BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Wenn Gott sich ums Abendbrot kümmert

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Vor einigen Jahren erzählte eine alte Schwester ihren Enkelkindern von einer besonderen Gebetserhörung:

Es war in den ersten Monaten nach dem zweiten Weltkrieg. Am späten Nachmittag kam mein Vater von der Arbeit nach Hause. Da die Arbeit sehr anstrengend war, hatte mein Vater abends immer großen Hunger.
Aber heute brauchte meine Mutter den Tisch nicht zu decken, denn wir hatten nichts mehr zu Essen im Haus. Die letzte Scheibe Brot hatte mein Vater am Abend vorher in sechs gleiche Stücke geteilt. So bekamen die Eltern und wir Kinder wenigstens jeder eine ganze Kleinigkeit zum Abendbrot. Fast kam es mir damals vor, als hätte ich hinterher mehr Hunger gehabt als vorher.
Doch nun war die Brotkiste leer. Sobald mein Vater zu Hause war, wollte meine Mutter uns Kinder fürs Bett fertig machen. Dann konnte der Vater uns noch etwas aus der Bibel vorlesen und mit uns beten.
Meine Mutter war fest überzeugt, dass wir an diesem Abend leider hungrig ins Bett gehen müssten. Dabei hatte sie mittags extra noch einmal zu Gott gebetet, Er möge uns doch wenigstens etwas trockenes Brot schenken. Doch bis zum Abend waren ihre Gebete noch nicht beantwortet worden.
Als mein Vater dann so gegen sechs Uhr abends nach Hause kam, fragte er meine Mutter, weshalb sie noch nichts auf den Tisch getan hatte.
„Wir haben nichts mehr zu essen, Karl“, antwortete meine Mutter mit Tränen in den Augen. „Ich habe Gott schon ein paarmal darum gebeten, aber die Brotkiste ist immer noch leer.“
Da rief mein Vater die ganze Familie in die Küche. Uns stand der Hunger ins Gesicht geschrieben.
Dann fragte er uns: „Was meint ihr? Ob Gott unsere Gebete hört?“
„Natürlich!“, rief meine kleine Schwester empört. „Das glauben wir ganz gewiss“, bestätigte mein ältester Bruder.
„Dann lasst uns rasch den Tisch decken. Oder wollt ihr mit den Händen von der Tischplatte essen?“
„Warum sollen wir den Tisch decken, noch hat Gott uns doch nichts zu essen geschenkt“, dachten wir. Doch mein Vater duldete keinen Widerspruch.
Als Teller, Tassen und das Besteck auf dem Tisch waren, setzten wir uns alle an unseren Platz.

Wie immer vor dem Essen sprach mein Vater das Tischgebet. Ich habe seine Worte noch genau in den Ohren: „Unser treuer Gott, du hast dein Volk Israel damals in der Wüste mit Brot aus dem Himmel gespeist. Und du hast uns in der Bibel aufschreiben lassen, dass wir mit allen unseren Bitten zu dir kommen sollen. Das tun wir jetzt, denn wir haben Hunger. Wir haben jedoch kein Brot und auch sonst nichts mehr zu essen. Du kannst uns doch etwas zu Essen schenken, wenn es dein Wille ist.
Darum haben wir auch den Tisch schon mal gedeckt, weil wir fest daran glauben, dass du uns nicht verhungern lässt. Amen!“

Wir Kinder und auch Mutter haben dazu nur zaghaft Amen gesagt, obwohl wir doch gerade noch gesagt hatten, dass wir sicher seien, dass Gott unsere Gebete hört.
Gespannt öffneten wir die Augen.
Meine kleine Schwester meinte, eine Stimme am Fenster gehört zu haben.
„Das war der freche Frieder“, bestätigte mein großer Bruder. „Den habe ich an seinem hämischen Lachen erkannt.“
Unsere Mutter tadelte uns, weil wir während des Betens unaufmerksam gewesen waren und darauf geachtet hatten, was draußen passierte. Doch da klopfte es an der Haustür.
Mein Vater stand ruhig auf, ging durch den Flur und öffnete die Haustür. Durch die offen stehende Küchentür konnten wir tatsächlich den frechen Frieder erkennen, der mit Vater sprach.
Der sonst so wilde Kerl stand ganz ruhig da, sprach mit Vater und reichte ihm schließlich etwas.
Mein Vater bedankte sich, winkte Frieder noch einmal zu und schloss die Haustüre. Mit dankbarem Gesicht trat er wieder in die Küche. Feierlich legte er ein duftendes, frisch gebackenes, knuspriges Brot auf den Tisch.
Verwundert rieben wir Kinder uns die Augen. Wir konnten es erst gar nicht recht glauben. Doch es war wahr. Vor uns auf dem Tisch lag ein großer Laib Brot.
„Frieder hat unser Gebet belauscht“, erklärte mein Vater. „Er meinte, er sei zwar nicht Gott, aber er wolle uns doch eins von den Broten schenken, die er heute im Backhaus gebacken hätte. Er hätte dann immer noch 5 Brote für seine Familie, da könnten wir das eine ruhig haben.“
Als mein Vater dann noch einmal zu Gott betete und Ihm für das Brot dankte, haben wir alle laut Amen gesagt.

aufgezeichnet von Stefan Busch

Von einer Mutter erlebt …

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Eines Morgens saß die Mutter mit ihren kleinen Kindern am Frühstückstisch. Aufgrund einer längeren und schweren Krankheit war sie müde und abgespannt. Kraft für den Tag? Die fehlte. Sie hatte keine Vorstellung davon, wie sie an diesem Tag ihre Kinder versorgen und die notwendige Arbeit im Haushalt erledigen sollte.
Nach dem Frühstück lasen sie den Tageskalender. Das Thema lautete: Kraft für den Tag. Doch die Mutter musste den Kindern nach dem Lesen der Andacht sagen: „Jetzt haben wir von der Kraft für den Tag gelesen, aber ich habe keine Kraft. Ich weiß nicht, wie ich den Tag bewältigen soll.“ Gemeinsam wollten sie noch beten. Die Mutter bedeckte ihren Kopf und bat den Herrn Jesus, zusammen mit ihren Kindern, um Kraft für den Tag.
Noch saßen sie am Frühstückstisch, als es an der Haustür klingelte. Eine Glaubensschwester stand dort und fragte: „Wird hier heute Hilfe gebraucht? Als ich heute Morgen betete, kam mir der Gedanke, dass ich hier zu euch kommen und Hilfe anbieten soll.“
Dankbar und mit neuem Mut konnte die Mutter sich getrost ins Bett legen und ausruhen. Der Herr hatte nicht nur den passenden Kalenderzettel gegeben, Er hatte auch die nötige Hilfe vorbeigeschickt.
Einige Wochen später gab es eine ähnliche Situation am Frühstückstisch. Wieder fühlte die Mutter sich kraftlos und müde. Ratlos sagte sie ihren Kindern: „Ich weiß nicht, wie ich den Tag heute schaffen soll.“ Eines der Kinder rief: „Dann lass uns beten, beim letzten Mal hat der Herr Jesus doch auch Hilfe geschickt.“
Der Glaube des Kindes beschämte die Mutter und war zugleich Ansporn für sie, mit neuem Mut zu beten und alles vom Herrn zu erwarten.

nach einer wahren Begebenheit

Daniel in großer Gefahr – Gott erhört Gebet

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„Und als Daniel erfuhr, dass die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus. Und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vorher getan hatte. Da liefen jene Männer eilig herbei und fanden Daniel betend und flehend vor seinem Gott“ (Dan 6,11.12).

„Fest und treu wie Daniel war, nach des Herrn Gebot, sei der Kinder Gottes Schar in der größten Not“ – so lautet die Strophe eines Liedes, das viele von uns schon als Kinder gesungen haben. Für alle Generationen ist die Geschichte Daniels spannend – sie ist für Jung und Alt ein Ansporn, Gott treu zu sein, denn darauf liegt Gottes Segen!

Bei einem treuen Zeugnis für Gott …

Daniel hatte im Reich der Meder Karriere gemacht: Er wurde – so würden wir heute sagen – Minister in der Regierung unter König Darius. Weil in Daniel „ein außergewöhnlicher Geist war“ (Dan 6,4), übertraf er die anderen in Regierungsverantwortung stehenden Männer. Deshalb beabsichtigte Darius, ihn über das ganze Königreich zu bestellen.

… ist der Feind nicht weit

Das rief Neid hervor. Die Vorsteher und die Satrapen überlegten: Wie können wir Daniel, den sie abfällig „einen der Weggeführten aus Juda“ nennen, zu Fall bringen?
Daniels Regierungsgeschäfte waren ohne Tadel: Kein Vergehen und keine schlechte Handlung konnte an ihm gefunden werden – er war treu. So konnten sie nur im Gesetz seines Gottes einen Anklagegrund finden.
Eilig liefen sie zum König und forderten ihn auf, ein Verbot zu erlassen, dass jeder, der innerhalb von dreißig Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbitten würde außer von ihm, in die Löwengrube geworfen werden sollte.
Geschmeichelt durch solche Worte erließ König Darius das Verbot (V. 8-10).

Die Reaktion des Glaubens

Als Daniel von dem Verbot und der ungeheuren Strafandrohung erfuhr, „protestierte“ er nicht beim König, kündigte auch keinen „Streik“ an, sondern er ging still in das Obergemach seines Hauses und trat vor das Angesicht seines Gottes.
Demütig kniete er sich nieder und betete in dem festen Vertrauen auf seinen Gott: Alle meine Geschicke liegen in Gottes guten Händen (s. Ps 31,16).
Nein – Daniel hatte nicht aus Menschenfurcht die Fenster des Obergemachs zugehängt oder seine Gebetsgewohnheiten geändert, wie wir es vielleicht getan hätten.
Sehr genau kannte er Gottes Verheißung: Würde jemand in fernem Land zu der Stadt, die Gott erwählt hatte und zu dem Tempel hin beten, so würde Gott vom Himmel her hören … und ihr Recht ausführen (s. 2. Chr 6,38).

Ein erprobtes Hilfsmittel – auch für uns

Auch unser „Gebetsfenster“ nach oben zum „Thron der Gnade“ ist immer offen (s. Heb 4,16). Mit großer Freimütigkeit dürfen wir uns im Gebet an den Herrn Jesus wenden, der uns liebt und in seiner Barmherzigkeit immer für uns da ist. Es ehrt Ihn, wenn wir in allen Fragen unseres Herzens, ja in jeder Notlage, vertrauensvoll zu Ihm rufen in dem Wissen: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen“ (Ps 46,2).
Denn der „Herr (ist) meine Stärke und meine Schutzwehr und meine Zuflucht am Tag der Bedrängnis!“ (Jer 16,19).

Eine praktizierte Gewohnheit

Nicht erst in der aktuellen Not, sondern bereits zuvor hatte Daniel diese Gewohnheit: Dreimal am Tag kniete er auf seine Knie und betete vor seinem Gott. Er ist ein Mann des Gebets.
Überlegen wir einmal: Der Tag hat 24 Stunden. Wie viel Zeit habe ich mir heute zum Gebet genommen? Bei manchen Kindern Gottes ist die „Stille Zeit“ leider recht still geworden. Ist das der Grund für manche Niederlage? Beter sind Sieger!

Ein Mut machendes Beispiel

Susanna Wesley, die Mutter des Erweckungspredigers John Wesley [1703-1791], war eine große Beterin. Sie hatte 13 Kinder. Jeden Mittag nach dem Essen, wenn die Küche fertig war, zog sie sich in ihr Zimmer zurück, um eine Stunde zu beten! Manchmal ist es vorgekommen, dass ein Kind an die Tür kam, weil es ihm zu lange dauerte und horchte – und dann hörte es, wie die Mutter gerade seinen Namen vor Gott aussprach.
Susanna sagte sich: Gott hat 24 Stunden Zeit für mich, eine Stunde will ich für Ihn reservieren …

Ein Vorrecht mit einer Verheißung Gottes für uns

Auch du darfst „mit Gebet und Flehen alle deine Anliegen vor Gott kundwerden lassen“. Er verheißt dir seinen Frieden – der allen Verstand übersteigt! (s. Phil 4,6).
Wirf alle deine Sorgen heute auf Ihn: zum Beispiel die gegenwärtigen Sorgen in der Familie, hinsichtlich der Erziehung der Kinder oder vielleicht der Erkrankung des Ehepartners. Auch die anstehende Berufswahl und belastende zwischenmenschliche Pro­bleme – auch am Arbeitsplatz – darfst du vor dem Herrn ausbreiten.
Er ist besorgt für dich (s. 1. Petr 5,7). Er kann helfen – auch in ausweglosen Situationen (s. Heb 2,18; 2. Kor 4,8).

Das Danken nicht vergessen

Schließlich lobpries Daniel vor seinem Gott. Daniel ist uns Vorbild, „allezeit für alles“ zu danken (Eph 5,20).
Ein Christ bezeugte nach schwerer Krankheit: Ich konnte nach der mich erschütternden Diagnose der Ärzte zwar nicht für meine Krankheit danken, aber doch war ich dankbar dafür, in dieser schweren Zeit Gott als meinen Vater zu kennen, der mich liebt (s. Joh 16,27).

Ein wunderbares Ergebnis

Zurück zur Geschichte: Die Männer lauschten unter dem Fenster und hörten Daniel beten und flehen vor seinem Gott (s. V. 12). Eilig klagen sie ihn beim König an … (s. V. 14) Der bemühte sich, ihn zu befreien. Aber weil das Gebot nach dem Gesetz der Meder und Perser unwiderruflich war, wurde das Urteil vollstreckt: Man warf Daniel in die Löwengrube.
Gott hatte Daniel zwar nicht vor der Löwengrube, aber aus ihr errettet!
Als man Daniel aus der Grube herausholte, wurde „keine Verletzung an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte“ (V. 24).

Gott ist ein Gott, der Wunder tut – auch heute noch

Gott belohnte das Vertrauen Daniels, denn die Geschichte schließt mit dem Hinweis:
„Daniel hatte Gelingen unter der Regierung des Darius …“ (V. 29).
Der Gott Daniels ist der einzig lebendige und wahre Gott. Vertraue Ihm wieder aufs Neue mit deinem ganzen Herzen!
Er ist es wert!

Friedhelm Müller

"Rufe zu Gott früh am Morgen,
bete am Mittag zu Ihm.
Steh unterm Kreuz auch am Abend,
im Beten, da liebe Ihn."
(aus: „Singt froh dem Herrn“, Lied 139)

Wenn Gott Nein sagt

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Im Hotelgewerbe gibt es den Ausspruch: „Für den Gast gibt es kein Nein.“ Damit soll wohl ausgedrückt werden, dass man dem Gast alle Wünsche erfüllen will. Wenn dies auch grundsätzlich so praktiziert wird, gibt es dabei sicherlich auch Grenzen.
Ist es in unserem Leben als Christen nicht ähnlich? Will Gott nicht auch unsere Wünsche erfüllen, auf unsere Gebete hören, uns das geben, was gut für uns ist? Ja, Gott ist gut zu uns! Trotzdem gibt es Situationen, in denen Gott „Nein“ sagt.

Er sagt „Nein“

  • bei selbstsüchtigen Bitten,
  • bei Bitten, die Er nicht erhören kann, weil wir die Folgen einer Sünde oder eines Fehlers tragen müssen,
  • in Situationen, in denen Er uns in seiner Weisheit Wünsche verwehrt.

Selbstsüchtige Bitten

Manchmal sagt Gott „Nein“, weil wir egoistische Wünsche oder Bitten haben. Jakobus sagt in seinem Brief in Kapitel 4,3: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.“
Wir müssen uns bei unseren Bitten fragen, welche Motive uns bewegen, ob sie zum Beispiel auf die Vermehrung unseres Reichtums oder unseres Ansehens in dieser Welt gerichtet sind. Wird Gott in seiner Weisheit vielleicht solche Gebete nicht erhören, weil es für uns zum Schaden sein könnte?
Auch im geistlichen Bereich kann es Bitten geben, die unangemessen sind. Der Wunsch, mehr geistliches Verständnis über die Bibel zu bekommen, ist gut. Wenn dahinter aber das Motiv steht, besser zu sein als andere, dann ist das egoistisch und selbstsüchtig. Paulus ermuntert die Gläubigen in Ephesus: „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei“ (Eph 5,17).
Der König Saul war ungehorsam und Samuel musste ihm sagen: „Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst“ (1. Sam 15,23b). Wir hören anschließend ein Bekenntnis, aber leider ohne wirkliche Demütigung. Saul sagt dann in Vers 30: „Ich habe gesündigt! Nun ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel.“ Das war eine Bitte, die nur das eigene „Ich“ im Auge hatte.
Ein anderes Beispiel ist Elia. Er hatte eine segensreiche Zeit mit seinem Gott erlebt (s. 2. Kön 18). Als er dann erfuhr, dass Isebel, die Frau des gottlosen Königs Ahab, ihn töten wollte, war er sehr niedergeschlagen. Er setzte sich unter einen Ginsterstrauch und bat darum, sterben zu dürfen: „Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele“ (1. Kön 19,4). Aber Gott sagte „Nein“. Es gab noch Aufgaben für seinen Diener, die er ausführen sollte. Außerdem hatte Gott ein besseres Ende für Elia vorgesehen, als den einsamen Tod in der Wüste.
Gebete, die nur um unser eigenes „Ich“ kreisen, sind nie gut. Wir sollten dankbar sein, wenn Gott „Nein“ dazu sagt. Es ist ein Ausdruck seiner Liebe zu uns.

Mögliche Hilfestellungen

  • Frage dich, welche gelebte Beziehung du zu deinem Gott hast. Erkennst du seine Autorität über dein Leben an?
    „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken!“ (Ps 139,23).
  • Überprüfe deine Motive und halte es für möglich, dass sie falsch sein könnten.
    „Alle Wege eines Mannes sind rein in seinen Augen, aber der Herr wägt die Geister“ (Spr 16,2).
  • Wenn deine Gebete bisher von Selbstsucht geprägt waren, so bekenne es.
    „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9).

Bitten, die Gott nicht erhören kann, weil wir die Folgen einer Sünde oder eines Fehlers tragen müssen

Die Bibel schildert uns eine Reihe von Personen, die das in ihrem Leben erfahren haben. Nachfolgend zwei Beispiele:
Mose, ein großer Glaubensmann, hatte den Wunsch: „Lass mich doch hinüberziehen und das gute Land (Kanaan) sehen …“ (5. Mo 3,25). Aber Gott sagte „Nein“, weil Mose zuvor ungehorsam war in Verbindung mit dem Schlagen des Felsens (s. 4. Mo 20,8-13).
David, ein Mann des Gebets, hatte im Ehebruch ein Kind gezeugt. Nachdem der Prophet Nathan ihm die göttliche Sicht auf seine Situation deutlich machte, gab es für David die erschreckende Prophezeiung, dass dieser Sohn sterben würde (s. 2. Sam 12,13-15). David „suchte Gott um des Knaben willen“. Aber Gott nahm das Kind zu sich.
Es kann sein, dass Gott uns auf Dinge in unserem Leben hinweist, die geklärt werden müssen. Auch wenn alles vergeben ist, müssen wir manchmal dennoch die Folgen tragen. Das können wir aber dann in Gemeinschaft mit Gott tun, der uns Kraft dazu geben wird. Auch darin ist David in 2. Samuel 12 ein großartiges Beispiel.
Manchmal nimmt Gott auch die Folgen einer Sünde weg. Das macht Jakobus 5,16 deutlich: „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet; das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“

Situationen, in denen Gott in seiner Weisheit Wünsche verwehrt

Manchmal sagt Gott „Nein“, obwohl wir Bitten haben, die grundsätzlich in Übereinstimmung mit seinem Wort und seinem Willen sind und die wir auch mit lauteren Beweggründen vor ihn bringen.
Ist es Gott nicht wohlgefällig, wenn:

  • … Kinder wegen der Arbeitslosigkeit des Vaters für eine Arbeitsstelle beten?
  • … ein Ehepartner für eine menschlich gesehen aussichtslose Situation in der eigenen Ehe betet?
  • … Eheleute den Wunsch haben, dass ihre Kinderlosigkeit beendet wird?
  • … für eine schwerkranke Mutter mit kleinen Kindern gebetet wird?
  • … junge Menschen für einen Ehepartner beten?

Ja, das alles ist Gott wohlgefällig; und trotzdem hat Er in seiner Souveränität mit uns manchmal einen anderen Weg. Jesaja 55,9: „So sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“
Es tut weh, wenn Gott „Nein“ sagt. Aber die Frage ist: Wie können wir einen solchen Schmerz überwinden? Wie können wir ein innerliches „Ja“ zu dem „Nein“ finden und es akzeptieren? Wie können wir trotz einer möglichen Endgültigkeit noch Hoffnung und Freude als Christen haben? Wie kommen wir dahin, dass wir die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen und erfüllt werden zu der ganzen Fülle Gottes (s. Eph 3,19)?
Die Antworten auf diese Fragen sind nicht immer leicht, aber vielleicht können dir nachfolgende Anregungen und Gedanken eine Hilfestellung sein.

  • Halte daran fest: Wenn Gott „Nein“ sagt zu deiner Bitte, dann bedeutet es nicht unbedingt, dass du kein Vertrauen hast und schon gar nicht, dass Er dich weniger lieb hätte. Genau das Gegenteil ist der Fall.
  • Lass den Schmerz zu, den du in deiner Situation empfindest und lass dir Menschen zeigen, mit denen du dich darüber austauschen kannst.
  • Es gibt in deiner Situation keinen „Leistungsdruck“, der dir verbietet, auch mal traurig und enttäuscht zu sein.
  • Bete weiter! Bitte den Herrn, dass Er dich vor jeder Bitterkeit bewahrt, dir inneren Frieden schenkt und das Vertrauen in seine Wege. Bitte Ihn, dass sein Wille geschieht und du ein „Ja“ zu seinen Wegen finden kannst.
  • Bete um Klarheit, ob du für dein bestimmtes Anliegen weiter beten sollst. Mose bekam einmal die Antwort „rede mir fortan nicht mehr von dieser Sache“ (5. Mo 3,26). Es gibt Gläubige, die in ihrem Leben an einen Punkt gekommen sind, an dem sie deutlich verspürt haben, dass Gott einen anderen Weg für sie vorgesehen hat. Wir können in die Gefahr kommen „Gott zwingen“ zu wollen, unser Gebet zu erhören. „Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen“ (Ps 106,15). Das Volk Israel hat dies mehrfach und schmerzhaft erfahren müssen.
  • Bedenke, dass deine Situation ein Anlass sein kann, durch den der Herr Jesus verherrlicht werden soll. Als Lazarus krank war und der Herr nicht sofort nach Bethanien kam, sagte Er: „… sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde“ (Joh 11,4). Durch den Tod und die spätere Auferstehung des Lazarus wurde der Herr Jesus umso mehr verherrlicht.
  • Könnte es vielleicht sein, dass Gott dir eine große Verantwortung nicht zumuten möchte, die mit der Erhörung deines Gebetes verbunden wäre?
  • Vielleicht hat Gott einen besseren Weg für dich vorgesehen, den du jetzt noch nicht siehst.
  • Viele Christen haben eine besondere Nähe und Fürsorge Gottes in schweren Zeiten erlebt. Es könnte sein, dass dann, wenn Gott zu deinem bestimmten Gebetsanliegen „Ja“ sagen würde, du manche gute Erfahrung nicht machen würdest. Paulus stellt in Römer 5 ab Vers 3 eine wunderbare Kette vor: Trübsale bewirken Ausharren, das Ausharren Bewährung, die Bewährung Hoffnung und alles verbindet uns mit der Liebe Gottes.
  • In Apostelgeschichte 16,6-10 lesen wir, wie Paulus und seine Begleiter den Wunsch hatten, nach Bithynien weiterzureisen. Aber der Geist Gottes hinderte sie daran. Eine Folge war, dass dadurch das Evangelium der Gnade Gottes nach Europa kam. In 2. Korinther 14,7-10 spricht Paulus von einem Dorn für das Fleisch, wegen dem er dreimal zum Herrn flehte. Dieses Gebet wurde nicht erhört, aber die Antwort war: „Meine Gnade genügt dir …“ Ist ein „Nein“ nicht manchmal das bessere „Ja“?
  • Gott sagt niemals „Nein“, es sei denn, dass es uns letztlich näher zu Ihm bringt und wir dadurch glücklicher werden!

Steffen Beucher

Zusagen des Herrn für das Gebet

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In Gottes Wort gibt es sehr viele Verheißungen in Bezug auf das Gebet. Darunter sind solche, bei denen keine direkten Vorbedingungen genannt werden, wie die Aufforderung des Herrn in der sogenannten Bergpredigt zeigt: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden. Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden“ (Mt 7,7.8). Es gibt aber auch bedingte Gebetsverheißungen, wie die folgende: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ (Joh 15,7).
Von den vielen Zusagen das Gebet betreffend wollen wir uns mit denen beschäftigen, die der Herr selbst gegeben hat und die keine Vorbedingungen enthalten. Wir beginnen mit der schon erwähnten Zusage in Matthäus 7,7.8.

Bitten, Suchen und Anklopfen

In dieser langen Ansprache auf dem Berg, die vor allem seinen Jüngern galt, hatte der Herr schon einmal über das Gebet gesprochen (s. Mt 6,5-15). Dabei hatte Er sie gewarnt, bei öffentlichem Beten zu heucheln, wie die Pharisäer es taten. Dann hatte Er ihnen im sogenannten „Vaterunser“ gezeigt, wofür und wie sie beten sollten. Hier nun spricht Er zum zweiten Mal über das Gebet. Die vom Herrn genannten Tätigkeiten (Bitten, Suchen und Anklopfen) sprechen von einem Beten mit steigender Intensität.

  • Bitten ist das normale Äußern von Wünschen im Gebet zu Gott.
  • Suchen spricht vom ständigen Gebet für etwas, das solange anhält, bis man das Begehrte erhält.
  • Anklopfen deutet an, dass selbst Hindernisse (hier die geschlossene Tür) überwunden werden, um zu Gott vorzudringen.
Bittet, und es wird euch gegeben werden

Bittet! Die Ermahnung liegt in der Aufforderung: Bittet! Ähnlich äußert sich der Herr in den letzten Worten an seine Jünger, wenn Er sagt: „Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei“ (Joh 16,24). Möchten wir doch dieser Aufforderung nachkommen! Gott ist ein williger Geber (s. Jak 1,5). Oder trifft auf uns zu, was Jakobus auch schreibt: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet“ (Jak 4,2)?

Sucht, und ihr werdet finden

In 2. Chronika 15 sagt Asarja dem König Asa und ganz Juda und Benjamin, dass, wenn sie den Herrn suchen würden, Er sich finden lassen würde (s. V. 2). Er erinnert sie daran, dass das Volk einst in ihrer Bedrängnis Gott gesucht hat und Er sich finden ließ (s. V. 4). Asa und das Volk suchten daraufhin den Herrn mit ihrem ganzen Willen und Er ließ sich auch von ihnen finden (s. V. 15). Wenn das keine Ermunterung ist! Auch Jesaja fordert uns auf: „Sucht den Herrn, während er sich finden lässt; ruft ihn an, während er nahe ist“ (Jes 55,6).
Gott zu suchen ist sicher das Wichtigste, aber wir werden auch aufgefordert, nach Dingen zu suchen. Paulus schreibt den Kolossern: „Sucht was droben ist, wo der Christus ist“ (Kol 3,1). Wie gerne lässt Christus uns diese Dinge finden!
Die ersten Jünger fragte der Herr: „Was sucht ihr?“ (Joh 1,38), während Er Maria Magdalene fragte: „Wen suchst du?“ (Joh 20,15). Die zwei Jünger und auch Maria suchten, was wert war zu finden und fanden es. Möchten wir es ihnen gleichtun!

Klopft an, und es wird euch aufgetan werden

Ein Beispiel für vergebliches Anklopfen finden wir in 1. Könige 18,25-29. Dass Baal nicht antwortete, wundert uns nicht. Wie treffend beschreibt der Psalmist die toten Götzenbilder, wenn er sagt: „Einen Mund haben sie und reden nicht; Augen haben sie und sehen nicht; Ohren haben sie und hören nicht; …“ (Ps 115,5.6a). Wie anders dagegen ist unser Gott. Von Ihm heißt es: „Der das Ohr gepflanzt hat, sollte er nicht hören? Der das Auge gebildet hat, sollte er nicht sehen?“ (Ps 94,9). Elia ruft nur einmal und sofort antwortet Gott (1. Kön 18,36-39).
Im Sendschreiben an Laodizäa sagt der Herr: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet …“ (Off 3,20). Wie viele öffnen Ihm leider nicht die Tür. Auch die Braut im Hohenlied hat es nicht sofort getan (s. Hld 5,2-6). Aber bei Gott klopft man jetzt nicht vergebens an. Einmal wird es aber ein vergebliches Anklopfen geben, wie es die fünf törichten Jungfrauen erleben mussten (s. Mt 25,11.12).

Denn jeder Bittende empfängt …

Dieser Vers ist nicht einfach eine Wiederholung des Vorhergehenden. Dort hatte Er zu den Jüngern gesprochen und die Frage hätte entstehen können: „Gilt das auch uns?“ Aber das „jeder“ macht klar, es gilt auch dir und mir. Jeder empfängt, findet, wird eingelassen. Wir wollen uns ermuntern lassen zu bitten, zu suchen, anzuklopfen – heute, morgen, allezeit.

Bitten in seinem Namen

Nun wollen wir uns noch den Aussagen des Herrn zuwenden, wo Er vom Bitten in seinem Namen spricht. Die dort gemachten Zusagen enthalten keine weiteren Vorbedingungen, außer der grundsätzlichen, in seinem Namen zu bitten. Sechsmal spricht der Herr in seinen Abschiedsworten an die Jünger vom Bitten in seinem Namen (s. Joh 14,13.14; 15,16; 16,23.24.26). Was bedeutet es nun, in seinem Namen zu bitten?
Der Ausdruck „in dem Namen von“ bedeutet die Repräsentation der Person, deren Namen benutzt wird, indem man an ihrer Stelle redet oder handelt und so ihren Willen und ihre Absichten ausführt. Beten in seinem Namen setzt voraus, dass wir unsere Stellung in Christus und unsere Vereinigung mit Ihm verwirklichen und in den Bitten seine Verherrlichung suchen.

An jenem Tag

Zweimal spricht der Herr im Zusammenhang des Bittens in seinem Namen von „jenem Tag“ (Joh 16,23.26). Welchen Tag meint Er damit? Er meint damit die Zeit, in der Er zur Rechten Gottes und der Heilige Geist auf der Erde sein würde. Es ist die Zeit der Gnade, in der wir leben. Sie begann zu Pfingsten und endet mit der Entrückung. In dieser Zeit, in der der Herr nicht auf der Erde ist, haben wir das Vorrecht, in seinem Namen zu bitten, d. h. an seiner statt. Diese Gebete geschehen sicher auch unter der Leitung des Heiligen Geistes. Als der Herr auf der Erde war, konnten die Jünger so noch nicht beten (s. Joh 16,34).

Wir bitten den Vater

Wenn wir in seinem Namen bitten, wenden wir uns an den Vater (s. Joh 15,16; 16,23). Seinen Namen hatte der Herr den Seinen offenbart (s. Joh 17,6) und Er hatte den Jüngern in Auferstehung sagen lassen, dass sein Vater auch ihr Vater ist (s. Joh 20,17). Wir sind Kinder Gottes und kommen zu Gott als unserem Vater. Als der Herr auf der Erde war, hatten die Seinen ihre Wünsche Ihm mitgeteilt, damit Er sie vor den Vater bringt (s. Joh 11, 22). Diese Art von Mittlerdienst übt der Herr jetzt nicht mehr aus. Wir können selbst direkt den Vater bitten, denn Er hat uns lieb, weil wir an seinen Sohn glauben und Ihn lieben (s. Joh 16, 26.27).

Um was irgend ihr bittet

Dreimal spricht der Herr von dem, „was irgend ihr bittet“ (Joh 14,13; 15,16; 16,23). Da ist nichts ausgenommen. Martha hatte zum Herrn gesagt, dass, was irgend Er von Gott erbitten würde, Gott Ihm geben würde (s. Joh 11, 22). Uns ist klar, dass dies bei dem Herrn so ist. Aber nun ist das bei uns auch so, wenn wir in seinem Namen bitten. Wie groß ist das!

Der Vater wird es geben – der Sohn wird es tun

Zweimal sagt der Herr, dass der Vater uns das geben wird, was wir in seinem Namen erbitten (s. Joh 15,16; 16,23) und zweimal sagt Er, dass Er das tun würde, was wir in seinem Namen bitten (s. Joh 14,13.14). Ähnliches finden wir auch bei der Sendung des Heiligen Geistes. Einerseits sagt der Herr, dass der Vater Ihn senden würde (s. Joh 14,26) und andererseits, dass Er es tun würde (s. Joh 15,26). In beiden Fällen sehen wir die Wahrheit dessen, dass der Vater und der Sohn eins sind (s. Joh 10,30).

Damit der Vater verherrlicht werde – damit unsere Freude völlig sei

Es gibt zwei wunderbare Resultate der erhörten Bitten. Als Folge, dass der Herr Jesus das tut, was wir in seinem Namen erbitten, wird der Vater verherrlicht (s. Joh 14,13). Alles, was der Herr tut, verherrlicht den Vater. Das war auf der Erde so, das ist jetzt im Himmel so. Er konnte sagen: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde“, aber auch: „Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche“ (s. Joh 17,1.4.5). Der Ausgangspunkt der Verherrlichung des Vaters aber sind in diesem Fall unsere Bitten. Ist das nicht eine große Ermunterung, in seinem Namen zu bitten?
Aber auch für uns haben die erhörten Gebete eine wunderbare Wirkung: Unsere Freude wird völlig sein (s. Joh 16,24). Wie ist dem Herrn Jesus daran gelegen, dass unsere Freude völlig ist! Dreimal spricht Er davon in seinen Abschiedsworten an die Jünger und in dem Gebet zu seinem Vater, das die Jünger gehört haben (s. Joh 15,11; 16,24; 17,13).
Möchten wir ermuntert sein, wie Kinder zu beten, zu suchen und anzuklopfen, aber auch an des Herrn statt – in seinem Namen – zu beten, mit dem Ziel, dass Gott verherrlicht wird!

Horst Zielfeld

Verschiedene Arten von Gebet

„… damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes“ (1. Tim 3,15).

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Beten ist ein wichtiges Merkmal des Hauses Gottes. Schon im Alten Testament findet man etwas zu diesem Charakter des Hauses Gottes: „Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker“ (Jes 56,7). Das „Bethaus“ wird dort erwähnt im Zusammenhang mit Anbetung.
Man hat den Eindruck, dass Paulus diesen Charakter des Hauses Gottes als Bethaus aufgreift, indem er mit großem Nachdruck eine Ermahnung zum Gebet im allgemeinen Sinn formuliert. Dabei geht es in erster Linie um das öffentliche Beten, sowohl in den Zusammenkünften der Gläubigen als Versammlung, als auch außerhalb dieser Zusammenkünfte, wie z. B. bei Hochzeiten, Trauerfeiern, Liebesmahlen, Sonntagschulfeiern, bei Missionsberichten und vielen anderen vergleichbaren Gelegenheiten. Im weiteren Sinn müssen wir die Ermahnung von Paulus natürlich auch auf unser persönliches Gebetsleben übertragen.

„Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen.“
1. Timotheus 2,1

WIE beten wir?

Der Apostel verwendet vier verschiedene Ausdrücke, um charakteristische Merkmale des Gebets aufzuzeigen.

  • Flehen‘ bezeichnet wohl mehr ein konkretes, dringendes Bitten zugunsten einer Sache oder einer Person; Beispiele dazu finden wir in Apostelgeschichte 4,24 ff. und 12,5. Jakobus ermuntert uns mit den Worten: „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“ (Jak 5,16).
  • Bei dem Wort ‚Gebet‘ ist mehr an das allgemeine Hinzutreten zu Gott in Verbindung mit Gebet zu denken. Dabei ist es nützlich, drei Punkte zu beachten: kurz – konkret – kühn.
  • Der im griechischen Text verwendete Ausdruck für ‚Fürbitte‘ meint den vertrauensvollen Umgang mit Gott. In diesem vertrauensvollen Umgang mit Gott lernen wir seine Interessen kennen und machen sie zu unseren Gebetsanliegen (s. z. B. 1. Mo 18,22 ff.).
  • Paulus schließt die Aufzählung mit ‚Danksagung‘ ab. Da geht es konkret darum, Dank vor Gott auszusprechen, die Empfindungen des Herzens Ihm gegenüber zu formulieren. 1. Thessalonicher 5,18 fordert uns auf: „Danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“

Für WEN beten wir?

Paulus legt Nachdruck darauf, dass das Gebet keine Menschengruppe ausnimmt. Wenn er wenig später betont, dass „dies gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott“ (1. Tim 2,3) ist, dann steht das in engem Zusammenhang mit dem Charakter Gottes als Heiland-Gott, „der will, dass alle Menschen errettet werden“. Dieser Gott hat ein intensives Interesse an ausnahmslos allen Menschen – gehören sie doch zu seinen Geschöpfen, mit denen Er nur gute Absichten verbindet.
Die Ermahnung des Apostels war insbesondere für die Gläubigen mit jüdischem Hintergrund angebracht, da sie – geprägt durch die Beziehung Gottes zu seinem irdischen Volk Israel im Alten Testament – möglicherweise in Gefahr standen, das Gebet auf Menschen jüdischen Glaubens zu beschränken, anstatt für alle Menschen zu beten.
Seine Ermahnung richtet sich aber auch an uns. Denn auch wir stehen in der Gefahr, den „Radius“ unserer Gebete auf diejenigen zu beschränken, die uns am Herzen liegen, die wir kennen, die uns nahestehen. Wie sieht es bei uns aus mit Gebeten „für alle Heiligen“ (Eph 6,18) – unabhängig davon, ob wir sie persönlich kennen oder nicht?
Unsere Gebete sollten sowohl die Belange des irdischen Wohlergehens wie auch das Wachstum des „inneren Menschen“ unserer Glaubensgeschwister umfassen (z. B. Eph 1,16 ff; 3,14 ff.; Phil 1,9-11; Kol 1,9-11). Nehmen wir uns ein Beispiel an Paulus und seinen Gebetsanliegen, die durchaus beide Aspekte unseres Menschseins berücksichtigen.[1]
Aber – alle Menschen schließt auch solche ein, die noch keine lebendige Glaubensbeziehung zu dem Heiland-Gott haben. Welches Spektrum eröffnet sich da: Nachbarn, Arbeits- und Studienkollegen, Geschäftspartner, den Hausarzt, die Lehrer und Ausbilder, den Vorgesetzten und Chef … Die Aufzählung kann man beliebig fortsetzen. Wir stehen in den verschiedensten Beziehungen zu Menschen um uns herum – für sie alle, ausnahmslos, dürfen und sollen wir beten.
Der Apostel rückt dann eine besondere Gruppe von Menschen in das Blickfeld: „alle, die in Hoheit sind“, d. h. Menschen, denen Gott in besonderer Weise Autorität verliehen hat, wie z. B. Verantwortliche für Regierungsaufgaben auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene, Polizisten und Justizbeamte. Auch für sie sollten wir regelmäßig beten. Darius, der Herrscher im persischen Reich zur Zeit Esras, legte großen Wert auf die Gebete der zurückgekehrten Juden (s. Esra 6,10b).
Dabei wollen wir nicht nur an diejenigen denken, die zu unseren Gunsten und in unserem Sinne aktiv sind. Als Paulus diesen Brief schrieb, herrschte der römische Kaiser Nero, der durch grausame Verfolgung der Christen in Rom bekannt ist. Wir lernen also, dass das Gebet für die Autoritäten im Staat unabhängig davon erfolgen sollte, ob sie den Glaubenden gewogen oder Feinde des Evangeliums sind.
Paulus hat in seine Aufzählung ausdrücklich auch „Danksagung für alle Menschen“ eingeschlossen. Wie viel Grund zum Danken haben wir, die wir in einem Land leben dürfen, dass noch von weitgehender Stabilität in der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung geprägt ist! Und wie viel Grund haben wir, für Glaubensgeschwister zu danken. Fast jeden seiner Briefe, die der Apostel an Versammlungen geschrieben hat, beginnt er mit Dank für die jeweiligen Gläubigen an diesen Orten. Auch darin ist Paulus uns ein anspornendes Beispiel.

Für WAS beten wir?

Im Zusammenhang mit der Aufforderung, für „alle, die in Hoheit sind“ zu beten, steht die Zielsetzung, dass Gott eine stabile Regierung erhält, die die Ordnung des öffentlichen Lebens aufrechterhält – mit dem Ergebnis, dass die Gläubigen ein Leben in „Gottseligkeit und würdigem Ernst“ führen können und sollen. Der Prophet Jeremia fordert die in die Gefangenschaft deportierten Juden auf: „Und sucht den Frieden der Stadt, wohin ich euch weggeführt habe, und betet für sie zu dem Herrn; denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben“ (Jer 29,7).
Paulus geht es darum, dass die Gläubigen eine Lebensführung praktizieren, die von Gottseligkeit und würdigem Ernst geprägt ist. Ein „ruhiges und stilles Leben“ ist davon gekennzeichnet, dass alle Störfaktoren von außen und von innen heraus ausgeschaltet werden, die ein Leben der Hingabe an Gott beeinträchtigen könnten.
Ein Gläubiger, der in dieser Haltung der Gottseligkeit lebt, bezieht Gott in jede Situation seines Lebens mit ein. Und „würdiger Ernst“ beschreibt die sichtbare Lebenshaltung der Gläubigen nach außen hin, die der Würde, die Gott uns als Söhne, Kinder und Erben verliehen hat, entspricht und die sich in einem ernsthaften Leben für Gott dokumentiert.
Mit dem Gebet für „alle, die in Hoheit sind“ steht eine weitere Zielsetzung in Verbindung: Auch diese Menschen möchte der Heiland-Gott retten. Das gibt uns zusätzlich Veranlassung, regelmäßig für sie zu beten.
Wir wollen uns von Paulus anspornen lassen, im öffentlichen und im persönlichen Gebet die Interessen Gottes an die erste Stelle zu setzen! Das wird unserem Gebetsleben ein weites Spektrum von verschiedensten Anliegen eröffnen, die wir mit Bitten und Danksagung freimütig vor unserem wunderbaren Gott aussprechen dürfen.

Friedhelm Runkel


Fußnoten:

  1. Auch die irdischen Belange waren Paulus wichtig, denn bevor er Publius heilte, betete er (s. Apg 28,8). Und die lebensbedrohliche Erkrankung „seines Bruders und Mitarbeiters und Mitstreiters“ Epaphroditus war ihm ein Anliegen, für das er sicher gebetet hat, denn er nahm die Heilung als ein Erbarmen Gottes an (s. Phil 2,25-30).

Mit Vertrauen und der richtigen Herzenshaltung beten

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Beten bedeutet, mit Gott zu reden. Da stellt sich die Frage, worüber wir eigentlich mit Ihm reden können. Worum können wir Ihn bitten, wofür können wir Ihm danken, weshalb können wir Ihn preisen und was sollte bei allem unser Antrieb sein?
Das Wort Gottes ist kein Rezeptbuch, das uns vorschreibt, wie genau unser Gebetsleben aussehen muss. Wir können jedoch aus den Gebeten, die Gott in seinem Wort hat aufschreiben lassen, einige grundsätzliche Dinge lernen. Das gilt sowohl für die Inhalte unserer Gebete, als auch hinsichtlich der richtigen Herzenshaltung und Motivation im Gebet.

Das Beispiel Hiskias

Über den König Hiskia wird im Alten Testament eine beeindruckende Aussage gemacht: „Er vertraute auf den Herrn, den Gott Israels; und nach ihm ist seinesgleichen nicht gewesen unter allen Königen von Juda noch unter denen, die vor ihm waren“ (2. Kön 18,5). Das Vertrauen dieses Mannes zeigte sich besonders auch in seinem Gebetsleben. Als er von dem Rabsake einen Drohbrief erhielt, breitete er ihn vor dem Herrn aus und begann, mit Ihm darüber zu reden. Auch wenn wir sein Gebet nicht eins zu eins in unsere Zeit übertragen können, da wir heute – im Gegensatz zu Hiskia – in der Zeit der Gnade leben, können wir trotzdem mindestens zwei Dinge daraus lernen:

  1. Hiskia richtet die Augen des Glaubens am Anfang seines Gebets auf die Größe Gottes.
  2. In seinem Gebet ging es ihm um die Ehre und Verherrlichung Gottes.

Hiskia beginnt sein Gebet wie folgt: „Herr, Gott Israels, der du zwischen den Cherubim thronst, du allein bist es, der der Gott ist von allen Königreichen der Erde; du hast den Himmel und die Erde gemacht“ (2. Kön 19,15).
Bevor er dem Herrn sein Anliegen vorstellt, hat er zuerst die Größe, die Herrlichkeit und die Macht Gottes vor Augen. Gott sitzt auf dem Thron, das heißt, Er ist der souveräne Herrscher, der über alles regiert. Er ist der in sich selbst Bestehende (siehe Fußnote Elberfelder Bibel), der sich nicht verändert und treu zu dem steht, was Er versprochen hat. Außerdem ist Er der Allmächtige, der den Himmel und die Erde gemacht hat – und für den kein Ding unmöglich ist!

Wenn wir die Macht Gottes vor Augen haben, erscheinen die Probleme und Nöte in einem ganz anderen Licht, als wenn wir uns auf die Umstände konzentrieren.

Beten mit dem Blick auf Gott

Es kann auch für uns sehr hilfreich und glaubensstärkend sein, wenn wir uns zu Beginn des Gebets zunächst einmal bewusst machen, mit wem wir eigentlich reden. Denn je mehr das Auge des Glaubens auf die Größe und Allmacht Gottes gerichtet ist, umso mehr werden wir Ihm auch zutrauen und von Ihm erwarten. Wenn wir die Macht Gottes vor Augen haben, erscheinen die Probleme und Nöte in einem ganz anderen Licht, als wenn wir uns auf die Umstände konzentrieren und dann zweifelnd zum Himmel aufblicken. Der Psalmist sagt: „Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 121,2).
Hiskia beendet sein Gebet mit den Worten: „Und nun, Herr, unser Gott, rette uns doch aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, dass du, Herr, allein Gott bist!“ (2. Kön 19,19). Es war sein Wunsch, dass Gott sich durch die Erhörung des Gebets mächtig erweist und groß vor den Augen der Menschen steht

Beten mit der richtigen Motivation

Wir sollten in unseren Gebeten nicht nur die Befreiung von Leiden und Nöten vor Augen haben, sondern auch und vor allem die Ehre Gottes. Es macht einen großen Unterschied, ob wir „Ich-zentriert“ oder „Gott-zentriert“ beten. In diesem Zusammenhang ist es sehr interessant, dass die ersten Christen, die von den Juden bedroht wurden, Gott nicht darum baten, dass Er sie vor Leid verschont oder von ihren Widersachern rettet, sondern darum, dass Er ihnen Freimütigkeit schenkt, weiter von Ihm zu zeugen (s. Apg 4,24-30).

Das Vorbild des Herrn Jesus

Es ist auch beeindruckend zu sehen, welche Worte der Herr Jesus in seinen Gebeten an den Vater richtete. Sein Leben war immer Gott-zentriert und er suchte in seinen Gebeten stets die Verherrlichung Gottes und die Erfüllung seines Planes.
Obwohl Er den Menschen in Liebe und Güte begegnete, wurde Er doch von ihnen abgelehnt, ein Fresser und Weinsäufer genannt und sogar bezichtigt, von einem Dämon besessen zu sein. Unter diesen widerwärtigen Umständen betet Er: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir“ (Mt 11,25.26).
Während viele von uns in ähnlichen Situationen vielleicht resigniert hätten oder bitter geworden wären, lobt der Sohn Gottes seinen Vater für dessen Wege und rechtfertigt Ihn in seiner Weisheit. Der Herr hat die Souveränität Gottes vor Augen und – obwohl Er sich nach Frucht gesehnt hatte (s. Jes 49,4) – nimmt Er den Willen Gottes ohne Bitterkeit mit Sanftmut und Ergebenheit an.
Was können wir daraus lernen? Gott sagt: „Wer Lob opfert, verherrlicht mich“ (Ps 50,23). Das hat der Sohn Gottes unter widrigen Umständen getan – und das können auch wir in schweren Zeiten tun, in dem Bewusstsein, dass Gott keine Fehler macht und dass denen, die Ihn lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken (s. Röm 8,28). Es ist relativ leicht, Gott zu loben und zu preisen, wenn es uns gut geht und alles glatt läuft. Doch so, wie das Licht am hellsten in der Dunkelheit strahlt, sind auch Dank und Lob, die Gott in finsteren Zeiten gebracht werden, etwas, das sein Herz in besonderer Weise erfreut – und was Er zu einem mächtigen Zeugnis gebrauchen kann (s. Apg 16,25).

„Wer Lob opfert, verherrlicht mich.“
Psalm 20,23

Mit Vertrauen beten

Als der Sohn Gottes am Grab von Lazarus stand, betete Er: „Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst“ (Joh 11,41.42). Das ist das zweite Gebet des Herrn Jesus, dessen Inhalt uns mitgeteilt wird. Wir sehen hier, dass Er dankte, mit Glauben betete und dass Er keinen Zweifel daran hatte, dass der Vater sein Gebet erhören würde.
Können wir diese Überzeugung auch haben, wenn wir beten? In der Praxis ist das bei Weitem nicht immer der Fall, aber das Wort Gottes sagt trotzdem, dass es sein kann, dass wir bereits auf den Knien die Gewissheit bekommen, dass Gott ein Gebet beantworten wird (s. 1. Joh 5,14.15). Der Sohn Gottes forderte seine Jünger – und damit auch uns – dazu auf, mit Glauben zu beten (s. Mk 11,24). Das bedeutet, dass man mit dem Vertrauen und der Erwartungshaltung betet, dass Gott in seiner Weisheit auf das Gebet tatsächlich antworten wird.
Tun wir das? Glauben und erwarten wir, dass Gott auf unsere Gebete antwortet? Er antwortet immer, auch wenn die Antwort vielleicht anders ausfällt, als wir gedacht haben. Deshalb wollen wir Gott in dieser Hinsicht beim Wort nehmen und erwartungsvoll nach Gebetserhörungen Ausschau halten! David hat dem Herrn früh am Morgen sein Anliegen im Gebet vorgestellt und dann geharrt und ausgeschaut (s. Ps 5,4). Wenn wir mittags schon nicht mehr wissen, worum wir den Herrn morgens eigentlich gebeten haben, kann es hilfreich sein, sich Gebetsanliegen in einem Buch stichpunktartig aufzuschreiben. Wenn dann irgendwann die Erhörung kommt, hat man Grund zum Danken und wenn sie noch ausbleibt, hilft es uns, dran zu bleiben und weiter Ausschau zu halten, bis Gott nach seinem Willen Antwort gibt.
Lasst uns mehr daran denken, wie groß und mächtig der ist, zu dem wir beten. Wir ehren Ihn, wenn wir Ihn auch in schweren Zeiten loben und wenn unsere Gebete das Ziel haben, dass Er in allem verherrlicht wird. Gott freut sich darüber, wenn wir Ihn ernst nehmen, mit Glauben beten und nach Gebetserhörungen Ausschau halten.

Philip Svetlik

„Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel abgesehen hätte, so hätte der Herr nicht gehört. Doch Gott hat gehört, er hat gemerkt auf die Stimme meines Gebets. Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht abgewiesen und seine Güte nicht von mir abgewandt hat!“
Psalm 66,18-20

In welcher Haltung beten wir?

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Unsere Haltung in der Gegenwart einer bestimmten Person zeigt etwas von der Art der Beziehung, die wir zu ihr haben. Sie verrät aber auch etwas über unseren eigenen inneren Zustand. In der Gegenwart wichtiger Personen nehmen wir Haltung an. Sind wir dagegen unter Freunden, nehmen wir es mit unserer Haltung nicht so genau. Und mit einem belasteten Gewissen verhalten wir uns anders als mit einem reinen, auch wenn uns das selbst vielleicht gar nicht so bewusst ist.
Auch beim Beten nehmen wir eine bestimmte Haltung vor Gott ein. Dabei geht es um unsere äußere, aber auch um unsere innere Haltung. Beide bedingen sich in gewisser Weise gegenseitig und das eine beeinflusst das andere. Was drückt dabei die äußere Haltung aus? Wie wichtig ist die innere Haltung? Und hat sie Einfluss auf die Erhörung unserer Gebete? Anhand der Bibel wollen wir versuchen, Antworten auf diese wichtigen Fragen zu finden.

Äußere Haltung

Das Wort Gottes zeigt uns verschiedene Haltungen des Gebets. Wir finden Beispiele von Personen, die auf ihr Angesicht fielen und beteten, auf ihren Knien beteten, im Stehen beteten, oder ihre Hände zu Gott aufhoben.

Auf den Knien

Knien ist die häufigste Gebetshaltung, die wir in der Bibel finden. Während im Alten Testament häufig berichtet wird, dass Menschen auf ihr Angesicht fielen (Abraham fiel vor Gott auf sein Angesicht (s. 1. Mo 17,3), Mose warf sich vor dem Herrn nieder (s. 5. Mo 9,18.25), Josua fiel vor der Lade des Herrn auf sein Angesicht zur Erde (s. Jos 7,6), lesen wir sowohl im Alten als auch besonders im Neuen Testament, wie Menschen auf den Knien beteten. Elia beugte sich zur Erde und legte sein Angesicht zwischen seine Knie (s. 1. Kön 18,42), Daniel betete dreimal am Tag auf seinen Knien (s. Dan 6,11) und von Petrus und Paulus lesen wir mehrfach, dass sie auf den Knien beteten (s. Apg 9,40; 20,36; 21,5; Eph 3,14).
Und was tat der Herr Jesus? Auch Er kniete beim Beten und drückte damit seine Abhängigkeit von seinem Gott und Vater aus. Gerade als Er im Garten Gethsemane die ganze Schwere dessen vor sich sah, was Ihn am Kreuz erwartete, lesen wir, dass Er niederkniete, auf sein Angesicht fiel und betete (s. Mt 26,39; Mk 14,35; Lk 22,41).
Diese Beispiele machen deutlich, dass das Knien eine angemessene und Gott wohlgefällige Haltung des Gebets ist. Dadurch drücken wir unsere Abhängigkeit von Gott sowie unser Unvermögen und unsere Hilflosigkeit aus. Zugleich zeigen wir damit, dass wir uns Gott unterwerfen und alles von Ihm erwarten. Natürlich soll das Gebet auf den Knien keine bloße Formsache oder stumpfe Gewohnheit sein, sondern immer einem inneren Bewusstsein der Abhängigkeit entspringen.

Stehend

Eine weitere Gebetshaltung, die wir in der Schrift finden, ist das Stehen. Abram blieb vor dem Herrn stehen, als er für die Gerechten in Sodom eintrat (s. 1. Mo 18,22). Hanna stand vor dem Herrn, um für einen Sohn zu beten (s. 1. Sam 1,26). Und Josaphat stand im Haus des Herrn, als er angesichts der Übermacht des Feindes zum Herrn flehte (s. 2. Chr 20,5). In Markus 11 spricht der Herr von solchen, die „dastehen und beten“ (V. 25).
An diesen Beispielen wird deutlich, dass auch das Stehen eine Gebetshaltung ist, die Gott gutheißt. Wer sich zum Beten erhebt und vor Gott steht, drückt damit seine Achtung und Ehrfurcht vor Ihm aus. Ich denke, niemand von uns würde in der Gegenwart einer hochgestellten Persönlichkeit sitzen bleiben, sofern es nicht die Gesundheit oder das Alter verhindern. Wie viel mehr gebietet es uns aufzustehen, wenn wir dem großen Gott im Gebet nahen! Gerade beim öffentlichen und gemeinsamen Gebet in den Zusammenkünften zeigen wir dadurch (auch den Kindern) etwas von der Achtung, die wir vor Gott haben.

Hände aufhebend

Neben dem Knien und Stehen wird in der Bibel eine weitere Gebetshaltung erwähnt: das Aufheben der Hände. Paulus fordert die Männer dazu auf, an jedem Ort zu beten, indem sie heilige Hände aufheben (s. 1. Tim 2,8). Im Altertum war es üblich, dass man mit zum Himmel erhobenen Händen betete. Wir lesen beispielsweise von Salomo, dass er beim Beten seine Hände zum Himmel ausbreitete (s. 1. Kön 8,54). Diese Gebetshaltung drückt ganz besonders den Wunsch des Betenden aus, von Gott erhört und gesegnet zu werden (s. 1. Kön 8,38; Jes 1,15).

Keine Gesetze

Doch wir sollten keine ungeschriebenen Gesetze aufstellen, was die Gebetshaltung angeht. Es versteht sich von selbst, dass wir in jeder Lage und Situation zu Gott beten können (s. 2. Sam 7,18). Wir können jederzeit ganz spontan, aber auch zu festen Gebetszeiten beten (s. Neh 2,4; Dan 6,11). Unterwegs können wir im Auto, im Zug oder auf einem Fußweg beten. Bei Schlaflosigkeit oder Krankheit können wir im Bett liegend beten.
Wir haben in unseren Zusammenkünften die Gewohnheit, uns zum Gebet zu erheben, aber unsere Brüder in anderen Ländern bleiben sitzen. Gerade wenn es sich um das öffentliche und gemeinsame Gebet handelt, ist es gut, sich den örtlichen Gewohnheiten anzupassen und einander mit Nachsicht und Geduld zu begegnen.

Innere Haltung

Beim Beten kommt es nicht nur auf unsere äußere, sondern vor allem auf unsere innere Haltung an. Welche Gedanken und Empfindungen kennzeichnen uns beim Beten? Sind wir uns dessen bewusst, an wen wir unsere Worte richten?

Achtung und Ehrfurcht

Wenn wir beten, sollten wir uns der Größe und Erhabenheit dessen bewusst sein, an den wir uns wenden. So lesen wir in Prediger 5,1: „Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen; denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde.“ Obwohl wir freimütig und im kindlichen Vertrauen zu Gott kommen dürfen, bleibt Er derjenige, „der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk“ (1. Pet 1,17). Darum sollten uns Achtung und Ehrfurcht kennzeichnen, wenn wir zu Ihm beten. Dies schließt Demut mit ein.
In der Gegenwart Gottes wollen wir nicht viele Worte machen, sondern besonnen und überlegt die Worte wählen, die wir zu Ihm sprechen wollen. Was das persönliche Gebet angeht, so gilt das allerdings nicht. Wenn wir einerseits Achtung und Ehrfurcht haben, sind wir andererseits völlig frei, Gott alles zu sagen, was uns bewegt – wie Kinder dem Vater.

In der Gegenwart Gottes wollen wir nicht viele Worte machen, sondern besonnen und überlegt die Worte wählen, die wir zu Ihm sprechen wollen.
Glaube

Beim Beten nahen wir unserem Gott und Vater in dem festen Vertrauen, dass Er unser Gebet nicht nur hört, sondern auch erhört. Wir wollen nicht daran zweifeln, dass Gott fähig und auch willens ist, unsere Gebete zu erhören. Der Herr forderte seine Jünger auf, Glauben zu haben und nicht zu zweifeln (s. Mt 21,21.22; Mk 11,22-24). Und Jakobus schreibt: „Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird“ (Jak 1,6). Paulus lehrt uns in 1. Timotheus 2,8 das Gleiche: Wir sollen ohne „zweifelnde Überlegung“ beten.
Außerdem müssen wir von dem, was wir beten, überzeugt sein. Was im öffentlichen Gebet nicht von Klarheit und Überzeugung geprägt ist, sollten wir weglassen.

Heiligkeit

Der Betende muss in moralischer Übereinstimmung mit Gott sein. Wir können Gott nur mit einem guten Gewissen und mit reinen Händen nahen. Ungerichtete Sünden und falsches Verhalten können dazu beitragen, dass unsere Gebete verhindert werden (s. 1. Pet 3,7). Schon der Psalmdichter sagt: „Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel abgesehen hätte, so hätte der Herr nicht gehört“ (Ps 66,18). Darum ist es so wichtig, dass wir uns prüfen, unsere Sünden bekennen und regelmäßig Selbstgericht üben.
In 1. Timotheus 2,8 fordert der Apostel die Männer auf, an jedem Ort zu beten, „indem sie heilige Hände aufheben“. Wer öffentlich betet und damit die „Stimme“ auch für andere ist, darf nicht in Angelegenheiten verwickelt sein, die mit dem Bekenntnis seines Glaubens nicht übereinstimmen.

Vergebungsbereitschaft

Neben dem Glauben an Gott ist die Vergebungsbereitschaft anderen gegenüber eine weitere Eigenschaft, die nötig ist, damit Gott unsere Gebete hört und beantwortet. Wenn wir harte und unversöhnliche Gedanken in unseren Herzen hegen, kann Gott unsere Gebete nicht erhören. Dann sind unsere Gebete nur nichtige und leere Worte. Gott hat uns völlig vergeben und unsere Schuld Ihm gegenüber ausgelöscht; und diesen Wesenszug sollten wir auch unseren Glaubensgeschwistern und Mitmenschen gegenüber zeigen. Wenn wir nicht vergeben, wird Gott auch uns (in seinen Regierungswegen) nicht vergeben und unsere Gebete nicht erhören (s. Mt 6,14.15; Mk 11,25).
Letztendlich raubt uns alles, was unser Herz verurteilt und unser Gewissen belastet, die Freimütigkeit im Gebet. Dazu gehören auch der Eigenwille und Ungehorsam (s. 1. Joh 3,21.22).

Beharrlichkeit

Schließlich sollen unsere Gebete nicht durch Nachlässigkeit gekennzeichnet sein, sondern durch Beharrlichkeit. Wie leicht lassen wir im Gebet und in der Wachsamkeit nach, wenn sich die Erfüllung nicht gleich einstellt! Paulus schreibt: „Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung“ (Kol 4,2). Von den ersten Jüngern lesen wir, dass sie einmütig im Gebet verharrten (s. Apg 1,14). Das größte Beispiel ist unser Herr selbst. Er verharrte eine ganze Nacht im Gebet zu Gott (s. Lk 6,12).
Auch wir wollen nicht aufhören, Gott unsere Bitten vorzutragen – und alles Weitere Ihm überlassen. Er wird zu seiner Zeit und auf seine Weise antworten.

Daniel Melui

Ein segensreiches Vorrecht

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Der Wert des persönlichen Gebets, ob allein oder als Familie, wird zu Recht oft betont. Auch an den Segen des gemeinsamen Gebets als Versammlung wird immer wieder erinnert. Wie aber steht es um das gemeinsame Gebet von Glaubensgeschwistern außerhalb der „stillen Zeit“ oder der Zusammenkunft zum Gebet als Versammlung? Wenn zwei oder mehr Gläubige in einer Sache zu Gott beten, ruht auch auf diesen Gebeten ein großer Segen. Und das nicht nur für diejenigen, für die gebetet wird, sondern auch für die Beter selbst. In der Apostelgeschichte finden sich einige Beispiele für die Anliegen solcher gemeinsamen Gebete und ihre segensreichen Folgen.

Das geistliche Wohl der Gläubigen

In den ersten Tagen nach Pfingsten hatten sich in Jerusalem Tausende zum Herrn Jesus bekehrt (s. Apg 2,41.47; 4,4). Doch schon bald folgten auf diese Freude Anfechtungen und Verfolgung. Stephanus wurde gesteinigt und Saulus „suchte die Versammlung zugrunde zu richten, indem er der Reihe nach in die Häuser ging und sowohl Männer als Frauen fortschleppte und ins Gefängnis überlieferte“ (Apg 8,3).
Viele Gläubige flohen daraufhin aus Jerusalem. Unterwegs verkündigten sie das Evangelium. So kam es, dass Philippus in einer Stadt Samarias den Menschen „das Evangelium von dem Reich Gottes und dem Namen Jesu Christi verkündigte“ (Apg 8,12). Viele Menschen in dieser Stadt glaubten der Botschaft des Philippus und wurden auf den Namen des Herrn Jesus getauft.
Als die Nachricht davon die Apostel in Jerusalem erreichte, sandten sie Petrus und Johannes in diese Stadt Samarias. Den beiden fiel sofort auf, dass der Heilige Geist noch nicht auf die Neubekehrten gefallen war.[1] Die beiden Apostel zögerten nicht und beteten gemeinsam: „Die, als sie hinabgekommen waren, für sie beteten, damit sie den Heiligen Geist empfingen“ (Apg 8,15).
Dieses Gebetsanliegen der beiden Apostel war sehr besonders. Doch auch heute noch gibt es vielfältige Bedürfnisse, die das geistliche Wohl der Gläubigen betreffen. Die Empfänger des Briefes an die Hebräer werden aufgefordert, darauf zu achten, „dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide“ (Heb 12,15).
Gott wird immer einen Segen daraus hervorkommen lassen, wenn solche da sind, die auch gemeinsam zum Beispiel für das geistliche Wachstum von Gläubigen oder die Zurechtbringung solcher beten, die vom Glaubensweg abgewichen sind.

Die gemeinsame Not

Philippi ist die erste Stadt in Europa, von der in Gottes Wort berichtet wird, dass das Evangelium dorthin gelangte. Dort hatte Paulus eine Magd von einem unreinen Geist befreit. Als den Dienstherren dieser Magd bewusst wurde, dass ihre viel Gewinn versprechende Einnahmequelle versiegt war, sorgten sie dafür, dass Paulus und sein Begleiter Silas ins Gefängnis geworfen wurden.
Dort saßen die beiden Männer nun. Die Füße waren in den Stock gefesselt und der Körper schmerzte von den Schlägen, die sie erhalten hatten. Wie lange sie so in der Kerkerzelle ausharren mussten, wissen wir nicht.
„Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobsangen Gott; die Gefangenen aber hörten ihnen zu“ (Apg 16,25). Die beiden Männer brachten ihre Situation gemeinsam vor Gott. Auch wenn die Bibel nichts über den Inhalt dieser Gebete berichtet, können wir uns gut vorstellen, wie sie ihr Herz vor Gott ausschütteten und Ihm alles sagten, was ihnen Not bereitete.
Während sie beteten, geschah etwas Bemerkenswertes. Obwohl sich an ihrer Situation noch nichts geändert hatte, fingen sie an zu singen – und zwar Lieder, die Gott loben.
Ähnliche Erfahrungen können wir auch heute noch machen. Da, wo der Einzelne in seiner Not vielleicht zu versinken droht, kann das gemeinsame Gebet den Blick von der Not weg hin auf den Herrn lenken. „Zwei sind besser dran als einer“ (Pred 4,9), wusste schon der Prediger. „Denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Genossen auf.“
Das gilt natürlich ganz besonders für gemeinsam erlittene Not. Es ist aber nicht darauf beschränkt. „Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden“ (Röm 12,15), ermunterte der Apostel Paulus die Gläubigen in Rom und damit auch uns. Schon manche niedergedrückte Seele wurde dadurch getröstet und wieder aufgerichtet, dass Gläubige da waren, die sich auf diese Weise mit ihrer Not eins machten und gemeinsam mit ihr beteten.

Das Wohl der Versammlung

Paulus war auf dem Weg nach Jerusalem. Unterwegs lag ihm eine Botschaft an die Ältesten der Versammlung in Ephesus am Herzen. Aber die Zeit war knapp, darum bat er sie, zu ihm nach Milet zu kommen. Es sind ernste Themen, über die er dort mit ihnen sprach. „Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das vermag, aufzuerbauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten“ (Apg 20,32), ermunterte er sie aber auch.
„Und als er dies gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen“ (Apg 20,36). Paulus war sich darüber im Klaren, dass seine Worte allein die Epheser nicht vor den Angriffen bewahren konnten, vor denen er sie gerade gewarnt hatte. Darum ging er am Ende an Ort und Stelle auf die Knie und betete gemeinsam mit den Ältesten der Versammlung in Ephesus.
Für das Wohl der Versammlung – am eigenen Ort, aber auch darüber hinaus – dürfen wir auch heute noch miteinander beten. Wenn sich zum Beispiel einige Rentner an einem Vormittag in der Woche treffen und gemeinsam beten – etwa für die Zusammenkünfte oder die Jugendstunde –, wird der Segen nicht ausbleiben.

Die Diener des Herrn und ihr Dienst

Die weitere Reise nach Jerusalem führte Paulus und seine Begleiter nach Tyrus. Sofort machte sich der Apostel auch in dieser Stadt auf die Suche nach solchen, die an den Herrn Jesus glaubten und Ihm als Jünger nachfolgten. Als er sie gefunden hatte, blieb er mit seinen Begleitern sieben Tage dort. Die Jünger des Herrn in dieser Stadt sagten Paulus, „er solle nicht nach Jerusalem hinaufgehen“ (Apg 21,4). Doch Paulus ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.
„Als es aber geschah, dass wir die Tage vollendet hatten, zogen wir fort und reisten weiter; und sie alle geleiteten uns mit Frauen und Kindern bis außerhalb der Stadt; und wir knieten am Strand nieder und beteten“ (Apg 21,5). Die Reise wurde nicht fortgesetzt, bevor sie nicht alle miteinander gebetet hatten.
Auch wenn Gottes Wort über den Inhalt dieser Gebete schweigt, lenkt diese Begebenheit unseren Blick darauf, für diejenigen zu beten, denen der Herr besondere Dienste anvertraut hat. Wohl jeder Diener des Herrn kann von dem Segen berichten, den der Herr aus seinem Dienst hervorkommen ließ, weil solche da waren, die gemeinsam für den Diener und seinen Dienst beteten.
Diese Beispiele aus der Apostelgeschichte stellen keine abschließende Aufzählung der Gebetsanliegen dar, für die Christen miteinander beten können und dürfen. Sie ermuntern dich und mich aber dazu, mehr von diesem segensreichen Vorrecht Gebrauch zu machen.

Stefan Busch


Fußnoten:

  1. Dass diese Gläubigen nicht sofort bei ihrer Bekehrung den Heiligen Geist empfingen, ist in der besonderen Situation begründet und nicht der Normalfall. Gott wollte für alle sichtbar machen, dass das Erlösungswerk seines Sohnes Jesus Christus nicht allein denen vorbehalten war, die aus den Juden in Jerusalem zum Glauben gekommen waren. Eine vergleichbare Situation findet sich nur noch zweimal in Gottes Wort: In Apostelgeschichte 10 fällt der Heilige Geist auf Kornelius und alle in seinem Haus Versammelten, die das Wort des Apostels Petrus hörten und ihm glaubten. Und Apostelgeschichte 19 berichtet von einigen Jüngern in Ephesus, die bisher nur auf die Taufe Johannes des Täufers getauft waren. Nachdem sie das Evangelium von Christus gehört und Ihm geglaubt haben, kommt der Heilige Geist auf sie.

Das Gebet in der Familie

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In Gottes Wort nimmt vor allem das persönliche Gebet und das Beten des Volkes Gottes einen breiten Raum ein. Dagegen gibt es nur wenige Beispiele des Gebets innerhalb der Familie. Doch auch das Gebet in der Familie hat eine besondere Bedeutung, wie wir anhand der biblischen Beispiele erkennen können.
Die heutige Zeit ist sehr stark von Individualismus, Egoismus und Egozentrik geprägt. Deshalb ist ein gemeinsames christliches Familienleben umso wichtiger, damit die nachfolgende Generation sieht und erlebt, dass es auch „anders“ geht, als in der uns umgebenden Welt. Darüber hinaus ist ein Christus-zentriertes Familienleben die Voraussetzung für eine biblisch gesunde Gemeinschaft der Gläubigen in den Zusammenkünften. Außerdem wollen wir Gott auch durch das Gebet in der Familie ehren.

Das persönliche Gebet für die Familie

Im persönlichen Gebet eines Christen mit einer vielfältigen Bandbreite an Gebetsgegenständen gibt es auch den spezifischen Bereich der Familie. Das kann einerseits Vater und Mutter betreffen, die in ihren persönlichen Gebeten die Familienmitglieder (Kinder und Ehepartner) vor den Thron der Gnade bringen und andererseits auch Kinder, die für ihre Geschwister oder Eltern beten.

Isaak

Ein Beispiel für ein solches Gebet finden wir bei Isaak (s. 1. Mo 25,21). In dieser (jungen) Ehe gab es eine Not: Rebekka war unfruchtbar. Sicherlich waren beide, vor allem aber Rebekka, darüber sehr niedergeschlagen. Noch mehr als heutzutage wurden Kinder in der damaligen Zeit als ein Segen Gottes betrachtet. Isaak liebte seine Frau, das wird ausdrücklich betont (s. 1. Mo 24,67). Und er litt mit ihr unter dieser Not. Was war zu tun?
Isaak tat das einzig Richtige: Er wandte sich an Gott. Er bat den Herrn für seine Frau. Sicherlich haben sie auch gemeinsam darüber gesprochen, vielleicht auch im gemeinsamen Gebet diesen Wunsch vor Gott hingelegt.
Aber wir lesen eben ausdrücklich, dass Isaak zum Herrn gebetet hat. Ihm war bewusst, dass nur der Herr dieses Problem lösen konnte. Die Unfruchtbarkeit seiner Frau ließ Isaak nicht kalt, sondern er machte diese Sorge zu seinem Anliegen.
Eine durch Liebe geprägte Ehe schließt eben auch das Gebet füreinander unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des anderen mit ein. Das war vor 4000 Jahren nicht anders als im Jahr 2021.

Hanna

Ein weiteres Beispiel finden wir bei Hanna, der Frau Elkanas (s. 1. Sam 1,10.11). Wieder geht es um den Wunsch nach einem Nachkommen. Ihre Not besteht schon lange und schließlich ist sie so verbittert, dass sie ihr Anliegen weinend vor dem Herrn ausbreitet. Aber es geht ihr nicht nur um einen Sohn für sich selbst, sondern sie verspricht im Gebet, dass sie ihn dem Herrn weihen würde. Sie bittet nicht nur um ein Kind von Gott, sondern auch um ein Kind für Gott. Es ging ihr also nicht um die egoistische Erfüllung eines natürlichen Wunsches, sondern um die Ehre Gottes.
Die Ernsthaftigkeit ihres Gebets beweist Hanna nach der Geburt Samuels in der frühen Abgabe des Sohnes aus dem behüteten Elternhaus in die wenig vorteilhafte Umgebung am Haus des Herrn in Silo. Man kann sicher davon ausgehen, dass die Gebete seiner Mutter Samuel in Silo begleitet haben.
Eine praktische Schlussfolgerung für unser Thema ist offensichtlich: Das persönliche Gebet (für die Familie) ist keine „Männerdomäne“, sondern ebenso ein Privileg der Frauen.

Das Gebet als Ehepaar

Die Ehe ist die engste Beziehung, in der Menschen auf dieser Erde zueinanderstehen können. Wenn beide Ehepartner Kinder Gottes sind, wird es nicht anders sein, als dass sie auch gemeinsam ihre Anliegen im Gebet vor ihren himmlischen Vater und Herrn bringen. Wenn dem nicht (mehr) so ist, handelt es sich um ein gestörtes christliches Eheleben. Die Ehe mag menschlich noch funktionieren, aber das große Privileg, seine Anliegen im gemeinsamen Gebet zu nennen, nimmt man nicht (mehr) in Anspruch.

Manoah und seine Frau

Auch hier soll uns ein Ehepaar aus dem Wort Gottes als Vorbild dienen. Es geht noch einmal um den (noch) unerfüllten Wunsch nach einem Kind (s. Ri 13). Nachdem Manoah den Herrn gebeten hatte, dass der Engel nochmals erscheinen möge, der seiner Frau das Kind angekündigt hatte, kommt der Engel wieder und bestätigt die bereits gemachte Zusage. Schließlich bringen Manoah (und seine Frau) dem Herrn ein Opfer und sehen dem wunderbaren Handeln des Engels zu (s. Ri 13,19). Als der Engel in der Opferflamme wieder zum Himmel auffährt, fallen Manoah und seine Frau (beide gemeinsam!) auf ihr Angesicht zur Erde (s. Ri 19,20).
Wir sehen in dieser ganzen Begebenheit einen sehr engen und intensiven Austausch zwischen dem Ehepaar.[1] Die Frau berichtet ihrem Mann unmittelbar von der Begegnung mit dem Engel und ihr Mann macht dieses Ereignis sofort zu einem Gebetsgegenstand. Beim wunderbaren Handeln des Engels des Herrn reagieren beide gleicherweise, indem sie niederfallen. Einerseits vielleicht aus Furcht, andererseits aber vielleicht auch aus Erstaunen, das sie zur gemeinsamen Anbetung des Herrn führt. Dieses Ehepaar hatte ein gemeinsames Anliegen, Gesprächs- und sicher auch Gebetsthema.
Es ist klar, dass Ehepaare gemeinsame Gesprächsthemen haben und sich darüber austauschen. Sie bringen diese dann auch im Gebet vor den Herrn. Nicht nur, aber vor allem, wenn es schwierige und belastende Themen sind. Jedes Ehepaar kann dafür Beispiele finden. Aber es bleibt dann nicht bei den Gesprächen, sondern man wird diese Dinge (Sorgen und auch Freuden) vor dem Herrn oder vor dem Vater im Gebet ausbreiten und um seine Hilfe und Weisung bitten, wie es auch Manoah tat (s. Ri 13,8).

Ein praktischer Gedanke

In vielen christlichen Ehen betet auch im ehelichen Gebet nur der Mann hörbar. Das kann, muss aber nicht so sein. Sicherlich darf auch die gläubige Ehefrau laut beten. Wenn es aber doch so ist, dass nur der Ehemann laut betet, sollte er einerseits gemeinsame Anliegen vorbringen (zu denen seine Frau auch ein Amen sagen kann). Andererseits ist es schön, wenn seine Frau auch Themen nennt, die im gemeinsamen Gebet vor den Herrn gebracht werden sollen. Das gehört sicher auch dazu, wenn gesagt wird, dass die Frau dem Mann zu einer ihm entsprechenden Hilfe gemacht ist (s. 1. Mo 2,18).

Gebet als Familie (mit den Kindern)

Wenn Gott einem Ehepaar Kinder geschenkt hat, wird auch das gemeinsame Gebet als Familie relevant. Dabei meine ich nicht in erster Linie das Tischgebet, wo wir für das Essen danken und um den Segen Gottes dazu bitten. Sicher dürfen wir bei dieser Gelegenheit auch für andere Dinge bitten oder danken. Aber das Gebet als Familie sollte sich nicht auf die Mahlzeiten beschränken.

Familie Elkanas

Ein Beispiel aus der Bibel führt uns wieder zu 1. Samuel 1. Nicht nur Hanna war eine geistliche Frau, die ein intensives Gebetsleben hatte. Auch ihr Mann zeigt ein Gott wohlgefälliges Verhalten. Wenn die Familie Elkanas zum Haus des Herrn geht, um Gott zu opfern, kommt offenbar die ganze Familie mit. Jedenfalls beteten sie vor dem Herrn an (s. 1. Sam 1,19 und 28b mit Fußnote). Mindestens seine beiden Frauen waren dabei und in 1. Samuel 1,28b jedenfalls auch der junge Samuel. Man kannte also in der Familie Elkanas den Wert und die Bedeutung der gemeinsamen Anbetung vor dem Herrn (und das in dunklen Zeiten des Volkes Israel, wo die Söhne des Hohenpriesters die Opfer der Opfernden ungebührlich behandelten).
In der Atmosphäre dieses geistlichen Hauses aufgewachsen, waren die Voraussetzungen für den gesegneten Dienst von Samuel ideal. Sicherlich hat ihn auch das Gebetsleben zu Hause geprägt. Immerhin war Samuels späterer Dienst von Gebet gekennzeichnet (z. B. 1. Sam 7,8 ff.; 8,6b.21 und besonders 12,23).

Wie kann es heute sein?

Auch wir dürfen heute als Familie gemeinsam beten. Häufig wird das sicher im Rahmen einer gemeinsamen Familienandacht erfolgen, wo die Bibel gelesen und der Abschnitt altersgerecht erklärt und besprochen wird – was vor allem bei unterschiedlichen Altersklassen und Ansprechebenen der Kinder eine große Herausforderung sein kann.
Durch die Gnade des Herrn darf man sich gemeinsam im Gebet zu Ihm wenden – auch die kleinen und größeren Kinder. Die Länge und der Inhalt der Gebete der Eltern/des Vaters ist dabei dem Verständnis der Kinder anzupassen.
Die Kinder lernen, freimütig ihre Anliegen vor Gott auszusprechen, wenn wir sie entsprechend motivieren. Philipper 4,6 ff. gilt auch für das gemeinsame Gebet in der Familie.
Es wird sicher auch spezielle „Familienthemen“ geben, die die jeweilige Familie in ihrer speziellen Situation betreffen und die nur in diesem Rahmen vor Gott gebracht werden. Es wird die Familiengemeinschaft stärken, vor Gott gemeinsame Sorgen, Nöte und Freuden auszusprechen und Ihn um Hilfe und Leitung zu bitten!
Vermeiden sollten wir allerdings, (erforderliche) Korrekturen oder Erziehungsmaßnahmen im Gebet zu äußern. Solche Dinge sollten direkt mit den betroffenen Kindern besprochen werden.
Manches Mal sind Eltern beeindruckt worden von dem kindlichen Vertrauen in den Gebeten ihrer Kinder, im Gegensatz zu ihrem eigenen geringen Glauben.
Im gemeinsamen Familiengebet erleben die Kinder die Abhängigkeit ihrer Eltern vom Herrn – das prägt die Kinder, auch wenn die Resultate vielleicht erst viele Jahre später gesehen werden.
Möge der Herr unsere Ehen und Familien durch persönliches und gemeinsames Gebet stärken, indem wir dieses Mittel mehr nutzen! Es gibt kein „zu viel“ an Gebeten (natürlich unter Berücksichtigung der Familiensituation).

Kinder lernen, freimütig ihre Anliegen vor Gott auszusprechen, wenn wir sie entsprechend motivieren.

Marco Steih


Fußnoten:

  1. Das unterschiedliche geistliche Verständnis von Manoah und seiner Frau ist nicht Thema dieses Artikels.

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