BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

„Lass mich doch deinen Weg wissen.“ 2. Mose 33,13

© ESO Deutschland/L. Calçada/ eso1225 "Artist’s impression of the ELT"

Es ist ein denkbar ungemütlicher Ort mitten im Nirgendwo der chilenischen Atacama-Wüste. Dort, in 3000 Metern Höhe, baut die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) derzeit das größte optische Teleskop der Welt. Denn die trockenste Wüste der Welt ist dank der 350 klaren Nächte pro Jahr der perfekte Standort für das „Extremely Large Telescope“ (kurz „ELT“, also ein „überaus großes Teleskop“). Mithilfe einer Gesamtinvestition von mehr als 1 Milliarde Euro soll der Bau des ELTs im Jahr 2028 fertiggestellt sein, um den Blick in das Weltall noch detaillierter möglich zu machen als mit je einem optischen Ins­trument zuvor.

Das Auge der Menschheit

Dieses gigantische Teleskop, das schon jetzt als „größtes Auge der Menschheit“ bezeichnet wird, ist so konzipiert, dass es 100 Millionen Mal mehr Licht als das menschliche Auge sammeln kann. Die daraus re­sultierenden Bilder sind 16-mal schärfer als die des Hubble-Teleskops. Detailliertere Untersuchungen von Planeten sowie die Suche nach weit entfernten Galaxien und Sternen sollen damit möglich werden, um – nach der Mei­nung der Wissenschaftler – das Verständnis vom Beginn und Ausmaß des Universums zu erweitern.
Dazu muss eine überdimensional große Maschine errichtet werden. Allein der Hauptspiegel des Teleskops hat einen Durchmesser von 39 Metern. Vor mittlerweile zehn Jahren wurde der Grundstein für das über 80 Meter hohe Bauwerk gelegt. 10 000 Tonnen Stahl werden insgesamt verbaut. Im Vergleich dazu verblassen selbst so monumentale Bauwerke wie beispielsweise das römische Kolosseum (zum Größenvergleich s. Bild).

© ESO Deutschland/eso1617 "The E-ELT compared to the Colosseum in Rome, Italy"

Das Auge Gottes

Doch das Ergebnis dieser aufwen­digen Untersuchung steht schon fest, bevor sie überhaupt begonnen hat: Der Mensch wird auch unter den größten Anstrengungen immer wieder das Urteil Gottes bestätigt finden, dass „das Heer des Himmels [Anmerkung: die Sterne] nicht gezählt werden kann“ (s. Jer 33,22). Es gibt nur Einen, „der da zählt die Zahl der Sterne, sie alle nennt mit Namen“ (Ps 147,4) – es ist der ewige Gott, der Schöpfer selbst. Christus, der Sohn Gottes, ist der Schöpfer aller Dinge (s. Kol 1,16) und hat damit auch alle Sterne gemacht. Nur Er kennt die gesamte Anzahl. Und nicht nur das: Er kennt auch jeden Stern mit Namen!
Aus menschlicher Sicht ist das unendlich erscheinende Universum unbegreiflich, es übersteigt unser Fassungsvermögen. Das macht fol­gende Überlegung schnell deutlich: Heute geht man davon aus, dass es mindestens 1025 Sterne gibt (also 10 000 000 000 000 000 000 000 000 Sterne = eine Eins mit 25 Nullen!). Würde ein moderner Computer alle Sterne mit einer Geschwindigkeit von 10 Milliarden Zählungen pro Sekunde durchzählen, müsste er 30 Millionen Jahre lang zählen! Mathematisch auszurechnen, aber nicht zu begrei­fen. Für eine solche Zeitdauer fehlt uns das Vorstellungsvermögen. Und dabei hätte der Computer „nur durchgezählt“ – anders als Gott wäre er mit den Namen jedes einzelnen Sterns völlig überfordert! Wie groß ist unser Gott!
Wenn nun der Herr jeden einzelnen Stern im Universum gezählt hat und sogar mit Namen kennt, dann dürfen wir uns auch sicher sein, dass Er auch in unserem persönlichen Leben schon alles „durchgezählt“ hat. Es ist wunderbar zu wissen, dass wir einen allmächtigen Gott haben, der das ganze Weltall überblickt und sich gleichzeitig auch ganz persönlich jedem Einzelnen von uns zuwendet. Ja, Er zählt auch deine und meine Schritte auf dem Weg des Glaubens: „Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?“ (Hiob 31,4).

Unser Gebet

In dieser Gewissheit dürfen wir jeden Tag aufs Neue um Wegweisung bitten. Auch für David war diese Bitte sehr wichtig, denn 3-mal lesen wir davon in den von ihm niedergeschriebenen Psalmen:

  • Psalm 25,4: „Deine Wege, Herr, tu mir kund, deine Pfade lehre mich!“
  • Psalm 27,11: „Lehre mich, Herr, deinen Weg, und leite mich auf ebenem Pfad!“
  • Psalm 86,11: „Lehre mich, Herr, deinen Weg: Ich werde wandeln in deiner Wahrheit.“

Auch Mose flehte darum zu Gott: „Und nun, wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, so lass mich doch deinen Weg wissen, dass ich dich erkenne“ (2. Mo 33,13). Und wie wunderbar ist es, dass David später bezeugen konnte, dass Gott dieses Gebet Moses erhört hatte: „Er tat Mose seine Wege kund, den Kindern Israel seine Taten“ (Ps 103,7).
So dürfen auch wir uns sicher sein, dass Gott unser Gebet um Wegweisung (er)hören und uns sicher weiterführen wird – bei jedem einzelnen Schritt! Wir wissen nicht, wie viele Schritte noch vor uns liegen – aber Er weiß es wohl.

Matthias Wölfinger

„Du weißt den Weg ja doch, Du weißt die Zeit,
Dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
Ich preise Dich für Deiner Liebe Macht.
Ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.“
(Lied 216, Strophe 2 aus „Geistliche Lieder“)

Keine Frage des Alters

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Je älter ein Gläubiger wird, desto eher kann die Frage aufkommen, ob er noch brauchbar und fähig dazu ist, dem Herrn weiter zu dienen.[1] Umgekehrt mögen sich junge Christen fragen, ob sie schon alt genug dafür sind, dem Herrn zu dienen. Manch einer erschwert sich bisweilen selbst die Antwort auf solche Fragen durch ein zu stark eingeengtes Verständnis von „Dienst für den Herrn“. Deshalb einleitend noch ein allgemeiner Gedanke zum Thema „Dienst für den Herrn“: „Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen … ihr dient dem Herrn Christus“ (Kol 3,23.24).

Ziele des Dienstes

Dieser Vers zeigt zugleich, dass es keine „arbeitslosen“ Gläubigen gibt. Die Verherrlichung des Herrn (s. Joh 16,14) sowie die „Erbauung und Ermahnung und Tröstung“ (1. Kor 14,3) der Versammlung sind die vornehmen Ziele, die der Herr – gewirkt durch den Heiligen Geist – durch die Dienste erreichen möchte, mit denen Er uns betraut und zu denen Er uns begabt. Und zwar unabhängig von unserem Alter!

Ein weites Betätigungsfeld

Darum ist „Dienst für den Herrn“ nicht nur auf öffentlichkeitswirksame Aktivitäten wie die Verkündigung des Wortes Gottes in den Zusammenkünften der Gläubigen oder des Evangeliums vor Ungläubigen begrenzt. Einem Schulkameraden beim Vokabeln lernen zu helfen, gehört ebenfalls dazu; auch beim Bügeln der Hemden, der Arbeit im Beruf für den Arbeitgeber oder bei anderen Tätigkeiten können wir dem Herrn dienen. Ganz zu schweigen von wichtigen Tä­tigkeiten wie dem Gebet für unsere Mitgeschwister und das Wohlerge­hen des örtlichen Zeugnisses der Versammlung, die im persönlichen Gebet in der Stille ausgeübt werden. Alles soll „als dem Herrn“ getan wer­den, also zu seiner Ehre.
Was auch immer der Herr uns tun lässt – es werden weitaus mehr Dienste im Verborgenen getan als solche, die öffentlich wahrzunehmen sind.

Mut machende Beispiele

Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament finden wir zahlreiche Beispiele gottesfürchtiger Menschen, die der Herr benutzte, um Ihm zu dienen. Dazu gehören nicht nur solch leuchtende Werkzeuge wie Abraham, Mose und David im Alten Testament oder die Apostel im Neuen Testament. Alte und Schwache finden sich ebenso darunter wie junge Männer und Frauen. Gerade auch diese Beispiele junger Menschen liefern uns wertvolle Hinweise für unseren Dienst für den Herrn Jesus. Im Rahmen dieses Artikels können nur einige Schlaglichter gezeigt werden, die zum eigenen weiteren Nachdenken darüber anregen möchten.

Treu im Kleinen

Die Dienerin der Frau Naamans war ein junges Mädchen, über das Gottes Wort ganze drei Verse berichtet (s. 2. Kön 5,2-4). Wir könnten gut verstehen, wenn sie ihre Aufgaben nur widerwillig erledigt und sich dabei auf das unbedingt Erforderliche beschränkt hätte. Schließlich war sie als Kriegsgefangene aus ihrer Heimat verschleppt und aus ihrer Familie herausgerissen worden.
Doch die Art und Weise, wie sie ihre Aufgaben erfüllte und wie sie sich verhielt, müssen die Frau Naamans beeindruckt haben. Wie sonst war es möglich, dass sie auf diese Sklavin hörte, als diese ihr bezeugte, dass ihr Mann Naaman von seinem Aussatz geheilt werden könne, wenn er nur vor dem Propheten Elisa in Samaria wäre (s. V. 3)?
Angst vor Rache, Zweifel an der Wahrheit dessen, was das Mädchen sagte – von alledem lesen wir nichts. Stattdessen lesen wir von den Früchten, die Gott daraus wachsen ließ, dass dieses „namenlose“ Mädchen auch in schwierigen äußeren Lebensumständen treu im Kleinen war. Für Gott war ihr Dienst so wertvoll, dass Er es zu unserer Belehrung aufschreiben ließ (s. Röm 15,4).

„Niemand verachte deine Jugend.“ Auch für die ältere Generation sind diese Worte bedeutsam. Wir tun gut daran, einen Dienst nicht schon allein deshalb gering zu schätzen oder gar abzulehnen, weil er von einem Jüngeren getan wird. Vielmehr ist es wichtig, aufmerksam zu registrieren, wenn junge Christen verwirklichen, was uns die genannten Beispiele vorstellen. Das wird uns ihren Dienst in der rechten Weise wertschätzen lassen. Und wenn die Jüngeren diese Wertschätzung spüren, wird es sie ermutigen, die ihnen anvertraute Gnadengabe nicht zu vernachlässigen (s. 1. Tim 4,14a).

Unauffällig

Er war nur ein Knabe und sein Name ist uns ebenso unbekannt wie der der Dienerin der Frau Naamans. Aber er war dabei, als der Herr Jesus an einem öden Ort zu einer großen Volksmenge sprach, um sie zu belehren (s. Joh 6,9; Mk 6,34.35). Und er hatte bei dieser Gelegenheit etwas dabei, was sonst keiner mitgebracht hatte – etwas zu essen. Für Gott war das so bemerkenswert, dass diese fünf Brote und zwei Fische in allen vier Evangelien erwähnt werden (s. Mt 14,17; Mk 6,38.41; Lk 9,13; Joh 6,9).
Es kommt nicht darauf an, wessen Besitz der Herr Jesus nutzen kann, um anderen damit zu Hilfe zu kommen. Ob es viel oder wenig ist, der Herr will es zu einem Segen für alle werden lassen. Dabei ist alles, was wir dem Herrn geben können, letztlich von Ihm geschenkt. So wie David es sagte: „Denn wer bin ich, und was ist mein Volk, dass wir vermögen, auf solche Weise freigebig zu sein? Denn von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gegeben“ (1. Chr 29,14).

Demütig

Das gilt übrigens nicht nur für den materiellen Besitz, sondern auch für die geistlichen Befähigungen, die der Herr uns anvertraut hat, wie das Beispiel Jeremias zeigt. Der Herr hatte ihn zum Propheten an die Nationen bestellt – und zwar schon vor seiner Geburt (s. Jer 1,5). Jeremia war sich der Schwere der Aufgabe und der besonderen Verantwortung bewusst, die damit verbunden waren: „Ach, Herr, Herr, siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung“ (V. 6). Doch diesen Einwand ließ Gott nicht gelten. Stattdessen forderte Er Jeremia auf, Ihm gehorsam zu sein, und versprach ihm, dass Er selbst Jeremia die Worte in den Mund legen würde, die Jeremia als Botschaft an diejenigen ausrichten sollte, zu denen Gott ihn sandte.
147-mal werden die im Buch Jeremia aufgezeichneten Botschaften Gottes daraufhin mit den Worten „so spricht der Herr“ von Jeremia weitergegeben. Doch Zeit seines Lebens rühmte sich Jeremia nicht, dass Gott ihm diese Zusage und diesen Auftrag schon als jungem Mann anvertraut hatte. Vielmehr trug er stets schwer an dem Zustand des Volkes Israel und dessen Abfall von Gott. Nicht umsonst wird Jeremia auch der weinende Prophet genannt.

Verantwortungsvoll

„Niemand verachte deine Jugend“ (1. Tim 4,12a). Mit diesen Worten verband der Apostel Paulus keinen Freibrief für sein „Kind im Glauben“ (1. Tim 1,2), Timotheus, und dessen Dienst. Das verdeutlicht der zweite Teil des Verses: „sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit“ (V. 12b). Timotheus hatte einen Dienst vom Herrn erhalten, der auch öffentlich wahrnehmbar war. Er sollte anderen das Wort Gottes vorlesen, sie – wo nötig – ermahnen und er sollte das Wort Gottes auch erklären und es dadurch anderen verständlich machen.
Damit diese Tätigkeiten Anerkennung fanden, war es jedoch erforderlich, dass Timotheus sorgfältig darauf ach­tete, was er redete. Auch sollte er dem Vorbild des Herrn nacheifern und darauf achten, dass seine Worte nicht durch sein Verhalten unglaubwürdig wurden. Dafür war es wichtig, dass ihn nicht eigenes Geltungsbedürfnis oder andere fleischliche Motivationen trieben, zu reden und zu handeln, sondern die Liebe zum Herrn und zu den Menschen in seinem Umfeld. Seine Worte sollten glaubhaft und sein Benehmen von geheiligter Reinheit sein.
Ein solches Verhalten verlieh dem Dienst dieses jungen Mannes die erforderliche moralische Autorität für die ihm anvertrauten Aufgaben. „Bedenke dies sorgfältig; lebe darin, damit deine Fortschritte allen offenbar seien. Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen, denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die dich hören“ (V. 15.16).
„Es rühme dich ein anderer und nicht dein Mund, ein Fremder und nicht deine Lippen“ (Spr 27,2). Der erfahrene Apostel wusste um die Bedeutung des Urteils anderer. Dabei war ihm sehr wohl klar, dass Timotheus keinen Einfluss auf das Urteil der Menschen hatte, denen dieser junge (beziehungsweise zumindest noch jüngere) Bruder in seinem Dienst begegnete. Er wusste aber auch, dass Timotheus dieses Urteil durch sein Handeln und Reden durchaus positiv beeinflussen konnte, indem er möglichst wenig Anlass dazu bot, seinen Dienst gering zu schätzen oder gar abzulehnen.

Stefan Busch

Es ist wichtig, dass uns nicht unser ei­ge­nes Geltungsbedürfnis oder andere fleischliche Motivationen dazu treiben, zu reden und zu handeln, sondern die Liebe zum Herrn und zu den Menschen in unserem Umfeld.


Fußnoten:

  1. Mit dieser Frage beschäftigt sich zum Beispiel der Artikel „Sage nicht, ich bin zu alt“ in Heft 1/2025 von „Bleibt in mir“.

Das Viereck der Liebe

Jakob - für Gott kein hoffnungsloser Fall

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Auch die Geschichte Jakobs ist wie „alles, was zuvor geschrieben worden ist, zu unserer Belehrung geschrieben“ (s. Röm 15,4). Wir lernen darin den „Gott aller Gnade“ (1. Pet 5,10) kennen, der sich in Langmut um die Erziehung Jakobs kümmert und ihn im Glauben weiterführt. Dessen wechselhafte Geschichte spiegelt manches aus unserem eigenen Leben wider. Sie zeigt uns, dass es bei Gott keine „hoffnungslosen Fälle“ gibt.

Auch du und ich – wir sind unserem Gott nicht gleichgültig. Ja, Er liebt uns und lässt uns deshalb nicht einfach „laufen“. Er sieht, wenn wir nach „rechts“ oder „links“ abbiegen und ruft auch hinter uns her: „Dies ist der Weg, wandelt darauf!“ (Jes 30,21).
Gottes Zuruf kann uns in unterschiedlicher Weise erreichen, beispielsweise durch ein Bibelwort, das uns ins Herz trifft und wir erkennen: Gott meint mich!
Oder durch schwierige Lebensumstände, in denen wir deutlich seine Hand erkennen und Er uns unüberhörbar: „Halt!“, zuruft. Wie gut, wenn wir ein „Rotlicht“ nicht übersehen, sondern innehalten – und umkehren bis zu dem Punkt, an dem wir abgewichen sind.
Aber immer ist es seine vollkommene Liebe (s. 1. Joh 4,18), die die „Rute der Zucht“ benutzt – da können wir ganz sicher sein. Er hat uns um einen hohen Preis erkauft und weil wir teuer, wertvoll sind in seinen Augen, „züchtigt“ Er uns „zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden“ (Heb 12,10), aber nur, „wenn es nötig ist“ (1. Pet 1,6).
Gott ist mit Jakob – dessen Name „Überlister“ bedeutet – schlussendlich zu einem guten Ziel gekommen! In Hebräer 11 wird Jakob in der „Galerie der Glaubenszeugen“ aufgezählt: „Durch Glauben segnete Ja­kob sterbend jeden der Söhne Josephs und betete an über der Spitze seines Stabes“ (V. 21). So ist Jakob ein Denkmal der Gnade Gottes!
Wir schauen in Jakobs Geschichte und lesen dazu das 32. Kapitel des 1. Buches Mose.

Jakob hat Angst …

Jakob weiß, dass er bald mit seinem Bruder Esau zusammentreffen wird.
Doch der „Gott Jakobs“ lässt diesen Mann nicht aus den Augen. Er ist der „Gott der Ermunterung“ (s. Röm 15,5): Zunächst begegnen Jakob wieder Engel[1] Gottes (s. 1. Mo 32,2). Aber Jakob scheint davon nicht sonderlich beeindruckt zu sein: „Dies ist das Heerlager Gottes“ (1. Mo 32,3). Jakobs Gewissen ist noch beschwert und er kann Gott noch nicht für die Ermutigung danken.

… und bittet um Gnade

Jakob sendet vorsorglich seine Knechte voraus. Sie sollen „seinem Herrn“ Esau sagen, dass „sein Knecht Jakob“ auf dem Weg zu ihm ist, um bei Esau „Gnade zu finden …“ (s. 1. Mo 32,5.6). Auch wenn Jakob sich nicht zum Knecht Esaus hätte machen sollen, wäre seine Demü­tigung auch schon früher möglich und angebracht gewesen – wie viel Not hätte Jakob sich erspart!
Die Boten kommen zurück und berichten: Esau „zieht dir auch entgegen und vierhundert Mann mit ihm. Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde angst“ (V. 7.8).
Auch wir fürchten uns oft, obwohl Gott uns zuruft: „Fürchte dich nicht“, und: „Sei fern von Angst, denn du hast dich nicht zu fürchten“ (Jes 54,4.14).
Sag deinem Herrn ganz offen, wie du dich fühlst und wovor du Angst hast! Bist du dir dessen bewusst, dass Er dich aus eigener Erfahrung vollkom­men verstehen kann?
Unser Herr kannte auch Furcht, wenn sie auch von anderer Art und Dimension war. Als die Schatten des Kreuzes auf seinen Weg fielen und Er mit Petrus, Johannes und Jakobus im Garten Gethsemane war, „fing er an, betrübt und beängstigt zu werden“ (s. Mt 26,37). Er ist „in allem versucht worden in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (s. Heb 4,15). „Denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden“ (Heb 2,18).

Jakobs „Mustergebet“ – doch ohne Glauben

Not lehrt beten! Jakob wendet sich in seiner Not ernstlich zu Gott und spricht ein demütiges Gebet: „Ich bin zu gering …“ (1. Mo 32,11).
Es ist gut, wenn wir in der gleichen Haltung vor unseren Gott treten. Es ist Ihm wohlgefällig und angemessen, wenn auch wir nicht hoch von uns denken und uns dessen bewusst sind, wie hilflos und kraftlos wir sind.
Oft muss uns Gott durch bestimmte Lebensumstände dahin führen, dass wir erkennen: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren“ (Martin Luther). Aber Gott gibt dann dem Demütigen Gnade! (s. 1. Pet 5,5).
Ferner ehrt Jakob Gott, indem er die „Gütigkeiten und all die Treue“ Gottes (s. 1. Mo 32,11) hervorhebt.
Ehren wir Gott in unseren Gebeten? Danken wir Ihm für seine Gütigkeiten, für all seine Treue? Die Erinnerung an sein Hindurchtragen bis heute sollte in unseren Herzen immer wieder Lobpreis bewirken. Denn: „Vielfach hast du deine Wundertaten und deine Gedanken gegen uns erwiesen, Herr, mein Gott; nicht kann man sie dir der Reihe nach vorstellen … sie sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen“ (Ps 40,6).
Dann trägt Jakob konkret seine Bit­te vor: „Rette mich doch aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus!“ (1. Mo 32,12).
Wir wollen von Jakob lernen, konkret zu bitten. Weißt du noch, was du an diesem Tag von deinem Gott und Vater erbeten hast? Es erfreut Gott, wenn wir Ihm genau sagen, was wir wünschen und in allem „durch Gebet und Flehen mit Danksagung unsere Anliegen vor Gott kundwerden lassen“ (s. Phil 4,6).
Und schließlich erinnert Jakob Gott an seine Zusage, indem er sich auf Gottes Aussage beruft: „Du hast ja gesagt: Gewiss werde ich dir Gutes erweisen“ (1. Mo 32,13).
Und auch wir dürfen uns an die Verheißungen Gottes vor Ihm erinnern. Es ehrt Ihn!
Denke daran: Dein Vater im Himmel möchte auch dir wohltun! Er selbst hat dich lieb!
„Du kannst Ihm vertrauen in dun­kelster Nacht, wenn alles verloren erscheint“, „denn er hat gesagt: ‚Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen‘“ (Heb 13,5).
Aber eins fehlt Jakob noch!

Jakobs Versöhnungsgeschenk

Bei Jakobs Gebet könnten wir den­ken: ein Mustergebet. Aber er spricht es nicht in uneingeschränktem Glau­ben, denn gleich darauf stellt Jakob ein üppiges Geschenk für Esau zusammen, um ihn zu versöhnen. Er ist immer noch der kluge Taktiker. Eine weitere Maßnahme ist die, dass er seine Herden mitsamt den Knechten in drei Gruppen aufteilt, damit die anderen fliehen können, wenn eine Gruppe geschlagen wird.
Im nächsten Kapitel wird deutlich, dass nicht das Geschenk Esau versöhnlich stimmt, sondern Gott, der allein die Herzen lenkt – Jakob findet Gnade.

Vom Überlister zum Gotteskämpfer

Jakob übernachtet dort in jener Nacht (s. 1. Mo 32,14). Aber er ist voller Unruhe und kann nicht schlafen. Jakob steht auf und bringt seine Frauen, Mägde und Kinder über die Furt des Jabbok in Sicherheit und kehrt zurück – allein – mit seinem Gott!
In der Folge ringt ein Mann mit ihm. Wer ist dieser geheimnisvolle Kämpfer? Jakob erklärt, dass er Gott gesehen habe (s. V. 31). In Hosea 12,4.5 wird uns über diese Person berichtet und die näheren Umstände werden beschrieben – und Jakobs Weinen und Flehen.
Erst als der Engel Jakob nicht überwältigen kann, rührt dieser sein Hüftgelenk an – und die Kraft Jakobs ist gebrochen. Wie lange hat das gedauert!
Auch wir lernen in unserem ganzen Leben, dass in uns keine Kraft ist und wir außer Ihm nichts tun können (s. Joh 15,5). Aber demgegenüber ist die Erfahrung des Apostels Paulus so mutmachend: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,13). Jakob hinkt nun für den Rest seines Lebens. Ist das Liebe Gottes? Ja, für Jakob ist es zum Segen. „Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du segnest mich“, ist das Flehen Jakobs.
Nun geht ihm die Sonne auf (s. 1. Mo 32,32). Auf seiner Flucht war sie untergegangen.
Doch zuvor wird er von Gott aufgefordert, seinen Namen zu nennen: Jakob – Überlister! Gott möchte die­ses Bekenntnis hören, damals wie heute.
Gott gibt ihm nun einen neuen Namen: „Israel (Kämpfer Gottes)“ (s. V. 29).

Einer, den die Gnade fand

Wenig später trifft Jakob auf Esau. Entgegen allen Befürchtungen kommt es zu einem bewegenden Zusammentreffen mit seinem Bru­der. „Esau lief ihm entgegen und umarmte ihn und fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten“ (Kap. 33,4). So sind sie wieder vereint. Später beerdigen die Brüder gemeinsam ihren Vater Isaak (s. Kap. 35,29).
Auch wir bewegen uns nicht immer auf Glaubenshöhen! Unser Glaube ist vielfach schwach. Wir können deshalb nur Gottes unendlich große Gnade rühmen, die keine Schranken kennt!
Seine Gnade macht aus einem Überlister (Jakob) einen Kämpfer Gottes (Israel), der am Ende seines Lebens ein Anbeter wird: Er betet an über der Spitze seines Stabes (s. Heb 11,21).

Friedhelm Müller

Wie gut, dass der Gott Jakobs auch unser Gott ist: „Glückselig der, dessen Hilfe der Gott Jakobs, dessen Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, ist!“
Psalm 146,5

Fußnoten:

  1. Engel sind „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen“ (Heb 1,14). Es sind „Gewaltige an Kraft“ (s. Ps 103,20).

Beschämende Situationen – und Auswege daraus

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Als Christen haben wir Wertvorstellungen, die auf der Bibel basieren und nach denen wir gerne leben wollen. Außerdem möchten wir gerne in unserer (christlichen) Umgebung ein Zeugnis für unseren Herrn sein. Es kann allerdings auch vorkommen, dass wir diesem Anspruch nicht immer gerecht werden. Wenn wir in einer solchen Situation dann von Menschen gesehen werden, denen gegenüber wir gerne ein gutes Bild abgeben wollen, kann es schnell peinlich werden.

Vielleicht haben wir gar nicht bemerkt, dass andere uns oder unser Handeln beobachtet haben, oder es kommt erst einige Zeit später ans Tageslicht: Das ist uns dann (zu Recht) peinlich. Allerdings sieht Gott uns immer und überall: „Wohin sollte ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich auf zum Himmel: Du bist da; und bettete ich mir im Scheol: Siehe, du bist da“ (s. Ps 139,7b.8). Gottes Urteil über unser Verhalten sollte immer die höchste Priorität für uns haben. Leider ist es in der Realität manchmal anders. Wir orientieren uns mehr an dem, was andere Menschen über uns denken als an dem, was Gott über uns denkt. Davon möchte der Herr Jesus uns gerne freimachen.
Zwei Berichte aus der Bibel dienen uns als warnende Beispiele dafür, dass wir in unserer Umgebung ein schlechtes Zeugnis sein können. Gleichzeitig zeigt uns Gottes Wort in diesen Bege­benheiten aber auch, dass damit nicht das Ende eines Lebens mit Gott gekommen ist: Es gibt einen Weg zurück in die glückliche Gemeinschaft mit Gott.

David

In 1. Samuel 21,12-16 wird berichtet, wie David auf der Flucht vor Saul in seiner Verzweiflung nach Gat zu den Philistern floh.
Die Situation in Israel war für David äußerst gefährlich, da Saul ihn töten wollte. Trotzdem war die Flucht nach Gat sicher nicht der richtige Weg, um Saul zu entkommen. David setzte sich dort nämlich einer weiteren Gefahr aus: Die Philister erkannten ihn als einen, der bereits in den Kriegen des Volkes Israel gegen die Philister sehr erfolgreich gewesen war und viele von ihnen getötet hatte. Aus Angst vor der Rache des Philisterkönigs verstellte David seinen Verstand. Er verhielt sich völlig unangemessen für einen zukünftigen König Israels. Um sein Leben zu schützen, meinte er, zu diesem Mittel greifen zu müssen.
Wir haben eine vergleichbare Situa­tion wohl kaum erlebt, weshalb wir sehr zurückhaltend sein sollten, das Verhal­ten Davids zu verurteilen. Dar­über hinaus handelt es sich bei David um einen herausragenden Gottesmann. Er darf an vielen Stellen ein Vorausbild auf den Herrn Jesus sein. Auch diese Tatsache macht uns vorsichtig im Urteil über ihn.
Für einen überzeugten Christen ist der Weg in die christusfeindliche Welt untypisch. Trotzdem kann es sein, dass er sich aus der Gemeinschaft mit anderen Christen zurückzieht und in der Welt Zuflucht sucht, aus welchen Gründen auch immer. Dadurch än­dern sich Verhaltensweisen und Wert­vorstellungen und man entfernt sich immer mehr von seinem früher gelebten Bekenntnis. Wenn man dann von Glaubensgeschwistern gese­hen wird, mit denen man früher in Gemeinschaft gelebt hat, ist man (vielleicht) peinlich berührt. Man empfindet, dass das frühere Bekenntnis mit dem jetzigen Verhalten nicht zusammenpasst. Die Gemeinschaft in der Welt (im Beispiel Davids: mit den Feinden des Volkes Gottes, den Philistern) kann niemals die Gemeinschaft im Volk Gottes ersetzen.
Aber es gibt eine Lösung – Gott sei Dank. David beschreibt sie in Psalm 34,5. Er hatte wieder die richtige Hilfe gesucht und gefunden: „Ich suchte den Herrn, und er antwortete mir; und aus allen meinen Beängstigungen errettete er mich.“ Dieser (Rück-)Weg steht auch heute noch jedem offen, der sich vom Herrn Jesus entfernt hat.

Petrus

Alle vier Evangelien berichten die Begebenheit, in der Petrus den Herrn Jesus im Hof des Hohenpriesters verleugnete. Jeder Evangelist berichtet mit jeweils unterschiedlichen, aber sehr bemerkenswerten Details. Kurz zuvor hatte Petrus noch in Gegenwart der anderen zehn Jünger voller Selbstvertrauen gesagt, dass er bereit wäre, mit dem Herrn ins Gefängnis und sogar in den Tod zu gehen (s. Lk 22,33). Die Warnung des Herrn, dass der Hahn nicht krähen werde, bis Petrus dreimal geleugnet habe, den Herrn Jesus zu kennen, schien er in den Wind geschlagen zu haben (s. Lk 22,34). Einige Stunden später war es wieder Petrus, der bei der Gefangennahme des Herrn Jesus nach vorne preschte und dem Knecht des Hohenpriesters mit einem Schwert das Ohr abschlug (s. Joh 18,10).
Anschließend folgte er gemeinsam mit Johannes dem Herrn Jesus bis in den Hof des Hohenpriesters. Genauso wie der Herr Jesus es vorhergesagt hatte, verleugnete er aus Furcht vor der feindlichen jüdischen Umgebung dreimal seinen geliebten Herrn und Meister. Petrus wurde als Jünger erkannt und hatte Angst, dass ihn ein ähnliches Los ereilen würde wie den Herrn Jesus – obwohl er doch vor ein paar Stunden noch bezeugt hatte, mit Ihm bis in den Tod zu gehen. Gottes Wort schweigt darüber – es ist aber zumindest vorstellbar –, dass der Jünger Johannes es auch gesehen und gehört hat, wie der vorher so mutige Petrus nun den Herrn Jesus verleugnete. Aber noch viel schlimmer war: Der Herr selbst hatte es gesehen und gehört. Was muss das für ein Blick gewesen sein, mit dem Er Petrus nach der dreimaligen
Verleugnung und dem Krähen des Hahnes angeblickt hat (s. Lk 22,61a). Die unmittelbare Reaktion von Petrus waren bitterliche Tränen der Reue.
Es ist naheliegend, dass Petrus neben der Reue über seine Verunehrung des Herrn auch Schamgefühle gegenüber seinen Mitjüngern gehabt hatte. Sie hatten ja mitbekommen, was im Hof des Hohenpriesters geschehen war. Obwohl sie nicht besser waren, denn sie waren geflohen, als der Herr gefangen genommen wurde (s. Mt 26,56b), hatten sie von Petrus sicher ein mutigeres Verhalten erwartet. Er war ja ihr Wortführer und schon durch manches entschiedene Handeln aufgefallen. Auch seine Liebe zum Herrn war ihnen nicht verborgen geblieben. Und nun das! Das hätten sie von Petrus nicht gedacht. Petrus hat sich dafür sicher sehr geschämt. Doch nicht nur er. Die anderen Jünger hatten ja allesamt ebenso wie Petrus beteuert, bereit zu sein, ihren Herrn und Meister nicht zu verleugnen und eher mit Ihm in den Tod gehen zu wollen (s. Mk 14,31). Auch sie hatten also reichlich Grund, sich zu schämen.
Wir kommen kaum in direkt vergleichbare Situationen wie Petrus. Aber den Herrn verleugnen können wir (leider) auch. Vermutlich haben es viele von uns schon getan (auch ich).
Vielleicht üben wir im gemeindlichen Umfeld eine Führungsrolle aus, wir sind anerkannt, tun dieses oder jenes für den Herrn und unsere Mitchristen wissen das auch. Nun kommen wir in eine Situation, in der eine klare Po­sitionierung angebracht wäre, z. B.: Wegwenden bei (moralisch) zweifelhaften Gesprächen, erkennbares Be­ten vor dem Essen (Arbeitsplatz/Kantine/Mensa), klares Bekennen zu biblischen Grundsätzen, wenn wir darauf angesprochen werden etc. Anders als Petrus werden wir sol­che Situationen (hoffentlich) nicht bewusst suchen. Aber aus Furcht vor unseren Kollegen, Bekannten, Nachbarn, Vorgesetzten, Schulkameraden oder Kommilitonen bekennen wir uns ebenfalls nicht zum Herrn Jesus, sondern antworten ausweichend und verhalten uns konform zur ungläubigen Umgebung. Wie schade ist das – eine verpasste Gelegenheit, den Herrn Jesus zu bekennen und dadurch zu ehren. Wie beschämend, zunächst vor dem Herrn selbst, aber dann auch, wenn es vielleicht unser Mitbruder oder unsere Mitschwester bemerkt oder erfährt!
Aber auch dann, wenn so etwas Trauriges geschehen ist, bedeutet das nicht das Ende der Liebe und der Fürsorge unseres großen und gütigen Herrn. So, wie Er Petrus wiederhergestellt hat, möchte Er es gerne auch mit uns tun: persönlich (s. Lk 24,34) und wenn nötig auch öffentlich (s. Joh 21,15-19).
Es ist noch bemerkenswert, dass Johannes auch nach dem Ereignis im Hof des Hohenpriesters Petrus nicht fallen ließ oder auf ihn herabsah. Sonst würde er kaum gemeinsam mit Petrus zum Grab des Herrn Jesus gegangen sein (s. Joh 20,1-10). Wie gut, wenn wir solche Mitgeschwister
haben, die nach einem Fehlverhalten nicht mit uns brechen und uns links liegen lassen. Schließlich hat der Herr Jesus Petrus die große Aufgabe als Hirte für seine Schafe anvertraut. Darin durfte Petrus dem Vorbild des Herrn Jesus, dem großen Hirten seiner Schafe, nachfolgen und hat es in großer Treue getan.

Marco Steih

„Gottseligkeit ist das, was ein Mensch tun würde, wenn Gott ihn dazu anspornen würde,
und das, was ein Mensch nicht tun würde, wenn Gott ihm nahe wäre.

„Godliness is what a man would do if instigated by God,
and what a man would not do if God were close by him.“
Quelle: Bible Treasury, Band 5, p. 126

Wo ist, o Tod, dein Sieg?

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„‚Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?‘ Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“
1. Kor 15,55.56

Dieses Zitat aus dem Propheten Hosea (s. Hos 13,14) im ersten Korintherbrief zeigt den Sieg des Herrn Jesus über den Tod im Blick auf den Körper der Glaubenden. Das macht der Zusammenhang des Kapitels deutlich, in dem es um das Thema der Auferstehung geht.

Die Tatsache der Auferstehung

In der Versammlung in Korinth gab es eine ganze Reihe von traurigen Vorkommnissen. Neben moralischen Verfehlungen und Schwierigkeiten im Miteinander gab es auch falsche Lehren. Einige behaupteten, dass es keine Auferstehung der Toten gebe (s. 1. Kor 15,12). Sie leugneten nicht die ewige Existenz der Glaubenden, sondern die Auferstehung, die den Körper mit einschließt.
Bevor Paulus darauf eingeht, stellt er zunächst die Tatsache der Aufer­stehung des Herrn Jesus vor (s. 1. Kor 15,1-11). Er nennt sieben „Zeugen“ voller Autorität dafür, beginnend mit den Schriften des Alten Testaments (s. 1. Kor 15,4).

Die Konsequenzen der falschen Lehre

Dann zeigt er die Konsequenzen der falschen Lehre auf (s. 1. Kor 15,12-19). Wenn diejenigen, die die Aufer­stehung des Körpers leugneten, tatsächlich recht hätten, dann wäre Christus nicht auferstanden und dann wäre der Glaube umsonst. Natürlich behaupteten die falschen Lehrer in Korinth nicht, dass Christus nicht auferstanden sei. Aber sie dachten nicht daran, dass genau das die Konsequenz ihres Irrtums wäre, wie Paulus erklärt.
Falsche Behauptungen können schwerwiegende Konsequenzen haben, auch wenn man sie auf den ersten Blick nicht erkennt. Umso wichtiger ist es, sich genau an Gottes Wort zu halten und nicht davon abzuweichen. Darauf wollen wir achten – sowohl bei allem, was wir sagen als auch bei dem, was wir uns anhören. Auch harmlos erscheinende Abweichungen können verheerende Folgen haben.

Der Körper in der Auferstehung

Nachdem Paulus die schwerwie­genden Folgen der falschen Lehre aufgezeigt hat, schreibt er in ei­nem inhaltlichen Einschub über die Ordnung in der Auferstehung (s. 1. Kor 15,20-28). Christus ist als Erster auferweckt worden und alle, die zu Ihm gehören, werden bei seiner Ankunft ebenfalls auferweckt werden (s. 1. Kor 15,23).
Danach kommt er noch einmal auf die Sinnlosigkeit des Lebens als Christ zurück, falls es wirklich keine Auferstehung geben sollte (s. 1. Kor 15,29-34). Da die Auferstehung aber Realität ist, ergibt es tatsächlich Sinn, als Christ zu leben und dem Herrn zu dienen.
Um der möglichen Frage zu begegnen, welchen Körper die Gläubigen in der Auferstehung erhalten, stellt Paulus anschließend wichtige Erklärungen vor (s. 1. Kor 15,35-50). In der Natur ist es so, dass ein Same gesät wird und dann, wenn der Same „gestorben“ ist, eine neue Frucht entsteht. Die Frucht hat eine andere Gestalt als der Same, aber es ist doch die gleiche Pflanze. So wird auch der Körper in der Auferstehung anders sein als unser heutiger Körper, aber es bleibt doch unsere Persönlichkeit erhalten.
Der Körper, den wir heute haben, ist von Staub und passend für das Leben hier auf der Erde. Der Körper, den wir in der Auferstehung haben, entspricht dem Bild des Himmlischen, dem Körper des Herrn Jesus in Auferstehung, passend für den Himmel!

Der Prozess der Auferstehung

Doch wie wird der Prozess der „Verwandlung“ ablaufen? Darauf kommt Paulus am Schluss des Kapitels zu sprechen (s. 1. Kor 15,51-58). Müssen alle sterben, um einen Auferstehungskörper zu erhalten? Nein, der Sieg des Herrn Jesus ist so groß, dass das nicht nötig ist.
Die Glaubenden, die noch sterben, werden auferweckt in Unverweslich­keit. Die Glaubenden, die beim Kom­men des Herrn Jesus zur Entrückung noch leben, müssen gar nicht mehr sterben. Sie werden verwan­delt wer­den in Unsterblichkeit. So werden in einem Nu, in einem Augenblick, sowohl die gestorbenen Gläubigen auferweckt, als auch die lebenden Gläubigen verwandelt. Alle werden – ausgestattet mit einem Herrlichkeitsleib – zu Christus in den Himmel entrückt.

Das Zitat aus dem Propheten Hosea

In diesem Zusammenhang benutzt Paulus das eingangs erwähnte Zitat aus dem Propheten Hosea: „Von der Gewalt des Scheols werde ich sie erlösen, vom Tod sie befreien! Wo sind, o Tod, deine Seuchen? Wo ist, o Scheol, dein Verderben?“ Er macht damit deutlich, dass der scheinbare Sieg des Todes über den Körper der Glaubenden, die noch entschlafen, nicht endgültig ist. Bei der Entrückung wird dieser scheinbare Sieg des Todes weggenommen und die gestorbenen Gläubigen werden auferweckt. Gleichzeitig wird im Blick auf die lebenden Gläubigen „der Stachel des Todes“ (1. Kor 15,55) weggenommen. Der Tod wird niemals mehr eine Zugriffsmöglichkeit auf ihren Körper haben.
Der Sieg des Herrn Jesus über den Tod umfasst weit mehr als das, was in diesem Vers vorgestellt wird. Er hat nicht nur die drei großen Feinde der Gläubigen, den Teufel, die Sünde und die Welt besiegt, sondern auch den Tod. Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, ist schon aus dem Tod in das Leben übergegangen (s. Joh 5,24). Er ist eine neue Schöpfung (s. 2. Kor 5,17). Und sollte ein Gläubiger noch durch den Tod gehen müssen, so ist der Tod für ihn die Tür ins Paradies, um bei Christus zu sein, wo es weit besser ist. Sogar im Blick auf den Aspekt des Todes, der den Körper betrifft und mit Trauer, Abschied und Schmerz hier auf der Erde verbunden ist, hat der Herr Jesus den Sieg errungen. Das wird in dem Augenblick deutlich werden, in dem Er zur Entrückung kommen wird.

Die praktische Konsequenz

Dann wird auch im Blick auf das, was den Körper betrifft, jeder Sieg des Todes weggenommen sein. Das lässt Paulus daran denken, was den Tod so gefährlich macht. Es ist die Sünde, der Stachel des Todes (s. 1. Kor 15,56). Wie der Giftstachel ein Tier gefährlich macht, so macht die Sünde den Tod so gefährlich. Doch dieser Stachel des Todes ist für den Glau­benden längst weggenommen. Er ist der Sünde und auch dem Gesetz, durch das die Sünde angestachelt wird, gestorben (s. Röm 6,2; Gal 2,19) und ihn erwartet kein Gericht mehr. Geistlicherweise ist er jetzt schon mit dem Herrn Jesus auferweckt und einmal wird auch der Körper Anteil daran haben. Dann werden wir, ausgestattet mit dem Leib der Herrlichkeit, für immer bei Christus sein. Dieser Ausblick spornt uns an, fest und unbeweglich zu sein im Blick auf die Lehre des Wortes Gottes. Und zugleich überströmend im Dienst für den Herrn, der für uns den Sieg errungen hat (s. 1. Kor 15,58). Er ist es wert und einmal, in der Auferstehung, wird es eine große Belohnung geben!

Christian Rosenthal

Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen; komm, Herr Jesus!
Offenbarung 22,20

Drei Feinde

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Solange der Gläubige auf der Erde lebt, hat er es mit drei Feinden zu tun: dem Teufel, dem Fleisch und der Welt. Jeder dieser drei Feinde attackiert den Gläubigen auf eine andere Weise. Dabei steht jedem der drei Feinde eine Person der Gottheit ganz besonders gegenüber: Gott, der Vater, der Welt, Gott, der Sohn, dem Teufel und Gott, der Heilige Geist, dem Fleisch. Bevor wir uns auf einen Kampf mit diesen erbitterten Feinden einlas­sen, dürfen und müssen wir es uns bewusst machen, dass es besiegte Feinde sind. Der Herr Jesus hat am Kreuz von Golgatha mit allen drei Fein­den „abgerechnet“. Doch obwohl es besiegte Feinde sind, haben sie nichts von ihrer Aktivität und Ge­fährlich­keit eingebüßt. Solange wir auf der Erde sind, müssen wir vor ih­ren Angriffen auf der Hut sein.

Ein Kampf in eigener Kraft ist von vornherein zum Scheitern verur­teilt. Nur mit der Hilfe des Herrn und in seiner Kraft sind wir in der Lage, die Angriffe dieser Feinde erfolgreich abzuwehren. Der Herr ist als Sie­ger von Golgatha auf unserer Seite und möchte auch uns den Sieg im Glaubenskampf schenken, aber wir müssen uns ganz auf Ihn werfen und uns nicht auf unsere eigene Kraft und Weisheit stützen.

Der Teufel

Satan ist der Feind gegen uns. Obwohl Satan durch den Tod des Herrn Jesus am Kreuz von Golgatha besiegt worden ist, kann er immer noch un­gehindert wirken und unter der Zu­lassung Gottes seine bösen Ziele ver­folgen. Seine Macht ist zwar gebrochen, doch wir haben es immer noch mit „den Listen des Teufels“ zu tun (s. Eph 6,11). Erst am Ende des Tausendjährigen Reiches wird er sein endgültiges Urteil empfangen und in den Feuersee geworfen werden (s. Off 20,10).[1]
Satan ist der große Widersacher Got­tes, der der Verwirklichung des Ratschlusses und der Ziele Gottes mit allen Mitteln zu widerstehen versucht. Schon das erste Menschenpaar ließ sich durch Satans List zum Ungehorsam ge­genüber Gott verführen und fiel so in Sünde. Auch wir müssen stets auf der Hut sein, damit die „alte Schlange“ uns nicht durch ihre List verführt (s. 2. Kor 11,3; Off 12,9; 20,2.3).
Wenn Satan mit seinen Listen bei uns nicht zum Ziel kommt, versucht er, uns durch Einschüchterung und Gewalt zu Fall zu bringen. Im Laufe der Jahrtau­sende waren die Gläubigen immer wieder schrecklichen Verfolgungen durch den „brüllenden Löwen“ ausgesetzt. Denn Satans Charakter hat sich bis heute nicht geändert. Doch im Glauben und gestützt auf Gottes Wort können und sollen wir ihm wi­derstehen (s. Jak 4,7; 1. Pet 5,8.9).

Das Fleisch

Das Fleisch ist der Feind in uns. Solan­ge wir auf der Erde leben, wohnt das Fleisch, die alte sündige Natur, noch in uns. Sie ist unverbesserlich bö­se und verdient nichts als das Gericht. Dieses Gericht über das Fleisch wur­de am Kreuz von Golgatha ausgeführt, wo Gott die Sünde im Opfer des Herrn Jesus verurteilte (s. Röm 8,3).
Im Tod des Herrn Jesus sind auch wir der in uns wohnenden Sünde ge­storben und dadurch aus ihrem Machtbereich befreit worden (s. Röm 6,2). Diese Tatsache darf jeder von uns persönlich im Glauben in Anspruch nehmen und täglich im Glauben verwirklichen. Doch dabei gilt es zu bedenken, dass die in uns wohnende Sünde zwar verurteilt, aber noch nicht weggetan ist. Erst dann, wenn Christus zur Entrückung kommt und unseren Leib der Niedrigkeit umge­stalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (s. Phil 3,21), werden wir auch von diesem Feind endgültig befreit sein.
Bis dahin kann das Fleisch noch sün­dige Gedanken und Handlungen in unserem Leben hervorbringen. Da­her ist es nötig, die kleinsten Re­gungen des Fleisches schonungslos zu richten und der Wirksamkeit des Geistes in unserem Leben Raum zu geben. Wer im Geist wandelt, wird die Lust des Fleisches nicht vollbrin­gen (s. Gal 5,16).

Die Welt

Die Welt ist der Feind um uns her. Mit „Welt“ ist das böse System unter der Anführung Satans als „Fürst dieser Welt“ (Joh 16,11) gemeint, das uns hier auf der Erde umgibt. Durch das, was die Welt uns an Freuden und Interessen bietet, versucht er, das Herz des Gläubigen von Christus abzuziehen und zur Sünde zu verleiten. Unser Blick ist dann nicht mehr auf Christus allein, sondern stattdessen auf nichtige und leere, vielleicht sogar auf sündige Dinge gerichtet.
Durch das Erlösungswerk des Herrn Jesus sind wir aus dem bösen Zeitlauf dieser Welt herausgenommen und haben eine neue Natur, für die die Welt überhaupt keine Anzie­hungs­kraft mehr hat (s. Gal 1,4). Wir sind zwar noch in der Welt, aber nicht mehr von ihr (s. Joh 17,16).
Aber obwohl wir nicht mehr zur Welt gehören, hat die Welt in dem Fleisch des Gläubigen einen festen Verbündeten, der Gefallen an ihrem bösen Treiben hat. Zudem tut Satan, der Fürst und Gott dieser Welt, alles, um das Herz des Gläubigen von Christus abzuziehen. Aber durch den Glauben sind wir in der Lage, die Welt zu überwinden (s. 1. Joh 5,4). In dem Maß, wie wir uns im Glauben mit dem Herrn Jesus und seinen Herrlichkeiten beschäftigen, werden die Welt und ihre Verlockungen ihre Anziehungskraft auf uns verlieren.

Daniel Melui


Fußnoten:

  1. Während des Tausendjährigen Reiches ist Satan gebunden im Abgrund eingeschlossen und kann deshalb nicht wirken. Nach den 1000 Jahren wird er noch einmal freigelassen. Er wird die Menschen verführen und dann am großen weißen Thron in den Feuersee, der für ihn und seine Engel bereitet ist (s. Mt 25,41), geschickt werden.

Nur 10 Minuten?

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Sind zehn Minuten wirklich genug,

  • … um den Herrn zu preisen?
  • … um vorbereitet zu sein für den Kampf?
  • … um dem Herrn alles zu sagen?
  • … um sein Wort in mein Herz aufzunehmen?
  • … um neuen Samen zum Säen zu sammeln?
  • … zur Selbstprüfung und zum Selbstgericht?

Sind sie genug für den stillen Unterricht durch den Heiligen Geist? Und sind sie genug, um seinem Herz, das Verlangen nach Gemeinschaft mit uns hat, die rechte Antwort zu geben?
Ein Tag hat sechsundneunzig Viertelstunden. Wenn wir eine davon der Gemeinschaft mit dem Herrn beim Lesen der Bibel und dem Gebet widmen, dann wäre das etwa ein Prozent der Zeit, die uns täglich zur Verfügung steht.
Es lohnt sich, mehr Zeit dafür zu investieren. Es wird sich reichlich „bezahlt“ machen!

nach „Hilfe und Nahrung“, Jahrgang 2004

Naht euch Gott (Teil 2)

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Im letzten Heft haben wir uns mit fünf der zehn Stellen aus dem Jakobusbrief beschäftigt, in denen wir wichtige Hinweise für unser Gebetsleben finden. Im Gebet können wir Gemeinschaft mit Gott haben und Ihn loben (s. Jak 4,8; 3,9), und wir können Gott um Weisheit bitten und in Abhängigkeit unsere Anliegen und Pläne vor Ihn bringen (s. Jak 1,5; 4,2.3.15). Diese Bibelstellen motivieren zum Gebet. Und das ist auch das Ziel der nächsten fünf Bibelstellen, die uns weitere Situationen zeigen, in denen wir beten dürfen.

6) Ungerechtigkeit

„Das Geschrei der Schnitter ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth gekommen“
Jak 5,4b

Die ersten sechs Verse des fünften Ka­pitels sind den ungläubigen Reichen gewidmet. Aber in der Mitte steht ei­ne schöne Aussage über das Gebet. Zu jener Zeit gab es Arbeiter, die für die Reichen die Felder schnitten. Doch die Reichen gaben ihnen nicht den Lohn, der ihnen zustand. Das war eine große Ungerechtigkeit und eine extreme Notsituation. Manchmal erleben wir das auch heute (auch wenn es meistens nicht um solche exis­ten­ziellen Nöte geht):

  • Vielleicht denken wir, dass eins un­serer Kinder von einem Lehrer ungerecht behandelt wird. Was die meisten dann tun, können wir in den Klassenchats nachlesen oder auf Elternabenden hören: Es wird sich dagegen oftmals vehement be­schwert und die Schuld schnell nur der Lehrkraft zugewiesen.
  • Vielleicht werden wir bei der Arbeit ungerecht behandelt. Die Lohnerhöhung oder die neue Stelle wird uns ungerechtfertigterweise verweigert. Was tun wir dann? Läs­tern, Arbeitsverweigerung oder Streiken sind übliche Mittel der Weltmenschen.
  • Vielleicht fühlen wir uns auch unter Glaubensgeschwistern ungerecht behandelt. Dann muss man sich doch wehren, oder?

Die Schnitter damals gingen einen anderen Weg. Sie kamen mit ihrer großen Not zu Gott, ja, sie schrien zu Ihm. Er ist der Herr der Heerscharen, der über allem und allen steht. Und zu Ihm dürfen auch wir mit unserer Not kommen.
Die wunderbare Ermutigung ist, dass diese Gebete auch vor „den Ohren des Herrn Zebaoth“ angekommen sind. Das macht Mut, sich auch in größter Not an unseren Gott zu wenden und sich Ihm zu übergeben (s. 1. Pet 2,21.23).

7) In jeder Lebenslage

„Leidet jemand unter euch Trübsal? Er bete. Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen“
Jak 5,13

Nun erleben wir nicht nur (sondern eher selten) solche Nöte. Aber Trübsal müssen wir alle mehr oder weniger durchmachen. Allerdings erfahren wir selten ausschließlich Trübsal. Oft geht es uns auch gut. In jeder Situation ist es wichtig, dass unsere Seele mit dem Herrn Jesus in Verbindung bleibt.
In der Trübsal besteht die Gefahr, dass wir durch die schwierigen Umstände den Herrn aus den Augen verlieren. So ist es Petrus ergangen (s. Mt 14,30). Gerade dann ist es wichtig, im Gebet mit Ihm verbunden zu bleiben. Vielleicht neigen wir auch dazu, schwierige Umstände zu verdrängen. Die Welt tut es jedenfalls. Aber wir dürfen mit unseren Schwierigkeiten zu Gott kommen, um dann seinen Frieden zu erfahren (s. Phil 4,7).
Wenn wir guten Mutes sind, ist die Gefahr groß, dass wir vor lauter gu­ten Umständen den Herrn aus den Augen verlieren. Davor hatte Gott schon sein irdisches Volk gewarnt (s. 5. Mo 8,10 ff.). Um das zu verhin­dern, können wir „dem Herrn“ und „Gott“ Psalmen singen (s. Eph 5,19; Kol 3,16). Damit sind Lieder gemeint, durch die wir Gott singen können. Gott ist die Quelle des Segens, und deshalb haben wir allen Grund, Ihm zu danken, wenn es uns gut geht.
Ein beständiges und frisches Gebetsleben – in allen Lebenslagen – hält uns nahe beim Herrn. Und in seiner Nähe sind wir wohl bewahrt (s. 1. Sam 22,23b).

8) Sünde

„Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden“
Jak 5,15

In Vers 14 geht es zunächst allgemein um Krankheit. In diesem Fall können wir Fürbitte tun (s. Punkt 9) sowie medizinische Hilfe erbitten und in Anspruch nehmen. Vers 15 zeigt dann den Sonderfall, dass eine Krankheit auch eine Erziehungsmaßnahme Got­tes sein kann. Das ist bei Weitem nicht immer der Fall, aber es kommt vor – Gott sei Dank, denn auch so will Er uns zurechtbringen (s. z. B. 1. Kor 11,30).
Was können wir tun, wenn wir feststellen, dass Gott uns wegen einer Sünde durch eine Krankheit (oder andere Umstände) erzieht? Wir soll­ten die Sache mit Gott in Ordnung bringen. Wir dürfen uns im Glauben wieder an Gott wenden. Das „Gebet des Glaubens“ ist das Gebet des Kranken.[1] Und ein solches Gebet lässt Gott nicht unbeantwortet. Er wird uns aufrichten, Sünden werden vergeben – und wenn es gut ist in seinen Augen, wird auch die Krankheit weggenommen.
Wir wollen lernen, dass wir uns immer im Gebet an Gott wenden können – auch wenn wir gesündigt haben. Dann gilt es, die Sünden zu bekennen, um die Gemeinschaft mit dem Vater wieder genießen zu können (s. 1. Joh 1,9).

9) Betet füreinander

„Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander“
Jak 5,16a

Jakobus fügt nun eine etwas allge­meinere Aussage hinzu. Es geht um ein offenes und vertrauensvolles Miteinander der Gläubigen. Zum einen sollen wir einander unsere Sünden bekennen – dann, wenn wir gegeneinander gesündigt haben (s. Mt 5,23.24). Zum anderen sind wir aufgefordert, füreinander zu beten.
Das wollen wir einmal ganz allgemein auf unser Gebetsleben anwenden. Gott ermutigt uns in diesem Brief, ein persönliches Gebetsleben zu führen und auch mit persönlichen Fragen, Anliegen und Sorgen zu Ihm zu kom­men. Wir wollen aber auch nicht vergessen, füreinander zu beten.
Paulus ist uns darin ein großes Vorbild. Wie oft hat dieser Mann Gottes im Gebet für die Gläubigen gedankt! Wie oft hat er für ihre geistlichen Bedürfnisse gebetet! Auch Epaphras hat allezeit für die Geschwister seiner Heimatversammlung im Gebet gerungen, dass sie im Willen Gottes stehen (s. Kol 4,12). Johannes betete außerdem für das Wohlergehen und die Gesundheit von Gajus (s. 3. Joh 2).
Füreinander beten – dazu wollen wir uns durch diese kurze Aussage ermutigen lassen. Das verbindet nicht nur unsere Herzen mit Gott, sondern auch die Herzen der Gläubigen miteinander.

10) Für die Sache des Herrn

„Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“
Jak 5,16b

Zum Schluss stellt uns Jakobus einen besonderen Mann Gottes vor. Wir können diese Verse ganz allgemein auf das Gebet beziehen. Wir können aber auch an den besonderen Anlass denken, bei dem Elia gebetet hat. Es ging ihm nicht um persönliche Anliegen, sondern um die Sache des Herrn. Unter König Ahab hatte es im Volk Israel einen schrecklichen Götzendienst gegeben. Elia konnte sich in seinem Gebet auf das Wort Gottes stützen (s. 5. Mo 11,16.17; 1. Kön 8,35.36). Er war wirklich ein Gerechter, der in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes betete, vor dessen Angesicht er stand.
Und das wollen auch wir tun: mit Inbrunst und echten Anliegen für die Sache des Herrn beten. Es gibt unzählige Anliegen, sei es die Verbreitung des Evangeliums, die Auferbauung der Gläubigen, der Friede unter den Geschwistern oder das Festhalten des Volkes Gottes an der Wahrheit.
„Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“ – das macht Jakobus in diesen zehn betrachteten Versen sehr deutlich. Gott bleibt in allem souverän. Er weiß, was wann das Beste für uns ist. Wir können Ihn nicht durch unser Gebet „zwingen“, seinen Arm zu bewegen, aber wir kön­nen uns Ihm nahen – zu jeder Zeit und
mit allem. Das ehrt Ihn und wird viel in unserem persönlichen Glaubensleben bewirken, in unseren Ehen, Fa­milien und den Zusammenkünften als Versammlung.

Mario Wolff


Fußnoten:

  1. „Wenn die Versammlung in Ordnung war, wurden die Ältesten … von dem Kranken aufgesucht … Dennoch war es der persönliche Glaube, der durch das Gebet den besonderen Segen des Himmels herabrief – ‚das Gebet des Glaubens‘, wie es heißt“ (J. N. Darby, „Brief Exposition of the Epistle of James“).

Persönliche Worte („Soli Deo Gloria“)

Liebe Leser,

mit dem Erscheinen dieses Heftes ist das Jahr 2025 bereits wieder zur Hälfte vergangen – wie schnell und unaufhaltsam schreitet doch die Zeit voran! Schon der Komponist Ernst Decker fasste diese Erfahrung 1902 treffend in dem Lied zusammen: „Es eilt die Zeit, die Stunden fliehn, und niemand hält sie auf.“
Auch Johann Sebastian Bach thematisierte in seinen Kantaten oftmals die Vergänglichkeit der Zeit. Ein Beispiel: „Die Zeit vergeht und wir mit ihren Stunden … Hab Dank, mein Gott und Herr, für deine Pflege, für gnädige Regierung meiner Wege, für alles Heil von deiner rechten Hand, für alles, was bekannt und unbekannt“ (Bach-Werke-Verzeichnis BWV 447).
So wie der Komponist Bach sich der Hilfe und Fürsorge Gottes in der schnelllebigen Zeit sicher war, dürfen auch wir daran festhalten, dass Gott uns in seiner unveränderlichen Güte durch alle Zeiten hindurch begleitet – an jedem Tag neu, von morgens bis abends.
Bach drückte seine tägliche Abhängigkeit von Gott dadurch aus, dass er die meisten seiner Werke mit „J. J.“ überschrieb und mit „S. D. G.“ unterzeichnete: „J. J.“ bedeutet „Jesu Juva“ (Jesus, hilf) und „S. D. G.“ steht für „Soli Deo Gloria“ (Gott allein die Ehre). Ein schönes, praktisches Beispiel dafür, dass auch jeder einzelne Tag in unserem Leben mit der Bitte um die Hilfe des Herrn beginnen und zur Verherrlichung seines Namens führen darf.
Die Artikel im vorliegenden Heft geben verschiedene Blickrichtungen auf die tägliche Durchhilfe Gottes in dieser schnelllebigen Zeit – auf seine Treue, auf seine Wegweisung, auf seine Kräftigung im täglichen Glaubenskampf – und enthalten auch einen mutmachenden Ausblick auf die Zeit danach, wenn wir verherrlicht bei Christus sein werden.
Unter diesem Eindruck möge das vorliegende Heft zur gesegneten Lektüre dienen und zur Verherrlichung Gottes in unserem Leben beitragen!

Matthias Wölfinger

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