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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Abraham – der Hebräer

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Beim flüchtigen Lesen des 1. Buches Mose ab Kapitel 11 kann es uns so gehen, dass wir der Beifügung „Abram, dem Hebräer“ (Kap 14,13), wenig Bedeutung beimessen. Und doch hat es dem Geist Gottes gefallen, diesem Glaubensmann diesen Titel zu geben.

Wenn Abraham hier so genannt wird, hat es zunächst mit seiner Herkunft und Abstammung zu tun. Der Name „Hebräer“ leitet sich konkret von „Heber“ aus der Familie Sems ab (s. 1. Mo 10,21; 11,14). Abraham wird erst in der 5. Generation nach Heber genannt. Aber keine der anderen Generationen bekommen in der Bibel den Titel Hebräer, außer Abraham und seine Nachkommen in der Linie Isaaks. Auch der Apostel Paulus spricht im Neuen Testament davon, dass er ein Hebräer von Hebräern war (s. Phil 3,5; 2. Kor 11,22). Somit konnte er dem Fleisch nach seine reine Abstammung aus der Familie Abrahams nachweisen.
Kommen wir aber zu der eigentlichen Wortbedeutung des Namens Hebräer, so heißt die Übersetzung dieses Titels so viel wie „von jenseits“ oder „hinübergehen“, in dem Sinn von „einen Fluss überqueren“ oder „von einer Region zur anderen wechseln“. Das trifft zunächst auf seine Herkunft aus Ur in Chaldäa zu, dem Land der beiden Ströme Euphrat und Tigris. Von dort war er ja „herübergekommen“ in das Land Kanaan.
Doch im Licht des Neuen Testaments entdecken wir noch eine andere Bedeutung davon, dass Abram – der Hebräer – der Jenseitsstehende war: Er wurde als jemand wahrgenommen, der zu einer anderen Welt gehört – dem Jenseits.
Abraham ist ein Mann des Glaubens. Die Schönheit und Ausrichtung seines Glaubens wird im Brief an die Hebräer aufgedeckt:
„Denn die, die solches sagen, zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen (begehren). Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist himmlischen“ (Heb 11,14.16).
Die Worte „sagen“, „zeigen“ und „trachten“ sind in der Gegenwartsform geschrieben. Das unterstreicht den Gedanken, dass es sich um einen Grundsatz oder eine grundsätzliche Lebenshaltung handelt, d. h. um das, was diese Glaubensmänner und -Frauen ausmacht und charakterisiert. Es gibt für sie eine Glaubenswirklichkeit, die außerhalb von der sie umgebenden, sichtbaren Welt liegt.
Wenn es ein Jenseits gibt, dann auch ein Diesseits. Jedenfalls gibt es zwei Seiten. Unsere physischen Augen sehen das Diesseits, aber mit den Augen des Herzens (s. Eph 1,18), also mit unseren Glaubensaugen, sehen wir dieses Jenseits. Und genau das hat uns Abraham vorgelebt. Dieses Vaterland, nach dem er trachtete, war sein wirkliches Zuhause. Es ist besser und es ist himmlisch!

Auch wir haben als Kinder Gottes eine himmlische Berufung. Wir sind auserwählt und zu himmlischen Segnungen in der Höhe gebracht, um wie Christus und mit Christus vor dem Vater zu sein – in Gemeinschaft mit dem Vater, in seiner ewigen Gunst und zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade (s. Eph 1-3)! Unsere Berufung ist droben (s. Phil 3,14). Sie ist himmlisch (s. Heb 3,1).
Unsere Gedanken dürfen mit dem wunderbaren Erbteil beschäftigt sein, welches unverweslich (unvergänglich, für immer, bleibend), unbefleckt (rein) und unverwelklich (immer frisch) ist (s. 1. Pet 1,4). Lassen wir uns anspornen, das wieder neu zu entdecken! Sich mit diesem reichen Gut zu beschäftigen, lässt es uns mehr kennen und lieben lernen. Dann suchen wir, was droben ist (s. Kol 3,1)!
Was war nach dem Urteil Gottes kennzeichnend für das Leben Abrahams als Jenseitsstehender? Dabei fallen drei wesentliche Merkmale in seinem Leben auf: Gehorsam, Glauben und Gemeinschaft.

Gehorsam

Dieses für Gott wertvolle Leben hat erst begonnen, nachdem Abraham auf Gottes Anweisung hin eine Entscheidung getroffen hatte und seine damalige Welt (d. h. sein Land), seine bisherigen Ansichten, Lebensformen und Ziele (seine Verwandtschaft) sowie jede menschliche Sicherheit und Geborgenheit (seines Vaters Haus) verlassen hatte. Gehorsam ist das erste Kennzeichen im Leben Abrahams. „Der Gott der Herrlichkeit“ erschien ihm bereits in Ur in Chaldäa (s. Apg 7,2).
Abraham war bereit, alles aufzugeben, doch in Haran gab es eine Verzögerung. Letztlich ging er aber doch weiter und das ist wertvoll für Gott. Vielleicht kennen wir auch Umwege und Verzögerungen auf unserem Glaubensweg und sind deswegen entmutigt.
Aber Gott ist treu und lässt uns nicht und geht uns nach. Es ist ermutigend, dass in Hebräer 11,8 nur der Gehorsam erwähnt wird und die Schwächen gar nicht genannt werden. Der Gehorsam ist das, was bleibt und Wert hat in den Augen unseres Gottes. Lasst uns dem gehorchen, der uns berufen hat!

Vielleicht kennen wir auch Umwege und Verzögerungen auf unserem Glaubensweg und sind deswegen entmutigt. Aber Gott ist treu und lässt uns nicht und geht uns nach.

Glauben

Hebräer 11,8 macht weiterhin deutlich, dass dieser Gehorsam seinem Glauben entsprang. Abraham „zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme“.
In den Versen 8 bis 11 wird uns der Glaube vorgestellt, der die zukünftige Welt ergreift. Wie trifft das auf Abraham, Isaak und Jakob zu, die dadurch gekennzeichnet waren, dass sie in Zelten gewohnt haben und damit bewiesen, dass sie Fremde auf dieser Erde waren. Sie trachteten (d. h. sie sehnten sich) nach diesem Besseren, das ist Himmlischen (s. V. 16)!
Der Glaube Abrahams zeigte sich dadurch, dass er nicht an der Verheißung zweifelte, indem er auf seine eigenen, begrenzten Möglichkeiten schaute. Er nahm Gott beim Wort und vertraute fest auf Ihn und seine Zusagen (s. Röm 4,17-22).

Glaube auch im hohen Alter

Hierbei war sein Glaube nicht immer auf der Höhe. Insbesondere 1. Mose 16 macht das sehr deutlich. So wertvoll der Glaube ist, die Früchte des Unglaubens sind katastrophal! Wenn wir über den Glauben Abrahams nachdenken, ist es sehr schön zu sehen, an welchem Ort er sich wohl die längste Zeit seiner Fremdlingschaft auf dieser Erde aufhielt. In 1. Mose 13,18 wird dieser Ort zum ersten Mal erwähnt: die Terebinthen Mamres, die bei Hebron („Gemeinschaft“) sind. In der Gemeinschaft mit Gott wird der Glaube gestärkt.
Der Glaube zeigte sich bei Abraham und Sara auch in hohem Alter. Sie konnte keine Kinder mehr bekommen und sie hatten zu dieser Zeit vermutlich auch keinen Geschlechtsverkehr mehr (s. 1. Mo 18,11.12). Aber der Glaube verlieh ihnen auch dazu wieder die Kraft (s. Heb 11,11) und mit welch einem gesegneten Ergebnis. Sie stützten sich nicht auf ihren Verstand, indem sie sagten, das habe doch ohnehin keinen Sinn mehr!
Wie viel Segen geht uns verloren, weil uns immer wieder unser Verstand und unser logisches Denken im Weg stehen! Aber der Herr belohnt den Glauben der Seinen und steht zu seinen Verheißungen.

Gemeinschaft

Der Glaubensweg Abrahams hat mit dem Abbrechen alter Beziehungen begonnen. So ist auch jedes Kind Gottes durch den Tod des Herrn Jesus herausgenommen aus der Welt (s. Gal 1,4) und in neue Beziehungen gebracht.
Das Kreuz von Golgatha klärt unsere Beziehung zur Welt. Es macht uns einerseits zu Fremdlingen im „Diesseits“ (bei Abraham dargestellt durch sein Zelt), aber andererseits zu solchen, deren Bürgertum in den Himmeln ist und die somit zu dem „Jenseits“ gehören. Weiterhin ist das Kreuz auch die Grundlage unserer Beziehung zu Gott und macht uns zu Anbetern. Das zeigt sich im Leben Abrahams durch den Altar, der immer wieder erwähnt wird.
Nachdem Abraham in Kapitel 16 auf Fleisch vertraut hat, ruft Gott ihm in Kapitel 17,1 zu: „Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen.“ Das hat Abraham getroffen und er hat es auch verwirklicht, wie es die folgenden Kapitel deutlich zeigen.
Vor dem Angesicht Gottes zu wandeln heißt, bewusst in Gemeinschaft mit Ihm zu leben. Dabei setzte Abraham alle Erwartungen in den Allmächtigen (El Shaddai). Psalm 62,6.7 drückt das so aus: „Nur auf Gott vertraue still meine Seele, denn von ihm kommt meine Erwartung. Nur er ist mein Fels und meine Rettung, meine hohe Festung; ich werde nicht wanken.“
Psalm 16 trifft in Absolutheit nur auf unseren Herrn Jesus zu, der sagen konnte: „Ich habe den Herrn stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken“ (V. 8). Der Grundsatz gilt jedoch auch für jeden Gläubigen und das Resultat dieses Wandels ist: „Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele“ (V. 9).
Das Ergebnis von Gemeinschaft ist also Freude! „Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht“ (V. 11). Dahin führt uns ein gewohnter und vertrauter Umgang mit unserem Gott. Der Höhepunkt der Freiheit der Kinder Gottes ist, dass wir einen freien Zugang zu unserem Gott und Vater haben (s. Röm 8,15b). In 1. Mose 18 wird dann deutlich, was Gemeinschaft mit Gott im Leben Abrahams bedeutet.
Zunächst bringt Abraham dem Herrn etwas, dann teilt ihm der Herr mit, was in seiner Familie geschehen wird und schließlich wird Abraham mit dem Vorhaben des Herrn in Bezug auf Sodom vertraut gemacht. Unfassbar, dass Gott sich herablässt, um mit seinem Knecht wie mit einem Freund zu reden und um ihn an seinen Plänen teilhaben zu lassen.
Der im Anschluss beschriebene vertraute Umgang zwischen dem Herrn und Abraham ist beeindruckend. Diese Gemeinschaft ist nichts Theoretisches, sondern darf ganz persönlich und in Wahrheit erlebt werden. Es gibt auf dieser Erde nichts Kostbareres als den Genuss der Gemeinschaft mit unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus!
Der Herr gibt uns in Johannes 13 eine liebevolle und zugleich eindringliche Ansprache, wie wichtig es uns sein muss, dieses Teil mit Ihm zu kennen und zu genießen. Dieses gesegnete Teil ist nur auf dem Weg der Fußwaschung, d. h. der immer wiederkehrenden Reinigung und Erfrischung durch das Wort Gottes und des Selbstgerichtes, möglich.
Durch seinen Glauben und aus der Gemeinschaft mit Gott konnte Abraham auch ein Zeugnis in der ihn umgebenden Welt sein. Darin war er so authentisch und echt, dass sogar die Menschen dieser Welt ihn als „Hebräer“ erkannten und auch so nannten.
Was macht das „Jenseits“ für uns, die wiedergeborenen Kinder Gottes, so besonders und wertvoll? Im letzten Vers des Propheten Hesekiel finden wir dazu ein treffendes hebräisches Wort: „Jahwe-Schamma“ (der Herr ist hier). Wenn wir uns im Glauben dort aufhalten, wo unser Herr ist, wird uns das immer den größten Segen bereiten.
„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, WO DER CHRISTUS IST, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,1.2).

Vor dem Angesicht Gottes zu wandeln heißt, bewusst in Gemeinschaft mit Ihm zu leben.

Steffen Bamberger

Jakobus 2,13 / 1. Petrus 4,8

„Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der keine Barmherzigkeit geübt hat“ (Jak 2,13).
Wer hart und unbarmherzig handelt, erfährt das göttliche Gericht ohne Barmherzigkeit. Es geht dabei um das Gericht in den Regierungswegen Gottes auf der Erde, das sowohl echte Glaubende als auch tote Bekenner trifft. Gottes Handeln ist also ohne Barmherzigkeit gegen den, der unbarmherzig ist.

(In Anlehnung an das Buch „Echter Glaube zeigt sich im Alltag“,
Kommentar zum Jakobusbrief, M. Billeter.)

„Vor allem aber habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden“ (1. Pet 4,8).
Wenn die Liebe im Miteinander der Glaubensgeschwister wirkt, dann handelt Gott in seinen Erziehungswegen mit uns entsprechend dieser Liebe, die Er sieht und nicht entsprechend den Sünden, die geschehen. Das bedeutet nicht, dass die Sünden nicht gottgemäß geordnet werden. Auch das wird ein Anliegen der Liebe sein. Dann sieht Gott die Liebe und handelt dementsprechend mit uns. In diesem Sinn bedeckt die Liebe eine Menge von Sünden.

(Siehe dazu auch „Betrachtung über 1. Petrus, Synopsis“, J. N. Darby.)

Vergeben, wie Gott vergeben hat

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Dankbar haben wir in diesem Heft daran gedacht, wie Gott uns vergeben hat. Das erinnert uns an die Aufforderung in Epheser 4,32, zueinander gütig und mitleidig zu sein, einander vergebend, wie Gott uns in Christus vergeben hat. Vergebung ist ein wichtiger Bestandteil für gute Beziehungen, ob in der Ehe, der Familie oder der Versammlung Gottes. Deshalb ist es nützlich und wichtig, daran erinnert zu werden.

Die Frage des Petrus

Es war Petrus, der dem Herrn Jesus die Frage stellte, wie oft er seinem Bruder vergeben soll, der gegen ihn sündigt (s. Mt 18,21). Der unmittelbare Zusammenhang der Frage in Matthäus 18 ist das Zusammenkommen der örtlichen Versammlung im Namen des Herrn Jesus. Das ist sicher nicht von ungefähr, denn auch im Miteinander als Glaubensgeschwister ist Vergebung eine wichtige Sache.
Die Antwort des Herrn Jesus macht dreierlei deutlich:

  • Einmal sollen wir viel mehr vergeben, als wir es vielleicht meinen. Petrus schlägt vor, siebenmal zu vergeben. Der Herr Jesus antwortet: „Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzig mal sieben.“ Damit macht Er deutlich, dass unser Vergeben keine Grenzen haben soll.
  • Zum anderen macht der Herr deutlich, warum es selbstverständlich sein sollte, dem Bruder immer zu vergeben. Der Grund ist, dass uns selbst viel mehr vergeben ist, als wir dem Bruder je vergeben könnten. Das macht das nachfolgende Gleichnis vom Reich der Himmel, das der Herr Jesus erzählt, sehr deutlich.
  • Schließlich zeigt der Herr, dass unser Vergeben auch Einfluss auf das Handeln Gottes mit uns hat. Der Knecht, dem sein Herr alles erlassen hatte, der aber kein Erbarmen mit seinem Mitknecht hatte, wurde hart bestraft. Das bedeutet nicht, dass wir die Vergebung unserer Sünden wieder verlieren und doch verloren gehen könnten. Aber es macht klar, dass Gottes Handeln mit uns in seinen Erziehungswegen hier auf der Erde mit dem Maß der Gnade zusammenhängt, die wir bereit sind zu zeigen (s. auch Jak 2,13 und 1. Pet 4,8).

Wie Gott vergibt

Wenn wir darüber nachdenken, wie Gott uns in Christus vergeben hat, dann finden wir darin den Maßstab, wie auch wir selbst vergeben sollen:

  • Gott hat vergeben, ohne eine einzige Forderung zu stellen. Wir mussten nur in Buße und Glauben das Angebot Gottes im Herrn Jesus annehmen und Gott hat uns vergeben. Er hat dabei keine Erwartung an uns gestellt. Die Vergebung ist ein Geschenk Gottes, dass Er deshalb geben kann, weil sein Sohn am Kreuz auf Golgatha alles gut gemacht hat.
  • Gottes Vergebung ist ohne Grenzen. Seine Barmherzigkeit und Gnade reichte aus für den ersten, also den größten Sünder (s. 1. Tim 1,14.15). Sie ist also so groß, dass sie für jeden und für alle Sünden ausreicht.
  • Wenn Gott vergibt, dann holt Er das, was Er vergeben hat, nie mehr hervor, um es als Anklagepunkt zu verwenden (s. Heb 10,17).

Sind wir auch bereit, zu vergeben, ohne Forderungen zu stellen? Dann dürfen wir das, was vergeben ist, wegtun – wir werden es vielleicht nicht vergessen können, aber wir werden es nie mehr hervorholen und nicht wieder „aufwärmen“. Das gibt Befreiung, für uns selbst und für den, dem wir vergeben haben.

Vergebungsbereitschaft

Ja, Gott erwartet tatsächlich eine uneingeschränkte Vergebungsbereitschaft. Aber die Aufforderung, einander zu vergeben, wie Er uns vergeben hat, geht noch weiter. In unserem Herzen sollen wir vergeben, egal was geschieht. Nur so können wir selbst frei werden von der Belastung, die durch eine gegen uns geschehene Sünde auf uns liegt.
Natürlich kann derjenige, der gesündigt hat, die Vergebung nur erlangen, wenn er einsieht, bereut und bekennt. Das ist nötig, damit die Sache bereinigt und Vergebung erlebt werden kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich als derjenige, gegen den gesündigt wurde, nicht schon vorher im Herzen vergeben soll. Dazu möchte Gott uns Kraft und Freudigkeit schenken!
Wie befreiend ist es, Vergebung zu erleben. Dankbar nehmen wir sie grundsätzlich und auch immer wieder von Gott an. Und gerne geben wir sie auch weiter, wenn es erforderlich wird.

Christian Rosenthal

Gott ist gut − und zum Vergeben bereit

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„Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8,3).

Angesichts des Sündenelends des Menschen ist Gott nicht gleichgültig und tatenlos geblieben! Wenn Gott nur nach seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit mit uns gehandelt hätte, so würde „ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke“ (2. Thes 1,9) unser Teil sein. Denn Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in IHM (s. 1. Joh 1,5). Aber − Gottes Gnade hat in Liebe über unser Versagen triumphiert! Dank sei Ihm dafür!

Das dem Gesetz Unmögliche …

Die Bibel sagt, dass das Gesetz vom Sinai nichts zur Vollendung gebracht hat (s. Heb 7,19). Es enthielt die gerechten und heiligen Forderungen Gottes an uns Menschen (s. Röm 7,12). Leben hatte Gott demjenigen verheißen, der seine Satzungen und Rechte in allem beobachten würde, „durch die der Mensch, wenn er sie tut, leben wird“ (3. Mo 18,5). Aber − kein Mensch hatte das Gesetz in allen Stücken befolgen können!
Selbst wenn es einem Menschen gelungen wäre, das ganze Gesetz zu halten und er nur in einem einzigen gestrauchelt wäre, so wäre er aller Gebote schuldig geworden (s. Jak 2,10).
In welch einem hoffnungslosen Zustand befanden wir uns alle − ausnahmslos, denn wir standen unter dem Urteil des Todes: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes …“, und: wir sind „des Todes würdig“ (Röm 3,23; s. 1,32).

… tat Gott

Aber was für das Gesetz vom Sinai somit unmöglich war, tat Gott. Er ist der Handelnde und offenbart dabei sein Herz voller Liebe und Gnade. Gott wollte nicht den Tod des Sünders, sondern, dass er von seinen Wegen umkehre und lebe (s. Hes 18,23).
Wie bemerkenswert sind deshalb die beiden Worte in unserem Bibeltext: „tat Gott“. Sie erinnern uns an Johannes 3,16: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Gott hat seinen eigenen Sohn auf die Erde gesandt. Er wurde Mensch und kam „in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde“. Der Sohn Gottes ließ sich „einen Leib bereiten“ und wohnte unter uns „in Gleichheit der Menschen“ (Phil 2,7; s. Heb 10,5). Dabei war und blieb Er der einzige Mensch ohne Sünde, der die Sünde nicht kannte, noch tat und von dem uns der Apostel Johannes schreibt: „Sünde ist nicht in ihm“ (s. 2.Kor 5,21; 1. Pet 2,22; 1. Joh 3,5).
Nun erweist Gott seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle hingeben (s. Röm 5,8; 8,32).
Gott hat die Sünde im Fleisch an Ihm verurteilt und dieses Urteil in seiner ganzen Schärfe vollstreckt. Denn: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53,5).
Jeder, der im Bekenntnis seiner Sünden zu Gott kommt und persönlich an den Herrn Jesus als seinen Heiland glaubt, empfängt Vergebung der Sünden und ewiges Leben (s. Apg 3,19; 1. Joh 5,13). Es ist jetzt keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind (s. Röm 8,1).

Und wenn wir doch wieder sündigen?

Und wenn wir als Gotteskinder sündigen, was dann? Vielleicht trägt einer unserer Leser eine Sündenlast mit sich herum. Schuldgefühle quälen ihn Tag und Nacht. Er ist den Listen des Teufels erlegen, hatte die Ermahnung des Herrn vergessen: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt“ (Mt 26,41).
Er hat die Freude des Heils verloren, statt Frieden erfüllt Unruhe sein Herz. Fragen über Fragen steigen in seinem Innern auf: Nimmt der Herr mich noch einmal an? Gibt es noch Vergebung für diese Sünde, die so schwer auf mir lastet? Ach, hätte ich doch …!
Der in Sünde gefallene König David bekennt in Psalm 32: „Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand; verwandelt wurde mein Saft in Sommerdürre“ (V. 3.4).
Dann berichtet er aber auch, wie er völlige Vergebung von seinem Gott empfing: „Ich tat dir meine Sünde kund und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sprach: ‚Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen‘; und du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde“ (V. 5). Jedem, der sich mit ungeordneter Sündennot quält, kann nur empfohlen werden, den ganzen Psalm 32 zu lesen!

Gott bleibt zum Vergeben bereit

Ja, unser Gott ist „gut und zum Vergeben bereit“ (Ps 86,5), wenn wir nur mit einem offenen und rückhaltlosen Bekenntnis zu Ihm kommen und die Sünde beim Namen nennen, die wir begangen haben.
Welch eine Ermutigung zur Umkehr und zum Bekenntnis gibt uns doch das neutestamentliche Bibelwort: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht (Anmerkung: nicht gutmütig), dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9).
Gott ist wirklich gerecht, wenn Er uns die Sünde vergibt, weil Er die Sünde, die ich begangen habe, an Jesus Christus bereits gerichtet hat.
Dann lasst uns auch daran denken, in welche Leidensnot der Heiland gerade wegen dieser Sünde gekommen ist: „Ich bin der Mann, der Elend gesehen hat durch die Rute seines Grimmes. Mich hat er geleitet und geführt in Finsternis und Dunkel. Mit Bitterkeiten hat er mich gesättigt … Und du verstießest meine Seele vom Frieden“ (Klgl 3,1.2.15.17).

Dankbar rufen wir aus:

Die Last meiner Sünden
trug Jesus, das Lamm,
und warf sie weit weg
in die Fern;
Er starb ja für mich
auch am schmachvollen Stamm.
Meine Seele
lobpreise den Herrn!
(Horatio Gates Spafford 1828-1888)

Ja, „meine Seele lobpreise den Herrn“! Dazu haben wir allen Anlass.

Friedhelm Müller

„Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit.“
(Ps 86,15)

Mobbing – Hinweise für Christen

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Der aus dem Englischen stammende Begriff „Mobbing“ (to mob = belästigen) ist relativ jung in der deutschen Sprache, das Phänomen, das sich dahinter verbirgt, ist aber keineswegs neu.

Was ist Mobbing?

Umgangssprachlich ausgedrückt bedeutet Mobbing, dass jemand – zumeist in der Schule oder am Arbeitsplatz – ständig geärgert, schikaniert, blamiert, gemieden oder in sonstiger Weise in seiner Menschenwürde verletzt wird. Man unterscheidet beim Mobbing zwischen Tätern und Opfern. Mobbingopfer sind im Durchschnitt ängstlicher, unterwürfiger und konfliktscheuer. Die Täter sind oft Personen, die nach Aufmerksamkeit suchen und es „genießen“, Macht gegenüber Schwächeren auszuüben. In diesem Artikel möchten wir die Thematik aus biblischer Sicht beleuchten und auf den Bereich der Schule reduzieren.

Gibt es Mobbing in der Bibel?

Natürlich finden wir den Begriff „Mobbing“ nicht in der Bibel, den Sachverhalt aber schon. In 1. Samuel 1 lesen wir die Geschichte von Hanna und Peninna, den beiden Frauen Elkanas: „Peninna hatte Kinder, aber Hanna hatte keine Kinder. … Und ihre Widersacherin kränkte sie mit vieler Kränkung, um sie aufzubringen, weil der Herr ihren Mutterleib verschlossen hatte. Und so, wie er (Elkana) das Jahr für Jahr tat, so kränkte sie sie, sooft sie zum Haus des Herrn hinaufzog; und sie weinte und aß nicht. Und Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: Hanna, warum weinst du? Und warum isst du nicht? Und warum ist dein Herz betrübt?“ (V. 2.6-8). In dieser Begebenheit finden wir einige ganz typische Muster von Mobbing:

  • Es gibt einen Täter (hier Täterin) und ein Opfer (Peninna – Hanna).
  • Die Kränkung ist intensiv und andauernd.
  • Die Täterin nutzt ihre Stärke (Fruchtbarkeit) aus, um das Opfer zu demütigen.
  • Die Täterin kränkt, um das Opfer aufzubringen (zu provozieren, zu reizen).
  • Das Opfer steht unter einem starken Leidensdruck (ist betrübt, weint, isst nicht).

Nicht zum Täter werden!

Es versteht sich von selbst, dass ein wiedergeborener Christ nicht zum Täter werden darf. Und doch haben wir das Fleisch (die alte Natur) noch in uns und sind grundsätzlich zu allem Bösen fähig. Zu den Werken des Fleisches in Galater 5,20 zählen auch „Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht“.
In der Schule, wo viele Menschen zusammen sind, laufen bestimmte gruppendynamische Prozesse ab. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Täter andere mit sich reißt, um Schwächere zu mobben. Kinder wollen natürlich gerne auf der Seite des Stärkeren stehen und lassen sich dann leicht zum Mitmachen anstiften.
In Jakobus 3,13-18 heißt es: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit. Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische. Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat. Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt. Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften.“
Den Inhalt dieses Bibelwortes sollten wir immer mal wieder mit unseren Kindern besprechen. Dabei dürfen wir ihnen die Person des Herrn Jesus vorstellen, wie Er mit den Schwachen und Benachteiligten umgegangen ist. Als Leitfrage darf hier gelten: Wie würde sich der Herr Jesus in dieser Situation verhalten?
Es kostet natürlich Überwindung, sich in der Schule auf die Seite der Schwachen zu stellen und ihnen beizustehen. Doch nach Sprüche 20,11 gibt sogar ein Knabe „sich durch seine Handlungen zu erkennen, ob sein Tun lauter und ob es aufrichtig ist“. Es wird zum Zeugnis und zum Segen sein, wenn wir als Christen die Gesinnung des Herrn in dieser Welt offenbaren.

Was tun, wenn Kinder zum Mobbing-Opfer werden?

Vier wichtige Grundpfeiler der christlichen Erziehung sind Liebe, Vertrauen, Kommunikation und Gehorsam. Wir sollten uns als Eltern täglich Zeit nehmen, um mit unseren Kindern über ihre Erlebnisse und Erfahrungen in der Schule zu sprechen. Uns wird dann schnell auffallen, wenn sie betrübt sind, öfter weinen, keinen Appetit haben, über Bauchschmerzen klagen usw. Das kann natürlich verschiedene Ursachen haben, aber vielleicht steckt auch Mobbing dahinter.
Wie wir oben gesehen haben, ist das Anderssein eines Menschen oft eine Zielscheibe der Mobbing-Täter. Das kann eine Schwäche sein, eine Behinderung, Schüchternheit oder eben die Tatsache, dass Christen, die nach der Bibel leben und die Gesinnung des Herrn Jesus zeigen, sich anders verhalten als der Mainstream dieser Welt und Zeit. Der Herr Jesus hat selbst gesagt: „Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieb haben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt“ (Joh 15,18.19).
Für Kinder, die diese Erfahrung in der Schule machen, ist das natürlich nicht einfach. Grundsätzlich gilt dies für uns Erwachsene ja genauso. Wenn das Ganze aber dann in Mobbing ausartet, ist das eine besondere Situation, die wir nicht einfach so laufen lassen dürfen, weil sonst dauerhafte psychische Schäden möglich sind. Kinder können nämlich äußerst brutal zueinander sein (körperliche und vor allem psychische Gewalt). Was können wir tun? Hier einige Hinweise:

  • Den intensiven Austausch mit dem betroffenen Kind suchen (Verständnis, Geborgenheit).
  • Gemeinsam das Wort Gottes erforschen (Ermutigung, Vertrauen, Verhaltensorientierung).
  • Zusammen beten (auch für den oder die Täter, anstelle von Rachegedanken).
  • Falls möglich, gute Kontakte mit gleichaltrigen Gläubigen suchen und fördern (Gemeinschaft stärkt!).
  • Kontakt aufnehmen zur Schule (Klassenlehrer, Vertrauenslehrer, Schulsozialarbeiter, Schulleiter, Eltern des Täters …).

Besonders der letzte Punkt wird oft unterlassen aus Angst, dass es der Täter dann noch ärger treiben könnte. Aber das ist zu kurz gedacht. Mobbing muss unbedingt unterbrochen werden zum Schutz des Opfers und eventuell weiterer Opfer. Die Schulen sind heute im Allgemeinen gut vorbereitet und verfügen über qualifiziertes Personal, um Hilfestellungen zu geben.

„Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“
(Joh 15,18.19)

Cyber-Mobbing

Eine besonders aktuelle Form von Mobbing ist das sogenannte Cyber-Mobbing, das über die modernen sozialen Netzwerke im Internet ausgeübt wird. Hier stehen sich Täter und Opfer nicht direkt gegenüber, sondern virtuell. Das macht das Ganze oft noch schlimmer, weil die Täter die räumliche Distanz nutzen, um noch grausamer vorzugehen (Beleidigungen, Beschimpfungen, Verleumdungen, Erniedrigungen, rassistische und sexistische Anspielungen, verbale Gewalt usw.).
Die Corona-Pandemie hat das Online-Lernen und die virtuellen Kontakte forciert. Wir sollten sie aber auf das absolut Notwendige – schulische – begrenzen. Es bedarf dazu in jeder Familie klarer Regeln. In anderen Artikeln dieser Zeitschrift ist dieses Thema ja schon ausführlicher behandelt worden.
Das Wort des Herrn aus Johannes 16,33 möchte uns Mut machen: „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“

Andreas Kringe

Levi – Eine gesegnete Familie und eine Familie des Segens

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Levi war der dritte Sohn Jakobs, den seine Frau Lea gebar. Sein Name bedeutet „Anhänglichkeit“ oder „Anschließung“ (s. 1. Mo 29,34 und die dortige Anmerkung). Diesen Namen hatte ihm seine Mutter in der Hoffnung gegeben, dass ihr Mann Jakob sich ihr nun in Liebe zuwenden würde. Lea litt sehr unter der Zurücksetzung durch Jakob, der Rahel liebte und ihr vorzog.

Die Geschichte der Familie Levis, die Höhen und Tiefen enthält, ist wesentlich durch Glauben und Treue zu Gott und seinen Zusagen geprägt.
Auch im 21. Jahrhundert können wir etwas aus der Geschichte dieser Familie lernen und wollen im Folgenden einige Etappen der Nachkommen Levis ansehen. Dabei werden wir feststellen, dass die Nachkommen Levis Segen empfingen und auch zum Segen für andere waren. Auch wir, die so reich von Gott gesegnet sind (s. Eph 1,3), dürfen zum Segen für andere Kinder Gottes und unsere Umgebung sein.

Levi – der Stammvater

Von Levi und seinem älteren Bruder Simeon lesen wir in 1. Mose 34, dass sie ihre Schwester Dina rächen. Sichem hatte mit Dina sexuell verkehrt, obwohl die beiden nicht verheiratet waren. Daraufhin ermordeten die beiden Brüder Dinas Sichem, seinen Vater und die männliche Bevölkerung der Stadt, in der Sichem wohnte.
Jakob verurteilte diese Tat seiner Söhne, vielleicht aus Menschenfurcht vor den Bewohnern des Landes Kanaan (s. 1. Mo 34,30), aber auch zu Recht, weil Simeon und Levi im Zorn und mit List und Betrug gehandelt hatten (s. 1. Mo 49,5-7). Simeon und Levi hatten das richtige Empfinden für die böse Tat Sichems, aber sie handelten auf die falsche Art und Weise in Zorn und mit Gewalt. Jakob selbst sah leider bei allem tatenlos zu, was geschah.
Wir erkennen daraus, dass wir nicht die Augen verschließen oder tatenlos zusehen können, wenn Sünde geschieht. Das Benennen und eine klare Trennung von der Sünde sind Voraussetzung für einen Dienst für Gott. Aber wir lernen auch, dass in der richtigen Art und Weise gehandelt werden muss und nicht im Zorn.

Die Leviten Amram und Jokebed

Mose, Aaron und Mirjam sind Kinder dieser Nachkommen Levis (s. 2. Mo 2). Der Vater Amram war ein Enkel Levis, ein Sohn von Kehat (s. 2. Mo 6,18). Ihr Familienleben ist durch Glauben gekennzeichnet. Sie bekamen ein Kind in einer Zeit, als neugeborene Söhne der Hebräer auf Befehl des Pharaos unmittelbar nach der Geburt getötet werden mussten. Im Vertrauen auf Gottes Handeln legten sie den kleinen Mose in ein Kästchen und setzten dieses in den Nil.
Auch wir dürfen unsere Kinder in einer Zeit, die in geistlicher Hinsicht lebensgefährlich für sie ist, der Fürsorge des Herrn Jesus anvertrauen und anbefehlen. Die vom Teufel beeinflusste Welt möchte unsere Kinder in geistlicher Hinsicht töten, in dem sie diese möglichst früh der Atmosphäre eines christlichen Elternhauses entzieht und sie so einem gottfeindlichen Einfluss aussetzt.

Eine bedeutsame Entscheidung für den Herrn (s. 2. Mo 32)

Unter der Anleitung Aarons hatte das Volk Israel ein goldenes Kalb als Götzen angebetet, weil ihnen die Wartezeit auf Mose zu lang wurde, der auf dem Berg Sinai die Gebote Gottes und den Bauplan des Zeltes der Zusammenkunft erhielt. Diese große Sünde erforderte Gericht.
In dieser Situation ruft Mose dem Volk den bedeutsamen Appell zu: „Her zu mir, wer für den Herrn ist! Und es versammelten sich zu ihm alle Söhne Levis“ (2. Mo 32,26). Welch eine klare Entscheidung angesichts eines in Sünde gefallenen Volkes! Die Leviten hatten offensichtlich keine Furcht, sich klar auf die Seite Gottes zu stellen, obwohl sie den anderen elf Stämmen gegenüber in der Minderheit waren. Als Belohnung für diese Treue und den entschiedenen Gehorsam bekamen sie die ehrenvolle Aufgabe, das Volk Recht und Gesetz zu lehren und den Dienst am Zelt der Zusammenkunft zu versehen (s. 5. Mo 33,8-11; insbes. V. 10).
Es gibt auch heute im Leben von Familien Situationen, in denen klare Entscheidungen gefragt sind und es keine lange Bedenkzeit gibt. Dann ist es gut, wenn wir im Vorfeld bereits wissen, für wen wir uns entscheiden. Die Entscheidung der Leviten geschah umgehend und sie hatte Konsequenzen. An jenem Tag töteten sie 3.000 ihrer Brüder aus dem Volk (s. 2. Mo 32,28).
Natürlich töten wir niemanden. Aber eine (vielleicht schmerzhafte) Trennung von Dingen oder Personen, die gegen die in Gottes Wort enthaltenen Anweisungen sind, kann eine Folge der Entscheidung „für den Herrn“ sein. Götzendienst und Gottesdienst können eben nicht parallel laufen.
Der Segen Gottes wird dann nicht ausbleiben (s. 5. Mo 33,11). Dabei ist der Segen für uns nicht materieller Art (Wohlstand, Besitz, Gesundheit, Kraft, äußere Schönheit, Intelligenz …), sondern geistlicher Art (Genuss geistlicher Segnungen wie z. B. ein glückliches, innerlich friedvolles Leben mit dem Herrn Jesus). Das mag langweilig klingen in einer Welt, die nur auf das Äußere sieht und dieses als erstrebenswert erachtet. Aber, um es mit dem bereits in jungen Jahren im Dienst für den Herrn ermordeten Missionar Jim Elliott zu sagen: „Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.“

Die Leviten: ein Geschenk Gottes an sein Volk (s. 4. Mo 8,18)

Die Sonderstellung der Leviten im Volk Israel wird durch Gott selbst bestätigt. Er hat diesen Stamm als sein Eigentum abgesondert (s. 4. Mo 3,12 ff.; 8,14). Eigentlich war die Erstgeburt der Kinder Israel für Gott reserviert. Doch Gott hatte anstelle der Erstgeburt die Leviten erwählt, um den Dienst am Zelt der Zusammenkunft zu verrichten (s. 4. Mo 8,19). Damit war die Gabe der Erstgeburt aller anderen Stämme für den Dienst am Zelt der Zusammenkunft nicht mehr nötig. Gott nennt die Leviten „sein Eigentum“ (4. Mo 8,16). Hätten die Leviten diese Aufgaben nicht erhalten und übernommen, hätte jeder Erstgeborene aus den anderen Stämmen diese Aufgabe übernehmen müssen.
Heute gibt es in der Christenheit kein materielles Heiligtum mehr, in und an dem zeremonielle Aufgaben auszuführen sind. Aber Hilfsdienste im Volk Gottes sind heute nicht weniger notwendig als zur damaligen Zeit. Wie bei den Leviten können sie sehr praktischer Art sein. Ihre Aufgabe während der Wüstenreise bestand darin, die Geräte des Heiligtums und das Zelt der Zusammenkunft zu transportieren (s. 4. Mo 4). Das war eine mühevolle und ehrenvolle Aufgabe zugleich. Außerdem haben sie die Priester bei der Ausübung des (Opfer-)Dienstes unterstützt.
Oft denken wir, dass Dienst für den Herrn nur im öffentlichen Auftreten (Predigen, Missionieren, Evangelisieren etc.) besteht. Offensichtlich ist das nicht Gottes Sichtweise. Er gibt die Leviten als Gabe/Geschenk für die Priester, damit der Dienst am Heiligtum nach seiner Anordnung versehen werden kann. Ein ungeheizter Raum im Winter und eine nicht funktionierende Mikrofonanlage können bei Zusammenkünften von Gläubigen sehr hinderlich sein. Eine Missionstätigkeit benötigt finanzielle Mittel und die weise Verteilung dieser Gaben.
Wir können dankbar sein, dass der Herr auch heute noch „Leviten“ schenkt, die Ihm dienen. Vielleicht möchte der Herr auch dich und mich für einen solchen Dienst gebrauchen. Welche Ehre: ein Geschenk Gottes für sein himmlisches Volk sein zu dürfen.

Der Lohn der Leviten

Die Stämme des Volkes bekamen im Land Kanaan ein bestimmtes Territorium als Erbe, was sie in Besitz nehmen durften. Allerdings ging der Stamm Levi in dieser Hinsicht leer aus. Wie bitte, die Diener am Zelt der Zusammenkunft bekommen kein Erbteil? Das kann doch nicht Gottes Gedanke sein! Und tatsächlich übertrifft das Erbe der Leviten jenes aller anderen Stämme.
Zum einen sollten die anderen Stämme jeweils den Zehnten für die Versorgung der Leviten und Priester geben (s. 4. Mo 18,21.30). Des Weiteren gab Gott ihnen inmitten der Stämme bestimmte Städte, in denen sie leben konnten (s. 4. Mo 35,1-8). So war ihre materielle Versorgung sichergestellt.
Aber Gott gab den Leviten auch sich selbst als Erbteil (s. Jos 13,33). Das sagt Er zu keinem der anderen Stämme und damit war sicherlich ein besonderer Segen verbunden.
Die Leviten sind also einerseits das Geschenk Gottes an sein Volk und andererseits auch reich beschenkt worden von Gott, wobei der nicht-materielle Segen den materiellen übersteigt. Es war dann letztlich auch in der Verantwortung des Volkes, den Leviten den Zehnten und auch die Städte zu geben, aber dass Gott sich selbst ihnen als Erbteil gab, das war allein Gottes Sache.
Wenn wir uns heute gerne um das materielle Wohlergehen der „Leviten“ auf der Erde kümmern wollen, sind wir darin Diener des Herrn, die dafür Lohn von Gott erhalten werden.

Die Leviten und der Gesang

Zur Zeit Davids und Salomos kam den Leviten eine weitere Aufgabe zu. Sie sangen Loblieder und spielten Instrumente zum Preise Gottes (s. 1. Chr 15,16; 16,4-43; 2. Chr 5,12-14). Darüber hinaus haben einige Leviten Psalmen geschrieben (z.B. Asaph, Ethan, Heman, Jeduthun).
Lieder zum Lob Gottes sind auch heute noch zur Ehre des Herrn und zur Freude und zum Trost der Christen. Wir werden sogar ausdrücklich zum Singen aufgefordert (s. Eph 5,19; Kol 3,16), wobei das Herz im Vordergrund steht. Auch merken wir doch gerade in Zeiten, in denen uns das Singen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist, wie sehr uns das fehlt. Ein aus dankbarem Herz (oder zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen vielleicht sogar „nur“ im Herzen) zur Ehre Gottes gesungenes Lied findet auch heute das Wohlgefallen unseres Herrn.

Ein Mangel an Leviten bzw. ihrer Treue im Dienst war immer auch ein Mangel im Volk Gottes. Ein letztes Aufblühen dieses Dienstes finden wir nochmals unter Esra und Nehemia nach der babylonischen Gefangenschaft.

Ein dienender Levit unter den ersten Christen

Letztmalig wird ein Levit in Gottes Wort unter den ersten Christen erwähnt: Es war Barnabas, der von der Insel Zypern stammte – also vermutlich gar nicht im Land Israel aufgewachsen war. Inwiefern er dort seinen Levitendienst ausüben konnte, wird nicht berichtet; jedenfalls konnte er den Dienst am und im Tempel nicht tun.
Es scheint, dass Barnabas eine besondere Befähigung im Umgang mit Menschen hatte. Insbesondere Apostelgeschichte 9,27 lässt diese Schlussfolgerung zu. Auch ihn können wir als Geschenk Gottes und als Segen für die ersten Christen ansehen. Seine Kennzeichen waren:

  • Aufgabe des irdischen Besitzes (s. Apg 4,37).
  • Er kümmerte sich um den jung bekehrten Paulus (s. Apg 9,27).
  • Ein guter Mann, voll Heiligen Geistes und Glauben (s. Apg 11,24).
  • Er holte Paulus in Tarsus ab und brachte ihn nach Antiochien (s. Apg 11,25).
  • Der Heilige Geist sandte ihn mit Paulus auf die erste Missionsreise (s. Apg 13,2).
  • Er war wesentlich daran beteiligt, dass die Judenchristen in Jerusalem anerkannten, dass das Evangelium auch zu den Nicht-Juden gelangt war und ihnen das jüdische Gesetz nicht aufzuerlegen war (s. Apg 15).

Gerade beim letzten Punkt scheint Barnabas eine herausragende Rolle eingenommen zu haben, da er in diesem Bericht jeweils zuerst genannt wird (s. Apg 15,12.25).
So spielt ein Levit, der ja ein Vertreter des mosaischen Gesetzes war, eine wesentliche Rolle dabei, dass dieses Gesetz den Christen aus den Nationen nicht als Last auferlegt wurde. Gott hatte ihm diese wichtige Aufgabe zugewiesen, so dass keine Spaltung zwischen den Christen aus den Juden und den Nationen entstand. Dadurch macht er seinem Namen als Sohn des Trostes große Ehre (s. Apg 4,36).
Barnabas stand mit klarer Entschiedenheit für die Sache des Herrn ein, in Gemeinschaft mit seinen Glaubensbrüdern in Jerusalem und Antiochien und im gemeinsamen Dienst mit Paulus auf dessen erster Missionsreise. Er diente den Gläubigen und war ein Werkzeug in der Hand des Herrn, das Evangelium in die Welt zu tragen: ein Mann des Segens aus dem Stamm Levi sowohl für die Gläubigen aus den Juden als auch für die aus den Nationen – ein Mann, der Herzen zusammenführte.

Marco Steih

Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn (Jak 5,7a)

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Auf langen Autofahrten fragen Kinder schon mal: „Wie lange dauert das noch?“ Eltern antworten dann oft: „Habt Geduld, bald sind wir da.“ Kinder und Erwachsene müssen Geduld lernen. Der Jakobusbrief gibt dazu eine gute Hilfestellung.

Jakobus – wie wir annehmen können, der Bruder des Herrn und keiner der Apostel – stellt in seinem Brief vor, dass sich die Wahrhaftigkeit eines christlichen Bekenntnisses durch Werke des Glaubens zeigen muss. Auch gottgemäße Geduld kann ein Beweis des Glaubens sein. Ein heute sehr aktuelles Thema.

Wertvolle Vorbilder

In Kapitel 5,1-6 richtet Jakobus ernste Worte an gottlose Menschen, die unrechtmäßig zu Reichtum gekommen waren. Sie lebten in „Saus und Braus“ und machten den Gläubigen sehr zu schaffen. Um diese Gläubigen zu motivieren, das geduldig zu ertragen, redet Jakobus in den Versen 7 bis 11 von Geduld oder Ausharren. Dabei benutzt er drei Beispiele:

  • den Ackerbauern, der den Wachstumsprozess von Saat und Ernte abwartet (V. 7)
  • die Propheten, die trotz Widerstand und Leiden in ihrem Dienst ausharrten (V. 10)
  • Hiob, der in schwerem Leid lernte, auszuharren und Gottes gute Absichten erlebte (V. 11b)

Der Ackerbauer

„Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und den Spätregen empfängt“ (Jak 5,7b).
Geduld hat etwas mit Warten zu tun. Manchmal kann das für einen langen Zeitraum erforderlich sein. Das erklärt Jakobus am Beispiel des auf den Früh- und Spätregen wartenden Ackerbauern. Damals dauerte in Israel die Trockenzeit ungefähr von Mai bis Oktober. Danach kam der Frühregen. Seine starken Regenfälle weichten den Boden auf, so dass dieser bearbeitet und die Saat ausgebracht werden konnte.
Der Spätregen fiel zu Beginn des Frühjahres und sorgte dafür, dass die heranwachsende Frucht erntereif wurde. Dazwischen lagen lange Monate des Wartens. Der Ackerbauer wusste, dass nur Gott das Wachstum bewirken konnte, indem Er es regnen ließ. Er selbst konnte zum Wachstumsvorgang nichts beitragen, er musste Geduld haben. Hätte er aus Ungeduld mit falschen Maßnahmen in den natürlichen Prozess eingegriffen, wäre die Frucht gefährdet gewesen.
Auch bei uns kann Ungeduld und fleischliche Eigeninitiative dazu führen, dass die geistliche Frucht, die Gott in uns bewirken will, nicht zur Entfaltung kommt. Natürlich dürfen wir Gott in einer schwierigen Situation um Hilfe bitten. Wir verbinden das allerdings oft mit der Erwartung, dass Er das sofort tut – zumindest aber doch kurzfristig. Aber so, wie Saat und Ernte der von Gott vorgegeben Zeit unterliegen, hat Gott auch mit uns seine Zeit. In dieser Zeit müssen wir lernen, zu warten und nicht ungeduldig mit eigenen Mitteln „nachzuhelfen“.
Der Ackerbauer ist auch ein besonders schöner Hinweis auf unseren Herrn, das vollkommene Vorbild für Geduld. Er säte, als Er sich auf Golgatha für seine Versammlung hingab (s. Eph 5,25). Nun wartet Er mit Ausharren darauf, die volle Ernte einzufahren. Davon spricht Er selbst in Offenbarung 3,10, wenn Er über die Gläubigen in Philadelphia sagt, dass sie das Wort seines Ausharrens bewahrt haben. Paulus betete für die Thessalonicher, dass ihre Herzen auf das Ausharren des Christus gerichtet würden (s. 2. Thes 3,5). Es geht um sein Warten darauf, dass Er seine Braut – die Versammlung – bald zu sich holen kann. Wenn wir uns das mehr vor Augen halten, wird uns Geduld leichter fallen.

Die Propheten

„Nehmt, Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben“ (Jak 5,10.11a).
Die Propheten des Alten Testaments zeigen uns, dass Geduld auch mit Durchhaltevermögen zu tun hat. Sie lebten oft in schwierigen Umständen, erlebten in ihrem Dienst viel Widerstand und führten trotzdem ihren Auftrag aus. Ein besonderes Beispiel dafür ist Jeremia:

  • sein eigenes Volk schlug ihn mehrmals und warf ihn ins Gefängnis (s. Jer 20,2; 37,15)
  • sein eigenes Volk wollte ihn töten (s. Jer 26,8)
  • seine Familie hatte sich gegen ihn gewandt (s. Jer 12,6)
  • sein Volk brachte ihn später gegen seinen Willen nach Ägypten (s. Jer 43,4-6)

Noch viel mehr könnte aus der Leidensgeschichte Jeremias aufgezählt werden. Von ihm lernen wir, was es heißt, durchzuhalten. Er begann seinen Dienst 627 v. Chr. und führte ihn bis nach der Wegführung Judas in die babylonische Gefangenschaft (586 v. Chr.) aus. Über 40 Jahre hielt er im Dienst für Gott trotz aller Widerstände aus. Er war etwa 60 Jahre alt, als ihm Nebukadnezar das attraktive Angebot machte, in Babel unter seiner Fürsorge zu leben (s. Jer 40,1-6). Er lehnte es ab und entschied sich dafür, unter schwierigen Umständen seinen Dienst für Gott treu weiterzuführen.
Für Jeremia war Aufgeben keine Alternative. Wie schnell geben wir auf, wie schnell „kippen wir um“? Geduldig durchhalten sollte ein Motto in unserem Glaubensleben sein, ganz besonders natürlich im Dienst für den Herrn. Es ist gut, wenn wir uns hierfür Jeremia (und sicher auch andere Propheten) zum Vorbild nehmen.

Hiob

„Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“ (Jak 5,11b).
Schließlich hat Geduld auch etwas mit Lernen zu tun, denn Geduld ist kein „Selbstgänger“. Wir müssen sie erst lernen. Das wird uns am Beispiel von Hiob gezeigt, der vermutlich vor über 4.000 Jahren lebte. Gott bescheinigte Hiob, dass er „vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend“ war (Hiob 1,1).
Gott hatte ihn mit irdischem Reichtum und einer großen Familie sehr gesegnet. Doch dann ließ Gott zu, dass er schwer geprüft wurde. Innerhalb kurzer Zeit verlor er seinen Besitz, seine Mitarbeiter und seine Kinder (s. Hiob 1,13-19). Und schließlich wurde er mit einer schweren Krankheit geschlagen, die mit unerträglichen Schmerzen verbunden war (s. Hiob 2,7.8). Trotzdem „sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen“ (Hiob 2,10) und sagte sich nicht von Gott los.
Aber in den Dialogen mit seinen Freunden merken wir, wie Hiob in seiner Verzweiflung die Geduld zu verlieren schien (s. Hiob 3-31). Er „verfluchte seinen Tag“ (Hiob 3,1), warf Gott vor, ihm trotz seiner Fehlerlosigkeit (s. Hiob 23,10-12) „sein Recht entzogen“ zu haben (Hiob 27,2) und forderte Gott schließlich heraus (s. Hiob 31,35). Letztlich musste Gott persönlich – für Hiob und seine Freunde in verständlichen Worten hörbar (s. Hiob 38,1) – das Wort ergreifen und Hiob auf ernste Weise zurechtweisen und ihm die ernste Frage stellen: „Will der Tadler mit dem Allmächtigen rechten?“ (Hiob 40,2).
Auf den ersten Blick scheint das alles nicht zu dem Zeugnis über Hiobs Ausharren in Jakobus 5,11 zu passen. Aber seine demütigen Antworten auf Gottes Zurechtweisungen zeigen, wie viel Hiob gelernt hatte (s. Hiob 4,4.5; 42,2-6). Am Ende konnte er sogar für seine Freunde, die ungeziemend von Gott geredet hatten, Fürbitte tun (s. Hiob 42,7).
Hiob hatte jetzt verstanden, dass Gott in Liebe und Barmherzigkeit mit ihm gehandelt hatte und alles zum Guten – sogar zum Besseren – führte. Er hatte erlebt, was Paulus in Römer 8,28 schreibt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“ Diese anhand des Beispiels von Hiob illustrierte Zusage darf uns motivieren, sogar in schweren Leiden geduldig auszuharren. Wie Hiob dürfen wir dann erfahren, dass Gott mit uns in innigem Mitgefühl handelt und wirklich barmherzig ist.

Geduld ist kein „Selbstgänger“. Wir müssen sie erst lernen.

Vielfältige Anlässe

Es gibt so viele Gelegenheiten, wo wir Geduld brauchen:

  • Kinder, wenn sie von Klassenkameraden gemobbt werden
  • Eheleute, wenn der Ehepartner vielleicht anders reagiert, als man erwartet
  • Eltern, wenn sich ihre Kinder in der Schule schwertun
  • ältere Gläubige, wenn die Jüngeren in praktischen Fragen andere Vorstellungen haben
  • jüngere Gläubige, um das geistliche Urteil und den geistlichen Rat von Älteren anzunehmen
  • Brüder an einem Ort, die in bestimmten Fragen unterschiedlicher Auffassung sind
  • ein Familienmitglied, das plötzlich lebensbedrohlich krank wird

Neben diesen und anderen Fällen können wir auch an die Corona-Zeit denken, in der wir aufgrund mancher Beschränkung Geduld haben mussten (oder noch haben müssen). Vielleicht haben wir gerade in dieser Zeit bei uns selbst und anderen erlebt, dass wir nach einer gewissen Zeit des Durchhaltens doch die Geduld verloren haben. Anhand Jakobus 5,7-11 lernen wir, dass Gott Ausharren bei uns sehen möchte. Die drei Beispiele aus der Bibel möchten uns dazu Mut machen.

Dauerhafte Notwendigkeit

Noch einen Punkt zum Schluss: Jakobus schreibt nicht, dass wir Geduld haben sollen, bis Gott die Situation ändert. Er schreibt, dass wir Geduld haben sollen bis zur Ankunft des Herrn. Da zwischen der Auffahrt des Herrn in den Himmel und der Abfassung des Jakobusbriefes nur wenige Jahre lagen, können wir annehmen, dass die Gläubigen unter den Briefempfängern täglich mit dem Wiederkommen des Herrn rechneten. Diese Erwartung wird bei ihnen so frisch gewesen sein, dass sie diese Aufforderung sicher nicht befremdete.
Auch wenn wir fast 2.000 Jahre später leben und der Herr bis heute noch nicht gekommen ist, gilt diese Aufforderung für uns genauso. Wenn wir wirklich täglich – sogar stündlich – damit beschäftigt wären, Ihn zu erwarten, würde uns Geduld viel leichter fallen. Dann würde die Zeit wie im Flug vergehen. Und dann würden sich unserer Erwartungen weniger darauf fokussieren, dass Er die Umstände ändert, sondern mehr darauf, dass Er bald kommt.

Henning Panthel

Christ sein - als Christ leben (Teil 1)

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Menschen, die sich zu Jesus Christus bekennen, werden im Allgemeinen als Christen bezeichnet und sie nennen sich auch selbst so. Das Christentum gilt als eine der großen Weltreligionen, zu der nominell weit über ein Viertel der Menschheit gezählt werden. Als „Religion“ bezeichnet man dabei die äußere Bindung eines Menschen an einen Glauben, das heißt seine Glaubenszugehörigkeit.

Beim Lesen der Bibel fällt uns auf, dass das Wort „Religion“ nur zweimal vorkommt (s. Apg 25,19; 26,5). Beide Male bezieht es sich auf die jüdische Religion (im Grundtext stehen dabei sogar zwei verschiedene Worte[1]). Die Ausdrücke „Christenheit“ und „christlich“ kommen überhaupt nicht vor. Das allein sollte uns schon nachdenklich stimmen und vorsichtig machen, wie wir mit diesen Vokabeln umgehen.[2]
Das Wort „Christ“ hingegen kommt sehr wohl vor – allerdings nur dreimal (s. Apg 11,26; 26,28; 1. Pet 4,16). Sehr viel häufiger lesen wir hingegen von „Christus“.
Es ist der Mühe wert, die drei genannten Stellen einmal etwas näher anzuschauen. Dabei fällt auf, dass die an Jesus Glaubenden sich kein einziges Mal selbst Christen nennen. In den beiden Stellen in der Apostelgeschichte sind es ungläubige Menschen, die diese Bezeichnung benutzen. In der dritten Stelle leitet der Heilige Geist Petrus, diesen Namen zu übernehmen. Gleichwohl lernen wir in diesen drei Stellen wesentliche Dinge über Menschen, die Christen genannt werden. Jetzt wollen wir die erste Stelle etwas genauer anschauen.

Christentum ist nicht einfach eine Religion oder eine Glaubensanschauung, sondern steht und fällt mit der Person dessen, der der Mittelpunkt unseres Glaubens ist – Christus!

Christ zu sein ist eine Frage des Lebensstils

„Denn er (Barnabas) war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens; und eine zahlreiche Menge wurde dem Herrn hinzugetan. Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen; und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden“ (Apg 11,24-26).
Wir befinden uns hier in der frühen Phase der Zeit der Versammlung. Die Predigt des Evangeliums der Gnade Gottes war nicht auf Jerusalem und die angrenzenden Gebiete beschränkt geblieben, sondern hatte zuerst die Samariter (s. Apg 8) und dann die Nationen erreicht (s. Apg 10). So war in Antiochien eine Versammlung entstanden (s. Apg 11).
Es erschien den Gläubigen in Jerusalem gut, Barnabas dorthin zu senden, um zu sehen, was der Herr unter den Nationen bewirkt hatte. Dieser gottesfürchtige Bruder konnte sich nur über das freuen, was die Gnade hervorgebracht hatte. Um die Gläubigen (eine zahlreiche Menge) zu unterweisen, holte er Saulus von Tarsus, der ihn bei dieser Arbeit unterstützte. Beide Brüder lehrten die Jünger.
In diesem Zusammenhang erwähnt der Heilige Geist, dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden. Saulus und Barnabas gaben ihnen nicht diesen Namen und nannten sich auch selbst nicht so. Es waren offensichtlich die ungläubigen Menschen, die die Jünger beobachteten und ihnen diesen Namen gaben.
Wir wollen daraus drei Dinge für uns ableiten:

  1. Christ zu sein ist tatsächlich ein Bekenntnis – allerdings ein Bekenntnis, das mit Leben gefüllt werden muss. Die Jünger wurden Christen genannt. Insofern ist es nicht verkehrt, von einem christlichen Bekenntnis zu reden. Allerdings ist dieses Bekenntnis nicht einfach ein Werte- oder Glaubensbekenntnis, sondern es ist an eine Person gekoppelt. Es ist das Bekenntnis von – und über – Jesus Christus. Es sollte jedem, der Christus im Glauben angenommen hat, eine Ehre sein, als „Christ“ bezeichnet zu werden.
  2. Es fällt auf, dass der Heilige Geist „Jüngerschaft“ damit verbindet, Christ genannt zu werden. Jüngerschaft und Christsein können nicht voneinander getrennt werden. Der Begriff „Jünger“ kommt im Neuen Testament (in den Evangelien und der Apostelgeschichte) über zweihundertmal vor. Das Wort bezeichnet einen Schüler, der seinem Meister folgt und Ihm dient. Ein Jünger Jesu ist jemand, der erstens von seinem Herrn lernt (s. Mt 11,29). Zweitens folgt er Ihm nach, das heißt, er zeigt in seinem Leben, von wem er gelernt hat. Drittens steht er seinem Herrn im Dienst zur Verfügung. Wer so lebt, trägt den Namen „Christ“ zu Recht. Er hat sein Leben auf Christus hin ausgerichtet und ist von Ihm erfüllt.
  3. Wir mögen uns fragen, warum die Jünger ausgerechnet Christen genannt wurden. Was hat die ungläubigen Menschen bewegt, ihnen gerade diesen Namen zu geben? Wir können es nur vermuten, aber es ist naheliegend, dass sie viel von Christus gesprochen haben. Jünger bezeugen ihren Herrn und reden von dem, der ihnen alles geworden ist. Vermutlich haben diese jungen Gläubigen den Namen Christus so häufig erwähnt, dass man sie schließlich nach Ihm benannte. Und wir gehen sicher nicht fehl in der Annahme, dass sie dieses Zeugnis mit Leben füllten, indem in ihrem Leben etwas von Christus sichtbar wurde.

Ernst-August Bremicker

Das Zeugnis der Worte muss von dem Zeugnis der Taten bestätigt werden. Wenn das der Fall ist, nennen uns die Menschen mit Recht „Christen“.
O Jesu, dass Dein Name bliebe
im Grunde tief gedrücket ein!
Möcht Deine süße Jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein!
Im Wort, im Werk, in allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.
(aus „Geistliche Lieder“, Lied 45 Strophe 4)

Fußnoten:

  1. Das Wort „Religion“ in Apostelgeschichte 26,5 wird an anderen Stellen mit „Anbetung“ (Kol 2,18) und „Gottesdienst“ (Jak 1,26.27) übersetzt.

  2. Der Schreiber des Hebräerbriefes spricht allerdings dreimal von dem „Bekenntnis“ und nennt es einmal sogar „unser Bekenntnis“ (Heb 3,1; 4,14; 10,23). Wir zweifeln nicht daran, dass es um das geht, was wir heute das „christliche Bekenntnis“ nennen. Insofern ist der Ausdruck „Christentum“ – wenn man ihn richtig versteht – nicht falsch, selbst wenn er so nicht in Gottes Wort vorkommt.

Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn (Teil 2)

(praktische Hinweise aus Sprüche 5 – nicht nur für Männer)

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Nachdem der Schreiber die eheliche Untreue und die sexuelle Unmoral in den Versen 1-14 des 5. Kapitels im Buch der Sprüche mit deutlichen Worten verurteilt hat (s. Heft 03/2021), zeigt er in den folgenden Versen, dass andererseits die Sexualität im von Gott vorgesehenen Rahmen der Ehe ein besonderes Geschenk unseres Schöpfers ist und dort auch ein Segen und eine Quelle des Glücks sein kann.

Eheliche Treue führt zum Segen


„Trink Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen.“
V. 15

Liebevoll gelebte Ehebeziehungen bilden auch einen Schutz gegen die Gefahr der Unzucht. Der Ausdruck „trinken“ lässt an eine tiefe Beziehung des Vertrauens denken. Die Ehefrau wird hier mit einer Wasserquelle verglichen, die allein ihrem Mann vorbehalten ist. Dabei geht es bei ehelicher Treue sowohl um die Treue der Ehefrau (s. V. 16.17) als auch um die Treue des Mannes (s. V. 20).
Der 16. Vers muss vielleicht als rhetorische Frage verstanden werden: „Sollen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen?“ Angesichts des folgenden Verses: „Dir allein sollen sie gehören, und nicht Fremden mit dir“, kann die Antwort dann nur lauten: „Nein, niemals“. Die Ehefrau soll „ein verschlossener Born“, „eine versiegelte Quelle“, „ein verschlossener Garten“ sein (s. Hld 4,12). Die Sexualität und die sexuellen Reize der Frau sind nur für den Ehemann bestimmt. Sie gehören nicht in die Öffentlichkeit. Dies macht auch deutlich, wie wichtig es nach Gottes Gedanken ist, sich sittsam und anständig zu kleiden (s. 1. Tim 2,9)!

Ich denke, dieser Abschnitt liefert auch dir als jungem Menschen einige Gebetsanliegen. Zum Beispiel: Bitte den Herrn, …

  • dir einen Ehepartner zu schenken, mit dem du Ehe nach Gottes Gedanken leben kannst.
  • dir zu helfen, dich bis dahin auf sexuellem Gebiet rein zu halten.
  • dass Er dem Feind wehrt, in christliche Ehen einzudringen.
„Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend.“
V. 18

Auch in diesem Vers geht es noch einmal um den Segen einer gottesfürchtigen Ehe und den Gefahren, die ihr drohen können. Es sind zwei Punkte, auf die ich an dieser Stelle besonders hinweisen möchte.

  • „Deine Quelle sei gesegnet“ − In diesem Kapitel wird die Ehefrau mit einer Quelle verglichen und das erste, was in diesem Vers gesagt wird, ist, dass diese Beziehung gesegnet sein möchte. Dieser Segen kann sich natürlich in einer Weise darin äußern, dass der Herr in solch einer Beziehung Kinder schenkt, die ein Segen und eine Gabe des Herrn sind. Aber auch die Beziehung des Ehepaars untereinander ist ein Segen. So heißt es in den Sprüchen ja auch: „Wer eine Frau gefunden, hat Gutes gefunden und hat Wohlgefallen erlangt von dem Herrn“ (Spr 18,22). Eine solche Beziehung, durch den Heiligen Geist gelebt, ist ein großer Segen.
  • „Erfreue dich an der Frau deiner Jugend.“ Das ist auch eine Ermahnung oder eine Warnung, die sich besonders an reifere Männer richtet. In der Welt ist es üblich, von der „Ex-Frau“ zu reden und man findet besonders ältere Männer, die sich wieder eine jüngere Frau suchen. Sie sind der Meinung, damit neues Glück zu finden. Doch die Bibel macht eindeutig klar, dass eheliche Treue das wirkliche Glück gibt und dass die Beziehung mit der Frau der Jugend (also mit der Frau, die man einmal als junger Mensch geheiratet hat) über die Jahre hin eigentlich noch tiefer wird und, mit Gott gelebt, auch im Bereich der Sexualität zu einer tiefen inneren Befriedigung führen kann.
„Der lieblichen Hirschkuh und anmutigen Gämse, ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.“
V. 19

Der Vergleich einer Frau mit bestimmten Tieren (hier eine Hirschkuh und eine Gämse; weitere Beispiele sind bekannt aus dem Lied der Lieder) erscheint uns westlichen Lesern vielleicht etwas merkwürdig. Es handelt sich dabei um eine poetische Ausdrucksweise, um die Schönheit einer Frau zum Ausdruck zu bringen, und keineswegs um abwertende Worte.
Es geht auch in diesem Vers wieder um den im Rahmen der Ehe stattfindenden sexuellen Verkehr zwischen Mann und Frau, der dort seinen Platz hat und dorthin gehört und dort auch den Menschen zur Freude gegeben ist. Im Hinblick auf die jungen Leser, die noch nicht verheiratet sind, möchte ich diesen Vers benutzen, um auch noch auf etwas anderes hinzuweisen:
Lass dich nicht auf sexuellem Gebiet durch nackte Körper und ähnliches aufreizen, sondern warte darauf, bis der Herr den Augenblick schenkt. In der Welt wird Verzicht als etwas Negatives gesehen, das überwunden werden muss. Aber die Bibel redet durchaus von Selbstbeherrschung oder auch von Verzicht auf gewisse Dinge um des Herrn Willen, ohne dass das ein Verlust im absoluten Sinn wäre.
Um diese Zeit der Selbstbeherrschung, der Enthaltsamkeit bis zur Ehe, nicht noch schwerer zu machen, vermeide alle aufreizenden Medien. Halte dich fern von pornografischen Darstellungen im Internet und in Filmen. Und (ich denke, jetzt spreche ich besonders junge Schwestern an) auch so manche romantischen Liebesromane kommen (wenn sie aus moderner Zeit stammen) nicht mehr ohne die „obligatorischen Sexszenen“ aus, die dann eure Fantasie anregen und euch verunreinigen. Das, was im göttlichen Rahmen ein Segen ist, wird zu einem Fluch, zur Sünde und verunreinigt uns, wenn wir es missbrauchen. Ich wünsche und bete, dass ihr mit der Hilfe des Herrn sauber und rein durch diese Zeit kommt.
Dabei gilt das alles auch für Verheiratete. Um die Beziehung in der Ehe in Freude genießen zu können, ob auf seelischer, geistig/geistlicher oder körperlicher Ebene, ist es unbedingt nötig, sich rein zu erhalten. Vermeide alle genannten Dinge um deines Ehepartners und um deiner selbst willen, damit du den Segen, den Gott in der Ehe schenken möchte, wirklich genießen kannst!
Manchmal kann man aufreizende Anblicke kaum vermeiden, da sie auch in der Werbung überall zu sehen sind. Und zu bestimmten Jahreszeiten sind auch viele Frauen, mit denen man (Mann) im Beruf oder in anderen Bereichen zu tun hat, entsprechend spärlich bekleidet. Das macht es nicht leichter für euch junge Männer und ich wünsche euch viel Kraft, eure Energie in positiver Weise für den Herrn einzusetzen.
Zum Schluss noch ein Wort an die jungen Frauen: Können die jungen Männer, die mit den visuellen Reizen vielleicht mehr Probleme haben als ihr, sich wenigstens in der Gegenwart gläubiger Frauen „relaxed“ verhalten, weil ihr anders seid, euch anders gebt, anders kleidet – oder nicht?

Um die Beziehung in der Ehe in Freude genießen zu können, ob auf seelischer, geistig/geistlicher oder körperlicher Ebene, ist es unbedingt nötig, sich rein zu erhalten.

„Denn vor den Augen des Herrn sind eines jeden Wege, und alle seine Bahnen wägt er ab.“
V. 21

Gerade die Sünden auf sexuellem Gebiet geschehen meist im Verborgenen. Niemand hat es mitbekommen. Dabei vergisst der Mensch, dass all sein Tun „vor den Augen Gottes“ geschieht. Für uns als Christen sollte der Gedanke, dass alle unsere Handlungen vor den Augen unseres Herrn stattfinden, ein Ansporn sein, ein Leben zu seiner Ehre zu führen.
Außerdem macht dieser Abschnitt deutlich, dass Sünde schon in diesem Leben Folgen hat. Das, was uns die Gesellschaft als Freiheit verkaufen will, führt letztlich in Knechtschaft und Gebundenheit. „Seine eigenen Ungerechtigkeiten werden ihn, den Gottlosen, fangen, und in den Fesseln seiner Sünde wird er festgehalten werden“ (V. 22). Auch Strafe vonseiten Gottes ist möglich. „Sterben wird er, weil ihm Zucht mangelt, und in der Größe seiner Torheit wird er dahintaumeln“ (V. 23). Hier kann man auch an den Vers in Hebräer 13,4 denken: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“


Wenn wir in diesem Kapitel 5 die Frage der sexuellen Beziehungen besprochen haben, können wir als Fazit zusammenfassen:

  • Das Thema ist bei Gott durchaus nicht tabu.
  • Aber Gottes Wort redet über dieses Thema nicht leichtfertig, seicht oder ironisch, sondern klar, deutlich und ernst.
  • Gottes Wort macht deutlich, dass vieles, was in unserer Gesellschaft als „üblich“ angesehen wird, bei Gott Sünde ist.
  • Die Sexualität an sich ist eine Gabe Gottes an den Menschen. Sie gehört jedoch in den Schutzraum der Ehe.
  • Enthaltsamkeit bis zur Ehe ist für einen (jungen) Christen der Weg des Segens.
  • Bei Fallen und Versagen, auch auf diesem Gebiet, gibt es den Weg von Bekenntnis, Vergebung und Neuanfang.

Michael Vogelsang

„Ich habe mit meinen Augen einen Bund geschlossen, und wie hätte ich auf eine Jungfrau geblickt!“
Hiob 31,1

Persönliche Worte (Tag für Tag)

Wenn jetzt wieder ein neues Heft von „Bleibt in mir“ verschickt werden konnte, dann bedeutet das auch, dass wieder drei Monate vergangen sind. So schnell vergeht die Zeit, so schnell ist ein ganzes Quartal vorüber.
Allerdings verläuft unser Alltag nicht in „Quartalssprüngen“ – im Alltag sind wir jeden Tag gefordert. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich, jeder Tag hat „sein Übel“ (s. Mt 6,34). An jedem Tag geht es darum, Frucht für den himmlischen Vater zu bringen und den Versuchungen zur Sünde zu widerstehen. Dabei macht es uns Mut, dass für jeden Tag Gnade, Erbarmung, Kraft und Hilfe von Seiten Gottes zur Verfügung stehen.
Joseph wurde „Tag für Tag“ versucht und widerstand (s. 1. Mo 39,10). Er ging lieber ins Gefängnis, als zu sündigen.
In der Zeit des Königs Joas gab es viele willige Herzen, die Gaben für den Bau des Tempels brachten. So konnte „Tag für Tag“ gesammelt werden und es war viel Geld vorhanden, um das Haus Gottes auszubessern (s. 2. Chr 24,11). Diesen Eifer für das Haus Gottes (ob in materiellem oder in anderem Einsatz), die Versammlung des lebendigen Gottes, brauchen auch wir – gerade auch in unseren Tagen.
In der Erweckungszeit unter Nehemia wurde „Tag für Tag“ das Wort Gottes gelesen (s. Neh 8,18). Das ist auch für uns und unsere Familien eine ganz wichtige Sache.
Tag für Tag“ interessierte sich Mordokai für das Wohlergehen Esthers (s. Est 2,11). Das Interesse und die Fürsorge unseres Herrn im Himmel für uns sind noch viel größer.
In unserem Leben gibt es manche Last zu tragen. Aber „Tag für Tag“ trägt Gott Last für uns (s. Ps 68,20). Er ist unsere Rettung.
Es mag sein, dass unser äußerer Mensch verfällt – ob durch Alter, durch Krankheit oder durch die Aufopferung in der Arbeit für den Herrn. Dazu gehören auch der Haushalt und die Erziehung der Kinder! Aber der innere Mensch wird „Tag für Tag“ erneuert (s. 2. Kor 4,16).
Jeden Morgen sind die Erbarmungen Gottes wieder neu (s. Klag 3,23). Greifen wir zu, denn Gottes Treue ist groß und aus seiner Fülle empfangen wir Gnade um Gnade. So können wir „Tag für Tag“ bestehen und sogar mehr als Überwinder sein. Und vielleicht kommt der Herr Jesus noch heute, um uns zu sich in das Haus seines Vaters zu holen. Diese lebendige Hoffnung verändert unseren Blick auf den heutigen Tag – vielleicht ist es der letzte Tag hier auf der Erde! Das macht uns nicht weniger eifrig, aber es erleichtert manche Sorge und Last. In diesem Sinn wünsche ich von Herzen viel Segen durch das aktuelle Heft.

Christian Rosenthal

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