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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Persönlische Fragen & Antworten


Lieber Ernst-August,

gerne möchte ich eine Frage stellen, weil ich zu diesem Thema viel unterschiedliche Auffassungen gehört habe. Kannst Du mir aus der Bibel erklären, wie man sich einem Ausgeschlossenen gegenüber verhalten soll?

Herzlichen Dank im Voraus,
Dein Bruder


Lieber Bruder,

herzlichen Dank für Deine Frage und das entgegenge­brachte Vertrauen. Gerne schreibe ich Dir etwas dazu, denn diese Frage wird im Neuen Testament sehr konkret beantwortet. 1. Korinther 5 sagt, dass ein Ausge­schlossener „draußen“ ist, und wir werden zweimal darauf hingewiesen, mit einem solchen „keinen Umgang“ zu haben (1. Kor 5,9-13). Und damit völlig klar ist, wie weit das geht, fügt Paulus hinzu: „… mit einem solchen nicht einmal zu essen“.
Keinen Umgang zu haben meint den Abbruch der normalen sozialen Kontakte, die Kinder Gottes untereinander pflegen, also z.B. keine gegen­seitigen und freund­schaftlichen Besuche, keine gemeinsamen Aktivitäten und keine gemeinsamen Dienste. Ein Ausgeschlossener ist durch die Sünde von allen gemeinsamen Vorrechten ge­trennt, die Gott seinen Kindern auf dieser Erde schen­ken möchte, und kann natürlich nicht am Brotbrechen teilnehmen. Das mag hart klingen, geschieht jedoch aus Liebe und zum Wohl dessen, der ausgeschlossen werden musste. Wir sind es der Heilig­keit des Hauses Gottes schuldig. Gott möchte mit einem Ausgeschlossenen zu seinem Ziel kommen und falsch praktizierte Liebe kann dieses Werk Gottes behindern. Wir sollten diese klar verständlichen Anweisungen Gottes nicht unterlaufen, sondern sie zum Nutzen dessen, der ausge­schlossen werden musste, befolgen.
Im Übrigen spricht Paulus in 1. Korinther 5 sogar noch allgemeiner. Im konkreten Abschnitt von Vers 5 bis 13 spricht er von „einem, der Bruder genannt wird“ (V. 11). Das macht uns klar, dass das oben beschriebene Verhal­ten auch einer solchen Person gegenüber erforderlich ist, die als „Bruder“ (oder „Schwester“) bekannt ist und in Sünden lebt, die zum Ausschluss führen müssten, wenn sie in Gemeinschaft wäre.

Dein Bruder im Herrn, Ernst-August Bremicker

Praktische Fragen

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In diesem Artikel wollen wir uns einigen praktischen Fragestellungen zuwenden, die mit dem Brotbrechen bzw. dem Zusammenkommen dazu verbunden sind.

  • Wie oft brechen wir das Brot?
  • Kann man das Brot nur im Zusammenhang mit einem Zusammenkommen als Versammlung brechen?
  • Wie gehe ich in die Zusammenkunft zum Brotbrechen?
  • Nehmen wir unsere Kinder mit in die Zusammenkunft zum Brotbrechen?

1. Wie oft brechen wir das Brot?

Es mag auf den ersten Blick über­raschen, dass das Neue Testament dazu keine konkrete Anweisung gibt, doch so überraschend ist das wie­derum auch nicht, denn Anbetung (die mit dem Brotbrechen verbun­den ist) ist in der Zeit der Gnade eine freiwillige Sache. Der Vater sucht Anbeter (s.  Joh 4,23). Den­noch lässt die Bibel uns nicht ohne Hinweise, wie die ersten Christen es gemacht haben. Wenn wir auf Spurensuche gehen (s.  Hld 1,8), finden wir Hilfestellung.
Von den ersten Christen lesen wir, dass sie „im Brechen des Brotes“ verharrten und „täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen“ (Apg 2,42.46). Offensichtlich kamen sie in der Fri­sche des Glaubens täglich zusam­men, um an den Tod des Herrn zu denken.
Schon wenige Jahre später heißt es, dass die Gläubigen „am ersten Tag der Woche“ zusammenkamen, „um Brot zu brechen“ (Apg 20,7).
In 1.  Korinther 16,2 ist ebenfalls vom „ersten Tag der Woche“ die Rede. Dann sollten Sammlungen in der Versammlung stattfinden, wor­aus wir entnehmen können, dass an diesem Tag gewohnheitsmäßig die Versammlungen stattfanden, sowohl in Korinth als auch in Galatien.
Das Beispiel der ersten Christen gibt uns die Richtung an. Wir han­deln richtig, wenn wir am Sonntag zusammenkommen, um das Brot zu brechen, und wir handeln richtig, wenn wir dieses Zusammenkom­men nicht versäumen. Der Herr wartet auf uns!

2. Kann man das Brot nur im Zusammenhang mit ei­nem Zusammenkom­men als Versammlung brechen?

Die Antwort lautet: Grundsätzlich ja! Wir haben in diesem Heft gese­hen, dass das Brotbrechen zwei Seiten hat, die man zwar unter­scheiden, jedoch nicht trennen kann. Die eine Seite ist das „Mahl des Herrn“ (s. 1. Kor 11), die andere ist der „Tisch des Herrn“ (Gedächtnis und Gemeinschaft).
Man kann das Mahl des Herrn nicht nehmen, ohne am Tisch des Herrn versammelt zu sein und man kann nicht am Tisch des Herrn versam­melt sein, ohne das Mahl des Herrn zu nehmen. Beides gehört zusam­men.
Nun ist es bezeichnend, dass Pau­lus die Anweisungen darüber nur im 1. Korintherbrief gibt. Dieser Brief ist an die „Versammlung Got­tes, die in Korinth ist … samt allen, die an jedem Ort den Namen un­seres Herrn Jesus Christus anrufen“ gerichtet (1. Kor 1,2). Es geht also um Anweisungen an eine örtliche Versammlung und nicht an indivi­duelle Gläubige.
Dann fällt auf, dass besonders in 1. Korinther 11 – im Umfeld der Be­lehrungen über das Mahl des Herrn – fünfmal davon die Rede ist, dass die Korinther „zusammenkamen“ – nämlich als Versammlung (V. 17.18. 20.33.34).
Wenn wir darüber hinaus beden­ken, dass der Herr Jesus das The­ma „Binden und Lösen“ in Matthä­us 18,15-20 an das Zusammenkom­men der Versammlung bindet, wird ebenfalls klar, dass das Brotbre­chen nicht vom Zusammenkom­men der örtlichen Versamm­lung zu tren­nen ist.
Wenn wir also irgendwo sind, wo kein regelmäßiges Zusammenkom­men stattfindet, können wir uns wohl an den Tod unseren Herrn erin­nern, aber nicht an seinem Tisch sein und sein Gedächtnismahl halten.

3. Wie gehe ich in die Zu­sammenkunft zum Brot­brechen?

Das ist eine sehr persönliche Frage, auf die es verschiedene Antworten gibt. Zunächst wollen wir nicht ver­gessen, dass wir in die Gegen­wart des Herrn der Herrlichkeit tre­ten und seinen Tod verkündigen. Alles sollte seiner Anwesenheit wür­dig sein. Das betrifft unsere Äuße­res (z.B. unser Outfit), aber vor al­lem unser Inneres.
Für die Zusammenkunft zum Brot­brechen gibt es eine innere „Zube­reitung“. Paulus schreibt in 1. Ko­rinther 11,28.29, dass sich ein jeder selbst „prüfen“ soll und warnt da­vor, „unwürdig“ zu essen und zu trinken. Das Brotbrechen setzt eine ständige Selbstprüfung (oft „Selbst­gericht“ genannt) voraus, die darin mündet, dass wir danach teilneh­men („… also esse er“).
Gemeint ist, dass wir unser Leben immer wieder prüfen, ob Dinge vor­gefallen sind, die mit der Heiligkeit unseren Herrn nicht vereinbar sind. Wenn wir feststellen, dass es Sün­de in unserem Leben gegeben hat, sollen wir sie bekennen und dann am Gedächtnismahl des Herrn teil­nehmen.
Es gibt allerdings noch eine andere Seite, die wir bedenken wollen. Wenn wir zum Brotbrechen zusam­menkommen, kommen wir, um als Kinder vor den Vater und als Pries­ter vor Gott zu treten. Kommen wir mit leeren Herzen? Hoffentlich nicht! Gott wartet darauf, dass wir mit gefüll­ten Herzen kommen, um Ihm etwas davon zu sagen, was wir an seinem Sohn – unserem gelieb­ten Heiland – gefunden haben.
In 5. Mose 26,1-10 spricht Gott da­von, dass sein Volk im Alten Testa­ment mit einem „gefüllten Korb“ vor Ihm erscheinen sollte. Mit der gebotenen Vorsicht können wir das auf unsere Frage übertragen. Je mehr wir uns in der Woche mit der Herrlichkeit unseren Herrn und mit seinem Tod beschäftigt haben, umso gefüllter sind unsere Herzen, um Ihm und dem Vater beim Brechen des Brotes die Anbetung unserer Herzen zu bringen.

4. Nehmen wir unsere Kin­der mit in die Zusammen­kunft zum Brotbre­chen?

Ich kann mich gut an meine eigene Kindheit erinnern, in der es eher un­üblich war, dass kleinere Kinder mit in die Zusammenkunft zum Brot­brechen genommen wurden. Ich bin heute davon überzeugt, dass das nicht mit dem Gedanken unseres Herrn übereinstimmte. Das Neue Testament gibt erneut keine kon­krete Anweisung dazu, so dass wir keine Regeln aufstellen wollen, wo es keine Regeln gibt.
Es ist klar, dass nur Gläubige am Brotbrechen teilnehmen können, die ein bestimmtes Verständnis da­für haben und darüber hinaus in der Lage sind, Verantwortung im Blick auf „Binden und Lösen“ zu übernehmen.
Das trifft auf „Kinder“ nicht zu, d. h. sie werden am Brotbrechen selbst nicht teilnehmen. Doch das heißt nicht, dass sie dem Zusammen­kommen zum Brotbrechen fern­bleiben sollten. Schließlich ist das Brotbrechen eine „Verkündigung“ (s. 1. Kor 11,26) und eine mögliche Zielgruppe (sicher nicht die einzi­ge) sind unsere Kinder.
Kinder mit in die Gegenwart des Herrn zu nehmen, ist einer der bes­ten Dienste, die wir unseren Kin­dern tun können. Es wäre völlig unnatürlich, wenn wir es nicht tä­ten. Der Herr sagt doch selbst – wenngleich in anderem Zusam­menhang –: „Lasst die Kinder zu mir kommen“ (Lk 18,16).
Kinder erhalten gerade im Zusam­menkommen zum Brotbrechen tie­fe Eindrücke vom Herrn Jesus. Au­ßerdem bieten gerade diese Zu­sammenkünfte Gelegenheiten, mit unseren Kindern über das Werk des Herrn zu sprechen und ihre Fragen zu beantworten (s. 2. Mo 12,26; Jos 4,6.21).

Es gibt weitere Fragen, die im Rah­men dieses Artikels nicht beant­wortet werden können. Für alle Fragen gilt: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt … und sie wird ihm gegeben wer­den“ (Jak 1,5).

Ernst-August Bremicker

Gemeinsame Anbetung – am Ort der Anbetung

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Anbeten (auch: sich niederwerfen, huldigen) – das ist etwas, das Glaubende zu allen Zeiten getan haben. Schon Abraham wollte in 1. Mose 22 mit seinem Sohn Isaak anbeten; das Volk Israel betete an, als Gott ihnen den Weg der Verschonung vom Gericht durch das Passah zeigte (s. 2. Mo 12,27), und im Himmel werden die verherrlichten Glaubenden in Ewigkeit anbeten (s. Off 5,14). An manchen Stellen in der Bibel wird eine mehr äußere und rituelle Anbetung beschrieben (z.B. Dan 3,5). Was Gott sucht, ist jedoch Anbetung, die aus einem von Ihm erfüllten Herzen kommt (s. Ps 95,1-6). Dabei macht die Bibel deutlich, dass nur Gott Anbetung zukommt. Weder Engel noch Menschen haben ein Recht darauf, angebetet zu werden (s. Off 19, 10; Apg 12,23).[1]

Anbetung – Was ist das?

Eine gute Zusammenfassung von dem, was Anbetung ist, wird in den folgenden Worten deutlich: Anbe­tung ist das, was aus dankerfüllten Herzen Erlöster hervorkommt, die überwältigt sind von dem, was Gott in sich selbst ist, und von dem, was Er von sich offenbart hat.
Daraus wird deutlich, dass Anbe­tung eine Offenbarung Gottes vor­aussetzt[2] und dass eine Beteiligung der Herzen unbedingt dazu gehört. Für unsere christliche Zeit ist Jo­hannes 4 ein wichtiges Kapitel zum Thema Anbetung.
In diesem Kapitel setzt der Herr Je­sus in einem Satz die jahrhunder­tealte, götzendienerische Anbetung der Samariter und die noch ältere, von Gott eingesetzte, aber zur to­ten Form verkommene, Anbetung der Juden beiseite und führt etwas völlig Neues ein: Die Anbetung des Vaters (s. Joh 4,21-24).

Anbetung – In der christlichen Zeit

Das ist die Anbetung in der heuti­gen Zeit, die in dem Herrn Jesus ih­ren Anfang genommen hat. Er hat Gott als Vater offenbart und als solchen beten wir Ihn an. Wir be­ten an in Geist und in Wahrheit. Das bedeutet, dass wir keine materiel­len, sondern geistliche Schlachtop­fer (s. 1. Pet 2,5) bringen (Anbe­tung in Geist) und dass wir Ihn als Vater anbeten, weil das die volle Wahrheit über Ihn ist, die der Herr Jesus offenbart hat (Anbetung in Wahrheit). Dass diese Anbetung auch durch den Heiligen Geist be­wirkt und geleitet ist, macht der Zusammenhang von Johannes 4 deutlich.

Anbetung – Was hat das mit dem Brotbrechen zu tun?

Diese Anbetung ist eine freiwillige Sache: Der Vater sucht Anbeter. Wir können ganz persönlich solche Anbeter sein und es sind glückliche Momente in unserem Leben, in de­nen wir so von dem Herrn Jesus und von Gott, unserem Vater, er­füllt sind, dass wir einfach mit An­betung zu Ihm kommen. Würden wir nur häufiger solche Augenbli­cke in unserem Leben haben!
Doch es gibt eine besondere Gele­genheit, die mehr als alles andere geeignet ist, uns zur Anbetung zu führen. Es ist das Zusammenkom­men zum Brotbrechen, in dem wir uns ganz besonders mit dem Herrn Jesus beschäftigen. Wie kann es da anders sein, als dass unsere Her­zen überfließen in Dank, Lob und Anbetung?
Es ist wahr, dass die Bibel nicht von einer Anbetungsstunde spricht. Der Grund ist wohl, dass die Anbetung eben nicht auf eine einzelne Gele­genheit reduziert werden soll. Ge­nauso wahr ist es aber auch, dass die Beschäftigung mit dem Herrn Jesus beim Zusammenkommen zum Brotbrechen uns zur Anbetung füh­ren wird.
Wenn wir im Namen des Herrn Je­sus versammelt sind, dann wird der Heilige Geist Ihn selbst groß ma­chen in unseren Herzen und uns zur Anbetung des Herrn Jesus und des Vaters leiten, der Ihn gegeben und sich in Ihm offenbart hat.

Anbetung – Wo findet die gemeinsame Anbetung statt?

Im Alten Testament waren der Got­tesdienst und die damit verbunde­ne Anbetung ganz deutlich an einen Ort gebunden. In 5. Mose 12 weist Gott mit allem Nachdruck darauf hin. Nur an dem Ort, den er selbst erwählen würde, sollten sie Ihm Op­fer bringen (s. auch 5. Mo 26,1-11).
Im Neuen Testament hebt der Herr Jesus diese Verbindung zu einem einzelnen geographischen Ort auf. Er stellt die Person, die angebetet wird – den Vater – in das Zentrum der Aufmerksamkeit.
Wenn wir darüber nachgedacht ha­ben, dass besonders das Zusam­menkommen zum Brotbrechen eine Gelegenheit für die gemeinsame An­betung ist, dann müssen Glauben­de dazu natürlich an einem geogra­phischen Ort zusammenkommen.
Ein „virtuelles“ Zusammenkommen als Versammlung gibt es nicht (s. 1. Kor 14,23). Aber es geht nicht mehr um Jerusalem oder irgendei­nen anderen geographischen Ort. Glaubende können an jeder Ört­lichkeit einfach im Namen des Herrn Jesus zusammenkommen.
Dabei sind nicht die GPS-Koordina­ten von Bedeutung, sondern die Tatsache, dass sie im Namen des Herrn Jesus versammelt sind. Das bedeutet, dass sie in Übereinstim­mung mit allen Wahrheiten über seine Person und seine Versamm­lung, die im Neuen Testament mit­geteilt sind, zusammenkommen.
Dann ist Er in der Mitte, wie die geographische Adresse auch lauten mag. An diesem „geistlichen Ort“ hat der Heilige Geist jede Freiheit, zu leiten, wie Er will. Er wird zur Anbetung führen!
Natürlich gibt es auch andere Ge­legenheiten, bei denen wir zur ge­meinsamen Anbetung geführt wer­den. Das kann bei einer Bibelkon­ferenz, in einem Hauskreis oder bei einem anderen Treffen sein. Aber eins steht fest: Wer den Platz der Anbetung in Verbindung mit dem Brotbrechen kennt und bewusst auf­gibt, der wird über kurz oder lang auch die gemeinsame Anbetung verlieren.
Drei Bibelstellen sollen abschlie­ßend den Zusammenhang zwischen dem „geistlichen Ort“ – dem Zu­sammenkommen im Namen des Herrn Jesus – und der Anbetung deutlich machen.

  1. In Hebräer 13 werden wir auf­gefordert, hinauszugehen zu dem Herrn Jesus. Das ist ein Hinweis auf den Platz des Zusammen­kommens, getrennt von jedem religiösen System. Unmittelbar da­nach wird von den Opfern des Lobes geschrieben.
  2. In Hebräer 10 werden wir ein­geladen, freimütig ins Heiligtum einzutreten. Das bedeutet, Gott als Anbeter zu nahen. Wenige Verse später werden wir aufge­fordert, das Zusammenkommen nicht zu versäumen.
  3. In 1. Petrus 2 wird davon ge­sprochen, dass wir ein geistli­ches Haus und eine heilige Pries­terschaft bilden, um Gott geistli­che Schlachtopfer zu bringen. Die Ver­bindung zwischen der Wahr­heit von dem Haus Gottes und der Anbetung liegt auf der Hand.

Anbetung – Ein Ausblick auf die Zukunft!

Einmal werden alle Erlösten zusam­men zur Anbetung geführt wer­den. Einen Ausblick darauf finden wir im Buch der Offenbarung. In Kapitel 5 wird uns das in einer be­sonders schönen Weise beschrie­ben. Da finden wir den Herrn Je­sus, das Lamm wie geschlachtet, inmitten des Thrones, im Zentrum der Macht und der Herrlichkeit. Dort steht Er als der, der lebt und alles in seiner Hand hat.
Wenn Er so vor die Augen tritt, fal­len die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm. Daraufhin wird das neue Lied gesungen und eine un­zählbare Menge von Engeln huldigt Ihm und spricht von seiner Würde.
Jedes Geschöpf schließt sich dieser Ehrerweisung an und die vier leben­digen Wesen bekräftigen alles durch ihr „Amen“. Zuletzt fallen die Äl­testen nieder und beten an. Sie ha­ben noch Worte, wenn alle ande­ren schon schweigen. Es sind die Erlösten, die Einsicht haben und die zu einsichtsvoller Anbetung ge­führt werden.
Wir freuen uns darauf, dann mit dabei zu sein und dem Herrn Jesus die Anbetung zu bringen, die Ihm zusteht. Aber wir dürfen hier auf der Erde schon damit beginnen! Anbeter in Geist und Wahrheit zu sein ist ein Vorrecht, das wir hier auf der Erde schon haben und das in Ewigkeit bleiben wird. Was für eine herrliche Beschäftigung!

Christian Rosenthal

Lamm, Dich wir erheben!
Voller Liebesglut
gabst Du hin Dein Leben
und Dein teures Blut,
dass von Vieler Zungen
werd im Jubelton
Gottes Lob gesungen
einst vor Seinem Thron.
(Aus „Geistliche Lieder“, CSV Hückeswagen, Lied 164, Strophe 3)

Fußnoten:

  1. Wir beten Gott, den Vater, (s. Joh 4) und den Herrn Jesus an (s. Off 5,12-14). Der Heilige Geist leitet uns darin. Aber an keiner Stelle der Bibel finden wir die Anbetung des Heiligen Geistes, wie wir auch an keiner Stelle lesen, dass wir zu dem Heiligen Geist beten.

  2. Für uns heute gilt: Es gibt keine Offenbarung Got­tes, die nicht in seinem Wort – der Bibel – enthal­ten wäre. Jede Form der Anbetung, die nicht in Übereinstimmung mit Gottes Wort ist, ist daher falsch und böse.

Das Mahl des Herrn – die persönliche Verantwortung

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Das Vermächtnis des Herrn

Das Mahl des Herrn ist ein gesegnetes Vermächtnis unseres Herrn Jesus. Es gibt wohl kaum etwas, das uns seine göttlich vollkommene Liebe, ja Ihn selbst, so groß vor das Herz stellt wie gerade dieses Mahl.
Obwohl für den Herrn Jesus die schwersten Stunden nahten und Er alles wusste, was Ihm bevorstand, dachte Er dennoch in Liebe an die Seinen und gab ihnen „in der Nacht, in der er überliefert wurde“ nach dem Passahmahl die Zeichen seines Todes: das Brot und den Kelch.
Zugleich erklärte Er ihnen die symbolische Bedeutung dieser Zeichen:


„Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dies tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“
(Lukas 22,19-20)


An jedem ersten Tag der Woche haben wir das Vorrecht, an dem Gedächtnismahl teilzunehmen, sei­nen Tod vor einer sichtbaren und unsichtbaren Welt (vor Gott, vor den Engeln, vor den Menschen, letzt­lich vor dem ganzen Univer­sum) zu verkündigen – bis Er kommt (s. Apg 20,7; 1. Kor 11,26).
Zugleich dürfen wir „des Herrn Tisches teilhaftig sein“, nicht als Mitglieder einer Benennung, son­dern einfach als Glieder seines Lei­bes, zu dem alle Erlösten des Herrn gehören (s. 1. Kor 10,16-21).

Ein jeder aber prüfe sich selbst …

… die Korinther damals

Gott möchte in denen, die Ihm nahen, geheiligt werden (s. 3. Mo 10,3). Die Teilnahme am Mahl des Herrn setzt daher den treuen Wan­del eines Kindes Gottes und seinen verborgenen Umgang mit Gott vor­aus.
Deshalb ermahnt der Apostel Pau­lus die Gläubigen in Korinth hin­sichtlich ihrer Teilnahme am Mahl des Herrn mit den Worten „Jeder aber prüfe sich selbst!“ (1. Kor 11,28).
Wir können nur dann als ein „glück­liches Volk“ in die Gegenwart des Herrn kommen, wenn wir im tägli­chen Selbstgericht und in der Furcht des Herrn leben (s. Apg 9,31).
Die Gläubigen in Korinth hatten das Gedächtnismahl zu einer gewöhn­lichen Mahlzeit herabgewürdigt: Je­der nahm beim Essen sein eigenes Mahl vorweg. Und wegen der so­zialen Unterschiede der Versam­melten mussten die einen hungrig bleiben, andere dagegen waren so­gar betrunken! Der Apostel musste ihnen vorwerfen: „Ihr verachtet die Versammlung Gottes und be­schämt die, die nichts haben!“ Hier­in konn­te er sie nicht loben! (s. 1. Kor 11, 21.22).

… und wir heute

Wir blenden in unsere Zeit: Ist es nicht vorgekommen, dass Gläubige miteinander in Neid und Streit leb­ten oder unversöhnlich waren? Dass sie Rechtshändel miteinander hatten, diese vor weltlichen Ge­richten austrugen und dennoch in einem solchem Zustand das Brot brachen?
Der Herr Jesus ermahnt in seiner „Bergpredigt“ ausdrücklich: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar“ (Mt 5, 23.24).
Es ist außerdem gut und wichtig, wenn wir uns regelmäßig prüfen und fra­gen, ob wir im Alltag ehrbar gegen­über denen wandeln, „die draußen sind“. Oder sind wir jeman­dem ir­gendetwas schuldig (s.1.Thes 4,12; Röm 13,8)?
Sind wir „gütig… einander verge­bend“ – gegenüber dem Ehepart­ner, den Eltern usw. oder muss et­was bereinigt werden (s. Eph 4,32)?
Prüfen wir auch selbstkritisch un­seren Umgang mit den modernen Medien. Überlegen wir, wie viele Stunden wir uns in einer abgelau­fenen Woche durch sie haben un­terhalten lassen – im Verhältnis zu der Zeit, die wir dem verborgenen Umgang mit unserem Herrn im Gebet und dem Lesen der Bibel gewidmet haben. Bekennen wir auch dem Herrn, wenn wir uns dabei verunreinigt haben!

der Heiligkeit unseres Herrn entsprechend

Wie schnell können wir als Kinder Gottes die Welt lieb gewinnen und uns in ihr verunreinigen, obwohl das Wort Gottes uns ernst ermahnt: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist“ (1. Joh 2,15) und „Wisst ihr nicht, dass die Freund­schaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist?“ (Jak 4,4).
Welch ein Schmerz ist Untreue für das Herz des gegenwärtigen Herrn, der alles sieht, dessen „Augen wie eine Feuerflamme“ sind (Off 1,14)!
Bedenken wir: Der auferstandene Herr wandelt „inmitten der golde­nen Leuchter“ und „alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen des­sen, mit dem wir es zu tun haben“ (Off 2,1; Heb 4,13).

… auch die Beweggründe

Die Selbstprüfung erstreckt sich aber nicht nur auf unser Reden und Tun, sondern auch auf unse­ren Herzenszustand. Prüfen wir „uns selbst“: Wie steht es um unsere Liebe zum Herrn Jesus (s. Off 2,4)?
Würden wir uns mehr „selbst prü­fen“ und richten: Welch ein Segen wäre dies für uns und andere. Wie viel mehr Gnade und Kraft wären da, um „durch den Geist Gottes zu dienen“, Gottesdienst zu üben – zur Ehre des Herrn (s. Phil 3,3). Der König Jotham „erstarkte, denn er richtete seine Wege vor dem Ange­sicht des Herrn, seines Gottes“ (2. Chr 27,6).
Aber – wenn jemand wissentlich mit ungerichteter Sünde in der Ge­genwart des Herrn Jesus erscheint, so wird Er in seiner Heiligkeit, aber auch in seiner Liebe, eingreifen müs­sen: „Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet“ (V. 29).

Die reinigende Kraft des Wortes

Wie können wir – Jüngere oder Äl­tere – unseren Glaubensweg in Rein­heit und Heiligkeit gehen?
Indem wir uns – wie der Psalmdich­ter – bewahren lassen nach seinem Wort: „In meinem Herzen habe ich dein Wort bewahrt, damit ich nicht gegen dich sündige“ (Ps 119,11).
Lesen wir das Wort Gottes mit dem Fragezeichen der Selbstprü­fung: „Bin ich das?“  – „Tue ich das?“ – „Habe ich das?“
Der Herr Jesus möchte immer wie­der durch die reinigende Kraft des Wortes an uns den Dienst der Fuß­waschung tun. Lassen wir eine gründliche Reinigung zu – damit wir ein Teil mit Ihm haben! (s. Joh 13,8). Er bewirkt, dass wir uns beugen; Er bringt uns zur Reue und zum Be­kenntnis der Schuld und lässt uns dann wieder glückliche Gemein­schaft mit Ihm genießen.

Der gute Zeitpunkt für das Selbstgericht

Einige Freunde sprachen miteinan­der über das Selbstgericht. Der ers­te sagte: „Ich habe die Gewohn­heit, jeden Samstagabend über al­les nachzudenken, was in den vergan­genen Tagen nicht gut war. Ich be­kenne es Gott und kann dann mit einem glücklichen Herzen in den Sonntag gehen.“
Ein anderer hatte diesen Gedanken: „Nein, ich tue das nicht samstag­abends, sondern jeden Abend vor dem Schlafengehen.“
Der dritte hatte die Gewohnheit: „Jedes Mal, wenn ich etwas sage oder tue, was falsch ist, und ich merke es, bekenne ich es unmittel­bar danach, oder wenigstens so schnell wie möglich. Sogar wenn ein falscher Gedanke aufkommt, ver­urteile ich ihn und tue ihn aus meinem Herzen.“
Wer von diesen dreien wird am meisten dem Willen des Herrn ent­sprechen und auch gleichzeitig zu seinem eigenen Segen handeln?

Die gnädige Antwort Gottes

Im Vorhof der Stiftshütte befand sich zwischen dem Brandopferaltar und dem Zelt der Zusammenkunft das kupferne Waschbecken. Die Priester, Aaron und seine Söhne, sollten Hände und Füße daraus waschen, wenn sie in das Heilig­tum hineingingen oder an den Altar traten zum Dienst, um dem Herrn ein Feueropfer zu räuchern. Wie oft werden sie bei der Menge der täglichen Opfer nach Gottes Gebot das Waschbecken aufgesucht haben – um nicht zu sterben (s. 2. Mo 30, 17-21)!
Wie dankbar können wir für die reinigende Kraft des Wortes Gottes (s. Eph 5,26) und seine wiederher­stellende Gnade sein – immer wie­der dürfen wir zum „Waschbecken“ kommen. Sobald wir die Sünde be­kannt haben, ist sie auch vergeben. Das versichert Er uns in seinem Wort: „Wenn wir unsere Sünden beken­nen, so ist er treu und ge­recht, dass er uns die Sünden ver­gibt und uns reinigt von aller Un­gerechtigkeit“ (1. Joh 1,9; s. Spr 28,13).

Und so esse er …

Haben wir in Selbstprüfung vor Gott gestanden, stellt sich nicht mehr die Frage: Sollte ich nicht doch besser zu Hause bleiben oder das Brot an mir vorbei reichen lassen?
Nein – die Aufforderung ist unmiss­verständlich: „… und so esse er“ (V. 28). Denn wer seine Sünde be­kannt hat, darf dem Wort des Herrn Jesus glauben: „Kind, deine Sünden sind vergeben“ (Mk 2,5). Welch eine Erleichterung für das Herz und Gewissen ist die Zusage: „Wenn wir uns aber selbst beurteil­ten, würden wir nicht gerichtet“ (V. 31).
Und doch gibt es Kinder Gottes, die ausgesprochen ängstlich und sensibel sind – besonders auf geist­lichem Gebiet. So kann es sein, dass solche beim Gedächtnis­mahl die Angst befällt, es „unwür­dig“ ge­nommen zu haben.
Aber sie können sicher sein, dass gerade sie, die diese ängstlichen Fragen stellen, ganz bestimmt nicht unwürdig am Brotbrechen teilneh­men. Es sei nochmal gesagt: Un­würdig isst und trinkt nur der, der Brot und Kelch in einem Zustand wissentlicher Sünde zu sich nimmt, die er nicht bereit ist zu bekennen und zu lassen, oder der sich gar nicht im Licht Gottes prüft, um mögliche Sünden zu bekennen.
Da solches bei ängstlichen Gemü­tern nicht zutrifft, dürfen sie auch mit voller Freimütigkeit in die Ge­genwart des Herrn kommen.
Glaube dem Feind nicht, sondern verlasse dich entgegen deiner Ge­fühle allein auf Gottes Wort, wel­ches dir sagt: Jede Sünde, die du ehrlich bereust und um die du um Vergebung bittest, wird dir verge­ben, weil der Herr Jesus auch dafür gestorben ist (s. 1. Joh 1,9)[1]!

Seine Herrlichkeit anschauen – Tag für Tag

Wir haben das Vorrecht, als eine heilige Priesterschaft Gott geistli­che Schlachtopfer darzubringen, Ihm wohlangenehm durch Jesus Chris­tus (s. 1. Pet 2,5).
Vertiefen wir uns immer wieder in die Herrlichkeiten unseres Herrn – in den „unergründlichen Reichtum des Christus" und seine „die die Er­kenntnis übersteigende Liebe“ –, der um unserer Sünden willen lei­den und sterben musste, und hin­abgestiegen ist in die unteren Teile der Erde – der aber auch hinaufge­stiegen ist über alle Himmel (s. Eph 3,8.19; 4,9.10).
Wenn wir beim Kommen des Herrn vom Glauben zum Schauen gelan­gen, brauchen wir diese Zeichen, Brot und Kelch, nicht mehr: Bald werden wir Ihn sehen, wie Er ist (1. Joh 3,2), und dann ohne jede Einschränkung in ewigem Lob zer­fließen: „Maranatha" … der Herr kommt (1. Kor 16,22)!

Friedhelm Müller


Fußnoten:

  1. Dass es auch eine verwaltungsmäßige Vergebung gibt, die der Herr der Versammlung anvertraut hat, ist eine andere Sache, die in diesem Artikel nicht behandelt wird.

Das Mahl des Herrn – die Einsetzung

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Die Einsetzung des Mahles des Herrn, das nur in 1. Korinther 11,20 so genannt wird, finden wir in den drei sogenannten synoptischen Evangelien Matthäus, Markus und Lukas. In dem schon erwähnten 1. Brief an die Korinther finden wir den Bericht darüber.
Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der vier Berichte treten am deutlichsten hervor, wenn die Texte in vier Spalten so nebeneinander dargestellt werden, dass Gleiches auf derselben Höhe steht. Dem Bericht von Paulus füge ich noch seine einleitenden Worte hinzu, dass er vom Herrn eine Offenbarung bezüglich des Mahles erhalten hat, und seinen abschließenden Kommentar, dass wir den Tod des Herrn bei diesem Mahl verkünden.


Matthäus 26Markus 14Lukas 221. Korinther 11
23 Denn ich habe von dem Herrn emp­fangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde,
26 Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab [es] den Jüngern und sprach: Nehmt, esst; 22 Und während sie aßen, nahm er Brot, segnete, brach und gab [es] ihnen und sprach: Nehmt; 19 Und er nahm Brot, dankte, brach und gab [es] ihnen und sprach:24 und als er gedankt hatte, [es] brach und sprach:
dies ist mein Leib. dies ist mein Leib. Dies ist mein Leib, der für euch gege­ben wird; dies tut zu meinem Gedächt­nis! Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis.
27 Und er nahm [den] Kelch und dankte und gab ihnen [diesen] und sagte: Trinkt alle daraus. Und er nahm einen Kelch, dank­te und gab ihnen [diesen]; und sie tranken alle daraus. 20 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl 20 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl
28 Denn dies ist mein Blut, das des [neuen] Bundes, das für viele ver­gossen wird zur Vergebung [der] Sünden. 24 Und er sprach zu ihnen: Dies ist mein Blut, [das] des [neu­en] Bundes, das für viele vergossen wird. und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in mei­nem Blut;
dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.
29 Ich sage euch aber: Ich werde von jetzt an nicht von diesem Ge­wächs des Weinstocks trinken bis zu jenem Tag, wenn ich es neu mit euch trinke in dem Reich meines Vaters. 25 Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde bis zu jenem Tag, wenn ich es neu trinke in dem Reich Gottes.
26 Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.


Erster Vergleich

Ein erster Vergleich zeigt, dass die Darstellungen durch Matthäus und Markus sehr ähnlich sind, während wiederum die Berichte von Lukas und Paulus eine große Überein­stimmung zeigen. Matthäus ist der einzige Augenzeuge. Lukas, der Mit­arbeiter von Paulus, der allem von Anfang genau gefolgt ist (s. Lk 1,1-4), hat sich bei seinem Bericht viel­leicht auf die Offenbarung gestützt, die Paulus empfangen hat.
Paulus erinnert uns daran, dass der Herr dieses Mahl in der Nacht gab, in der Er überliefert wurde, und verknüpft es dadurch direkt mit den Leiden des Herrn, die mit der Überlieferung durch einen sei­ner Jünger begannen. In ähnlicher Weise hatte der Herr die zuvor be­gangene Passahfeier mit seinen Lei­den ver­bunden (s. Lk 22,15).
Mit den Worten „während sie (aber) aßen“ zeigen uns Matthäus und Markus, dass der Herr dieses Mahl einsetzte, während sie noch das Passah aßen. Lukas trennt das Mahl des Herrn deutlicher vom Passah, indem er die Worte des Herrn, dass Er nicht mehr vom Gewächs des Weinstocks trinken würde, vor der Einsetzung des Mahls erwähnt (s. Lk 22,18), während Matthäus und Mar­kus sie hinter die Einset­zung des Mahls setzen.
Aus der Darstellung von Lukas, der die Ereignisse nicht chronologisch, sondern moralisch ordnet, könnte man meinen, dass Judas beim Mahl des Herrn dabei war (s. Lk 2,21-33). Das war jedoch nicht der Fall, wie Matthäus und Markus, deren Berichte chronologisch sind, ein­deutig zeigen (s. Mt 26,20-25; Mk 14,17-21). Durch die Schilderung von Johannes wissen wir, dass Ju­das sofort hinausging, nachdem der Herr ihn offenbar gemacht hatte (s. Joh 13,21-30).

Der Herr segnete das Brot

Während Lukas und Paulus schrei­ben, dass der Herr für das Brot dankte, lesen wir in Matthäus und Markus, dass der Herr das Brot seg­nete. Dies ist kein Unterschied, denn die Danksagung ist zugleich auch Segnung (s. 1. Tim 4,4.5). Die Dank­sagung oder das Segnen des Brotes durch den Herrn und das Brechen des Brotes, um es auszuteilen, wa­ren so eindrücklich, dass die Jün­ger in Emmaus den Herrn daran erkannten (s. Lk 24,35).

Esst, trinkt!

Nur Matthäus berichtet von der Aufforderung des Herrn: „Esst“ bzw. „Trinkt alle daraus“. Wie schön ist diese direkte Aufforderung. Ich spre­che von einer Aufforderung, nicht von einem Befehl, dem man ge­horchen muss, aber auch nicht nur von einem Wunsch, den man auch ablehnen kann. Stelle dir einmal vor, du wärst einer der elf Jünger ge­wesen. Was hättest du dann getan? Nur Matthäus berichtet von der Aufforderung des Herrn: „Esst“ bzw. „Trinkt alle daraus“. Wie schön ist diese direkte Aufforderung. Ich spre­che von einer Aufforderung, nicht von einem Befehl, dem man ge­horchen muss, aber auch nicht nur von einem Wunsch, den man auch ablehnen kann. Stelle dir einmal vor, du wärst einer der elf Jünger ge­wesen. Was hättest du dann getan?

Dies ist mein Leib

Alle vier Berichterstatter geben die­se Worte wieder. Das Brot symboli­siert den Leib des Herrn. Lukas fügt hinzu: „der für euch gegeben wird“, Paulus: „der für euch ist“. Gott hat seinem Sohn einen Leib bereitet (s. Heb 10,5), damit dieser ihn op­fern konnte. Der Herr hat an sei­nem Leib unsre Sünden auf dem Kreu­zesstamm getragen und das Ge­richt Gottes dafür erduldet (s.1.Pet 2, 24a). Er hat seinen Leib, ja sich selbst, für uns hingegeben (s. Eph 5,2).

Dies tut zu meinem Gedächtnis

Diese Aufforderung finden wir ein­mal bei Lukas im Zusammenhang mit dem Brot, bei Paulus zweimal. Es ist diese Aufforderung allein, die den Jüngern zeigte, dass dieses Mahl nicht nur eine einmalige Sa­che sein sollte. Nun hätten sie noch denken können, dass diese Worte nur ihnen galten, die 3 Jah­re mit dem Herrn gegangen waren.
Aber sie haben es richtig verstan­den und dies zuerst wohl an die weitergegeben, die sich mit ihnen im Obersaal versammelten, und dann an die 3000, die am Tag der Pfingsten zum Glauben kamen.
Von dieser Menge wird uns dann berichtet, dass sie im Brechen des Brotes verharrten. Und wir dürfen es heute noch tun und seiner Per­son, seines Werkes und seiner Lei­den gedenken.

Sie tranken alle daraus

Nachdem der Herr für den Kelch gedankt und die Jünger aufgefor­dert hatte, alle daraus zu trinken, schreibt allein Markus, dass alle dies auch taten. Keiner missachte­te die Aufforderung des Herrn. Welch ein Affront wäre das gewe­sen. Ist unter den Lesern noch je­mand, der Brot und Wein „an sich vorüberge­hen lässt“? Was hindert dich, dem nachzukommen, was der Herr Jesus möchte?

Dies ist mein Blut

Matthäus und Markus geben die Worte des Herrn wieder: „Dies ist mein Blut“. So wie das Brot ein Bild seines Leibes ist, so ist der Inhalt des Kelches ein Bild seines Blutes, das Er vergossen hat. Es ist loh­nend, einmal alle Stellen im NT zu lesen, die von der Wirkung dieses gege­benen Blutes sprechen, damit wir dieses Blut, das Petrus „kostbar“ nennt (s. 1. Pet 1,19), mehr wert­schätzen.

Der neue Bund

Matthäus und Markus nennen das Blut „das des neuen Bundes“, wäh­rend Lukas und Paulus von dem „Kelch des neuen Bundes in sei­nem Blut“ sprechen. Dieser neue Bund wird im Wort Gottes zuerst in Jeremia 3,31-34 erwähnt.
Den neuen Bund wird Gott mit seinem irdischen Volk Israel zu Beginn des 1000-jährigen Reiches schließen. Er ersetzt den alten zwei­seitigen Gesetzesbund vom Sinai, den das Volk sofort gebrochen hat.
Beide Bünde gründen sich auf Blut. Beim ersten Bund war es Blut von Tieren (s. 2. Mo 24,4-8), der neue Bund gründet sich auf das Blut Christi.
Mit uns schließt Gott keinen Bund, wir sind seine Kinder, aber alle Seg­nungen des neuen Bundes sind in höherer Weise jetzt schon unser Teil.

Vergossen für viele / euch

Bei Lukas sagt der Herr, dass das Blut „für euch (die Jünger) vergos­sen wird“. Vielleicht können wir in den Jüngern alle Gläubigen der Gnadenzeit sehen. Für uns hat der Herr sein Blut vergossen. Bei den Vielen dürfen wir auch an die aus den Nationen denken, die in das 1000-jährige Reich eingehen wer­den. Natürlich gehören auch die alt­testamentlichen Gläubigen zu de­nen, die durch sein Blut mit Gott versöhnt sind.

Zur Vergebung der Sünden

Nur Matthäus fügt hinzu, dass das Blut zur Vergebung der Sünden ver­gossen worden ist. Ohne Blutver­gie­ßen gibt es keine Vergebung (s. Heb 9,22). Wir aber haben die Er­lösung, die Vergebung unserer Vergehun­gen, durch sein Blut (s. Eph 1,7).

Verkündigung des Todes des Herrn

Immer, wenn wir das Mahl des Herrn zu uns nehmen, verkündi­gen wir den Tod des Herrn. Das ist das Resümee, das Paulus zieht, nach­dem er die Einsetzungsworte des Herrn wiedergegeben hat.
Wir verkündigen ihn nicht durch Worte, sondern durch die Hand­lung, und zwar Gott, den Engeln und den Menschen.
Und wir tun es, bis Er kommt. Wenn wir das Brot brechen, blicken wir einerseits zurück nach Golgatha, wo Er für uns in den Tod ging, aber wir schauen auch nach vorne und er­warten sein Kommen.

Horst Zielfeld

Unterschiedliche Begriffe …

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In 1. Korinther 11 benutzt der Geist Gottes fünf verschiedene Worte, um das Prüfen oder Richten zu beschreiben.

  • V 28:
    „Prüfen“ [erproben, auf Tauglichkeit untersuchen, auf die Probe stellen]
    Gemeint ist das aufrichtige Beurteilen des eigenen Verhaltens im Licht Gottes, um das durch Bekenntnis in Ordnung zu bringen, was in Ordnung gebracht werden muss.
  • V 31:
    „Selbst beurteilen“ [gründlich trennen, unterscheiden, absondern]
    Es geht um das Beurteilen des eigenen Lebens einschließlich der inneren Motive. Die Hilfe dabei ist das Wort Gottes (s. Heb 4,12).
  • V 32a:
    „Gerichtet“ [scheiden, unterscheiden, trennen, richten, strafen]
    Hier wird das Handeln Gottes in seinen Regierungswegen beschrieben. Er handelt mit uns nach dem Prinzip von Galater 6,7.8. Dieses Handeln Gottes in seinen Regierungswegen betrifft unser Leben hier auf der Erde und hat nichts zu tun mit unserem ewigen Heil.
  • V 32b:
    „Gezüchtigt“ werden [ein Kind erziehen, unterweisen, bilden, anleiten, züchtigen]
    Es wird gezeigt, dass die Regierungswege Gottes den Charakter von Erziehung haben. Gott meint es gut mit uns, Er handelt mit uns in Weisheit und Liebe und möchte in unserem Leben ein gutes Ziel erreichen.
  • V 32c:
    „Verurteilt“ werden [verurteilen, (endgültig) verdammen]
    Hier ist das ewige Gericht der Ungläubigen gemeint.

Die Gedankenführung in diesen Versen ist folgende: Wir sollen mit großer Ernsthaftigkeit uns selbst im Licht Gottes beurteilen und Selbstgericht üben (d. h. uns selbst prüfen und beurteilen).
Wenn wir das nicht tun, dann muss Gott in seinen Regierungswegen handeln (d. h. richten und züchtigen). Bei den Korinthern war das nötig geworden: Ein Teil der Glaubenden war krank oder sogar schon entschlafen.
Aber dieses Handeln Gottes mit uns bedeutet nicht, dass wir mit der Welt verurteilt werden. Dem ewigen Gericht sind wir für immer ganz fest und sicher entkommen!

Christian Rosenthal

Das Mahl des Herrn – zu seinem Gedächtnis

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Wenn wir uns zu einem gemeinsamen Essen treffen, dann liegt dem oft ein ganz bestimmter Anlass zugrunde. Gerne tun wir es zum Beispiel anlässlich einer Hochzeit, zu Geburtstagen, Jahrestagen oder im Kreis unserer Familie. Und der Anlass des Essens gibt dem Zusammensein ein bestimmtes Gepräge, einen bestimmten Charakter. Entsprechend sind wir gekleidet und entsprechend benehmen wir uns.
Völlig verschieden von all diesen „Gastmahlen“ ist jedoch das, was der Herr Jesus uns als „sein Mahl“, als das „dem Herrn gehörende Mahl“, wie Paulus es in 1. Korinther 11,20 nennt, gegeben hat. Hier ist Er selbst der Gastgeber und Er hat uns über den Zweck seines Mahles nicht im Unklaren gelassen: Es ist „zu seinem Gedächtnis“. Diesen Hinweis finden wir in Verbindung mit der Einsetzung dreimal im Neuen Testament: In Lukas 22,19 und zweimal in 1. Korinther 11 (V. 24.25). Das gibt dem „Brotbrechen“ einen ganz besonderen, feierlich-ernsten Charakter.

Das Mahl des Herrn

Offensichtlich hatten die Geschwis­ter der Versammlung von Korinth den Unterschied zwischen einer ge­wöhnlichen Mahlzeit und dem Mahl des Herrn nicht mehr beachtet (s. 1. Kor 11, 20-22). Sie bedachten nicht, dass sie dieses Mahl „zu sei­nem Gedächtnis“ einnehmen soll­ten.
So war es das Anliegen des Apo­stels, den Korinthern noch einmal deutlich zu machen: Es geht um das Gedächtnis des Herrn Jesus und seines Todes! Deshalb tadelt Paulus ihr zum Teil unwürdiges, dem Mahl des „Herrn“ unangemessenes Verhalten, scharf. Er nimmt das zum Anlass, ihnen in Kürze zu schrei­ben, was er ihnen schon mündlich mitgeteilt hatte:

„Denn ich habe von dem Herrn emp­fangen, was ich auch euch überlie­fert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wur­de, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Ge­dächtnis. Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkün­digt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ „Denn ich habe von dem Herrn emp­fangen, was ich auch euch überlie­fert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wur­de, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Ge­dächtnis. Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkün­digt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“
(1. Korinther 11,23-26)


Von dem Herrn empfangen

Die Vollmacht und Autorität eines „Apostels des Herrn“ liegt unaus­gesprochen über diesem Abschnitt. Hier spricht jemand, der vom Herrn selbst eine göttliche Offenbarung erhalten hatte. Schon damals, als er ihnen diese Dinge mündlich „überlieferte“, hatte er mit aposto­lischer Autorität gesprochen.
Gleichzeitig zeigen seine Worte aber auch die völlige Übereinstimmung mit den Berichten in den Evangeli­en. Der verherrlichte Herr im Him­mel hatte ihm, dem „Apostel der Nationen“, genau das mitgeteilt, was die Jünger damals im Obersaal bei dem Herrn Jesus gesehen und gehört hatten.

Die Nacht, in der Er überliefert wurde

Brot essen und aus einem Kelch trinken sind im Grunde ganz einfa­che, alltägliche Handlungen. Paulus gibt den Ablauf des Mahles des Herrn hier auch sehr sachlich wie­der. Er stimmt dabei mit dem über­ein, wie es uns die Evangelien aus jener Nacht berichten, in der der Herr diese Zeichen einsetzte. Dort lesen wir: Der Herr nahm Brot, dankte, brach es und gab es den Jüngern, damit sie aßen. „Ebenso“ tat er mit dem Kelch: Er dankte und gab ihn den Jüngern, damit sie alle daraus tranken. So wissen auch wir heute, wie wir es zu tun haben.
Doch die Erinnerung daran, wann der Herr ein Mahl eingesetzt hat und was Ihm in dieser Nacht alles widerfahren ist, lässt Paulus inner­lich nicht unberührt. Er nennt diese denkwürdige Nacht „die Nacht, in der Er überliefert wurde“ (1. Kor 11,23).
Könnten wir heute wohl jemals ohne innere Anteilnahme und geist­gewirkte Empfindungen an diesem Mahl teilnehmen? Stehen nicht auch uns jedes Mal die äußeren Um­stände dieser „Nacht“ vor Augen?
Der Heiland wurde „überliefert“ und Er empfand tief, wer es war, der dies getan hat. Im Johannesevan­gelium lesen wir: „Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist er­schüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überlie­fern“ (Joh 13,21).
Ihm war auch bewusst, an wen Er überliefert werden sollte. Denn schon in Gethsemane hatte Er zu den Jüngern gesagt: „… der Sohn des Menschen wird in die Hände von Sündern überliefert“ (Mt 26,45).
Und Er hatte auch gehört, was die Führer des Volkes zu Pilatus sag­ten: „Wenn dieser nicht ein Übel­täter wäre, hätten wir ihn dir nicht überliefert“ (Joh 18,30). Wie sehr müssen Ihn auch die höhnischen Worte des Pilatus getroffen haben: „Deine Nation und die Hohenpries­ter haben dich mir überliefert“ (Joh 18,35).

Zu seinem Gedächtnis – Erinnerung an seinen Tod

Dennoch ist der Hauptgedanke beim Brotbrechen die Erinnerung an sei­nen Tod. Ist uns wohl immer be­wusst, was für eine tiefe Symbolik der Herr in diese „einfachen Zei­chen“, Brot und Kelch, hineingelegt hat?
Das Brot, das wir essen, ist und bleibt gewöhnliches Brot. Der Wein[1] bleibt gewöhnlicher Wein. Aber es sind doch bedeutsame Zeichen, Zeichen seines Todes. Schon die ge­trennt stehenden Zeichen erinnern an seinen Tod. Das separat stehen­de Brot spricht von seinem Leib, der danebenstehende Kelch von seinem Blut. Und unzweifelhaft ist ein Körper ohne das Blut tot.

Sein Leib und sein Blut – für uns!

Aber auch jedes dieser Elemente für sich spricht vom Tod unseres Herrn. So erinnert uns das Brot an seinen heiligen, sündlosen Leib, an dem Er „unsere Sünden auf dem Holz getragen hat“ (1. Pet 2,24). Denn der Herr hat nicht nur gesagt „dies ist mein Leib“, sondern Er hat auch hinzugefügt „der für euch ist“, oder: „der für euch gegeben wird“ (Lk 22, 19). Für uns, oder zu unseren Gunsten, an unserer Stelle, ist Er in den Tod gegangen.
Nein, nicht als ein „Übeltäter“, wie seine Feinde sagten, ist der Herr am Kreuz gestorben. Auch nicht als Märtyrer für eine gerechte Sache oder eine Idee, sondern als ein Op­fer für die Sünde und die Sünden aller, die an Ihn glauben würden. Christus ist für unsere Sünden ge­storben, schreibt der Apostel später in die­sem Brief (s. 1. Kor 15,3).
Könnte uns dieser Gedanke bei der Zusammenkunft zum Brotbrechen wohl je unberührt lassen? Gibt es eine größere Liebe, als dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde (s. Joh 15,13)?
Auch der Kelch ist ein Symbol sei­nes Todes. Denn wenn der Herr sagt: „Dies ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele ver­gossen wird“ (Mk 14,24; Mt 26,28), dann meint Er nichts anderes, als dass er sein Leben in den Tod ge­ben würde. Denn „Blut geben“ oder „Blut vergießen“ meint immer ster­ben.
Beim Trinken aus dem Kelch erin­nern wir uns also daran, dass der Heiland wirklich in den Tod gegan­gen ist, ja ihn „geschmeckt“ hat, und zwar „durch Gottes Gnade für alles“ oder „für jeden“ (s. Heb 2,9).

Zu seinem Gedächtnis – wir „tun“ etwas

Am Anfang haben wir uns daran erinnert, dass ein bestimmter An­lass selbst unseren Mahlzeiten einen besonderen Charakter verleiht. Weit erhabener jedoch ist der Charak­ter, oder der Zweck, dieser einfachen Handlung, die wir beim Mahl des Herrn „tun“.
Denn das „Essen und Trinken“ an sich geschieht zu seinem Gedächt­nis. Worauf sonst sollten sich die Worte „dies tut“ anders beziehen, als auf die Tätigkeit des Essens und Trinkens? Wie einfach und doch wie großartig! Eine schlichte Mahlzeit be­kommt durch die Worte des Herrn eine solche Bedeutung.
Wie die ersten Christen versammeln sich seit Jahrhunderten regelmäßig Gläubige, „um Brot zu brechen“ (Apg 20,7). Und dieses bestimmte, von anderen Zusammenkünften der Gläu­bigen unterschiedene Zusammen­kommen, erhält seinen beson­deren Charakter dadurch, dass wir zu sei­nem Gedächtnis essen und trinken.
Wie wird unser Herr, der auch heute noch der „von Menschen Verworfene“ ist (1. Pet 2,4), da­durch geehrt. „Sooft“ wir es tun – und das Wort Gottes legt uns da keine Beschränkungen auf –, sooft tun wir es nicht für uns, sondern für Ihn, zu seinem Gedächtnis.

Zu seinem Gedächtnis – Verkün­digung seines Todes, bis Er kommt

Noch etwas „tun“ wir, wenn wir von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Wir verkündigen dadurch seinen Tod, den „Tod des Herrn“. Nur im Korintherbrief lesen wir von dieser Bedeutung seines Mahles.
Und auch das ist großartig. Indem wir uns dieser „sichtbaren Zei­chen“ bedienen, sind wir der sichtbaren und unsichtbaren Welt ein bestän­diges Zeugnis von seinem Tod. Ein Zeugnis, dem nicht widersprochen werden kann, weil es allein schon durch die Handlung geschieht.
Auch hier heißt es wieder: „Sooft“, das meint, jedes Mal, wenn ihr es tut, verkündigt ihr seinen Tod. Es ist ein dauerhaftes Zeugnis seines Todes, solange die Versammlung Gottes auf der Erde ist. Durch die­se Einrichtung hat sich der Herr Je­sus auf dieser Erde ein Denkma(h)l errichtet, das fortbestehen soll, bis Er wiederkommt. Im Himmel ist die­se Verkündigung nicht mehr nötig.

Zu seinem Gedächtnis – Die Herzen sind ausgerichtet auf die Person unseres Herrn

Könnte uns etwas glücklicher ma­chen, als in Liebe, Dankbarkeit und Anbetung an den zu denken, der seinen Leib und sein Blut „für uns“ gegeben hat? Größer noch als alle unsere Segnungen ist doch der, der sie uns erworben hat.
So ist das Gedächtnismahl zualler­erst ein Gedenken an seine Person. Als Israel später im Land Kanaan das Passah feierte, ging es um die Erinnerung an ein Ereignis, an die Erlösung aus Ägypten. Wenn wir miteinander das Brot brechen, dann geht es zuallererst um eine Person, um den Erlöser selbst.

Wolfgang Kleine

Nie sei, Lamm Gottes, Dein Opfer vergessen,
dass Du Dich legtest auf Gottes Altar,
wenn wir die Tiefen auch niemals ermessen,
was Dir das Kreuz, was Dir Golgatha war!
(Aus „Geistliche Lieder“, CSV Hückeswagen, Lied 237, Strophe 3)

Fußnoten:

  1. Die Bibel spricht in Verbindung mit dem Kelch von dem „Gewächs des Weinstocks“ (s. Lk 22,18). Das lässt die Freiheit, im Bedarfsfall auch Traubensaft zu verwenden, auch wenn es sich in der damaligen Zeit ohne Zweifel um Wein gehandelt hat, da Trau­bensaft nicht zur Aufbewahrung haltbar gemacht werden konnte.

Äußere Teilnahme und innere Gemeinschaft

Äußere Teilnahme bedeutet in Gottes Augen innere Gemeinschaft mit den Grundsätzen, Lehren und Praktiken, die an dem Ort gelten, an dem wir teilnehmen. In unserem Land haben wir es kaum mit Tischen von Dämonen zu tun (wie in Korinth), jedoch durchaus mit „Tischen“, die von Menschen errichtet wurden. Durch das Teilnehmen an diesen „Tischen“ kommt man in Gemeinschaft mit allen Lehren, Grundsätzen und Praktiken, die dort gelten und geduldet werden.

Das spornt uns an, in unseren Verbindungen achtsam zu sein und selbst jede äußere Teilnahme zu vermeiden, bei der wir uns mit falschen Grundsätzen und Handlungsweisen verbinden würden.
Gottes Wort macht es ganz deutlich: Wir können nicht zugleich Gemeinschaft am Tisch des Herrn und an einem anderen Ort ausdrücken, an dem wir uns mit falschen Dingen verbinden würden.

Die Reinheit in den Verbindungen ist ein wichtiger Aspekt, den Gott in seinem ganzen Wort zeigt (s. z.B. 3. Mo 7,21 und 2. Kor 6,17) und den wir gerne durch biblische Absonderung praktisch verwirklichen wollen.

Christian Rosenthal

Der Tisch des Herrn – die gemeinsame Verantwortung

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Die Segnungen der Gemeinschaft mit Christus, die wir am Tisch des Herrn genießen dürfen, sind nicht losgelöst von unserer Verantwortung. Tatsächlich können wir den Segen am Tisch des Herrn nur dann genießen, wenn wir diesen Platz der Gemeinschaft entsprechend den grundlegenden Voraussetzungen und Gedanken des Wortes Gottes einnehmen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung dem Herrn gegenüber, an seinem Tisch seinen dort geltenden Rechten zu entsprechen.
In 1. Korinther 10 wird der gemeinschaftliche Aspekt unserer Verantwortung, im Hinblick auf den Tisch des Herrn, betont: „Den Kelch der Segnung, den wir segnen, … Das Brot, das wir brechen, …“ (1. Kor 10,16).
Beim Mahl des Herrn hingegen geht die Tätigkeit zunächst von Christus aus. Er nahm das Brot, und als Er gedankt hatte, brach Er es und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist (s. 1. Kor 11,24.25). So fällt am Tisch des Herrn unserem eigenen verantwortlichen Handeln eine bedeutende Rolle zu.

Ein wesentlicher Grundsatz

Die gemeinsame Verantwortung wird dann im weiteren Verlauf von 1. Korinther 10 mehr und mehr ver­deutlicht. Der Apostel Paulus ge­braucht kontrastreiche Gegenüber­stellungen, um die göttlichen Beleh­rungen ganz klar hervorzuhe­ben.
Er vergleicht hierzu den Tisch des Herrn mit dem Altar der Juden und dem Tisch der Dämonen (in Kapitel 11 steht dann das Mahl des Herrn dem eigenen Mahl gegenüber). Da­bei wird ein ganz allgemeingültiger Grundsatz in Verbindung mit dem Tisch des Herrn deutlich: Äußere Teilnahme bedeutet immer auch innere Gemeinschaft.
Paulus geht zunächst auf den jüdi­schen Opferdienst zurück, um zu zei­gen, dass die äußere Teilnahme an der Opfermahlzeit die innere Ge­meinschaft mit dem Altar (und da­mit mit dem Empfänger des Opfers) zum Ausdruck bringt: „Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?“ (1. Kor 10,18).
Auf die gleiche Weise musste den Korinthern, die mit der Frage über das Essen von Götzenopfern an Pau­lus herangetreten waren (s. Kap 8 ff.), auch deutlich gemacht wer­den, dass das Essen von Götzenopfer­fleisch im Götzentempel ein Aus­druck der Gemeinschaft mit den Dämonen ist: „Das, was die Natio­nen opfern (nämlich Götzenopfer, s. V. 19), opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen“ (1. Kor 10,20). So wird schon im Vorbild ganz deut­lich, dass innere Gemeinschaft durch äußere Teilnahme dargestellt wird.
Und genauso ist es beim Tisch des Herrn, der durch den Altar direkt vorgebildet wird (der Altar und der Tisch haben schon im Alten Testa­ment dieselbe Bedeutung und wer­den daher oftmals in austauschba­rer Weise verwendet: s. Mal 1,7 und Hes 41,22): Wenn wir am Tisch des Herrn von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken, identifizie­ren wir uns mit dem gestorbenen Christus und drücken durch diese äußerliche Handlung eine innere Ge­meinschaft mit Ihm und unter­einander aus.

Bedingungen“ zur Aufnahme

Unsere gemeinsame Verantwortung ist es nun, den Platz am Tisch des Herrn in einer Weise einzunehmen, die keine andere Gemeinschaft au­ßer mit Christus duldet. „Wir kön­nen nicht des Herrn Tisches teil­haftig sein und des Dämonen-Ti­sches“ (1. Kor 10,21). Um diese Aus­schließlichkeit zu bewahren, sind gewisse „Bedingungen“ oder Vor­aussetzungen zur Aufnahme nötig.
Grundsätzlich kann der Platz am Tisch des Herrn nur von einem wie­dergeborenen Christen eingenom­men werden, der Kraft des neuen Lebens eine lebendige Be­ziehung zu Gott hat und durch den inne­wohnenden Heiligen Geist zu einem Verständnis geistlicher Dinge befä­higt ist. Neben dieser stellungsge­mäßen Voraussetzung ist auch in ganz praktischer Hinsicht Reinheit im Wandel, in der Lehre und in den Verbindungen erforderlich.
Reinheit ist das völlige Getrennt­sein von allem Unreinen und Bö­sen, was nicht der Gemeinschaft mit Christus und der Wahrheit sei­nes Wortes entspricht. Hinsicht­lich des Wandelns nennt Gottes Wort grundlegende praktische Din­ge, die unrein und böse sind, wie bei­spielsweise Hurerei, Trunkenheit, Zaube­rei (o. Magie) oder Streit­sucht (s. Gal 5,19).
Bezüglich der reinen Lehre geht es um ganz fundamentale Dinge, also um grundlegende biblische Wahr­heiten, z. B. dass Christus der Sohn Gottes und die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist. Wie oft werden diese Wahrheiten in der heutigen Zeit gänzlich oder zum Teil infrage gestellt! Umso mehr wollen wir das Bild gesunder (o. reiner) Wor­te fest­halten (s. 2. Tim 1,13). Es geht also um Worte und Werke, um Lehre und Wandel – beides muss rein sein.
Zusätzlich kann keine vertraute und gewohnheitsmäßige Verbindung mit jemandem gepflegt werden, der nicht rein in Wandel und Lehre ist. Durch eine solche äußere Verbin­dung haben wir innere Gemein­schaft mit Unreinem und verunrei­nigen uns dadurch selbst.
Aber was ist zu tun, wenn ein wie­dergeborener Christ, der bereits am Tisch des Herrn aufgenommen wor­den ist, diese grundlegenden Vor­aussetzungen durch praktiziertes und erwiesenes Böses nicht mehr erfüllt?
Hier appelliert das Wort Gottes wiederum an die gemeinsame Ver­antwortung all derer, die ihren Platz am Tisch des Herrn einnehmen, und zeigt, dass in einem solchen Fall der Versammlung auch die verant­wortungsvolle Aufgabe vom „Bin­den und Lösen“ auferlegt ist. Dazu sagt der Herr Jesus selbst: „Wahr­lich, ich sage euch: Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen wer­det, wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18).

Binden“ und „Lösen“

„Binden“ bedeutet, jemand durch das Urteil der Versammlung an eine offenkundig erwiesene Sünde zu binden. Dies geschieht nicht auf­grund eines Beschlusses der Brü­derstunde oder der Meinung ein­zelner Geschwister, sondern die ganze örtliche Versammlung muss zu ei­nem Urteil kommen. Die Ver­sammlung handelt in der Autorität des Herrn und soll den Bösen hin­austun (s. 1. Kor 5,13).
Andererseits soll die Versammlung zur Gemeinschaft am Tisch des Herrn zulassen und jemand von Sünde, die bekannt und abgelegt wurde, lossprechen und vergeben (s. 2. Kor 2,10). Dies ist die Bedeu­tung von „Lösen“.
Beides tut die Versammlung in der Autorität des Herrn, so dass ihre Beschlüsse („Binden“ und „Lösen“) im Himmel Anerkennung finden: „Was irgend ihr auf der Erde bin­den werdet, wird im Himmel ge­bunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18).
Allerdings hat dieses Handeln der Versammlung ausschließlich mit der Erde zu tun. Die Versammlung bindet und löst gemäß ihrer Ver­antwortung immer „auf der Erde“ und für die Erde.
Wir sehen, dass eine örtliche Ver­sammlung viel Weisheit zum richti­gen Handeln benötigt. Diese Weis­heit können wir nur durch Gebet erlangen. Deshalb verknüpft der Herr Jesus in Matthäus 18 das Bin­den und Lösen direkt mit dem Gebet: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über ir­gendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater, der in dem Himmel ist“ (Mt 18,19).
Wir haben in allem seine Gnade und Weisheit nötig, um in Abhän­gigkeit von Ihm unserer gemeinsa­men Verantwortung am Tisch des Herrn zu entsprechen!

Matthias Wölfinger

Der Tisch des Herrn – der Ort der Gemeinschaft

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Bereits die ersten Christen kamen am ersten Tag der Woche zusammen, um das Brot zu brechen (s. Apg 20,7). Sie kamen damit auf der einen Seite dem Wunsch des Herrn Jesus nach: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Indem sie das Brot brachen, gedachten sie des Herrn in seinen tiefen Leiden und seiner Hingabe bis in den Tod. Auf der anderen Seite drückten sie aber auch die Einheit aller Gläubigen auf der Erde aus, die den Leib Christi bilden, dessen verherrlichtes Haupt der Herr Jesus im Himmel ist. Damit bezeugten sie die Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander an seinem Tisch (s. 1. Kor 10,16.17). Sie taten es unter der Leitung des Heiligen Geistes, obwohl sie die Belehrung der Briefe des Neuen Testaments noch nicht besaßen. Diese zweite Seite soll in diesem Artikel etwas beleuchtet werden.

Ein geistlicher Ort

Im Alten Testament hat Gott uns sichtbare, materielle Vorbilder ge­geben. Im Neuen Testament gibt Er ihnen eine geistliche Bedeutung (s. z.B. 1. Kor 9,10; 10,11; Heb 9, 23; 10,1). Die Vorbilder des Alten Testaments helfen uns, die Lehre des Neuen Testaments besser zu verstehen.
So wurden sowohl der Brandopferal­tar (s. Mal 1,7.12) als auch der Räu­cheraltar (s. Hes 41,22; 44,16) schon im Alten Testament als der Tisch des Herrn bezeichnet. Auf dem Bran­dopferaltar wurden materielle Opfer gebracht. Sie sprechen vor­bildlich von dem Opfer des Herrn Jesus. Von dem Friedensopfer durf­te jeder rei­ne Israelit essen (s. 3. Mo 7).
In 1. Korinther 10,18 greift der Apo­stel den Gedanken auf und zeigt, dass mit dem Essen Gemein­schaft mit dem Altar ausgedrückt wurde. Auf dem Räucheraltar wur­de von den Priestern Räucherwerk darge­bracht (s. 2. Mo 30,34-38; 5. Mo 33,10). Es war zum Wohlgeruch für Gott und spricht von dem Wohlge­ruch der Person und des Opfers des Herrn Jesus für Gott.
Wir dürfen heute Gott, dem Vater, mit anbetenden Herzen die Herr­lichkeiten der Person und des Werkes des Herrn Jesus bringen (s. Heb 13,15).
Der Tisch spricht also in seiner geist­lichen Bedeutung von Gemeinschaft und von Einheit. Manche haben schon zu Recht gesagt: „Der Tisch des Herrn ist kein Möbelstück“. Es ist eben nicht der Tisch gemeint, der oft in dem Raum steht, in dem das Zusammenkommen stattfindet. Es geht um die geistlichen Prinzipi­en, nach denen das Mahl des Herrn begangen wird, um einen geistli­chen „Ort“.
Es ist der Tisch des Herrn! Er ist der Herr des Hauses und an seinem Tisch gelten seine Grundsätze. Das zeigt uns seine absolute Autorität. Es muss alles in Übereinstimmung mit seiner Person und seinem Wort sein.

Die Bedeutung von Brot und Kelch

Brot und Kelch sind die sichtbaren Symbole, die der Herr Jesus uns hinterlassen hat. Er selbst gibt ih­nen bei der Einsetzung des Mahles eine geistliche Bedeutung. Paulus erweitert diese Bedeutung durch göttliche Offenbarung in 1. Korin­ther 10 und 11.
Das Brot steht für den Leib des Herrn, den Er für uns gegeben hat (s. Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19). Das Brot bleibt ein natürliches Brot, es ist jedoch eine symbolhafte Dar­stellung des Leibes des Herrn.
Der Herr Jesus hat als vollkomme­ner Mensch in seinem Leib am Kreuz auf Golgatha unsäglich gelit­ten. An seinem Leib hat Er dort unsere Sün­den getragen (s. 1. Pet 2,24) und ist in das Gericht Gottes über die Sün­de gegangen (s. Röm 8,3). Nachdem Er gestorben war, wurde seine Sei­te durchbohrt (s. Joh 19,34).
Die Zeichen seines Todes waren nach seiner Auferstehung zu sehen (s. Joh 20,20). Sie werden auch ewig sichtbar sein (s. Off 5,6) und uns daran erinnern, dass Er seinen Leib in den Tod gegeben hat. Wir ge­denken eines gestorbenen, aber auferstandenen und verherrlichten Christus.
In 1. Korinther 10,17 bekommt das Brot eine zweite, neue Bedeutung. Es symbolisiert alle Gläubigen auf der Erde. Sie bilden einen Leib (s. 1. Kor 12,13). Der Herr Jesus ist nicht nur für dich und mich per­sönlich gestorben, sondern auch, um diese Einheit zu schaffen (s. Eph 2,16).
Mit dem Kommen des Heiligen Geistes auf diese Erde wurde sie gebildet (s. 1. Kor 12,13). Da das noch zukünftig war, als der Herr das Mahl einsetzte, hat Er es ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitgeteilt und sie hätten es wohl auch nicht aufnehmen können (s. Joh 16,12).
Der Kelch spricht einerseits von seinem Blut, das Er für uns vergos­sen hat (s. Mt 26,28; Mk 14,24), aber auch von dem neuen Bund in seinem Blut (s. Lk 22,20; 1. Kor 11,25)[1]. Im Blut ist das Leben (s. 1. Mo 8,4; Jes 53,12). Er hat sein Leben für uns gegeben!
In den drei Stunden der Finsternis war Er von Gott verlassen und hat erlebt, was der „zweite Tod“, die Trennung von Gott, bedeutet. Und nach seinem Ruf „es ist vollbracht“ hat Er seinen Geist in die Hände seines Vaters übergeben. Er ist gestorben, Er hat den Tod als den Lohn der Sünde geschmeckt. Sein Tod, sein Blut, ist so kostbar in den Augen Gottes (s. 1. Pet 1,19), dass Er auf dieser Grundlage Sünden hin­wegtun kann und uns erlöst hat.
Beide Symbole sprechen also ein­zeln von seinem Tod. Da Brot und Kelch voneinander getrennt sind, sprechen sie aber auch gemein­sam von seinem Tod, denn Leib und Blut getrennt bedeutet Tod.

Gemeinschaft mit dem Herrn, seinem Leib und seinem Blut

Am Tisch des Herrn drücken wir beim Brechen des Brotes und bei dem Trinken aus dem Kelch Ge­meinschaft mit Ihm aus[2]. Durch sein Erlösungswerk am Kreuz haben wir Gemeinschaft mit Ihm als dem auf­erstandenen und verherrlichten Christus auf der Grundlage seines Todes. Wir sind untrennbar mit dem Herrn Jesus verbunden.
Eine engere Gemeinschaft als die zwischen dem Haupt und dem Kör­per gibt es nicht. Alle Lebensäuße­rungen des Körpers hängen vom Haupt ab.
Durch das Teilnehmen, d. h. Essen von dem Brot, drücken wir unser Teil mit Christus, dem Opfer seines Leibes und dem Wohlgeruch die­ses Opfers vor Gott aus. Durch das Trinken aus dem Kelch drücken wir unser Teil an der Wirksamkeit des Blutes des Herrn Jesus und seinem unendlichen Wert vor Gott aus. Alle Segnungen haben wir durch Ihn, durch sein vergossenes Blut.
Das dürfen wir an jedem ersten Tag der Woche tun, bis Er kommt. Es ist ein Vorrecht und erfreut un­sere Herzen.

Gemeinschaft untereinander

Die christliche Gemeinschaft hat eine vertikale und eine horizontale Komponente. Die vertikale haben wir gerade gesehen: Es ist die Ge­meinschaft mit dem verherrlichten Herrn im Himmel und durch Ihn mit Gott, dem Vater. Die horizontale Gemeinschaft ist die als Glieder des Leibes Christi untereinander (s. Röm 12,5).
Alle, die aufgrund seines Todes Ge­meinschaft mit Ihm haben, haben auch Gemeinschaft untereinander. Sie bilden den einen Leib (s. 1. Kor 10,17; Eph 4,4). Beim Brotbrechen bezeugen wir diese Einheit. Das gilt sowohl örtlich als auch weltweit.
Paulus schrieb „das Brot, das wir brechen“ und „ein Brot, ein Leib“. Als er das schrieb, war er nicht in Korinth, sondern wohl in Ephesus. Und doch schreibt er „wir“ und „ein Brot“. Die Handlung selbst findet zwar an unterschiedlichen geogra­phischen Orten statt, weil es prak­tisch nicht anders möglich ist. Aber alle, die an einem Ort teil­nehmen, drücken nicht nur die Gemein­schaft am Ort untereinander, sondern welt­weit aus. Sie tun es in dem Bewusst­sein, dass sie örtlich die welt­weite Versammlung, den Leib Christi, re­präsentieren.
Die Versammlung in Korinth war nicht der Leib Christi, deshalb lässt der Apostel auch den Artikel vor „Leib“ weg (s. 1. Kor 12, 27). Die örtliche Versammlung, zu der alle Gläubigen an einem Ort gehören, ist dem Wesen nach nichts ande­res als die weltweite Versammlung. An einem Ort verwirklichen wir so die Wahrheit von der einen Ver­sammlung auf dieser Erde.
Trotz aller Zerrissenheit im Volk Gottes besteht diese Einheit fort, weil sie sich allein auf das Erlö­sungswerk des Herrn Jesus am Kreuz auf Golgatha gründet und durch den Heiligen Geist gebildet wurde. So dürfen wir auch heute noch am Tisch des Herrn diese Ein­heit, die durch das eine Brot sym­bolisiert wird, vor unseren Herzen haben und praktisch bezeugen.
In der Herrlichkeit werden wir die Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander, die jetzt schon exis­tiert, in Vollkommenheit genießen.

Dirk Mütze


Fußnoten:

  1. Der neue Bund wird im Artikel „Die unterschiedli­chen Einsetzungsworte“ behandelt, daher gehen wir hier nicht darauf ein.

  2. In 1. Korinther 10 wird uns das Blut als die Grund­lage unserer Annahme vor Gott gezeigt. Deshalb wird es zuerst genannt. Wir haben hier nicht die Reihenfolge, in der wir das Mahl des Herrn neh­men. Der Herr Jesus hat den Jüngern zuerst das Brot und dann den Kelch gegeben, wie es auch in 1. Korinther 11 beschrieben wird.

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