1: Salomo (1. Könige 1)
2: Ussija (2. Chronika 26)
3: Hiskia (Sprüche 25,1)
Fühlst du dich oft einsam und denkst im Stillen: „Wer fragt schon nach meiner Seele? Ich habe ja niemand, der mich kennt?“
Auch David kannte diese Fragen und stellte sie dem Herrn in seinem Gebet in Psalm 142:
„Mit meiner Stimme schreie ich zu dem Herrn, mit meiner Stimme flehe ich zu dem Herrn. Ich schütte meine Klage vor ihm aus, meine Bedrängnis tue ich vor ihm kund. Als mein Geist in mir ermattete, da kanntest du meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich wandelte, haben sie mir heimlich eine Schlinge gelegt. Schau zur Rechten, und sieh: Ich habe ja niemand, der mich erkennt; verloren ist mir jede Zuflucht, niemand fragt nach meiner Seele. Zu dir habe ich geschrien, Herr! Ich habe gesagt: Du bist meine Zuflucht, mein Teil im Land der Lebendigen. Horche auf mein Schreien, denn ich bin sehr elend; errette mich von meinen Verfolgern, denn sie sind mir zu mächtig! Führe aus dem Gefängnis heraus meine Seele, damit ich deinen Namen preise! Die Gerechten werden mich umringen, wenn du mir wohlgetan hast.“
Viele Alleinstehende fühlen oft in bedrückender Weise ihre Einsamkeit – fühlen sich manchmal vom Leben benachteiligt. Sie klagen: „Andere haben eine Familie, haben Kinder – und ich stehe so allein im Leben.“ Wieder andere sind verwitwet und die Kinder sind längst erwachsen.
Solche können nur zu gut die Niedergeschlagenheit nachempfinden, die David in diesem Psalm beschreibt. Zu dieser Zeit war David auf der Flucht vor dem König Saul, der ihm voller Grimm nach dem Leben trachtete. David ist „ein Kind des Todes“, so lautete Sauls Urteil (1. Sam 20,31). Denn Saul wusste nur zu gut, dass der Herr ihn wegen seiner Untreue verworfen hatte und dass David der von Gott erwählte König über Israel sein sollte.
Nun war David auf der Flucht vor ihm in die Höhle Adullam entkommen (s. 1. Sam 22,1).
David erschauderte: Hier war es so kalt und dunkel und dann die furchtbare Einsamkeit! – Jonathan, sein Freund, wo war er? Dieser hatte seine Verwerfung nicht mit ihm teilen wollen und war an den Königshof zurückgekehrt.
David konnte nicht anders, er musste seine Not herausschreien:
„Ich habe ja niemand, der mich kennt… niemand fragt nach meiner Seele“. Niemand? Elend fühlte sich David, sehr elend! „Errette mich von meinen Verfolgern“, flehte er.
Der treue Gott hört auf den Schrei eines Elenden!
Als David seine Klage vor Ihm ausgeschüttet hatte, erfüllte Glaubenszuversicht sein Herz. Er wusste: Der Zeitpunkt wird kommen, an dem Gott mein Leid beenden und mich auf den Thron Israels setzen wird und „die Gerechten werden mich umringen, wenn du mir wohlgetan hast“ (V. 8).
Wenn wir den biblischen Text in 1. Samuel 22,2 lesen, sind wir verwundert: Nicht nur seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters kamen zu David in die Höhle hinab. Auch etwa 400 Mann versammelten sich zu ihm, und er wurde ihr Oberster.
So kann der Herr nach seiner Weisheit auch deine Lage ändern!
Bedenke doch, dass der Herr Jesus als Mensch diese furchtbare Einsamkeit selbst durchlitten hat. Gibt es einen, der einsamer und elender war als Er? Als man Ihn im Garten Gethsemane gefangen genommen hatte, „verließen ihn alle seine Jünger und flohen“ (Mk 14,50). Das Wort aus Psalm 88,19 ging in Erfüllung: „Freund und Genossen hast du von mir entfernt, meine Bekannten sind Finsternis“.
„Du sahst umher nach Mitleid und nach Liebe.
Ob wohl ein Mensch dein tiefes Weh empfand
und bis zum Tode tröstend bei dir bliebe?
Ach, dass dein Herz nicht solchen Tröster fand!“
Deshalb hat der Herr tiefes Mitleid mit deinen Schwachheiten – worin immer sie auch bestehen mögen.
Wenn du meinst: Niemand fragt nach meiner Seele, dann denke daran – der Herr Jesus liebt dich und Seine Zusage lautet: „So spricht der Herr, Herr: Siehe, ich bin da, und ich will nach meinen Schafen fragen und mich ihrer annehmen“(Hes 34,11).
Wenn du dich unverstanden fühlst – Er versteht dich vollkommen, weil Er dich durch und durch kennt! Deine Lebensumstände sind vor Ihm nicht verborgen (s. Ps 139,1ff.).
Wie David eine Wende darin erfuhr, dass „die Gerechten ihn umgaben“, die er später als seine Helden bezeichnet, so darfst du seine „Hilfe reichlich finden in Drangsalen“ (s. Ps 46,2).
Dabei ist es ganz wichtig, dass du deine Klage vor Ihm ausschüttest.
Mach es nicht so, wie der Psalmdichter in Psalm 42,5 schreibt: „[Ich will] ‚in mir’ ausschütten meine Seele“, denn dann kommst du gewissermaßen nicht aus deiner „Höhle“ heraus. Denn bei schwermütigen Gedanken bleibt es finster in deiner Seele.
Wenn du aber vor Ihm deine Klage ausschüttest und deine Bedrängnis vor Ihm kundtust, wird Gott antworten – und „deine Seele aus dem Gefängnis herausführen“ – in deiner Seele wird es licht.
David fügte seiner Bitte hinzu: „…damit ich deinen Namen preise“.
Lob und Dank vergessen wir leider so schnell. Deshalb trägt unser Psalm nicht umsonst die Überschrift „Ein Maskil“, d.i. vielleicht „Unterweisung“.
Gott, der unsere Zuflucht und Stärke ist, meint es gut mit uns – deshalb wollen wir seine Unterweisungen ernst nehmen. Ihm wollen wir in kindlicher Zuversicht vertrauen, Ihm unsere Wege befehlen – und Er wird handeln (s. Ps 37,5).
„Und nun, worauf harre ich, Herr? Meine Hoffnung ist auf dich!“
Friedhelm Müller
Vorbemerkung: Folgender Text ist eine – sprachlich leicht überarbeitete – Wiedergabe eines sehr alten Textes des englischen Bibellehrers C.H. Mackintosh. Er zeigt deutlich, wie sich die Grundsätze Gottes zu keiner Zeit verändern. C.H. Mackintosh lebte von 1820 bis 1896. Wir wissen nicht genau, in welchem Jahr der Text entstanden ist. Er ist jedenfalls deutlich älter als 100 Jahre und wurde in einer Zeit geschrieben, die ganz anders war als die Zeit, in der wir leben. Dennoch hätte der Text durchaus heute geschrieben worden sein können. Gottes Wort bleibt eben immer aktuell.
Das gesamte Wesen christlicher Erziehung kann in zwei kurzen Sätzen zusammengefasst werden:
Wenn wir das erste tun und das zweite vernachlässigen, wird das unweigerlich zu Gesetzlosigkeit und Laschheit führen. Tun wir das zweite ohne das erste, wird das Ergebnis Gesetzlichkeit sein. Beides zusammen entspricht hingegen einer gesunden und praktischen christlichen Lebensführung.
Es ist das Vorrecht aller christlichen Eltern, dass sie im Blick auf ihre Kinder in vollem Vertrauen auf Gott mit Ihm rechnen können. Dennoch gibt es in den Regierungswegen Gottes eine untrennbare Verbindung zwischen diesem Vorrecht und der ernsten Aufforderung, die Kinder zu erziehen. Es ist einfach ein großer Irrtum, wenn Eltern im Blick auf die Errettung ihrer Kinder, ihre moralische Entwicklung und ihre Laufbahn in dieser Welt auf Gott vertrauen, und dabei zugleich ihre Aufgabe, die Kinder zu erziehen, vernachlässigen.
Ich möchte das allen christlichen Eltern mit Nachdruck ans Herz legen, besonders denen, die junge Eltern sind. Es besteht die große Gefahr, dass wir uns vor unseren Aufgaben im Blick auf unsere Kinder drücken, sie auf andere übertragen oder sie gänzlich vernachlässigen. Wir erkennen sehr wohl, wie mühsam diese Aufgabe ist und möchten sie deshalb lieber nicht auf unsere Schultern nehmen. Aber es muss uns klar sein, dass die Mühen, Sorgen, Nöte und das Herzeleid, die aus einer solchen Nachlässigkeit hervorgehen, deutlich größer sind als die Mühen und Sorgen, die es macht, sich dieser Aufgabe zu unterziehen.
Für jeden, der Gott wirklich liebt, wird es eine Freude sein, den Weg des Gehorsams und der Pflicht zu gehen. Bei jedem Schritt auf einem solchen Weg können wir mit den unendlichen Hilfsquellen rechnen, die wir in Gott haben, wenn wir seine Gebote halten. Wir müssen uns nur an jedem Tag unseres Lebens – Morgen für Morgen – zu den unerschöpflichen Reichtümern Gottes wenden. Dort finden wir alles, was wir für den Weg der Gnade und Weisheit brauchen. Dort finden wir auch die moralische Kraft, die uns fähig macht, der hohen Aufgabe unserer Verantwortung als christliche Eltern nachzukommen.
C.H. Mackintosh
Ich bin mir bewusst, ein für manche „heißes Eisen“ anzupacken – umso mehr, weil der Herr meiner Frau und mir Kinder anvertraut hat. Insofern steht es mir eigentlich nicht zu, dieses Thema anzusprechen. Nachdem es jedoch anlässlich einer Familienkonferenz im Ausland angesprochen wurde und sich eine anschließende Korrespondenz mit einer noch jüngeren Schwester ergab, habe ich den Mut, einige Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben.
Das Thema „christliche Familie“ wird in der Bibel häufig behandelt. Das Neue Testament gibt uns Anweisungen, unsere Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn zu erziehen (s. Eph 6,4). Das Alte Testament zeigt uns viele Beispiele von Eltern mit ihren Kindern – Beispiele, die motivieren. Beispiele, die warnen.
Doch nicht jedes Ehepaar hat Kinder. In der Bibel begegnen wir Ehepaaren, die kinderlos waren. Das ist heute nicht anders. Es ist zwar Gottes Auftrag an uns Menschen, fruchtbar zu sein und uns zu mehren (s. 1. Mo 1,22.28; 9,1.7), doch nicht allen Ehepaaren ist das vergönnt. Ich spreche hier nicht über Ehepaare, die keine Kinder haben wollen, sondern über solche, die gerne Kinder hätten, jedoch keine Kinder bekommen. Mit der Absicht zu heiraten, keine Kinder haben zu wollen, geht eindeutig an Gottes Plan für die Ehe vorbei. Anders ist es, wenn sich der Wunsch nach Kindern nicht erfüllt.
Ein Blick in das Wort Gottes zeigt uns, dass es dort eine Reihe von Ehepaaren gibt, denen der Wunsch nach Kindern zunächst verwehrt blieb. Es sind Abraham und Sara (1. Mo 11,30), Isaak und Rebekka (1. Mo 25,21), Jakob und Rahel (1. Mo 29,31), Manoah und seine Frau (Ri 13,2), Elkana und Hanna (1. Sam 1,2), das Ehepaar in Sunem (2. Kö 4,14) sowie Zacharias und Elisabeth (Lk 1,7). Sie alle hatten den Wunsch nach Kindern, doch der Wunsch erfüllte sich zunächst nicht. Das führt zu einem ersten wichtigen Punkt, den wir unbedingt festhalten müssen. Er lautet:
Kinder zu haben ist nicht allein ein Akt des Willens von Mann und Frau, sondern es ist Gott, der den Wunsch nach Kindern erfüllt.
In 1. Mose 16,2 lesen wir, dass der Herr Sara verschlossen hatte und Sara wusste das genau. In 1. Mose 30,22 hingegen finden wir, dass Gott an Rahel dachte: „Gott erhörte sie und öffnete ihren Mutterleib“. Es ist selbstverständlich, dass Mann und Frau geschlechtlich zusammenkommen müssen, um Kinder zu zeugen. Dennoch ist es mehr als das. Gott hat seine Hand darin.
Das führt uns zu einem zweiten wichtigen Punkt. Er lautet:
Kinder sind ein Geschenk derGnade Gottes! Kein Ehepaar hat einen Anspruch oder ein Anrecht auf Kinder!
Kinder können und dürfen wir uns nicht „erzwingen“. Als Jakob nach langer Trennung seinem Bruder Esau begegnete, sah er die Frauen und Kinder Jakobs und fragte: „Wer sind diese bei dir“? Daraufhin gibt Jakob eine wunderbare Antwort. Er sagte: „Die Kinder, die Gott deinem Knecht aus Gnade gegeben hat“ (1. Mo 33,5).
Das sollte unsere innere Haltung sein, wenn Gott uns Kinder gegeben hat. Jedes Kind ist ein Geschenk der Gnade Gottes – uns für eine Zeit lang anvertraut.
Verweigert Gott einem Ehepaar Gnade, wenn Er keine Kinder gibt? Nein, sondern Gott hat für solche Ehepaare einen anderen Weg und eine andere Gnade. Es entspricht seiner Weisheit, denn Er weiß viel besser, was gut für uns ist und was nicht.
Wenn nach längerem Hoffen und Bangen – manchmal über Jahre hin – deutlich wird, dass Gott keinen Kindersegen gibt, kommt die Frage nach der Reaktion. Das Schlimmste, was wir tun können, sind Vorwürfe an Gott: „Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter irdenen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk: Er hat keine Hände?“ (Jes 45,9).
Es ist wichtig, wie die Betroffenen auf eine mögliche Kinderlosigkeit reagieren. Es gibt in der Bibel Beispiele für gute und schlechte Reaktionen.
Heute gibt es so einen Ausweg nicht mehr, doch es gibt andere Möglichkeiten, um dem Wunsch nach eigenen Kindern nachzuhelfen. Dazu zählen z.B. Hormontherapie, die Zyklusoptimierung oder das Laser-Hatching (Unterstützung bei der Einnistung des Embryos). Kinderlose Ehepaare sollen sich sehr gut überlegen, ob solche Methoden vom Herrn sind oder nicht. Sie bewegen sich im Grenzbereich medizinischer Hilfe, von der wir als Kinder Gottes normalerweise Gebrauch machen können.
Deutlich kritischer sind unnatürliche Methoden wie die Intrauterine Insemination (der Same des Mannes wird übertragen), die In-vitro-Fertilisation (Befruchtung außerhalb des Körpers z.B. im Reagenzglas) zu beurteilen, während die Heterologe Insemination (Samenspende von Dritten) oder die Hilfe einer Leihmutter (eine Frau, die für die Dauer der Schwangerschaft ihre Gebärmutter für eine fremde Eizelle zur Verfügung stellt) aus biblischer Sicht jedenfalls abzulehnen sind.
Kinderlose Ehepaare sind ein Teil der Familie Gottes und stehen häufig in Kontakt mit Ehepaaren, denen Gott Kinder gegeben hat. Das ist keine einfache Situation.
Nicht betroffene Dritte können betroffenen Ehepaaren eine Hilfe sein. Sie können sich aber leider ebenfalls sehr unklug und verletzend verhalten!
Die Bibel gibt uns ein sehr krasses Beispiel von Peninna, der zweiten Frau von Elkana. „Und ihre Widersacherin (Peninna) kränkte sie (Hanna) mit vieler Kränkung, um sie aufzubringen, weil der Herr ihren Mutterleib verschlossen hatte. Und so, wie er das Jahr für Jahr tat, so kränkte sie sie, sooft sie zum Haus des Herrn hinaufzog; und sie weinte und aß nicht“ (1. Sam 1,6-7). Diese Frau brachte es fertig, den Schmerz der kinderlosen Hanna noch zu vergrößern.
So etwas mag in den seltensten Fällen mit Absicht geschehen. Dennoch kann unaufmerksames und liebloses Verhalten solcher, denen Gott Kinder geschenkt hat, den Schmerz derer, die keine Kinder haben, leicht vergrößern.
Worüber reden junge Ehepaare (besonders Frauen), wenn sie zusammen sind? Häufig dreht sich in Gesprächen fast alles um die Kinder. Das ist durchaus verständlich. Wenn jedoch Ehepaare (wieder besonders Frauen) anwesend sind, die keine Kinder haben, sollten wir sensibel genug sein, die richtigen Gesprächsthemen zu wählen und nicht ständig über Kinderfreuden und Kindersorgen zu reden.
Bisher haben wir uns zunächst mit einigen grundsätzlichen Überlegungen zum Thema Kinderlosigkeit beschäftigt. Daran anschließend haben wir anhand von Beispielen aus Gottes Wort über die persönliche Reaktion Betroffener und die Reaktionen anderer darauf nachgedacht.
Im nächsten Heft möchten wir der Frage nachgehen, ob es Auswege aus einer solchen Situation geben kann und wie Gott darüber denkt.
Ernst-August Bremicker
Jakob in Sukkoth
Nachdem das Zusammentreffen von Esau und Jakob durch die Gnade Gottes wider alles Erwarten friedlich verlaufen ist, folgt Jakob nicht seinem Bruder, wie er es versprochen hat, sondern zieht nach Sukkoth. Weder Gunsterweisungen noch Zucht können die alte Natur verändern. Sie bleibt was sie ist, völlig verderbt. Wie schade, dass sie sich hier bei Jakob wieder zeigt. Aber sind wir besser?
Was will Jakob in Sukkoth? Als Gott Jakob in Paddan-Aram aufforderte, in das Land seiner Verwandtschaft zurückzukehren, hatte er sich als der Gott von Bethel vorgestellt (s. 1. Mo 31,13). Wenn Jakob geübten Sinnes gewesen wäre, hätte er gewusst, welchen Ort er nach Gottes Willen aufsuchen sollte. Aber wenn man meist seinem eigenen Willen folgt, ist es schwer, den Willen Gottes zu erkennen, weil man nicht darin geübt ist. Paulus betete dafür, dass die Kolosser mit der Erkenntnis des Willens Gottes erfüllt wären (s. Kol 1,9). Sind wir es?
In Sukkoth angekommen, baut Jakob für seine Familie ein Haus und Hütten für sein Vieh und nennt den Ort demgemäß. Bis zu diesem Augenblick hatte er in Zelten gewohnt, wie sein Vater und Großvater, und dadurch bekannt, dass er ein Fremder auf der Erde war (s. Heb 11,13).
Auch wir, die im Gegensatz zu den Gläubigen damaliger Tage eine himmlische Berufung haben (s. Heb 3,1), verlieren diese manchmal aus dem Auge und müssen ermahnt werden, nicht auf das zu sinnen, was auf der Erde ist (s. Kol 3,1.2).
Lange scheint Jakob trotz des festen Wohnsitzes nicht in Sukkoth zu bleiben. Er kommt nach Sichem, wo er außerhalb der Stadt ein Feld erwirbt, um dort sein Zelt aufzuschlagen. Warum so nahe an einer Stadt? Ebenso hatte sich einst Lot Sodom genähert, um schließlich dort zu wohnen (s. 1. Mo 13,12).
Wir können nicht alle auf dem Land wohnen, aber wir müssen uns bewusst sein, dass Städte und vor allem Großstädte zwei große Gefahren bergen: Die Anonymität einerseits und die breite Palette der Vergnügungsangebote andererseits.[1]
Neben seinem Zelt errichtet Jakob einen Altar. Der Name des Altars zeigt, dass Jakob damit sein Versprechen einlöst, das er Gott in Bethel gegeben hatte (s. 1. Mo 28, 20.21). Das ist eine gute Sache. Doch der Altar steht am falschen Ort (s. 1. Mo 35,1). Gott wohlgefällige Anbetung setzt Absonderung voraus.
„Und Dina, die Tochter Leas, die sie Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen. Und es sah sie Sichem, der Sohn Hemors, des Hewiters, des Fürsten des Landes, und er nahm sie und lag bei ihr und entehrte sie“ (1. Mo 34,1.2).
Welche Tragik liegt in diesen beiden Sätzen. Wie vielen Töchtern gläubiger Eltern mag es ebenso ergangen sein. Jakob wusste sicher, wie seine Mutter über die Töchter des Landes gedacht hatte, denn sie wollte nicht, dass Jakob eine von ihnen zur Frau nahm (s. 1. Mo 27,46). Und schon Abraham hatte die Sorge, dass es in Kanaan keine Gottesfurcht gab (s. 1. Mo 20,11). Diese Töchter in diesem Land wollte Dina nun sehen und wir lesen nicht, dass Jakob sie warnt!
Und wir? Wir alle beklagen die mangelnde Gottesfurcht in unserem Land. Umso mehr sollten wir dann darauf achten, mit wem unsere Kinder Freundschaften knüpfen.
Jakob, der von der Schandtat erfährt, schweigt erst einmal. Vielleicht ist er sich bewusst, dass er aufgrund der Wahl des Wohnortes eine Mitverantwortung trägt (s. Spr 30,32) und dass vorschnelles Reden und Handeln oft unklug sind (s. Jak 1,19). Wie viel Unheil ist schon durch unbedachtes Reden entstanden.
„Gebt
uns eure Töchter und nehmt euch unsere Töchter; und wohnt bei uns,
und das Land soll vor euch sein: Wohnt und verkehrt darin, und macht
euch darin ansässig“, sagt Hemor zu Jakob (V. 9b.10).
Ein
Eingehen auf diesen Vorschlag wäre – in der Sprache des Neuen
Testaments – Vermischung mit der Welt. Wie mancher Gläubige ist
eine solche Verbindung eingegangen.
Das Ergebnis: Ein, zwei Generationen
später findet man nur noch Welt.
Nicht Jakob antwortet auf den Vorschlag Hemors, sondern seine Söhne. Er lässt sich das Heft aus der Hand nehmen. Bis jetzt hatte Jakob fast immer im Eigenwillen gehandelt. Nun aber, da die bitteren Folgen dieses Handelns einen Höhepunkt erreicht haben und er sich vielleicht seines Versagens bewusst wird, ist er wie gelähmt, trotz der Begegnung mit Gott in Pniel. Wie ganz anders ist es bei Petrus, der auch tief gefallen war, aber nach der Wiederherstellung durch den Herrn kraftvoll handelte.
Die Brüder wünschen, dass die Männer der Stadt sich beschneiden lassen. Lassen wir erst einmal beiseite, dass diese Forderung eine List war und machen eine praktische Anwendung: Wie mancher Gläubige hat sich in einen Ungläubigen verliebt, der sich ein frommes Mäntelchen übergehängt hat, um sein Ziel zu erreichen; der vielleicht die Zusammenkünfte besucht hat und dann „gläubig geredet“ wurde. Nach der Hochzeit kam dann oft das böse Erwachen aus der Selbsttäuschung.
Um Dina für seinen Sohn zu erhalten, hatte Hemor zu Jakob gesagt: „Wohnt bei uns, und das Land soll vor euch sein.“ Um die Männer seiner Stadt zur Beschneidung willig zu machen, hatte er ihnen gesagt: „Ihre Herden und ihr Besitz und all ihr Vieh, werden sie nicht unser sein?“ (V. 23). Stehen wir nicht auch oft in der Gefahr, in einer Sache, je nach Zuhörer, verschieden zu reden, um unseres eigenen Vorteils willen?
Simeon und Levi erschlagen die durch den Wundschmerz der Beschneidung geschwächten Männer, führen Frauen und Kinder gefangen weg und bemächtigen sich des gesamten Besitzes. Wie viel gnädiger ist später das von Gott gegebene Gesetz für einen solchen Fall (s. 2. Mo 22,16-17).
Gottes Wort verbietet uns die persönliche Rache (s. Röm 12,19). Wir sollen nicht für unsere Ehre oder diejenige unserer Familie kämpfen, wohl aber für die Ehre Gottes. Das taten später die Nachkommen Levis, als sie am Horeb zum Schwert griffen (s. 2. Mo 32,26-28).
Jakob sagt zu seinen beiden Söhnen: „Ihr habt mich in Trübsal gebracht, indem ihr mich stinkend macht unter den Bewohnern des Landes.” Aber das ist zu kurz gedacht. Seine Söhne hatten Anlass dazu gegeben, dass der Name des Gottes, dem Jakob in Sichem einen Altar gebaut hatte, unter den Nationen verlästert wurde (s. Röm 2,24). Bedenken wir, dass die ungläubige Welt uns beobachtet und sehr wohl weiß, wie sich ein Christ zu verhalten hat.
Wie schon bei seinen Eltern und bei seinem Schwiegervater Laban lässt Jakob auch in Sichem einen Scherbenhaufen zurück. Aber Gott gibt Jakob nicht auf – und auch dich und mich nicht.
Horst Zielfeld
Fußnoten:
Dieser beiden Gefahren sollten wir uns als Christen immer bewusst sein, gerade auch bei der Nutzung des Internets. Denn dort sind diese Gefahren unabhängig vom Wohnort immer präsent.
"Eine milde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn."
Wenn wir das doch lernen würden: „Gelinde“ zu reagieren, wenn wir uns über die Worte eines anderen ärgern! Unerwartet können wir in eine Situation kommen, wo durchaus eine „milde Antwort den Grimm abwenden“ könnte. Aber – wir reagieren gereizt und ein Wort ergibt das andere …
Das kann im Umgang mit Glaubensgeschwistern vorkommen, aber vor allem im Miteinander als Eheleute. Denken wir daran: Der Feind der Seelen lauert nur darauf, uns unglücklich zu machen, indem wir durch ein kränkendes Wort den Zorn des anderen erregen. Deshalb wollen wir die Ermahnung des weisen Salomo beachten.
Hanna, die Frau Elkanas, ist uns ein Vorbild hinsichtlich einer wirklich „milden“ Reaktion. Mit ihrem Ehemann war sie nach Silo zum Zelt der Zusammenkunft gekommen um das jährliche Opfer zu bringen (s. 1. Sam 1).
Wie niedergeschlagen war sie doch in ihrer Seele: Wie sehr hatte sie sich ein Kind gewünscht, aber der Herr hatte ihren Mutterleib verschlossen (V. 6). In der Seele verbittert, weinte sie und aß nicht (V. 7). Vor dem Herrn betete sie in ihrem Herzen und bat inständig um einen Nachkommen – nicht laut, „nur ihre Lippen bewegten sich“ (V. 13). Dabei beobachtete sie der für die Ordnung im Haus verantwortliche alte Priester Eli – und der hielt sie für eine Betrunkene! In sehr verletzender Weise machte er Hanna den Vorwurf:
„Bis wann willst du dich wie eine Betrunkene gebärden? Tu deinen Wein von dir!“ (V. 14).
Arme Hanna: Für sie war das ein Stich in eine offene Wunde! Ob sie sich nun mit einem verachtenden Blick von Eli abwendet oder gar gekränkt mit heftigen Worten reagiert?
Im Gegenteil! Sie reagiert sehr milde und antwortet: „Nein, mein Herr, eine Frau beschwerten Geistes bin ich; weder Wein noch starkes Getränk habe ich getrunken, sondern ich habe meine Seele vor dem Herrn ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials; denn aus der Fülle meines Kummers und meiner Kränkung habe ich bisher geredet“ (V. 15.16).
Eli beruhigt sich bei solch einer Ansprache sofort und muss erkennen, wie unweise er geredet hat. Er spricht nunmehr Worte des Trostes: „Geh hin in Frieden; und der Gott Israels gewähre deine Bitte, die du von ihm erbeten hast“ (V. 17)!
Der Apostel Petrus war auf Geheiß Gottes in Cäsaräa bei dem Hauptmann Kornelius gewesen und hatte ihm die gute Botschaft des Evangeliums überbracht, und zwar, dass „jeder, der an ihn (den Herrn Jesus) glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“ (Apg 10,43). Das war Balsam für das suchende Herz des Kornelius gewesen: Nicht nur den Juden gilt das Evangelium, sondern auch ihm, einem Mann aus den Nationen. Von Herzen hatte er dem Wort der Wahrheit, dem Evangelium des Heils geglaubt und den Heiligen Geist empfangen.
Welche Freude kehrte in dieses Haus ein und wie groß war auch die Freude für den Apostel, als ein Werkzeug in der Hand seines Meisters benutzt worden zu sein. Davon will er gern den Brüdern in Jerusalem berichten. Aber welch eine Enttäuschung: Seine Brüder „aus der Beschneidung“ sind über sein Tun vielmehr aufgebracht. Sie „stritten … mit ihm“ mit recht „grimmigen“ Worten. Sie hielten ihm vor: „Du bist bei Männern eingekehrt, die Vorhaut haben, und hast mit ihnen gegessen“ (Apg 11,2).
Geben wir diesem Vorwurf noch eine besondere Betonung, dann merken wir, dass jetzt nur noch eine „milde Antwort“ einen aufkommenden Streit unter Brüdern abwenden kann. (Besser hätten die Brüder gefragt: „Lieber Petrus – entschuldige bitte, aber wir verstehen nicht so ganz, warum du zu Menschen eingekehrt bist, die Vorhaut haben. Kannst du uns das bitte erklären?“)
Petrus reagiert weise – der Herr schenkt ihm die rechten Worte als eine „milde Antwort“: Der Reihe nach berichtet er all das, was sich unter der offenbaren Führung des Geistes Gottes im Haus des Kornelius zugetragen hatte. Demütig schließt er seine Ansprache mit den Worten: „Wer war ich, dass ich vermocht hätte, Gott zu wehren“ (V. 17)?
Wie schön als Ergebnis der Besprechung zu lesen: „Als sie (die Brüder) aber dies gehört hatten, beruhigten sie sich und verherrlichten Gott und sagten: Also hat Gott auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben“ (V. 18). So war dem Feind durch eine milde Antwort gewehrt und der Herr vielmehr verherrlicht worden.
Jens hat einen langen und anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Er fährt seinen Wagen in die Garage und betritt die Wohnung. Sein Kopf ist noch nicht frei: Da war die ergebnislose Besprechung, die scharfe Reaktion eines Kunden, die Arbeit ging heute einfach nicht gut „von der Hand“. Da kommt seine Frau Birte aus der Küche. Jens ist immer noch ganz in Gedanken und grüßt nicht so freundlich, wie sie es sonst gewohnt ist.
Nun kommt es auf ihre Reaktion an! Kann sie sich einfühlsam in die Situation ihres Mannes versetzen oder nicht?
Wenn nicht, wird Birte denken: Was hat er denn heute? Ich habe ihm doch nichts getan! Ich plage mich den ganzen Tag für ihn – und was macht er für ein Gesicht? Und dann schmollt sie und macht ihm Vorhaltungen.
Wie schnell gibt dann ein Wort das andere! Sie sagt: „Das hätte ich nicht gedacht, dass du so zu mir sein könntest!“ Und er antwortet: „Du bist doch auch kein Engel!“
Hätte eine „milde Antwort“ die Situation nicht sofort beruhigt? Er: „Liebling – verzeih mir, aber ich hatte solch einen Ärger“. Oder Sie: „Schatz – jetzt wollen wir uns mal nicht mehr ärgern, sondern erst einmal gemütlich zu Abend essen. Und wenn wir nachher zusammen beten, sagen wir alles dem Herrn: Er kann helfen!“
Wir merken, wie wichtig es ist, den Rat aus Sprüche 15,1 zu beachten! Wollen wir uns darin nicht mehr und mehr üben? Wenn es nicht immer gelungen ist – und wer müsste das nicht bekennen –, was hindert uns, es ab heute mit Gottes Hilfe besser zu machen?
Friedhelm Müller
"Der Anfang eines Zankes ist wie die Entfesselung von Wasser; so lass den Streit, ehe er heftig wird."
Vergebung ist ein äußerst wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens von Menschen. An vielen Stellen fordert uns Gottes Wort auf, zu vergeben. Wie viel Schaden hätte in Ehen, in Familien oder in Versammlungen vermieden werden können, wenn diese Bibelstellen beachtet worden wären. Als solche, denen von Gott so viel vergeben worden ist, wollen wir uns einige Aspekte von Vergebung ins Gedächtnis rufen und uns neu zu wahrer Vergebung anspornen!
Wenn jemand gegen mich gesündigt hat, dann fordert Gottes Wort mich auf, bedingungslos zu vergeben. Dabei geht es um mehr als „nur“ um Vergebungsbereitschaft. Ich soll nicht nur bereit sein, zu vergeben. Nein, in meinem Herzen soll ich vergeben und zwar ehrlich, vollständig und sofort. Nicht immer gelingt mir das, denn mein Stolz ist verletzt und meine alte Natur lehnt sich dagegen auf. Aber Gott möchte es so!
„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“
Viele Sünden, die ich selbst in meinem Leben getan habe, sind mir gar nicht bewusst oder ich habe sie längst vergessen. Weit entfernt bin ich davon, jede Sünde bekannt zu haben. Und doch hat Gott mir in Christus vergeben. Wie dankbar darf ich dafür sein. Und deshalb stehe ich in der Pflicht, genauso zu vergeben!
Die andere Seite ist die, dass derjenige, der gesündigt hat, nur dann Vergebung erfahren kann, wenn er die Sünde bekennt. Das ist keine Einschränkung für den Punkt, über den wir zuerst nachgedacht haben. Es ist eben die andere Seite der Sache.
Jede Sünde, die mir bewusst wird, muss ich bekennen. Nur dann komme ich in den Genuss der Vergebung, nur dann werde ich wirklich frei.
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“
„Bekennt nun einander die Sünden“
Nehmen wir die beiden Punkte, die wir bisher angeschaut haben, zusammen, dann bleibt zu ergänzen, dass Vergebung auch ausgesprochen werden soll, sobald ein Bekenntnis erfolgt ist. Das, was ich in meinem Herzen längst getan habe – vollständig vergeben –, soll ich dann auch aussprechen.
Niemals sollte das mit Bedingungen oder Einschränkungen verbunden werden. Auch Bewährung sollte nicht vor dem Zusprechen der Vergebung abgewartet werden.
Gott hat uns Vergebung zugesprochen, als wir unsere Sünden bekannten.
„Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben“ (Lk 7,48).
Mit welcher Freude wird die Frau nach Hause gegangen sein, nachdem sie die Zusicherung des Herrn Jesus gehört hat!
„Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“
Mit großer Dankbarkeit und Freude lesen wir diesen Vers. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Bibelstellen, die deutlich machen, dass Gott unsere Sünden nie mehr hervorholen wird, um sie in irgendeiner Weise gegen uns zu verwenden.
Genau so sollen wir es auch tun. Das, was gottgemäß geordnet ist, soll nie wieder hervorgeholt werden. Und wenn es uns doch noch einmal in den Sinn kommt, dann sollen wir es sofort wieder wegtun. Wir erinnern uns daran, dass es vergeben ist, und bitten Gott, uns dabei zu helfen, es da zu lassen, wo es hingehört – hinter dem Rücken, wo man nicht mehr hinschaut (s. Jes 38,17b). Tun wir es nicht, sind wir Gott ungehorsam und machen uns schuldig!
So wie Gott uns niemals abweist, wenn wir mit einem Bekenntnis zu Ihm kommen, so sollen auch wir immer wieder vergeben. Auf die Frage von Petrus antwortet der Herr Jesus in diesem Zusammenhang, dass man seinem Bruder nicht nur siebenmal vergeben soll, sondern siebzig mal sieben (s. Mt 18,22). Das meint nicht, dass irgendwann einmal Schluss damit sein soll. Nein – wir sollen immer wieder vergeben.
Vielleicht denkst du, dass irgendwann doch einmal das Maß voll ist. Dann denke daran, wie gut es ist, dass das bei unserem Gott niemals der Fall ist. Dann fällt es uns leichter, auch weiterhin zu vergeben.
Wenn wir nicht vergeben, dann sind wir nicht in Übereinstimmung mit Gott. Wir sind Gott nicht gehorsam. Das kann Gott nicht so stehen lassen. Er wird mit uns handeln müssen in seinen Erziehungs- und Regierungswegen, damit wir wieder in Übereinstimmung mit Ihm kommen. In diesem Sinn ist Matthäus 6,14.15 zu verstehen:
„Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebt, wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben.“
Es geht in diesem Vers nicht um die Vergebung in Verbindung mit dem ewigen Heil. Darin dürfen wir uns auf Gottes Zusage stützen: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Röm 8,1). Aber es geht um die Regierungswege Gottes, um sein Handeln mit uns auf dieser Erde und in dieser Zeit. Und da können wir keine Barmherzigkeit erwarten, wenn wir nicht barmherzig sind (s. Jak 2,13)!
In Markus 11,25 wird das Vergeben neben den Glauben als Bedingung für Gebetserhörungen gestellt: „Und wenn ihr dasteht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt.“
Nur dann, wenn ich vergebe, bin ich in Übereinstimmung mit Gott. Nur dann werde ich die Bitte haben, die Gott erhören kann. Nur dann kann ich in echtem Glaubensvertrauen beten. Wenn ich in meinem Herzen nicht vergebe, dann kann ich keine ungestörte Gemeinschaft mit Gott haben und gar kein echtes Gebetsleben führen. Deshalb ist es so wichtig, wirklich zu vergeben.
Eigentlich sind diese Aufforderungen in Gottes Wort sehr einfach zu verstehen. Und das neue Leben in uns will gerne genau so handeln! Warum fällt es uns dann oft so schwer, gehorsam zu sein? Warum entsteht durch den Ungehorsam im Blick auf das Vergeben so viel Schaden? Es sind unser Stolz und Hochmut, die uns im Weg stehen. Demütigen wir uns vor Gott und bitten Ihn um Vergebung für unser Versagen im Vergeben!
Christian Rosenthal
Als Eva von der Schlange verführt worden war, von der verbotenen Frucht gegessen und auch Adam davon gegeben hatte, wurden die Augen von Adam und Eva aufgetan und sie erkannten, dass sie nackt waren. Darauf folgte eine Reaktion in drei Schritten, die für uns sehr lehrreich ist, weil wir in Gefahr stehen, uns nach einem Fehlverhalten, einer unangemessenen Reaktion, also einer Sünde, ähnlich zu verhalten.
Adam und Eva versuchten, ihre Nacktheit zu bedecken, indem sie sich aus Feigenblättern Schurze machten. Die Nacktheit an sich war keine Sünde. Im Garten Eden, in dem die ersten Menschen in Unschuld lebten, konnten sie so sein, wie Gott sie geschaffen hatte. Gott würde sie später bekleiden und von diesem Moment an sollte der nun sündige Mensch anständig bekleidet sein.
Durch die Sünde des Ungehorsams erkannten Adam und Eva, dass sie nackt waren. Diese Nacktheit wollten sie mit den Feigenblättern verstecken. Sie versuchten, sie zu vertuschen.
Hat nicht auch David ähnlich reagiert, als er in der Sache mit Bathseba gesündigt hatte? Ihre Schwangerschaft war nicht zu verbergen, doch er versuchte, seine Sünde zu verbergen, indem er Urija aus dem Krieg kommen ließ (s. 2. Sam 11).
Und wie war es mit Saul, als er das Gebot Gottes übertreten hatte? Er sagte zu Samuel: „Ich habe gesündigt! Nun ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel“ (s. 1. Sam 15,30). Ehre mich doch – das sind Feigenblätter.
Als Adam und Eva dann die Stimme Gottes im Garten hörten, versteckten sie sich. Doch Gott kann man nichts vormachen, vor Ihm haben Feigenblätter keinen Bestand. Vor Menschen mag es zuweilen möglich sein, Dinge zu vertuschen, nicht aber vor Gott.
Zahlreiche Menschen haben versucht, durch Flucht vor Gott den Folgen ihres Handelns zu entkommen. Vergeblich! Jakob ist dafür ein anschauliches Beispiel. Nachdem er seinen Vater Isaak betrogen hatte und sich durch Esau bedroht sah, floh er.[1] Es folgte eine Zeit ohne Gemeinschaft mit Gott – aber gleichzeitig eine Zeit der Erziehung durch Gott.
Auch in der Zeit der Gnade gilt der Grundsatz: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7). Wir sind verantwortlich für unser Tun und müssen auch die Folgen tragen. In seiner Gnade kann Gott diese Folgen in einzelnen Fällen wegnehmen oder mildern, das ändert aber nichts an dieser grundsätzlichen Tatsache!
Dann konfrontiert Gott Adam mit seiner Übertretung. Er fragt: „Hast du gegessen von dem Baum?“ (1. Mo 3,11). Adam sagt nicht: „Ja, das habe ich“. Nein, er möchte noch immer seine Ehre retten. Und wie erbärmlich ist seine Ausrede: „Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß” (1. Mo 3,12). Alle sind schuld: Die Frau und sogar Gott, der die Frau gegeben hat. Nur Adam selbst möchte keine Schuld haben.
Eva reagiert auf dieselbe Weise: „Die Schlange betrog mich, und ich aß“ (1. Mo 3,13). „Die Schlange ist schuld, sie betrog mich“.
Von Natur aus sind wir Kinder Adams und können dieses Verhalten auch in unserem Leben entdecken. Aber das ist keine Lösung. Wie viele Diskussionen, wie viel Streit, wie viele Verletzungen wären schon vermieden worden, wenn die Verantwortung für Fehler und Sünden einfach übernommen worden wäre, verbunden mit Buße und Bekenntnis.
Wenn in unseren Familien die Eltern gelernt haben, die Verantwortung für ihr eigenes Fehlverhalten zu übernehmen, dann führt das zu erhöhter Aufmerksamkeit im Blick auf das weitere Verhalten der Eltern und der Kinder. Es ist sehr demütigend für Eltern, ihren Kindern gegenüber Fehler und Sünden bekennen zu müssen. Aber es ist auch heilsam, nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Kinder. Die Bereitschaft der Eltern, eigene Fehler einzugestehen und dafür um Entschuldigung zu bitten, wird das Ansehen und die Autorität der Eltern bei den Kindern stärken.
Auch für ein gutes und vertrauensvolles Miteinander als Eheleute ist es unabdingbar, Fehler einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen. Vertuschen, verstecken oder gar den Fehler beim Ehepartner zu suchen, zerstört das Vertrauen und hat zersetzende Wirkungen. Offenheit, Selbstgericht, Bekenntnis und Demut hingegen sind ein guter Nährboden für ein gedeihliches Eheleben.
Im Hinblick auf unsere Kinder ist es gut, sie anzuleiten, die Verantwortung für ihre Fehler, Ungezogenheiten, Streiche usw. zu übernehmen. Dabei sollten wir sie dem Alter entsprechend auch unterstützen und ggf. begleiten, wenn z.B. eine Entschuldigung beim Nachbarn nötig ist (da sind besonders die Väter angesprochen). Sprüche 22,6 sagt: „Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend, und er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“
Lasst uns auch bei der Wahl der Strafe darauf achten, dass sie angemessen und nicht überzogen ist. Furcht vor Strafe fördert nämlich gerade die drei genannten Punkte.
All das ist in der Umsetzung nicht einfach und wir brauchen dazu Weisheit und Gottes Hilfe.
„Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 1,5).
Hartmut Frisch
Fußnoten:
In 1. Mose 28,11 ist zu lesen, dass die Sonne unterging. Das war zu Beginn der Flucht. Als Jakob dann Jahre später zurückkehrt und in Pniel mit Gott gerungen hatte, geht ihm die Sonne wieder auf (1. Mo 32,31). Die ganze Zeit seiner Flucht war es dunkel in seinem Leben.
Jede Ehe ist einmalig, auch die des Ehepaares in Sunem. Trotzdem können wir alle von diesem Ehepaar lernen. Dazu werden in diesem Artikel immer einzelne Punkte aus dem Bibeltext vorgestellt und kurz kommentiert. Dann sollen sich die Ehepartner, der Ehemann und die Ehefrau, Fragen stellen (lassen). Der Mann soll nicht seiner Frau die für sie bestimmten Fragen vorlesen, noch die Frau ihrem Mann die ihn betreffenden Fragen.
Im Folgenden sind die Fragen für den Mann mit "m" und für die Frau mit "w" gekennzeichnet.
Die Frau scheint die Bekanntere zu sein, auf jeden Fall aber die Aktivere, wie es wohl auch Priszilla in ihrer Ehe gewesen ist, denn oft steht ihr Name vor dem ihres Mannes. Es gibt solche Ehen und sie können trotzdem glücklich sein, wenn einige Dinge beachtet werden.
Die Frau hat an dem Reden und Verhalten Elisas erkannt, dass er ein Mann Gottes war (s. 1. Joh 4,6). Sie genießt die geistliche Gemeinschaft mit dem Mann Gottes und möchte mehr davon. Ihr Ehemann geht auf den Wunsch seiner Frau ein und das Obergemach wird gebaut.
Als Elisa die Frau fragt, ob er sich beim König oder Heerobersten für sie verwenden soll, antwortet sie: „Ich wohne inmitten meines Volkes“ (2. Kön 4,13).
Sie will sich nicht durch die Bekanntschaft mit Elisa und dessen Beziehungen Vorteile verschaffen.
Sie ist mit ihrer sozialen Stellung zufrieden.
Dass der Mann, wie Boas, die Arbeit seiner Schnitter überwacht, ist normal.
Während Boas sich aber Zeit für Ruth nahm, kümmert der Mann sich noch nicht einmal um sein Kind, das vor Schwäche nicht mehr laufen kann.
Die Mutter ist für ihr Kind da und vermittelt ihm Geborgenheit. Sie hat Hoffnung über den Tod hinaus. Sie kennt Den, der helfen kann. In der Hoffnung, dass der Knabe zum Leben erweckt wird, will sie vielleicht ihren Mann nicht mit der Todesnachricht beunruhigen.
Heute würde man diesen Mann einen Sonntagschristen nennen. Die Frau verhält sich weise, wenn sie ihrem Mann seine Ungeistlichkeit nicht vorhält. Obwohl der Mann seine Frau nicht versteht und auf Tier und Diener schlecht verzichten kann, erfüllt er den Wunsch seiner Frau.
Die Liste der Fragen ließe sich sicher noch erweitern, aber ist sie nicht schon ausreichend lang?
Wie oft trifft bei mir das „oder“ in den Fragen zu?
Sollte es nicht bei diesen Fragen meine Bitte sein: „Herr hilf mir, dass das „oder“ verschwindet“?
Horst Zielfeld
Lieber Leser,
wenn es dir ähnlich wie mir geht, hast du dir anhand des Inhaltsverzeichnisses als erstes einen Überblick über die Themen in diesem Heft verschafft. Vielleicht ist dir dabei auch aufgefallen, dass es diesmal häufig um „Schuld, Streit, Vergebung“ geht.
Ich wünsche, dass keiner von uns im Moment im Streit mit irgendjemandem lebt oder jemandem nicht vergeben will. Dennoch (oder gerade dann, wenn ein solcher Zustand da ist) ist es wichtig, zu erforschen, was die Bibel zu dieser Thematik sagt. Denn wie schnell kommt es bei uns zu einem negativen Gedanken oder einem schlechten Wort gegen unsere Mitmenschen, aus denen dann schnell ein Streit werden kann. Gelegenheiten dazu bietet der Teufel uns oft: Meinem Ehepartner, meinen Kindern oder meinen Mitgeschwistern gegenüber, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im Straßenverkehr. Man könnte noch viele andere Situationen aus dem Alltag anführen.
Doch Gottes Wort gibt uns klare Anweisungen und Vorbilder. Ich denke zum Beispiel an einen Vers aus dem Galaterbrief:
„Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens“
Fällt es uns nicht oft schwer, dieser eindeutigen Aufforderung nachzukommen? Ich muss bekennen, leider häufiger solche Gelegenheiten nicht genutzt oder gar das Gegenteil getan zu haben.
Aber diese Zeilen sollen dich nicht mutlos machen oder eine Bevormundung sein, sondern im Gegenteil uns dazu anspornen, unser persönliches Leben täglich neu nach Gottes Wort auszurichten. Ist dabei nicht das Hauptziel, unserem Herrn Jesus aus Liebe zu gefallen? Er hat uns das Verhalten im Miteinander auf der Erde perfekt – wie kein anderer – vorgelebt.
So sollen die folgenden Artikel Hilfe, Ermunterung und Ansporn im persönlichen und gemeinsamen Glaubensleben geben, mit dem Ziel, Ihm ähnlicher zu werden.
Nun wünsche ich dir des Herrn Jesus Segen beim Lesen der vorliegenden Lektüre.
Benjamin Hof