BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Bibelarbeit: Er gibt dem Müden Kraft

Dieser kurze Teil aus Jesaja 40 Vers 29 hat schon vielen Glaubenden Mut gemacht! Vier Fragen regen zum Nachdenken an und lassen dieses Wort wieder neu und frisch in unserem Leben wirksam werden.

"Er" gibt dem Müden Kraft

Wer ist es, der etwas tut?

  • Psalm 121,1.2
  • Psalm 86,7.8.10
  • 5.Mose 33,27


Er "gibt" dem Müden Kraft

Was tut Er?

  • Jakobus 1,5
  • Psalm 4,8
  • Römer 8,32


Er gibt "dem Müden" Kraft

Wem gibt Er?

  • Jesaja 50,4
  • Daniel 9,21-23
  • 2.Korinther 12,9.10


Er gibt dem Müden "Kraft"

Was gibt Er?

  • Psalm 28,7
  • 5.Mose 33,25.26
  • Josua 14,11

Kindererziehung

Impulse über die Notwendigkeit von Grenzen für die Kinder

© S. Busch

Wenn Gott einem Ehepaar Kinder anvertraut, dann legt Er damit auch die Ver­ant­wor­tung zur Erziehung dieser Kinder auf die Eltern. Dabei stellen sich viele Fragen und zahlreiche Entscheidungen sind zu treffen. Weisheit, Konsequenz und Liebe sind erforderlich und die Erziehungsaufgaben fordern von den Eltern viel Kraft.

In unserer Umgebung wird eine zu­nehmende Erziehungsunsicherheit er­kenn­bar, die auch vor den Häusern der Gläubi­gen nicht Halt macht.

Ein warnendes Beispiel aus Gottes Wort

Doch die Bibel macht uns deutlich, wie wichtig eine gute und konsequente Erzie­hung für die Kinder ist. David hatte in Bezug auf seinen Sohn Adonija ver­sagt. Er hatte ihn nie betrübt, indem er ihm gewehrt oder sein Tun in Frage gestellt hät­te (s. 1.Kön 1,6). Als David schließlich alt ge­worden war, griff die­ser Sohn nach der Macht und ver­suchte, sie an sich zu reißen. Das füh­rte zu enor­men Schwie­rig­keiten und war schließ­lich zum großen Scha­den für Adonija selbst.

Konkrete Aufforderungen in der Bibel

Dieses Beispiel macht deutlich, wie wich­tig es ist, Kinder in der rechten Weise zu erziehen. Dabei gilt es, die richtigen Gren­zen zu setzen und ihre Einhaltung zu be­achten.
Eltern – und besonders Väter – werden auf­ge­fordert, ihre Kinder in der Zucht und Er­mahnung des Herrn zu erziehen (s. Eph 6,4). Einerseits sollen sie ihre Auto­rität nicht missbrauchen, nicht in Frustration oder Ärger unbedacht han­deln und die Kinder nicht durch Überfor­derung oder geringschätzige Behand­lung zum Zorn reizen. Ander­erseits sollen sie alles daran setzen, durch eine Erzie­hung, die durch Er­mah­nung und auch Zucht gekenn­zeichnet ist, die Kinder aufzuziehen, da­mit sie eine gute Ent­wicklung nehmen.
Durch die Ermahnung wird den Kindern falsches Verhalten deutlich ge­macht und sie werden zu dem richti­gen Verhalten aufgefordert und er­mutigt. Durch die Zucht wird den er­mahnenden Worten das nötige Ge­wicht gegeben, damit sie zum Nutzen der Kinder sein kann[1].
Diese bei­den Elemente sind wichtige Bestand­teile der Erziehung und sie dür­fen mit Gottes Hilfe und in Übereinstim­mung mit ihm ausgeübt werden. Es soll Zucht und Ermahnung des Herrn sein – das zeigt, dass Eltern diese Aufgabe vom Herrn Jesus be­kom­men haben und dass sie sie ausfüh­ren sollen in Über­einstimmung mit Ihm – so, als würde Er es tun. Dann entsprechen die Zucht und die Er­mahnung den Gedanken und dem Wesen des Herrn Jesus und werden zum Segen für die Kin­der sein!
Dabei haben Eltern das Wort Gottes als wichtige Grundlage und Richt­schnur. Ti­mo­theus kannte von Kind auf die Schrif­ten (s. 2.Tim 3,15). Ohne Frage hatte er sie durch seine Mutter und Groß­mutter kennenlernen dürfen. Das ist ein schö­nes Beispiel dafür, wie eine gute Erzie­hung auf Gottes Wort gegründet ist und dazu führt, dass dieses Wort in die Herzen der Kinder gepflanzt wird. Wie gut, wenn dabei Vater und Mutter in einem harmoni­schen Miteinander zu­sam­men­arbei­ten!
Die Kinder werden in Gottes Wort auf­ge­fordert, den Eltern gehorsam zu sein (s. Eph 6,1). Diesen Gehorsam kön­nen und sol­len Eltern von ihren Kindern er­warten und sie dürfen und müssen sie dazu erziehen, tatsächlich gehor­sam zu sein. Das wird für die Kinder ein Leben lang zum Segen sein, denn sie werden dadurch vorberei­tet, Gott gehorsam zu sein, auch dann, wenn sie das Eltern­haus verlassen ha­ben.
Bei allem müssen wir darauf achten, dass die Erziehung der Kinder aus der Liebe gegenüber dem Herrn und zu den Kin­dern geschieht. Es ist ein Zeichen der letzten Tage, dass die na­türliche Lie­be fehlt (s. Röm 1,31). Aber in den Häu­sern und Familien der Gläu­bigen sollte eine herzli­che Liebe vorhanden sein und die Atmo­sphäre prägen!

Die praktische Umsetzung

Die Bibel zeigt uns, wie so oft, die Grund­sätze, nach denen wir handeln sollen. Einen Teil dieser grundsätz­lichen Aus­sagen haben wir ange­schaut. Doch nun gilt es, diese Grund­sätze in der Praxis des Famili­enalltags auszule­ben.
Dabei gibt es viele Fragen und kon­krete Situationen, in denen wir uns als Eltern richtig verhalten müssen. Oft fehlt uns die Weisheit, in der je­weili­gen Situation die Grundsätze Gottes richtig anzu­wenden. Doch dann dürfen wir zu Gott gehen, der uns gerne Antwort geben möchte (s. Jak 1,5). Ein gro­ßes Ge­schenk liegt auch darin, dass wir uns als Ehepartner, die wir selbst eine unter­schiedliche Erzie­hung genos­sen und Prägung er­halten haben, darüber aus­tau­schen und gemeinsam beten dür­fen. Dann werden wir in der Kraft des Geistes Gottes die richtigen Ent­scheidungen tref­fen, um den Kindern die rechte Erzie­hung zukommen zu lassen.
Wird ein junger Obstbaum im Garten ge­pflanzt, dann braucht er eine gute Pfle­ge, damit er gesund wachsen kann.
Wird er zu sehr eingeengt und fehlt ihm die nötige Sonne und Nahrung, dann wird er verkümmern. Wird er aber sich selbst über­lassen, dann gibt es auch kein idea­les Wachstum im Blick auf die Frucht, die einmal von dem Baum er­wartet wird. Schlechte Triebe müssen abgeschnitten werden. Durch das Fest­binden an einen guten Halt wird der gerade Wuchs ermög­licht.
Dieses Beispiel macht deutlich, wie nötig eine ausgewogene Erziehung für Kinder ist. Wollen wir uns als Eltern die nötige Weisheit und Kraft schenken las­sen, die grundsätzlichen Aufforderun­gen aus Gottes Wort richtig umzu­setzen. Dabei raten gottesfürchtige und erfah­rene Eltern, vor allem die nötige Konse­quenz in der Kin­dererziehung zu haben. Es ist besser, eine Sache weniger zu erwarten oder zu verbieten, dann aber konsequent Gehor­sam ein­zufordern, als zu viel zu erwarten oder zu ver­bieten und es nicht einfordern zu können. Möge der Herr uns darin zu Hil­fe kom­men, die richtige Ausgewo­gen­heit zu finden.

Christian Rosenthal

"Deshalb wird jeder Fromme zu dir beten, zur Zeit, da du zu finden bist … Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten."
(Psalm 32,6.8)

Fußnoten:

  1. Untersucht man das in Epheser 6,4 für Zucht verwendete Wort im Grundtext, so stellt man fest, dass es auch den Ge­danken des Aufziehens, der Erziehung und der Zurecht­weisung enthält. Denkt man allerdings an stra­fende Zucht in einem eingeschränkten Sinn, dann ist es gut, wenn Zucht in diesem Sinn erst dann auf die Ermahnung folgt, wenn diese nicht zum Ziel geführt hat.

Familienandacht

Vorrecht und Verantwortung

© oneinchpunch, fotolia.com

Es ist für Ehepaare ein großer Se­gen, wenn der Herr ihnen Kinder schenkt. Neben der Freude, die sie in das Leben der Familien bringen, stellen die Kinder aber auch große Heraus­forderungen im Alltag an die Eltern dar, besonders die Erziehung ist eine solch große Aufga­be. Gerne wollen gläubige Eltern mit der Hilfe des Herrn ihre Kinder für den Herrn erziehen. Bevor wir einige prakti­sche Gedanken dazu erörtern, möchten wir uns einige Beispiele für solch eine Erzie­hung in der Bibel ansehen.

1. Beispiele aus der Bibel

1.1. Abraham

Bereits von Abraham wird gesagt, „dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehle, damit sie den Weg des Herrn bewahren,…“ (1.Mo 18,19a). Gott selbst sagt dies zu einem Zeit­punkt, als Abraham noch nicht den ver­verheißenen Sohn hatte. Es wird deut­lich, dass die Berufung Abrahams nicht nur ihm selbst galt, sondern auch seinen Nach­kommen. Welche Motiva­tion für El­tern: Nicht nur sie hat der Herr errettet, son­dern auch die Kinder sollen den gleichen Se­gen haben.
Weiterhin wird in diesen Worten auch deut­lich, bei wem die Hauptverantwor­tung in dieser Sache liegt: Sie liegt zu­nächst bei Abraham, nicht bei Sara. So stehen die Väter in erster Linie für die Weiterga­be der Gedanken Gottes an ihre Kinder in der Verantwortung, ob­wohl die Erziehung der Kinder natürlich eine ge­mein­same Aufgabe für Vater und Mutter ist.

1.2. Josua

Nicht nur am Anfang eines Familien­lebens sind diese Punkte wichtig – es ist eine ständige Herausforderung und genauso ein bleibendes Vor­recht, dieser Verantwortung zu ent­sprechen. So sagt Josua am Ende seines Le­bens im fort­ge­schrittenen Alter: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ (Jos 24, 15b).

1.3. Das Volk Israel

Immer wieder weist Gott sein Volk darauf hin, wie es bei Fragen der Kinder zu den Festen, Vorschriften und Sym­bolen (z.B. Passah, Steine des Jordan usw.) antworten soll. Gott lässt die Eltern mit diesen Fra­gen nicht allein, son­dern gibt ihnen präzise Antworten mit auf den Weg. Dabei geht es Ihm darum, dass El­tern sowohl die Bedeu­tung der Din­ge an sich als auch ihre persönliche Wertschätzung dafür an ihre Kinder weitergeben (s. Jos 4,6: „Was be­deuten euch diese Steine?“).
Dem gläubigen Israelit wird in 5.Mo 6,6-9 gesagt: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf dei­nem Her­zen sein. Und du sollst sie deinen Kin­dern einschärfen und da­von reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du auf­stehst. Und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand bin­den, und sie sollen zu Stirn­bändern sein zwischen deinen Augen; und du sollst sie auf die Pfos­ten deines Hau­ses und an deine Tore schrei­ben.“
Hier können wir für unser Thema min­destens folgende Punkte entnehmen:

  • „Auf deinem Herzen“: Es muss eine in­nere Überzeugung sein, die im Glau­bensleben sichtbar wird. Wenn es nicht „im Herzen“ ist, wird alles äußere Ver­halten schnell zur Schauspielerei.
  • „Im Haus, auf dem Weg, beim Nieder­legen und Aufstehen“: Eine gelebte Her­zensüberzeugung ist kein „Sonntags-Christ­sein“, sondern offensichtlich eine 24-Stunden-Angelegenheit. Und dabei gibt es kaum bessere Beobachter und Be­urteiler als die eigenen Kinder.
  • „Auf der Hand und zwischen den Au­gen“: Auch im Alltag „außer Haus“, wie bei der Arbeit, sollte ein Christ in seinem Verhalten erkennbar sein. Da­bei ist der Blick auf die Hand und die Be­wahrung der Augen im Alltag auch für El­tern im­mer wieder wich­tig – so, wie uns (und unsere Umgebung im Alltag) der Ehe­ring an unser Verheiratet-Sein erin­nert und uns vor einem unpassen­den Blick oder Verhalten bewahren kann.
  • „Die Pfosten und Tore“: Das Zeugnis, das von der Familie (dem Haus) aus­geht, ist von außen erkennbar für alle, die vor­bei- und hereinkommen.

So beginnt es mit der eigenen Überzeu­gung im Herzen. Diese in­nere Überzeu­gung im Leben zeigt sich dann im Haus, im Alltag und schließlich sichtbar in un­serer Umgebung. Unterstützt durch ein solches Leben wird das Weitergeben der Über­zeugungen an die Kin­der eine große Wir­kung haben.

1.4. Ein Beispiel aus dem Neuen Testa­ment

Ein Beispiel einer guten Erziehung ist sicherlich Timotheus, dessen Mut­ter und Großmutter den jungen Ti­motheus hinsichtlich des Glaubens positiv be­einflussten (2.Tim 1,5). Er kannte von Kin­desbeinen an die hei­ligen Schriften (2.Tim 3,15). Auf die­ser Grundlage konn­te Timotheus sich gut entwickeln und schon in jun­gen Jahren verantwor­tungs­volle Auf­gaben im Volk Gottes wahr­nehmen. Dass sein Glaube, der auch schon in sei­ner Mutter und Großmutter wohn­te, her­vorgehoben wird, macht die Bedeu­tung seiner Erziehung hinsicht­lich seines geistlichen Zustands deut­lich. Das ist eine große Ermun­terung für uns, eine geistliche Atmo­sphäre in un­seren Häusern zu schaf­fen – beson­ders für die Schwestern gilt diese Ermutigung, denn sie werden na­mentlich er­wähnt. Gott hat ihre Namen zu ei­nem Zeugnis schon vor 2000 Jahren für alle Bibel­le­ser auf­geschrieben. Dies ist ein Zeug­nis, das gerade auch Müt­tern Mut machen darf, die sich der Aufgabe, ihre Kinder für den Herrn Jesus zu erziehen, auf­grund ihrer Lebensumstände al­leine zu stellen haben.
Weitere Beispiele aus Gottes Wort sind Mose und Samuel, die bereits durch den guten Einfluss im Eltern­haus vorbereitet wurden. Sie konn­ten schon in sehr jun­gen Jahren in feindlicher und sündiger Umgebung ein treues Zeugnis für ihren Gott sein.

(Zu Samuel siehe auch S. Ulrich in „E & E“ 07/2015, Seiten 193-198, CSV Verlag.)

2. Praktische Gedanken

Im zweiten Teil des Artikels geht es darum, wie die Erziehung der Kinder für den Herrn praktisch verwirklicht werden kann. Eine gute Möglichkeit dazu bietet die Fa­milienandacht. Es ist Energie er­forderlich, um im Alltag die Zeit und Ruhe zu finden, in der Familie gemein­sam Gottes Wort aufzuschlagen und zu beten. Aber diese Zeit ist auf jeden Fall gut investiert!

2.1. Äußere Rahmenbedingungen

Wenn wir nun an eine Andacht in der Fa­milie denken, so ist das nicht zu ver­glei­chen mit einer christlichen Zusam­men­kunft, z. B. zum Brotbrechen oder zur Wortver­kündigung. Nicht dass eine Familienan­dacht nicht auch „an­dächtig“ sein sollte – auch dafür ist die nötige Ruhe er­forderlich. Aber sie findet eben im häusli­chen, familiären Rahmen statt. Deshalb können bei dies­er Ge­legen­heit auch Schwestern durchaus ihren Bei­trag leis­ten, ohne dabei ihre in der Schöp­fungsordnung Gottes fest­gesetzte Rolle zu ver­lassen.

2.1.1. Das Lesen der Bibel

Gottes Wort und das Gebet werden in der Familienandacht im Vordergrund ste­hen. Können die Kinder lesen, soll­ten sie eine Bibel benutzen und nicht nur den Vater „vorlesen“ lassen. Da­durch wird Ablen­kung vermieden und die Kin­der werden an das Lesen der Bibel herangeführt. Da viele Jugendliche heute „multitasking“ sind, sollte man dem Handy während der Andachts­zeit eine Auszeit gönnen.

2.1.2. Kein Ritual

Obwohl eine Familienandacht vor­zugs­weise regelmäßig stattfindet, sollte sie nicht rituell werden. Auch die Länge wird durch die Tagessitua­tion geprägt sein. Trotz der Bemü­hung, genügend Zeit und Ruhe für die Familienandacht einzuplanen, sind die Abende (in denen wohl sol­che Andachten praktischer­weise meistens stattfinden) in den Familien oft sehr angefüllt. Da ist es eine ech­te Her­ausforderung, einen Moment der ge­mein­samen Stille zu finden. Jedenfalls geht „kurz und knapp“ vor „ausfallen lassen“.

Familienurlaube bieten sich beson­ders an, die gemeinsame Zeit als Familie auch in geistlicher Hinsicht stärker zu nutzen. Man kann dann die Zeit der Andacht auch gut auf den Vormittag legen, wenn z.B. nach dem Frühstück alle wach und fit sind.

2.2. Ablauf

Eine Familienandacht sollte dem Al­ter und Verständnis der Familienmit­glieder entsprechen. Es kann dabei auch sein, dass man für die „Klei­nen“ und die „Großen“ getrennte „Andach­ten“ macht. Aber das wer­den die Eltern jeweils für ihre Familie ent­scheiden müssen. Es kann bei großen Altersunterschieden auch ein­mal et­was für die „Kleinen“ ge­ben, während es ein anderes Mal eher für die „Großen“ ist. Beim Le­sen der Bibel haben viele Familien die gute An­ge­wohnheit, dass „reih­um“ gelesen wird. Das erhöht die Auf­merksamkeit der Familienmitglie­der und bezieht alle, die lesen kön­nen, mit ein.

2.2.1. Das Gebet

Dass das Gebet ein unbedingter Be­standteil einer Familienandacht ist, steht wohl außer Frage. Hierbei erfahren und verin­nerlichen die Kinder, welchen Stel­lenwert das Gebet hat. Darüber hinaus üben sie das hörbare Beten außerhalb der persön­lichen Ge­bets­zeiten. Die Re­flexion der Ta­gesereignisse und das Ein­beziehen des Herrn Jesus in die Um­stände des Lebens ist für das geist­liche Wachstum sehr nütz­lich und ein wichti­ges Kennzeichen des christlichen Hau­ses. Dass Kinder auch laut beten, stärkt das Familienleben. Oft ermuntern sie dadurch, dass sie Anliegen äußern, die die Eltern vergessen haben. Es gibt viel Freiheit: Jeder darf, keiner muss beten.

2.2.2. Mit in die Verantwortung nehmen

Dass in erster Linie der Vater für die Fa­milienandacht verantwortlich ist, haben wir bereits am Beispiel Abrahams gese­hen. Allerdings kann auch die Mutter eine solche Andacht gestalten, wenn der Vater unterwegs ist. Die große Be­deutung der Mutter haben wir bei Timo­theus gesehen. Ein weiteres Beispiel ist die Mutter Josias (2.Kön 22,1); leider war dessen Vater nicht der Grund für seine schon sehr frühe gute geistliche Hal­tung. Wenn ältere Söhne an­wesend sind, dann können auch sie ih­ren Bei­trag zur Familien­andacht leisten. Das „Hinein­wachsen“ von Söhnen in geist­liche Verantwortung beginnt sicher zu Hause. Das kann beim Tischgebet be­ginnen, z.B. wenn der Vater abwesend ist, und bei ei­nem Beitrag in der Fami­lienandacht fort­gesetzt werden.
Gerne werden in manchen Familien bei dieser Gelegenheit auch Lieder ge­sungen – in Verbindung mit Eph 5,19 eine empfehlenswerte und nützliche Sache, wenn die familiäre Situation es zulässt.
Ein in diesem Zusammenhang wich­tiger Punkt ist, dass das Ausfallen­lassen der Andacht („Heute gibt es keine Ge­schichte, weil du nicht lieb warst“) als Erziehungsmaßnahme für Kin­der un­passend ist. Im Ge­genteil sind das Wort Gottes und das Gebet in sol­chen Situa­tionen umso wichtiger: Kinder können auch hier Bekenntnis und Selbst­gericht lernen. Am besten ist es, wenn die Eltern als gutes Beispiel dienen und selbst ihre offensichtliche Mangelhaf­tigkeit be­kennen.

2.3. Inhalte

Bezüglich der Inhalte sind, wie oben erwähnt, das Alter und Verständnis der Kinder zu berücksichtigen. Für jüngere Kinder ist eine (vielleicht er­zählte) Ge­schichte angebracht. Es gibt dazu viele gute Hilfsmittel wie il­lustrierte Bibel­ge­schichten, Kinderbi­beln und nicht zuletzt kindgerechte Zeitschriften wie „Der beste Freund“. Bei der Auswahl dieser Hilfs­mittel ist Sorgfalt nötig.

2.3.1. Altersgerechte und span­nende Gestaltung

Später kann eine Andacht auch durch „Bibelraten“ (eine Person oder Bege­benheit aus der Bibel erraten) oder andere Aufgaben erweitert und er­gänzt werden (das kann bei kleine­ren Kindern z.B. das Malen einer bibli­schen Ge­schichte sein, später könnte man die Kinder auch motivieren, eine Zusam­menfassung der letzten Andacht zu machen). Eine Familienandacht darf auch spannend sein: Gottes Wort ist es ebenfalls oft! Bit­ten wir als Eltern den Herrn Je­sus um Hilfe und um gute Ideen, die ge­meinsame Zeit unter Got­tes Wort und im Gebet für unse­re Kin­der im positiven Sinn attraktiv zu gestal­ten, um die Kinder für den (gottfeind­lichen) Alltag im Glauben zu stärken.
Für ältere Kinder ist sicher ein zusam­menhängendes Bibelbuch oder auch ein kon­kretes Thema angebrachter. Gerne können auch Vorschläge von den Kin­dern gemacht werden – manchmal ist das sehr heraus­fordernd für die Eltern (vor allem für den Vater), wenn sich ein Teenager zum Bei­spiel die Of­fenbarung wünscht. Aber dann darf man sicher auch den Kin­dern Aufgaben geben, in­dem sie Fragen vorbereiten oder vorher gestellte Fragen beantwor­ten.

2.3.2. Besondere Ereignisse

Eine gewisse Flexibilität sollte man sich vorbehalten, wenn Tages­ereig­nisse be­sonderer Art vorliegen. Bei besonderen Umständen sollte man nicht einfach zur Tagesord­nung über­gehen: Die Betrach­tung der Ereig­nisse im Licht des Wortes Gottes und das Vorlegen im Gebet soll­ten Vorrang haben. Beispiele sind Er­eig­nisse in der Schule, Unglücksfälle (allge­mein, aber auch unter den Gläu­bigen), Vorkomm­nisse in der Familie: Die Liste lässt sich beliebig ergänzen.

3. Schlussgedanken

Vielleicht ist der eine oder andere frus­triert, weil Handlungsbedarf er­kannt wird (der Schreiber am meis­ten). Viel­leicht stellt sich der ge­wünschte „Er­folg“, die positive Auf­nahme bei den Kindern, (noch) nicht ein. Viel­leicht nimmt einem manches Mal der Alltag mit seinen Herausfor­derungen, dem Stress und der Mü­digkeit, die Freude und Energie, die Familie zur Andacht „zusammenzu­trommeln“. Aber wir wollen uns ge­genseitig Mut ma­chen und die Hän­de stärken, es trotzdem immer wie­der zu tun – mit der Familie einen Mo­ment der Stille vor dem Herrn zu ha­ben. Darüber freut sich unser Herr, unsere Herzen wer­den froh, wenn wir es „ge­schafft“ haben und es wird unweigerlich zum Segen aller sein. In der Ewigkeit wird man­che Frucht aus dieser Arbeit ge­sehen werden.

Marco Steih

Ein Buchstabe zu viel

© Ernst-Paulus-Verlag

„Guten Tag, mein lieber Freund“, be­grüßte Ernst einen lieben Freund, den er länger nicht gesehen hatte. „Wie geht es dir?“, erkundigte er sich. Der Ge­fragte schilderte ihm sein Leid in vielen Worten. Er hatte noch zwei Jahre Be­rufs­leben vor sich und das Arbeiten fiel ihm durch gesundheitli­che Probleme zu­neh­mend schwerer. „Da wird einem das Älterwerden schon etwas sauer“, been­dete er seinen Bericht. Ernst überlegte, wie er ein wenig Trost spenden könnte. Da fiel ihm ein Wort aus dem Propheten Jesaja ein: Und bis in euer Greisenalter bin ich der­selbe, und bis zu eurem grau­en Haar wer­de ich euch tragen; ich habe es getan, und ich werde heben, und ich werde tra­gen und erretten (Jes 46, 4). „Es ist doch eine Gnade, dass wir uns in allen Lagen auf unseren Herrn Jesus Christus stützen dürfen, und dass Er immer für uns sorgen wird, so wie es gut für uns ist“, fügte er hinzu. Doch was Ernst auch aus Gottes Wort zum Trost zitierte, mit nichts konnte er den Freund ermuntern, so niederge­drückt war seine Seele.

„Zeig mir doch einmal deine Bibel“, bat er schließlich den Freund. „Meine Bibel?“, fragte der Freund erstaunt. „Ja“, erwider­te Ernst, „mir scheint, in dein Exemplar hat sich ein Druckfehler eingeschli­chen.“ „Ein Druckfehler in meiner Bibel, das kann doch nicht sein!“ „Doch, doch, anders kann ich es mir nicht erklären.“ Kopfschüt­telnd reichte der Freund Ernst seine Bibel. Der blätterte einen Moment, bis er die ge­suchte Stelle gefunden hatte. Er tippte mit dem Finger auf die Stelle und forderte den Freund auf, laut zu lesen. „Keiner wird zu Schan­den, der auf dich harrt“[1], las der Freund und sah sein Gegenüber fra­gend an. „Aber das stimmt doch, so ha­ben wir es doch schon als Kinder gelernt.“ „Und schon oft haben wir erlebt, wie der Herr uns getragen hat“, bestätigte Ernst. „Aber wie ich dich so reden hörte, ging mir auf, dass der Vers so nicht richtig wie­der­gegeben sein kann. Das „K“ ist zu viel. Es muss gewiss heißen ‚Einer wird zu Schanden‘. Und dieser eine bist du, mein lieber Freund. Wie bedauere ich dich des­halb“, schloss Ernst. Diese Worte durchbrachen den Panzer der Niedergeschlagen­heit. Jetzt konnte sich der Freund wieder von Herzen sei­nem Herrn und Heiland anvertrauen und seinen Weg getröstet und in Freuden weitergehen.

"Auch werden alle, die auf dich harren, nicht beschämt werden."
(Psalm 25,3a)

Fußnoten:

  1. So übersetzte Martin Luther den Vers.

Nachgedacht: … vertrau ich still!

… vertrau ich still!

Herr, weil mich festhält deine starke Hand,
vertrau ich still.
Weil du voll Liebe dich zu mir gewandt,
vertrau ich still.
Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut,
ich preise dich, dein Wille, Herr, ist gut.

Ist auch die Zukunft meinem Blick verhüllt,
vertrau ich still.
Seitdem ich weiß, dass sich dein Plan erfüllt,
vertrau ich still.
Seh ich nicht mehr, als nur den nächsten Schritt,
mir ist´s genug! Mein Herr geht selber mit.

Text: Helga Winkel
© 1957 Diakonissenmutterhaus Aidlingen, 71134 Aidlingen

Ich habe da mal eine Frage

© masterzphotofo, fotolia.com

Ein echter Christ stellt Gott keine Fragen. Schon gar nicht fragt er „warum“! Denn wenn wir Gott nach dem „Warum“ seines Handelns fragen, ändert Er nur einen Buch­staben, um uns zu antworten. Seine Antwort lautet dann „Darum“. So oder ähnlich lauten manchmal die Antworten, wenn in unseren Gesprächen das Thema auf die Fragen kommt, die uns auf unse­rem Glaubensweg beschäftigen.
Eine andere oft gehörte Meinung ist, dass Christen Gott nur nach dem „Wozu“ fra­gen dürften. Denn wenn wir Gott nach dem Ziel fragten, das Er mit seinem Han­deln auf unserem Glaubensweg verfolgt, würde Er uns sicher antworten.

Fragen sind erlaubt!

Aber stimmt das denn? Dürfen Christen wirklich keine Fragen haben? Oder ist et­was mit ihrem Glauben nicht in Ord­nung, wenn sie Gottes Handeln nicht verstehen und deshalb Fragen in ihrem Herzen auf­kommen?
Um es vorweg zu nehmen: Doch, Chris­ten dürfen Gott Fragen stellen. Die Bibel ist voll von Begebenheiten, in denen Gläu­bige Fragen hatten und mit diesen zu Gott kamen.

Das Beispiel Gideons (Richter 6-8)

Ein markantes Beispiel ist der biblische Bericht über Gideon. Es war eine schwe­re, entbehrungsreiche Zeit, in der dieser Glaubensheld lebte. Jahr für Jahr fielen die Feinde des Volkes Israel ins Land ein, zerstörten die ganze Ernte und raub­ten alles Kleinvieh sowie die Rinder und die Esel. Die Midianiter ruhten nicht eher, bis sie alle Lebensmittel der Israeliten vertilgt hatten. Nicht einen Krümel lie­ßen sie dem Volk zum Verzehr übrig.
In dieser schrecklichen, notvollen Zeit schlägt Gideon eines Tages Weizen in der Kelter aus. Ein seltsa­mer Ort zum Ausschlagen des Weizens, war die Kel­ter doch dazu bestimmt, Wein­trauben zu pressen, um Saft und Wein daraus zu gewinnen. Wei­zen wurde auf der Ten­ne ausge­schlagen. Dort wehte der Wind über die Arbeit und trennte die nahrhaf­ten Weizen­körner von der für die Ernäh­rung nutz­losen Spreu.
Doch die Kelter bietet Gideon einen ge­wissen Sichtschutz. An diesem Ort be­merkt der Feind seine Bemü­hungen, Körner für ein paar Brote zu gewinnen, nicht sofort.
Unbeobachtet bleibt Gideon aber den­noch nicht. Der Engel des Herrn er­scheint ihm und grüßt ihn mit den Wor­ten: „Der Herr ist mit dir, du tapferer Held“ (Ri 6,12).
Der Engel des Herrn ist kein geringerer als der Herr Jesus selbst. In dieser Ge­stalt eines Engels erschien Gott den Men­schen zur Zeit des Alten Testa­ments. Doch Gideon erkennt in diesem Moment noch nicht, wer es ist, der ihn mit diesen Worten begrüßt. Und so stellt er seinem Besucher einige Frag­en, die es in sich ha­ben: „Bitte mein Herr, wenn der Herr mit uns ist, warum hat denn dies alles uns be­troffen? Und wo sind alle seine Wun­der, die unsere Väter uns erzählt haben, in­dem sie sprachen: Hat der Herr uns nicht aus Ägypten heraufgef­ührt? Und nun hat der Herr uns verlassen und uns in die Hand Midians gegeben“ (V.13).

Die Frage nach dem Warum

Schauen wir uns die Aussagen Gid­eons einmal etwas genauer an. Zu­nächst er­weist er dem Grüßenden Ehre, indem er ihn mit „mein Herr“ ans­pricht. Zugleich of­fenbart Gideon mit diesen Worten auch seinen Respekt dem unbekannten Gast gegenüber.
Doch bei aller Ehrfurcht und allem Re­spekt fordert Gideon doch Rechen­schaft über diesen Gruß. „Wenn der Herr mit uns ist, warum hat denn dies alles uns be­troffen?“, will er wissen. Dabei fällt auf, dass Gideon den an ihn persönlich ge­richteten Segensgruß auf das ganze Volk bezieht und sich nicht über das Volk er­hebt. „Schön, dass der Herr wenigstens mit mir ist, der Rest des Volkes ist mir egal“, hätte er ja auch denken können. Doch Gideon de­n­kt gar nicht an sich. Die augenblick­liche Situation ist für ihn viel­mehr eine Angelegenheit zwischen Gott und seinem Volk. Für ihn steht fest, dass, wenn Gott mit seinem Volk wäre, es Israel gut gehen müsse. Aber es geht Israel nicht gut. Ganz im Gegenteil.
Und weil das so ist, fährt Gideon mit seiner Frage fort. „Warum hat dies alles uns betroffen?“ Gideon fragt hier gerade nicht nach dem Ziel, das Gott mit sei­nem Volk hat. Weil er wissen möchte, welchen Grund die Notlage des Volkes hat, fragt er Gott ohne Um­schweife nach der Ur­sache. Ja, Gideon geht sogar noch weiter. Er er­innert Gott an die Wun­der, die Er bei der Befreiung des Vol­kes aus der Knechtschaft Ägyp­tens getan hat. Gideon hat keinen Zwei­fel, dass Gott auch jetzt noch solche Wunder tun kann. Aber bisher hat Er keines getan, um sein Volk aus der Not zu retten und den jährlich wie­derkehrenden Angriffen der Midia­niter ein Ende zu bereiten. Dafür muss es einen Grund geben, ist Gideon sich sicher. Doch er kennt ihn nicht. Des­wegen fragt er den Herrn danach.
Und ohne die Antwort abzuwarten, trifft er eine weitgehende Aussage, die im di­rekten Widerspruch zu dem Gruß ist, den ihm der Engel des Herrn zugerufen hat. Gideon ist über­zeugt, dass Gott sein Volk ver­lassen und in die Hän­de der Feinde gege­ben hat.

Fragen machen nicht unbrauchbar für Gott

Die Antwort des Engels des Herrn ist er­staunlich: „Gehe hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians!“ (V.14).
Wie kommt es, dass Gott Gideon nicht ein­fach mit „Darum“ antwortet, sondern ihm stattdessen diesen besonderen Auf­trag zur Rettung Israels gibt? Weshalb tadelt der Herr Gideon nicht für seine Fragen?
„Gehe hin in dieser deiner Kraft.“ Gi­deons Fragen sind in den Augen des Herrn mehr als der Ausdruck eines schwachen Glau­bens. So schwach dieser Glaube im Au­genblick auch ge­wesen sein mag, so war er doch vor­han­d­en, wie der weitere Ver­lauf der Geschichte erkennen lässt. Und die Fragen Gide­ons zeigen sein echtes Interesse am Volk Gottes. So konnte Gi­deon nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Fra­gen ein geeignetes Werkzeug in der Hand des Herrn sein.
Offensichtlich sind die Fragen, die Gid­eon bewegen, kein Hindernis dafür, dass er ein Werkzeug Gottes sein konnte. Ent­scheidend ist dabei nämlich die Her­zenshaltung, in der Gideon sei­ne Fra­gen vor­trägt. Denn Gott sieht anders als der Mensch auf das Herz (s. 1.Sam 16,7). Er kennt unsere Herzen besser als wir selbst. Denken wir nur an die ersten Verse des 139. Psalms.
Drei wichtige Aspekte werden in den Wor­ten Gideons deutlich:

  1. Uneigennützigkeit: Gideon denkt nicht an sich, sondern an das Volk.
  2. Beugung: Er erkennt die züchtigen­de Hand Gottes in den Ereigniss­en. Ihm ist klar, dass Gott das Volk in die Hand Midians gegeben hat und er stellt sich selbst mit unter dieses Ge­richt, indem er sich mit dem Volk Got­tes verbindet.
  3. Vertrauen: Gideon traut Gott zu, der Not ein Ende zu bereiten. So, wie Er es damals auch getan hat, als Er sein Volk aus der Gefangen­schaft Ägyp­tens befreite.

Fragen in der richtigen Gesinnung

Das Beispiel Gideons macht uns Mut, auch mit unseren Fragen zu dem Herrn Jesus zu gehen. Wenn uns da­bei die glei­che Gesinnung kenn­zeichnet, die wir bei Gi­deon finden, dürfen wir darauf ver­trauen, dass der Herr uns nicht ab­weis­en wird.
Vielleicht werden wir seine Antwort nicht immer gleich verstehen. Viel­leicht muss der Herr uns auch ein­mal eine Weile warten lassen, bis Er uns so ant­worten kann, dass wir es erfassen und tragen können. Doch egal wie, wir dür­fen immer darauf vertrauen, dass uns­ere Fragen nicht ungehört bleiben und der Herr so antworten wird, wie es für uns am bes­ten ist.
Gideon hat auch nicht sofort die gan­ze Tragweite dessen erkannt, was dort un­ter der Terebinthe Ophras sei­nen An­fang nahm. Der Herr hatte Geduld mit Gideon und ließ ihn im Glauben wach­sen. Wes­halb sollte Er dann mit uns ungeduldig sein?

Stefan Busch

"Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht."
(2. Korinther 12,9)

Sei(d) guten Mutes!

© Clemens Schüßler, fotolia.com

Im Neuen Testament finden wir sechs Begebenheiten, in denen der Herr Jesus selbst oder durch diejenigen, die Er sendet, diese ermunternden Worte hilfe­suchenden Menschen zuruft. Dabei ist der Herr Jesus absolut autorisiert, diese Worte zu sagen – denn Er spricht nicht nur Worte aus, sondern lässt auch seine Hilfe erfahren.
Unabhängig davon, wie Er konkret handelt, machen uns diese Worte aus seinem Mund bis heute Mut. Wenn Er sie uns zuruft, dann können wir getrost sein, dass Er alles gut lenken wird, auf welchen Wegen auch immer!

Der Gelähmte (Matthäus 9)

In Matthäus 9 bringen vier Männer ihren gelähmten Freund zu dem Herrn Jesus. Er sieht ihren Glauben und ruft dem Gelähmten in Vers 2 die Worte zu: „Sei guten Mutes, Kind!“
Dann macht Er klar, dass Er nicht nur das offe­nsichtliche Problem der gelähm­ten Beine erkennt, sondern auch das tiefer liegende Problem dieses Men­schen, sein Sün­den­problem. Er sichert ihm Verge­bung seiner Sünden zu.
Der Heiland kennt in dieser Situation nicht nur die Probleme des Gelähmten, son­dern durchschaut auch die Gedan­ken der Pharisäer und Schrift­gelehrten. Sie fragen sich, wie ein Mensch Sünden vergeben könne. Doch der Herr Jesus beweist sei­ne Autorität, Sünden zu ver­geben. Er tut es dadurch, dass Er den Ge­lähmten auch gesund macht. So kön­nen alle erkennen, dass Er nicht nur ein Mensch ist, sondern zugleich Gottes Sohn, der Macht hat, Kranke zu heilen und demnach auch Sün­den zu verge­ben.
Das Gelähmt-Sein zeigt uns im Bild, wie die Sünde den Menschen unfähig macht, zur Ehre Gottes zu gehen und zu leben. Doch der Herr Jesus schenkt die Kraft dazu.
So ruft Er auch uns zu, auf dem Weg mit Ihm und in sei­n­er Nachfolge guten Mutes zu sein.

Die blutflüssige Frau (Matthäus 9)

Es war eine arme Frau, die zu dem Herrn Jesus kam. Ihr ganzes Geld hatte sie an die Ärzte verloren, doch kein Arzt dieser Welt war in der Lage, ihr in ihrer Krankheit zu hel­fen. Im Gegenteil – es war nur schlimmer geworden.
Jetzt wendet sie sich an den Herrn Jesus. Er ist ihre letzte Hoffnung. Sie kommt zu Ihm in dem festen Glau­ben, dass Er ihr helfen kann. Und tatsäch­lich – als sie nur sein Kleid von hinten anrührt, wird sie geheilt.
Doch nun geschieht etwas Interessan­tes. Der Herr Jesus wendet sich um und fragt, wer Ihn angerührt habe. Auch wenn die Volksmenge Ihn um­drängte, hatte Er doch gefühlt, wie Kraft von Ihm ausgegangen war. Die geheilte Frau ist ganz erschro­cken, doch sie versteckt sich nicht. Sie fällt vor dem Herrn Jesus nieder und sagt Ihm alles. Daraufhin ermun­tert der Herr sie, dass sie guten Mu­tes sein soll und sichert ihr die dau­erhafte Heilung aufgrund ihres Glau­bens zu.
Warum fragt Er überhaupt, wer Ihn an­ge­rührt hatte? Die Antwort ist sehr schön. Er wollte diese Frau nicht ohne seine Mut machenden und Gewissheit gebenden Worte entlassen. Und dazu war es nötig, dass diese Frau sich offen­barte. Mit welcher Freude und Gewiss­heit der Heilung wird sie nun nach Hause gegangen sein!
Diese blutflüssige Frau zeigt uns, wie die Sünde unrein macht, unfähig für Ge­mein­schaft und völlig kraftlos. Doch der Herr Jesus schenkt Heilung und Ret­tung und Er gibt Gewissheit des Heils. Worauf gründet sich diese Gewiss­heit? Nicht auf die Gefühle und Erfah­rungen des Men­schen, sondern alleine auf die Worte des Herrn Jesus. Das ist auch heute das Fun­dament für die Ge­wiss­heit des Heils – die Zusagen seines Wortes (s. u.a. Joh 10,28)!

Der blinde Bartimäus (Markus 10)

Auf seiner letzten Wegstrecke unmittel­bar vor seinem Einzug in Jerusalem, wo Er verurteilt werden würde, um am Kreuz auf Golgatha zu sterben, kommt der Herr Jesus durch Jericho. Dort hört der blinde Bartimäus von Ihm und lässt nicht locker. Er ruft: „Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!“ (V.47). Auch wenn die Volks­men­gen ihn zum Schwei­gen bringen wol­len, bleibt der Herr Jesus doch stehen und schickt Boten, um Bar­timäus zu holen.
Diese Boten lassen Bartimäus wissen, dass er guten Mutes sein soll. Warum konnte er Mut fassen? Weil der Herr Je­sus ihn zu sich rief. Das lässt Bartimäus sich nicht zweimal sagen. Er springt auf und läuft zu Jesus, der ihn heilt.
Blindheit spricht davon, dass die Sünde unfähig macht, sowohl den eige­nen Zu­stand als auch Gott und sei­ne Gedanken zu erkennen. Doch wer im Glauben zu dem Herrn Jesus kommt, der wird se­hend. Er emp­fängt das ewige Leben und den Hei­ligen Geist und ist so in der Lage, Gott zu erkennen.
Das ist die Voraussetzung dafür, Ihm nachfolgen zu können. Wie schön, dass Bartimäus dem Herrn Jesus auf dem Weg nachfolgte, nachdem er sehend gewor­den war. Denken wir daran, was es für ein Weg war. Es war der Weg, der den Heiland bald ans Kreuz führen würde. Auf diesem Weg dürfen wir Ihm eben­falls nachfolgen, indem wir unser Kreuz aufnehmen, unseren eigenen Willen und unsere Vorstellungen zur Seite schieben und Ihm konsequent folgen. Dazu spricht Er uns Mut zu.

Die Jünger auf dem See (Markus 6)

Auf dem Weg, den der Herr ihnen ge­wiesen hatte, kommen die Jünger in einen Sturm.
Der Herr Jesus selbst ist nicht bei ihnen, sondern auf dem Berg, um zu beten. Dennoch sieht Er seine Jünger in ihrer Not. Und Er macht sich auf den Weg, um zu ihnen zu kom­men. Er kommt im­mer zur rech­ten Zeit. Die Jünger haben große Furcht, doch der Herr Jesus, der auf dem See zu ihnen kam, spricht zu ihnen und sagt: „Seid guten Mutes!“ (V.50).
Warum können die Jünger guten Mutes sein? Weil der Sturm schon vorbei war? Nein – noch immer tobten die Wellen und der Wind. Sollten sie guten Mutes sein, weil alles nicht so schlimm war? Auch das ist nicht der Grund. Die Not war real und sie war groß. Das wuss­te der Herr Jesus. Der Grund dafür, guten Mutes zu sein, lag auch nicht in den Jün­gern begründet. Es geht nicht um ihre Er­fahrung, um ihre Tapferkeit oder um das, was sie bisher geschafft hatten. Es gibt nur einen ein­zigen Grund dafür, guten Mutes zu sein. Und das ist die Tatsache, dass der Herr Jesus nun bei ihnen ist. Er, der auf dem See gehen konnte, ist jetzt da. So sagt Er: „Seid guten Mutes, ich bin es!“
Das ruft Er auch uns zu in allen Schwie­rigkeiten und Stürmen. Er ist da. Wir sind nicht alleine. Zu seiner Zeit wird Er hel­fen. Das ist ganz gewiss. Und so lange Er den Sturm noch nicht stille werden lässt, gibt Er uns durch seine Gegen­wart Ruhe und Frieden ins Herz. Er ruft auch uns zu: „Ich bin es! Ich bin bei Euch!“ Und das ist auch für uns der Grund, guten Mutes zu sein.

Er hat die Welt überwunden (Johannes 16)

Nicht nur die Schwierigkeiten und Stürme des Lebens machen dem Glaubenden Mühe. Auch die feindliche Welt mit ihren Angriffen und ihren Verführungen führt dazu, dass wir Bedrängnis haben. Dar­über lässt der Herr Jesus seine Jünger und damit auch uns nicht im Unklaren. In seinen Abschiedsworten in Johannes 16 teilt Er es den Jüngern mit.
Oft sind es gerade die angenehmen Din­ge der Welt, durch die wir in Schwierigkei­ten kommen oder uns selbst in Schwie­rigkeiten bringen. Doch ob es um den Wi­der­stand der Welt oder die Verfüh­rung der Welt geht – der Herr Jesus hat die Welt überwunden. Er klärt die Seinen dar­über auf, was sie in der Welt zu er­warten haben. Aber Er macht auch deut­lich, dass Er der Sieger ist. Er hat den Teufel, die Sünde und die Welt überwun­den (s.u.a. Heb 2,14; Heb 9,26 Joh 16,33). Wenn wir nahe bei Ihm bleiben, dann können wir mit Ihm Sieger sein. Wir können wirklich guten Mutes sein, wenn wir nahe bei Ihm bleiben!

Paulus im Lager (Apostelge­schichte 23)

Diese letzte Begebenheit, in der wir die Mut machenden Worte aus dem Mund des Herrn Jesus hören, ist für uns von besonderer Bedeutung. Wir leben – wie Paulus – auch nicht mehr in der Zeit, in der der Herr Je­sus als Mensch auf dieser Erde war und seinen Dienst verrichtete, in der man tatsächlich akustisch hören konnte, wie Er sagte: „Sei guten Mu­tes!“
Doch genauso real und wirklich kam Er in dieser besonderen Nacht zu Paulus, der in Jerusalem gefangen genommen und von dem Obersten in das Lager gebracht worden war. Paulus hatte aus Liebe zu seinem Volk und zu seinem Herrn diesen Weg nach Jerusalem ge­macht, ob­wohl ihm mehrfach bezeugt wurde, dass ihn dort große Schwierig­keiten erwarten würden. Und als er dann vor dem Synedrium gestanden hatte, hatte er unbedacht zu dem Hohen­priester gesprochen. Er hatte seine Worte zurücknehmen müssen.
Wel­che Gedanken mögen den treuen Diener in dieser Nacht beschäftigt ha­ben? In einer solchen Situation kommt man schnell ins Zweifeln darüber, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Und man kommt ins Grübeln darüber, wie es weitergehen könnte.
Doch was auch immer Paulus beschäf­tigt haben mag – der Herr Jesus selbst trat in dieser Nacht zu ihm, sprach ihm Mut zu und ermutigte ihn für den weiteren Weg.
Was für ein Trost, was für eine Ermuti­gung durch diesen Zuspruch für den Apostel. Und was für ein Trost für jeden Glau­benden bis heute, der diese Worte des Herrn Jesus auch für sich persön­lich in Anspruch nehmen darf!

Christian Rosenthal

Wenn die Blicke dich so sehr nach unten ziehen

© fottoo, fotolia.com

Der Blick auf die Umstände

Susanne wird mit der Arbeit nicht mehr fertig. Ihr Mann Marcel kommt immer häufiger unzufrieden von der Arbeit nach Hause. Ihre älteste Tochter hat Probleme in der Schule. Und im Wohnzimmer stapelt sich die Bügelwäsche.

Ein verständlicher Wunsch

Dass unsere Hilfe nur vom Herrn Jesus kommen kann, hat Susanne schon als kleines Kind von ihren Eltern gehört. Sie haben ihr auch die Liebe zu Gottes Wort ins Herz gepflanzt. Doch schon seit Wochen empfindet sie keine Freude mehr beim Lesen der Bibel. „Wenn wir doch endlich noch einmal ohne Pro­bleme und Zeitnot leben könnten“, seufzt sie. „Nur ein paar Wochen Ruhe, um wieder Kraft tan­ken zu können. Ja, wenn die Umstände doch noch einmal anders wären.“
Ob sich die Jünger des Herrn Jesus da­mals auch andere Umstände wünschten, als sie auf dem See Genezareth in See­not waren? Gegen Windstille und eine ruhige Wasser­oberfläche hätten sie wohl bestimmt nichts einzuwenden ge­habt. Schließlich waren sie doch mit dem Schiff unterwegs, weil ihr Herr und Meister es ihnen befohlen hatte. Und nun dieser Sturm. Der Wind war ihnen entgegen und das Boot ein Spielball der wogenden Wellen.
So etwas kannten die Jünger be­reits. Schon einmal waren sie auf dem See Ge­nezareth in Seenot ge­raten. Bei die­ser Gelegenheit war der Herr von Anfang an mit im Boot gewesen, wenn Er auch müde von seinem ununter­brochenen Dienst im hinteren Teil des Bootes schlief. In ihrer Angst, im Sturm umzukommen, hat­ten sie den Herrn geweckt und stau­nend miterlebt, wie zwei Worte aus dem Mund des Herrn reichten, um der Not ein Ende zu bereiten. „Schweig, ver­stumme“, hatte der Herr nur gesagt und Wind und Wellen mussten sofort gehor­chen (Mk 4,39).
Doch dieses Mal war es anders. Die Jün­ger waren dem Gebot des Herrn fol­gend alleine auf dem Weg ans andere Ufer, Er war nicht mit im Boot. Und als der Herr dann in der vierten Nacht­wache zu ihnen kam, änderte Er nicht sofort ihre Umstän­de. Der Sturmwind heulte unvermindert und die Wellen schlugen unentwegt ins Boot.
„Seid guten Mutes; ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (Mt 14,27), rief der Herr den Jüngern stattdessen zu.

Die ermunternde Aufforderung des Herrn

Auch Susanne und Marcel, ja uns allen, ruft der Herr heute so wie damals den Jün­gern zu: „Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!“

"Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht!"
(Matthäus 14,27)


Seid guten Mutes – mit anderen Worten: Gebt eure Hoffnung nicht auf! Die Hoff­nung, die auf IHN vertraut, egal wie die Umstände auch sind. Fasst neuen Mut! „Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat“ (Heb 10,35).
Fürchtet euch nicht – habt keine Angst! Ver­traut mir! „Im Stillsein und im Ver­trau­en würde eure Stärke sein“, heißt es dazu in Jesaja 30,15.
Ja, wenn das so einfach wäre, guten Mutes zu sein und sich nicht zu fürch­ten. „Ich kann das nicht“, sagen jetzt wahr­scheinlich viele. Stimmt, aus uns selbst heraus können wir das auch nicht. Gerade darum sind die Worte, die der Herr seinen Jün­gern zwischen diesen beiden Auffor­derungen zuruft, so wichtig für uns: „Ich bin es.“ Diese Worte bilden nicht nur den Mittelpunkt seines ermun­ternden Zurufs an die Jünger, sie er­innern auch uns daran, dass der Herr bei uns ist und wir nur gestützt auf Ihn fähig sind, diese Aufforderun­gen des Herrn in die Tat umzuset­zen.
„Ich bin“ – das ist der Name des ewi­gen Gottes, in dem alles zu finden ist. Er ist allmäch­tig, allgegenwärtig und allwis­send. Er vermag alles und Ihm ist kein Ding unmöglich. „Ich bin“ – wenn der Herr so in Erscheinung tritt, kann Ihm nichts und niemand widerstehen. Den­ken wir nur an je­nes denkwürdige Ereig­nis im Garten Gethsemane, als diese große mit Schwertern und Stöcken be­waffnete Menge kommt, um den Herrn festzu­nehmen. Auf ihre Aussage, dass sie Jesus, den Nazaräer, suchen, ant­wortet der Herr „Ich bin es“ und alle müssen zu Boden fallen. Und nie­mand geringeres als dieser „Ich bin“ fordert uns auf, guten Mutes zu sein und uns nicht zu fürchten, weil Er selbst bei uns ist.

Zweifel trotz Glaubenserfahrung

„Seid guten Mutes, ich bin es; fürch­tet euch nicht.“ Ob die Jünger sich bei diesen Worten an ihre letzte Sturmer­fah­rung mit dem Herrn erinnerten? Trotz die­ser Glau­benserfahrung hatte Petrus je­denfalls Zwei­fel. „Herr, wenn du es bist …“ (V.28), ist seine erste Reaktion auf den Mut machenden Zuruf seines Herrn. Das macht auf der einen Seite sein Verlangen deutlich, den Herrn zu erkennen und nahe bei Ihm zu sein. Dieses Verlangen kennen wir auch aus anderen Begebenheiten im Leben von Petrus. Doch zugleich schwin­gen auch Zweifel in seinen Worten mit. Wie wir es von Petrus kennen, hat er auch die Lö­sung, seine Zweifel beiseite zu wischen, direkt parat: „… so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern“ (V.28). Er wollte aus dem schwankenden Schiff in die unmittelbare Gegenwart des Herrn kommen.
Sollten wir in schwierigen Situationen ein­mal Zweifel haben, so brauchen auch wir uns unserer Zweifel nicht zu schä­men. Wichtig ist dabei aber, dass wir das Bei­spiel des Petrus nachahmen und unsere Gedanken offen und ehrlich dem Herrn sagen und dann auf seine Antwort war­ten. Er kennt uns ja durch und durch, Er weiß auch um unsere Unsicherheit und unsere Zweifel. Außer­dem ist Petrus' Aus­sage nicht nur auf die Beseitigung seiner Zwei­fel gerichtet, sondern drückt gleich­zeitig sein Ver­trauen in die Allmacht sei­nes Herrn aus.

Die Antwort des Herrn

In seiner unendlichen Gnade nimmt sich der Herr unserer Fragen und Zweifel an. Er möchte uns seinen Frieden ins Herz schenken. Er weiß immer, wie Er uns in Liebe und Weisheit begegnen muss, da­mit wir lernen, was wir lernen sollen. „Komm!“ (V.28), lautete seine schlichte Antwort an Petrus. Er ging tatsächlich auf den Wunsch seines Jün­gers ein und als Petrus kurz dar­auf zu sinken be­gann, ließ Er ihn nicht untergehen.
Es ist, als ob der Herr uns sagen wollte: „Wenn du Zweifel hast, dann sag sie mir. Sag mir alles, was dein Herz bewegt und beschwert.“

Eine mutige Reaktion

Seine Überlegungen zum Ausdruck brin­gen und um eine Bestätigung bit­ten, dass es wirklich der Herr ist, der da zu uns redet, ist das eine. Dem Herrn und seinem Wort zu gehor­chen, das ist etwas anderes.
Petrus stieg tatsächlich aus dem Schiff, ging über das Wasser und kam zu dem Herrn Jesus.
Oft wird sein Glaube gerühmt, die­sen Schritt zu tun. Es gehört in der Tat viel Mut dazu, auszusteigen, wenn der Herr uns dazu auffordert. Doch auch das Bleiben im Schiff, wie es die übrigen Jünger taten, erfor­dert Glauben und Ge­duld, denn noch tobte der Sturm in unvermin­derter Stärke weiter. Trotzdem soll­ten die Jünger guten Mutes sein, denn Er war ja jetzt bei ihnen. Für Pet­rus änderten sich die Um­stände auch außer­halb des Bootes nicht. Vermeint­lich näher beim Herrn, war dort der Sturm unmittel­bar spürbar.

Die einzige Hilfsquelle

Das wurde Petrus nur zu schnell be­wusst, als er vom Herrn weg auf die tosenden Wellen sah. Prompt fing er an, zu sinken! Und jetzt?
Petrus wartete nicht, bis ihm das Was­ser bis zum Halse stand. Als er anfing zu sinken,schrie er so­fort zu dem Herrn um Hilfe, wie aus dem Bibeltext hervor­geht. Nur der Herr konnte ihn vor dem sicheren Untergang noch retten. Eigene Überle­gun­gen und Lösungs­vorschläge nützten jetzt nichts mehr.
„Herr, rette mich!“ (V.30). Nur diese drei Worte rief Petrus dem Herrn zu. Aber auch nicht weniger.
Der Herr reagierte umgehend. Er ließ sei­nen Jünger trotz seiner Zweifel nicht un­tergehen, sondern streckte seine Hand aus und ergriff Petrus bei der Hand. Der Herr war jetzt der Aktive. Er ergriff die Hand seines Jüngers, nicht umgekehrt. Zwar ersparte Er seinem Jünger nicht den erforderlichen Tadel wegen seines Zwei­fels, aber seine Hilfe versagte Er ihm nicht. Dann stieg Er mit ihm in das Boot zu den anderen Jüngern.
Und jetzt, erst jetzt, legten sich endlich Sturm und Wellen, änderten sich die äußeren Umstände.

Eine wichtige Lektion für uns

Erst wenn wir, so wie Petrus, mit uns selbst zu Ende kommen und dem Herrn die Lö­sung unserer Probleme und Schwie­rig­kei­ten überlassen, wer­den wir Ver­gleich­ba­res erleben.
Im Nachhinein können wir natürlich leicht die Frage stellen, warum Petrus auf den starken Wind sah und zwei­felte. Wir ken­nen ja den Ausgang der Geschichte. ­Petrus kannte ihn nicht. Und darum schenk­te der Herr ihm entsprechend seinem Glauben und seinen Empfindun­gen eine be­sondere und pas­sen­de Er­mutigung.
Wir wissen auch nicht, wie sich die Umstände entwickeln werden, in die uns der Herr auf unserem Glaubens­weg gestellt hat. Deshalb ist es nicht un­gewöhn­lich, wenn auch uns bis­weilen Zwei­fel befallen. Oft gehört viel Glau­bens­mut dazu, in den Um­ständen aus­zu­harren, wenn der Herr noch nicht die äußere Situation ver­ändert hat. Aber Er ruft uns zu, guten Mu­tes zu sein, weil Er bei uns ist.
Der Herr steht über allem, auch über den Problemen und Schwierigkeiten auf unserem Glaubensweg. Er weiß, was das Beste für uns ist. Entschei­dend ist deshalb, dem Herrn und sei­nem Wort mit Glaubensvertrauen zu gehorchen. Egal, ob wir aus dem Schiff aussteigen oder darin bleiben sol­len.

Stefan Busch

Mein Gott ist König

Der richtige Blick in dunklen Tagen

© Jürgen Fälchle, fotolia.com

Das Buch Ruth beginnt mit den Worten „Und es geschah in den Tagen, als die Richter richteten“. Das ist nicht nur eine Zeitangabe, sondern auch ein Hinweis auf den Zustand des Volkes Israels in dieser Zeit. Mehrfach findet man im Buch der Richter die Aussage „In jenen Tagen“ und es folgen dann traurige Aussagen über den inneren Zustand des Volkes. Das Buch Ruth aber stellt Lichtblicke in dieser dunklen Zeit vor. Einer dieser Lichtblicke ist die Bedeutung des Namens Elimelech.

Der geistliche Zustand Israels in den Tagen der Richter

Beim Lesen des Buches der Richter fällt auf, dass Israel sich immer wieder von Gott entfernte und anderen Göttern dien­te. Die Folge waren Züchtigungen Gottes. Sobald das Volk zu seinem Gott schrie, schenkte Er ihnen Rettung durch die Hand eines Richters. Es werden ins­gesamt zwölf Richter erwähnt, die im Volk die Recht­sprechung im Auftrag Got­tes aus­führten und zum Teil auch Befrei­ung von den Feinden schafften.
Als letzter Richter wird Simson genannt, des­sen Ge­schichte in Kapitel 16 endet. Die Kapitel 17 bis 21 folgen geschicht­lich nicht auf Simson. Die Er­eignisse dieser Kapitel fanden früher statt.
Obwohl das Volk also immer wieder die schlimmen Folgen des Abwei­chens von seinem Gott und die Gna­de Gottes, die Er bei einer Umkehr zu Ihm erweist, erleben konnte, bleibt es leider doch dabei, dass in dieser Zeit, in der kein König in Is­rael war, jeder tat, was recht war in seinen Au­gen, statt den Willen Gottes zu tun.
Diese Tage der Richter waren dem­nach be­sonders charakterisiert durch zwei Din­ge:

  • Es war kein König in Israel (Ri 17,6; 18,1; 19,1; 21,25).
  • Jeder tat, was recht war in seinen Augen (Ri 17,6; 21,25).

Das waren die Kennzeichen Israels in „je­nen Tagen“ – in der Zeit, in der sich die Geschichte des Buches Ruth abspiel­te. Dabei fällt uns auf, dass in jener Zeit, in der das Volk als Ganzes von seinem Gott abwich, ein besonderes Augen­merk auf eine einzelne Familie gelegt wird.

Elimelech – Mein Gott ist König

Irgendwo in Israel, wahrscheinlich in Beth­lehem, lebte ein Ehepaar. Es lebte in­mit­ten dieses Volkes, das keinen König hatte und in dem jeder tat, was recht war in seinen Augen. Als dieses Ehe­paar einen Sohn bekam, gab es ihm den Na­men Elimelech. Dieser Name be­deutet: „Mein Gott ist König“.
Vor dem Hintergrund der Situation im Volk Gottes ist das von besonderer Be­deutung. Was für ein Gegensatz zwi­schen dem Volk als Ganzem und dem, was die­se Eltern im Blick auf ihren Sohn empfan­den und in der Namensgebung für ihr Kind dokumentierten.
Obwohl die Bibel nichts über die Eltern Elimelechs berichtet, erkennen wir in dem Namen, den sie für ihr Kind wähl­ten, dass die Augen dieses Ehe­paars wohl auf Gott ausgerichtet waren. Sie wuss­ten, dass in Israel kein König re­gier­te. Doch sie selbst hatten einen König und zu Ihm blickten sie im Glau­ben auf. Sie sagten sich: „Mein Gott ist König. Wenn auch in unserem Volk keine sicht­bare Autorität herrscht und jeder das tut, was er für rich­tig hält, so ha­ben wir beide doch einen König, dem wir gehor­chen wollen“.

Persönliche Treue

Man kann aufgrund dieser Namens­gebung annehmen, dass die Eltern Eli­me­lechs ein Leben der persönli­chen Treue lebten. Dabei ist es be­eindruckend und zugleich warnend, den letzten Vers des Buches der Richter zusammen mit den beiden ersten Versen des Buches Ruth zu lesen.
Beeindruckend ist, dass auf die Fest­stellung „In jenen Tagen war kein Kö­nig in Israel“ und „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21,25) in Ruth 1,2 der Name Elime­lech ge­nannt wird. Welch eine Freu­de muss es für Gott gewesen sein, dieses Bekenntnis des Glau­bens vor dem dunklen Hintergrund des Volkes Israel zu sehen.

Unterschiedliche Perspektiven

Warnend ist, das Verhalten Elime­lechs zu sehen. Obwohl das, was er tat, nach menschlichen Überlegun­gen so plausi­bel erschien. Warum sollte er mit seiner Familie in Bethle­hem bleiben, wenn es keinen König in Israel gab, wenn jeder tat, was recht war in seinen Augen und dann auch noch Hunger herrschte? Wahr­lich keine guten Aussichten für eine Familie.
Doch während die Wahl des Na­mens durch die Eltern vermuten lässt, dass sie ihren Blick auf Gott richteten und Ihn als ihre persönliche Autorität ansahen, blickte Elimelech auf die Umstände. Das spiegelt sich in den Namen seiner Söhne wider, denn er gab ihnen Namen, die nicht von einem Blick des Glaubens spre­chen: Machlon bedeu­tet „Krankheit“ und Kiljon „Ver­schmach­ten“. Wahr­schein­lich hat Elime­lech die Situation im Volk Gottes richtig analysiert, denn geistlich gesehen herrschten in Israel tatsächlich Krankheit und Ver­schmach­ten.
Weil sein Blick jedoch nicht auf Gott, son­dern auf die traurigen Umstände ge­richtet war, verließ er das Brothaus (das ist die Bedeutung von Bethlehem) und damit das von Gott geschenkte Land, kam in das Land Moab (in dem ein Volk wohnte, mit dem sich Israel keineswegs ver­binden sollte, (s. 5.Mo 23,4) und blieb dort. Er ging dorthin, um am Leben zu blei­ben, aber er fand dort den Tod, so­wohl er selbst als auch seine beiden Söhne. Statt entsprechend der Bedeu­tung seines Na­mens zu leben, tat Eli­me­lech, was recht war in seinen Augen und die Folgen konn­ten nicht ausblei­ben.

Wohin blicke ich und wohin gehe ich?

Die heutigen Tage sind den Tagen der Richter sehr ähnlich. Sowohl in der Ge­sellschaft, als auch in der Christenheit nimmt das Abweichen von Gottes Ge­danken, die Er in seinem Wort doku­men­tiert hat, zu. Viele kennen die Quelle des Le­bens nicht oder schöpfen nicht daraus.
Die Bibel nennt diese Tage letzte und schwere Tage (s. 2.Tim 3,1-5). Auch unter den Gläubigen wird mehr und mehr erkennbar, dass die Autori­tät Gottes nicht mehr aner­kannt wird und dass stattdessen das getan wird, was in den eigenen Au­gen recht erscheint. Sollte uns das nie­derdrücken? Sollten wir hoff­nungslos sein? Oder sollten wir gar auf­geben und uns im übertragenen Sinn nach Moab wenden?
Gottes Wort zeigt uns einen anderen Weg. Judas, der ja ebenfalls von der End­zeit schreibt, ermuntert uns mit den Worten: „Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerhei­ligsten Glau­ben, betend im Heiligen Geist, erhaltet euch selbst in der Lie­be Gottes, indem ihr die Barmherzig­keit unseres Herrn Jesus Christus er­wartet zum ewigen Leben“ (Jud 20.21).
Lasst uns dieser Aufforderung folgen und persönlich im Glauben an Gott und seinen Gedanken festhalten. Wir wollen auf Ihn und seine Treue blicken!

Hartmut Frisch

"Ich habe den Herrn stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken."
(Psalm 16,8)

Quellen der Kraft

© Denis Babenko, fotolia.com

„Wie soll ich das nur alles schaf­fen?“, seufzt Dorothee. Ihr drei Monate alter Sohn quengelt in sei­nem Bettchen, weil er Hunger hat. Seine ältere Schwester will mit Mama spielen. In der Küche stapelt sich der Aufwasch vom Mittag­es­sen, im Schlafzimmer die Bügel­wäsche. Und heute Abend haben sich ein paar ihrer ehema­ligen Sonntags­schüler­innen zum Besuch angemeldet, die gerne einen geistl­ichen Rat von Dorothee möchten.
Dorothees Mann Holger geht es nicht anders. Er würde seine Frau gerne mehr unterstützen, doch ein wichtiges Projekt seines Arbeitgebers erfordert zahlreiche Überstunden. Es ist schon jedes Mal ein Kampf, sich wenigstens die Zeit für die Zusammenkünfte zum Namen des Herrn Jesus hin frei zu kämpfen.
Bernd wäre froh, er könnte hier und da eine Überstunde machen, denn er ist arbeitslos und weiß nicht, wie er den nächsten Wocheneinkauf bezahlen soll.
Die Kinder von Walter und Anneliese sind zum Teil schon aus dem Haus und ha­ben selbst schon Familie. Nur der Jüngste geht noch zur Schule und möch­te nächstes Jahr Abitur machen. Mit seinen 17 Jahren steckt er noch so richtig in der Pubertät und führt seine Eltern manches Mal bis an die Grenzen der Belastbarkeit. Dabei brauchen sie ihre Kraft eigentlich für die Pflege ihrer Eltern, die alleine nicht mehr aus dem Haus können.
Sicher gibt es noch zahllose andere Situa­tionen, in denen junge und ältere Fami­lien stehen können. Eines haben sie alle ge­meinsam: Die Frage, woher wir die Kraft nehmen, um unseren Alltag zu be­wältigen. Als Christen stehen wir genauso wie alle anderen Men­schen vor manchen Heraus­forderungen, deren Bewälti­gung viel Kraft erfordern. Doch wir dürfen die Kraft­quellen kennen, die dem Unglau­ben verborgen sind.
„Alle meine Quellen sind in dir“, sagt der Psalmist am Ende des 87. Psalms. Der Apostel Paulus schreibt den Philippern: „Alles vermag ich in dem, der mich kräf­tigt“ (Phil 4,13). Zweifel­los denkt er dabei an seinen Heiland und Herrn Jesus Christus. Und der Herr selbst ist es, der seinen Jüngern sagt: „Bleibt in mir …, denn außer mir könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,4.5).
Bleibt in mir.“ Dieses Wort des Herrn gibt auch dieser Zeitschrift ihren Namen. „Bleibt in mir“ – unter die­sem Titel sollen Gedankenanstö­ße ge­geben werden, wie wir Gottes Wort mit in unseren All­tag nehmen kön­nen. Wohlgemerkt Gedan­kenanstöße, keine fertigen Lö­sungen. Diese wird der Herr Jesus selbst in je­der kon­kreten Situation dem klar machen, der sie von Ihm erbittet. Als Christen kön­nen wir ja aus den Quellen der Kraft schöpfen, die Gott uns in seinem Wort vorstellt, wenn wir nahe bei unserem Herrn Jesus Christus blei­ben und seinem Beispiel in unserem Leben nacheifern.

Bleibt in mir.“ Die Beiträge dieser Aus­ga­be wollen nicht nur Gedanken­an­stö­ße dazu geben, sondern auch Mut machen, unseren Glauben mehr im Alltag zu leben. Dies ist der Wunsch aller, die an der Erstellung und Herausgabe mitge­wirkt haben.

© 2024 Ernst-Paulus-Verlag
Ernst Paulus Verlag Logo