherstellung. Denn Gott möchte, dass wir Ihn richtig und immer besser erkennen und Er möchte „das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden“ (Mal 3,24).
Geschehenes wird nie ungeschehen gemacht werden können. Trotzdem ist es möglich, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen neuen Anfang zu machen. „Keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; … niedergeworfen, aber nicht umkommend“ (2. Kor 4,8.9). Diese Erfahrung des Apostels Paulus in seinem Dienst für den Herrn ist im übertragenen Sinn auch möglich, wenn es darum geht, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden – für Väter und Kinder.

Hilfe und Heilung sind möglich

Die Thematik ist zu vielschichtig und umfassend, als dass auf wenigen Seiten und mit wenigen Worten in einer Zeitschrift wie „Bleibt in mir“ eine immer wirkende Lösung aufgezeigt werden könnte, die nur wie eine Gebrauchsanleitung befolgt werden muss.

Je nach Art und Schwere des väterlichen Versagens kann es erforderlich sein, erfahrene Christen um Hilfe zu bitten, die sich als Hirten um das wunde Herz und die gekränkte Seele kümmern.
Hier können deshalb nur einige wenige Gedankenanstöße gegeben werden.
Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir unser Bild von Gott als unserem himmlischen Vater von Ihm selbst prägen lassen. Denken wir noch einmal an die Antwort des Herrn auf die Bitte des Philippus, den Jüngern den Vater zu zeigen. Gott hat sein Wesen als Vater in dem Herrn Jesus offenbart. In seinem Wort, der Bibel, hat Er es uns aufgeschrieben. Lesen wir die Bibel und suchen danach, wer und wie unser himmlischer Vater ist!
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Heilung wird sein, sich daran zu erinnern, dass kein Mensch vollkommen ist und auch der aufrichtigste Christ Fehler macht, ja, sogar wieder sündigen kann. Denn „wir alle straucheln oft“ (Jak 3,2).
Dazu gehört auch das Bewusstsein, dass alle Menschen die Vergebung ihrer Sünden brauchen, die sie nur in dem Herrn Jesus finden können – auch die Väter.
Es ist deshalb gut, wenn Väter zu ihren Kindern gehen und ihr Versagen und ihre Sünde bekennen und dafür um Vergebung bitten, sobald ihnen ihr begangenes Unrecht bewusst wird. Auch wenn es vielleicht schon lange Zeit zurückliegt – für ein aufrichtiges Bekenntnis ist es nie zu spät.
Als die Jünger den Herrn baten, sie zu lehren, wie sie beten sollten, trug Er ihnen unter anderem auf, ihren himmlischen Vater um Vergebung ihrer Schuld zu bitten, so wie sie denen vergeben, die ihnen etwas schuldig sind (s. Lk 11,4). Das darf betroffene Kinder anspornen, ihrem Vater im Herzen zu vergeben, und ihm die Vergebung auch zuzusprechen, wenn er sie darum bittet.
Je schwerer die Schuld des Vaters ist, etwa bei seelischem oder sexuellem Missbrauch, desto schwerer wird es sein, ihm zu vergeben. Vielleicht lebt der Vater aber auch schon nicht mehr oder er ist aufgrund der Beeinträchtigungen des Alters nicht mehr in der Lage, um Vergebung zu bitten (zum Beispiel bei Demenz). Doch egal wie, auch dann wird an der Vergebung kein Weg vorbeiführen.
Eine Hilfe kann es dabei sein, sie laut auszusprechen – selbst dann, wenn der Vater bereits verstorben ist und es nicht mehr hören kann. Denn dieses ganz bewusste in Worte fassen wirkt oft wie ein Loslassen und eine Befreiung.

Eine Frage des Willens

Manche Schuld mag so schwer wiegen, dass die Betroffenen sich nicht vorstellen können, das erlebte Leid jemals vergessen zu können. Doch wer Schuld einmal bewusst vergeben hat, sollte sie nicht wieder hervorkramen. Es würde die alten Wunden nur wieder aufreißen.
Und wenn der Teufel trotzdem die Erinnerung an die Schatten der Vergangenheit wieder wecken will? Dann dürfen wir uns daran erinnern, wie Gott mit unserer Schuld handelt: „Ich, ich bin es, der deine Übertretungen tilgt um meinetwillen; und deiner Sünden will ich nicht mehr gedenken“ (Jes 43,25).
Selbst, wenn es uns als Menschen vielleicht unmöglich ist, erlittenes Unrecht wirklich vollständig zu vergessen, sollten wir vergebenes Unrecht nie wieder als Schuld zurechnen. Das ist keine Frage des Gefühls, sondern des Willens, wie der zitierte Vers aus Jesaja zeigt.
Der Herr schenke allen betroffenen Lesern in seiner Gnade, dass „die Herzen der Väter den Kindern und die Herzen der Kinder den Vätern“ zugewendet werden (Mal 3,24) und sie Heilung in ihren Herzen erfahren. Und Er schenke ihnen allen, dass sie ein treffendes Bild von ihrem himmlischen Vater gewinnen und die innige Gemeinschaft mit Ihm ungetrübt genießen können.

Stefan Busch

Erziehung – eine Gemeinschaftsaufgabe

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Im Buch der Sprüche finden sich zahlreiche Aufforderungen an Söhne, die Erziehung der Eltern und ihre Belehrung anzunehmen. Immer wieder werden die Söhne dabei auf den bleibenden Segen für ihr Leben hingewiesen, wenn sie diese Appelle beherzigen und in die Tat umsetzen. Auch wenn im Buch der Sprüche nur die Söhne angesprochen werden, sind diese Aufforderungen und Hinweise für Töchter natürlich genauso gültig und segensreich.

Die erste dieser Stellen findet sich gleich zu Anfang des Buches in den Versen 7 bis 9 des ersten Kapitels: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung. Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlass nicht die Belehrung deiner Mutter! Denn sie werden ein anmutiger Kranz für dein Haupt und ein Geschmeide für deinen Hals sein.“
Auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen, enthalten diese an den Sohn gerichteten Verse aber auch wichtige Hinweise für Eltern und die Kindererziehung.

Der Ausgangspunkt und das Ziel

„Die Furcht des Herrn“ ist das Fundament jeder christlichen Erziehung. Jedes Bemühen der Eltern kann nur dann für die Kinder gesegnet sein, wenn ihr Leben selbst auf Gott gegründet ist. Es geht dabei nicht darum, Angst vor Gott zu haben. Mit der „Furcht des Herrn“ sind vielmehr Ehrfurcht und Respekt vor Gott gemeint. Für uns heute gründet sie sich auf den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, und sein Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha.
Zugleich ist „die Furcht des Herrn“ aber auch das Ziel jeder Erziehung. Wer selbst um die Vergebung seiner Sünden weiß, wird dieses Ziel stets vor Augen haben. Es wird ihm ein Herzensanliegen sein, seine Kinder so zu erziehen, dass sie so früh wie möglich den Herrn Jesus als ihren Heiland kennenlernen.
Bei der Errettung der Kinder darf die Erziehung aber nicht stehen bleiben. Deshalb wird es stets auch der sehnliche Wunsch gottesfürchtiger Eltern sein, ihre Kinder zu einem Leben in der Nachfolge hinter dem Herrn Jesus her anzuleiten – zu einem Leben, das den Herrn ehrt.

Die göttliche Quelle

Wohl die meisten Eltern kommen früher oder später an einen Punkt, an dem sie bei der Erziehung ihrer Kinder nicht mehr weiter wissen. Was auch immer sie versuchen, scheint vergebens und ohne Erfolg zu sein. Lob und Tadel, Liebe und Strenge zeigen keinerlei Wirkung mehr. Das Kind reagiert auf freundliche Worte ebenso wenig wie auf ernste und eindringliche. Stattdessen versucht es mit allen Mitteln, seinen Eigenwillen durchzusetzen. Spätestens jetzt müssen wir uns als Eltern daran erinnern, was uns besser von Anfang an bewusst sein sollte: Aus uns selbst heraus sind wir völlig unfähig.
Doch „die Furcht des Herrn“ ist nicht nur das Fundament und das Ziel christlicher Erziehung. Sie ist auch die Quelle, aus der wir schöpfen dürfen. Sie ist der „Anfang der Erkenntnis“. Im Neuen Testament wird der Zugang zu dieser Quelle so beschrieben: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 1,5).

Der göttliche Rahmen

„Die Narren verachten Weisheit und Unterweisung“ (V. 7b). Wahre Gottesfurcht geht mit der Annahme der von Gott gegebenen Ordnung in der Familie einher. Ohne die Verwirklichung dieser Ordnung kann es keine wirkliche Ehrfurcht vor dem Herrn geben, denn es würde bedeuten, ein Gebot des Herrn nicht zu beachten. Jeder aufrichtige Christ zeichnet sich aber gerade dadurch aus, dass er dem ganzen Wort Gottes folgen möchte.
Es wäre töricht, die Kinder zur Ehre Gottes erziehen zu wollen und sich gleichzeitig im eigenen Handeln nicht an den Gedanken des Wortes Gottes auszurichten. Zu dieser Ausrichtung gehört auch, dass Vater und Mutter ihren Platz nach Gottes Ordnung in ihrer Ehe und Familie nicht nur kennen, sondern auch einnehmen. Nur so können die Kinder ihren Platz in der Familiengemeinschaft finden.
Wenn etwa der Vater seiner Verantwortung nicht nachkommt und in allem seiner Frau die Führung und Entscheidung aufbürdet, brauchen sich die Eltern auf lange Sicht nicht zu wundern, wenn es ihren Kindern schwerfällt, die von Gott eingesetzten Autoritäten anzuerkennen.
Umgekehrt wäre es genauso verkehrt, wenn der Vater in allem das Kommando führt und seinen Willen durchsetzt und seine Frau und die Kinder als reine Befehlsempfänger betrachten würde. In einem solchen Klima können Kinder das liebevolle Miteinander und den vertrauensvollen Austausch über alle Fragen und anstehenden Entscheidungen des Lebens nicht lernen.

Eine wesentliche Voraussetzung

Für die Verwirklichung der Ordnung nach den Gedanken Gottes in der Familie sind zunächst die Eltern verantwortlich, aber auch die Kinder müssen ihren Teil dazu beitragen. Die Eltern müssen mit Weisheit, dem Vermögen der Kinder entsprechend, unterweisen und erziehen. Und die Kinder müssen diese Erziehung annehmen. Darauf, dass die Kinder annehmen, was die Eltern ihnen vermitteln möchten, haben Vater und Mutter nur bis zu einem bestimmten Punkt Einfluss. Ab einem gewissen Alter sind die Kinder dafür selbst verantwortlich. Diese Verantwortung können Eltern ihren Kindern auch nicht abnehmen. Wir können die Bereitschaft der Kinder aber positiv beeinflussen.
Je näher wir als Eltern dem Herrn Jesus auch in Erziehungsfragen sind, je mehr die Abhängigkeit vom Herrn in unserer Erziehung von den Kindern erlebt wird, desto leichter wird es ihnen fallen, unsere Unterweisung anzunehmen. Es ist Aufgabe der Eltern, das den Kindern in Liebe zu vermitteln.

Eine gemeinsame Verantwortung

Bei der Erziehung sind beide Elternteile in gleichem Maß gefordert. Vater und Mutter müssen darin übereinstimmen und das gleiche Ziel verfolgen, sie dürfen nicht gegeneinander arbeiten. Kinder haben ein feines Gespür und wissen schnell, wen von beiden sie fragen müssen, um zu ihrem Ziel zu kommen.
Es ist auch nicht gut, wenn nur der Vater für die Zucht zuständig ist und die Mutter für den Trost. Eine solche Aufteilung belastet das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Besonders das Vertrauen in den Elternteil, der immer nur als „der Strafende“ in Erscheinung tritt, wird dadurch zerstört. Außerdem besteht die Gefahr, dass ihnen durch eine solche ungesunde Aufteilung ein falsches Bild von unserem himmlischen Vater vermittelt wird. Für Töchter ist diese Gefahr vielleicht größer als für Söhne. Das wird sich aber nie genau ergründen lassen. Auf jeden Fall sind es gerade älter gewordene Schwestern, die davon berichten, wie leicht es ihnen fällt, sich im Gebet an den guten Hirten zu wenden, und wie schwer es für sie ist, Gott, den Vater, im Gebet anzusprechen, weil sie mit dem Vater aufgrund ihrer Erfahrungen als Kinder immer nur Unangenehmes verbinden.[1]

Der göttliche Dreh- und Angelpunkt

Natürlich ist Erziehung eine vielschichtige und schwierige Aufgabe, für die auf wenigen Seiten einer Zeitschrift wie „Bleibt in mir“ kein allgemeingültiges Erfolgsrezept geliefert werden kann. Ganz abgesehen davon, dass es gar kein solches Rezept geben kann. Denn jedes Kind ist ein Original Gottes, das es „seinem Weg entsprechend“ zu erziehen gilt (Spr 22,6).
„So spricht der Herr, der Heilige Israels und der es gebildet hat: Über das Zukünftige fragt mich; meine Kinder und das Werk meiner Hände lasst mir anbefohlen sein!“ (Jes 45,11).
Dieser Vers ist schon vielen Eltern Trost und Ermunterung gewesen, wenn sie in der Erziehung nicht mehr weiter wussten oder sich Sorgen um die Zukunft der Kinder machten. Und daran sollten wir immer festhalten, denn „Kinder sind eine Gabe des Herrn“ (Ps 127,3, Luther-Übersetzung). Das Werk seiner Hände ist dem Herrn nie gleichgültig. Das gibt uns einerseits Trost und Zuversicht. Zugleich spornt es uns als Eltern an, unsere Kinder gemeinsam für den Herrn zu erziehen. Wenn wir es im Aufblick und im Vertrauen auf den Herrn zu seiner Ehre tun möchten, wird Er uns darin in seiner Gnade und Barmherzigkeit auch zu Hilfe kommen.

Stefan Busch


Fußnoten:

  1. Das muss aber nicht immer so bleiben. Der Artikel „Die Schatten der Vergangenheit – wenn Väter versagen“ in diesem Heft beschäftigt sich ausführlicher mit diesem Thema.

Das Haus des Stephanas

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Stephanas gehört zu den weniger bekannten Personen im Neuen Testament. Sein Name kommt dreimal vor – und zwar ausschließlich im 1. Korintherbrief (s. 1. Kor 1,16; 16,15.17). Dabei fällt auf, dass zweimal von dem „Haus des Stephanas“ die Rede ist. Es lohnt sich, über dieses Haus kurz nachzudenken.

Die beiden Stellen lauten:

„Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich jemand anders getauft habe“
1. Korinther 1,16
„Ich ermahne euch aber, Brüder: Ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist und dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben“
1. Korinther 16,15

Stephanas prägte sein eigenes Haus

Es steht außer Frage, dass Stephanas ein Segen für die Geschwister in Korinth war. Dennoch war er zuerst ein Segen für sein eigenes Haus. Es liegt auf der Hand, dass es dabei um seinen „Haushalt“ geht, der neben seiner eigenen Familie (Ehefrau, Kinder) aus weiteren Mitgliedern (Knechten, Bediensteten, Sklaven) bestanden haben mag. Der Geist Gottes nennt diesen Haushalt nach seinem „Kopf“ – das „Haus des Stephanas“. Das stimmt besonders uns Männer und Väter nachdenklich. Die Familien haben in den Augen Gottes einen hohen Stellenwert. Welches Gepräge geben wir unserer Familie?

Das Haus des Stephanas war der „Erstling von Achaja“

Achaja war die Provinz im Süden Griechenlands, in der Korinth lag. Der Erstling bedeutet im übertragenen Sinn, dass etwas – oder jemand – den Anfang macht. In Römer 16,5 und hier werden mit „Erstling“ diejenigen beschrieben, die in einer bestimmten Region als erstes zum Glauben gekommen waren. Gott hatte offensichtlich nicht nur Stephanas gerettet, sondern sein ganzes Haus. Es ist immer Gottes Gedanke, ganze Häuser zu retten. Das war bei Noah so (s. 1. Mo 6,18) und auch bei dem „Kerkermeister“ von Philippi (s. Apg 16,31).

Das Haus des Stephanas wurde getauft

Paulus hatte im Allgemeinen nicht den Auftrag zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen (s. 1. Kor 1,17). Im Fall der Familie des Stephanas hatte er allerdings eine Ausnahme gemacht. Stephanas und die Seinen stellten sich durch die Taufe auf die Seite von Jesus Christus. Das ist die Voraussetzung für alles Weitere, das folgt. Gott freut sich darüber, wenn ganze Familien bewusst in die Nachfolge seines Sohnes treten, der bis heute auf dieser Erde abgelehnt wird.

Das Haus des Stephanas stand im Dienst für den Herrn

Ähnlich wie Josua war Stephanas zusammen mit seiner Familie entschieden, dem Herrn zu dienen (s. Jos 24,15). Gott möchte nicht nur Häuser retten, sondern Er freut sich, wenn Familien Ihm gemeinsam dienen. Worin der Dienst bestand, wissen wir nicht genau. Es wird allerdings gesagt, dass der Dienst „den Heiligen“ (denen, die Gott gehören) zugute kam. Es kann vermutet werden, dass die Gabe der Hilfeleistungen vorhanden war (s. 1. Kor 12,28) und dass sie im Sinn von Epheser 4,16 „Gelenke der Darreichung“ waren.
Wichtig ist, dass die Familie des Stephanas sich selbst zu diesem Dienst verordnet hatte. Das bedeutet nicht, dass sie diesen Dienst unabhängig von Gott taten, sondern dass es keinen apostolischen Auftrag dazu gab. Stephanas und sein Haus hatten sich selbst – unabhängig von einer Anweisung von Paulus – dazu entschieden. Das zeigt, dass sie einen klaren Herzensentschluss gefasst hatten, den Dienst, den sie vom Herrn bekommen hatten, tatsächlich zu tun. Darin erkennt man ihre ganze Hingabe, die für uns vorbildhaft ist. Niemand (außer Gott) kann heute einen anderen zu einem Dienst veranlassen. Den Entschluss dazu müssen wir persönlich treffen.

Das Haus des Stephanas wirkte mit und arbeitete

Paulus forderte die Korinther auf, sich einem, der „mitwirkt und arbeitet“, unterzuordnen. Damit zeichnet er die Art und Weise aus, in der diese Familie im Werk des Herrn tätig war. „Mitwirken“ beschreibt die Kooperation in einer Sache. Das Wort bedeutet „gemeinsam (zusammen) wirken“ oder „mitarbeiten“. Das hier verwendete Wort für „arbeiten“ beschreibt eine mühevolle Tätigkeit, mit der man sich (im Schweiß seines Angesichts) abmüht und plagt. In 2. Timotheus 2,6 wird die mühevolle Arbeit des Ackerbauern damit beschrieben. Das Haus des Stephanas arbeitete nicht gegeneinander, sondern miteinander (Hand in Hand). Gemeinsam mit anderen zu arbeiten schließt ein, dass man sich selbst zurücknehmen muss. Darüber hinaus waren Stephanas und die Seinen bereit, hart zu arbeiten und sich der Mühe und Anstrengung des Dienstes zu unterziehen. Auch das dient uns zum Vorbild.
Fassen wir die Belehrungen für uns zusammen:

  • Als Familienväter wollen wir daran denken, dass wir unsere Häuser prägen – zum Guten und Positiven oder zum Schlechten und Negativen.
  • Wir wollen nicht vergessen, dass es Gottes Absicht ist, ganze Häuser zu retten. Dabei liegt es auf der Hand, dass jeder persönlich zu dieser Absicht Gottes „ja“ sagen muss.
  • Gemeinsam mit unseren Häusern dürfen wir uns durch die Taufe bewusst auf die Seite dessen stellen, der in der Welt abgelehnt wird.
  • Es ist ein besonderer Segen damit verbunden, gemeinsam mit unseren Familien dem Herrn und den Seinen zu dienen. Dabei kommt es nicht auf die vermeintliche Größe des Dienstes an, sondern vielmehr auf unsere Entschiedenheit und Treue.
  • Wir lernen, dass das gemeinsame Arbeiten eine besondere Herausforderung sein kann und dass es Mühe und Anstrengung (physisch und psychisch) kosten kann, dem Herrn zu dienen.

Es lohnt sich allemal, dem Herrn so zu dienen, wie es das Haus des Stephanas getan hat: „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,58).

Ernst-August Bremicker

In schwierigen Zeiten dem Lamm folgen

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Der Herr Jesus fordert uns mehrfach auf, Ihm zu folgen.[1] Doch wie sieht es damit in schwierigen Zeiten aus? Ist es in solchen Umständen überhaupt möglich, Ihm zu folgen? Eine Gruppe von Gläubigen in der Zukunft ist uns darin ein beeindruckendes Vorbild und darf uns motivieren, auch in schwierigen Zeiten „dem Lamm zu folgen, wohin irgend es geht“.

Überwinder der sieben Jahre der Drangsal

Offenbarung 14,1-5 ist Teil eines Einschubs zwischen den Posaunen- und den Siegelgerichten, der sich anschließt an die Beschreibung der Feinde, die dann auf der Erde gegen Gott und die Heiligen auftreten werden. Gott zeigt uns in diesem Einschub, dass es Überwinder geben wird, die in diesen schweren Zeiten bewahrt und lebend ins Reich eingehen werden. Die Zahl 144.000 ist eine symbolische Zahl, die davon spricht, dass es aus dem Volk Israel solche Gläubigen geben wird. Sie stehen am Ende der sieben Jahre der Drangsal mit dem Herrn Jesus in Jerusalem auf dieser Erde. Sie gehen als Erste in das Friedenreich ein, welches der Herr Jesus von dem Berg Zion aus aufrichten wird. Auch wenn es sich um eine andere Haushaltung handelt und um Gläubige, die nicht zu der Versammlung, sondern zu dem Volk Israel gehören, können wir viel von ihnen lernen.

Eine große Drangsal

Über die Zeit, die sie durchleben werden, sagt der Herr Jesus, dass es eine Drangsal sein wird, „wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird“ (Mt 24,21). Es wird schlimme Dinge auf dieser Erde geben:

  • Verführung (s. Mt 24,4.5),
  • Krieg, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben (s. Mt 24,6.7),
  • Hass und Anfeindung (s. Mt 24,9).

Einige dieser Dinge kennen wir ihrem Charakter nach heute schon. Wir erleben jeden Tag Verführung, durch die wir von dem Herrn Jesus abgezogen werden sollen. Wir lesen immer wieder in den Nachrichten von Krieg, Hungersnöten und Erdbeben. Und wir erleben seit 2020 eine „Seuche“, die unser Leben deutlich beeinflusst. In der Zukunft wird alles aber viel schlimmer sein. Wir, die Glaubenden der Gnadenzeit, befinden uns dann schon im Himmel, wohin der Herr Jesus uns bei seinem Kommen zur Entrückung bringen wird. Trotzdem können wir von den 144.000 für unser heutiges Leben lernen.

Fünf Kennzeichen dieser Gläubigen

In dem Abschnitt in Offenbarung 14 finden wir fünf Kennzeichen dieser Überwinder, die wir auf unsere Zeit anwenden können:

  1. Sie sind erkauft für Gott und das Lamm (s. V. 3b.4b). Sie sind gerettet durch das „Blut des Lammes“, durch das sie für Gott erkauft wurden. Obwohl es die furchtbarsten Zeiten sein werden, die es auf dieser Erde je gab, wird es dem Herrn gelingen, dass noch Menschen gerettet werden. Das ist großartig. Auch heute gibt es noch die Möglichkeit das Werk und die Liebe des Herrn Jesus im Glauben anzunehmen, um in seinem Blut von Sünden abgewaschen zu werden (s. V. 1.5b).
  2. Sie tragen die Namen des Lammes und seines Vaters an ihren Stirnen (s. V. 1). In dieser Zeit werden viele Menschen das Malzeichen des römischen Herrschers tragen (s. Kap. 13,16.17). Doch die 144.000 haben dabei nicht mitgemacht. Sie haben sich zu Gott und dem Herrn Jesus bekannt und dafür sehr gelitten (s. Kap. 13,17). Das erkennt Gott an, was Er dadurch deutlich macht, dass Er seinen Namen auf ihre Stirn schreibt.
    Und wir? Die Dinge, die Gott wichtig sind und die Er gerne bei uns sehen will, bleiben Ihm auch dann wichtig, wenn die Zeiten schwerer geworden sind. Bekennen wir uns deshalb zu Gott und dem Herrn Jesus, auch wenn das Schwierigkeiten mit sich bringen mag!
  3. Sie haben sich nicht mit Frauen befleckt (s. V. 4a). Auch das ist ein Symbol. Es spricht davon, dass sie in ihren Verbindungen rein geblieben sind. Diese Gläubigen werden sich absondern von dem, was die gottlose Masse des Volkes tun wird.
    Auch heute gibt es in der bekennenden Christenheit und in der Welt viele Dinge, die gegen Gottes Gedanken sind. Doch weshalb sollten wir in schweren Zeiten Kompromisse mit einer gottlosen Welt eingehen? Wir können diese Welt zwar nicht verlassen, aber wir sollen uns „durch Absonderung wegreinigen“ von allem, was zur Unehre unseres Herrn ist (s. 2. Tim 2,20.21).
  4. Sie sind untadelig (s. V. 5b). Dieser Punkt spricht von ihrer persönlichen Reinheit. Auch diese Gläubigen werden sündigen. Dennoch schreibt Gott, dass sie untadelig sind. Einerseits leben sie in Gottesfurcht und wollen deswegen nichts tun, was Gott nicht gefällt. Andererseits leben sie im ständigen Selbstgericht, wenn sie gesündigt haben. Es ist auch heute wichtig, sich von dem Bösen um uns her abzusondern. Aber es ist genauso wichtig, persönlich rein zu leben. Vielleicht neigt man dazu, in schwierigen Umständen innerlich aufzugeben und „sich gehen zu lassen“. Doch Gottesfurcht und Selbstgericht sind zu jeder Zeit Voraussetzungen, um glücklich und zur Ehre Gottes leben zu können.
  5. Besonders beeindruckend ist die Aussage, dass sie dem Lamm folgen, wohin irgend es geht.

Sie folgen dem Lamm, wohin irgend es geht

Die folgenden vier Fragen sprechen dazu in unser Leben:

  1. Was tun sie? Sie folgen nach. Nachfolge bedeutet, so zu leben, wie der Herr Jesus es tat – seinen Fußstapfen zu folgen (s. 1. Pet 2,21). Die 144.000 werden das auch in den schwierigsten Zeiten tun. Aber was ist mit uns? Folgen wir dem Beispiel unseres Herrn: Er war „von Herzen demütig“ (Mt 11,29) und tat „allezeit das ihm Wohlgefällige“ (Joh 8,29). Nehmen wir uns und unsere eigene Meinung zum Beispiel darüber, wie „die Krise“ zu bewältigen ist, nicht zu wichtig! Und streben wir auch dann danach, das zu tun, was Gott wohlgefällt, wenn es schwierig wird!
  2. Wem folgen sie? Sie folgen dem Lamm. Das ist der Herr Jesus, der auf dieser Erde lebte und auf Golgatha als das wahre Passahlamm litt und starb. Er ist das „geschlachtete Lamm“ (Kap. 13,8), an dessen Händen und Füßen ewig die Wundmale zu sehen sein werden, die Ihm zugefügt wurden, als Er für uns das Erlösungswerk vollbrachte. Er gab sein Leben in größter Not. Welche Antwort geben wir Ihm darauf?
  3. Wohin folgen sie? Sie folgen, wohin das Lamm geht. Das bedeutet, dass sie in ständiger Abhängigkeit leben. Sie denken nicht, dass die Zeiten zu schwer sind, um nach dem Willen Gottes zu fragen und ihn zu tun. Nein, sie fragen auch in diesen katastrophalen Zeiten: „Was soll ich tun, Herr?“ (Apg 22,10). Fragen wir in unserer Zeit abhängig und ergebnisoffen nach dem Willen des Herrn und verwirklichen ihn dann gehorsam und vertrauensvoll!
  4. Wie folgen sie? Sie folgen bedingungslos. Das kleine Wort „irgend“ darf uns tief beeindrucken. Jeden Weg, den der Herr ihnen zeigen wird, werden sie gehen. Das bedeutet großes Leid für sie. Aber sie folgen „wohin irgend das Lamm geht“.

Zwei segensreiche Ergebnisse

Auf diesem Weg werden sie vieles erleiden und einiges verlieren. Wird das nicht ein trauriges Leben sein? Nein, denn in diesen Versen nennt Gott auch zwei herrliche Folgen, die diese Gläubigen erleben werden:

  1. Das Lied, das nur sie erlernen können (s. V. 3). Vermutlich wird von den Märtyrern, die in den sieben Jahren sterben werden, das „neue Lied“ gesungen. Dieses Lied können nur diejenigen lernen, die Überwinder dieser schweren Zeiten waren. Warum? Weil sie persönliche Erfahrungen mit ihrem Gott gemacht haben, wie sonst niemand.
    Das wird auch bei uns so sein, wenn wir dem Lamm folgen. Es mag Schwierigkeiten geben. Aber in diesen Schwierigkeiten, werden wir seine Hilfe erfahren und Ihn besser kennenlernen! Diese Erfahrungen werden uns ewig zur Anbetung führen.
  2. Sie stehen bei dem Lamm (s. V. 1). Das ist sicherlich das größte Ergebnis. Am Ende stehen sie mit Ihm auf dem Berg Zion. Wenn sie „das Lamm wie geschlachtet“ bei sich sehen werden, werden sie zu dem Ergebnis kommen, dass sich dieser Weg gelohnt hat.
    Das, was diese Gläubigen am Ende erleben werden, können wir einerseits täglich erleben. So, wie Johannes „jenen Tag bei ihm“ blieb (Joh 1,39), können auch wir Gemeinschaft mit dem Lamm Gottes haben. Aber auch in der Zukunft, wenn wir Ihn nach der Entrückung „sehen werden, wie er ist“ (1. Joh 3,2), werden wir anbetend sagen: Der Weg dem Lamm nach hat sich gelohnt.

Mario Wolff

Dir will ich folgen,
Du bist es wert,
einsichtig dienen,
von Dir belehrt,
nicht an mich denken,
denn Du allein,
sollst für mich Vorbild
und Führer sein.
aus „Geistliche Lieder“, Lied 181, Strophe 5

Fußnoten:

  1. Siehe z. B. Mt 16,24; (Mk 8,34; Lk 9,23); Joh 12,26 und weitere Stellen.

Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn
(praktische Hinweise aus Sprüche 5
– nicht nur für Männer)

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Das Buch der Sprüche Salomos ist als ein sehr praktisches Buch bekannt. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass es in bildhafter, poetischer Sprache geschrieben ist. Somit wird oft der praktische Wert der Ermahnung oder des Hinweises erst deutlich, nachdem der Leser das Bild, den Vergleich, „entschlüsselt“ hat. In diesem Artikel soll anhand von Kapitel 5 versucht werden, deutlich zu machen, wie aktuell dieses Kapitel ist. Es behandelt zwei Themen, die eng miteinander verbunden sind:

  1. Den Fluch sittlicher Unmoral und ehelicher Untreue.
  2. Den Segen einer Ehe, die durch eheliche Treue gekennzeichnet ist.

Um das erste Thema geht es in diesem Artikel, das zweite Thema wird in einem weiteren Artikel behandelt.

Unmoral führt zum Verderben

„Mein Sohn, höre aufmerksam auf meine Weisheit, neige dein Ohr zu meiner Einsicht, um Besonnenheit zu bewahren und damit deine Lippen Erkenntnis hüten.“
V. 1.2

Salomo sagte seinem Sohn, er solle auf seine Anweisungen hören. Ohne Furcht oder falsche Demut spricht er davon, dass er Weisheit und Verständnis besäße, die sein Sohn nicht habe. Und er sagte seinem Sohn, er solle aufmerksam und demütig sein – „neige dein Ohr“ – für diesen väterlichen Rat. Obwohl Salomo ein König war, geht es hier um Anweisungen zwischen einem Mann und seinem Sohn. Jeder Vater, der Gott fürchtet und die Weisheit liebt, wird dieses Beispiel zu schätzen wissen.
Mein Sohn! Du bist noch ein junger Mensch. Dein Vater ist ein Mann. Hör auf ihn. Er war schon ein Mann, bevor du geboren wurdest. Er weiß mehr über Frauen, als du in den nächsten Jahren lernen wirst. Höre auf seinen Rat!
Unmoral auf sexuellem Gebiet und Ehebruch sind fast vergessene Sünden. Sie werden in Fernsehprogrammen, Filmen, Büchern und Zeitschriften verherrlicht und gefördert. Die Stars der Gesellschaft – ob in Politik, Film oder Sport – leben nur zu oft ein sexuell sündhaftes Leben, das von den meisten als das gute Leben angesehen wird. Aber das Wort Gottes verurteilt Hurerei und Ehebruch und es ruft die Kinder Gottes zur sexuellen Reinheit auf (s. 1. Kor 6,12-20; 7,1-5; 1. Thes 4,1-8; Heb 13,4).
„Casual Sex“ (beiläufiger Sex) ist nur in den ersten Gedanken der beiden Sünder, die ihn begehen, beiläufig. Die Folgen sind nicht beiläufig. Sie sind schmerzhaft, dauerhaft und verderblich. Deshalb wollen wir uns die Mahnungen Salomos in diesem Kapitel zu Herzen nehmen!

Denn Honigseim träufeln die Lippen der Fremden, und glatter als Öl ist ihr Gaumen; aber ihr Letztes ist bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.“
V. 3.4

In diesen Versen geht es wieder um das Thema der untreuen Frau, das hier sehr offen erörtert wird. Diese Frau ist moralisch völlig verdorben. Sie will verführen und stellt deswegen ihre Lebensweise in positiver Weise dar: wie Honigseim träufeln ihre Lippen. Es klingt alles „echt süß“. Aber wenn du ihr folgst, führt das – wie der Vers sagt – als „Letztes“ in Bitterkeit (Wermut) und Tod (Schwert). Gott lenkt unseren Blick immer auf die letzten Konsequenzen unseres Weges. Um dieser Versuchung zu entgehen, gibt es nur ein Mittel: die Flucht. „Halte fern von ihr deinen Weg und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses“ (V. 8). Das entspricht genau den Lehren des Neuen Testaments, mag es auch auf den ersten Blick nicht sehr heldenhaft klingen. „Flieht die Hurerei“ (1. Kor 6,18; siehe auch 2. Tim 2,22; 1. Mo 39,12).
In der Bibel wird jede sexuelle Beziehung vor, außerhalb oder neben der Ehe als Hurerei bezeichnet. Erhalte dich rein für deinen (zukünftigen) Ehepartner. Das bedeutet auch, sexuell unsaubere, aufreizende Webseiten zu fliehen.
Salomo war ein realistischer Vater. Er sagte offen die Wahrheit. Es ist nicht klug, einem Sohn zu sagen, dass fremde Frauen abstoßend sind. Der Hebräerbrief spricht auch von der „zeitlichen Ergötzung der Sünde“ (Heb 11,25). Jungen Männern etwas anderes zu sagen, ist eine Lüge, und sie werden nicht auf die schreckliche Versuchung vorbereitet sein, die eines Tages auf sie zukommen wird. Weise Väter werden die Attraktivität der Versuchung zugeben, aber sie werden auch die schrecklichen Folgen beschreiben.

„Halte fern von ihr deinen Weg und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses; damit du nicht anderen deine Blüte gibst, und deine Jahre dem Grausamen.“
V. 8.9

Fliehe die Sittenlosigkeit und sexuelle Sünde um jeden Preis (s. V. 8)! Sonst wird es tragische Ergebnisse in deinem Leben hervorbringen:

  1. Du verlierst deine besten Jahre – „damit du nicht anderen deine Blüte gibst“ (V. 9). Den Frühling des Lebens solltest du besser damit verbringen, dem Herrn Jesus zu dienen und für Ihn zu leben.
  2. Du vergeudest deine Kraft und die Frucht deiner Arbeit – „damit nicht Fremde sich sättigen an deinem Vermögen und dein mühsam Erworbenes nicht in das Haus eines Ausländers kommt“ (V. 10).
  3. Letztlich wirst du alle Verschwendung und ihre Trümmer (Folgen an Leib und Seele) bedauern – „und du nicht stöhnst bei deinem Ende, wenn dein Fleisch und dein Leib dahinschwinden“ (V. 11).
  4. Dabei bleibt die bittere Einsicht: Ich habe es gewusst! Ich bin gewarnt worden! Aber ich wollte nicht hören.

Lass dich davor warnen, leichtfertig mit der Sünde zu spielen!
Oder bist du schon „reingefallen“? Aber keiner weiß es. Und es geht dir wie David: „Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand; verwandelt wurde mein Saft in Sommerdürre“ (Ps 32,3.4). Dann mach es auch wie David: „Ich tat dir meine Sünde kund und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sprach: „Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen“; und du hast die Ungerechtigkeit meiner Sünde vergeben“ (Ps 32,5).

„… und du nicht stöhnst bei deinem Ende, wenn dein Fleisch und dein Leib dahinschwinden, und sagst: Wie habe ich die Unterweisung gehasst, und mein Herz hat die Zucht verschmäht!“
V. 11.12

In diesem Kapitel geht es um die Sünde auf sexuellem Gebiet und ganz besonders um eheliche Untreue oder Ehebruch. Die verhängnisvollen Folgen einer Verbindung mit der in diesem Kapitel vorgestellten Verführerin berühren letztlich alle Lebensbereiche. Solche Folgen gibt es auf

  • moralischem Gebiet: Die moralische Kraft geht verloren (V. 9),
  • materiellem Gebiet: Man verschwendet seine Güter (V. 10),
  • sittlichem Gebiet: Was zurückbleibt, sind Gewissensbisse (V. 12),
  • körperlichem Gebiet: Darum geht es besonders in diesem Vers. Der Ausdruck „und du nicht stöhnst bei deinem Ende, wenn dein Fleisch und dein Leib dahinschwinden“ ist eine Anspielung auf körperliche Folgen, vielleicht auch ansteckende Krankheiten, vor denen die eheliche Treue immer noch den wirksamsten Schutz bietet.

Von der Sünde des Ehebruchs soll man aber nicht nur deshalb Abstand nehmen, weil man diese negativen Folgen vermeiden will. Zuallererst wollen wir nicht vergessen, dass es sich um eine äußerst schwere Sünde gegen Gott handelt. Psalm 51,6 sagt: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen“, und denke an Joseph. Was sagt er zu der Frau, die ihn verführen will? „Und wie sollte ich diese große Bosheit tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mo 39,9).
Der wichtigste Grund, eine solche Sünde nicht zu begehen, ist also der Wunsch, unser Leben zur Ehre Gottes zu leben. Und daneben die Tatsache, dass man sich natürlich auch den betroffenen Menschen gegenüber schwer verschuldet und ihnen Schaden zufügt.

Der wichtigste Grund, eine solche Sünde nicht zu begehen, ist also der Wunsch, unser Leben zur Ehre Gottes zu leben.

„Und ich habe nicht gehört auf die Stimme meiner Unterweiser und mein Ohr nicht zugeneigt meinen Lehrern.“
V. 13

Der Schreiber schildert hier eine wirklich tragische Situation: Er kommt im Nachhinein zu der Einsicht, dass er es wusste und besser hätte machen können. Aber er wollte nicht! Da waren solche gewesen, die ihn unterwiesen hatten. Er hatte Lehrer gehabt, die ihm den Weg zeigten. Aber er hatte nicht gehört. Er hatte ihnen sein Ohr nicht zugeneigt. Vielleicht hat er nur oberflächlich zugehört − in das eine Ohr rein, zum anderen raus. Er hatte die Belehrungen nicht zu Herzen genommen und muss nun zu der traurigen Erkenntnis kommen, dass er an seiner Not und seinem Übel, an all dem, was über ihn gekommen war, selbst Schuld trug, weil er die Hinweise, die Gott ihm gegeben hatte, nicht beachten wollte!
Die Bibel nennt uns im Alten wie im Neuen Testament manche Beispiele solcher Geschichten. Im Alten Testament denke ich jetzt zuerst einmal an Rehabeam, der die Unterweisung der Alten verwarf und sich dann mit seinen Altersgenossen besprach und einen Weg wählte, der zur Trennung des Volkes Israel führte. Und wie manche der Könige in Israel haben einen bösen Weg gewählt, obwohl sie gottesfürchtige Eltern hatten.
Im Neuen Testament haben wir die bekannte Geschichte vom verlorenen Sohn, der nicht hören wollte, was der Vater ihm sagte, sondern der endlich die große Freiheit genießen wollte und dann am Schweinetrog zu der bitteren Erkenntnis kam, dass selbst die Tagelöhner seines Vaters ein besseres Los hatten als er. Aber diese Geschichte zeigt auch den einzigen Ausweg: Er kehrte um und ging zurück zu dem Vater.
Auch du hast sicher solche, die dich lehren, dich unterweisen auf dem Weg des Glaubens − deine Eltern oder ältere Brüder oder Schwestern. Du darfst Gott dafür danken und Ihn bitten, immer ein geöffnetes Ohr für diese auf die Bibel gegründeten Ratschläge geistlicher Lehrer zu haben. Dieser Weg ist ein Weg des Segens.

Michael Vogelsang

Einander dienen – Nach dem Beispiel des Herrn

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Einander zu dienen setzt eine Haltung der Demut und der Liebe voraus. Demut, weil wir uns unter den anderen stellen, für den wir etwas tun. Liebe, weil es ein tiefes Interesse am geistlichen Wohlergehen meines Mitbruders, meiner Mitschwester erfordert. Wie beurteilt der Herr den Dienst aneinander und wie wird geschwisterliche Verbundenheit dadurch sichtbar?

Der Dienst des Herrn – die Fußwaschung

Der Herr Jesus hatte seinen Jüngern die Füße gewaschen. Dieser Dienst war notwendig, um sie in der Gemeinschaft mit sich zu erhalten (s. Joh 13,8). So, wie die Füße auf dem Weg (damals lief man mit nackten Füßen in Sandalen) beschmutzt wurden, werden wir auch auf unserem Glaubensweg durch diese Welt durch manches, was wir sehen und hören, verunreinigt. Hinzu kommt, dass uns der Wandel in dieser Welt ermüden kann.[1]
Der Herr wendet dann das Wasser seines Wortes auf unsere Herzen an, um die Verunreinigungen wegzunehmen und uns zu erfrischen. Das ist notwendig, um in Gemeinschaft mit Ihm zu leben. So sagt der Herr zu Petrus: „Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir.“ Diesen Dienst übt der Herr auch jetzt in der Herrlichkeit an uns aus (s. z. B. Apg 18,9). Er tut dies auch oft durch seine Diener auf der Erde.

Der Dienst aneinander

In Johannes 13 ab Vers 12 gibt der Herr den Jüngern den Auftrag, einander die Füße zu waschen. Er hatte ihnen in seinem Handeln ein Beispiel gegeben. Diesen Dienst heute ausüben heißt, Christus vor die Herzen zu stellen. Er sendet dazu seine Diener mit diesem Auftrag aus und fordert uns auf, sie aufzunehmen. „Wer aufnimmt, wen irgend ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Joh 13,20). Diener des Herrn aufnehmen heißt, den Herrn aufnehmen, der sie gesandt hat, und damit ebenso den Vater, der den Herrn gesandt hatte.
Tun wir diesen Dienst aneinander? Dazu ist es nötig, dass wir einen niedrigen Platz einnehmen. Wir sollen einander ja nicht den Kopf, sondern die Füße waschen. Dann muss ich mich niedriger machen als derjenige, dem ich dienen will. Es ist ein Dienst in Demut und Liebe. Er entsteht aus dem Wunsch, dass mein Mitbruder, meine Mitschwester, in der Gemeinschaft mit dem Herrn erhalten wird. Sind wir bereit, diesen Dienst auszuüben, aber auch anzunehmen und an uns geschehen zu lassen?

Praktische Verwirklichung

  1. Beispiel 1: Philemon
    „Denn ich hatte große Freude und großen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind“ (Phlm 7). Die Liebe zum Herrn Jesus und das Glaubensvertrauen auf Ihn zeigte sich bei Philemon in seinem Verhalten gegenüber den Heiligen. Er war um die Herzen (also das Innere) seiner Mitgeschwister bemüht. Wie dieser Dienst konkret aussah, wird uns in diesem Brief nicht mitgeteilt. Aber das Motiv, die „Liebe zu allen Heiligen“, und auch das Ergebnis erfahren wir: Die Herzen waren erquickt worden. Das bedeutet Erfrischung und Stärkung im Glauben in einer Zeit, in der die Christen im Römischen Reich keinen leichten Stand hatten. Die Umstände waren vielleicht dazu angetan, mutlos zu werden. Wie wertvoll ist da ein Dienst, der uns zu Christus zieht und darauf gerichtet ist, dass wir bei Ihm innerlich zur Ruhe kommen. Erquicken kann auch den Gedanken des Ausruhens zur Wiederherstellung der Kraft enthalten. Der Herr Jesus lud die Jünger dazu ein, nachdem sie sehr für Ihn gearbeitet hatten: „Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht[2] ein wenig aus“ (Mk 6,31). Dabei wollte der Herr die Jünger in seiner Gegenwart erfrischen und ihnen die richtige Ausrichtung erhalten und vielleicht wiedergeben. Dabei kann ein liebevoller Dienst auch korrigierend sein. Vielleicht gibt es ein Abweichen, das noch nicht äußerlich sichtbar ist, aber im Innern hat es bereits begonnen. Gut, wenn es dann einen wie Philemon gibt, der die Herzen erquickt. Darin tritt ein solcher Diener in die Fußstapfen des wahren Hirten, unseres Herrn, denn „Er erquickt meine Seele“ (Ps 23,3). Philemon verwirklichte die Belehrung des Herrn Jesus aus Johannes 13 unter den Geschwistern, vermutlich in Kolossä, vielleicht auch darüber hinaus. Wir wollen daran denken, alle Geschwister, nicht nur die, mit denen wir uns regelmäßig versammeln, auf dem Herzen zu haben, und bereit sein, ihnen zu dienen.
  2. Beispiel 2: Witwen (s. 1. Tim 5)
    „Eine Witwe werde verzeichnet, wenn sie … ein Zeugnis hat in guten Werken … wenn sie der Heiligen Füße gewaschen, wenn sie Bedrängten Hilfe geleistet hat, wenn sie je dem guten Werk nachgegangen ist“ (1. Tim 5,9.10). Paulus gibt Timotheus hier Anweisungen für die materielle Versorgung von Witwen durch die Familie bzw. die Versammlung. Neben der Bedürftigkeit werden moralische Eigenschaften dieser Witwen gezeigt. Welches Zeugnis ging von ihnen aus, als sie jünger waren und die Kraft zum Dienst noch da war! Diese gläubigen Frauen hatten in dem ihnen von Gott gegebenen Tätigkeitsfeld zum Wohl der Mitgeschwister gewirkt. Sie hatten ihre Herzen auf andere gerichtet, die Bedürfnisse hatten. Alles, was ihnen möglich war, was der Herr ihnen aufgetragen hatte, hatten sie getan. Sie waren jedem guten Werk nachgegangen. Dazu gehörte auch, dass diese Witwen der Heiligen Füße gewaschen hatten. Das mag zum einen buchstäblich gemeint sein. Wenn Gäste in ihre Häuser kamen, hatten sie ihnen die Füße gewaschen, wie es damals im Orient Sitte war. Die Füße der Gäste wurden so gereinigt und erfrischt. Eigentlich war das damals die Aufgabe der Sklaven, doch diese Witwen hatten es selbst getan. Es war ein Zeichen besonderer Fürsorge gegenüber denen, die in ihr Haus kamen. Aber wir dürfen den Blickwinkel sicher auch über die buchstäbliche Handlung der Fußwaschung hinaus erweitern. Vielleicht hatten sie an der Seite ihres Mannes Dienern des Herrn eine Herberge bereitet, ihnen Erfrischungen nach einem anstrengenden Dienst gereicht. Im Bereich ihres Hauses hatten sie den Heiligen gedient, sicher auch durch ein Wort des Trostes und der Ermunterung oder das Weitergeben von Glaubenserfahrungen. So war der Glaube anderer gestärkt und sie erfrischt worden. Ein schöner Dienst für gottesfürchtige Frauen, der oft im Verborgenen des Hauses stattfindet und segensreiche Auswirkungen unter den Gläubigen hat.

Und jetzt wir

Der Herr hat uns in der Fußwaschung ein Vorbild und zugleich einen Auftrag gegeben. Er möchte uns in der täglichen Gemeinschaft mit sich erhalten. In einer Welt, die uns abziehen will, in Lebensumständen, die uns niederdrücken können, brauchen wir Erquickung. Kann der Herr uns dazu gebrauchen, andere zu erquicken? Ihnen eine Hilfe zu sein? Und sind wir dankbar, wenn Er solche hat, die uns stärken und im Glauben ermuntern? Wenn wir diesen Dienst mehr tun und auch selber dankbar annehmen, werden wir Belebung erfahren.

Dirk Mütze


Fußnoten:

  1. Anmerkung: Der Herr möchte alles wegnehmen, was den Genuss der Gemeinschaft mit Ihm stört oder verhindert. Das ist zunächst einmal konkret Sünde in unserem Leben. Dann ist Er als Sachwalter (s. 1. Joh 2,1) tätig, um uns zurechtzubringen. Weiter geht es um Dinge, die uns auf unserem Weg über diese Erde zwangsläufig beschmutzen und schließlich auch um Müdigkeit und Ermattung der Seele, bei der Erfrischung nötig ist. In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf dem letzten Aspekt.

  2. Das in Markus 6,31 mit „ruht … aus“ übersetzte Wort wird in Philemon 1,7 mit „erquickt“ übersetzt.

Lebenskrise – Glaubenskrise?

Gedanken zu Psalm 77

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Gottes Wort verschweigt uns nicht, dass auch Männer und Frauen des Glaubens bisweilen in Lebens- und Glaubenskrisen geraten sind. Asaph ist dafür ein eindrückliches Beispiel. Gleich zwei Psalmen zeigen ihn uns in unterschiedlichen Krisen (s. Ps 73; Ps 77).

Dabei hatte Asaph eigentlich einen „Traumberuf“. Er war Chorleiter und Gesangsmeister zur Zeit Davids. Geistliche Gesänge gehörten zu seinem Repertoire. Hätte er da nicht glücklich, zufrieden und ausgeglichen sein müssen?
In Psalm 73 waren es die ungläubigen Menschen um ihn her, die er beneidete, weil es ihnen offensichtlich besser ging als ihm. Von sich selbst sagt er, dass er „geplagt wurde den ganzen Tag und jeden Morgen seine Züchtigung da war“ (V. 14).
In Psalm 77 werden uns keine konkreten Umstände genannt. Die Belastungen des Lebens können sehr vielfältig sein. Oft kommt auch mehreres zusammen. Man kommt an die sogenannte Belastungsgrenze und steht kurz vor dem Zusammenbruch.
Wir wollen zunächst einmal untersuchen, was die Krise Asaphs ausmachte und dann sehen, wie der Herr ihn dort wieder herausführte.

Kennzeichen einer Lebens- / Glaubenskrise

  1. Große Not („Drangsal“)
    Die Not ist außergewöhnlich groß und belastend. Asaph ist zum Schreien zumute (s. V. 2). Was ist deine augenblickliche Not / Belastung?
  2. Distanz zu dem Herrn
    Zwischen ihm und dem Herrn ist eine Distanz entstanden. Die Umstände haben sich zwischen ihn und Gott geschoben. Er muss den Herrn suchen (s. V. 3), obwohl dieser doch verheißen hat, dass Er denen nahe ist, „die zerbrochenen Herzen sind“ (Ps 34,19).
  3. Beständige Anspannung
    „Meine Hand war bei Nacht ausgestreckt und ließ nicht ab (erschlaffte nicht)“ (V. 3). Der Schöpfer hat es wunderbar eingerichtet, dass wir sowohl Phasen der Aktivität als auch Phasen der Ruhe und der Entspannung haben. Wenn wir aber beständigen Belastungen ausgesetzt sind, kann es sein, dass wir keine wirkliche Entspannung mehr finden und die Anspannung sogar mit in die Nacht hineinnehmen.
  4. Schlafstörungen / Schlaflosigkeit
    „Du hieltest meine Augenlider offen“ (V. 5). Man legt sich ins Bett, aber der so notwendige Schlaf stellt sich nicht ein. Man findet weder Entspannung noch Erholung. Am nächsten Morgen fühlt man sich kraftloser als zuvor. Ein gewisser negativer Kreislauf entsteht.
  5. Nachdenken / Grübeln
    „Ich sann nach …“ „Ich erinnerte mich …“ (V. 4 ff.). Wenn man nicht schlafen kann, beginnt sich das Gedankenkarussell zu drehen. Man sucht nach Lösungen, denkt an früher (als alles scheinbar noch besser war).
  6. Unruhe
    „Ich war voller Unruhe“ (V. 5). Es stellt sich eine Unruhe ein, die man oft gar nicht erklären kann. Man ist innerlich völlig aufgewühlt und hat keine Kontrolle mehr darüber.
  7. Der Geist wird müde
    „Mein Geist forschte.“ „Mein Geist ermattete“ (V. 4.7). Die Folge all dessen ist, dass man innerlich müde und kraftlos wird. Der Kopf steht einem nicht mehr danach, weiter nach Lösungen zu suchen.
  8. Die Seele leidet
    „Meine Seele weigerte sich, getröstet zu werden“ (V. 3). Nach 1. Thessalonicher 5,23 besteht der Mensch aus „Geist und Seele und Leib“. Diese einzelnen Teile hängen voneinander ab und harmonisieren normalerweise miteinander. Durch besondere Umstände, anhaltende Belastungen, Sorgen, Schmerzen, Erschöpfung und manches andere können sie jedoch aus dem Gleichgewicht geraten. Eine Folge davon kann sein, dass die Seele leidet. Dann ist man oft nicht mehr empfänglich für Trost, sogar das Beten und das Lesen des Wortes können einem schwer fallen. Umgekehrt kann eine aus dem Gleichgewicht geratene Seele auch körperliche Beschwerden zur Folge haben.
  9. Rückzug in die Isolation
    „Ich redete nicht“ (V. 5). Man fühlt sich selbst nicht wohl und von anderen nicht verstanden. Also zieht man sich zurück und meidet soziale Kontakte − auch mit Glaubensgeschwistern, manchmal sogar mit den engsten Familienangehörigen.
  10. Selbstmitleid
    Schließlich dreht sich alles nur noch um das persönliche Leid. In den Versen 2 bis 7 kommt 21-mal „ich“, „mich“, „mir“ oder „mein“ vor.

Der Psalmist erinnert sich zwar an Gott, weigert sich aber, von Ihm getröstet zu werden. Stattdessen stöhnt er (s. V. 4), weil sich offensichtlich nichts an seinen Umständen ändert, obwohl er zu Gott ruft (s. V. 2). Schließlich führt dies zu Zweifeln an Gott und seinem Tun, die durch sechs Fragen zum Ausdruck kommen.

Die Fragen Asaphs

  1. „Wird der Herr auf ewig verwerfen?“ (V. 8).
    Inmitten all der Nöte kommen plötzlich Zweifel an der Heilsgewissheit auf. Der Herr hat jedoch von seinen Schafen gesagt: „Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28).
  2. „Wird der Herr keine Gunst mehr erweisen?“ (V. 8).
    Es scheint einem so, als wäre alles gegen einen – sogar Gott! Nach Römer 5,1.2 haben wir jedoch durch den Herrn Jesus Christus durch den Glauben „Zugang zu dieser Gnade (Gunst) Gottes, in der wir stehen“.
  3. „Ist zu Ende seine Güte für immer?“ (V. 9).
    Man zweifelt daran, dass Gott es wirklich gut mit einem meint, obwohl Er den höchsten Beweis seiner Güte gegeben hat in der Dahingabe seines Sohnes für unsere Schuld. „Es sind die Gütigkeiten des Herrn, dass wir nicht aufgerieben sind“ (Klgl 3,22).
  4. „Hat das Wort aufgehört von Geschlecht zu Geschlecht?“ (V. 9).
    Das Wort Gottes ist voller Zusagen und Verheißungen, doch man nimmt sie momentan nicht für sich persönlich in Anspruch, weil man sich von den Umständen erdrückt fühlt. Der Herr Jesus selbst hat gesagt: „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Mt 24,35).
  5. „Hat Gott vergessen, gnädig zu sein?“ (V. 10).
    Man fühlt sich von Gott gestraft und übersieht bei aller Züchtigung seine Liebe. Petrus schreibt an die verfolgten Gläubigen: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen“ (1. Pet 5,10).
  6. „Hat er im Zorn verschlossen seine Erbarmungen?“ (V. 10).
    Man empfindet das Mitgefühl des Herrn nicht mehr, weil man eine falsche Vorstellung von Ihm hat. Nach Klagelieder 3,22.23 sind seine Erbarmungen nicht zu Ende, sie sind alle Morgen neu, seine Treue ist groß.

Schließlich kommt es bei Asaph zu einem Wendepunkt, den zweifellos der Herr in seinem Erbarmen bewirkt hat: „Da sprach ich: Das ist mein Kranksein“ (V. 11). Er erkennt, dass seine Blickrichtung völlig falsch war. Anstatt auf sich und die Umstände zu blicken, betrachtet er jetzt Gott und kommt zu herrlichen Ergebnissen, die wir im Einzelnen kurz anschauen wollen.

Wie Asaph Gott kennenlernt

  1. Der ewige Gott (s. V. 11)
    „Der Jahre der Rechten des Höchsten will ich gedenken“ (V. 11). Er ist der Allmächtige, dem nichts entgleitet – auch in unserem Leben nicht.
  2. Die Taten Gottes (s. V. 11)
    Die Bibel beschreibt uns die Taten Gottes: Die Schöpfung und vor allem die Gabe seines Sohnes zu unserer Errettung.
  3. Die Wunder Gottes (s. V. 12.15)
    Gott ist ein Gott, der Wunder tut. Die Bibel ist voll davon.
  4. Das Tun Gottes (s. V. 13)
    Darin erkennen wir vor allem, wie Gott handelt. Er hat Gedanken des Friedens mit uns.
  5. Der Weg Gottes (s. V. 14)
    Der Weg Gottes ist im Heiligtum. Dort ist alles heilig, rein und vollkommen. Dort werden unsere Wege bestimmt, auch wenn sie manchmal durch große Wasser führen (V. 20).
  6. Die Größe Gottes (s. V. 14)
    „Größer als der Helfer ist die Not ja nicht“, heißt es in einem Liedtext.
  7. Die Stärke Gottes (s. V. 15)
    Nichts und niemand ist stärker als Er. Unsere Verlegenheiten sind seine Gelegenheiten.
  8. Die Erlösung Gottes
    Gott hatte einst sein Volk aus der Macht Ägyptens und des Pharaos erlöst. Und wir sind erlöst worden „mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken“ (1. Pet 1,19).

Es fällt auf, dass Asaph in den Versen 12 bis 21 vierzehnmal die Pronomen „du“, „dein“, „dich“ verwendet. Es ging ihm wie einst David: „Sie blickten auf ihn und wurden erheitert, und ihre Angesichter wurden nicht beschämt“ (Ps 34,6). Am Ende des Psalms weitet sich sein Blick hin zu dem Volk und der Herde (s. V. 21). Er erkennt an, dass Gott sein Volk leitet.
Wenn es dem Geist Gottes gelingt, unseren Blick von uns selbst wegzulenken hin auf die Herrlichkeiten des Herrn, dann werden wir selbst gestärkt und auch wieder ein Herz haben für die Belange des Volkes Gottes, um uns zu seinem Wohl gebrauchen zu lassen (wie einst Mose und Aaron).

Andreas Kringe

Jojada & Joschabat

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Es ist vor allem ein kurzer Satz im biblischen Bericht über diese Eheleute, der in diesem Artikel unsere Aufmerksamkeit erhält: „Und er war sechs Jahre bei ihnen im Haus Gottes versteckt“ (2. Chr 22,12). Jojada und Joschabat handelten gemeinsam und in gegenseitiger Übereinstimmung. Das ist ein schönes und wichtiges Merkmal für ein gottesfürchtiges Ehepaar: in gutem Miteinander die Interessen Gottes zu vertreten. Doch zuerst einmal zur konkreten Situation.

Der geschichtliche Hintergrund

Durch falsche familiäre Verbindungen hatten die bösen Könige Omri und Ahab aus Israel auch Einfluss auf die königliche Familie des Südreiches, der beiden Stämme Juda und Benjamin, gewonnen. Man hatte untereinander geheiratet (s. 2. Chr 21,6) und es kam, wie es kommen musste: Durch die falsche Verbindung wurden auch die Könige Judas zum Götzendienst und bösen Tun Israels verleitet. Gerade vor diesem dunklen Hintergrund erstrahlt das schöne Beispiel des gottesfürchtigen Ehepaares Jojada und Joschabat.
Nach einem gemeinsam geführten Krieg besucht Ahasja, der König von Juda, den verwundeten König von Israel. Dieser Besuch, der in Gottes Gedanken falsche Gemeinschaft bedeutete, wird für Ahasja zum Untergang, man ergreift und tötet ihn. Seine gottlose Mutter Athalja, die aus der Familie Omris stammte, des Vaters von Ahab, nutzt die Situation gnadenlos aus. Sie bringt alle Nachkommen der königlichen Familie um, die von David abstammten, und regiert selbst über das Land (s. 2. Chr 22,10.12).
Was für eine grausame Tat dieser Frau! Doch es war noch mehr als nur eine grausame Tat. Es war auch ein versteckter Angriff auf die Verheißungen Gottes, der in einem Nachkommen Davids sein Volk regieren will. Sollte diese Linie der Nachkommenschaft jetzt unterbrochen werden?

Gott wacht über seinen Plan

Nein und nochmals Nein. Es kann nicht sein, dass Gottes Gedanken durch das Handeln dieser Frau durchkreuzt werden. Gott verhindert das und benutzt dazu Jojada und Joschabat.
Joschabat, die selbst aus der königlichen Familie stammt, rettet den kleinen Joas vor der Grausamkeit Athaljas und versteckt ihn. So wird ein letzter Nachkomme Davids am Leben erhalten. Joas wird über eine Zeit von sechs Jahren im Haus Gottes verborgen.
Jojada, der Priester, unterstützt das Handeln seiner Frau. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass schließlich Joas König über Juda und Benjamin wird. So wirken sie dabei mit, das Königtum für die Familie Davids zu erhalten, wie Gott es wollte (s. 2. Chr 23,3).
Damit sind wir wieder beim Thema unseres Artikels, bei dem guten Miteinander dieses Ehepaares, das von Gott benutzt werden kann, um seinen Plan zu erfüllen und zum Segen im Volk Gottes zu sein. Welche Kennzeichen entdecken wir bei diesen treuen Leuten?

Kenntnis der Gedanken Gottes

Jojada und Joschabat kennen die Gedanken Gottes über den König. Sie lassen sich nicht blenden vom bösen Eifer der gottlosen Athalja, sie stecken auch nicht den Kopf in den Sand, weil das Volk Gottes schwach und die Situation so traurig ist. Natürlich hätten sie allen Grund gehabt, niedergeschlagen zu sein. Wie sehr waren die Könige von Gott abgewichen! Wie aussichtslos schien es, weiter an Gottes Gedanken festzuhalten. Aber diese Beiden kennen Gottes Gedanken und geben sie nicht auf. Auch Timotheus wird aufgefordert, das Wort Gottes zu predigen und darauf zu halten, zu gelegener und ungelegener Zeit (s. 2. Tim 4,2).

Gottes Gedanken in die Tat umsetzen

Doch Jojada und Joschabat kennen nicht nur die Gedanken Gottes, sie finden auch einen Weg, sie in die Tat umzusetzen. Dabei fassen sie zur richtigen Zeit Mut, um das Richtige zu tun. Joschabat zögert nicht, den kleinen Joas zu verstecken und ihn so vor dem mörderischen Handeln Athaljas zu retten. Und sechs Jahre später hat Jojada den Mut, Joas zum König zu machen. Er erkennt die richtige Zeit und erlebt die Hilfe Gottes, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Auch wir brauchen Mut und Weisheit von oben, um Gottes Gedanken tatsächlich in die Tat umzusetzen, gerade in einer Zeit, in der vieles so ganz Gottes Wort entgegengesetzt ist.

Jojada und Joschabat kennen nicht nur die Gedanken Gottes, sie finden auch einen Weg, sie in die Tat umzusetzen.

Ein gutes Miteinander suchen

Neben dem guten Miteinander in der Ehe findet Jojada auch zu einem guten Miteinander mit denen, die Gott folgen möchten. Er kann einige Oberste und die Leviten gewinnen, um mit ihnen gemeinsam aktiv zu werden, Joas zum König zu machen. Er übergeht diese Männer nicht, auch wenn er hätte sagen können, dass von ihnen bisher keine Bemühungen ausgegangen waren, einen König aus dem Haus Davids zu finden. Nein, er verbindet sich in einem Bund mit ihnen und Gott segnet dieses Vorgehen.

In Übereinstimmung mit Gottes Wort handeln

Dabei achtet Jojada sehr darauf, die Heiligkeit des Hauses Gottes zu beachten. Nur die Leviten sollen in das Haus des Herrn hineingehen (s. 2. Chr 23,6). Alle sollen sich an die Vorschriften des Herrn halten (s. 2. Chr 23,6).
Das enthält auch für uns die wichtige Lektion, dass nicht nur das „was“ wichtig ist, sondern auch das „wie“. Grundsätzlich Gottes Gedanken zu kennen, ist gut und unbedingt notwendig. Dann dürfen wir auch Wege suchen, diese Gedanken in die Tat umzusetzen. Aber auch diese Wege müssen in Übereinstimmung mit Gottes Wort sein, damit wir die Zustimmung Gottes erleben können.

Das Ziel: dem König den richtigen Platz geben

Das Ziel, das Jojada und Joschabat im Auge haben, ist die Einsetzung des rechtmäßigen Königs an den Platz, der ihm von Gott aus zusteht. Wenn wir dieses Ziel auf uns übertragen, dann geht es darum, dass der Herr Jesus in unserem persönlichen Leben, in unseren Ehen und Familien und auch in dem Zusammenkommen als Versammlung den Platz bekommt, der Ihm zusteht. Ihm gehört ja alle Autorität, Er ist der Mittelpunkt, um den es geht.
Wenn wir dieses Ziel verfolgen, dann wird es – wie bei Jojada und Joschabat – zum Segen für uns selbst und für das ganze Volk Gottes sein. Gott bekennt sich zu diesem Verhalten, Er schenkt Ruhe und Freude (s. 2. Chr 23,21) und Er gibt seine Zustimmung dazu. Das erkennen wir nicht zuletzt an dem schönen Zeugnis, das Gott in seinem Wort dem treuen Priester Jojada ausstellt: „Und man begrub ihn in der Stadt Davids bei den Königen, weil er Gutes getan hatte an Israel und für Gott und sein Haus“ (2. Chr 24,16).
Auch uns wird Er seine Zustimmung geben, wenn wir in seinem Sinn handeln und „Gutes“ tun. Er wird auch in unseren Ehen das gute Miteinander in der Verfolgung seiner Interessen sehen und belohnen.

Christian Rosenthal

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