Die Frage, wie es im Himmel sein wird, hat uns sicher alle schon beschäftigt. Auch Kinder fragen danach. Antworten darauf zu geben, fällt uns manchmal gar nicht so leicht. Dem, was uns Gottes Wort dazu sagt, gehen wir in dieser Artikelserie ein wenig nach.
Nach diesem sah ich: Und siehe, eine Tür war geöffnet in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich wie die einer Posaune mit mir hatte reden hören, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.
Sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Thron saß einer … Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, bekleidet mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen …, dann werden die vierundzwanzig Ältesten niederfallen vor dem, der auf dem Thron sitzt, und den anbeten, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und werden ihre Kronen niederwerfen vor dem Thron und sagen: Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu empfangen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht …“.
Nach der Beschreibung der Geschichte des christlichen Zeugnisses auf der Erde in den sieben Briefen an die sieben Versammlungen in den Kapiteln 2 und 3 der Offenbarung (s. Off 1,11) tut sich eine Tür auf und wir dürfen einen Blick in den Himmel werfen. Es eröffnet sich vor uns eine Szene, wie wir sie erleben werden, wenn der Herr uns heimgeholt hat nach der Entrückung der Versammlung. Welch ein Vorrecht, dass wir jetzt schon in diesem „Leib der Niedrigkeit“ (Phil 3,21) im Glauben solche Blicke tun dürfen!
„Komm hier herauf!“ Was für ein Ruf! Wenn wir ihn auf die Entrückung anwenden[1], verstehen wir die folgende Botschaft: Es ist genug, ich nehme euch in einem Akt der Barmherzigkeit weg von diesem Schauplatz der Sünde mit all seinen Leiden und Versuchungen und hole euch für immer zu mir!
Und dann wird uns ein atemberaubender Blick in den Himmel gewährt. Ein Thron steht in dem Himmel und auf diesem Thron sitzt Gott, der Herr. Was für eine feierliche Szene!
Um den Thron befinden sich vierundzwanzig Throne, auf denen vierundzwanzig Älteste sitzen, welche die Erlösten repräsentieren. Die Zahl Vierundzwanzig ergibt sich aus zweimal zwölf. Diese zweimal zwölf sprechen von den alttestamentlichen Gläubigen und den Gläubigen der Gnadenzeit. Zu den Letzteren gehören du und ich! Können wir das fassen? Bekleidet mit weißen Kleidern! Wir sind reingewaschen durch das Blut des Lammes und goldene Kronen sind auf unseren Häuptern! Diese sprechen von königlicher Würde. Jeder Erlöste wird eine solche Krone tragen. Beschämt uns das nicht, wenn wir an unsere oft so mangelhafte Praxis denken?
Diese vierundzwanzig Ältesten fallen nieder und beten den an, der auf dem Thron sitzt. Sie werfen ihre Kronen vor Ihm nieder, der allein würdig ist, die dadurch ausgedrückte Herrlichkeit, Ehre und Macht zu empfangen. Der Grund der Anbetung der Ältesten ist hier die Schöpferherrlichkeit Gottes. Denken wir daran, wenn wir die Schöpfung betrachten? Im erwachenden Frühling tut sich eine Fülle der Schöpferherrlichkeit Gottes auf, obwohl diese Schöpfung noch unter dem Fluch der Sünde steht.
„Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet … Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß.
Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm … Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation …
Und ich sah: Und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist … Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an“.
In Kapitel 5 kommen wir sozusagen noch näher an den Thron Gottes heran. Mitten in dem Thron steht ein Lamm wie geschlachtet. Es ist umgeben von den Erlösten. Was für eine feierliche Szene!
Das Lamm ist kein anderer als der Herr Jesus selbst, der als verherrlichter Mensch die Malzeichen seines Leidens am Kreuz an sich trägt. Wir werden Ihn sehen, wie Er ist (s. 1. Joh 3,2), und dort im Himmel großartige Dinge erleben:
In der Erwartung dieser Dinge dürfen wir uns jetzt schon mit dem Lamm Gottes beschäftigen und zur Anbetung gelangen. Wir dürfen es persönlich und auch gemeinsam tun.
Andreas Kringe
Fußnoten:
Die Entrückung wird in dem Buch der Offenbarung (außer einer Andeutung in Offenbarung 12,5) nicht erwähnt, weil es in diesem Buch vor allem um die Wege Gottes mit der Erde geht. Die zeitliche Einordnung der Entrückung müssen wir zwischen Offenbarung 3 und 4 sehen. Alles, was ab Kapitel 4,1 beschrieben wird, ist auch heute noch zukünftig, es geschieht nach der Entrückung.
Bei den Anordnungen Gottes an Mose betreffs des Heiligtums fällt auf, dass Gott acht Mal davon spricht, dass etwas beständig getan werden soll. Diese Stellen wollen wir uns nun der Reihe nach ansehen. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Schaubrottisch, dem Leuchter, dem Brustschild und dem Stirnblech des Hohenpriesters, sowie den beiden Altären. Alle diese Dinge sprechen von dem Herrn Jesus und seinem Dienst für uns.
Dieser Tisch war aus Akazienholz gefertigt und mit reinem Gold überzogen. An der Tischkante befand sich ein Kranz aus Gold und eine handbreite Leiste ringsum, an der ebenfalls ein Kranz aus Gold befestigt war. Die Anordnung schließt mit den Worten: „Und auf den Tisch sollst du Schaubrote legen vor meinem Angesicht beständig“ (V. 30). Auf jede Brotschicht wurde reiner Weihrauch gelegt, der das Gedächtnisteil des Brotes war (s. 3. Mo 24,7). Die zwölf Brote stellten das zwölfstämmige Volk Gottes dar. Die Leiste verhinderte das Herabgleiten der Brote, denn diese blieben selbst beim Transport des Tisches auf ihm liegen (s. 4. Mo 4,7-8).
Das Akazienholz spricht davon, dass der Herr Jesus wahrer Mensch ist. Das reine Gold stellt uns dagegen stets seine Gottheit vor. Seit seiner Zeugung in Maria durch Gott, den Heiligen Geist, ist Er wahrer Mensch und wahrer Gott in einer Person. Der zweifache goldene Kranz deutet darauf hin, dass Er jetzt im Himmel mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist (s. Heb 2,7.9). Er garantiert den Platz derer, die zum Volk Gottes gehören, vor Gott.
Der Leuchter war die einzige Lichtquelle im Heiligtum. Er sollte aus einem Talent reinem Gold getrieben werden. Am Ende seines Schaftes und seiner drei Doppelarme befanden sich Öllampen, insgesamt sieben an der Zahl. Schaft und Arme waren mit nachgeahmten Mandelblüten verziert. In 2. Mose 27,20 lesen wir: „Und du sollst den Kindern Israel gebieten, dass sie dir reines, zerstoßenes Olivenöl bringen zum Licht, um die Lampen beständig anzuzünden.“
Als der Herr Jesus auf der Erde war, war Er „das Licht der Welt“ (Joh 9,5). Wenn Er wieder in die Welt kommt, wird Er als „die Sonne der Gerechtigkeit“ erscheinen (Mal 3,20). Und im himmlischen Jerusalem ist Er die einzige Lichtquelle (s. Off 21,23). Der Leuchter im Heiligtum jedoch beschreibt vor allem den Herrn Jesus als den, der jetzt den Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes beständig verbreitet. Wir sehen sie in seinem Angesicht (s. 2. Kor 4,6).
An dem Brustschild des Hohenpriesters, das unverrückbar mit dem Ephod verbunden war, waren auf der Außenseite zwölf verschiedene, in Gold gefasste, Edelsteine befestigt. Auf jeden Stein war der Name eines Stammes des Volkes Israel eingraviert. Zudem befanden sich in dem Brustschild die Urim und die Tummim, die Entscheidungen Gottes klarmachten. Aaron sollte die Namen der Stämme beständig auf seinem Herzen tragen, zum Gedächtnis vor dem Herrn. Und mit den Urim und Tummim trug er auch das Gericht (o. Recht) beständig auf seinem Herzen.
In einem Lied singen wir: „Alle Namen deiner Frommen trägst Du jetzt auf Deiner Brust.“ Ja, der Herr trägt uns beständig auf seinem Herzen, das uns mit unendlicher Liebe zugetan ist. Und alle Entscheidungen, die uns betreffen, trägt Er auch beständig auf dem Herzen, sowie unser Recht, das wir nicht selbst suchen müssen.
Ein goldenes Blech war an der Mütze des Priesters befestigt und trug die Inschrift „Heilig dem Herrn“. Es sollte beständig an der Stirn Aarons sein, um die Ungerechtigkeiten der heiligen Dinge zu tragen. Dies sollte zum Wohlgefallen für die Israeliten sein, die diese Dinge Gott darbrachten.
Wir dürfen daran denken, dass die Anbetung, die wir Gott persönlich und gemeinsam bringen, oft schwach und vielleicht auch manchmal fehlerhaft ist. Aber unser Herr sorgt doch dafür, dass Gott sie annehmen kann.
Der aus Akazienholz gefertigte und mit Kupfer überzogene Altar für die Schlacht- und Speisopfer stand im Vorhof. Auf ihm sollten beständig an jedem Morgen und jedem Abend zwei einjährige Lämmer geopfert werden. Es war ein stetiges Brandopfer. Neben diesem wurde auch ein beständiges Speisopfer gebracht (s. 3. Mo 6,13).
Während alle anderen Gegenstände und der beständige Umgang mit ihnen von dem hohenpriesterlichen Dienst des Herrn Jesus im Himmel sprechen, reden der Brandopferaltar und die Opfer darauf von seinem einmaligen hohenpriesterlichen Dienst auf dem Kreuz, als Er unsere Sünden gesühnt hat (s. Heb 2,17b). Wenn Er sich auch nur einmal geopfert hat, so ist das Wohlgefallen Gottes daran doch beständig und Er sieht uns stets in dem Wert dieses Opfers.
Der ebenfalls aus Akazienholz gefertigte, aber mit reinem Gold überzogene und einem Kranz versehene, Räucheraltar stand im Heiligtum direkt vor dem Scheidevorhang, hinter dem die Lade verborgen war. Auf ihm wurde am Morgen und am Abend ein beständiges Räucherwerk geräuchert.
Akazienholz, reines Gold und ein Kranz – noch einmal erinnern wir uns daran, dass jetzt ein wahrer Mensch, der aber zugleich auch der ewige Sohn Gottes ist, verherrlicht zur Rechten Gottes sitzt. Wenn wir dem Thron Gottes nahen, so ist dieser gleichsam von einer Wolke des Räucherwerks bedeckt wie einst die Bundeslade, wenn Aaron vor sie trat (s. 3. Mo 16,12.13). Wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten (s. Eph 1,6). Aber dem Räucherwerk auf dem goldenen Altar wird noch eine weitere Wirkung zugeschrieben. Es gibt den Gebeten der Heiligen Kraft (s. Off 8,3.4). Wenn diese Aussage sich auch auf die Heiligen während der Drangsalszeit bezieht, so ist dies sicher auch für uns heute wahr.
Wie dankbar dürfen wir für den hohenpriesterlichen Dienst unseres Herrn sein, den Er in jeder Hinsicht beständig, ja ununterbrochen, für uns ausübt.
Horst Zielfeld
Und hast Du Deinen Dienst erfüllt,
wird unser Sehnen ganz gestillt,
dann wirst Du wiederkehren;
führst uns zu Deiner Ruhe ein,
wo wir uns Deines Anblicks freun,
mit ew‘gem Lob Dich ehren.
„Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden.“
Das Handeln Gottes mit seinem irdischen Volk Israel ist ein Vorbild für unser Handeln mit denen, für die wir Verantwortung tragen: als Väter und Mütter für unsere Söhne und Töchter (oder in manchen Bereichen auch allgemein als Ältere für Jüngere).
Maleachis Name bedeutet „Bote des Herrn“. Seine Botschaft zeigt erstaunlich viele Parallelen zum Zeitgeist und zum geistlich-moralischen Zustand in der Christenheit heute.
Kurz zum Hintergrund, vor dem Maleachis Botschaft zu sehen ist: Der aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrte Überrest des Volkes Israel hatte vollkommen versagt. Gott richtet deshalb eine letzte ernste Botschaft an sein irdisches Volk, worin Er seine unwandelbare Liebe zu ihm bekräftigt, zugleich aber ernste Strafgerichte für alle ankündigt, die nicht umkehren würden.
Das Volk stellt herausfordernde, freche und arrogante Fragen, die seinen traurigen Zustand offenbaren. Gott gibt als liebender Vater in Güte und Langmut Antworten, die prüfend und motivierend zugleich sind. Danach folgt ein über 400-jähriges Schweigen Gottes, bevor Johannes der Täufer seinen Dienst aufnimmt (s. Mal 3,1) und eine neue Haushaltung mit Jesus Christus als Retter und Erlöser beginnt (s. Mt 1,21).
Trotz des Abfalls seines Volkes führt Gott einen Dialog, der mindestens acht wertvolle Impulse für unser Handeln als Eltern mit unseren Kindern enthält, sowohl in guten wie auch in schwierigen Umständen. Denn wer könnte ein besserer Lehrmeister als unser himmlischer Vater[1] sein – insbesondere für uns Väter?
„Ich habe euch geliebt, spricht der Herr; aber ihr sprecht: ‚Worin hast du uns geliebt?‘“
Der Ausgangspunkt und die Grundlage für intakte und erfüllte Beziehungen zwischen Eltern und Kindern ist echte, unveränderliche Liebe, die zuerst von den Eltern ausgehen muss. Vorbehaltlose, bedingungslose Liebe, die nicht vom Gehorsam, Charakter oder dem Verhalten des Kindes abhängig ist, sondern im Sinn göttlicher Liebe ohne Erwartungen liebt. Wir finden diesen Ausdruck der Liebe Gottes zu seinem irdischen Volk zum Beispiel in 5. Mose 4,37; 7,8; 10,15 und 23,6. Auch in 5. Mose 1,31 wird das wunderbar ausgedrückt: „… wie ein Mann seinen Sohn trägt“. Und seine Liebe erlosch nicht, obwohl das Volk immer wieder ungehorsam war und von Gott abfiel (s. Jes 1,2). Insofern steht diese Botschaft nicht umsonst an erster Stelle – sozusagen als Überschrift, als Basis für alles Weitere.
„Ein Sohn soll den Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?, spricht der Herr der Heerscharen“.
Ziel unserer Erziehungsarbeit muss es sein, unseren Kindern echte Gottesfurcht und Unterordnung unter den Willen unseres himmlischen Vaters zu vermitteln.
Wenn unsere Kinder noch klein sind, können sie Gottesfurcht am besten lernen, indem sie Gehorsam gegenüber den Eltern und anderen Autoritäten (z. B. Lehrern) lernen. Die Bibel ist da sehr klar: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘, welches das erste Gebot mit Verheißung ist“ (Eph 6,1.2). Lasst uns hierbei einen deutlichen Unterschied machen zu dieser Welt – aber eben gepaart mit echter Liebe (s. Punkt 1)! Vergessen wir nicht: Voraussetzung für die Bekehrung unserer Kinder ist Gehorsam Gott gegenüber (s. Apg 17,30).
Unseren Kindern (auch wenn sie schon erwachsen sind) können wir nur dann authentische Vorbilder sein, wenn unser eigenes Leben von echter Gottesfurcht geprägt ist. Das bedeutet, dass wir unseren eigenen Willen dem Willen Gottes unterordnen und dem Herrn Jesus die Führung bei den notwendigen Entscheidungen in Familie, Beruf, Versammlung etc. überlassen. Gottesfurcht war damals schon das erste Kennzeichen der wenigen Bewährten: „Da unterredeten sich miteinander, die den Herrn fürchten …“ (Kap. 3,16). Sie hatten ein echtes Empfinden für die Größe und Heiligkeit Gottes (s. Kap. 1,5b).
Hat Priesterdienst etwas mit Kindererziehung zu tun? Ja, sehr viel, denn die Aufforderung, unseren Kindern reinen, heiligen Priesterdienst vorzuleben und zu erklären, finden wir zum Beispiel beim Passahopfer in 2. Mose 12,26: „Wenn eure Kinder zu euch sagen werden: Was soll euch dieser Dienst?, so sollt ihr sagen: Es ist ein Passahopfer dem Herrn … – Und das Volk neigte sich und betete an.“ Und auch aus 2. Mose 10,24-26 lernen wir, dass Mose nur dann ausziehen wollte, wenn er auch die Kinder sowie das Kleinvieh und die Rinder mitnehmen konnte. Warum? „Um dem Herrn, unserem Gott, zu dienen“ (V. 26). Nicht „eine Klaue“ durfte zurückbleiben, so konsequent war Mose.
Sind wir in der Lage, unseren Kindern in einfachen Worten zu erklären, wie heiliger Priesterdienst heute noch praktiziert werden kann, warum wir regelmäßig das Brot brechen, warum genau an diesem Ort oder andere vergleichbare Fragen?
Und wie war es zu Maleachis Zeiten? Das Volk stellte die Frage: „Womit haben wir dich verunreinigt?“, und Gott antwortete: „Damit, dass ihr sagt: ‚Der Tisch des Herrn ist verächtlich‘ … Und ihr bringt Geraubtes herbei und das Lahme und das Kranke, und so bringt ihr die Opfergabe“ (Kap. 1,7.13). Tempel und Altar waren wieder errichtet, aber es wurde leider nur ein formaler Opferdienst ausgeführt.
So kann es auch bei uns sein, dass nach außen hin alles formal gut aussieht, dass wir Sonntag für Sonntag mit unseren Kindern die Zusammenkunft zum Brotbrechen besuchen, aber letztlich am Tisch des Herrn erscheinen mit Geraubtem, Lahmem, Krankem. Das werden unsere Kinder spüren. Um ihnen wirklich Wertschätzung für diesen Priesterdienst zu vermitteln, müssen sie merken, dass wir in der Woche das Beste, das Vorzüglichste, sammeln, um dann sonntags Gott Opfer des Lobes und Dankes zu bringen – mit wahrhaftigem Herzen (s. Heb 13,15; 10,22).
Nun spricht Gott einen weiteren für uns heute hochaktuellen Punkt an, der damals unter anderem dazu führte, dass Gott den Priesterdienst seines Volkes nicht mehr annehmen konnte. Er konnte sich nicht mehr zu ihrer Opfergabe wenden, noch Wohlgefälliges aus ihrer Hand annehmen (s. Kap. 2,13b). Das Volk stellt eine ganz kurze Frage: „Warum?“ (V. 14a). Und dann legt Gott den Finger in die Wunde: Sie hatten treulos gegenüber der Frau ihrer Jugend gehandelt, obwohl Gott gesagt hatte: „Ich hasse Entlassung“ (V. 15.16).
Das macht klar, dass der moralische Zustand im Volk damals nicht anders war als heute. Ehebruch, Ehescheidung, unmoralisches Verhalten und vieles mehr werden heute in der allgemeinen Wahrnehmung oftmals nicht mehr als Sünde angesehen. Unser Herr geht in diesem Punkt aber noch weiter, indem Er sagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen“ (Mt 5,27.28).
Was leben wir in diesem Punkt unseren Kindern vor? Unser Verhalten als Eheleute prägt unsere Kinder und die nachfolgende Generation ein Leben lang – gerade in diesem Punkt! Wir wollen uns gegenseitig stärken, dieses wunderbare Geschenk einer lebenslangen, unauflöslichen Ehe nach Gottes Gedanken in Treue zur Ehre Gottes zu bewahren. Es ist die Keimzelle für eine gesunde Entwicklung einer Familie, einer Versammlung und weit darüber hinaus.
Damit in Verbindung steht der fünfte Punkt. Das Volk hatte Gott ermüdet, indem es sagte: „Jeder Übeltäter ist gut in den Augen des Herrn, und an ihnen hat er Gefallen“; oder: „Wo ist der Gott des Gerichts?“ (Kap. 2,17). Heute herrscht oftmals die Vorstellung vom „lieben Gott“ vor, der großzügig über unsere Sünden hinwegblickt. Damit betrügen sich die Menschen selbst. Auch Gläubige können mit Sünde oberflächlich umgehen und somit Gefahr laufen, die Dinge nicht mehr mit den Augen Gottes zu sehen.
Die Warnung an uns ist ganz deutlich: „Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse“ (Jes 5,20). Wir sind gefordert, als Eltern bei unseren Kindern ausgewogen sowohl das Böse als böse zu bezeichnen, als auch das Gute im positiven Sinn zu fördern und zu stärken. Damit helfen wir ihnen, geistliches Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, damit sie „infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung sowohl des Guten als auch des Bösen“ (Heb 5,14).
Gute christliche Erziehungsarbeit ist weder gleichgültig noch gesetzlich. Ein schönes Beispiel für gesunde Ausgewogenheit war der König Josia, denn er „wich weder zur Rechten noch zur Linken ab“ (2. Chr 34,2).
Dazu gehört auch, dass wir ein Auge darauf haben, womit unsere Kinder in den Schulen konfrontiert werden: Die Schöpfungslehre ist ersetzt worden durch die Evolutionstheorie; okkulte Erzählungen und Bücher sind Bestandteil des Deutschunterrichts; unmoralische Botschaften und Inhalte ziehen sich durch die Fächer Biologie, Deutsch und sogar Religion; das Gender-Gedankengut ist fester Bestandteil aller Fächer, gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden gutgeheißen – wir könnten die Liste beliebig verlängern. Lasst uns mit unseren Kindern hierüber im Gespräch bleiben, damit sie einen guten Anlaufpunkt haben, um diese Themen abzuladen, zu besprechen und richtig einzusortieren.
Über drei weitere Punkte wollen wir im nächsten Heft nachdenken.
Markus Krauss
Fußnoten:
1 Im Alten Testament war Gott als Vater im Sinn von „Ursprung“ bekannt. Wir stehen zu Ihm in einer Beziehung als Kinder zum himmlischen Vater.
„Und der Herr sah, dass die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag“.
„jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“
Gedanken kommen aus unserem Herzen. Die Bibel spricht mehrfach von den „Gedanken des Herzens“ (z. B. 1. Chr 29,18; Ps 33,11; Spr 19,21). Der Gläubige sollte nicht davon ausgehen, dass seine Gedanken automatisch immer dem entsprechen, was er ist. Bei einem Ungläubigen mag das so sein. Bei einem Kind Gottes ist es jedoch so, dass wir in unserer Lebenspraxis das sind, was wir denken. Ursache und Wirkung dürfen nicht verwechselt werden.
Die Gedanken gleichen einer Quelle, die ein bestimmtes Verhalten bei uns hervorbringt. Kontrollieren wir die Quelle nicht, kontrollieren wir auch nicht den Strom, der aus der Quelle hervorkommt. Deshalb ist es für jedes Kind Gottes wichtig, seine Gedanken zu kontrollieren. Das wiederum setzt voraus, dass wir unsere Herzen bewahren.
Salomo hatte erkannt, wie wichtig unsere Herzen sind:
„Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“
Gedanken prägen Entscheidungen, die unser Leben in eine bestimmte Richtung bringen.
Paulus drückt es etwas anders aus. Als Gläubige sollen wir „jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“ (2. Kor 10,5). Der natürliche Mensch mag denken, dass seine Gedanken frei sind. Für den Gläubigen gilt das nicht. Wir wissen nur zu gut, wie oft unsere Gedanken in eine falsche und sündige Richtung abdriften. Daher ist diese Aufforderung zu jeder Zeit aktuell.
Aus den Gedanken des Herzens werden Taten. Wenn wir nur lange und intensiv genug über etwas nachdenken, werden wir es (sehr wahrscheinlich) schließlich tun. Wenn wir es immer wieder tun, wird daraus eine Gewohnheit und schließlich ein Charakter. Das gilt im Positiven wie im Negativen. Wir können über böse und schlechte Dinge nachdenken oder über das, was rein ist und mit unserem Herrn in Verbindung steht.
Letztlich entscheiden wir selbst, ob das Fleisch in uns die Oberhand hat oder der Heilige Geist. Das Fleisch wird uns immer in Gedanken mit sündigen und unheiligen Dingen beschäftigen. Der Geist hingegen wird unsere Gedanken mit Christus und seiner Herrlichkeit erfüllen.
„Die Gedanken der Gerechten sind Recht, die Überlegungen der Gottlosen sind Betrug“
Folgende Anregungen können uns helfen, unsere Gedanken tatsächlich unter den Gehorsam des Christus gefangen zu nehmen:
Entscheidend ist, dass unsere Gedankenwelt durch Christus geprägt wird. Seine Gesinnung (seine Denkart) sollte in uns sein (s. Phil 2,5). Dann lernen wir von Ihm und werden Ihm ähnlicher.
Ernst-August Bremicker
Der Duden beschreibt Initiative als den ersten tätigen Anstoß zu einer Handlung, beziehungsweise den ersten Schritt bei einem bestimmten Handeln. Weiter gefasst bezeichnet Initiative auch die Fähigkeit einer Person, aus eigenem Antrieb zu handeln, Entscheidungen zu fällen oder Unternehmungsgeist an den Tag zu legen.
In einer bestimmten Sache den ersten Schritt zu gehen, ist nicht einfach. Zu Recht heißt es im Volksmund: „Aller Anfang ist schwer“. Doch der erste Schritt ist nicht nur schwer, er entscheidet oft auch über den weiteren Weg, der gegangen wird. Deshalb ist es ganz entscheidend, in welche Richtung der erste Schritt führt und ob er durch Glauben oder Unglauben gekennzeichnet ist.
Im Buch Ruth beginnt jedes Kapitel damit, dass eine bestimmte Person eine Initiative ergreift. Wie der weitere Verlauf der jeweiligen Kapitel zeigt, erwiesen sich drei Initiativen als gut und richtig, während eine in die Irre führte. Drei Initiativen konnte Gott gutheißen, aber eine war nicht nach seinen Gedanken.
„Und es geschah in den Tagen, als die Richter richteten, da entstand eine Hungersnot im Land. Und ein Mann von Bethlehem-Juda zog hin, um sich in den Gebieten von Moab aufzuhalten, er und seine Frau und seine beiden Söhne“
Zu Beginn des Buches Ruth wird uns Elimelech vorgestellt. Wegen einer Hungersnot im Land Juda ergreift er die Initiative und zieht mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen nach Moab. Er verlässt Juda, um in Moab für sich und seine Familie Nahrung zu finden. Aber damit verlässt er das Land, in dem Gott seinem Volk Segen verheißen hatte und weicht den Erziehungswegen Gottes mit seinem Volk aus. Die bitteren Folgen seines falschen Weges lassen nicht lange auf sich warten: Er stirbt kurz danach im Land Moab.
Elimelechs Initiative, das verheißene Land zu verlassen, hatte nicht nur für ihn selbst überaus traurige Folgen, sondern auch für seine ganze Familie. Es war eine Initiative, die durch Unglauben und Eigenwillen gekennzeichnet war und deshalb nicht die Zustimmung Gottes fand.
„Und Ruth, die Moabiterin, sprach zu Noomi: Lass mich doch aufs Feld gehen und unter den Ähren lesen hinter dem her, in dessen Augen ich Gnade finden werde“
Zu Beginn des zweiten Kapitels ergreift Ruth, die Moabiterin, die Initiative. Da Ruth und ihre Schwiegermutter Noomi nach ihrer Rückkehr aus dem Land Moab nichts zu essen haben, möchte Ruth aufs Feld gehen, um Ähren zu sammeln. Obwohl sie als Moabiterin keinerlei Rechte und Verheißungen im Land Juda hat (s. 5. Mo 23,4), rechnet sie fest mit der Gnade Gottes und vertraut darauf, dass ihr jemand gestatten wird, auf dem Feld übriggebliebene Ähren zu sammeln.
Ruths Initiative entstand aus der Not heraus und erwies sich – wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigt – als richtig. Sie blieb nicht untätig im Haus und wartete auf die Fürsorge Gottes, sondern wurde aktiv und ging in gewisser Weise in Vorleistung. Sie hoffte auf die bedingungslose Gnade Gottes und wurde nicht enttäuscht. Ruths Initiative hatte nicht nur positive Folgen für sie selbst, sondern auch für Noomi: Beide wurden gesättigt.
„Und Noomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe suchen, dass es dir wohl gehe? Und nun, ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bist, unser Verwandter? Siehe, er worfelt diese Nacht auf der Gerstentenne. So bade dich und salbe dich und lege deine Kleider an und geh zur Tenne hinab“.
Zu Beginn des dritten Kapitels ergreift Noomi die Initiative: Sie hat den Wunsch, ihrer Schwiegertochter Ruhe zu suchen, das heißt, sie will ihr helfen, einen Ehemann zu finden. Dazu gibt sie ihr den Rat, sich in der Nacht zur Gerstentenne zu begeben, wo Boas, ein Verwandter Noomis, in jener Nacht Getreide worfelt. Dort soll sie sich zu seinen Füßen niederlegen.
Noomis Initiative würden wir heutzutage in dieser Weise sicher nicht mehr empfehlen. Aber sie war in Übereinstimmung mit dem, was Gott in seinem Wort über das Lösen und die Schwagerpflicht gesagt hatte (s. 5. Mo 25,5). In allem erkennen wir die weise Führung Gottes: Ruth vertraute sich in jener Nacht Boas an, und Boas war bereit, Ruth zu „lösen“, das heißt, sie als seine zukünftige Ehefrau anzunehmen. Wird in dem Rat, den Noomi Ruth gab, nicht etwas von dem Vertrauen Noomis in Boas, den Löser, sichtbar? Wir dürfen dem Herrn Jesus, unserem Erlöser, in vollkommener Weise vertrauen.
„Und Boas ging zum Tor hinauf und setzte sich dort. Und siehe, der Blutsverwandte ging vorüber, von dem Boas geredet hatte. Da sprach er: Komm her, setze dich hierher, du, der und der. Und er kam herzu und setzte sich. Und er nahm zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sprach: Setzt euch hierher; und sie setzten sich“
Im letzten Kapitel des Buches ist es schließlich Boas, der die Initiative ergreift: Er möchte das Feldstück Noomis kaufen und Ruth, die Moabiterin, heiraten. Aber das kann er erst tun, nachdem der nähere Blutsverwandte auf sein Recht verzichtet hat, das Feldstück Noomis zu kaufen. Als dies geschehen ist, steht der Absicht von Boas nichts mehr im Weg. Er kann das Feldstück Noomis erwerben und Ruth heiraten.
Die Initiative Boas´ war in völliger Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes (s. 3. Mo 25,25 ff. und 5. Mo 25,5 ff.). In gleicher Weise wird der Herr Jesus sich in der Zukunft einmal seines bußfertigen Überrests annehmen und sich neu mit ihm verbinden (s. Jes 54,4-8). Das Ende des Buches zeigt die segensreichen Folgen, die die Initiative von Boas hatte: Obed, der Sohn von Boas und Ruth, wurde der Großvater Davids, des Königs nach dem Herzen Gottes (V. 21.22).
Wenn wir in einer bestimmten Sache die Initiative ergreifen, gehen wir darin den ersten Schritt. Das ist auch gut und richtig. Gerade als Ehemänner und Väter stehen wir vor Gott in der Verantwortung, Initiative zu ergreifen. Aber dieser erste Schritt hat nicht nur Auswirkungen für uns selbst, sondern auch für andere, vor allem für unsere Familie. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir den ersten Schritt im Glauben und in Abhängigkeit vom Herrn gehen und nicht im Unglauben und Eigenwillen. Der erste Schritt bestimmt maßgeblich die Richtung und den weiteren Verlauf des Weges, den wir gehen. Darum ist es so wichtig, dass wir uns bei jeder Initiative, die wir ergreifen, vom Herrn führen und leiten lassen.
Daniel Melui
Als Ehemänner und Väter stehen wir vor Gott in der Verantwortung, Initiative zu ergreifen. Der erste Schritt bestimmt maßgeblich die Richtung und den weiteren Verlauf des Weges, den wir gehen.
Werner und Inge strahlen bei ihrer Goldenen Hochzeit um die Wette. Danach gefragt, warum er nach so vielen Ehejahren immer noch so kerngesund aussehe, antwortet Werner schelmisch: „Als wir heirateten, haben wir vereinbart, dass jedes Mal derjenige von uns für eine Stunde nach draußen vor die Haustür gehen soll, der einen Streit verursacht. So bin ich jeden Tag mal an der frischen Luft gewesen.“
Wenn ein gläubiger Mann und eine gläubige Frau sich von Gott den Menschen zeigen lassen, mit dem sie in der Ehe gemeinsam durchs Leben gehen möchten, ist das dem Teufel ein Dorn im Auge. Er wird alles versuchen, um die frohe und glückliche Gemeinschaft der Eheleute zu stören, ja, die Ehe selbst zu zerstören.
Doch was können wir bei solchen Angriffen tun? Die Vereinbarung von Werner und Inge ist ganz sicher kein dauerhaft tragfähiges Fundament, um Konflikte in der Ehe zu bewältigen und auszuräumen.
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein“
Gerade bei Streit oder anderen Schwierigkeiten in der Ehe ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Gott uns einander als Mann und Frau geschenkt hat. Er hat das getan, weil Er weiß, dass es für den Menschen nicht gut ist, allein zu sein (s. 1. Mo 2,18).
Genauso bedeutsam ist dabei auch, dass Mann und Frau einander „anhangen“ werden. Das bedeutet, fest zueinander zu stehen, aneinander festzuhalten und eng verbunden zu bleiben. Und zwar nicht nur, solange alles gut läuft, sondern gerade auch in schweren Zeiten im Eheleben. Dann an seiner Frau oder seinem Mann festzuhalten, ist keine Frage des Gefühls oder der Zuneigung, sondern eine bewusste Willensentscheidung.
Der Teufel will Zweifel daran ins Herz säen, dass die Ehe ein Geschenk Gottes für Mann und Frau ist. Solchen Zweifeln dürfen wir in unserem Denken keinen Raum lassen. Gott gibt uns in seiner Gnade Hilfsmittel und Orientierung, um wirklich „einander anhangen“ zu können.
In 1. Korinther 13,4-7 wird das Wesen der Liebe Gottes, wie sie sich in dem Gläubigen zeigen soll, vorgestellt. Es ist die Liebe, die uns im Sohn Gottes offenbart ist und die uns den Sohn geschenkt hat, um uns für Zeit und Ewigkeit zu retten.
Der Herr Jesus hat als Mensch auf der Erde alle vierzehn genannten Eigenschaften der Liebe in vollkommener Weise verwirklicht und uns vorgelebt. Er ist der Maßstab dafür, einander zu lieben und in Liebe zu begegnen – in guten wie in schlechten Tagen. Aber es steht dort nicht: „Jesus ist langmütig, ist gütig …, erduldet alles.“ Es heißt: „Die Liebe ist …“
Es geht in diesen Versen darum, dass diese Liebe jeden Gläubigen in seinem Denken, Reden und Handeln antreiben und kennzeichnen soll, und zwar in jedem Lebensbereich und besonders auch in unseren Ehen und Familien.
Das Vorbild des Herrn Jesus ist für uns unerreichbar, solange wir als Menschen hier auf der Erde leben. Trotzdem sollen wir bestrebt sein, etwas von diesen Wesenszügen der Liebe in unserem Leben sichtbar werden zu lassen.
Setzen wir doch beim nächsten Streit anstelle des Wortes Liebe einmal unseren Namen oder „ich“ ein und überprüfen unser Verhalten anhand dieser Verse. Beschreiben sie die Wirklichkeit, wenn es heißt: „Ich bin langmütig, gütig, … erdulde alles“?
Dieser Test wird uns zu erstaunlichen, überraschenden und hoffentlich auch heilsamen Erkenntnissen führen.
Und wenn wir uns diesem Test regelmäßig unterziehen, werden wir feststellen, dass diese Verse uns tatsächlich helfen, auch in schweren Zeiten an demjenigen oder derjenigen festzuhalten, den Gott uns als Ehemann oder Ehefrau geschenkt hat.
In Ehe und Familie finden sich verschiedene Arten von Liebe. Da ist zum einen die Liebe zwischen Mann und Frau, die auch die gegenseitige körperliche Anziehung und Vereinigung beinhaltet. Auch die Liebe des Vaters und der Mutter zu ihren Kindern gehört dazu, ebenso wie die Liebe der Kinder zu ihren Eltern und den eigenen Geschwistern. Alle diese Formen der Liebe sind Geschenke Gottes, die an ihrem Platz wichtig sind und die wir dankbar genießen dürfen.
Auch die göttliche Liebe ist ein Geschenk Gottes an uns. Es die Liebe, die einfach liebt, weil sie Liebe ist. Gott hat sie durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen (s. Röm 5,5). Es ist diese göttliche Liebe, die wir benötigen, um Schwierigkeiten und Streit in unseren Ehen und Familien nachhaltig und belastbar zu überwinden.
Die Situation wird sich nicht immer sofort ändern. Sie nur aus unserem Blickwinkel zu beurteilen, ist völlig unzureichend. Sie auch mit den Augen des anderen zu sehen, ist schon besser, aber immer noch nicht ausreichend. Wir sollten unter Gebet zu erfahren suchen, wie Gott die Situation und den Streit sieht und beurteilt.
Vor allem aber wollen wir einander so sehen, wie Gott uns sieht: als solche, die Er in seiner Liebe durch das Blut seines Sohnes erlöst hat, und als solche, die Er in seiner Liebe und Weisheit als Mann und Frau in der Ehe zusammengestellt hat.
Wie können wir dann noch anders, als uns gegenseitig so anzunehmen, wie Gott uns einander geschenkt hat. Die eigene Frau, den eigenen Mann nicht so zu sehen, bedeutet nicht nur, das uns von Gott gemachte Geschenk abzulehnen. Letztlich würden wir damit Gott selbst als den Geber jeder guten Gabe ablehnen (s. Jak 1,17).
Wörterbücher beschreiben Langmut als „ausdauernde, ruhige, beherrschte und durch nachsichtiges Ertragen gekennzeichnete Verhaltensweise“. Wer langmütig ist, hat große Geduld mit dem anderen.
Das erfordert Mut, denn wenn sie unbeantwortet bleibt und die Schwierigkeiten länger andauern oder vielleicht gar nicht zu enden scheinen, wird die Geduld herausgefordert.
Es ist gut, dann daran zu denken, wie viel Geduld der Herr jeden Tag mit mir hat. Schließlich ist es doch eine große Gnade, dass Er die Geduld mit uns nicht verliert, obwohl wir alle oft straucheln (s. Jak 3,2). Schon allein dieses Wissen sollte uns anspornen, die Geduld nicht zu verlieren, egal wie schwierig es uns gerade erscheint. Und es lässt uns auch dann noch vergebungsbereit sein, wenn der andere immer wieder den gleichen Fehler oder die gleiche Sünde begeht. Liebe will vergeben, nicht vergelten.
Zur Langmut gehört auch, den anderen niemals aufzugeben. Sie glaubt, dass Gott Herzen verändern kann, und vertraut darauf, dass Er es auch tun wird.
Die Liebe handelt gütig. Sie strebt danach, dem anderen nützlich zu sein. Die Liebe fragt nicht: „Was habe ich davon?“, sondern will dem anderen dienen. Ihr Ziel ist die Freude des anderen. Wenn er sich freut, werde auch ich mich darüber freuen und dafür dankbar sein.
Der Glaube wird in uns den Wunsch wecken, zu unserem Ehepartner und unseren Kindern gütig zu sein. Wir lieben den anderen nicht wirklich, wenn unser Leben nicht von der Sanftmut, aber auch von der Beharrlichkeit und Ausdauer des Herrn Jesus Christus geprägt ist.
Aber wie können wir gütig handeln? Eine Antwort finden wir in Lukas 6,35: „Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas zurückzuerhoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“
Gott erweist seine Güte nicht aufgrund irgendeines Verdienstes, sondern entsprechend seiner Gnade. Das ist für uns Vorbild und Ansporn, anderen ebenfalls gütig zu begegnen und die selbst erfahrene Gnade unseres Herrn Jesus Christus in unsere Beziehungen hineinströmen zu lassen.
Langmut und Güte bilden gewissermaßen das Fundament der Liebe, wie sie sich in unseren Beziehungen zeigen möchte.
Die nächsten acht Eigenschaften lassen uns erkennen, wie häufigen Ursachen für Leid und Streit der Nährboden entzogen werden kann. Dann folgen sechs Eigenschaften, die sich positiv auf unsere Beziehungen auswirken.
Die letzte dieser Eigenschaften ist die Duldsamkeit. Die wörtliche Übersetzung des mit „erdulden“ wiedergegebenen griechischen Wortes ist „darunter bleiben“. Das ist die Fähigkeit, in den Umständen, die uns belasten, auszuharren und nicht davonzulaufen oder einen vermeintlich leichteren Ausweg zu suchen. Wahre, vom Wesen Gottes geprägte Liebe besitzt Stehvermögen. Sie gibt nicht auf.
Wer alles erduldet, lässt die Dinge nicht einfach über sich ergehen und wartet, bis es vorüber ist. Er ist bereit, im Vertrauen auf Gottes Gnade und Hilfe die Last anzunehmen und zu tragen. Dazu kann uns nur die Liebe Gottes befähigen.
Alle in 1. Korinther 13 genannten Eigenschaften sind wichtig, um Streit und Schwierigkeiten in unseren Ehen und Familien zu überwinden – oder noch besser, sie gar nicht erst entstehen zu lassen.
Die wenigen in diesem Artikel dazu geäußerten Gedanken möchten dazu anregen, selbst intensiver über diese Eigenschaften der Liebe nachzudenken und zu überlegen, wie sie im eigenen Leben verwirklicht werden können. Wenn wir das regelmäßig wiederholen und im täglichen Leben einüben, wird es dem Frieden in unseren Ehen und Familien – und darüber hinaus – dienen.
Stefan Busch
Den anderen lieben, heißt, ihn so zu sehen, wie Gott ihn sieht.
Der Apostel Paulus fordert die Philipper und damit auch uns in Kapitel 2 auf: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war“ (V. 5). In den nächsten Versen wird dann die Gesinnung des Herrn vorgestellt – es war die Gesinnung der Demut und des Gehorsams.
Ist diese Gesinnung auch in uns? Geht das denn überhaupt? Gott ist es, der in uns sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen bewirkt (s. V. 13).
In der zweiten Hälfte des Kapitels lesen wir von drei Nachfolgern des Herrn, in denen diese Gesinnung war: Paulus (s. V. 16b-18), Timotheus (s. V. 19-23) und zuletzt Epaphroditus (s. V. 25-30). Von sich selbst schreibt Paulus am wenigsten, von Timotheus schon mehr, am meisten aber von dem Unbekanntesten, von Epaphroditus.
Paulus nennt Epaphroditus seinen Bruder, Mitarbeiter und Mitstreiter (s. Phil 2,25a).
Als wiedergeborene Kinder Gottes sind wir untereinander Brüder und Schwestern (s. 1. Kor 7,15). Meist meint der Ausdruck „Brüder“ einfach Geschwister. Wenn Paulus Epaphroditus „meinen Bruder“ nennt, dann beinhaltet das seine ganze Liebe zu ihm (s. 2. Kor 2,13).
Paulus bezeichnet neben Epaphroditus noch andere als „Mitarbeiter“, wie zum Beispiel Aquila und Priszilla (bzw. Priska; s. Röm 16,3) oder Timotheus und Titus (s. Röm 16,21; 2. Kor 8,23). Am Ende des Kolosserbriefes führt er einige an, die er Mitarbeiter am Reich Gottes nennt, die ihm ein Trost waren (s. Kol 4,10.11). Timotheus nennt er einmal „Mitarbeiter Gottes in dem Evangelium des Christus“ (1. Thes 3,2). Er war ein Arbeiter Gottes im Evangelium und diente zusammen mit Paulus, der von sich und Timotheus als Mitarbeitern an der Freude der Korinther schreibt (s. 2. Kor 1,24).
Lasst auch uns Gottes Arbeiter in seinem Reich sein, zusammen mit anderen, zu ihrem Trost und zur Freude derer, denen der Dienst gilt.
Als „Mitstreiter“ wird nur Epaphroditus bezeichnet. Timotheus wird aufgefordert, als ein guter Streiter Christi Jesu an den Trübsalen teilzunehmen (s. 2. Tim 2,3). Diese kann der Dienst für den Herrn mit sich bringen. Deshalb fordert Paulus sein geliebtes Kind auf, im Dienst des Evangeliums Trübsal zu leiden (s. 2. Tim 1,8; 4,5). Wir alle müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen (s. Apg 14,22).
Die Philipper hatten Epaphroditus mit einer Gabe für Paulus auf die weite Reise nach Rom gesandt. Es ist interessant, was wir von manchen Gesandten lesen. Paulus hatte einst zwei Männer mit Titus nach Korinth gesandt. Das Lob des einen war durch alle Versammlungen verbreitet, der andere war in vielen Stücken als eifrig erprobt worden (s. 2. Kor 8,16-24). Gesandte sind meist Bewährte, und in der Erfüllung ihres Auftrags bewähren sie sich weiter.
Epaphroditus, von den Philippern gesandt, wurde ein Diener des Bedarfs von Paulus. Welch ein Vorrecht ist es, anderen zu dienen. Ein Beispiel sind Stephanas und seine Familie sowie alle, die mit ihnen zusammenlebten, die sich entschlossen hatten, allen Heiligen in Korinth zu dienen (s. 1. Kor 16,15). Oder denken wir an die Gläubigen der Versammlungen in Mazedonien, die Paulus und seine Mitarbeiter um die Gnade und Gemeinschaft des Dienstes in der Unterstützung der Heiligen baten (s. 2. Kor 8,1-5). Das große Vorbild ist der Herr Jesus selbst, der nicht gekommen war, „um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben“ (Mk 10,45).
Die Philipper hatten gehört, dass Epaphroditus erkrankt war und waren wohl in Sorge um ihn. Epaphroditus wiederum hatte erfahren, dass die Philipper um ihn besorgt gewesen waren und dies auch jetzt noch, wo er doch schon wieder genesen war. Ihre mittlerweile unnötig gewordene Sorge beunruhigte ihn sehr. Wie sehen wir in diesem Sachverhalt die innige Verbundenheit zwischen der Versammlung in Philippi und ihrem Abgesandten.
Aber obwohl Epaphroditus sich nach seinen Geschwistern sehnte, war er nicht einfach abgereist. Da war ja auch noch der Gefangene Paulus. Der aber hatte das Verlangen des Bruders bemerkt und sandte ihn nun zurück. Welche gegenseitige Rücksichtnahme finden wir hier bei Paulus und Epaphroditus.
Nun erfahren die Philipper, dass Epaphroditus sogar dem Tod nahe gewesen war. Aber Gott hatte sich über ihn erbarmt. Wie viele Kranke oder deren Angehörige haben den Herrn Jesus um Erbarmen angefleht (s. z. B. Mt 9,27; 15,22; 17,15; 20,30.31). Wie oft hat Er geholfen!
Von unserem Gott und Vater lesen wir, dass Er der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes ist (s. 2. Kor 1,3). Gott hatte sich aber nicht nur über den kranken Epaphroditus erbarmt, sondern auch über Paulus, damit dieser nicht „Traurigkeit auf Traurigkeit“ hätte. Wie zeigt dies wieder die innere Verbundenheit von Epaphroditus und Paulus.
Paulus, der Gefangene, hätte sicher Epaphroditus noch gerne ein wenig bei sich behalten, aber um die Ungewissheit der Philipper bezüglich seines Gesundheitszustands nicht zu verlängern, hatte er ihn so schnell wie möglich zurückgesandt. Ihm lag daran, dass sie wieder froh würden, und in diesem Fall könnte auch er weniger betrübt sein. Er würde sich dann mit den sich Freuenden freuen (s. Röm 12,15).
Nach allem, was wir bisher von den Philippern und ihrem Abgesandten gelesen haben, sind wir jetzt über die Ermahnung, diesen mit Freuden aufzunehmen, vielleicht doch etwas überrascht.
Was könnte diese Ermahnung nötig machen? Gab es außer Evodia und Syntyche noch andere Geschwister, die nicht einmütig waren (s. Phil 2,1- 4)? Es wäre auch möglich, dass es solche gab, die gehofft hatten, selbst als Gesandte der Versammlung zu Paulus zu gehen, die also neidisch auf Epaphroditus waren. Vielleicht gab es auch solche, die befürchteten, dass Epaphroditus Paulus etwas über ihre Uneinigkeit mitgeteilt hatte.
Wir wissen es nicht. Aber aus Erfahrung wissen wir alle, wie rasch solche falschen Gedanken in unseren Herzen aufkommen können.
Die Philipper sollten solche wie Epaphroditus in Ehren halten, der sein Leben um des Werkes willen gewagt hatte. Auch solche Geschwister sind nicht perfekt und mögen Fehler machen, aber wir sollten sie schätzen für ihren Einsatz im Dienst des Herrn.
In Zeiten wie der Corona-Pandemie gab und gibt es leider unter den Gläubigen viel Uneinigkeit und manchmal auch Streit und Verbitterung. Wir wollen uns durch die Gesinnung von Epaphroditus, Paulus und vor allem unserem Herrn anspornen lassen, nicht unseren Vorteil, unser Bestes zu suchen, nicht unsere Meinung und Ansicht für die einzig richtige zu halten, sondern das Wohl des anderen zu suchen (s. 1. Kor 10,24) und den Bruder höher zu achten als uns selbst (s. Phil 2,3).
Ja, wir wollen uns gegenseitig ermuntern, dem Frieden und der Heiligkeit nachzujagen (s. Ps 34,15; Heb 12,14; 1. Pet 3,11). Es wird nicht nur für unser Miteinander als Glaubensgeschwister zum Segen sein, sondern auch in unseren Ehen und Familien.
Horst Zielfeld
Möchten wir nicht gern in unserem Glaubensleben von „Sieg zu Sieg“ und von „Kraft zu Kraft“ gehen? Möchten wir nicht gern in unseren Ehen und Familien als Ehemänner, Ehefrauen, als Väter und Mütter „siegreich“ sein im Verwirklichen der Aufforderungen der Bibel?
Jeder aufrichtige Christ wird diese Fragen mit „Ja“ beantworten! Aber – wie viele Niederlagen mussten wir in der Vergangenheit immer wieder beklagen. Dabei hätten wir schon aus den Erfahrungen des Volkes Israel so viel lernen können: „Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben“ (Röm 15,4). Nehmen wir uns deshalb Zeit und Ruhe zum Lesen von Josua 7.
Josua bekam von Gott den Auftrag, Israel in das Land der Verheißung zu führen und es ihnen als Erbe auszuteilen (s. Jos 1).
Gott hatte ihm verheißen, dass jeder Ort, auf den ihre Fußsohle treten würde, ihr Besitz sein sollte und ihm so viel Mut gemacht: „Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst“ (Kap. 1,9).
So zogen Josua und ganz Israel mit ihm über den Jordan und nahmen ein mächtiges Bollwerk, die Stadt Jericho, in Besitz. Sieben Tage lang umzogen sie die Stadtmauer, bis dann am letzten Tag die Mauer an ihrer Stelle einstürzte und das Volk die Stadt unter großem Geschrei einnahm (s. Jos 6,12 ff.).
Alles lief also „wie am Schnürchen“ bis zu der erschütternden Niederlage, die uns in Kapitel 7 des Buches Josua ausführlich geschildert wird:
„Da zogen vom Volk etwa dreitausend Mann dort hinauf (nach Ai, das bei Bet-Awen liegt, östlich von Bethel); aber sie flohen vor den Männern von Ai; und die Männer von Ai erschlugen von ihnen etwa sechsunddreißig Mann, und sie jagten ihnen nach vor dem Tor bis Schebarim und schlugen sie am Abhang. Da zerschmolz das Herz des Volkes und wurde wie Wasser“ (V. 4.5).
Warum hatte ihr Gott diese so niederschmetternde Niederlage zugelassen? Was hatte Israel falsch gemacht? Was musste Israel lernen?
Diesen Fragen wollen wir kurz nachgehen und einige zu dieser Niederlage führende Gründe zu unserer Belehrung bedenken.
Die zunächst ausgesandten Kundschafter hatten Josua empfohlen, lediglich zwei- oder dreitausend Mann hinaufziehen zu lassen, um die „kleine“ Stadt Ai zu schlagen, „denn sie sind wenige“ (V. 3). Offenbar voller Selbstvertrauen und geblendet infolge des glorreichen Sieges über die Stadt Jericho lässt sich Josua darauf ein. Eine völlige Niederlage ist die Folge (s. V. 5).
Wenn wir in irgendeiner Sache einen Sieg errungen haben, sind wir immer in besonderer Gefahr, auf uns selbst zu vertrauen. Die nächste Niederlage ist damit „vorprogrammiert“. Wir vergessen häufig so schnell, wer es war, der uns Gelingen geschenkt hat, und tun dann leider oft den nächsten Schritt ohne den Herrn.
Martin Luther drückt in einem Lied seine Erfahrungen so aus:
„Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren, es streit’ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren.“
Der Apostel Paulus schreibt in seinem 2. Brief an die Korinther: „Wir selbst aber hatten das Urteil des Todes in uns selbst, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott“ (s. Kap. 1,9). Denn die Bedrängnisse, die dem Apostel in Asien widerfuhren, waren übermäßig und nach seinem Empfinden über Vermögen. Und doch waren sie das Bewahrungsmittel vor einer Niederlage durch Selbstvertrauen.
Unser großes Vorbild für ein Leben in Abhängigkeit ist unser Herr Jesus. Er hatte als Mensch den Wunsch: „Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen“ (s. Ps 16,1; Jes 8,17 in Verbindung mit Heb 2,13).
Vertrauen auf den lebendigen Gott
führt zum Sieg!
Josua ist wohl in ernstem Gebet vor Gott, aber – erst nach der ernüchternden Niederlage (V. 6 ff.). Warum liegt er nicht vor dem Kampf auf seinem Angesicht?
Das Bewusstsein seiner völligen Abhängigkeit scheint ihm nach dem Sieg offenbar verloren gegangen zu sein. Geht es uns nicht oft genauso?
Wir finden nicht umsonst im Neuen Testament viele Ermahnungen zum anhaltenden Gebet:
Wer hat so ein intensives Gebetsleben geführt wie der Herr Jesus, von dem wir lesen: „… ich aber bin stets im Gebet“ (Ps 109,4b)?
Im Lukasevangelium, das den Herrn Jesus als den vollkommenen Menschen beschreibt, finden wir Ihn immer wieder im Gebet: zu Beginn seines Dienstes, nach der Heilung des Aussätzigen, [eine ganz Nacht] bevor er die Apostel auswählte und zu vielen anderen Gelegenheiten (s. Kap. 3,21; 5,16; 6,12).
Wir kommen nur über das Gebet zum Sieg.
Gott hatte bei der Eroberung Jerichos ausdrücklich befohlen, dass sie gar nichts von dem, was sie in der Stadt vorfinden würden, für sich nehmen sollten (s. Jos 6,18). Aber Achan, ein Mann aus dem Stamm Juda, hatte sich über dieses Gebot hinweggesetzt und damit eine Untreue gegen Gott begangen (s. Kap.7 1).
Diese verborgene Sünde des Ungehorsams lastete nun auf ganz Israel (s. V. 11), und das war ein weiterer Grund, warum Gott ihnen nicht den Sieg schenken konnte.
Achan legte leider erst ein Bekenntnis über seine Tat ab, nachdem Gott ihn als den Schuldigen durch das Los offenbar gemacht hatte. Er musste die gerechte Strafe für seinen Ungehorsam empfangen und dafür, dass er Israel in Trübsal gebracht hatte (s. V. 18.25).
Sicher ist unser Gott ein „Gott der Liebe“, aber Er ist auch heilig und gerecht … und Er kann von uns erwarten, dass wir Ihn in allem nach seinem guten und wohlgefälligen und vollkommenen Willen fragen (s. Röm 12,2).
Führt nicht der Eigenwille auch bei uns oft zu schmerzlichen Niederlagen?
Nehmen wir uns immer wieder den Herrn Jesus zum Vorbild, der auch in größter Not zu seinem Vater betete: „nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ (Lk 22,42).
Das Tun des Willens Gottes lässt uns Sieger sein!
Friedhelm Müller
Gedanken zu 1. Mose 13,18-15,1:
Das Kriegsgeschehen mitten in Europa geht uns allen sehr nahe. Kaum jemand hätte es für möglich gehalten. Dabei existieren Kriege von Anfang der Menschheit an (seit dem Sündenfall!) und die Bibel berichtet von vielen kriegerischen Auseinandersetzungen.
In Jakobus 4 wird die Frage gestellt: „Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch?“ Die Antwort wird gleich mitgeliefert: „Aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten“ (V. 1). In jedem von uns steckt dieses Potenzial zum Streit in Ehe, Familie, Versammlung, Nachbarschaft, Berufswelt usw.
In 1. Mose 14 lesen wir in der Bibel zum ersten Mal von Krieg. Und wie immer, wenn ein Begriff zum ersten Mal eingeführt wird, erfahren wir grundlegende Dinge darüber. Die Aktualität dieses Kapitels ist erstaunlich:
Am Beispiel Abrams sehen wir nun, wie sich Gläubige inmitten dieses Geschehens verhalten sollten:
Nach diesen aufreibenden Ereignissen begegnet der Herr Abram selbst in einem Gesicht und ermuntert ihn: „Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn“ (1. Mo 15,1). Auch wir brauchen uns nicht zu fürchten – der Herr Jesus selbst ist unsere Zuflucht und Er selbst ist der Lohn für jede Treue.
Andreas Kringe
In der Welt, in der wir leben, jagt eine Krise die andere. Das eine Problem ist noch nicht gelöst, da ist das nächste, vielleicht noch größere, schon in vollem Gang. Virusinfektionen erscheinen angesichts der Bilder aus den Kriegsgebieten oder von durstigen und erschöpften Menschen in Indien, die von der Hitzewelle betroffen sind, weniger erschreckend als noch vor einigen Monaten.
Zusätzlich kann es auch im Leben der Gläubigen Krisen geben – Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, gesundheitliche Probleme, Enttäuschungen, Ehekrisen, persönliche Glaubenskrisen. Dann fehlt uns manchmal der Mut, an die vor uns liegenden Wochen oder Monate zu denken. Wie soll es weitergehen? Wie soll ich alles schaffen?
Vielleicht läuft es bei dir im persönlichen Leben aber auch gerade gut. Du fühlst dich den Anforderungen gewachsen, hast Gelingen, eine glückliche Ehe und Familie und einen stabilen Freundeskreis. Möglicherweise stehst du kurz vor einer Urlaubsreise und bist voller Vorfreude. Ich freue mich mit dir und wünsche dir von Herzen eine gute Erholung!
Doch wie die persönliche Situation und das damit verbundene Empfinden auch gerade sein mag: In allen Lebenssituationen möchte der Herr Jesus uns näher zu sich ziehen. Dafür gibt uns der wohl älteste Brief des Neuen Testaments ein gutes Hilfsmittel an die Hand!
Leidet jemand unter euch Trübsal? Er bete.
Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen.
In Schwierigkeiten und Krisen verbindet uns das Gebet mit dem Himmel. Es entlastet unser Herz, wenn wir Gott alles sagen. Er antwortet uns, indem Er uns seinen Frieden gibt (s. Phil 4,6.7). Im Gebet wird unser Vertrauen gestärkt und der Glaube verbindet uns mit der Macht Gottes, der alles in der Hand hält. Auch in allen Krisen, ob im persönlichen Leben oder in dieser Welt.
In guten Umständen dürfen wir unsere Freude deutlich zeigen. Dabei verbindet uns das Singen von Psalmen (das sind Lieder, die Glaubenserfahrungen zum Inhalt haben) in Dankbarkeit mit Gott.
So können alle Lebenssituationen dazu beitragen, dass wir immer näher zu dem Herrn Jesus kommen und mehr in glücklicher Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater leben. Dazu will auch das aktuelle Heft einen Beitrag leisten. Hinzu kommt, dass uns jeder Tag näher an unser herrliches Ziel im Himmel bringt. Dann werden wir für immer ganz nah bei Ihm sein.
Christian Rosenthal