Während seiner zweiten Missionsreise war Paulus nach Thessalonich gekommen. Obwohl er nur etwa drei Wochen dort bleiben konnte, entwickelte sich eine enge Vertrauensbeziehung zu denen, die in dieser Stadt zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen waren. Paulus verkündigte ihnen nicht nur das Evangelium, sondern ließ die Glaubenden auch teilhaben an seinem persönlichen Leben (s. 1. Thes 2,8). Er beschreibt sein Wirken in Thessalonich und benutzt dabei sowohl den Vergleich mit einer Mutter als auch zu einem Vater, die sich um ihre eigenen Kinder kümmern. Darin finden wir wertvolle Anregungen für unser Verhalten als Mütter und Väter.
Paulus schreibt, dass die Thessalonicher ihm lieb geworden waren. Die Liebe prägte ihre Beziehung zueinander. Das scheint für die Beziehung von Eltern zu ihren Kindern selbstverständlich zu sein, aber das ist es längst nicht mehr.
Es ist ein Kennzeichen der Zeit, in der wir leben, dass die Menschen ohne natürliche Liebe sind (s. Röm 1,31). Das zeigt sich auch in den Beziehungen innerhalb der Familie. Die Liebe zum eigenen Ich führt oft dazu, dass die Liebe zu den Kindern verloren geht. Die Folge ist, dass für den eigenen Vorteil in Kauf genommen wird, dass Kinder Schaden leiden.
Schaffen wir in unseren Familien eine Atmosphäre der Liebe, in der Vertrauen zueinander bestehen kann! Wenn wir mit dem Herrn Jesus leben, dann haben wir alle Voraussetzungen dafür, dass es so sein kann.
Der Schöpfer hat eine natürliche Liebe zwischen Eltern und Kindern in seine Geschöpfe gelegt. Das ist ein großes Geschenk! Leben wir in Übereinstimmung mit dem Schöpfer und seinen Gedanken, dann wird diese Liebe erhalten bleiben.
Zudem haben wir das neue Leben und den Heiligen Geist als die Kraft dieses Lebens. Deshalb können wir in echter Liebe zueinander leben. Dass diese Liebe in der Familie der Liebe zu Gott untergeordnet ist, die sich im Gehorsam seinem Wort gegenüber zeigt, wollen wir nicht vergessen. Der Gehorsam Gott gegenüber bildet die „Leitplanken“ für die Liebe in den natürlichen Beziehungen.
Das Vertrauen zueinander wird dann nicht ausbleiben. Es erfordert einerseits einen Einsatz von uns Eltern. Wir müssen unseren Kindern Vertrauen entgegenbringen. So hat Paulus auch die Thessalonicher an seinem persönlichen Leben teilhaben lassen. Normalerweise werden die Kinder das geschenkte Vertrauen mit einem entsprechenden Verhalten belohnen. Das hatten die Thessalonicher getan, indem sie die Botschaft von Paulus gerne angenommen hatten (s. 1. Thes 2,13). Als Eltern dürfen wir unsere Kinder zu einem solchen Verhalten anspornen.
Liebe und Vertrauen – das sind zwei wichtige Merkmale in unseren Familien. Das lässt unsere Kinder auch dann, wenn sie älter werden, gerne zu uns kommen und ihre Fragen und Erlebnisse mit uns teilen. Dann haben wir Gelegenheit, ihnen mit einem guten Rat aus Gottes Wort zu Hilfe zu kommen.
Die Tätigkeiten, die Paulus im Vergleich mit einer Mutter[1] herausstellt, sind das Nähren und das Pflegen der Kinder.
Beim Nähren geht es zunächst um die Nahrung für das natürliche Leben und wir verstehen gut, dass es – besonders in der ersten Zeit – als die Aufgabe der Mutter vorgestellt wird. Sie ist in der Lage, dem Kind die notwendige Muttermilch zu geben und es zu nähren.
Beim Pflegen geht es darum, die Wärme und Liebe zu geben, die das Kind für eine gute Entwicklung benötigt. Das Wort kommt noch einmal in Epheser 5,29 vor.
„Beim Pflegen geht es darum, die Wärme und Liebe zu geben, die das Kind für eine gute Entwicklung benötigt.“
Dort wird gesagt, dass jeder sich selbst nährt und pflegt.[2]
Genau so sollen die Männer ihre Frauen lieben, nähren und pflegen wie ihr eigenes Fleisch. Und es ist ein Merkmal der Liebe des Christus zu seiner Versammlung, dass Er sie nährt und pflegt, wie Er sie auch reinigt und heiligt.
Beim Nähren geht es also mehr um die Bedürfnisse, die gestillt werden. Bei der Pflege geht es mehr um das, was über die direkten Bedürfnisse hinaus zum Wohl des Kindes gegeben wird.
Besonders die Mütter kennen aufgrund der Nähe, die sie zu den Kindern haben, deren Bedürfnisse und das, was ihnen gut tut. Dem zu begegnen ist eine Aufgabe, die viel Kraft und Aufopferung erfordert. Als Ehemänner wollen wir eine hohe Wertschätzung für diese Aufgabe unserer Frauen haben, die sich oft bis an ihre Grenzen aufopfern.
Wir wollen unsere Frauen dabei in der richtigen Art und Weise und mit dem nötigen Einsatz unterstützen! Als Mütter wollen wir die Schönheit und Wichtigkeit dieser Aufgabe erkennen und ihr nicht ausweichen oder sie an Einrichtungen oder fremde Personen delegieren, um Zeit für andere Dinge zu haben.[3]
Wenn die Kinder älter werden, ist es manchmal nicht so einfach, ihre wirklichen Bedürfnisse zu erkennen. Dann brauchen wir Zeit und das nötige Interesse für die Situation der Kinder. Gott wird uns dabei zu Hilfe kommen, die Bedürfnisse zu erkennen und ihnen in der richtigen Weise zu begegnen.
Die nährende Frau, die ihre Kinder pflegt, ist zart.
Paulus benutzt dieses Wort hier in einem Gegensatz: Statt den Thessalonichern zur Last zu fallen, das heißt, ihre materielle Hilfe in Anspruch zu nehmen, war er zart gewesen. Er hatte seine Autorität als Apostel nicht dazu missbraucht, von den Thessalonichern etwas für sich selbst zu verlangen. Im Gegenteil! Er hatte Tag und Nacht gearbeitet, um seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen und das Evangelium kostenfrei zu machen.
Zart sein bedeutet in diesem Zusammenhang also, nichts für sich selbst zu suchen, sondern in gebender Liebe tätig zu sein, um nicht zu einer Last für diejenigen zu sein, denen man dienen möchte. In diesem Sinn schreibt Paulus auch an die Korinther, dass die Eltern Schätze sammeln sollen für ihre Kinder und nicht umgekehrt (s. 2. Kor 12,14).
Die Erziehung der Kinder ist eine Aufgabe, die viel Selbstaufgabe erfordert und bei der wir als Eltern nicht verlangen dürfen, etwas zurück zu bekommen. Wir selbst haben von unseren eigenen Eltern viel empfangen und stehen jetzt in der Verantwortung, zart zu sein, also gerne zu geben und nichts zu verlangen.
Als Eltern haben wir von Gott gegebene Autorität und diese müssen wir unbedingt einsetzen, um die Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen. Aber wir sollten unsere Autorität nicht dazu missbrauchen, von den Kindern etwas zu verlangen, das nur unserem eigenen Nutzen dient. Niemals dürfen Kinder zur Befriedigung der Bedürfnisse der Eltern „missbraucht“ werden.
Dabei vergessen wir nicht, dass wir unseren Kindern nicht jeden Stein aus dem Weg räumen können und dass wir sie mit zunehmendem Alter auch zur Übernahme von Verantwortung erziehen müssen.
Und noch eins ist im Zusammenhang mit der Zartheit wichtig. Weil diese Zartheit besonders das Merkmal der Mütter ist, müssen wir als Väter unseren Frauen die nötige Unterstützung geben. Das ist unbedingt wichtig, damit es ein Gleichgewicht in der Erziehung der Kinder gibt und damit die Mütter nicht überfordert werden.
Wie ein Vater seine eigenen Kinder, hatte Paulus die Thessalonicher ermahnt. Das Wort bedeutet, jemanden zur Seite zu nehmen und zu ihm zu sprechen. Es wird sowohl mit ermahnen, als auch mit ermuntern oder mit trösten übersetzt.
Das ist eine wichtige Aufgabe für Väter im Blick auf ihre eigenen Kinder. Wir müssen uns Zeit dafür nehmen, in Ruhe mit den Kindern reden zu können. Dabei müssen wir sie ermahnen, sie aber auch zu richtigem Verhalten ermutigen.
Weiterhin hatte Paulus getröstet. Auch wenn das Wort ermahnen im entsprechenden Zusammenhang ebenso trösten bedeuten kann, wird doch gesondert noch auf das Trösten hingewiesen. Das macht klar, dass dem Trösten eine besondere Bedeutung zukommt.
Zweimal kommt dieses Wort in Johannes 11 vor (V. 19.31). Dort nahmen die Juden Anteil an der Trauer von Maria und Martha und trösteten sie durch ihren Besuch und ihre Anteilnahme.
Unsere Kinder brauchen bei allem, was sie in einer Welt erleben, die Gott feindlich gegenüber steht, den Trost der Väter. Sie brauchen eine „starke Schulter“, an die sie sich lehnen können. Sie brauchen uns und unsere Anteilnahme an ihren Erlebnissen – sie brauchen Trost.
Dann hatte Paulus auch etwas bezeugt. Das ist ein klares und verbindliches Mitteilen von wichtigen Dingen. Auch das müssen wir als Väter gegenüber unseren Kindern tun.
Unverbindliche Ideen oder Meinungen helfen unseren Kindern nicht weiter. Sie brauchen ein klares und verbindliches Mitteilen der Gedanken Gottes. Wir müssen ihnen mit der nötigen Deutlichkeit vorstellen – begründet und erklärt aus der Bibel, dem Wort Gottes – was es heißt, würdig des Gottes zu leben, der uns berufen hat.
Es sind bedauernswerte Kinder, die keine Väter haben, die das in der nötigen Liebe und Klarheit tun. Je mehr die uns umgebende Welt sich von Gott und seinen Gedanken entfernt, desto wichtiger ist dieses Bezeugen. Es erfordert Geduld, aber es lohnt sich! Gottes Wort wird auch auf unsere Kinder eine positive Wirkung haben. Nur müssen wir es ihnen immer wieder deutlich vorstellen.
„Gottes Wort wird auch auf unsere Kinder eine positive Wirkung haben.“
Wenn Paulus von seinem Wirken bei den Thessalonichern schreibt, dann vergleicht er die Art und Weise, in der er ihnen gedient hat, mit der Art und Weise eines Vaters, in der er mit seinen eigenen Kindern umgeht.
Wir fragen uns vielleicht, was dieser Vergleich deutlich machen soll. Ist es nicht die Liebe des Vaters zu seinen Kindern, die gezeigt werden soll? War das nicht ein herausragendes Merkmal der Beziehung zwischen Abraham und Isaak? Er sollte seinen einzigen Sohn, den er lieb hatte, opfern. Und war es nicht auch das Merkmal der Beziehung zwischen Jakob und Joseph? Jakob liebte Joseph!
In einer väterlichen Liebe war Paulus den Thessalonichern begegnet und wir als Väter sollen unseren Kindern in Liebe begegnen. Nicht von ungefähr werden die Väter ermahnt, die Kinder nicht zum Zorn zu reizen.
Das ist eine Gefahr bei uns Vätern! Wir haben von Gott gegebene Autorität und müssen diese auch einsetzen, um unsere Kinder aufzuziehen in der Zucht und Ermahnung des Herrn. Aber wir müssen es in Liebe tun! Auch dann, wenn die Aufgabe der Erziehung einmal schwierig ist.
Gott wird gerne seinen Segen dazu geben, wie Er es auch zu den Bemühungen von Paulus in Thessalonich getan hat.
Christian Rosenthal
Fußnoten:
Auch wenn Paulus in 1. Thessalonicher 2,7 von einer nährenden „Frau“ schreibt, so ist doch ganz klar, dass er an die Mutter denkt. Denn es geht um die Pflege der eigenen Kinder und nicht von fremden Kindern.
Das wird als eine ganz natürliche Sache bei einem gesunden Menschen vorgestellt, nicht in übertriebener Selbstsucht, sondern als normale Handlungsweise der Erhaltung des natürlichen Lebens.
Das bedeutet nicht, dass man in besonderen Situationen wie Krankheit oder Erschöpfung gute Hilfe ablehnen sollte. Dankbar dürfen wir entsprechende Möglichkeiten nutzen, wenn die Situation es erfordert.
„Und der Mensch sagte: Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß. Und Gott der Herr sprach zu der Frau: Was hast du da getan! Und die Frau sagte: Die Schlange betrog mich, und ich aß“
Die Menschheitsgeschichte stand noch ganz an ihrem Anfang. Gott hatte alles wunderbar geschaffen, es gab beste Bedingungen für den Menschen, um in dem Garten Gottes zu leben und die Gemeinschaft mit Gott zu genießen. Nur ein Gebot hatte das erste Menschenpaar zu beachten: Sie sollten nicht von der Frucht des „Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen“ essen (1. Mo 2,17). Von allen anderen Bäumen in Gottes genialer Schöpfung durften Adam und Eva nach Belieben genießen.
Auf die Frage Gottes an Adam: „Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist?“(1. Mo 3,11), geht Adam gar nicht ein. In seiner Antwort an Gott will er nur klarmachen, dass er nicht schuld an der Sache ist. Wenn jemanden Schuld trifft, dann seine Frau. Aber Adam geht noch weiter – auch Gott ist aus seiner Sicht schuld an der Misere, denn Er hatte ihm ja schließlich Eva zur Frau gegeben.
Anstatt den Fehler einzugestehen und vor Gott ein gründliches Bekenntnis abzulegen, schiebt Adam die Verantwortung von sich. War diese Frau, die Gott ihm gegeben hatte, nicht ein Grund tiefer Freude und Dankbarkeit für ihn gewesen? Offensichtlich hatte Adam ganz vergessen, dass Eva von Gott speziell für Ihn geschaffen worden war. Eva war ein perfektes Gegenüber für Adam (s. 1. Mo 2,20-23).
Dann wendet sich Gott an Eva: „Washast du da getan!“ (1. Mo 3,13). Wird Eva ihre Schuld einsehen oder reagiert sie wie ihr Mann? Kaum zu glauben und doch unserem Verhalten oft so ähnlich – auch sie versucht, die Schuld von sich wegzuschieben, indem sie der Schlange die Schuld zuschiebt.
Im weiteren Verlauf des Geschehens geht Gott gar nicht weiter auf die Argumente von Adam und Eva ein, sondern zeigt ihnen die dramatischen Folgen des „Sündenfalls“ auf.
Wie oft haben wir schon die Schuld bei anderen gesucht? Wie oft haben wir Gott schon die Schuld an unserem eigenen Versagen gegeben?Warum fällt es uns nur so schwer, Fehler einzugestehen und Schuld zuzugeben?
In der Familie schieben sich die Kinder meist gegenseitig die „Schuld in die Schuhe“ und als Eheleute sind wir oft auch nicht besser. Wie kann es sein, dass wir tagelang Unstimmigkeiten und Streit in der Ehe einem klaren und eindeutigen Bekenntnis unserer Sünde vorziehen? Ich möchte es nicht gewesen sein, für die Schuld muss ein anderer her. Schuld sind mein Ehepartner, meine Kinder, meine Arbeitskollegen, die Umstände, die Zeit, meine Gesundheit oder vielleicht sogar Gott!
Gott möchte, dass wir lernen, Schuld einzugestehen und ein klares Bekenntnis abzulegen. Wir sollen lernen, die Sachen beim Namen zu nennen, in denen wir schuldig geworden sind. Rumdrucksen und das Erfinden schlauer Ausreden wird unsere Gewissen niemals entlasten.
„Das Erfinden schlauer Ausreden wird unsere Gewissen niemals entlasten.“
Wenn wir gesündigt haben, dann sollten wir nicht von unserer „Schwachheit“ oder unserem „Versagen“ sprechen, sondern die Sache vor Gott und den Menschen so bezeichnen, wie sie ist. Sünde bleibt Sünde. Nachdem David sich mit Bathseba versündigt hatte (s. 2. Sam 11), spricht er in Psalm 51,6 sehr klare Worte aus: „Gegen dich, gegendich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt wirst, wenn du redest, für rein befunden, wenn du richtest.“ In seinem Bekenntnis ist David für uns ein Vorbild im Umgang mit persönlicher Schuld.
Es gibt auch gemeinsame Schuld – Nehemia, Esra und zum Beispiel auch Daniel sprechen von einer gemeinsamen Schuld des Volkes Gottes. Das Volk Gottes hatte gesündigt und sich von Gott ab- und den Götzen zugewandt. Die Folgen lagen auf der Hand – Gott führte sein Volk in eine harte und langjährige Gefangenschaft nach Babylon. Aber wie gingen diese Männer Gottes mit der Schuld des Volkes um? Sie waren ja persönlich im Großen und Ganzen frei von dieser Schuld.
Nehemia betet in Nehemia 1,6: „Lass doch dein Ohr aufmerksam und deine Augen offen sein, dass du hörest auf das Gebet deines Knechtes, das ich heute, Tag und Nacht, für die Kinder Israel, deine Knechte, vor dir bete, und wie ich die Sünden der Kinder Israel bekenne, die wir gegen dich begangen haben! Auch wir, ich und meines Vaters Haus, haben gesündigt.“
Auch heute gibt es so viel Versagen in der Versammlung Gottes. Aber nicht „nur“ Versagen – in unserem Zeugnis als Licht vor der Welt und in dem Auftrag, die „Einheit des Geistes zu bewahren“ (Eph 4,3), haben wir gesündigt. Die Christenheit gleicht einem „Trümmerhaufen“, ist zersplittert, uneins und von vielen falschen Lehren durchsetzt. Was bewirkt das bei uns, bei dir und mir? Wie gehen wir damit um?
Zeigen wir, wie damals Adam und Eva, mit dem Finger auf „die anderen“ oder sogar auf Gott, der das alles zugelassen hat?
Gott, der Herr, möchte uns dahin bringen, dass auch wir betend sagen können: „Auch wir, ich und meines Vaters Haus, haben gesündigt.“
Zum Schluss wenden wir den Blick noch auf unseren Herrn und Heiland. Er war völlig anders. Er selbst hatte keinerlei Schuld, Er war der Heilige und der Reine. Doch was hat Er getan? „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg; und der Herr hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit“ (Jes 53, 5.6).
Als der Herr Jesus am Kreuz auf Golgatha litt und starb, hat Er fremde Schuld auf sich genommen und zu seiner eigenen Schuld gemacht. In einem prophetischen Wort klagt Christus: „Denn Übel bis zur Unzahl haben mich umgeben, meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen“ (Ps 40,13).
Er wurde von Gott wegen deiner und meiner Schuld gestraft und zerschlagen. Er ging wegen unserer Schuld in die Finsternis und wurde von Gott verlassen. Nie hat Er Schuld von sich geschoben, obwohl Er selbst schuldlos war. So hat Er einen Weg zur Vergebung geöffnet!
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“
Johannes Achenbach
Im griechischen Urtext des Neuen Testaments gibt es für das deutsche Wort „Kind“ zwei Wörter: teknon (Kind) und paidion (junges, kleines Kind).
Wir wollen uns nur mit Stellen beschäftigen, in denen das letztere Wort verwendet wird.
Zuerst wird Johannes der Täufer nach der Geburt in Lukas 1 viermal damit bezeichnet. Zehnmal wird es für den gerade geborenen Heiland in Matthäus 2 und Lukas 2 verwendet.
Aber nun wollen wir uns den Begebenheiten zuwenden, in denen der Herr Jesus dieses Wort für kleine Kinder benutzt.
„Was habt ihr auf dem Weg besprochen?“, fragt der Herr die Jünger, nachdem sie in Kapernaum angekommen und in das Haus gegangen waren. Erst schweigen sie, weil sie sich schämen. Sie hatten darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte im Reich der Himmel sei (s. Mk 9,33.34). Endlich rücken sie doch mit der Sprache heraus und formulieren es als eine allgemeine Frage: „Wer ist der Größte im Reich der Himmel?“
Der Herr, der alles weiß und ihre Beweggründe kennt, antwortet: „Wenn jemand der Erste sein will,so soll er der Letzte von allen und aller Diener sein“.
Dann ruft Er ein kleines Kind herbei. Da der Herr mit seinen Jüngern in einem Haus war, kannte das Kind ihn wahrscheinlich. Jedenfalls hat es keine Scheu, zu Ihm zu kommen. Der Herr Jesus stellt das kleine Kind zwar in die Mitte (s. Mt 18,2), aber doch an seine Seite (s. Lk 9,47). Einerseits durfte es sich in seiner Nähe sicher fühlen, andererseits war das der Platz, den die Jünger in seinem Reich begehrten, aber dazu mussten sie wie dieses kleine Kind werden.
Schließlich nimmt er das Kind auch noch in seine Arme und zeigt ihm so seine ganze Zuneigung (s. Mk 9,36). Wie einfühlsam ist der Herr. Er weiß genau, wie dem Kleinen, umringt von so vielen erwachsenen Männern, zu Mute ist. Wir wollen im Umgang mit Kindern von Ihm lernen.
Mit dem kleinen Kind in der Mitte macht der Herr nun diesbezüglich fünf wichtige Aussagen:
Mit diesen Worten prägt der Herr seinen Jüngern einerseits die Notwendigkeit eines Geistes der Demut und der Abhängigkeit ein. Andererseits stellt Er ihnen die Gesinnung des Vaters vor, die sie nachahmen sollten, um wahrhaft Kinder des Reiches zu sein. Er belehrt sie, nicht so gesinnt zu sein wie der natürliche Mensch, der stets seinen Platz zu behaupten und seine Wichtigkeit geltend zu machen sucht. Sie sollen stattdessen Spott und Verachtung willig erdulden, sich selbst erniedrigen und zu gleicher Zeit Nachahmer Gottes sein, der auf die Geringen achtet und ihnen stets Zugang zu sich gewährt.
Kleine Kinder werden zu dem Herrn gebracht. Weder Matthäus, noch Markus, noch Lukas, die uns diese Begebenheit berichten, teilen uns mit, wer sie brachte. Das Wahrscheinlichste ist natürlich, dass es die Mütter der Kinder taten. Ist das nicht eine Ermunterung für Eltern, täglich ihre Kinder dem Herrn im Gebet zu bringen?
Die Bitte derer, die die Kinder bringen, ist, dass der Herr die Kleinen anrühren, ja ihnen die Hände auflegen und (für sie) beten möge (s. Mt 18,13).
Was geschah alles, wenn der Herr Menschen anrührte: Ein Aussätziger wurde gereinigt (s. Mt 8,3), das Fieber verließ die Schwiegermutter von Petrus (s. Mt 8,15), Blinden wurden die Augen aufgetan (s. Mt 9,29; 20,34), einem Taubstummen wurde Gehör und Stimme geschenkt (s. Mk 7,33-35) und das Ohr von Malchus wurde geheilt (s. Lk 22,51). Umgekehrt wurden auch diejenigen geheilt, die Jesus im Glauben berührten (s. Mt 9,20; 14,36). Wie oft mangelt es uns an diesem Glauben und deshalb empfangen wir oft nichts (s. Jak 1,5-8).
Mit der Bitte waren sie nicht direkt zu dem Herrn gekommen, sondern zu den Jüngern. Diese aber wiesen sie ab. Ob die Jünger den Herrn vor einer zu großen Arbeitslast schützen wollten, wie ein Liederdichter behauptet, wissen wir nicht. Die Bibel sagt nichts über die Beweggründe der Jünger. Wir alle neigen oft dazu, Kinder nicht so wichtig zu nehmen.
Der Herr hatte alles gesehen und wurde unwillig. Zweimal lesen wir von den Jüngern, dass sie unwillig waren (s. Mt 20,24; 26,8) und zweimal von den religiösen Führern (s. Mt 21,16; Lk 13,14), aber nur hier von dem Herrn Jesus. Er rief den Menschen zu: „Kommt her zu mir“ (Mt 11,28) oder „Bringt ihn mir her“ (Mt 17,17) und hatte grundsätzlich gesagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37). Wie wenig entsprach das Verhalten der Jünger seinem Wesen und dies obwohl sie schon so lange bei Ihm waren. Aber wir wollen die Jünger nicht zu schnell verurteilen, sondern uns fragen, ob uns die Gesinnung Jesu immer kennzeichnet.
Trotz seines Unwillens über die Jünger verliert der Herr die kleinen Kinder nicht aus den Augen. Er wendet sich aber nicht direkt an die, welche die Kinder gebracht haben. Nein, er sagt zu den Jüngern: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht“. Nun mussten die Jünger zu denen gehen, die sie abgewiesen hatten und ihnen sagen, dass die Kinder doch zum Heiland kommen könnten. Das war demütigend, aber heilsam für sie.
Wie schwer fällt es uns oft, einen Fehler zuzugeben und ihn dann auch dort zu korrigieren, wo wir ihn begangen haben, wenn es noch möglich ist.
Der Herr fügt aber noch hinzu, warum die Jünger die Kinder zu Ihm kommen lassen sollten: Das Reich der Himmel gehörte ihnen. Welch einen Wert haben die Kinder in den Augen des Herrn! Das hatten die Jünger nicht gewusst. Wir wissen oder sollten es wissen, weil es der Herr gesagt hat, aber ist uns diese wunderbare Tatsache immer bewusst? Wie viel mehr Wertschätzung würden wir dann den kleinen Kindern entgegenbringen!
Welch ein Trost liegt aber auch für Eltern, deren Kinder in einem Alter sterben, wo sie noch nicht verantwortlich sind, in der Tatsache, dass ihren Kindern das Reich der Himmel gehört. Sie dürfen wissen, dass sie nicht verloren sind.
Zum Schluss spricht der Herr noch die Warnung aus: Wer irgend das Reich Gottes nicht aufnehmen wird wie ein Kind, wird nicht dort hineinkommen! Diese Aussage entspricht der in Matthäus 18 Vers 3, die wir weiter oben schon betrachtet haben.
Dann wendet sich der Herr Jesus den Kindern zu. Er war gebeten worden, sie anzurühren, ihnen die Hände aufzulegen und für sie zu beten. Jetzt nimmt Er sie in die Arme, legt ihnen die Hände auf und segnet sie. Er tut mehr als das, worum Er gebeten worden war. Das ist immer die Weise Gottes (s. Eph 3,20).
Horst Zielfeld
Hoffnung ist in der Bibel die freudige und zufriedene Erwartung einer sicheren Sache, die bald in Erfüllung geht. Während der Glaube einmal durch das Schauen abgelöst werden wird, wird sich die Hoffnung erfüllen. Der Glaube nimmt an, was Gott sagt. Die Hoffnung erwartet die kommende Erfüllung, die Gott sicher bringen wird. Glaube und Hoffnung prägen also unser Leben als Christen auf der Erde. Sie werden nicht mehr nötig sein, wenn wir das Ziel erreicht haben.
Im Folgenden denken wir über drei Bereiche nach, in denen die Hoffnung eine wichtige Rolle für uns spielt. Es ist einmal der Bereich von Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen und dann der Bereich der allgemeinen Probleme, die in unserem Leben auftreten. Die Hoffnung hilft uns, darin auszuhalten! Schließlich geht es um den Bereich der herrlichen Zukunft, die vor uns liegt und der durch die Hoffnung jetzt schon lebendig für uns wird.
In der Versammlung in Korinth gab es viele Schwierigkeiten. Ein Problem bestand darin, dass die Apostelschaft von Paulus durch falsche Apostel angegriffen wurde. Damit versuchte der Feind, die Belehrungen durch Paulus zu untergraben. Der Angriff auf die Person des Apostels war in Wahrheit ein Angriff auf das, was er die Korinther gelehrt hatte. Durch diese Angriffe des Feindes sollten die Beziehungen zwischen Paulus und den Korinthern zerstört werden. Zum Teil war es dem Feind bereits gelungen.
Mit großer Liebe und Geduld wirbt Paulus um die Korinther. Er hatte mit großem Einsatz unter ihnen gearbeitet. Dann hatte er ihnen mit viel Herz und unter Gebet einen ersten Brief geschrieben. Jetzt schreibt er einen weiteren Brief. Und am Ende teilt er ihnen mit, dass er darauf hofft, dass sie ihn annehmen und erkennen, dass der Herr selbst durch ihn redet (s. 2. Kor 13,6).
Von dieser Hoffnung kann Paulus schreiben, weil er weiß, dass die Korinther Leben aus Gott haben. Sie leben im Glauben, sie sind nicht unbewährt. Daran knüpft Paulus seine Hoffnung (s. V. 5). Dabei klammert er sich im Gebet an Gott (s. V. 7a) und wünscht nur das Beste für die Korinther, ohne seine eigene Ehre zu suchen (s. V. 7).
Das sind auch für uns vier wichtige Punkte, wenn Schwierigkeiten in Beziehungen unter Gläubigen auftreten, ob in der Ehe, der Familie oder unter Glaubensgeschwistern.
Und wie ist es, wenn Ungläubige mit betroffen sind? Da gibt uns Petrus einige wichtige Lektionen am Beispiel einer Ehe, in der die Frau zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen ist und der Mann noch nicht.[1] Solchen Frauen stellt Petrus die Vorbilder aus dem Alten Testament vor. Sie setzten ihre Hoffnung auf Gott und Er half ihnen. Dabei blieben sie auf dem Platz, den Gott ihnen gegeben hatte und hörten nicht auf, das Gute zu wirken und einen Lebenswandel nach Gottes Gedanken zu führen. So wird auch in solchen Beziehungen die Hoffnung auf Gott gestärkt, der alles bewirken kann (s. 1. Pet 3,1-6).
Gerade in den schwierigen Situationen unseres Lebens brauchen wir die Hoffnung auf einen guten Ausgang, unabhängig davon, welchen Bereich unseres Lebens die Schwierigkeiten betreffen.
Paulus ist uns darin ein gutes Beispiel. Auch in seinem Leben gab es große Schwierigkeiten, die ihn sogar ins Gefängnis und in Lebensgefahr brachten. Manchmal gab es aus menschlicher Perspektive keinen Ausweg mehr. Doch immer wieder setzte er seine Hoffnung auf Gott! Er konnte schreiben: „Wir vertrauen auf den Gott, der die Toten auferweckt, der uns von so großem Tod errettet hat und errettet, auf den wir unsere Hoffnung gesetzt haben, dass er uns auch ferner erretten wird“ (2. Kor 1,10).
Es geht in diesem Vers nicht um die Errettung der Seele, sondern um die tägliche Errettung aus den Gefahren auf dem Weg. Da hatte Gott ihn schon von so großem Tod errettet, aus Lebensgefahr und sogar aus einer Situation, in der die Menschen dachten, Paulus sei schon durch die Steinigung gestorben (s. Apg 4,19).
Aufgrund seiner Erfahrungen wurde Paulus im Glauben gestärkt und konnte voller Zuversicht seine Hoffnung auf Gott setzen, der auch weiter seine Hilfe geben würde. Er hat ja alle Macht – eine Macht, die sogar Leben aus dem Tod hervorbringen kann.
Auf diesen Gott dürfen auch wir in allen Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens unsere Hoffnung setzen. Er wird helfen, indem Er unseren Glauben stärkt. Und zu seiner Zeit wird Er aus der Schwierigkeit herausführen.
Bei aller Ruhe und Gelassenheit, die uns die Hoffnung auf Gott in den irdischen Lebensumständen gibt, bleibt doch noch ein viel größeres Teil in Verbindung mit dem Begriff der Hoffnung. Es ist die Erwartung der herrlichen Zukunft im Himmel, die wir sicher erreichen werden.
Paulus betet für die Epheser, dass sie erleuchtete Herzensaugen haben, um unter anderem zu wissen, welches die Hoffnung der christlichen Berufung ist (s. Eph 1,18). Haben wir solche Augen, die jetzt schon etwas sehen von der herrlichen Zukunft, die vor uns liegt? Es ist eine Zukunft im Himmel und die Beschäftigung damit wird uns helfen, auf der Erde als solche zu leben, die zum Himmel gehören.
Wir haben hier keine bleibende Stadt, keinen bleibenden Besitz, keine bleibende irdische Freude. Aber wir erwarten eine Zukunft, die alles Gegenwärtige in den Schatten stellt! Dabei lernen wir aus dem Neuen Testament, dass wir heute schon gesegnet sind mit den geistlichen Segnungen, die wir auch in der Zukunft genießen werden. Dann wird es keine Einschränkung und kein Hindernis im Genuss dieser Segnungen mehr geben. Aber etwas von der Freude, die wir dann völlig genießen werden, dürfen wir heute schon erleben, wenn wir uns nur mehr damit beschäftigen!
Diese Beschäftigung mit unserer herrlichen Zukunft wird unser Leben verändern. Wir werden andere Zielsetzungen haben, wir werden andere Prioritäten setzen, wir werden das suchen, was droben ist und nicht das, was auf der Erde ist (s. Kol 3, 1.2). Wir werden Schätze im Himmel sammeln, wenn diese Hoffnung lebendig in unserem Leben ist. Wir werden ermutigt, um mit neuer und gestärkter Freude den Weg zu gehen, wenn wir über die Entrückung sprechen und nachdenken (s. 1. Thes 4,18). Wir werden dann auch angespornt, den Menschen, die noch ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt sind, die gute Botschaft des Evangeliums zu sagen (s. 2. Kor 5,11).
Wir werden auch nicht unsere Hoffnung auf vergängliche Dinge setzen. In einer Zeit, in der viele Dinge unseres Lebens abgesichert zu sein scheinen, besteht die Gefahr, das doch zu tun. Doch das ist gefährlich! Die Reichen, die scheinbar alles haben, was sie brauchen, werden aufgefordert, eben nicht auf den Reichtum, das Geld und die irdischen Dinge zu vertrauen, sondern auf Gott (s. 1. Tim 6,17).
Wie nötig ist es, immer wieder diesen Blick zu haben, damit heute schon das Licht des Himmels auf unseren Lebensweg fällt.
Ein weiterer Aspekt wird von Johannes in seinem ersten Brief genannt. Wir werden einmal den Herrn Jesus sehen, wie Er ist. Dann werden wir Ihm gleich sein. Diese herrliche Zukunft prägt den Alltag insofern, als wir uns hier und heute reinigen! Wir möchten gerne jetzt schon rein sein, wie Er, der Herr Jesus, rein ist. Wir wünschen, Ihm schon heute mehr und mehr gleich zu sein. Er ist der Reine und Heilige. Wir müssen uns reinigen, weil wir immer wieder mit dem Schmutz der Sünde zu tun haben. Doch wir werden dazu durch die herrliche Zukunft angespornt, die vor uns liegt.
Der Gott der Hoffnung will uns mit Freude und Frieden erfüllen, damit wir in der Kraft des Heiligen Geistes überreich in der Hoffnung sind (s. Röm 15,13)!
nach einem Vortrag von Christian Rosenthal
Und nun, worauf harre ich, Herr?
Meine Hoffnung ist auf dich!
Fußnoten:
Dass ein Gläubiger keine Ehe mit einem Ungläubigen eingehen soll, liegt auf der Hand. Wie könnte eine solche Verbindung „im Herrn“ geschlossen werden (s. 1. Kor 7,39)? Aber es kann sein, dass in einer Ehe von Ungläubigen einer der Ehepartner zum Glauben kommt und der andere noch nicht. Um diesen Fall geht es hier.
Über Liebe gibt es die unterschiedlichsten Gedanken und es ist wichtig, ein klares Verständnis darüber zu haben, was Liebe im biblischen Sinn ist. Darüber denken wir am Anfang des Artikels nach. In unseren Ehen, Familien und Beziehungen soll die Liebe das leitende Motiv sein. Das ist ein hoher Anspruch. Weil wir das neue Leben haben, sind wir in der Lage, das praktisch auszuleben – nicht in eigener Kraft, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes.
Und wenn es in der Praxis trotzdem nicht so ist? Das ist sicher häufiger der Fall, als wir es uns wünschen. Dann gibt es mit Gottes Hilfe einen Ausweg, über den wir auch in diesem Artikel nachdenken wollen.
Häufig hört man die Meinung, dass Liebe ein gutes Gefühl sei, das mit „Schmetterlingen im Bauch“ zu tun hat. Doch ist das alles? Was tun, wenn das Gefühl nicht vorhanden ist? Oder wenn es aufhört? Nicht zuletzt führt dieses falsche Verständnis von Liebe häufig zu Ehebruch und Ehescheidung. Das ist in Gottes Augen eine große Sünde! Was ist nun das richtige Verständnis von Liebe?
Im Neuen Testament werden verschiedene Worte für „Liebe“ benutzt. Zunächst beschreibt das Wort „agápē“ die göttliche Liebe, die einfach liebt, weil sie Liebe ist. Sie braucht im Gegenstand der Liebe keinen Anknüpfungspunkt, sie erwartet auch keine Gegenliebe. Wie dankbar sind wir, dass wir diese Liebe Gottes erfahren durften, als wir kraftlose Sünder und Feinde Gottes waren (s. Röm 5,8).
Dann wird das Wort „philia“ gebraucht.[1] Es beschreibt eine Liebe, die im Gegenüber etwas Anziehendes, Liebenswertes findet. Zu dieser Liebe werden wir besonders aufgefordert, wenn es um die Beziehungen in der Familie Gottes, um die Bruderliebe, geht. Wir lieben die Glaubensgeschwister, weil wir in ihnen Merkmale des neuen Lebens und der Wesenszüge Christi finden.
Schließlich gibt es in der griechischen Sprache noch das Wort „eros“ für die körperliche Liebe.[2] Für diese Art der Liebe hat Gott einen Rahmen gegeben, in der sie ausgelebt und genossen werden darf. Es ist die Ehe zwischen dem einen Mann und der einen Frau!
Als wiedergeborene Christen haben wir das neue Leben und sind deshalb fähig, zu lieben, wie Gott uns geliebt hat. Das zeigt Johannes in seinem ersten Brief sehr deutlich. Das neue Leben, das uns geschenkt ist, liebt Gott, der es gegeben hat. Und es liebt auch die Glaubensgeschwister, die ebenso aus Gott geboren sind.
Der Heilige Geist, der in uns wohnt, ist die Kraft des neuen Lebens. In dieser Kraft können wir lieben, wie der Herr Jesus uns geliebt hat. Das ist das neue Gebot, das Er selbst gegeben hat (s. Joh 13,34).
Wenn wir dabei an unsere Ehen und Familien denken, dann haben wir als Kinder Gottes einen großartigen Vorteil! Wir sind in der Lage, unsere Ehepartner mit dieser göttlichen Liebe zu lieben. Auch die Liebe zwischen Eltern und Kindern wird durch diese Liebe bestimmt.
Natürlich gibt es zwischen Ehepartnern auch glückliche Gefühle und Empfindungen. Und manchmal gibt es auch „Schmetterlinge im Bauch“. Auch zu den Kindern besteht die natürliche Liebe, die für die Mutter und auch für den Vater „normal“ ist.
Aber darüber hinaus lieben wir einander mit dieser göttlichen Liebe und sind dadurch in der Lage, die Beziehungen in Ehe und Familie nach Gottes ursprünglichen Gedanken zu führen. Obwohl durch die Sünde Feindschaft und Hass in die Welt gekommen sind, können wir in der Fähigkeit des neuen Lebens und in der Kraft des Heiligen Geistes in die Praxis umsetzen, was Gott ursprünglich wollte. Darüber hinaus dürfen wir in unseren Ehen sogar ein Bild von Christus und seiner Versammlung sein!
Wie hatte Gott den Menschen ursprünglich gemacht? Er hatte ihn in seinem Bild geschaffen, damit der Mensch zu seiner Ehre lebt. Auch hatte Er Mann und Frau geschaffen, damit sie füreinander da sind. Doch durch den Sündenfall ist eine Entfremdung eingetreten – sowohl zwischen Gott und dem Menschen als auch zwischen den Menschen selbst.
Diese Entfremdung ist in Christus überwunden! Die Kinder Gottes werden daran erkannt, dass sie Gerechtigkeit tun und einander lieben (s. Jak 3,10).
Die Liebe, die Christen in ihren Beziehungen ausleben dürfen, ist also eine Liebe, die mehr ist als ein gutes Gefühl. Sie ist eine bewusste Willensentscheidung und sie bezieht auch den Verstand und den Geist des Menschen mit ein. Und vor allem ist sie bestimmt durch die göttliche Liebe, zu der wir fähig sind, weil wir das neue Leben haben.
Wie wichtig die Liebe für den Menschen ist, macht schon ein Experiment deutlich, das dem König Friedrich II. zugeschrieben wird.[3] Es heißt, dass er herausfinden wollte, welches die Ursprache des Menschen ist und zu diesem Zweck gerade geborene Kinder von ihren Eltern getrennt habe. Er soll sie durch Pflegerinnen mit Nahrung und der nötigen Körperhygiene versorgt haben, jedoch keine Liebkosungen und keine Worte erlaubt haben. Das Ergebnis soll gewesen sein, dass alle Kinder trotz äußerlich guter Versorgung starben. Ohne Liebe, ohne Liebkosungen, ohne Zuwendung konnten sie nicht überleben.
Als wiedergeborene Christen sind wir so dankbar für die Liebe Gottes, in der wir stehen. Und wir dürfen in unseren Beziehungen echte Liebe geben. Diese Liebe hat Interesse an dem Gegenüber, sie will ihn kennenlernen und schätzt ihn. Diese Liebe macht uns bereit, uns zu öffnen und uns von dem, den wir lieben, kennenlernen zu lassen (s. 1. Thess 2,8). Diese Offenheit ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Beziehung. Die Liebe ist Voraussetzung für das Vertrauen, welches dafür nötig ist. Sie orientiert sich an dem, was Gott getan hat. Schon im Alten Testament lesen wir von seiner Liebe zu seinem Volk. Wie viel mehr kennen wir heute von seiner Liebe, weil sie sich vollkommen am Kreuz von Golgatha gezeigt hat .
Unseren Kindern müssen wir unbedingt diese bedingungslose Liebe erweisen. Sie wird sich nicht in jeder Situation auf die gleiche Art und Weise zeigen. Auch Erziehung und Züchtigung geschehen ja aus Liebe!
Aber niemals sollte in unseren Kindern der Gedanke aufkommen, dass sie sich die Liebe der Eltern durch ein bestimmtes Verhalten erkaufen müssen. Das würde ihnen in ihrer Entwicklung zum Schaden sein – zu einem Schaden, der sich sogar auf die gelebte Gemeinschaft mit Gott auswirken kann. Göttliche Liebe liebt eben ohne Bedingungen. Aber sie wird auch nicht ohne Antwort bleiben!
Leider sind wir im Alltag unseres Familienlebens oft von diesem „Ideal“ entfernt. Das Lesen in der Bibel kommt zu kurz, das gemeinsame Gebet fällt aus. Dann ist es kein Wunder, dass die Liebe erkaltet. Es gibt auch viele Einflüsse in unserer Umgebung, die unsere Beziehungen in Ehe und Familie belasten und die Liebe ersticken wollen. Was ist dann zu tun, wenn es in unseren Beziehungen nicht so ist, wie es sein sollte?
Es ist wichtig, die traurige Situation zu erkennen und im Licht Gottes richtig zu bewerten. Doch dabei dürfen wir nicht stehen bleiben. Sonst drehen wir uns im Kreis und es wird sich nichts ändern. Ein Wechsel der Perspektive ist erforderlich!
Schon im Propheten Maleachi zeigt Gott uns den richtigen Ausweg. Womit beginnt Er diesen letzten Appell des Alten Testamentes an sein irdisches Volk? Er stellt ihnen seine Liebe vor: „Ich habe euch geliebt“ (s. Mal 1,2)!
Übertragen wir das auf uns, dann richten wir unseren Blick auf das Kreuz von Golgatha. Dort ist die Liebe Gottes in der klarsten und deutlichsten Weise sichtbar geworden. „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat“ (1. Joh 3,16).
Ganz persönlich dürfen wir diese Liebe für uns annehmen und glücklich sagen, dass der Sohn Gottes „mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben“ hat (Gal 2,20). Ein tiefer Friede wird dann in unser Herz kommen. Wir wissen, dass wir teuer und wertvoll sind in den Augen des Herrn und dass Er uns lieb hat (s. Jes 43,4). Bei diesem Blick auf unseren Gott und seine Liebe erkennen wir auch, dass Er alle Macht hat und dass sein Plan sich erfüllen wird.
Das dürfen wir auch für unsere Beziehungen in Anspruch nehmen. In uns haben wir keine Kraft, aber Gott hat alle Macht, damit auch in unseren Ehen und Familien sein Plan erfüllt werden kann. Dass wir als Männer unsere Frauen lieben, wie Christus die Versammlung geliebt hat. Dass die Frauen ihre Männer lieben und sich ihnen unterordnen. Dass Liebe der Eltern zu den Kindern da ist und umgekehrt.
Gott wird uns helfen, seine Liebe in unseren Beziehungen zu leben. Und bald wird Er kommen und uns in das Haus seines Vaters bringen. Dort werden wir für immer die ewige, göttliche Liebe genießen! Glaube und Hoffnung hören dann auf. Aber die Liebe bleibt!
"Auf Golgatha ist die Liebe Gottes in der klarsten und deutlichsten Weise sichtbar geworden"
nach einem Vortrag von Waldemar Reizenstein und Hartmut Rotert
Fußnoten:
Als Hauptwort kommt „philia“ nur einmal im NT vor, nämlich in Jakobus 4,4 (in der Elberfelder Übersetzung Edition CSV Hückeswagen mit „Freundschaft“ übersetzt). Als Tätigkeitswort „phileo“ kommt es häufiger vor.
Ob dieses Experiment tatsächlich durchgeführt wurde, ist nicht zweifelsfrei erwiesen und umstritten.
Kürzlich beobachtete ich auf einem Marktplatz Eltern, die dort mit ihrem kleinen Sohn im Alter von etwas mehr als einem Jahr Rast machten. Sie hatten Backwaren gekauft und machten ein Picknick.
Der kleine Junge saß kaum auf der Bank, als er schon wieder aufsprang und weglief. Nachdem die Eltern ihn wieder zurückgeholt hatten, nahm er ein Stück von seinem Brötchen – und schon war er wieder weg. So ging es einige Male.
Nach einer gewissen Zeit fragte die Mutter, ob der Junge noch etwas essen wolle. Die Antwort war ein kurzes Nein und schon war der Kleine wieder unterwegs. Doch kurz darauf war er wieder da und verlangte nach seinem Brötchen. Die Mutter beklagte sich mit dem Vorwurf, dass der Junge sich einfach nicht entscheiden könne, was er denn eigentlich möchte – essen oder nicht. Sie hatte gar nicht erkannt, dass der Junge dazu überhaupt nicht in der Lage war. Was ihm geholfen hätte, das wäre eine Mutter gewesen, die ihn liebevoll und deutlich dazu angehalten hätte, zuerst das Nötige zu essen, bevor es zur nächsten Aktion geht. Dabei ist es die Mutter, die weiß, was das Nötige ist. Der kleine Junge war – seinem Alter entsprechend – noch gar nicht in der Lage, das richtig zu erkennen.
In einer Zeit, die zunehmend durch Erziehungsunsicherheit geprägt ist, rufen wir uns neu in Erinnerung, dass Kinder tatsächlich Erziehung nötig haben. Sicher ist das Ziel dabei, dass Kinder zu jungen Erwachsenen werden, die ein selbständiges Leben mit dem Herrn Jesus führen können. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir sie durch zu viele Freiräume völlig überfordern können. Die Größe dieser Freiräume wird sich mit dem Alter der Kinder ändern. Doch wenn wir ihnen zu früh zu viel zur Entscheidung überlassen, dann sind wir unseren Kindern keine Hilfe, dann schaden wir ihnen und kommen unserer Verantwortung zur Erziehung nicht nach.
Christian Rosenthal
"Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn."
Familie, ein Ort des Segens – unter dieser Überschrift konnte auch in diesem Jahr wieder eine Konferenz im Begegnungszentrum am Erikasee in Laubusch stattfinden. Der erste Tag war ausgefüllt durch drei Vorträge mit ergänzenden Beiträgen zu den Themen Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Kerninhalte dieser Vorträge sind in den folgenden Artikeln zusammengefasst. Am zweiten Tag wurde das dreizehnte Kapitel des ersten Korintherbriefes betrachtet. Ein Artikel dazu ist für das nächste Heft vorgesehen.
Während dieser Zeit gab es viele Impulse aus Gottes Wort und aus dem Austausch miteinander. Einige davon sollen auch den Lesern von „Bleibt in mir“ zugänglich gemacht werden. Vielleicht ist es ja für einige Leser ein Ansporn, diese Konferenz künftig auch zu besuchen.
Weitere Informationen finden sich auf der Webseite www.laubusch-am-erikasee.de. Unter der Rubrik „Veranstaltungen“ findet man unter „Bibelkonferenz – Sommer“ sowohl nähere Informationen zur Konferenz als auch weitere Unterlagen zu den drei Vorträgen vom ersten Konferenztag.
Der erste der drei Begriffe aus dem letzten Vers in 1. Korinther 13 ist der Begriff „Glaube“. Der eigentliche Begriff meint, eine Person oder eine Sache für wahr halten. Das führt uns direkt zum Kern dessen, was unser Christenleben ausmacht. Wir sind völlig überzeugt von dem, was Gott sagt, obwohl wir es nicht sehen. Wir halten es für wahr, weil Gott absolut vertrauenswürdig ist!
Wir halten für wahr, was Er über uns als natürliche Menschen sagt und erkennen uns als verlorene Sünder. Wir halten das für wahr, was Er über die Rettung in dem Herrn Jesus sagt. Wir glauben an den Herrn Jesus, der für unsere Sünden starb. Das ist der rettende Glaube! Aber wir halten auch alles, was Gott uns darüber hinaus in seinem Wort mitgeteilt hat, für wahr. Denn der, der es uns gesagt hat, ist unseres Vertrauens absolut wert und würdig. So stützen wir uns im Glauben auf seine Verheißungen, wir sind aber auch gehorsam seinem Wort gegenüber. Im Glaubensgehorsam nehmen wir sein Wort an und befolgen es (s. Röm 1,5; 16,26).
Der persönliche Glaube eines Menschen ist die Grundlage für seine Beziehung zu Gott. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu nahen (s. Heb 11,6) und durch Glauben werden wir gerechtfertigt, nicht aus Werken (s. Gal 2,16).
Das entspricht auch der Antwort von Paulus auf die Frage des Gefängnisaufsehers in Philippi. Dieser Mann hatte erkannt, dass er verloren war. Er wusste genau, dass er Hilfe brauchte. Und er fragt, was er tun muss, um errettet zu werden. Die Antwort von Paulus ist so einfach und so klar: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apg 16,31). Das ist das einzige, was ein Mensch „tun“ kann und letztlich ist selbst dieser Glaube ein Geschenk Gottes (s. Eph 2,8).
Das nimmt jedoch nichts weg von der Verantwortung, die jeder Mensch hat, dem Aufruf Gottes zur Buße und zum Glauben an den Herrn Jesus zu folgen. Diese ernste Verantwortung müssen wir unseren Kindern unbedingt vorstellen und ihnen einerseits die Liebe Gottes und andererseits die schrecklichen Konsequenzen des Ungehorsams gegenüber dieser Aufforderung Gottes vorstellen. Dabei spornt uns an, was Paulus in Apostelgeschichte 16,31 weiter sagt: „… du und dein Haus.“
Gott will ganze Häuser retten! Das macht schon die Geschichte Noahs deutlich. Und auch in der heutigen Zeit ist es für Gott ein großes Anliegen, ganze Häuser zu retten. Dazu ist natürlich der persönliche Glaube jedes Einzelnen nötig. Im Haus des Gefängnisaufsehers in Philippi wurde auf diesem Weg das ganze Haus gerettet!
Diese Rettung ist der Anfang des Glaubensweges, der schließlich an das Ziel im Himmel führt, wo der Glaube durch das Schauen abgelöst wird. Auf diesem Weg braucht der Glaube immer wieder Stärkung durch das Wort Gottes, durch die Gemeinschaft mit Gott im Gebet und auch durch die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern.
Doch manchmal kommen echte Glaubensproben, denn der Weg des Glaubens ist nicht immer einfach. Aber es ist ein Weg, auf dem wir niemals ohne Hilfe sind. Die Hilfsquellen erschließen wir uns durch den Glauben! Drei grundsätzliche Punkte können uns helfen, Glaubensprüfungen auszuhalten:
Wie gehen wir nun mit solchen Glaubensprüfungen um? Wie zeigt sich der Glaube in den Herausforderungen des Alltagslebens? Wie kann es uns gelingen, trotz Schwierigkeiten den Glaubensweg weiter zu gehen und dabei immer noch Frieden im Herzen zu haben und Freude im Herrn Jesus?
Es kann uns gelingen, wenn wir den Glaubensblick fest auf Gott gerichtet halten, im Gebet den Kontakt zu ihm halten[1] und dabei ein „Ja“ finden zu seinen Wegen. Wenn wir das, was uns begegnet, aus Gottes Hand annehmen, wird die Situation noch nicht anders, aber wir können anders mit der Situation umgehen. Wir demütigen uns unter Gottes mächtige Hand und werden erleben, wie Er uns hilft. Dabei dürfen wir alle Sorgen auf Ihn werfen (s. 1. Pet 5,6.7).
Besonders in solchen Prüfungszeiten finden wir Ermutigung in Gottes Wort. Darin finden wir so viele Zusagen Gottes, der uns gerade in solchen Zeiten nahe ist und uns stärkt. Dort gibt es auch viele Beispiele von Glaubensmännern und Glaubensfrauen, die uns anspornen.
Mit dem Wunsch, dass Gott durch unseren Glauben geehrt wird, halten wir fest an seinen guten Absichten und werden Schritt für Schritt seine Hilfe erleben. Entweder darin, dass Er uns aus der Not herausführt, oder darin, dass Er uns immer wieder Kraft und Ermutigung gibt.
Eine besondere „Glaubensprüfung“ für unsere Ehen und Familien besteht darin, dass die Gesellschaft, in der wir leben, immer weniger Gottes Gedanken kennt und entsprechend lebt. Da stellt sich uns die Frage, ob wir Festigkeit haben im Blick auf das, was Gott sagt.
Wir brauchen eine feste Glaubensüberzeugung davon, dass nach Gottes Gedanken eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau besteht und auf Lebenszeit Gültigkeit hat. Dass Gott in einer Ehe Kinder schenken will und wir das nicht durch eine egoistische und eigenwillige Lebensplanung verhindern sollen. Dass Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn auferzogen werden sollen. Und dass der Mann in der Ehe und Familie das Haupt ist.
Diese Gedanken Gottes müssen wir kennen und mit seiner Hilfe in den Alltag unserer Ehen und Familien umsetzen. Dann können unsere Häuser wirklich Orte des Segens sein!
Es ist tatsächlich eine herrliche Sache, im Glauben unseren Weg zu gehen und Gott in den täglichen Lebenssituationen zu erleben. Doch es gibt noch einen anderen Aspekt, den wir nicht vergessen wollen. Wenn wir unsere Glaubenshand zu Gott hin ausstrecken, dann legt Er auch etwas hinein – die Glaubenswahrheiten, die Glaubensinhalte und das Glaubensgut.
Es sind die Dinge, die Gott uns geschenkt hat. In dem Herrn Jesus sind sie unser bleibender Besitz und im Wort Gottes werden sie uns erklärt. Durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt, können wir sie verstehen und genießen.
Es geht um unsere Stellung vor Gott als seine Kinder und Söhne, es geht um den Ratschluss Gottes, der Christus und seine Versammlung zum Mittelpunkt hat, es geht um die herrliche Zukunft der Glaubenden und um viele Glaubensinhalte mehr, die uns in der Bibel mitgeteilt sind. Kennen wir diese Glaubensinhalte?
Nehmen wir uns Zeit, sie immer mehr zu erforschen und immer besser zu verstehen! Dann werden sie auch mehr Bestandteil unseres Lebens und wir werden Freude darin haben. Das ist ein Genuss, den wir heute schon kennen dürfen und den wir im Himmel immer noch haben werden. Es ist eine Freude von besonderer und bleibender Qualität!
Wenn wir auch heute noch durch Glauben leben, so wird sich das in der Zukunft einmal ändern. Bald kommt der Herr Jesus zur Entrückung. Dann wird Er unseren Körper der Niedrigkeit umgestalten „zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,21). Dann werden wir in der Lage sein, Ihn zu sehen wie Er ist. Dann wird der Glaube durch das Schauen abgelöst. Wir werden für immer bei Ihm sein und uneingeschränkt alles genießen, was wir heute schon durch Glauben besitzen.
nach einem Vortrag von Friedhelm Runkel
Fußnoten:
Es kann auch einmal Situationen geben, in denen wir keine Kraft mehr haben, in der Bibel zu lesen oder zu beten. Dann ist es gut, zu wissen, dass andere für uns beten und uns in der rechten Weise mit einem passenden Bibelwort zu Hilfe kommen. Der Heilige Geist verwendet sich für uns und der Herr wird uns auch dann nicht verlassen und uns wieder herausführen. Solche Situationen sind jedoch deutlich zu unterscheiden von der Trägheit, in der wir nicht bereit sind, die Energie aufzuwenden, aktiv zu Gott zu gehen. Diese Trägheit müssen wir überwinden! Auch dabei wird der Herr uns helfen.
„Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank.“
Die Situation im Haus der Martha wiederholt sich auch heute noch in den Häusern so mancher Kinder Gottes. Da ist jemand krank, ernstlich krank … Verschiedene Ärzte sind konsultiert worden, aber die Behandlungen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil, oftmals ist eine Operation unumgänglich. Neben manchen Schmerzen empfindet der Betroffene seine Not auch als eine schwere seelische Belastung.
Und die ihm Nahestehenden leiden mit. Wie gern würden sie die Verhältnisse ändern, aber da ist vielfach nur noch das Empfinden tiefer Hilflosigkeit …
Wie gut ist es, dass Christen einen Ort kennen, wo sie die Last abladen können: beim Herrn!
Wirf Sorgen und Schmerz
ins liebende Herz
des mächtig dir helfenden Jesu.
Genau das haben auch die Schwestern des erkrankten Lazarus getan.
Sie kannten den Herrn. Sie wussten um seine Allmacht. Wie oft war der Herr Jesus in ihr Haus eingekehrt – Er war ein gern gesehener Gast. Maria hatte so vieles zu seinen Füßen sitzend gelernt. Ihr Herz gehörte ihrem Herrn.
Und jetzt senden Martha und Maria einen Boten zum Herrn Jesus mit dem Hinweis: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank“ (V. 3).
Sie wussten sich mit einer vollkommenen Liebe geliebt. Das erübrigte auch jede weitere konkrete Bitte. Sie waren sich sicher: Er, der so vielen Kranken die Gesundheit wieder geschenkt hatte, würde sie nicht im Stich lassen, denn „Jesus liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus“ (V. 5).
Aber seltsam: Der Herr Jesus macht sich nicht sofort auf den Weg. Er bleibt noch zwei Tage an dem Ort, wo Er war (s. V. 6).
Und genau das erleben wir auch heute noch! Wir haben unsere Bitten voll Vertrauen IHM vorgelegt. Wir haben aufrichtig gerungen und uns an Gottes Verheißungen geklammert. Und doch war zunächst keine Änderung unsere Lage erkennbar.
Dann dürfen wir uns aber daran erinnern lassen: Hilft Er nicht zu jeder Frist, hilft Er doch, wenn’s nötig ist! Deshalb wollen wir daran festhalten: Der Herr Jesus verspätet sich nie!
Wie viele der Glaubensgeschwister könnten berichten, wie der Herr durch diese oder jene Not hindurchgetragen hat. Und wie seine Hilfe zwar nicht unbedingt „frühzeitig“, aber doch immer „rechtzeitig“ war (s. Heb 4,16). Denn wenn seine Hilfe nicht sogleich eintrifft, so hat Er sicher seine weisen Absichten damit.
Zugleich zeigt der Herr Jesus wahres Mitgefühl, als Er tief im Geist seufzt und sich erschüttert (s. V. 33) und auf dem Weg zum Grab des Verstorbenen Tränen vergießt (s. V. 34).
Er ist dort in Bethanien am Grab seines Freundes Lazarus der „Gott allen Trostes“ (2. Kor 1,3).
Hast du nicht auch schon in schweren Augenblicken erleben dürfen, dass der Herr „voll innigen Mitgefühls und barmherzig“ ist? (Jak 5,11). Er vermag dir auch heute als der vollkommen mitleidsvolle Hohepriester bei Gott das Bewusstsein seines Naheseins zu schenken und dich „zu trösten wie einen seine Mutter tröstet“ (Jes 66,13; s. auch Heb 4,15; Mt 28,20).
Denke daran: Alles muss zu deinem Nutzen gereichen – zum Guten mitwirken (s. Heb 12,10; Röm 8,28)! Und du darfst bei allen Schwierigkeiten Erfahrungen mit deinem Herrn machen. Erlebnisse, die du niemals gehabt hättest, wäre in deinem Leben immer alles „glatt“ verlaufen.
„Du darfst bei allen Schwierigkeiten Erfahrungen mit deinem Herrn machen – Erlebnisse, die du niemals gehabt hättest, wäre in deinem Leben immer alles „glatt“ verlaufen.“
Was hatte der Herr den Schwestern ausrichten lassen? „Diese Krankheit ist nicht zum Tod, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde“ (V. 4). Ja, alles muss doch letztlich zur Verherrlichung Gottes ausschlagen. Gott möchte sich hier und heute auch in deinen Umständen verherrlichen!
Und wie ist doch in der Geschichte des Lazarus alles zur Ehre des Herrn Jesus ausgeschlagen! Denn schlussendlich war die Krankheit doch nicht zum Tod: Jesus, der Fürst des Lebens, zeigte sich als der, der „die Auferstehung und das Leben“ ist (V. 25): Er rief mit lauter Stimme über die Grabstätten von Bethanien: „Lazarus, komm heraus!“ Und – der Verstorbene kam heraus … (V. 43.44).
Und viele von den anwesenden Juden, die das sahen, „glaubten an Ihn“ (V. 45).
Wenn wir auch die „glückselige Hoffnung“, die Wiederkunft des Herrn Jesus, in unseren Herzen festhalten dürfen, so muss vielleicht doch der eine oder andere noch durch den Tod gehen. Aber welch eine kostbare Zusage finden wir in unserem Kapitel!
Der Herr Jesus versichert, „wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt … Glaubst du dies?“ (V. 25. 26).
Jeder, der glaubt: „Herr Jesus, du bist auch für meine Sünden am Kreuz von Golgatha gestorben“, darf dieses Wissen haben: „Weil ER lebt, werde auch ich leben!“ (s. Joh 14,19).
Unsere Begebenheit zeigt in beeindruckender Weise, dass der gebietende Ruf des Herrn „Lazarus, komm heraus“ genügt – und der, dessen Körper schon in Verwesung übergegangen war, verlässt die Grabstätte (V. 44).
Wenn der Herr Jesus heute wiederkommt, werden ebenso alle Gläubigen, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören und zwar zur Auferstehung des Lebens (s. Joh 5,28.29).
Einige Zeit später bezeugt Maria ihre tiefe Dankbarkeit dem Herrn gegenüber, indem sie mit „einem Pfund von echter, sehr kostbarer Narde“ die Füße des Herrn Jesus salbt (Joh 12,3). Damit bezeugt sie gleichsam: „Herr Jesus, das bist Du mir wert.“
Das ist auch Gottes Ziel mit dir: Du wirst aufgrund der Erfahrungen mit Ihm Ihn mehr lieben und Ihm – nicht zuletzt bei Ihm in der Herrlichkeit – ganz bestimmt die Anbetung deines Herzens dafür bringen, dass Er auch in deinem Leben keinen Fehler gemacht hat.
Friedhelm Müller
Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten…
Im letzten Heft haben wir uns mit der Verantwortung des Mannes beschäftigt, seiner Frau in der rechten Weise zu Hilfe zu kommen, damit Gottes Gedanken über die geistliche Ordnung in der Ehe verwirklicht werden können.[1] Wir haben dabei auch festgestellt, dass diese geistliche Ordnung nicht ohne Einfluss auf das Zusammenleben als Eheleute und den äußeren Zustand des Haushalts bleiben wird.
Vielleicht hat manche Christin beim Lesen dieses Artikels aber auch gedacht: „Ich möchte ja in unserer Ehe meinen Platz nach den Gedanken Gottes wirklich gerne einnehmen. Aber bei so einem Mann wie dem meinen ist das unmöglich!“
Leider ist es so, dass manche Männer es ihren Frauen sehr schwer machen, die Gedanken Gottes über die Stellung der Frau in der Ehe täglich neu zu verwirklichen. Wie eine Frau dies trotz des Versagens ihres Mannes schaffen kann, zeigt uns das Beispiel Abigails.
Beim Lesen des biblischen Berichts in 1. Samuel 25 hat sich vielleicht schon Mancher die Frage gestellt, wie zwei so unterschiedliche Menschen wie Nabal und Abigail überhaupt je heiraten konnten.
Auf der einen Seite Abigail, deren Name im Deutschen „mein Vater ist Freude“ bedeutet. „Und die Frau war von guter Einsicht und schön von Gestalt“ (V. 3). Gut aussehend, intelligent und weise. Dieses Zeugnis gibt ihr Gottes Wort.
Auf der anderen Seite der sehr reiche Nabal, ein egoistischer und überheblicher Mann, der sich bisweilen sehr gehen lässt und dabei so viel Alkohol trinkt, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Sein Verhalten macht für jeden deutlich, wie treffend sein Name ist, denn Nabal bedeutet übersetzt „Tor“ oder „gemeiner Mensch“. „Denn wie sein Name, so ist er: Nabal ist sein Name, und Torheit ist bei ihm“, muss seine eigene Frau über ihn sagen (V. 25).
Dabei stammte Nabal von Kaleb ab, einem der beiden Kundschafter, die das dem Volk Israel von Gott verheißene Land zusammen mit zehn anderen Männern ausgekundschaftet hatten, und treu an den Zusagen Gottes festhielten, als das ganze Volk angestachelt von den zehn anderen Kundschaftern gegen Gott rebellierte. Einem Mann, der selbst im hohen Alter noch tatkräftig voranschritt, um das Land Kanaan in Besitz zu nehmen und die drei Söhne Enaks aus Hebron vertrieb (s. Ri 1,20).
Doch der Glaube und die Treue der Eltern und Großeltern sind kein sanftes Ruhekissen, auf dem wir es uns bequem machen können. Davon gibt Nabal uns ein Beispiel. Besonders als Männer wollen wir uns deshalb nicht damit zufrieden geben, errettet zu sein, sondern danach streben, mit der Hilfe des Herrn gerade in der Ehe Täter des Wortes Gottes zu sein (s. Jak 1,22).
Wir könnten gut verstehen, wenn Abigail sich in dieser Situation über ihren Ehemann beschweren und in Selbstmitleid ergehen würde. Doch sie nutzt das Versagen ihres Mannes nicht als Vorwand, es selbst mit der Verwirklichung der Gedanken Gottes nicht so genau zu nehmen. Abigail lehnt sich nicht gegen ihren Mann auf, sondern harrt in den Umständen aus, in die Gott sie gestellt hat. Sie ist Nabals Frau und sie ordnet sich ihm trotz seines Versagens unter.
Nabal besaß ein Anwesen in Karmel, ihm gehörten große Herden an Schafen und Ziegen, dazu das Weideland und die Flächen für den Ackerbau (s. V. 2). Er beschäftigte zahlreiche Knechte und Mägde. Die Verwaltung und Führung seines Besitzes erforderte sicher einiges an Kraft und Weisheit. Wie es scheint, hat ihn seine Frau Abigail dabei tatkräftig unterstützt.
Auf jeden Fall hatten die Knechte Vertrauen zu ihr. Denn als Nabal sich, sein ganzes Hab und Gut sowie das Leben seiner Knechte durch seine Grobschlächtigkeit und seinen Eigensinn in große Gefahr bringt, zögert einer der Knechte nicht, sich an Abigail zu wenden. Obwohl er mit der Frau seines Herrn spricht, fürchtet er sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen.
Und er traut ihr offensichtlich die Lösung des Problems zu: „Und nun wisse und sieh zu, was du tun willst; denn das Unglück ist beschlossen gegen unseren Herrn und über sein ganzes Haus; und er ist ein solcher Sohn Belials, dass man nicht mit ihm reden kann“ (V. 17).
Auch aus dem Vertrauen dieses Knechtes, der ein klares, zutreffendes Urteil über das Verhalten Nabals hatte, können wir wertvolle Impulse für die Situation in den Familien heute ableiten. Dabei müssen wir aber vorsichtig sein, denn Kinder sind keine Knechte. Nicht nur kleinere Kinder müssen erst noch lernen, sich ein eigenständiges Urteil zu bilden. Dabei sind sie auf die Unterstützung der Eltern angewiesen.
Wenn sich ein Mann in seiner Ehe und Familie so benimmt wie Nabal, ist es für die Kinder besonders wichtig, zu wissen, dass sie sich mit allem an ihre Mutter wenden können. Kinder brauchen jemanden, dem sie vertrauensvoll alles sagen können, was ihre Herzen bewegt, und bei dem sie Hilfe für die Lösung ihrer kleinen und großen Probleme suchen können.
Dieses Vertrauen werden die Kinder nur schwer aufbauen, wenn ihre Mutter selbst auch immer nur auf den Ehemann und Vater schimpft, sich über die schlimme Lage beklagt und durch ihr Reden die Kinder vielleicht sogar noch gegen den Vater aufstachelt.
Wobei die Herausforderung für die Mutter in einer solchen Situation noch viel weiter geht als nur, die Kinder nicht gegen den Vater aufzustacheln. Denn die Gefahr ist groß, die ohnehin schon vorhandene Entfremdung zwischen dem Vater und den Kindern noch zu vergrößern und die Kinder auf die eigene Seite ziehen zu wollen. Eine geistliche Mutter wird deshalb mit des Herrn Hilfe versuchen, die Beziehung zwischen dem Vater und den Kindern zu fördern, damit sich das Herz der Kinder dem Vater und das Herz des Vaters den Kindern zuwendet (s. Mal 3,24).
Dass das eine Aufgabe ist, die menschliche Weisheit und Fähigkeit übersteigt, ist dem Verfasser sehr wohl bewusst. Wir dürfen bei alledem aber auch nicht übersehen, dass in unserer Zeit nur die wenigsten Situationen (wenn überhaupt) so gravierend sein werden wie die bei Nabal und Abigail.
„Kinder brauchen jemanden, dem sie vertrauensvoll alles sagen können, was ihre Herzen bewegt.“
Als Abigail hört, was der Knecht ihr berichtet, zögert sie keinen Moment. Sie erkennt die Gefahr, in der sich Nabal und die Knechte befinden. Deshalb lässt sie sofort etliche Lebensmittel und Wein zusammenstellen, um sie zu David zu senden und so, wenn möglich, dessen Zorn abzuwenden und damit das Leben ihres Mannes und der Knechte zu retten.
Die Tatsache, dass die Schafe schon als Speise zubereitet waren, deutet daraufhin, dass Abigail „die Speise für ihr Haus und das Tagewerk für ihre Mägde“ bestimmt hatte, so wie es in Sprüche 31,15 von der tüchtigen Frau gesagt wird.
Das Versagen des Mannes kann es einer Frau sehr schwer machen, sich hingebungsvoll um ihren Haushalt zu kümmern. Nicht selten fehlt ihr dann irgendwann die Kraft und Energie für Ordnung im Haus oder in der Wohnung zu sorgen.
Doch es ehrt den Herrn und ist zum Segen der ganzen Familie, wenn sie sich in ihrem Herzen und in ihrer Seele nicht niederdrücken lässt, sondern sich dennoch liebevoll um das Wohlergehen der Kinder und ihres Mannes kümmert. Das kann und wird einer durch das Versagen ihres Mannes geübten Schwester nur mit der Hilfe des Herrn gelingen, um die sie ihn aber auch jeden Tag neu bitten darf.
Abigail schickt David ihre Knechte nicht alleine entgegen. Wir können uns die Furcht der Knechte gut vorstellen, mit der sie loszogen. Sie hatten ja erlebt, was für kampferprobte und furchtlose Männer David und seine Leute waren. Und woher sollte der wutentbrannte David wissen, dass sie kamen, um seinen Zorn zu beschwichtigen, indem sie ihm das brachten, was ihm und seinen Männern für ihre Dienste zustand. Dass Abigail ihnen folgte und ihnen den Rücken stärkte, wird die Knechte ermuntert haben.
Ist der Vater eigensinnig und rücksichtslos, ist das für die Kinder eine große Belastung, die sie leicht mutlos werden lassen kann. Dann ist es wichtig, dass die Mutter ihnen zur Seite steht, ihnen hilft, sie lobt und anspornt.
Doch auch hierbei ist Vorsicht geboten: Nur weil der Ehemann und Vater in der Erziehung konsequent ist oder Wert darauf legt, dass die Eheleute auch Zeit füreinander oder für andere Aufgaben behalten und die Kinder nicht zu sehr in den Mittelpunkt gestellt werden, handelt er noch lange nicht eigensinnig oder gar rücksichtslos.
Es mag so aussehen, als handele Abigail unabhängig und gegen die Interessen ihres Mannes, weil sie ihrem Mann Nabal nicht sagt, was sie tun will. Doch was bleibt ihr in dieser Situation anderes übrig?
Will sie das Leben ihres Mannes und ihrer Knechte retten, so bleibt jetzt keine Zeit für Diskussionen. Abigail ist klar, dass sie ihren Mann weder umstimmen noch ändern kann. Trotzdem versucht sie alles, um das drohende Gericht von ihm abzuwenden.
Dabei fällt auf, dass Abigail noch einen weiteren Beweggrund hat. Sie weiß offensichtlich, dass David der von Gott bestimmte König über das Volk Israel ist. Vielleicht noch vor der Rettung ihres Hauses liegt ihr daran, dass David nicht Schuld auf sich lädt und dadurch in Verruf gerät (s. V. 30.31).
Als Abigail dann vor David steht, beschönigt sie das Versagen ihres Mannes nicht. Ganz im Gegenteil. Doch sie stellt sich nicht über Nabal und versucht, sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Vielmehr macht sie sich eins mit ihrem Mann und nimmt die Verantwortung auf sich: „Ich, deine Magd, habe die Knaben meines Herrn nicht gesehen, die du gesandt hast“ (V. 25). Und dann bittet sie um Gnade: „Vergib doch das Vergehen deiner Magd!“ (V. 28).
Im Moment des drohenden Gerichts hatte Abigail nicht erst mit ihrem Mann gesprochen, sondern gehandelt, wie es die Situation erforderte. Dass bedeutet aber nicht, dass Abi-gail hinter seinem Rücken handelte und Geheimnisse vor ihrem Mann hatte. Vielmehr ist sie bereit, ihm Rechenschaft abzulegen, sobald das Gericht abgewendet ist.
Doch als sie nach Hause kommt, ist Nabal sturzbetrunken. Darum schweigt Abigail zunächst und wartet geduldig, bis der Rausch verflogen ist. Erst dann berichtet sie Nabal alles, was geschehen ist. Als er hört, wie seine Frau das Gericht von ihm abgewendet hat, erlöschen auch die letzten Empfindungen Nabals, die er vielleicht noch für Abigail hegte. „Und sein Herz erstarb in seinem Innern, und er wurde wie ein Stein“ (V. 37). Von diesem Moment an verhält er sich ihr gegenüber so hartherzig wie ein Stein.
Doch trotz des gefühlskalten, lieblosen Verhaltens ihr gegenüber scheint Abigail sich auch jetzt noch ihrem Mann unterzuordnen und still auf den Herrn zu vertrauen. Jedenfalls berichtet Gottes Wort nichts über irgendeinen abfälligen oder richtenden Gedanken Abigails über ihren hartherzigen Mann.
Abigail hatte ihren Mann zwar aus der Hand Davids befreien können, aber vor dem gerechten Gericht Gottes kann sie ihn nicht bewahren. Denn mit seiner Reaktion vergibt Nabal auch die allerletzte Chance zur Umkehr, nicht nur mit Blick auf sein abweisendes Verhalten seiner Frau gegenüber, sondern vor allem auch von seinen falschen Wegen in Bezug auf David. „Und es geschah ungefähr zehn Tage danach, da schlug der Herr Nabal, und er starb“ (V. 38).
Die Verantwortung für sein Versagen vor Gott muss der Mann selbst tragen. Doch wenn die Ehefrau mit einem liebevollen Herzen versucht, ihrem Mann trotz seines Versagens und der Beschwernisse, die er ihr und anderen damit verursacht, im Alltag hier auf der Erde beizustehen, wird Gott das nicht übersehen, sondern anerkennen.
„Wenn der Herr meinem Herrn wohltun wird, so erinnere dich an deine Magd“, bittete Abigail David, als sie für ihren Mann eintritt (V. 31). Als David vom Tod Nabals erfährt, dankt er als erstes Gott dafür, dass Er ihn davor bewahrt hat, sich selbst Recht zu verschaffen, und ihm gezeigt hat, darauf zu warten, dass Gott für seinen Knecht eintreten wird.
Dabei vergisst er auch Abigail nicht, die Gott dazu als Werkzeug in seiner Hand gebraucht hat.
Wir lesen nichts davon, dass Abigail in irgendeiner Form selbst aktiv geworden wäre. Wie es scheint, wartet sie nach dem Tod ihres Mannes auf die Führung Gottes und vertraut darauf, dass Er zur rechten Zeit das Richtige für sie tun wird.
Gott belohnt dieses Vertrauen! David wirbt um sie, um sie zu seiner Frau zu machen. Jetzt zeigt sich ein weiterer schöner Zug bei Abigail. Sie bleibt demütig und beugt sich zur Erde nieder, als die Boten Davids zu ihr kommen.
Abigail denkt nicht an den Luxus, in dem sie als Königin leben kann, sondern ist bereit, David in der Zeit seiner Flucht, in der er von den meisten verachtet ist, zu folgen. Zudem sieht sie ihre Pflicht, den Gästen Davids die Füße zu waschen, um ihnen die ihnen zustehende Ehre zu erweisen, aber auch, damit sie sich als Gäste Davids wohlfühlen.
Wir können uns gut vorstellen, dass es Abigail nicht leicht gefallen ist, ihren den Gedanken Gottes entsprechenden Platz in der Ehe mit Nabal einzunehmen. Das hinderte sie aber nicht daran, es dennoch zu tun.
Wenn sich ein gläubiger Mann in seiner Ehe als ungeistlich erweist und seiner Verantwortung als Haupt der Frau nicht gerecht wird, ist das für seine Ehefrau eine schwierige Probe, wenn sie dem Herrn treu sein und ihre Stellung entsprechend den Gedanken Gottes verwirklichen möchte.[2]
Fehlt es in einer solchen Situation an Glauben und Vertrauen, mag jemand sagen: „Es mag gehen, aber es ist zu schwer.“ Eine Frau, die auf den Herrn vertraut und deren Vertrauen der Herr ist (s. Jer 17,7), darf dem gegenüber mit Glaubenszuversicht sagen: „Es mag schwer sein, aber es geht!“
Das dann auch wirklich umzusetzen und dem Beispiel Abigails nachzueifern, wird einer solchen Schwester nicht aus eigener Kraft gelingen. Doch mit diesem Wunsch im Herzen darf sie wissen, dass der Herr dadurch geehrt wird. Und der Herr, der ja nicht nur unser Äußeres sieht, sondern auch unsere Herzen, wird diese Treue und diesen Gehorsam seinem Wort gegenüber gewiss nicht unbelohnt lassen, sondern der Schwester in seiner Gnade segnend zu Hilfe kommen.
Stefan Busch
Fußnoten:
„Wer Ordnung hält …“, erschienen in „Bleibt in mir“, Heft 3/2019, Seite 29.
Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall, dass ein Mann sich alle Mühe gibt, seiner Verantwortung entsprechend seiner Stellung als Haupt der Frau und der Familie gerecht zu werden, aber die Frau nicht bereit ist, den ihr von Gott zugedachten Platz in der Ehe einzunehmen. Das wird für den Mann genauso eine schwere Probe sein, denn natürlich ist er trotz der Auflehnung seiner Frau gehalten, sie als seine ihm von Gott geschenkte Ehefrau zu lieben (s. Eph 5,25).
In unseren Breitengraden erleben wir in dieser Jahreszeit den Herbst. Da haben wir buntes Laub vor unseren Augen, das vereinzelt und dann schließlich komplett von den Bäumen fällt. Das ist von unserem Schöpfer so gewollt und hat seinen Sinn.
Das Verwelken und Abfallen von Pflanzenblättern kann aber auch durch andere Gründe, wie zum Beispiel Wassermangel oder Krankheiten, bedingt werden.
Mit solchen Blättern werden die Sünder in Jesaja 64,5 verglichen. Ganz im Gegensatz dazu stellt Psalm 1 den Gläubigen vor, der sich vom Bösen fernhält:
"Und er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles, was er tut, gelingt."
Der Psalmist nennt im vorherigen Vers die Eigenschaften eines solchen Gläubigen:
"Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht steht auf dem Weg der Sünder und nicht sitzt auf dem Sitz der Spötter, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!"
Tag und Nacht über das Gesetz zu sinnen bedeutet für uns nicht, dass wir 24 Stunden am Tag die Bibel lesen sollen, sondern dass wir die Gelegenheiten, die wir dafür haben, suchen und nutzen und dann unser Leben danach ausrichten. Was ist unser Lebensinhalt? Sind wir bestrebt, Frucht für Gott zu bringen? Der Herr Jesus sagt in Johannes 15,5:
"Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun."
Möchten wir uns gegenseitig zu einer echten und treuen Nachfolge hinter unserem Herrn her anspornen! Unter dem schönen Titel „Bleibt in mir“ stehen auch die nachfolgenden Artikel.
Ich wünsche uns allen Gottes Segen beim Lesen und dass in uns der Wunsch aufkommt, „frisch“ für Gott zu bleiben.
Benjamin Hof