Liebe Leser,
vielleicht habt ihr dieses Heft „zufällig“ in die Hände bekommen, oder es euch gezielt besorgt – wie auch immer – wir freuen uns sehr, dass ihr interessiert seid und es aufgeschlagen habt.
Wir freuen uns ebenfalls, euch das erste Heft unserer neuen Zeitschrift „Bleibt in mir“ vorstellen zu können.
Bis zum Jahr 2004 gab der Ernst-Paulus-Verlag über 40 Jahre die Familienzeitschrift „Hilfe und Nahrung“ heraus. Wir bedauerten es damals sehr, die Veröffentlichung einstellen zu müssen, denn wir alle verspürten und verspüren bis heute die Notwendigkeit der Ermunterung und der praktischen Belehrung für den Alltag der christlichen Familien.
Nun, mehr als 10 Jahre später, in denen wir dieses Bedürfnis vor unseren Herrn brachten, darf das erste „Probeheft“ einer neuen Zeitschrift erscheinen, mit dem herzlichen Wunsch aller Mitarbeiter, Glaubenden im täglichen Leben Mut zu machen, sich auf Gottes Wort zu stützen und den Herrn Jesus in allem in den Mittelpunkt zu stellen. Ein besonderes Anliegen ist uns dabei, den Belangen und Fragestellungen des Ehe- und Familienlebens zu begegnen.
Den Dank für das Entstehen von „Bleibt in mir“ geben wir alleine unserem wunderbaren Herrn, der es uns ermöglicht hat.
In diesem Heft findet ihr einige ausgewählte Artikel zu verschiedenen Themen, die ihr alle aus dem Alltag kennt. In ähnlicher Aufmachung soll der Schwerpunkt auch in den künftigen Heften auf dem praktischen Inhalt der Artikel liegen.
Um die Herausgabe der Zeitschrift weiterhin verwirklichen zu können, benötigen wir die Hilfe von unserem Herrn. Wir fühlen unsere Abhängigkeit von Ihm und bitten euch, dieses Anliegen im Gebet zu unterstützen.
Wir hoffen, eure Neugier geweckt zu haben, und wünschen allen Lesern den Segen des Herrn Jesus, viel Freude und Gewinn beim Lesen.
Die Mitarbeiter
Dreimal hinterlässt Jakob im Lauf seines Lebens ein Chaos beim fluchtartigen Wechsel eines Wohnortes: beim Verlassen seiner Eltern, am Ende seiner Dienstzeit in Paddan-Aram und beim Umzug von Sichem nach Bethel. Durch die Erziehung Gottes aber ist sein letzter Lebensabschnitt in Ägypten dadurch gekennzeichnet, dass er dreimal andere segnet: zuerst den Pharao, dann seine Enkel Manasse und Ephraim und zuletzt seine eigenen Söhne. Die erste dieser sechs Begebenheiten wollen wir uns jetzt einmal etwas genauer ansehen.
Alles
fing so gut an. Die Eheschließung zwischen Isaak und Rebekka
war das, was man heute eine Heirat im Herrn
nennen würde
(s. 1.Kor 7,39), denn der Herr hatte Rebekka für Isaak bestimmt
(s. 1.Mo 24,44.50). Der Anfang der Ehe war durch Zuneigung
gekennzeichnet (s. V.67). Auch in der Not der anfänglichen
Kinderlosigkeit suchte Isaak nicht den Ausweg, den seine Eltern
gewählt hatten (s. 1.Mo 16,1-4), sondern bat den Herrn für
Rebekka (s. 1.Mo 25,21) und sein Gebet wurde erhört. Auch
Rebekka wandte sich in den Nöten, die während der Schwangerschaft
auftraten, an den Herrn (1.Mo 25,22) und der Herr antwortete.
Wir können wohl davon ausgehen, dass Rebekka über die
erhaltene Weissagung mit ihrem Mann gesprochen hat, wie die
Frau von Manoah es tat (s. Ri 13,6-7). Von einem
gemeinsamen Gebet für diese Nöte berichtet die Schrift
jedoch nicht. Haben sie es nicht gekannt?
Der Zweitgeborene der Zwillinge hielt bei der Geburt die Ferse seines Bruders, was zu der Namensgebung (Jakob = Fersenhalter) führte und symbolhaft für sein späteres Verhalten wird. Er will stets der Erste sein und nimmt dabei keine Rücksicht auf andere. Die beiden Jungen sind nicht nur äußerlich verschieden, sondern auch in ihrem Wesen. Aus fleischlichen Beweggründen neigte sich das Herz Isaaks Esau zu, während Rebekka den sanften Jakob vorzog. Wie verhängnisvoll! Nicht nur, dass jedes Kind merken musste, dass ein Elternteil das andere Kind mehr liebte, sondern auch zwischen den Eltern entstand dadurch Konfliktpotential. Oft ist man ja blind für das eigene Fehlverhalten, aber Isaak hat doch sicher gemerkt, dass Rebekka Jakob bevorzugte, während Rebekka aufgefallen sein muss, dass ihr Mann eine Vorliebe für Esau hatte. Haben sie nie darüber gesprochen oder hat jeder aus Trotz sich seinem Liebling noch mehr zugewandt? Welcher Schaden wird dadurch in den Herzen der beiden Jungen angerichtet worden sein und wie trat dadurch wohl auch eine Entfremdung der Eheleute ein.
Esau scheint in doppelter Weise bevorzugt: Er ist der Erstgeborene und zudem der Liebling des Vaters. Der listige Jakob wartete auf eine günstige Gelegenheit, die Dinge zu seinen Gunsten zu ändern, und diese kam. Esau kam hungrig und erschöpft vom Feld und bat Jakob, etwas von dem Linsengericht essen zu dürfen, das dieser bereitet hatte. Jakob war bereit, Esau etwas davon zu geben, falls sein Bruder ihm das Erstgeburtsrecht abtreten würde. Esau interessierte sich nicht für Gott und seine Gedanken. Deshalb legte er auf dieses Recht keinen besonderen Wert (s. Heb 12,16), der momentane kurzfristige Genuss der Speise war ihm wichtiger (s. 1.Mo 25,28; Phil 3,19). Er aß und trank und ging davon und handelte damit nach dem verderblichen Grundsatz: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir“ (2.Mo 32,6; Jes 22,13; 1.Kor 15,32). Diese Haltung ist oft mit einem leichtfertigen Umgang mit der Sünde gepaart (s. Spr 30,20).
Die Schwächen und sündigen Neigungen aller Beteiligten treffen jetzt aufeinander und führen zur familiären Katastrophe. Isaak, alt geworden, hat nicht nur sein natürliches Sehvermögen verloren, sondern auch sein geistliches: Im Gegensatz zu seinem Sohn Jakob weiß er die Stunde seines Todes nicht (s. 1.Mo 27,2; 48,21; 49,33). Trotz der die Jungen betreffenden Weissagung will er im fleischlichen Eigenwillen Esau segnen. Statt Gott für diese wichtige Handlung um Abhängigkeit und geistliche Einsicht zu bitten, fordert er Esau auf, ihm ein Wildbret zu bereiten. Die Genusssucht beherrscht ihn schon lange. Dies sollte auch bei uns nicht so sein (s. 1.Kor 6,12.13a). Rebekka, die alles gehört hat, verleitet nun Jakob zum Betrug am Vater, anstatt Isaak an den Ausspruch Gottes vor der Geburt der Kinder zu erinnern. Dabei gebietet sie ihrem Sohn, der schon selbst über 70 Jahre alt ist, und Jakob folgt ihr einfach, statt sich der betrügerischen Absicht der Mutter zu widersetzen. Er geht sogar gleich auf diese ein und weist die Mutter auf ein mögliches Scheitern hin. Diese aber hat schon alles in Betracht gezogen. Das Gehör, der Geruchssinn, der Geschmackssinn und der Tastsinn sind bei Issak noch intakt. Bis auf den erstgenannten berücksichtigt die schlaue Rebekka alle bei ihrer sorgfältig geplanten Täuschung. Als Isaak, irritiert durch die Stimme, Jakob fragt, ob er wirklich Esau sei, belügt dieser den blinden Vater dreist. Dann segnet Isaak Jakob. Kaum hat dieser das Zelt verlassen, erscheint Esau. Der Betrug wird erkannt. Esau sucht den Segen mit großem Geschrei, aber er findet keinen Weg zur Buße (s. Heb 12,17). Isaak erkennt sein Versagen. Vielleicht erinnert er sich auch an die Vorhersagen Gottes. Er bleibt jetzt fest. Er hat gesegnet und das kann und will er nicht ändern. Jetzt handelt er im Glauben (s. Heb 11,20). Isaak mangelt es vielleicht an Glaubensenergie, wie wir am Aufgeben gegrabener Brunnen erkennen können, aber er beugt sich unter die mächtige Hand Gottes. Das war so, als er sich von seinem Vater auf den Altar legen ließ, als er Rebekka annahm, die ihm Elieser zugeführt hatte. Und auch in diesem Fall nahm er das Geschehene von Gott an. Wir lesen nichts davon, dass er Jakob oder seine Frau wegen des Betrugs zur Rechenschaft zieht. Vielleicht verschließt ihm das eigene Versagen, sein Festhalten an Esau aus fleischlichen Beweggründen, dessen er sich sicher bewusst geworden ist, den Mund. Aber seine Ehe hat einen tiefen Riss bekommen. Das Vertrauen zwischen den Eheleuten ist zerstört. Kann so etwas noch einmal heilen? Wenn überhaupt, dann nur durch ein aufrichtiges Bekenntnis von Rebekka und einer großen Bereitschaft zur Vergebung von Seiten Isaaks.
Aber wir lesen nichts dergleichen, sondern noch von einer weiteren Unaufrichtigkeit Rebekkas Isaak gegenüber. Sie fürchtete um das Leben Jakobs, weil Esau seinen Bruder nach dem Ableben des Vaters umzubringen gedachte, und wollte Jakob zu seiner eigenen Sicherheit zu ihren Verwandten senden. Aber Isaak gegenüber nennt sie einen ganz anderen Grund für diesen Wunsch, der vielleicht auch eine Rolle spielte, aber nicht der primäre war (s. 1.Mo 27,46). Isaak erfüllt den Wunsch von Rebekka und Jakob zieht nach Paddan-Aram. Was lässt er zurück? Einen hasserfüllten Bruder, der nach seinem Leben trachtet. Einen Vater, den er nicht geehrt, sondern betrogen hat, eine Mutter, die um seinetwillen den Ehemann schändlich hintergangen hat, wodurch die Ehe in einer tiefen Vertrauenskrise steckt. Nicht, dass er allein dafür verantwortlich ist, jeder in der Familie trägt eine Teilschuld an diesem Scherbenhaufen, aber der Fersenhalter vielleicht doch die größte. Und Jakob selbst wird ein einsamer, schuldbeladener Flüchtling und sucht Zuflucht bei der Verwandtschaft seiner Mutter.
Diese Ereignisse enthalten viele Anregungen zum Nachdenken über die Beweggründe unseres Handelns, unsere Interessen, unsere Ehen, unser Verhältnis zu unseren Kindern und unser arglistiges Herz. Wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen und unser Leben entsprechend einrichten, werden wir vor vielen schlimmen Erfahrungen, die Jakob machen musste, bewahrt bleiben.
Horst Zielfeld
In obigem Artikel „Vom Unruhestifter zum Segensbringer (Teil 1)“ wurde erwähnt, dass Jakob zum Zeitpunkt des Betruges seines Vaters selbst bereits 70 Jahre alt war. Wie man darauf kommt, soll hier belegt werden.
70 Jahre → Flucht
77 Jahre → Hochzeit mit Lea und Rahel
84 Jahre → Dienstzeit für die beiden Frauen vorüber, jetzt arbeitet Jakob für den Erwerb seiner eigenen Herden
90 Jahre → Geburt Josephs, Gedanke an die Rückkehr nach Hause, Flucht von Haran, Kampf am Jabbok,
Begegnung mit Esau, Aufenthalt in Sukkot / Sichem, Rückkehr nach Bethel , Geburt Benjamins und Tod Rahels,
Rückkehr nach Hebron
107 Jahre → Jakob schickt Joseph zu den Brüdern (von Hebron nach Sichem), Joseph wird verkauft,
Jakob wird betrogen und ist tief betrübt
120 Jahre → Isaak stirbt, Jakob und Esau begraben ihn, einige Zeit später: die Hungersnot trifft auch Jakob und seine Familie,
die Söhne Jakobs ziehen nach Ägypten, Simeon muss dort bleiben,
die Söhne Jakobs ziehen erneut nach Ägypten mit Benjamin, Versöhnung zwischen den Brüdern und Joseph,
Jakob soll nach Ägypten geholt werden
130 Jahre → Jakob kommt nach Ägypten und trifft Joseph wieder, Jakob lebt im Land Gosen, er segnet den Pharao,
er betet Gott an
147 Jahre → Jakob stirbt (1. Mo 47,28)
Aus der Sicht Jakobs aufgrund seines eigenen Verhaltens: 1. Mo 47,9.
Aus der Sicht der Gnade Gottes: 1. Mo 49,26.