Was uns in dieser Artikelreihe interessiert, sind die Einblicke in biblische Häuser: Wer wohnt dort? Wie ist das Zusammenleben? Was erleben die Menschen? Wie ist ihre Beziehung zu Gott?
Wir dürfen dem Herrn dankbar sein, dass wir alle ein Dach über dem Kopf haben: eine Wohnung oder sogar ein Haus. Aber wir wissen nur zu gut, dass das Äußere allein nicht glücklich macht. Wie sieht es in unseren Wohnungen wirklich aus? Da gibt es Freude, aber auch Leid; Gemeinschaft, aber auch Einsamkeit; Frieden, vielleicht aber auch Streit, und manches andere. Es kann deshalb sehr lehrreich für uns sein, biblischen Häusern einen Besuch abzustatten. Diesmal sind wir „zu Besuch“ bei einer Prophetenwitwe und einer wohlhabenden Frau in Sunem.
Auch die Häuser der Gläubigen bleiben nicht vor Leid verschont. Eine Frau der Prophetensöhne war früh Witwe geworden. Die Kinder waren noch jung und somit fehlte ihr jede Grundlage für die Versorgung. Der Schuldherr war gekommen, um sich die beiden Kinder zu Knechten zu nehmen.
Wir können uns die Not kaum vorstellen, die in diesem Haus herrschte. Sicher haben wir auch in unserer Zeit Beispiele vor Augen – oder sind vielleicht sogar selbst betroffen –, wo großes Leid eingekehrt ist. Besonders schmerzt der Verlust von lieben Angehörigen – gerade dann, wenn sie noch im besten Alter waren.
In ihrer Not wendet sie sich an Elisa und schildert ihm die ganze innere und äußere Not. Sicher hat sie auch die Wege Gottes nicht verstehen können. Sie sagt: „Du weißt ja, dass dein Knecht [ihr Mann] den Herrn fürchtete“ (V. 1).
Wir wollen in Elisa hier ein Vorausbild auf den Herrn Jesus sehen. Ihm dürfen wir unsere ganze Not bringen. Er ist „voll innigen Mitgefühls“ (Jak 5,11).
Elisa stellt der Frau die Frage: „Was soll ich für dich tun?“ (V. 2), und erkundigt sich danach, was sie im Haus hat. Der Herr Jesus hat ganz ähnlich gehandelt. Den blinden Bartimäus fragte Er: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ (Mk 10,51).
Der Herr Jesus möchte, dass wir unser Herz vor Ihm öffnen und ausschütten, obwohl Er ja von allem vollkommene Kenntnis hat. Aber Er möchte auch unseren Glauben sehen. Zu Bartimäus sagte Er: „Geh hin, dein Glaube hat dich geheilt“ (Mk 10,52). Die Frage Elisas nach dem, was sie im Haus habe, zielt genau in diese Richtung.
Die Frau muss bekennen: „Deine Magd hat gar nichts im Haus als nur einen Krug Öl“ (V. 2). Perspektivisch bedeutete dies, dass bald jeglicher Nahrungsvorrat aufgebraucht sein würde. Doch genau hier knüpft Elisa an. Er spricht zu ihr: „Geh hin, erbitte dir Gefäße … nimm nicht wenige … und gieße in alle diese Gefäße“ (V. 3.4).
Die Frau erhebt keine Einwände, sondern zeigt Glaubensgehorsam. Sie macht genau das, was Elisa gesagt hat und erlebt ein Wunder der Barmherzigkeit Gottes. Sie kann das Öl verkaufen, ihre Schulden bezahlen und von dem Übrigen mit ihren Söhnen leben.
Im Gegensatz zu der armen Witwe finden wir in diesem Haus eine wohlhabende Frau (und ihren Mann). Sie übt dem Propheten Elisa gegenüber regelmäßig Gastfreundschaft. Sie hat erkannt, dass dieser ein „heiliger Mann Gottes“ (V. 9) ist.
Auch im Neuen Testament werden wir wiederholt zur Gastfreundschaft aufgefordert. Gajus zum Beispiel hatte einen solchen Dienst an fremden Brüdern getan (s. 3. Joh V. 5) und Johannes ergänzt: „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden“ (V. 8).
In Römer 12,13 heißt es: „An den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil; nach Gastfreundschaft trachtet.“ Trachten heißt, aktiv nach Gelegenheiten suchen. Und genau das tat diese Frau. In Abstimmung mit ihrem Mann wurde ein sogenanntes „Prophetenstübchen“ in ihrem Haus gebaut und eingerichtet, in das Elisa jedes Mal einkehren konnte, wenn er dort vorbeikam.
Es war zweckmäßig eingerichtet und enthielt alles, was Elisa benötigte: Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter. Wie „erfinderisch“ sind wir, um Gäste zu beherbergen?
Elisa will sich dieser Frau gegenüber gerne erkenntlich zeigen, weil sie sich all diese Mühe gemacht hat und bietet ihr an, sich für sie beim König oder Heerobersten zu verwenden. Darauf antwortet sie: „Ich wohne inmitten meines Volkes“ (V. 13). Dadurch drückt sie aus, dass sie mit ihrer Situation völlig zufrieden ist.
Auch uns hat der Herr in die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern gestellt (besonders am Ort). Wissen wir dies zu schätzen? Was tragen wir aktiv zum Erhalt und zur Vertiefung dieser Beziehungen bei?
Auch in diesem wohlhabenden Haus gab es eine Not: Das Ehepaar hatte keine Kinder und der Mann war schon alt. Doch Gott tat ein Wunder – spät, aber rechtzeitig – und schenkte einen Sohn. Wenn Gott auch heute im Allgemeinen nicht durch solch spektakuläre Zeichen wirkt, so wollen wir doch festhalten, dass Er ein Gott ist, der Wunder tut (s. Ps 77,15).
Das Ehepaar muss erleben, dass der Junge krank wird und nach kurzer Zeit stirbt. Nur wer schon einmal Ähnliches erlebt hat, kann wirklich mitempfinden, was es bedeutet, ein geliebtes Kind hergeben zu müssen. Manchmal verstehen wir die Wege Gottes nicht und fragen: „Warum?“ In ihrer Betrübnis denkt die Sunamitin, dass Elisa sie getäuscht habe.
Sie macht sich auf und scheut keine Mühe, den Propheten Elisa aufzusuchen. Wir haben schon erwähnt, dass wir in ihm einen Hinweis auf den Herrn Jesus sehen können. Ihm klagt sie die ganze Not ihrer Seele – allerdings nicht ohne Vorwürfe. Elisa begibt sich in das Haus, schließt die Tür und betet zu dem Herrn. Dabei macht er sich völlig eins mit der Not: Er legt sich auf das Kind, so dass dessen Fleisch warm und der Junge schließlich wieder lebendig wird. Die Frau ist überwältigt und fällt dem Propheten zu Füßen und beugt sich zur Erde nieder.
Machen wir auch aus jeder Not ein Gebet (oder viele Gebete)! Vertrauen wir dem Herrn auch dann, wenn wir seine Gedanken mit uns nicht verstehen. Trauen wir Ihm zu, dass Er auch für unser Problem eine Lösung hat!
Wie schön, wenn Er uns schließlich auch zur Anbetung seiner wunderbaren Person führen kann! Unser Verhalten in Krisenzeiten wird einen bleibenden Eindruck bei unseren Kindern hinterlassen. Mögen sie merken, dass wir mit allen Schwierigkeiten (aber auch mit den Freuden) zu dem Herrn Jesus gehen!
Andreas Kringe
Vertraue still dem HERRN und harre auf ihn!
Das Wort Freude kommt im Lukasevangelium viel häufiger vor als in den anderen Evangelien. Betrachten wir einige dieser Stellen zur Belebung unserer Freude etwas eingehender.
Matthäus: 6x
Markus: 1x
Lukas: 12x
Johannes: 8x
„Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“ (Lk 1,44).
Johannes sollte selbst zur Freude und zum Jubel seines Vaters sein (s. Lk 1,14). Als Maria, die mit dem Herrn Jesus schwanger ist, seine Mutter Elisabeth begrüßt, hüpft er in ihrem Leib.
In diesem Moment wird Elisabeth mit Heiligem Geist erfüllt (s. Lk 1,41). Sie preist Maria und die Frucht ihres Leibes. Sie nennt sie „die Mutter meines Herrn“ und sagt, dass ihr ungeborenes Kind, das von Mutterleib an mit Heiligem Geist erfüllt war (s. Lk 1,15), vor Freude gehüpft habe.
Es war also der Heilige Geist, der einerseits Johannes veranlasste, zu hüpfen, und andererseits Elisabeth klarmachte, dass ihr Kind es aus Freude tat. Und was war der Auslöser dieser Freude? Die Begegnung mit dem Herrn, der im Leib seiner Mutter Maria war.
Freude ist ein Teil der „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22). Der Heilige Geist macht uns den Herrn Jesus groß (s. Joh 16,14) und erzeugt in uns dadurch die Freude am Herrn.
„Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird“ (Lk 2,10).
Während der noch ungeborene Johannes sich über den Herrn Jesus schon vor dessen Geburt freute, verkündet nun ein Engel des Herrn große Freude bei seiner Geburt.
Fünfzehnmal ist in der Bibel von „großer Freude“ die Rede, viermal davon im Zusammenhang mit dem Herrn. Die drei Vorkommen neben der Stelle in Lukas 2 sind diese:
Zweimal war große Freude bei seiner Geburt und zweimal große Freude bei seiner Auferstehung, beziehungsweise seiner Himmelfahrt. Was wird uns erfüllen, wenn wir Ihn zum ersten Mal sehen?
Die große Freude sollte für das ganze Volk sein. Aber das Volk verwarf seinen Messias. Dennoch sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes unbereubar und so wird einmal ganz Israel gerettet werden (s. Röm 11,26.29). Dann wird es sein wie bei der Salbung Salomos zum König, als die Israeliten sich mit großer Freude freuten, so dass die Erde von ihrem Geschrei barst (s. 1. Kön 1,39.40).
„Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war“ (Lk 15,6).
„Freut euch mit mir, denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte“ (Lk 15,9b).
„Man musste doch fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und verloren und ist gefunden worden“ (Lk 15,32).
Während die bisherigen Verse von der Freude anlässlich der Geburt des Messias sprechen, haben wir in Lukas 15 dreimal die Freude über etwas, das gefunden wird, oder über jemanden, der umkehrt.
In diesem bekannten Kapitel finden wir das dreiteilige Gleichnis über das verlorene Schaf, die verlorene Drachme und den verlorenen Sohn. „Verloren“: Dreimal wird es von dem Schaf gesagt, zweimal von der Drachme und zweimal von dem Sohn.
Das Verlorene wird „gefunden“. Jeweils zweimal lesen wir es bei dem Schaf, der Drachme und dem Sohn. Verloren, gefunden und dann „sich freuen“. Beim Schaf wird die Freude dreimal erwähnt, bei der Drachme zweimal und beim Sohn einmal (und dreimal ist von „fröhlich sein“ in Bezug auf ihn die Rede). Wie bestimmen diese drei Worte das ganze Kapitel.
Zuerst spricht der Herr von der Freude des Hirten, mit der er das Schaf auf seine Schultern nimmt. Es ist die Freude des Heilandes, der zugleich der ist, der einst gesagt hat: „Und bis in euer Greisenalter bin ich derselbe, und bis zu eurem grauen Haar werde ich euch tragen; ich habe es getan, und ich werde heben, und ich werde tragen und erretten“ (Jes 46,4). Zuerst ist da also die Freude des Herrn, aber Er möchte auch, dass wir uns mit Ihm freuen, wenn jemand zum Glauben kommt.
Die Frau, die ihre verlorene Drachme wiederfindet, sagt zu ihren Freundinnen und Nachbarinnen: „Freut euch mit mir.“ Sie, die ein Bild des Heiligen Geistes ist, freut sich zuerst, möchte aber, dass ihr Nahestehende sich mit ihr freuen.
Der Vater des verlorenen Sohnes sagt zuletzt zu dem älteren Sohn: „Man musste doch fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und verloren und ist gefunden worden.“ Der Vater war auch hier der Erste, der sich freute, aber alle anderen sollten sich mitfreuen.
„Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden“ (Lk 19,6).
Zachäus, der kleinwüchsige Zöllner aus Jericho, war auf einen Baum gestiegen, weil er einen Blick auf den Herrn werfen wollte, der von vielen Menschen umringt war. Der Herr blieb unter dem Baum stehen und sagte: „Zachäus, steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben.“
Zachäus tat genau das: Er stieg eilends herab und nahm Ihn in sein Haus auf. Von solchen sagt das Wort: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12). An diesem Tag war diesem Haus Heil widerfahren.
Und Zachäus nahm Ihn nicht nur auf, er nahm Ihn auch mit Freuden auf. Auch bei dem Kämmerer in Apostelgeschichte 8,39 lesen wir von dieser Freude bei der Annahme des Heils. Wie war das bei uns? Ist noch etwas von dieser Freude vorhanden?
„Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?“ (Lk 24,41).
Wie einige sich über die Geburt des Herrn gefreut hatten, so freuten sich die Seinen über Ihn, als Er aus den Toten auferstanden war (s. Mt 28,8; Joh 16,22; 20,20). Anfangs glaubten die Jünger den Zeugen der Auferstehung Jesu nicht, weder Maria Magdalene noch den zweien, die aus Emmaus zurückgekehrt waren (s. Mk 16,9-13).
Nun aber trat der Herr selbst in ihre Mitte und sie glaubten vor Freude nicht. Einerseits war da diese Freude, Ihn zu sehen, aber andererseits war ihr Glaube zu schwach, die Realität wirklich zu erfassen. In welcher Gnade begegnet der Herr ihrer Schwachheit.
„Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude“ (Lk 24,52).
Als der Herr seinen Jüngern mitteilte, dass Er zum Vater gehen würde, wurden sie traurig (s. Joh 16,6). Zuvor hatte Er ihnen gesagt: „Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich“ (Joh 14,28). Als Er nun aufgefahren war, kehrten sie mit großer Freude nach Jerusalem zurück.Sie hatten erlebt, wie Er seine durchbohrten Hände gehoben und sie gesegnet hatte. Und sie dachten nicht an
sich, sie dachten an Ihn und sie liebten Ihn und freuten sich, dass Er in den Himmel hinaufgetragen wurde.
Vielleicht erinnerten sie sich auch an die Worte des Herrn: „Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet“ (Joh 14,3). Das Hingehen hatten sie gesehen, nun warteten sie auf sein Wiederkommen. Auch diese Hoffnung erfüllte sie mit Freude und sie darf auch unser Teil sein.
Horst Zielfeld
Freude
im Herrn Jesus
macht mich allezeit
glücklich und zufrieden,
selbst in Schmerz und Leid.
Freude
meines Heiles
hast Du mir geschenkt
und auch jeden Segen
in mein Herz gesenkt.
Freude
am Wort Gottes
zieht zu Dir mich hin,
gibt mir Nahrung, Weisheit,
ewigen Gewinn.
Freude
der Gemeinschaft
mit den Deinen hier
festigt mich im Glauben
auf dem Weg zu Dir.
Freudig
schau ich aufwärts;
bald kommst Du zurück.
Wer kann es beschreiben,
dieses große Glück!
„Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Die Frau spricht zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser? Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab, und er selbst trank daraus und seine Söhne und sein Vieh? Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“
Ermüdet von der langen Reise setzt sich der Herr Jesus an der Quelle Jakobs nieder, um einer in Sünde lebenden samaritischen Frau zu begegnen (s. Joh 4,6). Er, der das Wasser erschaffen und die Meere ins Dasein gerufen hat, vollbringt kein Wunder, um seinen Durst zu stillen, sondern bittet eine sündige Frau, Ihm etwas zu trinken zu geben (s. V. 7).
Als die samaritische Frau sich darüber wundert, dass ein Jude sie um Wasser bittet, lenkt der Herr das Gespräch auf das „lebendige Wasser“ und stellt der Frau den großen Unterschied zwischen dem natürlichen und dem lebendigen Wasser vor: Jeden, der von dem Wasser des Brunnens trinken würde, würde wieder dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinken würde, das Er ihm geben würde, den würde nicht dürsten in Ewigkeit (s. V. 13.14).
Mit diesen Worten macht der Herr deutlich, dass eine lebendige Beziehung zu Gott nur in Ihm zu finden ist, der Quelle des lebendigen Wassers: Nur wer das „lebendige Wasser“ trinkt, das heißt, den Herrn Jesus im Glauben als seinen persönlichen Herrn und Heiland annimmt, wird ein Kind Gottes und ist für Zeit und Ewigkeit gerettet. Er empfängt das ewige Leben in der Kraft des Heiligen Geistes und ist dadurch in der Lage, Gemeinschaft mit Gott zu haben.
Bis heute versuchen unzählige Menschen dennoch, den Durst ihrer Seele mit „Brunnenwasser“ zu stillen, indem sie meinen, Gott auf dem Weg menschlicher Religionen zu finden. Doch dieser Weg führt nicht zu Gott, sondern in die Irre. Nein, in den menschlichen Religionssystemen ist der wahre Gott nicht zu finden.
Der Mensch braucht keine Religion, sondern eine Person, nämlich Jesus Christus, den Heiland der Sünder, der von sich selbst gesagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Joh 14,6).
Aus den obigen Versen aus Johannes 4 lassen sich vier Kennzeichen menschlicher Religionen ableiten, die wir uns nachfolgend kurz ansehen wollen.
Die Frau spricht von einem Schöpfgefäß, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Das Schöpfgefäß weist darauf hin, dass Wasser zu schöpfen Arbeit und Mühe verlangt. – Die menschlichen Religionen sind Systeme, in denen der Mensch durch Werke und eigene Anstrengung versucht, Gott zu finden und Segen zu erlangen.
Leider sind auch heute noch viele Menschen in diesem trügerischen Denken gefangen, indem sie meinen, sich den Himmel durch gute Werke verdienen zu können. Doch dieser Weg führt nicht in den Himmel, sondern in die Hölle.
Die Frau verweist darauf, dass der Brunnen tief und das Wasser ohne Schöpfgefäß unerreichbar ist. – Im Gegensatz zu dem lebensnotwendigen Wasser, das in dem tiefen Brunnen tatsächlich vorhanden war, haben die menschlichen Religionen den Menschen nichts zu bieten. Die vermeintlichen Segnungen, die sie den Menschen in Aussicht stellen, sind in Wirklichkeit leere Versprechungen, die sich nicht auf Gottes Wort, sondern auf die Lügenworte von Menschen gründen.
Hinter den menschlichen Religionssystemen steht bis heute Satan, der alles ihm Mögliche tut, um die Menschen von Gott fernzuhalten. Er möchte sie um jeden Preis davon abhalten, in den Genuss des wahren Segens zu kommen, den Gott denen umsonst und ohne Anstrengung schenken möchte, die an Ihn glauben.
Die samaritische Frau nennt Jakob ihren Vater und schreibt ihm eine Wichtigkeit zu, die in der Schrift keinerlei Begründung findet. – Hier finden wir ein weiteres Kennzeichen menschlicher Religionen: Sie messen bestimmten Menschen eine Bedeutung bei, die ihnen nicht zusteht, oder geben ihnen einen Platz, der allein Gott gebührt.
Denken wir daran, dass in vielen Religionen Menschen als Heilige verehrt und verherrlicht werden, die als besondere Mittler zwischen Gott und den Menschen angesehen werden. Doch Gottes Wort zeigt deutlich, dass es nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen gibt, den Menschen Christus Jesus (s. 1. Tim 2,5).
Der Herr Jesus macht der Frau unmissverständlich klar, dass das natürliche Wasser niemals in der Lage ist, den tiefen Bedürfnissen der menschlichen Seele zu entsprechen. – Der religiöse Mensch, der den Anforderungen menschlicher Religionen zu entsprechen versucht, wird früher oder später feststellen müssen, dass der Durst seiner Seele dadurch nicht gestillt wird. Denn nur das Wasser, dass der Herr Jesus selbst darreicht, vermag den Durst der Seele für immer zu stillen. Allein Er kann das Herz des Menschen dauerhaft mit Ruhe und Frieden erfüllen.
Daniel Melui
Von welchem Wasser trinkst du? Kennst du den Herrn Jesus schon als deinen persönlichen Herrn und Heiland?
König Salomo erforscht und beurteilt im Buch des Predigers das, was er „unter der Sonne“ gesehen und erlebt hat: „Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem. Und ich richtete mein Herz darauf, alles mit Weisheit zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel geschieht“ (Pred 1,12.13).
Dabei lässt Salomo die Dinge, die nur der Glaube erfassen kann, außer Acht. Er betrachtet alles aus der Perspektive der menschlichen Weisheit und kommt zu dem Schluss: „Siehe, alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“ (V. 14), und erteilt als Endergebnis des Ganzen den weisen Rat: „Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch“ (Kap. 12,13). Dahin führt ihn sein Überlegen, weil er feststellt, dass ohne Gott gar nichts Sinn macht.
Wir wollen uns 3 Themen in Kapitel 10 des Predigers ein wenig näher anschauen. Dabei ist uns bewusst, dass die Worte nicht von menschlicher, sondern von göttlicher Weisheit inspiriert sind, auch wenn der Prediger alles aus seiner menschlichen Sicht betrachtet.
„Tote Fliegen machen das Öl des Salbenmischers stinkend und gärend: Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit und Ehre“ (V. 1).
Wir schauen einem „Salbenmischer“ (einem Apotheker) bei seiner Arbeit zu: Er mischt kostbare Öle, um ein gut riechendes, reines Salböl herzustellen. Aber durch Unachtsamkeit fällt eine Fliege hinein − und in der Folge wird dieses Salböl „stinkend und gärend“. Es ist unbrauchbar geworden und damit ohne Wert.
Unter den Bildern des Salbenmischers und des Öls verstehen wir den Heiligen Geist Gottes, der in jedem Gläubigen wohnt (s. 1. Kor 6,19). Wir sind mit Ihm „gesalbt und versiegelt“ auf den Tag der Erlösung (s. 2. Kor 1,21.22; Eph 4,30).
Leider können in unserem Leben auch „tote Fliegen“ den in uns wohnenden Geist Gottes betrüben (s. Eph 4,30). Das ist so zu verstehen: Eine „tote Fliege“ wird kaum beachtet − und so bedenken wir oft nicht, dass bereits ein „faules Wort“ (s. Eph 4,29) und auch „albernes Geschwätz oder Witzelei“ (Eph 5,4) den Heiligen Geist dämpfen, der doch die Kraft des neuen Lebens ist, um Frucht für Gott zu bringen.
Und wenn schon ein „faules Wort“ diese fatale Auswirkung hat, wie viel mehr dann „Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung …“ (Eph 4,31).
Bitten wir den Herrn Jesus täglich um Bewahrung vor diesen „toten Fliegen“ – und bekennen wir es Ihm sofort, wenn eine „Fliege“ das „Öl des Salbenmischers“ verunreinigt hat (s. 1. Joh 1,9).
„Wenn der Zorn des Herrschers gegen dich aufsteigt, so verlass deine Stelle nicht; denn Gelassenheit verhindert große Sünden“ (V. 4).
Wenn der Zorn des „Herrschers“ aufsteigt, soll der Betroffene ruhig ausharren und gelassen bleiben. Und was können wir daraus lernen?
In Deutschland leben wir nicht in einem von einem Einzelnen beherrschten „Staat der Willkür“, dessen Zorn die Bürger fürchten müssten. Aber auch in unserem Land kann es vonseiten der Regierung dennoch Gesetze oder Verordnungen geben, die den Unmut der Bürger hervorrufen und gegen die sie protestieren. Das ist aber eines Christen unwürdig.
Nicht, dass er sich keine Meinung bilden dürfte, aber er weiß, dass keine Regierung außer von Gott ist und er daher den obrigkeitlichen Gewalten untertan sein soll, wie Gottes Wort sagt (s. Röm 13,1).
Wenn allerdings die Obrigkeit etwas fordert, was der Bibel entgegen ist, muss man „Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apg 5,29).
Und wie begegnen wir einem „zornigen“ Vorhalt des Chefs oder Vorgesetzten, der aus unserer Sicht unberechtigt ist? Begehren wir auf oder ordnen wir uns „den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten“ (1. Pet 2,18)? Wenn wir es tun, ist dies „wohlgefällig bei Gott“!
Beachten wir die Ermahnung: „Verlass deine Stelle nicht“! Wie schnell könnte ein junger Christ ein Ausbildungsverhältnis beenden oder seine Arbeitsstelle aufgeben, weil er meint, ungerecht behandelt worden zu sein. Das wäre nicht nach dem Willen des Herrn. In welcher Stellung wir auch sind, es gilt auszuharren und uns zu bewähren. Darauf ruht der Segen Gottes.[1]
Natürlich darf ein Christ seinem Chef einen umstrittenen Sachverhalt aus seiner Sicht mit besonnenen Worten erklären. Lenkt der Chef ein, ist es gut, wenn nicht, sollte er schweigen und gelassen die Sache „dem übergeben, der gerecht richtet“ (s. 1. Pet 2,23).
Vor den Augen Gottes ist es im Übrigen besser, ungerecht zu leiden, als Unrecht zu tun.
Gelassenheit will gelernt sein, ob am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder im Umgang miteinander. In der „Schule Gottes“ haben wir dazu Gelegenheit und dürfen unser vollkommenes Vorbild, den Herrn Jesus, anschauen und nachahmen.
Ja − „Gelassenheit verhindert große Sünden“. Im Eigenwillen lautstark aufzubegehren wäre zur Verunehrung des Herrn.
„Ein gelassenes Herz ist das Leben des Leibes“ (Spr 14,30). Gelassen zu reagieren trägt zudem zur Gesundheit bei, denn es ist das Gegenteil von Unruhe und Aufgeregtheit.
„Wenn das Eisen stumpf geworden ist, und man hat die Schneide nicht geschliffen, so muss man seine Kräfte mehr anstrengen; aber die Weisheit ist vorteilhaft, um etwas instand zu setzen“ (V. 10).
Bevor der Landwirt beginnt, eine Wiese mit der Sense zu mähen, wird er zunächst die Schneide der Sense dengeln[2], um sie von Scharten zu glätten. Er nimmt einen Hammer und klopft so lange entlang der Schneide, bis die Scharten glatt sind. Das nimmt eine gewisse Zeit und Kraft in Anspruch. Aber dann kann er viel leichter mit der Sense das Gras schneiden. Wenn er nun eine Reihe geschnitten hat, hält er inne und wetzt mit dem Wetzstein die Schneide der Sense.
Aber ist Dengeln und anschließendes Wetzen nicht ein Zeitverlust? Keineswegs! Nach dem Wetzen gelingt ihm die Arbeit viel besser und geht leichter von der Hand!
Wir haben wohl keine Wiese mit der Sense zu mähen. Aber wir haben andere Aufgaben: im Haushalt, in der Werkstatt und im Büro oder wo auch immer Arbeiten zu verrichten sind. Beachten wir: „Wenn das Eisen stumpf geworden ist, und man hat die Schneide nicht geschliffen, so muss man seine Kräfte [umso] mehr anstrengen …“
Im übertragenen Sinn bedeutet dies, dass wir vor einer Aufgabe erst einmal beten, also zu Beginn eines Tages in unserer „stillen Zeit“ und auch zwischendurch im kurzen betenden Aufblick zu Gott.
Für den geschäftigen Martin Luther war Mehrarbeit ein zwingendes Argument für eine längere Gebetszeit. Hier seine Antwort auf eine Anfrage über seine Pläne für den kommenden Arbeitstag: „Arbeit, Arbeit von früh bis spät. Und in der Tat habe ich so viel zu tun, dass ich die ersten drei Stunden im Gebet verbringen werde.“
Wir haben nicht immer so viel Zeit zur Verfügung, aber das Gebet ist auch für uns enorme „Kraftersparnis“! „Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten“ (Esra 8,22).
Friedhelm Müller
Fußnoten:
Das bedeutet nicht, dass der Wechsel einer Arbeitsstelle oder der Schule oder Ähnliches in keinem Fall infrage kommt. Wenn der Herr eine Gelegenheit zeigt, dürfen wir diese gerne nutzen. Aber die Lösung eines Problems liegt nicht im Weglaufen, sondern im Ausharren. Siehe dazu auch 1.Korinther 7,17-24.
Dengeln bedeutet, die vordere Kante des Sensenblatts so dünn zu klopfen, dass eine scharfe Schneide entsteht. Dengeln ist eine Form des kalten Schmiedens.
Dass es im Dienst für den Herrn Hindernisse gibt, sehen wir in Markus 6 und 7. Kaum hatte der Herr die zwölf Jünger zu sich gerufen und zum Dienst ausgesandt (s. Mk 6,7-13), lernten sie diese Hindernisse kennen:
Ähnliches können auch wir im Dienst für den Herrn erleben. Wir wollen uns den zweiten Punkt „eigenes Unvermögen“ näher anschauen, weil er uns etwas über uns selbst erkennen lässt.
„Er aber spricht zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin, seht nach. Und als sie es erfahren hatten, sagen sie: Fünf, und zwei Fische“ (Mk 6,38).
„Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel, segnete und brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische verteilte er unter alle“ (Mk 6,41).
Der im Neuen Testament am häufigsten für „dienen“ gebrauchte griechische Begriff ist „diakonéo“. Er bedeutet: für jemand anderen sorgen, ihn bedienen. Das umfasst viele unterschiedliche Aufgaben.
In unserer Begebenheit geht es darum, dass die Jünger dem Volk, das sich auf den Befehl des Herrn Jesus gelagert hatte, Nahrung geben sollten, weil es nichts zu essen hatte. Auch heute noch kann es erforderlich sein, jemandem zunächst einmal etwas zu essen oder saubere und intakte Kleidung zu geben, um grundlegende Bedürfnisse des täglichen Lebens zu decken. Gerade für Seele und Geist ist aber auch die geistliche Nahrung sehr wichtig.
Es gibt viele verschiedene Bereiche, in denen wir anderen „geistliche Nahrung“ geben können: in der Familie, in der örtlichen Versammlung, in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Seelsorge, aber auch da, wo wir Ungläubige antreffen.
Manche dieser Dienste sollten eigentlich selbstverständlich sein, zum Beispiel der von Eltern an ihren Kindern. Für andere Aufgaben bekommen wir besondere „Einzelaufträge“ vom Herrn.
Letztlich hat jeder von uns in irgendeiner Form eine solche Aufgabe. Da ist es gut, dass uns das Markusevangelium den Herrn Jesus als den vollkommenen Knecht und Diener zeigt, der uns viele praktische Hinweise auch für diesen Dienst gibt.
Als der Herr aus dem Schiff steigt, sieht Er am Ufer die große Volksmenge – allein fünftausend Männer –, die auf Ihn wartet (s. V. 34). Es sind orientierungslose Menschen, wie Schafe ohne Hirten, die dringend geistliche, aber auch materielle Nahrung brauchen.
Der Herr, der davon innerlich berührt ist, kümmert sich zuerst um das geistliche Bedürfnis, indem Er sie lehrt. Aber auch die materiellen Bedürfnisse dieser armen Menschen will Er stillen – auf den ersten Blick eine unmögliche Aufgabe.
Bevor Er seine Jünger damit beauftragt, kommen diese schon auf Ihn zu und bitten Ihn, die Volksmengen zu „entlassen“. Sie sehen die Bedürfnisse der Menschen und es ist ihnen auch bewusst, dass geholfen werden muss. Kein Wunder, dass sie den Herrn bitten, die Volksmenge dort hinzuschicken, wo sie sich selbst etwas zu essen besorgen kann. Der Gedanke, dass der Herr hier eine Aufgabe für sie hat, ist ihnen in diesem Moment noch fremd. Dahin will der Herr sie aber nun führen.
Wie oft geht es uns ebenso und wir erkennen die Aufgabe des Herrn an uns nicht. Oder wir sehen sie, versuchen aber, ihr auszuweichen: Bei Fragen, die uns gestellt werden, wechseln wir schnell das Thema. Wir gehen Menschen aus dem Weg, die Probleme mit sich herumschleppen. Wir ducken uns weg, wenn wir Verantwortung übernehmen sollen.
Bei den Jüngern lässt der Herr das nicht zu. Er gibt ihnen jetzt genau die Aufgabe, die Er für sie vorgesehen hat. Nicht um sie bloßzustellen, sondern weil sie etwas lernen (und vor allem Ihn selbst kennenlernen) sollen. Er sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen“ (V. 37).
Statt den Herrn zu fragen, was sie tun sollen, um diesen Auftrag zu erfüllen, rechnen sie und merken, dass es für sie unmöglich ist: Um für alle Essen zu kaufen, brauchen sie 200 Denare, ungefähr zwei Drittel des damaligen Jahresverdienstes eines Tagelöhners.
Wie oft verhalten wir uns im Dienst wohl auch so? Anstatt Ihm einfach zu sagen, dass wir nichts haben, versuchen wir, Ihm zu erklären, warum etwas nicht „funktionieren“ kann.
Aber der Herr geht der Sache auf den Grund: „Wie viele Brote habt ihr? Geht hin, seht nach“ (V. 38). Dann bringen sie fünf Brote und zwei Fische zu Ihm; praktisch nichts im Vergleich zu dem, was erforderlich war. Mehr haben sie nicht und selbst das muss ihnen ein kleiner Junge zur Verfügung stellen (s. Joh 6,9). Aber Er nimmt das Wenige entgegen und macht – nachdem Er gebetet hat – daraus so viel, dass alle satt werden und sogar noch übrig bleibt.
Die Jünger erfahren, dass der Herr aus dem Wenigen, was sich fand, Segen im Überfluss für andere macht.
Wenn der Herr uns die Aufgabe gibt, anderen geistliche Nahrung zu geben, dann geht es uns oft so wie den Jüngern: Wir spüren unser Unvermögen und sehen, wie wenig wir haben, das wir Ihm bringen können.
Wir wollen uns gerne fragen, woran das liegen kann, dass wir oft so wenig haben. Oder auch, warum wir manchmal glauben, dass das Wenige für einen Dienst nicht reicht. Vielleicht finden wir eine Antwort, wenn wir etwas über die Brote und Fische nachdenken:
In erster Linie sprechen die Brote vom Herrn Jesus selbst als dem „Brot des Lebens“ (Joh 6,35). Er ist vom Vater gesandt, damit wir durch Ihn ewiges Leben haben können, Er ist aber auch die Nahrung auf unserem Weg.
In dieser Begebenheit zeigen uns die Brote aber auch einen praktischen Aspekt im Dienst: Die Herstellung von Brot ist mit Arbeit verbunden.[1]
Man muss ein Feld bestellen, Saat aussäen, das reife Getreide schneiden und ernten, Korn dreschen und zu Mehl mahlen und schließlich Teig herstellen und backen.
Für uns heißt das: Wollen wir dem Herrn etwas bringen, das Er dann durch uns an andere als geistliche Nahrung weitergeben kann, müssen wir vorher „arbeiten“:
Das Ergebnis dürfen wir dann Ihm – wie die Jünger die Brote – im Gebet bringen. Er kann es zur richtigen Zeit verwenden und vermehren.
Bei den Fischen sehen wir etwas anderes. Häufig sind Fische in der Bibel ein Bild von Segen im Überfluss, den Gott den Menschen schenkt (s. 1. Mo 1,21.22.26; Hes 47,9.10). Um an Fische zu kommen, muss man „nur“ das Netz ins Wasser werfen oder eine Angel auswerfen. Natürlich ist es Arbeit, die Fische zu fangen, aber es ist Gott, der sie ins Dasein ruft und leben lässt.
Wenn wir geistlichen Fleiß angewandt haben und Ihm „Brote“ bringen durften, dann erleben wir, dass Er aus der Fülle seiner Gnade zusätzlich etwas dazugibt. Interessanterweise fragt der Herr die Jünger in Vers 38 nur nach Broten, nicht nach Fischen (obwohl die meisten von ihnen Fischer waren)! Trotzdem sind die Fische da, denn der kleine Junge hat auch sie dabei. Von beidem, Broten und Fischen, bleibt übrig. Aber nur das übrig gebliebene Brot wird zahlenmäßig erfasst.
Wir sehen darin, dass das, was der Herr in seiner unendlichen Gnade zum Dienst dazugibt, unermesslich ist. Aber auch, dass es in einer gewissen Weise „exklusiv“ ist. Denn das Brot gibt Er den Jüngern zum Austeilen, die Fische verteilt Er selbst.
Wir wollen aus der Begebenheit mitnehmen, uns nicht vor Aufgaben zu fürchten. Er ist ja da und falls bei uns Mangel ist, kann Er auch einen „kleinen Jungen“ mit Brot und Fischen vorbeischicken.
Wir wollen lernen, weniger darauf zu sehen, was wir haben – oder eben nicht haben –, sondern mehr darauf, was Er tun kann und wird.
Wir wollen uns aber auch motivieren, Fleiß anzuwenden, damit wir Ihm mehr zur Verfügung stellen können, das Er – nachdem es durch seine Hand gegangen ist – uns dann zum Austeilen geben kann.
Aber es gibt einen Punkt, vor dem wir uns warnen lassen wollen: Die Aussage „wir haben ja nichts“ kann schnell zu einer demütig klingenden Ausrede werden, wenn wir einem Dienst – warum auch immer – ausweichen wollen.
Henning Panthel
Fußnoten:
Natürlich wollen wir nicht vergessen, dass Gott das Saatkorn und auch das Wachstum gibt. Die Grundlage für jeden Dienst ist immer der Herr selbst.
In Sprüche 30,24-28 werden uns vier verschiedene Tiere vorgestellt. Dabei zeigt uns Gottes Wort als Erstes zwei gemeinsame Merkmale dieser Tiere: „Vier sind die Kleinen der Erde, und doch sind sie mit Weisheit wohl versehen“ (V. 24).
Nachdem Agur die gemeinsamen Merkmale der vier Tiere vorgestellt hat, wendet er sich den einzelnen Tieren zu.
„Die Ameisen, ein nicht starkes Volk, und doch bereiten sie im Sommer ihre Speise“ (V. 25).
In einem Ameisenhügel leben zwischen 200.000 und 2 Millionen Ameisen. Sie bilden wohl zahlenmäßig ein großes Volk, aber körperliche Stärke ist nicht ihr Kennzeichen. Auch wenn es ihnen an Kraft mangelt, so besitzen sie doch Weisheit, die sich darin zeigt, dass sie im Sommer ihre Speise bereiten. Auch Salomo stellt dem Faulen die Ameise in ihrem Fleiß beim Einsammeln der Nahrung vor (s. Spr 6,6-8).
Ebenso gibt es im Leben eines Gläubigen eine Zeit, die zum Sammeln geistlicher Speise besonders geeignet ist: „Und gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit, ehe die Tage des Übels kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen“ (Pred 12,1).
Aber nicht nur in Bezug auf die ganze Lebenszeit gibt es einen Sommer und einen Winter, sondern an jedem Tag gibt es eine geeignete Zeit des Sammelns: der frühe Morgen, wenn es realisierbar ist, wie uns das Beispiel des Mannas zeigt (s. 2. Mo 16,21).
Und noch etwas lesen wir von der Ameise: Sie hat keinen Richter, Vorsteher und Gebieter (s. Spr 6,7).
Wenn die Ameise weder Richter noch Vorsteher oder Gebieter hat, erinnert uns dies an das Wort des Herrn: „Ihr aber, lasst euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder“ (Mt 23,8).
„Die Klippdachse, ein nicht kräftiges Volk, und doch setzen sie ihr Haus auf den Felsen“ (V. 26).
Die Klippdachse ähneln sowohl in Größe als auch in Körperform dem Murmeltier. Ihre Behausung ist zwischen Felsspalten, wohin sie sich blitzartig zurückziehen, wenn ein Klippenadler auf sie herabstoßen will.
Der Herr Jesus schließt die sogenannte Bergpredigt mit dem Gleichnis von zwei Menschen, die ein Haus bauen (s. Mt 7,24-27). Jeder, der seine Worte hört und in die Tat umsetzt, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baut und deshalb den Naturgewalten widersteht. Hören und tun bzw. nicht tun ist ein Thema, das die Schrift wiederholt anspricht (s. Hes 33,31.32; Jak 1,22-25).
Möchten wir nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes sein.
Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen.
„Die Heuschrecken haben keinen König, und doch ziehen sie allesamt aus in geordneten Scharen“ (V. 27).
Wie die Ameisen keinen Gebieter haben, so haben die Heuschrecken keinen König und doch ziehen sie alle in geordneten Scharen aus.
Wenn Gläubige zu dem Namen des Herrn Jesus versammelt sind, sollte es keinen Mensch geben, der den Ablauf des Zusammenkommens leitet. Die Leitung sollte allein durch den Geist Gottes geschehen, der in der Versammlung und in jedem einzelnen Gläubigen wohnt (s. 1. Kor 3,16; 6,19). In 1. Korinther 14,26-33 finden wir etwas von den Prinzipien, nach denen die Leitung durch diesen Geist in der Zusammenkunft zur Erbauung erfolgt.
„Die Eidechse kannst du mit Händen fangen, und doch ist sie in den Palästen der Könige“ (V. 28).
Die Eidechse kann sich nicht verteidigen. Sie ist wehrlos und kann mit bloßen Händen gefangen werden. Und doch gelingt es ihr, bis in die Paläste der Könige vorzudringen.
Wie einfach war es für die Feinde der Gläubigen, sie gefangen zu nehmen (s. z. B. Apg 4,1-3; 5,18 u. a.).
Wenn Gott es wollte, dann sprach sein Knecht Paulus aber doch vor dem König und sogar vor dem Kaiser (s. Apg 9,15; 26,1 ff.; 27,24).
Aber wir wollen das Vordringen der Eidechse bis in die Paläste der Könige noch anders anwenden: Wir dürfen und werden sogar dazu aufgefordert, mit Freimütigkeit „zu dem Thron der Gnade“ hinzuzutreten. Der Thron Gottes ist ein Thron der Gnade geworden, weil das Blut Jesu geflossen ist und Sühnung bewirkt hat. Und dort empfangen wir „Barmherzigkeit“ und „Gnade zu rechtzeitiger Hilfe“ (s. Heb 4,16).
Wie viel können wir doch von diesen vier kleinen Tieren lernen.
Horst Zielfeld
Die heutige deutsche Bezeichnung Null stammt vom lateinischen Wort nullus (= keiner) bzw. altitalienisch nulla figura (= keine Ziffer, nichts). Die ursprüngliche Bedeutung von null im Deutschen steckt noch in der Wendung null und nichtig = ungültig (ohne Wert). Dies ist eine Doppelung, auch null bedeutet hier „nichtig“ (s. Wikipedia).
In unserem Alltag begegnet uns die Null in vielerlei Hinsicht, eben auch als Ausdruck der Geringschätzung: „Du bist eine Null.“ Dass wir uns einem Mitmenschen gegenüber niemals so äußern sollten, bedarf keiner Frage.
Und doch ist es so: In den Augen Gottes sind und bleiben wir alle Nullen. Jemand sagte: „Wir sind die Nullen. Der Herr Jesus ist die Eins davor. Fehlt die Eins, dann bleiben wir die Nullen.“[1]
Der Herr Jesus muss in allem den Vorrang haben (s. Kol 1,18). Er ist der „Primus“ (lateinisch: „der Erste“). Nur durch Ihn erhalten die Nullen ihren Wert.
Wenn wir das nur recht begreifen würden! Wie sind wir doch durch unseren Herrn Jesus unendlich reich gemacht, die wir vordem „tot waren in Vergehungen und Sünden“. Über uns, die wir lauter Nullen waren, hat sich Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, in unendlicher Güte erbarmt – „wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat“ (s. Eph 2,1.4). Ihm gehört das Lob und der Dank – nun sind wir Gottes Kinder!
Wie viel Arbeit hat unser göttlicher Lehrmeister mit uns, bis wir ein wenig begreifen, dass in uns, das ist in unserem Fleisch, nichts Gutes wohnt (s. Röm 7,18).
Wie glücklich und brauchbar für Gott sind wir, wenn wir uns diese Belehrung zu Herzen nehmen! Aber wie viel Unterricht braucht es in dieser Hinsicht im Leben des einzelnen Gläubigen.
Doch unser Herr und Meister ist ein geduldiger Lehrer! In seiner Schule müssen zwar oft die Klassen wiederholt werden, weil das Lernziel nicht erreicht wurde – aber von der Schule verwiesen werden, das gibt es bei Ihm nicht!
Selbst eines Diotrephes – der gern unter den Gläubigen „der Erste“ sein wollte – wollte sich der Apostel Johannes bei seinem Kommen annehmen (s. 3. Joh V. 9). Ob dieser Mann noch erkannt hat, wie wertlos sein Tun war – ohne die Anerkennung und den Segen des Herrn? Denn wenn wir „meinen, etwas zu sein, da wir doch nichts sind, so betrügen wir uns selbst“ (s. Gal 6,3).
Bei dem König Saul war die Entwicklung so, dass er sich zunächst als gering ansah, von einem der kleinsten Stämme Israels abstammend und in eine Familie hineingeboren, die die geringste war unter allen Familien des Stammes Benjamin (s. 1. Sam 9,21).
Aber nachdem Saul zum Königtum erhoben worden war, machte er sich stolz zur „Nummer Eins“: Selbstvertrauen, Geltungsbedürfnis, törichtes Verhalten, Ungehorsam, Trägheit und vieles mehr kennzeichneten ihn (s. 1. Sam 13,2b.3b.13.14b; 14,2).
Trotz aller Macht und allem Glanz blieb Saul „eine Null“ und starb am Ende unrühmlich durch die Hand der Feinde Gottes.
Aus einer Vielzahl von Beispielen der Bibel wollen wir uns einige Männer Gottes in Erinnerung rufen, für die ihr Gott über allem in ihrem Leben stand. Wir werden die Langmut Gottes bewundern, die wir auch so sehr nötig haben.
Abraham bekannte vor Gott: „Ich bin Staub und Asche“ (1. Mo 18,27). Aber wie gesegnet war dieser treue Gottesmann, dessen Gehorsam in der Bereitschaft zur Opferung seines Sohnes Isaak triumphierte. Gott war die „Nummer Eins“ in einem reich gesegneten Leben als Vater der Glaubenden (s. 1. Mo 22,17; Röm 4,16).
Sein Enkel Jakob musste viele Lektionen in der Schule Gottes lernen und wurde durch Gottes Gnade vom „Unruhstifter“ zum „Segensbringer“. Wie lange brauchte es, bis er zu der Erkenntnis kam: „Ich bin zu gering all der Gütigkeiten“ (1. Mo 32,11).
Doch dann verrenkte Gott sein Hüftgelenk (s. V. 26). Fortan klammerte Jakob sich an seinen Gott: „Ich lasse dich nicht los“ (1. Mo 32,27), und beendete sein langes, wechselvolles Leben als Anbeter über der Spitze seines Stabes (s. Heb 11,21).
Mose, der eine besondere Begegnung mit Gott am brennenden Dornbusch hatte, bekannte nach 40-jähriger, demütigender Wüstenerfahrung als Hirte der Herde seines Schwiegervaters Jethro: „Wer bin ich?“ (2. Mo 3,11).
Dennoch (oder gerade deshalb?) berief Gott ihn zum Führer seines Volkes auf dem Weg aus Ägypten in das Land der Verheißung. Und der Herr verhieß ihm: „Mein Angesicht wird mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben“ (2. Mo 33,14).
„Das ärmste Tausend … der Jüngste“ (s. Ri 6,15) – Gideon wusste um seine eigene Unfähigkeit. Aber Gott sagte ihm: „Ich werde mit dir sein“ (Ri 6,16) und gab ihm dem Auftrag: „Geh hin in dieser deiner Kraft“ (Ri 6,14).
So sind auch wir in uns selbst kraftlos. Aber der Glaubende darf im Vertrauen auf den Herrn sagen: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,13).
Die vermeintliche, eigene Gerechtigkeit Hiobs, wie er sie mit vielen Worten in Kapitel 29 zum Ausdruck brachte, machte ihn tatsächlich vor Gott zu „einer Null“.
Dennoch kam Gott mit ihm zu einem guten Ziel: Zutiefst beindruckt von der Schöpferherrlichkeit Gottes bekannte er: „Nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (Hiob 42,5.6). Als er Gott über alles stellte, blieb der Segen nicht aus (s. Hiob 42,12).
Der noch junge Jeremia bekannte: „Herr, siehe, ich weiß nicht zu reden“ (Jer 1,6). Aber der Herr stellte sich ihm als der vor, der ihn mit allem ausrüsten würde, was er für die Ausführung seines Dienstes nötig hätte: „Wohin ich dich senden werde … was ich dir gebieten werde, sollst du reden … ich bin mit dir … ich lege meine Worte in deinen Mund … ich bestelle dich“ (Jer 1,7 ff.).
Leer von sich selbst, aber von Gott zum Propheten berufen, vollführte er seinen Dienst in aller Treue.
Wir können unsere Überlegungen nicht beenden, ohne einen Mann besonders hervorzuheben, den die Gnade Gottes von einem Saulus zum Paulus gemacht hatte. Jemand, der meinte, „etwas zu sein“, und der auf die eigene Gerechtigkeit, die im Gesetz war, vertraute als ein übermäßiger Eiferer für die väterlichen Überlieferungen (s. Gal 1,14) und doch nichts vorzuweisen hatte, was für Gott einen Wert gehabt hätte.
Vor den Toren von Damaskus wurde ihm das in dem „Licht, das den Glanz der Sonne übertraf“ (Apg 26,13), zutiefst bewusst und er bekehrte sich zu dem wahren und lebendigen Gott, der nunmehr die alleinige Autorität in seinem Leben wurde.
Gott gefiel es, seinen Sohn in Paulus als einem auserwählten Gefäß zu offenbaren (s. Apg 9,15; Gal 1,16).
Und Paulus wollte auch ferner nichts mehr in sich selbst sein. Er bekannte: „Ich bin der erste der Sünder“ (s. 1. Tim 1,15); „Ich bin der geringste der Apostel“ (1. Kor 15,9); er nannte sich „den allergeringsten von allen Heiligen“ (s. Eph 3,8) und fügte hinzu: „… wenn ich auch nichts bin“ (2. Kor 12,11). Christus war sein einziger Lebensinhalt und Mittelpunkt, wie er den Gläubigen in Philippi schrieb (s. Phil 1,21).
Auch als wiedergeborene Christen sollten wir nie vergessen: Wir sind und bleiben Nullen – und müssen das in der Schule Gottes „lernen“! Der Unterricht hört erst auf, wenn wir beim Herrn sind.
Die Korinther brauchten in dieser Hinsicht immer wieder „Nachhilfeunterricht“, denn sie waren stolz auf die Gaben in ihrer Mitte (s. 1. Kor 1,7). Eine wichtige Lektion für die Korinther lautete deshalb: „Aus ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung“, und: „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1. Kor 1,30; 4,7).
Deshalb ist für uns alle die Aufforderung des Titels dieses Heftes eine beständige, nachdrückliche Ansprache: „Bleibt in mir – denn außer mir könnt ihr nichts tun“!
Aber: Wenn der Herr Jesus in unserem Leben den Vorrang vor allem hat und wir in Ihm bleiben und Er in uns (s. Joh 15,5), dann ist die Folge: Frucht – mehr Frucht – viel Frucht – bleibende Frucht – zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (s. Joh 15,2.8.16).
Friedhelm Müller
„Mein Gott kann multiplizieren, wo lauter Nullen sind.“
Fußnoten:
Diese Aussage steht nicht im Widerspruch dazu, dass wir als im „Bild Gottes“ erschaffen auf eine „erstaunliche, ausgezeichnete Weise“ gemacht sind (s.1.Mo 1,27; Ps 139,14).
Wenn es auch wegen unseres Stolzes wichtig ist, zu lernen, dass wir „Nullen“ sind, so ist es auch wichtig, im Glauben festzuhalten, dass wir „geliebte Kinder“ Gottes sind, „begnadigt [o. angenehm gemacht] in dem Geliebten“ und „teuer, wertvoll in seinen Augen“ (s. Eph 5,1; 1,6; Jes 43,4).
Unser Schöpfer hat uns mit unterschiedlichen natürlichen „Fähigkeiten“ ausgestattet. Und so, wie der Mensch, der außer Landes reiste, im „Gleichnis von den Talenten“ (s. Mt 25,14ff.) seinen Knechten Talente gab, „jedem nach seiner eigenen Fähigkeit“, so hat der verherrlichte Herr durchaus an die natürlichen und auch erworbenen Fähigkeiten seiner Knechte angeknüpft, als er in sie als „Gefäße“ eine „geistliche Gabe“ legte.
„Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre.“
Als der Herr Jesus lehrend und heilend durch Judäa zog, folgten Ihm große Volksmengen. Anscheinend waren auch Familien unter der Volksmenge. Es ist anzunehmen, dass es die Eltern waren, die ihre Kinder zu dem Herrn Jesus brachten, damit Er sie anrühre. Es gibt keine bessere Tätigkeit für Eltern, als ihre Kinder zum Herrn Jesus zu bringen.
Sie brachten sie zu dem, dem diese „Kleinen“ besonders am Herzen lagen (s. Mt 18,6.10.14). Als der Herr Jesus sah, wie die Jünger denen begegneten, die die Kinder zu Ihm bringen wollten, wurde Er „unwillig“. Es ist das einzige Mal, dass wir lesen, dass der Herr Jesus unwillig wurde.
Das zeigt, wie sehr Ihm an diesen Kindern lag und wie gerne Er dem Verlangen der Eltern entsprach, die ihre Kinder in seine unmittelbare Nähe bringen wollten. Sie wünschten, dass Er sie anrühre. Er tat mehr, als sie wünschten: „Und er nahm sie in die Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie“ (V. 16).
Gott segnet viele Eheleute bis heute, indem Er ihnen Kinder anvertraut.[1]
Inmitten des Volkes Gottes sind viele Kinder. Welches Verlangen haben wir alle, ob Eltern oder nicht, sie zu dem Herrn Jesus zu bringen?
Eltern haben hier sicher zuallererst Verantwortung und können dies auch auf eine besondere Weise tun. Aber auch das Volk Gottes als Ganzes trägt diesbezüglich Verantwortung. Als Gott dem Volk Israel gebot, ihre Kinder die Worte Gottes zu lehren, sprach Er das gesamte Volk und nicht nur die Eltern an (s. 5. Mo 11,19).
Mose stellte dem Pharao alternativlos vor, dass sie als Volk nur gemeinsam mit ihren Söhnen und Töchtern ziehen würden. Die Reaktion des Pharaos macht deutlich, was der Feind will: Er möchte unsere Kinder nicht mit uns ziehen lassen (s. 2. Mo 10,9.10). Er will die nachfolgende Generation unter seine Gewalt bringen und sie abbringen von dem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes.
Das sollte uns Warnung und Ansporn zugleich sein, die Kinder fortwährend in die unmittelbare Nähe des Herrn zu bringen, „damit er sie anrühre“. Er wird mehr als dieses tun, wenn wir sie Ihm anvertrauen.
Die Kinder in dieser Begebenheit in Markus 10 waren vermutlich kleine Kinder. Aber die Aufgabe, die Kinder oder die nachfolgende Generation immer wieder zu dem Herrn Jesus zu bringen, endet nicht mit dem Erwachsenwerden der Kinder.
Es ruht ein großer Segen darauf, wenn „alte Eltern“ ihre erwachsenen Kinder immer wieder im Gebet vor den Herrn bringen, damit diese weiter in der Wahrheit wandeln und wiederum die segensreiche Aufgabe wahrnehmen, ihre eigenen Kinder zum Herrn Jesus zu bringen.
Leider gibt es auch immer wieder und – das müssen wir traurig feststellen – immer öfter die Situation in Familien, dass Kinder Gott den Rücken zukehren oder einen sündigen Weg einschlagen.
Dann mag es nicht mehr möglich sein, die Kinder buchstäblich zum Herrn Jesus zu bringen. Und gerade Eltern spüren dann die Ohnmacht in der Erkenntnis, dass sie nichts tun können. Aber auch dann haben wir die Möglichkeit und die Pflicht – und zwar nicht nur die Eltern, sondern das Volk Gottes als Ganzes –, sie vertrauensvoll und ausdauernd im Gebet vor den Herrn zu bringen, „damit er sie anrühre“.
Er hat Mittel und Wege, die uns verschlossen bleiben. Und auch hier gilt: Wenn wir im Vertrauen auf sein Wirken beten, wird Er mehr tun, „als was wir erbitten oder erdenken“ (Eph 3,20)!
Neben der Aufgabe der Eltern und der Versammlung schenkt der Herr den segensreichen Dienst der geistlichen Arbeit an Kindern in Sonntagschule, Kinderstunde oder Kinderfreizeiten. Dieser Dienst, wie auch der Dienst an Jugendlichen, ist außerordentlich wichtig. Mehrere Stellen in der Schrift zeigen uns, wie wichtig es Gott ist, dass den Kindern seine Worte weitergegeben werden (s. 5. Mo 6,7; 11,19; Jos 8,35; Mk 10,14).
Natürlich kann dieser Dienst kein Ersatz für die Belehrung in der Familie sein, aber er ermöglicht, dass Kinder auch außerhalb der Familie altersgerechte geistliche Nahrung bekommen und durch Gemeinschaft mit anderen Kindern ermuntert werden.
Ein Bruder oder eine Schwester, die diesen Dienst an den Kindern tun, können eine besondere und bleibende Beziehung zu den Kindern aufbauen und ihnen dadurch eine Hilfe bei Wachstumsschritten im Glauben sein. Auf diese Weise bringen auch sie die Kinder zu dem Herrn Jesus – einerseits durch biblische Belehrung[2], andererseits durch ihre Vorbildfunktion, durch die Kinder motiviert werden können, selbst den Herrn Jesus zu suchen und Ihm nachzufolgen.
Auch in der Verkündigung des Wortes Gottes, in den Zusammenkünften als Versammlung, in den Wortbetrachtungen am Ort oder auf sogenannten Familien-Konferenzen ist es gut, die anwesenden Kinder nicht zu vergessen.
Natürlich kann der Herr auch „feste Speise“ für die Kinder zum Segen sein lassen, aber je nach Thema stehen wir in Gefahr, die Kinder (und auch allgemein Kinder im Glauben) „abzuhängen“. Es geht nicht darum, das Niveau den Kindern anzupassen, aber vielleicht wie die Schnitter bei Ruth „aus den Bündeln Ähren für sie herauszuziehen und sie liegen zu lassen, damit sie sie auflese“ (s. Rt 2,16).
Der Herr Jesus nahm sich in seinem wichtigen Dienst des Lehrens (s. Mk 10,1) Zeit für die Kinder. Die Jünger achteten diese Kleinen so gering, dass sie die Personen anfuhren (s. Fußnote Mk 10,13), die sie zum Herrn Jesus brachten. Aber Ihm waren sie wichtig.
Lasst uns von Ihm lernen und die Kinder unter uns nicht gering achten, sondern keine Mühe scheuen, sie zum Herrn Jesus zu bringen, „damit er sie anrühre“.
Bernhard Brockhaus
Fußnoten:
Das bedeutet nicht, dass kinderlose Ehepaare nicht von Gott gesegnet sind. Es ist nicht einfach, wenn ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Aber wenn das Gottes Weg für ein Ehepaar ist, dann wird er sie auf andere Weise segnen.
Wenn Schwestern diesen Dienst tun, ist es gut, wenn sich dieser auf die kleinen Kinder beschränkt, da die Frau nach 1.Timotheus 2,12 nicht lehren soll.
Liebe Leser,
als Zöllner und Sünder zum Herrn Jesus kommen, um Ihn zu hören, murren die Pharisäer und Schriftgelehrten. Der Herr wendet sich in einem Gleichnis an die Murrenden und stellt ihnen die Freude vor, die im Himmel ist, wenn ein Sünder Buße tut. Dieses Gleichnis besteht aus drei Teilen. Der erste handelt von einem Hirten, der hundert Schafe hat. Eines davon entfernt sich von der Herde und verirrt sich in der Wüste.
Dieses Schaf ist ein Bild des Menschen, der noch nicht an den Herrn Jesus und sein Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha glaubt. So wie der Hirte in diesem Gleichnis seinem verlorenen Schaf nachgeht, bis er es gefunden hat, sucht der Herr Jesus solche, die Ihn noch nicht als den guten Hirten kennen, der sein Leben für die Schafe lässt (s. Joh 10,11). Denn solange sie nicht an den Sohn Gottes glauben, bleibt der Zorn Gottes auf ihnen (s. Joh 3,36).
Doch jeder, der an Ihn glaubt, hat ewiges Leben (s. Joh 6,47). Der Herr Jesus hat es selbst gesagt: „Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28). Davon spricht auch das Gleichnis. Sobald der Hirte sein verlorenes Schaf gefunden hat, legt er es auf seine beiden Schultern und trägt es nach Hause (s. Lk 15,5.6).
Aus Jesaja 9,5 wissen wir, dass die Herrschaft auf der Schulter des Herrn Jesus ruht. Darin eingeschlossen ist auch alles, was auf dieser Erde geschieht. Wie sicher darf sich darum jeder fühlen, der an Ihn glaubt, wenn schon eine Schulter unseres Herrn ausreicht, um seine göttliche Macht darauf ruhen zu lassen und damit auch die Ordnung in der ganzen Schöpfung aufrechtzuerhalten (s. Kol 1,16.17).
Der Herr Jesus rettet uns nicht nur, Er macht uns dadurch auch zu Kindern Gottes, die der göttlichen Fürsorge gewiss sein dürfen (s. 1. Pet 5,7). In seiner Liebe und Gnade kümmert Er sich um die Bedürfnisse der Seinen. Ihm können wir in allen Lagen vertrauen.
Die Artikel in diesem Heft möchten dazu anregen, weg von uns und hin auf Ihn und seine Allmacht und Güte zu sehen. Einen reichen Segen beim Lesen der Artikel wünscht uns allen
Stefan Busch