Der Evangelist Lukas berichtet in den Versen 19 bis 31 des 16. Kapitels eine Begebenheit, die vielen Bibellesern unter der Überschrift „Der reiche Mann und der arme Lazarus“ bekannt ist.
Die Lage des Lazarus war wirklich zum Weinen: Mit Geschwüren behaftet, an denen Hunde leckten, lag der Arme bettelnd an dem Torweg, der zum Haus des reichen Mannes führte. Hin und wieder bekam er etwas zu essen von dem, was auf dessen Tisch übrig geblieben war. Wie elend mag er sich gefühlt haben.
Der reiche Mann dagegen hatte alles im Überfluss: „Er kleidete sich in Purpur und feines Leinentuch und lebte alle Tage fröhlich und in Prunk.“ Aber um Gott kümmerte er sich nicht. Wofür brauchte er Ihn auch? Nichts mangelte ihm – er war mit sich selbst zufrieden.
Eines Tages starben sowohl Lazarus als auch der reiche Mann.
Von dem Reichen wird ausdrücklich gesagt, dass er begraben wurde. Wir können uns vorstellen, wie viele anerkennende Lobreden von den Angesehenen der Stadt an seinem Grab gehalten wurden. Von dem Begräbnis des armen Lazarus lesen wir hingegen gar nichts.
Und was geschah nach ihrem Tod? Menschen versuchen in ihrer Neugierde immer wieder, über Horoskope oder Wahrsagerei etwas über die Zukunft zu erfahren. Seinem irdischen Volk hatte Gott dies strikt verboten (s. 5. Mo 18,10). Muss angesichts des satanischen Ursprungs dieser Praktiken noch erwähnt werden, dass wir uns als Christen auch davon fernhalten müssen? In unserem biblischen Bericht hebt jedoch Gott selbst den Vorhang ein wenig und wir erfahren, was danach geschieht:
Der reiche Mann schlug im Hades seine Augen auf und befand sich am „Ort der Qual“. Er litt „Pein in dieser Flamme“. Kein Trost und keine Aussicht auf Änderung seiner Lage. Es ist zudem von einer befestigten großen Kluft die Rede, die ihn von dem Paradies Gottes trennte und die für immer unüberbrückbar ist.
Jetzt war ihm klar geworden, dass man zu Lebzeiten auf der Erde Buße tun muss, um nicht an diesen schrecklichen Ort der Qual zu kommen. Er bat, dass jemand zu seinen fünf Brüdern geschickt würde, „damit er sie dringend warne …“
Lazarus dagegen wurde „von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen“, an den Ort der Glückseligkeit. Die Engel, als „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen“ (Heb 1,14), taten ihr Werk.
Der Schoß Abrahams redet bildlich von Geborgenheit und Ruhe. Wir freuen uns, von dem Armen zu lesen: „… jetzt aber wird er hier getröstet“. Ja, Gott selbst wird jede Träne von unseren Augen abwischen, wenn wir bei Ihm sind (s. Off 21,4).
Lazarus bekam nicht wegen seiner Armut einen Platz im Paradies, sondern weil er eine lebendige Beziehung zu Gott hatte. Der biblische Bericht sagt das zwar nicht ausdrücklich, es ergibt sich aber indirekt aus dem, was dem reichen Mann in Vers 31 dieser Begebenheit mitgeteilt wird. Heute würden wir sagen, dass Lazarus Buße getan hat. Buße zu tun heißt, sich als Sünder zu erkennen, seine Schuld zu bekennen und sich selbst zu verurteilen als einer, der nicht in Gottes heilige Gegenwart passt.
Aber wir wissen auch: Gott hat zu allen Zeiten ein Herz für die Armen, für die Geringen. Ihnen gelten besondere Verheißungen. So hebt der Schreiber Jakobus hervor, dass Gott „die weltlich Armen auserwählt [hat], reich zu sein im Glauben, und zu Erben des Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben“ (Jak 2,5).
Alle im Herrn Entschlafenen sind auch an diesem Ort der Glückseligkeit. Bei ihrem Heimgang wurden Seele und Geist ebenfalls von Engeln in das Paradies Gottes getragen – welch ein Wechsel! Erst das Leben hier auf der Erde – oft auch in notvollen Umständen, vielleicht ein langes Krankenlager – und dann „die selige Ruhe bei Jesus im Licht“.
Der Herr Jesus versicherte dem Räuber am Kreuz, der sich im letzten Augenblick bekehrte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Das macht das Paradies aus: Der Herr Jesus ist dort.
Er nimmt die Entschlafenen gewissermaßen in Empfang. Und weil Er dort ist, hatte Paulus Lust „abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser“ (Phil 1,23). Schon zu Lebzeiten genoss der Apostel eine besondere Gemeinschaft mit seinem Herrn, aber dann, bei Ihm, wird das in unvergleichlich höherem Maß der Fall sein.
Sein Wissen über das Paradies hatte Paulus aus eigenem Erleben! Er war in den dritten Himmel entrückt worden und hatte dort unaussprechliche Worte gehört, die ein Mensch nicht sagen darf (s. 2. Kor 12,4). Die Offenbarungen, die er dort empfing, waren so gewaltig, dass Gott ihm daraufhin „einen Dorn für das Fleisch“ geben musste, damit er nicht hochmütig wurde (s. 2. Kor 12,7).
Schließlich schreibt der Apostel von dem „schnell vorübergehenden Leichten unserer Trübsal“, der ein „über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ folgt (s. 2. Kor 4,17). Und im Brief an die Römer tröstet er mit den Worten: „Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8,18).
Zwischen dem Ort, an dem der reiche Mann ankam und dem Ort, an dem Lazarus nach dem Tod war, bestand eine große Kluft. Aber eine Kluft besteht auch im Diesseits zwischen jedem unbekehrten Menschen und dem heiligen Gott. Gute Werke oder religiöse Übungen können sie nicht überbrücken. Der Herr Jesus, der Sohn Gottes, hat durch sein stellvertretendes Opfer am Kreuz von Golgatha die Brücke geschlagen (s. 1. Tim 2,5.6). Jedem Glaubenden schenkt Er ewiges Leben: Jeder, der „den Sohn hat, hat das Leben“ (1. Joh 5,12) und kann freudig in die Worte des Dichters einstimmen:
„O hohes Glück, vor Gott zu stehn;
o Freude, Jesu, Dich zu seh’n,
an Dir sich stets zu weiden;
zu sehen Dich in Deinem Licht
von Angesicht zu Angesicht,
und nie von Dir zu scheiden.
Der Seligkeiten, Gott so viel!
Der Freuden ohne Maß und Ziel,
hoch über alles Sehnen!
O Herrlichkeit in Ewigkeit;
was ist das Leiden dieser Zeit!
Wie nichts sind alle Tränen!“
Diese Worte des Herrn Jesus in Lukas 16 erklären uns, dass es am Aufenthaltsort von Seele und Geist der Gestorbenen zwei Bereiche bzw. Abteilungen gibt. Das war im Alten Testament noch nicht bekannt. Dort lesen wir oft vom „Scheol“. Das ist der Aufenthaltsort von Seele und Geist der Gestorbenen insgesamt. Das Wort „Scheol“ ist im Neuen Testament übersetzt mit „Hades“. Auch dieses Wort gilt allgemein: Seele und Geist sowohl von Gläubigen als auch von Ungläubigen befinden sich nach dem Tod im Hades. Selbst vom Herrn Jesus wird gesagt, dass Er im Hades war (s. Apg 2,31). In Lukas 16 erfahren wir, dass es im Totenreich („Scheol“ bzw. „Hades“) einen Bereich für die Ungläubigen gibt. Dieser Bereich ist ein Ort schrecklicher Qual. Aber es gibt auch einen Bereich für die Gläubigen, und das ist ein Ort großer Glückseligkeit. Beide Bereiche sind durch eine unüberwindbare Kluft voneinander getrennt.
Friedhelm Müller
Und Gott gedachte an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das mit ihm in der Arche war. Und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, und die Wasser sanken (1. Mo 8,1).
Dies ist das erste Mal, dass wir lesen, dass Gott gedenkt. Hier gedenkt Er einer Person, des Noah. Er gedenkt auch des Abraham, der Rahel und der Hanna. Manchmal wird Gott zuvor von Menschen gebeten, ihrer zu gedenken, wie Hanna es tat, aber oft tut Er es ohne Aufforderung.
Wir lesen auch öfter, dass Gott eines Bundes gedenkt: des Bundes mit Noah, des Bundes mit den Erzvätern (s. 2. Mo 2,24) und des Bundes vom Sinai (s. Ps 105,8). Gott kommt seinen Verpflichtungen, die Er eingegangen ist, stets nach, während Menschen dies nicht immer tun (s. Ps 78,10).
Das Gedenken Gottes führt zum Handeln Gottes, wie wir das bei Noah sehen: Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, so dass die Wasser sanken.
Gott, der Schöpfer, denkt nicht nur an die acht Menschen, sondern auch an alle Tiere, die an Bord der Arche sind. Vierzig Tage und Nächte hatte es geregnet. Insgesamt hundertfünfzig Tage war das Wasser gestiegen, bis die höchsten Bergspitzen fünfzehn Ellen[1] unter Wasser lagen. Alles Leben auf dem Erdboden war vertilgt. Und nun kam für die Bewohner der Arche eine Wende: Das Wasser begann zu sinken. Sie mussten noch mehr als sieben Monate warten, bis sie die Arche verlassen konnten, aber Hoffnung keimte in ihren Herzen auf.
Auch in unserem Leben gibt es Nöte, wenn auch wohl kaum in diesem Ausmaß. Meistens sind sie auch nicht in einem Moment beendet. Aber wollen wir nicht dankbar sein, wenn sie nicht mehr größer, sondern kleiner werden?
Gott hatte Abraham mitgeteilt, dass die Sünde von Sodom und Gomorra sehr groß war und Er sich davon überzeugen wollte. Deshalb hatte sich Abraham wegen seines Neffen Lot, der dort wohnte, für diese Städte verwendet (s. 1. Mo 18,16-33). Gott gedachte des Abraham und rettete Lot.
Wie viele Leser haben ungläubige Angehörige, für deren Errettung sie immer wieder beten. Der Herr ist langmütig den Seinen gegenüber, „da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2. Pet 3,9).
Rahel und Hanna waren verheiratet, doch sie bekamen lange Zeit keine Kinder. Ihre Männer hatten gegen Gottes Willen neben ihnen noch eine zweite Frau, mit der sie schon Kinder gezeugt hatten. Das machte ihre Kinderlosigkeit noch bitterer. Aber beide gingen das Problem ganz verschieden an. Rahel machte ihrem Mann zuerst Vorwürfe, dann gab sie ihm ihre Magd Bilha, damit er mit dieser ein Kind zeugt. Schließlich versuchte sie noch, durch eine Pflanze ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen (s. 1 Mo 30,1-8.14-16). Ganz anders Hanna: Sie sagte Gott ihre Not (s. 1. Sam 1,9-18). Wie gnädig ist Gott. Er gedenkt beider Frauen.
Kinderlosigkeit in einer Ehe ist keine einfache Sache, auch Hanna war in ihrer Seele verbittert. Aber der Weg, den sie einschlug, war der, der die Zustimmung Gottes fand.
Im Bund mit Noah, bei dem der Mensch keine Verpflichtung hat, sagt Gott zu, dass es keine Flut mehr geben wird, um die Erde und alles Leben darauf zu verderben. Das Zeichen dieses Bundes ist der Regenbogen. Wenn wir den Bogen sehen, dürfen auch wir uns an Gottes Zusage erinnern, aber Gott sagt, dass Er beim Ansehen des Bogens dieses Bundes gedenkt. Welche Gnade Gottes.
Auch bei dem Bund, den Gott mit Abraham[2] in 1. Mose 15 schloss, übernahm nur Er Verpflichtungen. Gott verhieß Abraham eine Nachkommenschaft, zahlreich wie die Sterne des Himmels und den Besitz des Landes, in dem er als Fremdling zeltete. Er hatte ihm aber auch gesagt, dass seine Nachkommen in einem fremden Land vierhundert Jahre lang bedrückt würden. Diese Zeit näherte sich am Anfang des zweiten Buches Mose dem Ende und Gott gedachte dieses Bundes, um sein Volk aus Ägypten zu befreien. Auch hier stand Gott zu seinem Wort.
Auch für uns gilt: „Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm ist das Ja, darum auch durch ihn das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns“ (2. Kor 1,20).
Immer wieder finden wir im Alten Testament, dass Gläubige Gott bitten, zu gedenken (z. B. der Erzväter, s. 2. Mo 32,13; 5. Mo 9,27; des Bittstellers, s. Ri 16,28; 2. Kön 20,3; Hiob 7,7; 10,9). Im Neuen Testament finden wir dagegen nur die Bitte des einen Mitgekreuzigten, der sich im Glauben mit den Worten an den Herrn wendet: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst!“ (Lk 23,42). Welch wunderbare Antwort hat er auf diese Bitte erhalten. Aber auch ihn müssen wir noch zur Haushaltung des Gesetzes rechnen. Dagegen hören wir von keinem Gläubigen der Gnadenzeit die Bitte an den Vater oder den Sohn, zu gedenken.
Wir dürfen ganz sicher wissen: Gott ist für uns. Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, Er wird uns mit Ihm auch alles schenken (s. Röm 8,31.32).
Horst Zielfeld
Gott, Dich würdigzu verehren,
reicht die Ewigkeit nicht hin.
Möcht schon hier Dein Lob sich mehren,
ganz erfüllen Herz und Sinn!
Deine Gnade an uns dachte,
eh der Welten Grund gelegt.
Deine Liebeuns bewachte,
seit uns diese Erde trägt.
Fußnoten:
Das wären etwa 6,75 Meter, wenn man die antike griechische Elle als Vergleichsmaßstab für die Umrechnung heranzieht.
Zu dieser Zeit hieß Abraham noch Abram. Erst in 1. Mose 17,5 bekommt er von Gott den Namen Abraham
In welcher Zeit und unter welchen Umständen wuchs Josia auf? Was war die Ausgangssituation für sein geistliches Wachstum? Unter ihm fand die letzte Erweckung im Zwei-Stämme-Reich (Juda und Benjamin) statt. Deshalb könnten wir vermuten, dass er gute Rahmenbedingungen hatte, als er mit acht Jahren König wurde (s. 2. Chr 34,1).
Aber weit gefehlt. Auch das Zwei- Stämme-Reich war dem Götzendienst verfallen.[1] Während der Regierungszeit seines Vaters Amon und über weite Strecken des Lebens seines Großvaters Manasse hatte der Götzendienst beständig zugenommen und prägte jetzt das Land.
Josia hatte also einen gottlosen Vater, er lebte in einer gottlosen Umgebung und das Wort Gottes war verloren gegangen (s. 2. Chr 34,14). Die äußeren Bedingungen für ein Leben nach den Gedanken Gottes und geistliches Wachstum waren also denkbar ungünstig. Und trotzdem lesen wir in 2. Chronika 34,3: „Und im achten Jahr seiner Regierung, als er noch ein Knabe war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen.“ Zu diesem Zeitpunkt war er etwa 16 Jahre alt.
So hilfreich günstige Umstände wie gläubige Eltern, Kontakte zu Gläubigen und gute Freundschaften auch sein können, die Hinwendung eines Menschen zu Gott und die dazu erforderliche persönliche Entscheidung ist und bleibt immer ein Werk der Gnade Gottes. Die Jugend Josias und damit seine Unerfahrenheit lieferten Gott eine besondere Gelegenheit, seine Gnade groß zu machen.
Die Frage ist nun: Was führte denn dazu, dass im Herzen Josias der Wunsch aufkam, den Gott seines Vaters David kennenzulernen? Wer leitete ihn an? Nun, die Bibel schweigt darüber, was konkret der Ausgangspunkt war, aber in 2. Könige 22,1 haben wir doch einen bemerkenswerten Hinweis. Dort wird der Name seiner Mutter genannt: Jedida, das bedeutet „die Geliebte“ oder „Lieblichkeit“. Wenn Gottes Wort die Mutter Josias an dieser Stelle erwähnt[2], dann liegt die Vermutung nahe, dass sie eine gottesfürchtige Frau war, ein Lichtstrahl in einem dunklen, gottlosen Umfeld, aber auch, dass sie Josia schon von klein auf etwas erzählt haben mag über den Gott Davids und wie Gott sein Volk geführt hatte. Als ihr Mann Amon gestorben war und Josia mit acht Jahren König wurde, ging ihr Einfluss und ihre Erziehung sicher weiter. Denn Josia war in diesem Alter nicht in der Lage, alleinverantwortlich zu regieren. Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, dass der Same, den seine Mutter in sein Herz gesät hatte, dazu beitrug, dass er anfing, den Gott seines Vaters zu suchen.
Wie ermunternd ist das vor allen Dingen für gläubige Mütter (und auch Großmütter), die eine sehr zentrale Rolle in der Erziehung der Kinder einnehmen und deren Verhalten die Kinder besonders prägt. Wie wichtig ist der Dienst an den Kindern, vor allem das Wort Gottes und die Person des Herrn Jesus früh vor die Herzen zu stellen. Gerade in jungen Jahren werden die wichtigen Entscheidungen des Lebens getroffen (zuerst die Bekehrung, dann aber auch Berufs- und Partnerwahl). Dafür braucht es ein gutes geistliches Fundament.
Welch eine große Bedeutung hat die Erziehung der Kinder! Sie ist eine sehr wichtige Aufgabe, die einen bleibenden, ewigen Wert hat. In dieser gottlosen Welt ist es genau umgekehrt. Da geht es darum, dass möglichst Karriere gemacht wird. Eine Frau, die „nur“ den Haushalt führt und Kinder auferzieht, wird gering geschätzt. Aber Gott sieht das völlig anders. Er misst der Erziehung einen hohen Wert bei – damals wie auch heute. Seine Gedanken verändern sich nicht. Und wir haben in Josia ein Beispiel für die segensreichen Auswirkungen dieses Dienstes.
In 1. Könige 13,2 haben wir eine sehr detaillierte Weissagung, die den Namen Josias, seine Herkunft und seine Taten erwähnt. Etwa 290 Jahre vorher wird er angekündigt als Zerstörer der Götzenaltäre. Gott bereitet sich sein Werkzeug zu, sein Wort trifft sicher ein.
Ja, es ist wahr, wir haben eine Verantwortung – auch als Eltern – und wir wollen ihr mit der Hilfe des Herrn treu entsprechen. Aber über allem steht das Wirken der Gnade Gottes. Das ist eine Ermutigung für uns, die wir in der Erziehung und Anleitung unserer Kinder oft versagen. Es hindert Gott nicht daran, etwas Gutes daraus hervorgehen zu lassen. Die Verheißung Gottes geht in Erfüllung – Gott steht zu seinem Wort.
Gott setzt sein Urteil über das Leben Josias an den Beginn des Berichtes über ihn: „Und er tat, was recht war in den Augen des Herrn; und er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab“ (2. Chr 34,2).
Unser Leben und unser Tun findet unter den Augen Gottes statt. Im Gegensatz zu den Tagen der Richter, in denen „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21,25), war für Josia der Wille Gottes der Maßstab. Er hatte Ehrfurcht vor Gott und wollte Ihm gefallen.
Vorbilder spielen in der Entwicklung von jungen Menschen oft eine große Rolle. Gute Vorbilder sind gefragt! Wenn Josia anfing, den Gott seines Vaters David zu suchen, dann nahm er sich David zum Vorbild. Und das hatte Auswirkungen auf sein persönliches Leben. Er wandelte auf den Wegen seines Vorfahren. Wir wissen, dass David nicht fehlerfrei war, und doch nennt Gott ihn den „Mann nach meinem Herzen“ (Apg 13,22). Denn wenn er versagt hatte, fand er immer wieder im Bekenntnis zu Gott zurück.
Josia ist der Einzige, der das Zeugnis von Gott bekam, weder zur Rechten noch zur Linken abgewichen zu sein (s. 2. Kön 22,2). Er suchte keine Kompromisse, sondern wandelte in Festigkeit und Entschiedenheit „mitten auf den Steigen des Rechts“ (Spr 8,20). Er war offen für alles, was von Gott kam und verschlossen für alles, was nicht von Ihm war.
Auch wir – Alt und Jung – können von Vorbildern lernen. Ein Beispiel für gute Vorbilder wird uns in Hebräer 13,7 vorgestellt: „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und, den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmt ihren Glauben nach.“ Oder in 1. Korinther 11,1, wo Paulus schreibt: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi.“ Das perfekte, vollkommene Vorbild ist der Herr Jesus selbst, dem wir nacheifern sollen (s. Mt 11,29; Heb 12,2.3). Betrachten wir den Herrn Jesus in seinem Leben auf dieser Erde, wie es uns in den Evangelien vorgestellt wird. Wenn wir seinem Beispiel entsprechend handeln, werden wir Ihm gefallen. Dann können wir selbst zum guten Vorbild werden, wie es bei Josia der Fall war.
Dirk Mütze
Und er tat, was recht war in den Augen des Herrn; und er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab.
Fußnoten:
Das Zehn-Stämme-Reich Israel war bereits etwa 80 Jahre vorher wegen des Götzendienstes in die assyrische Gefangenschaft weggeführt worden.
Unmittelbar nach der Erwähnung der Mutter folgt Gottes gutes Urteil über Josia.
Es ist ein unschätzbares Vorrecht, die Bibel in Händen zu halten. Wir können dieses von Gott inspirierte Buch (s. 2. Tim 3,16; 2. Pet 1,21) im Deutschen sogar jeden Tag in grundtextnaher Übersetzung[1] lesen und studieren. Dabei stellen wir immer wieder bewundernd fest, dass die Bibel einerseits allgemeine Mitteilungen für alle Menschen enthält, andererseits aber auch ganz persönlich in den Lebensumständen jedes Einzelnen Anwendung findet – durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte hindurch. Solch eine gewaltige Tragweite an Botschaften kann nur Gottes Wort bereitstellen!
Wir wollen stellvertretend die beiden Bereiche Zeitgeschichte und Wissenschaft nennen, um die Allgemeingültigkeit der Bibel anzudeuten. Da sind zum einen die vielen prophetischen Aussagen der Bibel zu weltpolitischen Ereignissen zu erwähnen, die sich zum Teil bereits in beachtlicher Präzision erfüllt haben und zum Teil noch erfüllen werden. Zum anderen sind in Gottes Wort auch grundlegende wissenschaftliche Details schon viele Jahrhunderte zuvor niedergeschrieben worden, bevor diese teilweise erst vor wenigen Jahrzehnten von Forschern entdeckt und bestätigt werden konnten.
Zwei konkrete Beispiele hierzu: Schon das älteste Buch der Bibel erklärt astronomische Vorgänge im Sternbild Orion (s. Hiob 38,31). Zur Zeit Hiobs waren diese Details noch völlig unerforscht. Erst mithilfe moderner Teleskope konnte man beobachten (und bestätigen!), dass sich der Gürtel des Orion wie von Hiob beschrieben tatsächlich löst, das heißt, dass der Abstand der Sterne dort voneinander ständig zunimmt.
Ein weiteres Beispiel ist nicht weniger beeindruckend: Petrus, ein einfacher Fischer aus Galiläa, wies schon vor zweitausend Jahren durch den Geist Gottes getrieben darauf hin, dass Gott einmal die Grundelemente auflösen wird (s. 2. Pet 3,10). Doch erst im 20. Jahrhundert bestätigte sich, dass das Atom (griech. „atomos“ = „unteilbar“) als Grundelement tatsächlich nicht unteilbar ist, sondern durch Kernspaltung in noch kleinere Bestandteile zerlegt werden kann.
Allein diese beiden Beispiele machen in beeindruckender Weise die uneingeschränkte Autorität und Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift deutlich. Der Glaube braucht diese Bestätigung nicht, da er Gottes Wort sowieso für wahr und unfehlbar hält. Aber er freut sich über solche Entdeckungen. Gottes Wort ist immer aktuell und immer der Zeit voraus!
Ebenso beeindruckend ist, dass die Bibel gleichzeitig auch ganz persönlich jeden einzelnen Menschen anspricht, um den eigenen Lebensweg nach Gottes Gedanken auszurichten. Somit lenkt Gott durch sein Wort nicht nur die Bahn von Sternen und Zeitabläufen, sondern auch jeden Einzelnen von uns auf dem persönlichen Glaubensweg. Das ist großartig!
Hinter allem, seien es universelle oder persönliche Botschaften des Wortes Gottes, steht eine einzige Person, von der alles ausgeht und auf die alles ausgerichtet ist – Jesus Christus, der Sohn Gottes, der das Wort ist (s. Joh 1,1). Er ist der Ausgangspunkt, Mittelpunkt und Zielpunkt des Handelns Gottes, „das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (Off 22,13).
Und somit ist Christus auch Urheber, Inhalt und Vollbringer der guten Botschaft, des Evangeliums Gottes, das gleichzeitig (!) eine universelle (s. Röm 10,18) und individuelle (s. Apg 16,31) Botschaft ist.
Wir wollen nun die Schönheit des Wortes Gottes, wie sie jeder von uns persönlich entdecken und genießen darf, noch ein wenig näher beleuchten. Dazu schauen wir uns einige bildhafte Vergleiche für das Wort Gottes an und entdecken eine wunderschöne Bildergalerie mit sehr unterschiedlichen Motiven. Gottes Wort wendet sich stets an unser Herz, an unser tiefstes Inneres, um unseren persönlichen Lebensweg nach seinen Gedanken auszurichten.
Beginnend im Alten Testament wird Gottes Wort zunächst mit Brot verglichen (s. 5. Mo 8,3), das für unseren Lebensweg in geistlicher Hinsicht als unverzichtbare Speise dient. Daran anknüpfend nennt sich der Herr Jesus im Neuen Testament das Brot aus dem Himmel (s. Joh 6,32), von dem wir uns täglich nähren sollen.
In Psalm 19 wird dann Gottes Wort als gediegenes, feines Gold dargestellt (s. Ps 19,11). Dadurch kommen der Wert und die Kostbarkeit der göttlichen Mitteilungen zum Ausdruck. Im gleichen Vers wird auch betont, dass es süßer als Honig und Honigseim ist. Honigseim ist langsam ausgeflossener, nicht ausgepresster Honig. Wir erkennen hieraus, dass sich die Süßigkeit und der Geschmack am Wort Gottes nur dann entfalten können, wenn es regelmäßig, in Ruhe und mit Ausdauer gelesen wird – so wie Honig nicht in kurzer Zeit, sondern nur mit stetigem Aufwand von den Bienen hergestellt werden kann (für 1 Kilogramm Honig muss ein ganzes Bienenvolk ca. 2 Millionen Blüten anfliegen und dabei eine Flugstrecke von insgesamt 90.000 Kilometern zurücklegen!).
Daher die Ermunterung: Lies Gottes Wort fleißig und regelmäßig, um dann auch die Kostbarkeit und den süßen Geschmack daran genießen zu können.
Darüber hinaus wird Gottes Wort im Alten Testament mit Licht (Ps 119,105) und einem Hammer verglichen (s. Jer 23,29), um zu zeigen, dass es sowohl Orientierung als auch Zurechtweisung auf dem Lebensweg bereitstellt.
Im Neuen Testament wird uns die Wirkungsweise des Wortes Gottes ebenfalls mit einer Reihe von verschiedenen Bildern vorgestellt, die noch über die bereits betrachteten Vergleiche hinausgehen.
Die Bedeutung des Wortes Gottes als Nahrung finden wir (wie schon angedeutet) durch den Herrn Jesus selbst in den Evangelien wieder. Dieser Grundgedanke wird durch den Vergleich des Wortes Gottes mit Milch und fester Speise durch Paulus (s. 1. Kor 3,2) und den Schreiber des Hebräerbriefes (s. Heb 5,13.14) noch weiter präzisiert, um zu verdeutlichen, dass Gottes Wort Speise für jedes Bedürfnis bereitstellt – sowohl für geistlich Unmündige als auch für Erwachsene im Glauben.
Gottes Wort wird auch mit einem Samen verglichen und damit als Ausgangspunkt und Kraftquelle des neuen Lebens dargestellt (s. Lk 8,11; 1. Pet 1,23).
Darüber hinaus wird die reinigende Wirkung des Wortes Gottes durch den Vergleich mit Wasser hervorgehoben (s. Eph 5,26). Wir werden zum Selbstgericht geführt, wenn wir uns im Spiegel des Wortes Gottes betrachten (s. Jak 1,23) und dabei etwas offenbar wird, was bei uns nicht in Übereinstimmung mit seinem Wort ist.
Der Gedanke des Selbstgerichts – und noch viel mehr – klingt nochmals an, wenn Gottes Wort mit einem zweischneidigen Schwert verglichen wird (s. Heb 4,12), das sowohl die eigene Person als auch den Gegenüberstehenden beurteilt.
Darüber hinaus ist das Wort Gottes für den Gläubigen das Schwert des Geistes (s. Eph 6,17), das wir im Glaubenskampf gegen die geistlichen Mächte der Bosheit einsetzen sollen. Doch um Gottes Wort im Kampf siegreich gebrauchen zu können, müssen wir es gut kennen und gewohnt sein, damit umzugehen. Sind wir wie Eleasar, einer der drei Helden Davids, der im Umgang mit dem Schwert im Kampf gegen den Feind so vertraut war, dass es an seiner Hand kleben blieb (s. 2. Sam 23,10)?
… Samen
= Ursprung und Kraftquelle des neuen Lebens
… Brot
= (Grund-)Nahrungsmittel
… Milch und fester Speise
= bedarfsgerechte Nahrung
… Honigseim
= Süßigkeit
… Licht
= Wegweisung
… Hammer
= Zurechtweisung
… Spiegel
= Überführung und Selbstgericht
… Wasser
= Reinigung
… Schwert
= Waffe im Glaubenskampf
… Gold
= Kostbarkeit
Gottes Wort ist ein reichhaltiger Schatz! Es wirkt sich auf unserem Glaubensweg in vielfältiger Weise aus. Machen wir oft und gerne Gebrauch davon?!
Matthias Wölfinger
Fußnoten:
Es war ein besonderer Morgen. Die Tauschicht rings um das Lager Israels in der Wüste stieg auf. Und dann sahen sie es. Da lag es. „Körnig, fein, wie der Reif auf der Erde“ (2. Mo 16,14). Es war einfach da und sie wussten nicht recht, was es war. Doch Mose erklärte es ihnen. Es war das Brot, das Gott ihnen zur Nahrung gegeben hatte. Und mit dieser Erklärung verband Er den Auftrag, davon zu sammeln, jeder nach dem Maß seines Essens (s. 2. Mo 16,16).
So sorgte Gott für sein irdisches Volk. Er gab ihnen die Nahrung, die sie brauchten. Eine Nahrung, die alle ihre Bedürfnisse stillte. Und das vierzig Jahre lang! Eine Nahrung, die vielseitig verwertbar war und eine Nahrung, die einen guten Geschmack hatte (s. 4. Mo 11,8; 2. Mo 16,31).
Im Neuen Testament erklärt der Herr Jesus selbst die vorbildliche Bedeutung: So wie Gott damals durch Mose in der Wüste das Brot gab, das für die natürlichen Bedürfnisse der Menschen aus dem Volk Israel diente, so gab der Vater jetzt das wahrhaftige Brot aus dem Himmel, den Herrn Jesus selbst, den Sohn Gottes, der als Mensch auf die Erde kam, um alle geistlichen Bedürfnisse der Menschen zu stillen (s. Joh 6,30-33).
Das Manna spricht also von dem Herrn Jesus selbst. Doch wo finden wir Ihn, um uns von Ihm zu nähren? Wir finden Ihn vor allem in der Bibel, dem Wort Gottes.
Dieses Brot, das Gott gab, lag jeden Morgen neu und frisch da (außer am Sabbat, dem Ruhetag). Für jeden Tag war die Fürsorge Gottes vorhanden. So ist es auch heute. Das, was wir für unsere geistlichen Bedürfnisse brauchen, hat Gott längst gegeben. Er hat seinen Sohn auf diese Erde gesandt als das Brot vom Himmel. Und der Herr Jesus hat sein Leben gegeben, damit jeder, der Ihn annimmt, ewiges Leben hat (s. Joh 6,51).
So stellt Er selbst sich in Johannes 6 vor:
Als solcher ist Er das Brot, das man essen muss, um (ewiges) Leben zu bekommen. Aber auch das Brot, das Nahrung ist für das (ewige) Leben. Einmalig muss man Ihn und sein Werk am Kreuz im Glauben annehmen. Dann bekommt man das neue, das ewige Leben (s. Joh 6,54). Doch dann ist Er selbst die Nahrung für das neue Leben, die fortdauernd aufgenommen werden darf. Sein Fleisch ist nämlich „wahrhaftig Speise“ und sein „Blut ist wahrhaftig Trank“ (Joh 6,55).
Die Nahrung liegt also da. Sie ist vorhanden. Doch sie muss jeden Morgen wieder neu gesammelt werden. Für jeden Tag die notwendige Portion. Und am sechsten Tag zwei Portionen, für den sechsten und den siebten Tag, den Sabbat.
Wir müssen heute nicht mehr den Sabbat halten. Deshalb gehen wir in der praktischen Anwendung in diesem Artikel über diese Besonderheit hinweg. Aber wir nehmen mit, dass es der Auftrag ist, für jeden Tag die nötige Menge von der guten Speise zu sammeln.
Tun wir das an jedem Tag? Nehmen wir etwas von dem Herrn Jesus mit in den Tag, das uns während des Tages die nötige Ausrichtung gibt? Nehmen wir uns Zeit, viel von Ihm zu „sammeln“, um innerlich gestärkt zu werden und auch weiterzugeben an andere! Es lohnt sich und die Nahrung ist ausreichend vorhanden. Es liegt an uns, davon Gebrauch zu machen.
Dazu müssen wir uns bewusst Freiräume schaffen, um Ruhe und Zeit zu haben, etwas von dem Herrn Jesus in seinem Wort zu finden. Wir können sicher sein, dass das keine verlorene Zeit ist, denn wir werden Kraft und Ausrichtung finden, um in den Aufgaben und Herausforderungen des Alltags bestehen zu können.
Dabei denken wir daran, dass beim Sammeln der Nahrung an jeden gedacht werden sollte, der im Zelt war. Die Männer, die Frauen, die Kinder, die Alten und die Jungen. Keiner sollte vergessen werden, für jeden sollte gesammelt werden.
Fragen wir einmal uns als Ehemänner, ob wir neben dem, was wir für uns selbst brauchen, auch sammeln für das, was unsere Ehefrauen brauchen. Natürlich sind auch die Ehefrauen gefragt, für sich selbst zu sammeln. Aber lesen wir noch gemeinsam in der Bibel? Tauschen wir uns aus über den Herrn Jesus, den wir in seinem Wort finden?
Als Ehemänner sollten wir in der Lage sein, die Fragen unserer Ehefrauen zu beantworten (s. 1. Kor 14,35). Als Ehepaare sollten wir ein Miteinander haben, in dem es überhaupt die Atmosphäre und die Gelegenheit gibt, Fragen auszutauschen und zu besprechen. In diesem Sinn gilt es zu „sammeln nach dem Maß des Essens“.
Fragen wir uns als Väter, als Mütter, als Eltern, ob wir für das sammeln, was unsere Kinder brauchen! Sie haben je nach Alter, Art und Lebenssituation unterschiedliche Bedürfnisse. Die einen brauchen „Milch“, die anderen benötigen „feste Speise“ (s. Heb 5,13.14). Da wollen wir uns wirklich Zeit nehmen, ihren Bedürfnissen zu begegnen und auch für sie zu sammeln, zuzubereiten und auszuteilen.
Gute Gelegenheiten dazu sind die Mahlzeiten, die wir als Familie einnehmen. Es gibt gute Hilfsmittel wie Tageskalender, fortlaufende Erklärungen oder Andachtsbücher. Diese können wir gut nutzen, wobei wir dabei auch auf die inhaltliche Qualität achten sollten. Es gibt gute Hilfsmittel, die sich eng an Gottes Wort halten, zunächst ein Bibelwort vorstellen, den Bibeltext dann erklären und danach auf die Lebenspraxis anwenden.
Es gibt auch weniger gute Hilfsmittel, die kaum Erklärungen zum Bibeltext geben, die praktische Beispiele und Begebenheiten stark in den Vordergrund stellen oder gar falsche Gedanken vermitteln. Wir sollten uns sehr bewusst machen, dass es das Wort Gottes ist, das Kraft hat, um auf die Herzen und Gewissen zu wirken (s. z. B. Jer 23,29; Heb 4,12), viel mehr als praktische Beispiele oder Begebenheiten.
Deshalb ist es sehr empfehlenswert, neben der Bibel selbst gute Hilfsmittel zu nutzen, diese aber nicht komplett als Ersatz für das Lesen der Bibel zu sehen. Oft ist darin sogar eine Bibelstelle angegeben, die zum Lesen empfohlen wird.
Besonders dann, wenn die Kinder älter werden, ist es manchmal schwierig, eine gemeinsame Mahlzeit zu finden. Dann besteht die Möglichkeit, sich später am Tag oder an einem festen Termin zu treffen, um etwas aus Gottes Wort zu lesen, einen kurzen Austausch darüber zu haben und gemeinsam zu beten. Familienandacht in diesem Sinn wird zum Segen sein!
Wie auch immer das Format aussehen mag – wichtig ist einfach, dass wir als Eltern dafür sorgen, die Gelegenheiten zu finden und zu nutzen, um den Kindern „nach dem Maß ihres Essens“ gute Nahrung zu geben. Das wird manchmal nicht auf volle Begeisterung bei den Kindern stoßen, aber es ist lebensnotwendig für ihr geistliches Wachstum, das uns als Eltern ein großes Anliegen ist. Deshalb wollen wir „Nahrung geben zur rechten Zeit“ (s. Mt 24,45.46). Gott selbst wird dann das Wachstum schenken (s. 1. Kor 3,7).
Christian Rosenthal
In der Zeit des Alten Testaments – auch in der Zeit, in welche die Beschreibung der tüchtigen Frau in Sprüche 31 fällt –
war das Leben der Menschen stark geprägt durch den Broterwerb aus der Land- und Viehwirtschaft. Das bestimmte den Arbeitsalltag sowohl der Männer als auch der Frauen, wie z. B. die Geschichten von Abraham und Sara, sowie auch von Boas und Ruth illustrieren. Einerseits wurde dadurch das Arbeitsfeld erweitert, andererseits standen auch häufig Knechte und Mägde zur Verfügung, die bei alltäglichen Aufgaben Hilfe leisteten und darin auch geführt werden mussten.
In der heutigen Zeit leben wir in einem Umfeld, das sehr durch die Industrialisierung geprägt ist. Damit haben sich die Aufgaben im Arbeitsalltag stark verändert. Das ist bei der Übertragung der praktischen Belehrungen aus dem Alten Testament zu beachten. Einerseits haben sich manche Aufgaben gerade im häuslichen Bereich vereinfacht, andererseits stehen viel seltener unterstützende Hilfskräfte zur Verfügung. So ist der Arbeitsalltag einer Mutter und Hausfrau im Sinn des Neuen Testaments durchaus sehr vielseitig und ausgefüllt.
Für jeden gottesfürchtigen Mann gilt es, der Frau, die die Aufgaben in Haushalt und Familie meistert, höchste Anerkennung dafür zu geben. Und Sprüche 31 liefert viele wertvolle Anregungen für solche „tüchtigen Frauen“.
Christian Rosenthal
„Die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Stand geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern untergeordnet zu sein, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde“.
Diese Verse aus Titus 2 sind wie eine „Stellenanzeige“ im Wort Gottes. Gesucht werden ältere Frauen, die bereit sind, jüngere Schwestern in wichtigen Dingen zu unterweisen – eine anspruchsvolle und sehr wichtige Aufgabe. Warum ist dieser Dienst so wichtig?
Allerdings ist der angesprochene Dienst auch nicht einfach. Oft wird er vernachlässigt oder nur unzureichend ausgeführt. Es gibt „Lehrermangel“.
Häufig fürchtet man, Fehler zu machen und den Eindruck zu erwecken, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen oder es besser zu wissen. Doch wenn ein solcher Dienst mit den richtigen Motiven und mit Gebet getan wird, wird der Herr helfen und seinen Segen dazu geben.
Mit den „alten Frauen“ sind hier offensichtlich ältere gläubige Schwestern gemeint, die in ihrem Leben Erfahrungen mit dem Herrn gemacht haben. Sie haben selbst Kinder erzogen und nun, da die Kinder groß sind und vielleicht schon das Elternhaus verlassen haben, mehr Zeit und Freiräume für solche Dienste.
Bei den „jungen Frauen“ handelt es sich um jüngere, verheiratete Schwestern, die noch kleinere Kinder haben und mitten in der Erziehungs- und Hausarbeit „stecken“.
Richten sich die Aufforderungen an die „alten Frauen“ dann nur an eine kleine Zielgruppe von Schwestern über 70 oder 80 Jahren? Sicher nicht, denn damals galt man schon mit 45-50 Jahren als alt, und eine 40-Jährige ist auch älter als eine 25-Jährige.
Paulus fordert die „alten Frauen“ auf, „Lehrerinnen des Guten“ zu sein. Damit hebt er keineswegs die klaren Anweisungen auf, die an anderen Stellen des Wortes Gottes zu finden sind. So heißt es in 1. Timotheus 2,12 ganz allgemein, dass es einer Frau nicht erlaubt ist, „zu lehren noch über den Mann zu herrschen“. Auch im Blick auf die Zusammenkünfte der Versammlung sollen die Frauen schweigen (s. 1. Kor 14,34.35). Das gilt unverändert – und doch dürfen Frauen „Lehrerinnen“ sein.
Dieser Dienst geschieht aber nicht in der Öffentlichkeit, sondern im privaten und häuslichen Bereich. Ihre Unterweisung gilt nicht Männern, sondern jungen Frauen. Sie sollen auch nicht die gesunde Lehre lehren, sondern das, was der gesunden Lehre im praktischen Verhalten geziemt (s. Tit 2,1).
Es ist bestimmt nicht von ungefähr, dass hier ein Lehrplan mit sieben Punkten genannt wird. Das zeigt, dass die Aufgabe der jungen Frauen in der Familie nicht minderwertig, sondern in den Augen Gottes wichtig und wertvoll ist. Gott wünscht, dass die jungen Frauen in ihrem Verhalten die Lehre des Wortes Gottes widerspiegeln.
Während die Männer im Wort Gottes mehrfach aufgefordert werden, ihre Frauen zu lieben (s. Eph 5,25.28.33; Kol 3,19), werden die Frauen nur an dieser Stelle aufgefordert, ihre Männer zu lieben. Dabei wird das Wort „phileo“ verwendet, das natürliche, menschliche Zuneigung und Liebe zu jemandem bedeutet.
Normalerweise liegt es in der Natur der Frau, ihren Mann zu lieben. Allerdings kann die Zuneigung einer (jungen) Ehefrau zu ihrem Mann durch die Arbeit im Haushalt und mit den Kindern zu kurz kommen. Deshalb wird hier daran erinnert, dass der Ehemann vor den Kindern und der Hausarbeit kommen muss. Eine Frau kann ihre Liebe zu ihrem Mann zum Beispiel dadurch zeigen, dass sie Interesse an seinen Angelegenheiten zeigt, sich Zeit für ihn nimmt und das Liebenswerte an ihm schätzt.
Es ist normal, dass Mütter ihre Kinder lieben, aber hier geht es darum, sie in der richtigen Art und Weise zu lieben. Kinder zu lieben heißt nicht, sie zu verwöhnen und ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Das schadet ihnen nur. Wahre Liebe bemüht sich, den Kindern so zu dienen, dass sie zur Verherrlichung des Herrn Jesus aufwachsen. Sie setzt die notwendigen Grenzen und ist konsequent in der Erziehung (auch wenn das manchmal anstrengend sein kann).
Liebe zu den Kindern zeigt sich zudem darin, dass die Mutter für die Kinder da ist, wenn sie sie brauchen. Wie wertvoll ist es gerade für jüngere Kinder, wenn die Mutter zu Hause ist, wenn sie aus der Schule kommen und ein offenes Ohr für alle ihre Erlebnisse, Probleme und Fragen hat. Kinder zu lieben heißt auch, nicht über die Kinder und die damit verbundene Arbeit zu klagen, sondern in ihnen ein Geschenk Gottes zu sehen.
Besonnen zu sein bedeutet, gemäßigt und selbstbeherrscht zu sein. Es beinhaltet, nicht impulsiv, sondern überlegt zu entscheiden, nicht übertrieben begeistert oder unangemessen sorglos zu sein.
Besonnenheit braucht eine junge Frau und Mutter auch im Umgang mit ihrer Zeit. Oft ist es für sie eine echte Herausforderung, genügend Stille Zeit für die Gemeinschaft mit dem Herrn zu finden, um durch Gottes Wort und Gebet Kraft und Orientierung für den Tag mit seinen Aufgaben zu bekommen. Die Beeinflussung durch die Medien erschwert das zusätzlich.
Besonnenheit ist auch nötig, wenn es um die Frage geht, welche zusätzlichen Aufgaben außerhalb des eigenen Hauses und der Familie übernommen werden können. Wie gut, wenn ältere Schwestern da sind, die in diesen Fragen raten und helfen können.
Junge Frauen sollen auch unterwiesen werden, keusch (oder: rein) zu sein. Diese Reinheit umfasst sowohl das Äußere als auch das Herz. Jeder Bereich des Lebens, die Gedanken und Gefühle, die Sprache, die Kleidung usw. soll von Reinheit geprägt sein. Das schließt auch die Art und Weise ein, wie man sich nach außen darstellt – zum Beispiel durch Profilbilder oder Beiträge in sozialen Medien. In der Welt ist diese Reinheit völlig „out“, aber für Gott ist sie äußerst wertvoll. Ältere Frauen und Mütter können hier sehr gut durch ihr eigenes Vorbild „lehren“. Und als Männer wollen wir unsere Frauen dabei wertschätzend unterstützen.
Dieser Punkt scheint ebenfalls nicht mehr zeitgemäß zu sein. Eine Ehefrau und Mutter, die nicht erwerbstätig ist, sondern zu Hause bleibt, um ihre Kinder und den Haushalt zu versorgen, wird belächelt und muss sich manchmal unschöne Kommentare anhören. Das kann deprimierend sein. Deshalb ist es wertvoll, wenn ältere Schwestern da sind, die die jüngeren Schwestern ermutigen und ihnen zeigen, welche Verantwortung und welches Vorrecht sie nach Gottes Gedanken haben, ihr Haus (damit ist der Haushalt und die Familie gemeint) zu einem Ort zur Freude des Herrn zu machen.
Dazu gehört die Sorge für die äußeren Dinge (Kleidung, Nahrung …) und auch die geistliche Versorgung der Kinder, indem sie mit ihnen beten und ihnen die biblischen Geschichten erzählen. Für eine gläubige Ehefrau und Mutter sollten die Aufgaben im Haushalt und in der Familie immer an erster Stelle stehen, auch wenn dies in mancherlei Hinsicht Verzicht bedeutet.
Bevor eine Mutter eine Berufstätigkeit aufnimmt, sollten sich die Eheleute ernsthaft fragen, ob dies wirklich nötig ist und welche Motive dahinterstehen. Wenn junge Mütter ohne zwingende Notwendigkeit berufstätig sind, wird das kaum ohne Folgen für das (geistliche) Wohl der Familie und der Kinder bleiben. Wenn aber eine Mutter ihre Verantwortung im häuslichen Bereich wahrnimmt, dann ist das für sie selbst und für ihr Haus ein großer Segen und Gewinn. Die Beschreibung der tüchtigen Frau in Sprüche 31 will auch dazu motivieren.
Bei der täglichen Hausarbeit und im Stress mit (kleinen) Kindern immer gütig zu sein, d. h. eine freundliche, wohlwollende Haltung zu bewahren, ist schwierig. Deshalb brauchen junge Frauen Ermutigung, sich mit der Hilfe des Herrn dennoch darum zu bemühen. Eine Mutter, die auch weniger schöne Arbeiten fröhlich verrichtet und den Kindern gütig begegnet, ist ein großes Vorbild! Die Güte und Freundlichkeit, die eine Mutter ausstrahlt, prägt die Atmosphäre in der ganzen Familie.
Auch wenn die Aufgaben einer Hausfrau und Mutter manchmal weniger interessant erscheinen, haben sie doch einen hohen Wert in Gottes Augen, der weit über viele berufliche Tätigkeiten hinausgeht. Vielleicht hilft dieser Gedanke, in einer stressigen Situation trotzdem gütig zu bleiben.
Das Neue Testament spricht mehrfach von der Unterordnung der Frau.[1] Das Thema ist Gott wichtig. Es ist eine innere Haltung, durch die eine Ehefrau zeigt, dass sie ihren Mann als ihr Haupt anerkennt und die Stellung respektiert, die Gott ihm in seiner Schöpfungsordnung gegeben hat. Eine Frau, die sich ihrem Mann unterordnet, setzt in der Ehe nicht ihren eigenen Willen durch, sondern überlässt ihrem Mann die Führung.
So eine Haltung segnet der Herr, auch wenn sie nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheint. Dabei wird der Mann jedoch an keiner Stelle aufgefordert, über seine Frau zu herrschen. Der Mann ist nicht der Herr, sondern das Haupt der Frau. Er ist das Haupt in einem von Liebe geprägten Duo, in dem gemeinsam überlegt wird, aber der Mann die Verantwortung für die Entscheidungen vor dem Herrn trägt.
Ein wichtiges Unterrichtsziel wird am Ende von Vers 5 genannt: „damit das Wort Gottes nicht verlästert werde“. Es geht um das Zeugnis in dieser Welt, die uns und unsere Häuser genau beobachtet. Unser Verhalten soll keinen Anlass geben, schlecht über das Wort Gottes zu reden. Vielmehr haben junge Frauen (und wir alle) die Möglichkeit, durch unser Verhalten im Alltag „die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zu zieren in allem“ (s. Tit 2,10). Wir können ein Zeugnis sein, indem wir zeigen, welche positiven Auswirkungen es hat, die Unterweisungen des Wortes Gottes im Alltag zu befolgen.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Aufgabe einer „Lehrerin des Guten“ auszuführen. Einige Denkanstöße seien stichpunktartig angeführt:
Eine „Lehrerin des Guten“ zu sein ist eine sehr wertvolle und nötige Aufgabe im Volk Gottes.
Lass dich als ältere Schwester ermutigen, deine Zeit zum Wohl des Volkes Gottes zu nutzen und diesen wichtigen Dienst aus Liebe zum Herrn und zu den jüngeren Schwestern zu tun und praktisch zu helfen. Im Volk Gottes werden „Mütter“ gebraucht!
Als Ehemänner wollen wir unsere Frauen motivieren, diesen Dienst zu tun bzw. anzunehmen. Gleichzeitig wollen wir unsere Frauen und ihre Arbeit wertschätzen und sie unterstützen, die Gedanken des Herrn im Blick auf die Bestimmung und Aufgabe der Frau auszuleben – zu ihrem eigenen Segen, zum Nutzen für Gottes Volk und zur Ehre des Herrn Jesus!
Lass dich als jüngere Schwester ermutigen, diesen Dienst gerne anzunehmen oder ihn gegebenenfalls auch liebevoll von älteren Schwestern „einzufordern“.
„Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.“
Stefan Ulrich
Fußnoten:
Als Gott Adam eine Hilfe schenkte, die ihm entsprach, gab Er mit der Ehe zugleich den Rahmen für das Zusammenleben von Mann und Frau. An diesem Rahmen hat sich bis heute nichts geändert. Bemerkenswert ist, dass Gott damit unmittelbar einen Gedanken für das Miteinander von Eltern und Kindern verbindet. Erstaunlich ist das auch deshalb, weil Adam und Eva zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Kinder hatten. Doch Gottes Gedanke war von Anfang an, dass der Mensch fruchtbar sein und sich mehren sollte (s. 1. Mo 1,27.28).
In 1. Mose 2,24 lesen wir: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Bei diesem Vers wird oft davon gesprochen, wie wichtig es ist, sich von den Eltern zu lösen, wenn ein Mann und eine Frau heiraten und dadurch eine neue Einheit entsteht. Mindestens genauso wichtig ist es jedoch, sich daran zu erinnern, was das notwendigerweise für die Eltern bedeutet: Sie müssen den Sohn auch gehen lassen, ihn loslassen. Das gilt für die Eltern der Frau selbstverständlich genauso.
Es ist ohnehin nicht möglich, Kinder ein Leben lang zu behüten und zu beschützen. Das geht schon allein deshalb nicht, weil Söhne und Töchter im Regelfall erst nach ihren Eltern sterben. Und spätestens dann sind sie auf sich gestellt und müssen allein im Leben zurechtkommen. Warum also festhalten wollen, was wir so oder so irgendwann loslassen müssen?
Es ist gut und wichtig, sich als Eltern darüber im Klaren zu sein, dass im Normalfall der Tag kommen wird, an dem die Kinder aus dem Haus gehen müssen. In unserer Zeit und unserem Land ist das immer öfter erforderlich, auch ohne dass eine Heirat ansteht. Denn anders als früher sind Ausbildungs- und Arbeitsstelle nicht mehr selbstverständlich am Wohnort der Eltern zu finden.
Darum ist es wichtig, unsere Kinder mit der Hilfe des Herrn darauf vorzubereiten. Das wird es ihnen zur gegebenen Zeit erleichtern, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Und als Eltern können wir sie beruhigter gehen lassen, wenn es so weit ist.
Daraus ergeben sich einige wichtige Ziele für die Erziehung unserer Kinder, die sich indirekt auch aus 1. Mose 2,24 ableiten lassen.
Bevor Gott Eva aus der Rippe Adams bildete, hatte Er gesagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (1. Mo 2,18). „Darum“, genau aus diesem Grund, hat Gott es so eingerichtet, dass ein Mann Vater und Mutter verlässt, um seine Frau zu heiraten. Dabei bleibt es natürlich Gott überlassen, ob und wann Er zwei Menschen zusammenführt, weil Er sie füreinander als Mann und Frau bestimmt hat.
Im ersten Korintherbrief nennt Paulus einen Grund für einen Gläubigen, nicht zu heiraten: wenn ich „um die Dinge des Herrn besorgt“ bin (1. Kor 7,32) und der Herr mir die besondere Gnadengabe schenkt, unverheiratet bleiben zu können (s. 1. Kor 7,7.34.35).[1] Diese Entscheidung muss aber der Betreffende in Abhängigkeit vom Herrn treffen. Weder Vater noch Mutter haben das Recht, in dieser Frage Wünsche zu äußern oder gar Vorschriften zu machen, zum Beispiel, weil sie im Alter vom Sohn oder der Tochter gepflegt werden wollen.
Unabhängig davon, ob es der Sohn oder die Tochter ist, die das Elternhaus verlassen, deuten die Worte „ein Mann“ darauf hin, dass es sich um einen erwachsenen Menschen handelt. Das schließt ein, dass unsere Kinder gelernt haben müssen, selbstständig und verantwortungsvoll zu handeln. Dazu sind sowohl sittliche als auch geistliche Reife erforderlich.
Damit unsere Kinder in dieser Weise reifen können, ist es erforderlich, ihnen ihrem Alter angemessen Verantwortung zu übertragen und es ihnen zu überlassen, wie sie übertragene Aufgaben erfüllen. Dazu gehören auch das eigenständige Gebetsleben und Lesen der Bibel.
Wer als Kind immer alles abgenommen bekam, verlässt sich oft auch als Erwachsener darauf, dass jemand da sein wird, der sich statt seiner darum kümmert. Und wem immer genau gesagt wurde, was er zu tun oder zu lassen hat, wird im späteren Leben nur selten von sich aus aktiv werden oder nach geeigneten Lösungen suchen, um eine Aufgabe zu erledigen.
Genauso problematisch ist es, wenn das Kind zu früh zu viel Verantwortung übernehmen muss. Die fehlende Hilfestellung der Eltern wird es ihm dann ebenfalls schwer machen, eine gute Basis für eigenverantwortliches Handeln zu legen.
Als Eltern benötigen wir also viel Weisheit, um die geistliche Reife des Kindes in der rechten Weise zu fördern. Weisheit, die Gott uns bereitwillig geben wird, wenn wir Ihn darum bitten (s. Jak 1,5).
Viele Eltern projizieren ihre unerfüllten Wünsche und Erwartungen auf ihre Kinder. Manche, denen der selbst gewünschte berufliche Erfolg versagt blieb, wünschen sich diesen für ihr Kind. Wer sich in seiner Ehe unglücklich fühlt oder mit der familiären Situation unzufrieden ist, entwickelt – oft unbewusst und ohne böse Absicht – eine Erwartungshaltung, die eine Schwiegertochter oder ein Schwiegersohn unmöglich erfüllen kann. Auch Christen können sich davon nicht freisprechen.
Geben wir unseren Kindern die Möglichkeit und den Freiraum, sich vom Herrn zeigen zu lassen, welchen Beruf sie erlernen, welchen Partner Er ihnen zur Seite stellen und an welchem Wohnort Er sie haben will. Sie müssen in diesem Beruf arbeiten, sie sind mit dem Partner verheiratet und wohnen mit ihm zusammen – nicht ihre Eltern.
Anhangen bedeutet so viel wie „fest miteinander verbunden bleiben“, wörtlich: „kleben, anhaften“. Damit ist zunächst einmal das untrennbare Miteinander in der Ehe gemeint – bis der Tod die Eheleute scheidet oder sie entrückt werden, weil der Herr kommt, um alle zu sich zu holen, die an Ihn glauben (s. 1. Thes 4,15-17).
Dieses „Anhangen“ macht sehr schön die enge Beziehung zwischen den Ehepartnern deutlich. In Verbindung damit spricht es aber auch von Ausdauer und Durchhaltevermögen. Beides geht jedoch zunehmend verloren. Kein Wunder, wo doch die Zeit schon morgens früh häufig nur noch für einen Kaffee zum Mitnehmen reicht. Die Devise ist, immer mehr in immer weniger Zeit zu erleben. Vieles wird darum nur noch schnell und oberflächlich konsumiert. Ein Trend, der leider auch vor Christen nicht haltmacht.
Es gibt sicher verschiedene, gut geeignete Möglichkeiten, sowohl die Ausdauer als auch das Durchhaltevermögen zu trainieren. Für uns als Christen drängt sich dafür das Lesen der Bibel geradezu auf. Üben wir mit unseren Kindern, sich mit Gottes Wort zu beschäftigen – aber bitte nicht mit geistlichem „Fastfood“. Keine noch so gut gemachte Videoandacht kann das eigene Lesen und Nachdenken darüber ersetzen. Wenn unsere Kinder gewohnt sind, täglich in Ruhe zu beten und die Bibel zu lesen, vertieft das nicht nur ihr geistliches Wachstum, sondern fördert „nebenbei“ auch Fähigkeiten wie Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen.
„Ein Fleisch sein“ bedeutet weit mehr als die körperliche, sexuelle Vereinigung von Mann und Frau in der Ehe. Es ist das völlige Eins-Sein von Mann und Frau nach Geist, Seele und Körper. Auch in dieser Hinsicht sind wir als Eltern gefordert, unsere Kinder vorzubereiten – ob sie nun einmal heiraten oder nicht. Denn nicht nur derjenige, der Vater und Mutter verlässt, um zu heiraten, muss in der Lage sein, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, auch wenn die Beziehungen zum Beispiel im täglichen Umgang mit Arbeitskollegen oder anderen Glaubensgeschwistern nie die Tiefe haben werden, wie Gott sie in einer Ehe schenken möchte. Dazu gehört auch, bei Meinungsverschiedenheiten nicht wegzulaufen, sondern gemeinsam nach Lösungen zu suchen und diese mit des Herrn Hilfe auch finden zu können.
Wenn Eltern meinen, jeden Konflikt von ihren Kindern fernhalten zu müssen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn die Kinder als Erwachsene Konflikte scheuen und ihnen ausweichen, statt sie konstruktiv zu lösen.
Als Christen sollen wir den Frieden suchen und ihm nachjagen (s. Ps 34,15). Das gilt auch, wenn Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt oder Konflikte beigelegt werden müssen. Es darf aber nicht damit verwechselt werden, zu allem immer nur „Ja und Amen“ zu sagen. Damit werden Probleme nicht ausgeräumt, sondern nur zugedeckt.
Vielmehr gilt es, die Dinge dauerhaft zu lösen, damit es (wieder) zu einem gedeihlichen, friedlichen Miteinander kommt. Dafür sind die richtigen Worte und der richtige Tonfall erforderlich. Zwei hilfreiche Hinweise dazu finden sich im Buch der Sprüche Salomos: „Eine milde Antwort wendet den Grimm ab“ (Spr 15,1), und: „Eine milde Zunge zerbricht Knochen“ (Spr 25,15). Das können Kinder nur lernen, wenn wir ihnen als Eltern helfen, die Tragweite ihrer Worte zu erfassen, indem wir ihnen die Folgen ihrer Worte verdeutlichen, damit sie verstehen, worauf es ankommt – im Guten wie im Schlechten.
Bei der Geburt eines Kindes werden die Eltern wahrscheinlich kaum als Erstes daran denken, dass dieses Kind sie eines Tages wieder verlassen wird. Das ist natürlich und normal. Doch wir sollten uns als Eltern früh genug mit dem Gedanken vertraut machen, dass uns unsere Kinder von Gott nur für eine Zeit anvertraut sind.
Nutzen wir diese Zeit vor allem, um ihnen den Herrn Jesus groß zu machen, damit sie Ihn so früh wie möglich als ihren Herrn und Heiland annehmen. Nutzen wir die Zeit aber auch, um unsere Kinder darauf vorzubereiten, einmal Vater und Mutter verlassen und „auf eigenen Füßen stehen“ zu können. Der Herr gebe uns die nötige Weisheit und segne alle Bemühungen, die in Abhängigkeit von Ihm dazu unternommen werden.
Stefan Busch
Fußnoten:
„Heiraten oder ledig bleiben?“, ist eine vielschichtige Frage, für deren Beantwortung es für gläubige Männer und Frauen zum Teil außerdem noch unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen gilt. Im Rahmen dieses Artikels kann dies nicht in der gebotenen Ausführlichkeit behandelt werden – zumal sie die Kinder betrifft und nicht die Eltern, um deren Verantwortung es in diesem Artikel ja schwerpunktmäßig geht.
Wir leben in einer Zeit, in der es immer schwerer zu fallen scheint, sich zu binden. Verbindlichkeit ist eine Tugend, die immer weniger vorhanden ist. Bindungsunfähigkeit, vielleicht sogar Bindungsangst, nehmen dagegen zu. Im Allgemeinen lebt man mehr und mehr auf kurze Sicht, weil die Zukunft so ungewiss scheint und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung abnimmt.
Immer wieder äußern auch gläubige junge Menschen, dass sie eine gewisse Angst haben, sich fest an einen Ehepartner zu binden. Leider tragen unglückliche Ehen von Gläubigen oder gar Ehen, die auseinandergehen, zur Entstehung dieser Angst bei. Diese „Vorbilder“ erschüttern das Vertrauen junger Gläubiger und machen es ihnen schwer, einen Weg zu gehen, der nach wie vor Gottes Gedanken entspricht.
Auch die Ungewissheit im Blick auf die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Welt lässt es schwieriger erscheinen, eine feste Bindung einzugehen und Verantwortung für eine Ehe und Familie zu übernehmen.
Nach Gottes Gedanken ist die Ehe eine unauflösliche Verbindung, die auf Lebenszeit gilt (s. Mt 19,4-6; Röm 7,2). Was ist, wenn es nicht gut geht? Wenn ich morgen jemanden treffe, der mir besser erscheint?
Es ist richtig, dass es keine leichtfertige Entscheidung sein darf, zu heiraten. Aber Gott ist es, der die Ehe gegeben hat und Er hat das zum Guten des Menschen getan (s. 1. Mo 2,18). Auch heute noch kann man in der Ehe glücklich sein, und der, der sie eingesetzt hat, gibt auch die Wegweisung zur richtigen Entscheidung sowie die Kraft, eine glückliche Ehe zu führen.
Jedenfalls gibt es nach Gottes Gedanken keinen anderen Weg für das Zusammenleben von Mann und Frau als den der Ehe. Jede andere Form des Zusammenseins widerspricht seinen Gedanken und jede sexuelle Betätigung außerhalb der Ehe ist Sünde (s. Heb 13,4).
In unserem Land ist es nach wie vor die standesamtliche Trauung, die der offizielle Start in die Ehe ist. Nur auf diesem Weg gilt man rechtlich als verheiratet und nur auf diesem Weg kann man mit Gottes Zustimmung zusammenleben.
So wichtig es ist, dass wir unsererseits diesen Weg gehen und nicht davon abweichen, so sicher können wir sein, dass Gott seinen Segen dazu gibt. Und dann ist eine glückliche Ehe möglich, auch wenn das in unserer gesellschaftlichen Umgebung fast exotisch zu sein scheint. Was auch kommen mag, wie die persönlichen oder gesellschaftlichen Umstände sich auch ändern – wir dürfen in Liebe verbunden sein, einer dem anderen helfen und einen glücklichen Weg mit dem Herrn gehen. Dazu möchte ich allen, die vor der Frage stehen, zu heiraten, Mut machen! Und wir, die wir verheiratet sind, wollen in diesem Sinn ein gutes Vorbild und eine Entscheidungshilfe für andere sein!
Christian Rosenthal
Die Schlagzeile „So liebt die Generation Z“ war vor einiger Zeit in manchen deutschen Internetportalen zu lesen. Konkret ging es in dem so überschriebenen Bericht darum, dass die sogenannte „Gen Z“ – also die heute 19- bis 29-Jährigen – anders mit dem Thema „Liebe“ umgeht als ein großer Teil älterer Generationen. Offenkundig hat die „Gen Z“ nicht nur andere Vorstellungen vom Arbeitsleben, sondern auch von dem, was man „Liebe“ und „Ehe“ nennt und wie man geschlechterübergreifend miteinander umgeht und lebt.
Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts „YouGov“ verlieren diejenigen, die sich der „Gen Z“ zurechnen, zunehmend das Interesse an der Monogamie (Einehe) in den Beziehungen zwischen Menschen, die einen Haushalt teilen. Stattdessen lieben und leben diese Menschen bevorzugt in alternativen Beziehungsmodellen. Folglich gewinnt die Polygamie (Vielehe) für sie immer mehr an Bedeutung. Über 40 % der Befragten könnten sich zumindest vorstellen, in einer polygamen Beziehung zu leben. Über 20 % gaben sogar an, in einer monogamen Beziehung nicht glücklich sein zu können. Die Offenheit gegenüber nicht-monogamen Beziehungsmodellen nimmt zu. Immer mehr junge Leute akzeptieren umfassendere sexuelle und partnerschaftliche Beziehungen, als die meisten Älteren es tun. Dabei fällt besonders auf, dass gerade Frauen in diesem Bereich deutlich „experimentierfreudiger“ sind als Männer.
So weit – so schlecht. Nachdem die biblisch verbindliche Ehe zwischen Mann und Frau bereits vor Jahren gesellschaftlich mehr oder weniger aufgegeben wurde, geht es nun einen nächsten Schritt weiter. Ein „Grundpfeiler“ nach dem anderen wird umgerissen. Es muss uns nicht wundern. Denn schon David fragte sich:
„Wenn die Grundpfeiler umgerissen werden, was tut dann der Gerechte?"
Auch Christen im Alter der „Gen Z“ müssen Gottes Gedanken für das Zusammenleben von Mann und Frau kennen. Christen älterer Generationen müssen diese Gedanken vermitteln und glaubhaft vorleben – ganz im Sinn dessen, was Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus schreibt:
„Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren“
Zugegeben: Polygame Lebensmodelle sind nicht neu. Es hat sie bereits im Alten Testament gegeben. Doch immer wieder führten sie zu Problemen (man denke nur an die Lebensgeschichte von Jakob oder von Salomo), denn sie entsprachen nie Gottes Gedanken für das Zusammenleben in der Ehe. Er wollte immer schon: ein Mann und eine Frau (s. 1. Mo 2,24). So heißt es im Schöpfungsbericht.
Auch im Neuen Testament wird Gottes Wille „ein Mann und eine Frau“ bestätigt – und zwar sowohl von dem Herrn Jesus selbst (s. Mt 19,5) als auch von Paulus (s. Eph 5,31). Paulus macht klar, dass Gottes Plan für die irdische Beziehung der Ehe zugleich ein Bild der himmlischen Beziehung von Christus und seiner Versammlung ist (s. Eph 5,23.32). Gerade das ist wohl das stärkste Argument gegen die „Ehe für alle“ und auch gegen die Polygamie. Beides zerstört dieses Bild, das auf Verbindlichkeit und Treue von zwei Ehepartnern unterschiedlichen Geschlechts basiert. Das Neue Testament zeigt kein einziges Beispiel von Gläubigen in einer Versammlung, die in einer polygamen Beziehung gelebt hätten.
Als Christen müssen wir bereit sein, gegen den Strom gängiger unbiblischer Meinungen zu schwimmen. Wir dürfen uns nicht auf den Wellen der Beliebigkeit bewegen, sonst drohen wir mitgerissen zu werden. Der Zeitgeist war schon immer eine große Gefahr. Deshalb warnt Paulus ausdrücklich davor:
„Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes“
Es gilt, anhand der Bibel zu prüfen,
"was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“
– auch für die Ehe.
Es ist nicht weiter schwierig, diesen Willen Gottes zu erkennen, aber es wird schwieriger, ihn zu praktizieren. Das trifft gerade für eine Zeit zu, in der
„die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehrt wird“
und die Gottlosigkeit immer weiter um sich greift. Jede neue Generation braucht dabei die Hilfe des Herrn und der älteren Generationen – liebevoll, verständnisvoll und doch eindeutig.
Ernst-August Bremicker