Das Wort Gottes ist ein Schatz, der voll von Reichtümern ist, die es zu entdecken gilt. Wie bei einem materiellen Schatz muss man sich damit beschäftigen, sonst wird man sich kaum daran erfreuen können. Je mehr man in der Bibel forscht, desto mehr wird einem bewusst, wie wenig man weiß und dass es noch viele tiefgehende Gedanken in Gottes Wort gibt, die entdeckt werden wollen. Keiner kann sagen, dass er damit schon zu Ende gekommen ist.
Als Grundlage für das Bibelstudium verwenden wir eine Übersetzung, da die wenigsten von uns die Originalsprachen verstehen können. Wycliff, eine Gesellschaft, die sich mit Bibelübersetzungen beschäftigt, gibt auf ihrer Webseite an, dass es ca. 80 verschiedene Bibel-Übersetzungen in Deutsch gibt. Aber was ist eine gute Übersetzung und was nicht?
Eine gute Bibelübersetzung zeichnet sich dadurch aus, dass sie möglichst nah am Grundtext übersetzt ist und keine Hinzufügungen oder Weglassungen erlaubt. Manche Bibelübersetzungen enthalten fehlerhafte Veränderungen, die keine Stilfrage sind, sondern weitreichende Konsequenzen haben.
Eine andere Gefahr ist die Paraphrasierung. Damit ist eine sinngemäße Übersetzung gemeint, um bessere Lesbarkeit zu bieten. Wir verstehen gut, dass eine wortwörtliche Übersetzung unlesbar ist, weil jede Sprache ihre eigene Grammatik und ihre eigene Syntax hat. Wenn man sich jedoch zu viele Freiheiten bei der Übersetzung erlaubt, kann viel von der genauen Aussage verloren gehen.
Zu jedem Thema, das wir kommunizieren, gehören „Fachbegriffe“. So ist es auch in der Bibel. Spezielle Ausdrücke, wie zum Beispiel Sünde, Sühnung, Erlösung und andere, mögen für uns sehr veraltet klingen, da wir sie in unserem alltäglichen Leben nicht verwenden. Aber es gibt keine bessere Übersetzung dieser Begriffe, so dass man, will man sich damit beschäftigen, sie auch lernen und verstehen muss.
Das ist nicht weiter schlimm, denn die Bibel ist nie ein Groschen-Roman mit Straßensprache gewesen und will es auch nicht sein. Darum sollten wir die Angst davor ablegen, spezielle biblische Begriffe genau zu studieren, indem wir beispielsweise ein biblisches Lexikon zur Hand nehmen, um ihre Bedeutung zu verstehen.
Auf der anderen Seite sollten wir auch vorsichtig damit sein, eine Bibelübersetzung einfach mit dem inspirierten Wort gleichzusetzen. Wir neigen manchmal dazu, von einem Extrem in das andere zu fallen. Eine Bibelübersetzung ist nicht Wort für Wort inspiriert. Ein Übersetzerteam hat sich große Mühe gegeben, mit der Hilfe des Herrn eine möglichst genaue Übersetzung anzufertigen, trotzdem bleibt es eine Übersetzung.
Hilfreich ist es auch, wenn man die Möglichkeit hat, eine Bibelübersetzung in einer anderen Sprache danebenzulegen. So drückt zum Beispiel eine gute englische Bibel einen Bibelvers manchmal etwas anders aus, was uns helfen kann, die Aussage besser zu verstehen.
Wenn wir Gottes Wort lesen, müssen wir immer den Bibeltext an die erste Stelle setzen. Die Bibel ist das inspirierte Wort Gottes, das Kraft hat, uns zu belehren und uns zu beurteilen (s. Heb 4,12). Der Gläubige besitzt dazu den Heiligen Geist, ohne den die Bibel nicht verstanden werden kann: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen“ (Joh 16,13).
Aber kann Er uns immer vollständig leiten? Das ist leider oft nicht der Fall, weil wir nicht immer völlig abhängig von Ihm sind. Wenn Gott aber durch den Geist andere benutzen konnte, dann ist das ein Segen, den wir nicht verachten dürfen.
Gott hat dem Leib Gaben gegeben (s. Eph 4,11). Gerne nutzen wir gute geistliche Hilfen und nie war es leichter, Bücher in gedruckter Form oder online zu lesen, als heute. Brüder, die eine Lehrgabe haben, wurden von Gott benutzt, gute Bibelauslegungen zu schreiben. Diese können eine wertvolle Ergänzung beim Bibelstudium sein und wir dürfen dankbar davon Gebrauch machen, was sie niedergeschrieben haben, um Bibeltexte besser verstehen zu lernen.
Der Trend geht dahin, weniger zu lesen, und wenn etwas gelesen wird, dann handelt es sich oft nicht um erbauliche biblische Auslegungen. Es ist sehr hilfreich, wenn wir unser Denken abgleichen mit dem, was gute Ausleger geschrieben haben. Oft erkennen wir Zusammenhänge nicht so leicht, wir bleiben an der Oberfläche und ziehen schnell Schlüsse, die aber einseitig sein können. Doch durch eine gute Auslegung bekommen wir hilfreiche Erklärungen, die uns im Verständnis der Bibel und damit für unser Glaubensleben sehr nützlich sind.
Dabei sollten wir natürlich vorsichtig sein, welche Autoren wir lesen. Es gibt eine Unmenge an christlicher Literatur und es ist leider nicht alles gut, was sich christlich nennt. Ist der Autor bekannt als jemand, der der biblischen Lehre treu folgt? Oder wissen wir, dass er zum Beispiel bei einigen Themen von der biblischen Lehre abweicht? Ich kann nicht guten Gewissens ein Buch lesen, wenn ich weiß, dass der Autor in einem Thema unausgewogen lehrt oder handelt.
Wir müssen sehr vorsichtig sein und wollen niemanden verurteilen, aber so manche Auffassung schleicht sich unbemerkt in unser Denken ein, wenn wir nicht wachsam sind. Das unkritische Lesen von christlicher Literatur scheint sich in den letzten Jahren sehr verbreitet zu haben, weil der Zugang über das Internet sehr leicht geworden ist. Es muss damit beginnen, dass ich mir die Mühe mache und Informationen über einen mir unbekannten Autor einhole, bevor ich ein Buch von ihm lese.
Neben der bewussten Auswahl des Autors sollten wir auch darauf achten, dass wir nicht unkritisch Auslegungen übernehmen. Das Beispiel der Beröer in Apostelgeschichte 17,11 sollte uns anspornen, das, was wir hören und lesen, mit dem zu vergleichen, was die ganze Schrift sagt.
Eine Stelle im Wort Gottes können wir nur im Zusammenhang und in Harmonie mit der ganzen Schrift verstehen (s. 2. Pet 1,20). Daher sollten wir selbst untersuchen und uns zu eigen machen, was das Wort Gottes sagt.
Wenn ich eine Auslegung gelesen habe, heißt das noch lange nicht, dass ich einen Bibeltext auch verstanden habe. Am ehesten ist das der Fall, wenn ich in der Lage bin, das Gelesene auch zusammenzufassen und die Bedeutung wiederzugeben. Dabei ist es unerlässlich, nach Bibelstellen zu suchen, die das bestätigen oder ergänzen. Auch dazu können wir viele gute Hilfsmittel wie eine Bibelkonkordanz (auch online) oder ein Wörterbuch mit Worterklärungen nutzen.
Fazit: Eine gute Bibelübersetzung und gute geistliche Bibelauslegungen sind ein Schatz, den wir zur Verfügung haben. Wir wollen uns anspornen, einen geistlichen Nutzen für unser Leben daraus zu ziehen.
Johannes Kogut
Kaum ein Bibeltext stellt den Wert des Wortes Gottes so heraus wie Psalm 119. Eine besondere Bedeutung erhält dabei der Aspekt der geistlichen Belebung. Gehen wir diesen Spuren einmal etwas nach:
Der Staub spricht von den Dingen dieser Erde, die ausnahmslos vergänglich sind, uns aber so in Beschlag nehmen können, dass wir innerlich austrocknen. Wie wichtig sind da Auszeiten, um uns durch das Wort Gottes neu beleben zu lassen. Vielleicht müssen wir auch die Prioritäten in unserem Leben neu überprüfen.
Die Medien, die uns überall umgeben, sind ganz besonders auf das Visuelle ausgerichtet. Sie wollen unsere Gedanken mit dem gefangen nehmen, was wir sehen. Wie aktuell ist da die Bitte um Bewahrung vor nicht nützlichen oder sogar bösen und unreinen Einflüssen. Belebung erfahren wir, wenn wir auf den guten Wegen gehen, die Gott uns in seinem Wort vorgezeichnet hat.
Es ist gut, wenn wir ein inneres Verlangen nach Gottes Wort haben, dann werden wir belebt durch das, was der göttlichen Gerechtigkeit entspricht. Jede Sünde ist nämlich Ungerechtigkeit in den Augen Gottes.
Es sind Gottes gute Bemühungen, uns durch sein Wort zu beleben. Sind wir auch bereit, das Wort in unserer Lesenspraxis zu beachten?
Auf dieser Erde gibt es viel Elend, und auch wir Gläubigen bleiben nicht davor verschont. Aber wie gut, dass wir uns auf die vielfältigen Zusagen stützen dürfen, die uns der Herr in seinem Wort gegeben hat.
Der Herr hat vollkommenes Mitgefühl mit unserem Elend. „Seine Erbarmungen sind nicht zu Ende; sie sind alle Morgen neu“ (Klgl 3,22.23a). Seinen Entscheidungen zu vertrauen, wird uns neu beleben.
Wenn wir enttäuscht sind, niedergeschlagen sind und am Boden liegen, vermag der Herr uns durch sein Wort wiederaufzurichten. Denken wir nur an Elia unter dem Ginsterstrauch oder an die „Emmaus-Jünger“.
Es ist nicht einfach, wenn wir angeklagt und ungerechterweise beschuldigt werden. Aber wie einst der Herr Jesus dürfen wir uns dem übergeben, „der gerecht richtet“ (1. Pet 2,23) und uns auf seine verlässlichen Zusagen stützen.
Gott hört und erhört unsere Gebete nach seiner Güte. Vergessen wir nicht, dass Er immer das Beste für uns im Sinn hat! Die Entscheidungen darüber dürfen wir Ihm überlassen. Das macht das Herz still.
Hier spricht der Psalmist aus Erfahrung. Er hat es schon oft erlebt, dass Gott ihn durch sein Wort belebt hat, deshalb hat er sich auch vorgenommen, seine Vorschriften nicht zu vergessen.
Möge der Herr es bewirken, dass wir sein Wort lieben lernen. Er hat gesagt: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Joh 14,23).
Im Verlauf des Psalms werden auch schöne geistliche Fortschritte sichtbar in Bezug auf das Wort Gottes: Verlangen – beachten – nicht vergessen – lieben. Die Belebung wird dann nicht ausbleiben!
Andreas Kringe
Um deines Namens willen, Herr, belebe mich; in deiner Gerechtigkeit führe meine Seele aus der Bedrängnis!
Durch Gottes Güte dürfen wir Christen bis heute sein Wort in Händen halten – diesen wertvollen Schatz, der immer noch lebendig und wirksam ist (s. Heb 4,12). Gottes Wort wirkt in unser Leben ebenso hinein, wie es das auch im Leben biblischer Personen tat. Deshalb wollen wir uns je drei Personen aus dem Neuen und Alten Testament ansehen und geistlichen Nutzen daraus ziehen.
Zur Zeit des Herrn Jesus war der Zustand der meisten Führer im Volk Gottes erbärmlich, sie waren blinde Leiter von Blinden (s. Mt 15,14), die sich selbst weideten (s. Hes 34,2). Aber es gab unter ihnen mindestens zwei Aufrichtige, von denen Nikodemus[1] einer war. Obwohl er die Bibel als Pharisäer formal gut kennen musste, war er selbst noch nicht von Neuem geboren. Aber das vom Herrn Jesus an ihn gerichtete Wort, das mit Salz gewürzt war, brachte letztlich Frucht und führte zu seiner Neugeburt (s. Joh 19,38-42).
So bewirkt Gottes Wort auch heute noch, dass Menschen von Neuem geboren werden und eine echte Glaubensbeziehung zu Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus entsteht. Dieses unerklärliche Wunder geschieht immer noch auf allen Kontinenten und in allen sozialen Schichten. Eine Frage an dich:
Bist du schon von Neuem geboren, indem du in Buße und Glauben mit deinen Sünden zum Herrn Jesus gekommen bist?
Der Kämmerer kam aus einem heidnischen Land und suchte nach der Wahrheit. Dazu kaufte er in Jerusalem eine Jesaja-Rolle, die er sofort zu lesen begann. Aber da ihm so vieles darin unklar war, schickte Gott zur richtigen Zeit Philippus zu ihm, der ihm anfangend von der Stelle aus Jesaja 53 das Evangelium von Jesus verkündigte. Hier ging der Same deutlich schneller auf und bewirkte nicht nur seine Errettung, sondern auch den sofortigen Wunsch, getauft zu werden (s. Apg 8,36). Wundert es uns da, dass er dann seinen Weg nicht mehr suchend, sondern mit Freuden weiterzog?
So dürfen auch wir heute erleben, dass junge und ältere Kinder Gottes sich nach dem Willen des Herrn taufen lassen (s. Mt 28,19; Mk 16,16) und dann ihren Weg mit Freude weitergehen. Und das geschieht überall auf der Welt. Doch wie sieht es bei dir aus?
„Und nun, was zögerst du?“ – Lass dich taufen und zeige öffentlich, dass du zu Christus gehörst (s. Apg 22,16).
Auf seinen Missionsreisen blieb Paulus eine recht lange Zeit in Ephesus und verkündigte dort das Wort des Herrn. Der Herr bestätigte dieses Wort durch außergewöhnliche Wunder (s. Apg 19,11.12; Mk 16,20). Menschen bekehrten sich, aber nicht nur das. Das Wort wirkte in den Herzen der Bekehrten, indem solche, die früher Zauberei getrieben hatten, ihre Bücher vor allen verbrannten, anstatt sie für fünfzigtausend Silberstücke zu verkaufen (s. Apg 19,18-20). Das Wort Gottes erwies sich kräftig (s. V. 20).
Solch eine Entschiedenheit bewirkt Gottes Wort auch noch in unseren Tagen. Bekehrte werfen zum Beispiel ihre „alten“ Musik-CDs oder ihre weltliche Kleidung weg, weil sie der Welt und die Welt ihnen gekreuzigt ist (s. Gal 6,14). Das mag einigen extremistisch erscheinen, aber es ist letztlich nur ein Erfüllen von Psalm 97,10 oder Philipper 3,7 ff. Auch da stellt sich die Frage:
Was hindert dich, für deinen Heiland und Herrn all das aufzugeben, was dich davon abhält, Ihm nachzufolgen?
Im vorigen Abschnitt haben wir an drei Beispielen aus dem Neuen Testament gesehen, wie das Wort Gottes auf Menschen wirken kann. Das war auch schon zur Zeit des Alten Testaments so. Wir wollen uns nun zwei nachahmenswerte Beispiele anschauen, aber auch ein Beispiel, das uns warnt.
Bereits mit acht Jahren wurde Josia König über Juda. Das Volk hatte sich unter seinen Vorgängern Manasse und Ammon dem Götzendienst zugewandt, und das Buch des Gesetzes, das Wort Gottes, war verloren gegangen.
Als er 16 Jahre alt war, begann der gottesfürchtige Josia, Land und Tempel vom Götzendienst zu reinigen. Acht Jahre später fand man das Buch des Gesetzes wieder. Als man dann Josia daraus vorlas, zeigte sich bei ihm eine besondere Wirkung. Diese dürfen wir auch heute erleben, wenn wir das Wort Gottes für uns selbst (wieder-)entdecken:
Ein Teil der Juden war aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt und hatte den Tempel und die Mauer wieder aufgebaut. Nun war es an der Zeit, sich auch innerlich neu auszurichten. Deshalb versammelte sich das ganze Volk. Der Schriftgelehrte Esra las aus dem Buch des Gesetzes vor und die Leviten erklärten es.
In den Auswirkungen, die das Wort damals hatte, können wir Parallelen zu der Wortverkündigung heute sehen:
Kurz vor dem Untergang des jüdischen Königtums hatte der Prophet Jeremia von Gott den Auftrag, die Juden vor dem drohenden Gericht durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar zu warnen. Aber seine Botschaften stießen auf Widerstand beim Volk und bei seinen letzten Königen. Deshalb trug Gott ihm auf, alle seine Worte in ein Buch zu schreiben, das sein Sekretär Baruch im Tempel vorlas.
Als der König Jojakim davon hörte, ließ er das Buch holen und es sich vorlesen. Jedes Mal, wenn ein Abschnitt gelesen worden war, zerschnitt er die Buchrolle mit einem Messer und verbrannte das abgeschnittene Stück. Wir erkennen bei Jojakim, dass es Menschen gibt, die sich dem Wort Gottes verschließen, ja, es ablehnen:
Wir haben uns in beiden Abschnitten mit den guten Wirkungen des Wortes Gottes auf Josia, Esra und das Volk, Nikodemus, den Kämmerer von Äthiopien oder die Menschen von Ephesus beschäftigt. Auch wenn diese Menschen vor sehr langer Zeit gelebt haben, hat sich an der Wirksamkeit des Wortes Gottes nichts geändert. Der Herr Jesus selbst hat gesagt: „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Mt 24,35). Dieser Grundsatz in Bezug auf das Wort selbst gilt auch für seine Wirkung.
Die Beispiele sollen uns motivieren, uns mehr mit dem Wort Gottes zu beschäftigen, damit sich seine Wirkung bei uns entfalten kann. Allerdings – und das haben wir bei Jojakim gesehen – können wir diese Wirkung durch fleischliches Verhalten teilweise oder sogar ganz verhindern. Davor wollen wir uns warnen lassen.
Damian Korcz und Henning Panthel
Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet.
Fußnoten:
Der andere aufrichtige Führer des Volkes war Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, der somit dem jüdischen Rat (Synedrium oder Synhedrion) angehörte (s.Lk 23,50; Mt 27,57).
Wenn wir über einen guten Umgang mit Gottes Wort in unserem Leben nachdenken, dann finden wir natürlich nur in diesem selbst Hinweise, worauf es dabei ankommt.
Unser Umgang mit Gottes Wort hängt in erster Linie von unserer inneren Haltung ab, die wir seinem Wort gegenüber haben:
Diese beiden Aspekte gehören zusammen und wir möchten uns etwas näher damit beschäftigen.
Der erste Aspekt ist Respekt und Ehrfurcht vor dem Wort Gottes und somit vor dem Herrn selbst. Es fällt nicht schwer, das anhand des Wortes Gottes herzuleiten. Schon als Mose das Gesetz gegeben wurde, sprach der Herr von „dem Gesetz und dem Gebot, das ich geschrieben habe, um sie zu belehren“ (s. 2. Mo 24,12). Und die Tafeln aus Stein waren „beschrieben mit dem Finger Gottes“ (2. Mo 31,18).
In 2. Timotheus 3,16 ist Paulus ebenfalls sehr eindeutig: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit.“ Zudem bleibt das Wort des Herrn in Ewigkeit (s. 1. Pet 1,25) und es steht „fest in den Himmeln“ (Ps 119,89).
Auch Hebräer 4,12 macht das deutlich. Wir finden zunächst einige Wirkungen des Wortes. Es ist lebendig, wirksam, schärfer als jedes zweischneidige Schwert, durchdringend und ein Beurteiler (o. Richter). In Vers 13 finden wir eine für unser Thema bemerkenswerte Formulierung: „und kein Geschöpf ist vor ihm (= Gott) unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.“ Mit „dessen“ ist Gott selbst gemeint. Damit stehen wir vor Gott persönlich, wenn sein Wort zu uns redet.
Er redet durch sein Wort direkt zu uns. Weil der Autor Gott selbst ist, drückt sich Gottesfurcht vor allem dadurch aus, dass wir sein Wort in seiner Vollständigkeit und im Detail ernst nehmen und auf uns ganz persönlich anwenden.
Der zweite Aspekt ist, dass ich Gottes Wort höre (oder lese) und tue, weil ich meinen Herrn liebe. Deshalb interessiert mich, was Er mir zu sagen hat. Dabei drücken wir unsere Liebe zum Herrn Jesus in erster Linie dadurch aus, dass wir auf sein Wort hören und es im Gehorsam tun. Drei einfache und klare Hinweise aus dem Wort Gottes wollen wir hierzu heranziehen:
In 5. Mose 6,4-6 übermittelt Mose Worte Gottes an das Volk. „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr! Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein.“ Im weiteren Verlauf wird klar, dass sein Wort unseren Tagesablauf, unsere Wege, ja, unser ganzes Leben prägen sollte. Das Hören und Tun des Wortes Gottes im Gehorsam sollte aus dem Motiv der Liebe zu unserem Herrn heraus geschehen. Unser Herz muss in Bewegung kommen, damit unsere täglichen Entscheidungen durch sein Wort geprägt sind. Das führt zu einer guten praktischen Umsetzung des Wortes im Alltag, in unseren Familien, im Beruf, in unseren Kontakten …
Bei Esra finden wir ein schönes Vorbild für diese Herzenshaltung: Zunächst wird gesagt, dass er „ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz“ war (Esra 7,6). Er hatte also gehört, gelesen, gelernt. Dann heißt es weiter in Vers 10: „Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu lehren.“ Es ist wichtig, diese Worte auf uns ganz persönlich anzuwenden, denn genau um diese Reihenfolge geht es: Es beginnt im Herzen, weil wir unseren Herrn aus Dankbarkeit lieben, der uns zuerst geliebt hat (s. 1. Joh 4,19). Das führt zu festen Entscheidungen, wir erforschen ernsthaft sein Wort. Dann folgt unser Handeln, unsere Praxis. Erst dann haben wir auch die moralische Autorität, zu lehren, wie wir es bei Esra sehen.
Und nun kommen wir zu dem, was unser Herr selbst gesagt hat: In Johannes 14,21 macht Er deutlich, dass der beste Beweis für unsere Liebe zu Ihm unser Gehorsam gegenüber seinem Wort ist. In Vers 23 verknüpft der Herr zudem unseren Gehorsam mit einer wunderbaren Zusage der Gemeinschaft mit Ihm und seinem Vater: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Diese Gemeinschaft mit unserem Herrn und dem Vater ist die Grundlage für echte, tiefe Freude (s. 1. Joh 1,3.4). In Vers 31 finden wir den Herrn Jesus selbst dann als vollkommenes Vorbild: Die Welt sollte erkennen, „dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat.“
Dies ist einerseits so klar und einfach zu verstehen, doch andererseits oftmals nicht so einfach zu praktizieren. Lassen wir uns anspornen durch sein Wort, durch das gute Vorbild Esras und durch unseren Herrn selbst, unsere Liebe zu Ihm unter Beweis zu stellen, indem wir hören und tun. Er wird sich dazu bekennen!
Auch wenn unsere Haltung gegenüber dem Wort Gottes von Respekt und Ehrfurcht geprägt sein soll, ist das nur eine Seite einer Medaille. Sie muss gepaart sein mit aufrichtiger Liebe zu unserem Herrn als Motiv, seinem Wort im Gehorsam Folge zu leisten. Fehlt die Liebe, dann besteht die Gefahr der Gesetzlichkeit; fehlt die Ehrfurcht, besteht die Gefahr der fehlenden Wertschätzung des Wortes Gottes, indem wir sein Wort nicht „wörtlich“ ernst nehmen. Wie immer kommt es auch hier auf Ausgewogenheit in unserem Leben an.
Markus Krauss
Das Gebet zum Herrn Jesus und zu Gott, unserem Vater, sowie das Lesen des Wortes Gottes sind grundlegende Bestandteile des christlichen Glaubenslebens. Das gilt für das gemeindliche Leben von gläubigen Christen, das persönliche Leben (in der direkten persönlichen Beziehung zwischen Gott und mir), das Leben als Ehepaar und für das Leben in der Familie.
Welche Bedeutung Gottes Wort in einer christlichen Familie haben soll und wie sich das im Alltag praktizieren lässt, zeigen uns die Hinweise, die Gott uns dazu in seinem Wort gibt.
Eine Familie durchläuft verschiedene „Lebensphasen“, die unter anderem durch das Alter und Verständnis der Kinder geprägt sind. Bei Familien mit größerer Kinderzahl und großen Altersabständen der Kinder steigen die Herausforderungen auch hinsichtlich der Art und Weise sowie der Form, wie Gottes Wort gelesen und wie darüber gesprochen wird. Das gilt sowohl bezüglich der inhaltlichen Gestaltung als auch der Dauer einer gemeinsamen Bibellese in der Familie.
Heute können die meisten Menschen in Deutschland bereits ab den ersten Schuljahren lesen. Zu Zeiten des Volkes Israel im Alten Testament war das nicht unbedingt der Fall. Deshalb geht es dort in den betreffenden Bibelstellen neben dem Lesen des Wortes Gottes auch um ein Weitersagen, Reden und Vorleben des Wortes. Außerdem gibt es heute keine Propheten mehr, die das Wort direkt von Gott erhalten, wie es bei Mose war. In der heutigen Zeit ist das geschriebene Wort Gottes (die Bibel) maßgebend.
Bereits beim Auszug aus Ägypten hatte Gott dem Volk Israel gesagt, was sie später einmal ihren Kindern sagen sollten, wenn diese zum Beispiel nach dem Grund für das Passahfest, die ungesäuerten Brote und auch das Lösen der Erstgeburt fragen würden (s. 2. Mo 12,26; 13,8.14).
Gott kümmerte sich darum, dass den nachfolgenden Generationen die richtigen Antworten auf Fragen nach der Errettung aus Ägypten, den Geboten, den Festen und den Diensten gegeben wurden. Immer wieder forderte Gott dazu auf, späteren Generationen die Begründung für dieses jeweilige Ereignis zu geben, zum Beispiel beim Durchqueren des Jordan (s. Jos 4,6.7.21-24).
Wir können das auf unsere heutige Zeit übertragen. Unseren Kindern dürfen wir biblisch fundierte Antworten auf Fragen bezüglich der Errettung durch das Blut des Herrn Jesus sowie unserer guten christlichen Gewohnheiten geben (wie dem Besuch der Zusammenkünfte und deren Ablauf). Das Wort Gottes gibt uns dafür die Antworten. Entweder können wir den Kindern Abschnitte oder Verse nennen, in denen diese Inhalte vorgestellt werden, oder auch Sachverhalte der Lehre, basierend auf dem Wort Gottes, altersgerecht erklären.
Das Vorleben dessen, was wir aus Gottes Wort gelernt haben, muss unbedingt in Übereinstimmung mit dem Vorlesen des Textes und den Erklärungen dazu sein – gerade Kinder erkennen eine Diskrepanz sehr schnell.
Das 5. Buch Mose gibt sowohl einen Rückblick auf die Wüstenreise als auch einen Ausblick auf die vor dem Volk Israel stehende Einnahme des versprochenen Landes. Mose spricht diese Worte[1] (Gottes) zu dem ganzen Volk vor dem Durchzug durch den Jordan (s. 5. Mo 1,1). Er betont besonders, dass diese Worte unveränderbar sind. Die Israeliten sollten nichts hinzufügen und nichts wegnehmen (s. 5. Mo 4,2; s. a. Off 22,18.19). Sie sollten unbedingt den nachfolgenden Generationen vermittelt werden (s. 5. Mo 4,9; 6,20 ff.).
Die Kernaussage, wie das geschehen sollte, zeigt uns 5. Mose 6,6-9 (bitte lesen!). Aus diesen Anweisungen lassen sich mindestens folgende Anwendungen machen:
Gottes Wort soll auf dem Herzen sein und damit zu einer inneren Glaubensüberzeugung geworden sein. Dadurch ist es prägend für das praktische Alltagsleben, denn vom Herzen geht alles Weitere aus (s. Spr 4,23). Das war damals wahr und ist es auch heute noch.
Gottes Wort soll mit allem Nachdruck („einschärfen“) an die folgende Generation weitergegeben werden. Immer wieder erinnert Mose daran, dass den Kindern die erlebten Ereignisse und auch die Worte, die Gott an das Volk gerichtet hatte, weitergesagt werden sollen. Der Levit Asaph schreibt in Psalm 78,3-6, dass man von der Vorgängergeneration Gelerntes an die Söhne weitergibt, damit diese es wiederum dem künftigen Geschlecht weitersagen können. Das ist ein „4-Generationen-Abschnitt“, der sogar zurückgeht auf Jakob und eine Perspektive auf dessen ganze zukünftige Nachkommenschaft (das Volk Israel) hat.
Das Wort Gottes bleibt unveränderlich und jede Generation hat für die Weitergabe an die nachfolgende Generation Sorge zu tragen. Dass dies in erster Linie in den Familien geschieht, sollte Eltern motivieren, dieser Aufgabe mit Freude und Eifer nachzukommen.
Diese Aufgabe (das „Einschärfen“ des Wortes Gottes) ist über das Jahr gesehen eine „365-Tage und 24-Stunden“-Tätigkeit:
Wenn Gottes Wort als Zeichen auf unsere Hand gebunden ist (s. V. 8), werden wir nichts tun, was nicht mit seinem Wort in Übereinstimmung ist. Die Juden benutzen dazu sichtbare Gebetsriemen an den Händen und Quasten an der Kleidung. In unserem Alltagsleben, bei der Arbeit, in der Schule, beim Einkaufen und Autofahren oder wo auch sonst dürfen wir Gottes Wort sichtbar werden lassen. Wir sind dann wie ein offener Brief (s. 2. Kor 3,2 ff.[2]) und ein Zeugnis für unsere Umgebung.
Die Worte sollten auch als Stirnbänder zwischen den Augen sein. Das, was wir sehen, beeinflusst auch unsere Gedanken. Wie wichtig ist es doch, anhand des Wortes Gottes zu prüfen, was wir uns ansehen. Wenn es vor Tausenden von Jahren schon galt, wie viel mehr heute.
Die visuelle Reizüberflutung sowie zunehmend enthemmte Bilder in allen Medien lassen diese Aufforderung immer wichtiger werden. Schon Hiob hatte deshalb einen „Bund mit seinen Augen geschlossen“ (s. Hiob 31,1). Es ist meist eine bewusste Willensentscheidung, was ich mir ansehe. Möge in unseren Familien und bei uns persönlich das Wort Gottes der entscheidende Maßstab dafür sein, was ich anschaue.
Das Wort Gottes sollte auf die Pfosten des Hauses und die Tore (sowohl Haus- als vielleicht auch Stadttore) geschrieben sein. Für alle, die hereinkommen oder vorbeigehen, ist erkennbar, wer da wohnt und nach welchen Maßstäben dort gelebt und entschieden wird.
Wir können daraus Folgendes lernen: Je mehr wir Gottes Wort in unseren Häusern lesen, weitersagen und auch im Alltagsleben sichtbar werden lassen, desto mehr wird es auch außerhalb der Familie/des Hauses wahrgenommen werden.
Wichtig ist allerdings, dass dies authentisch geschieht und keine Heuchelei ist. Sowohl unsere Kinder als auch unsere nähere Umgebung werden früher oder später feststellen, ob Reden und Handeln übereinstimmen.
Darüber hinaus hat ein treues Befolgen des Wortes Gottes gesegnete Folgen. Generationen später gab es solche, die sich daran erinnerten, was ihnen von ihren Vorvätern bezüglich der Worte und Wunder Gottes erzählt worden war (z. B. Gideon, s. Ri 6,13), als Gott das Volk mit starker Hand aus Ägypten geführt hatte. Auch heute dürfen und sollen wir in den Familien das von unserer Vorgängergeneration aus dem Wort Gottes Gelernte an die Nachfolgegeneration weitergeben. Alles Weitere wirkt Gott!
Marco Steih
Fußnoten:
Interessanterweise heißt das 5. Buch Mose im Hebräischen: „Die Worte“
In 2. Korinther 3 sind die Gläubigen in Korinth gemeinsam ein Brief Christi.
In Gottes Wort finden sich keine Beispiele, in denen uns berichtet wird, wie Eheleute gemeinsam das Wort Gottes lesen. Ist das gemeinsame Studium seines Wortes in Gottes Augen etwa unwichtig? Ganz bestimmt nicht!
Für das gemeinsame Bibelstudium als Eheleute gilt grundsätzlich dasselbe wie für das Lesen von Gottes Wort persönlich oder in der Familie. Wertvolle Impulse dazu finden sich in zwei anderen Artikeln dieses Heftes.
Welchen Wert das gemeinsame Interesse am Wort Gottes hat, zeigen uns einige Ehepaare in der Schrift, deren Leben – oder einzelne Ereignisse darin – davon zeugen, welch großer Segen auf dem gemeinsamen Interesse an den Gedanken Gottes ruht.
Eins dieser Beispiele sind Zacharias und Elisabeth. Sie kommen beide aus dem Stamm Levi – er stammt aus der Abteilung Abias und auch sie ist eine Nachfahrin Aarons (s. Lk 1,5). Dieses Ehepaar lebt zur Zeit des Königs Herodes, zur Zeit, als der Herr Jesus geboren wurde.
Gottes Wort stellt ihnen ein schönes Zeugnis aus: „Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn“ (s. Lk 1,6a).
Von einem Priester kann erwartet werden, dass er sich in den Geboten und Satzungen des Herrn auskennt. Doch interessanterweise wird dieses Zeugnis Zacharias und Elisabeth gleichermaßen ausgestellt. Sie kannten die Gedanken Gottes also beide gut. Ihr Beispiel darf uns als Ehepaare anspornen, zusammen die Bibel zu studieren, um ein gemeinsames und übereinstimmendes Verständnis der Gedanken Gottes zu erlangen.
Dabei bleiben Zacharias und Elisabeth aber nicht stehen. Sie kennen nicht nur Gottes Wort, sie verwirklichen die Gedanken Gottes auch in ihrem Leben. Sie sind „Täter des Wortes und nicht allein Hörer“ (Jak 1,22).
Sowohl Zacharias als auch Elisabeth wandeln „untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn“, nicht nur in einigen. Ihre „Schriftkenntnis“ muss umfassend sein, denn sonst wäre so etwas nicht möglich. Das setzt intensive und regelmäßige Beschäftigung mit Gottes Gedanken voraus.
Etwa 400 Jahre sind vergangen, seitdem Gott seinem Volk Israel durch den Propheten Maleachi sagen ließ: „Und ihr werdet wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (Mal 3,18).
Davon sind Zacharias und Elisabeth überzeugt. Sie sehen, wie die Menschen um sie her von Gott abfallen und in ihrem Eigenwillen leben. Wie oft werden sich die Eheleute darüber wohl ausgetauscht haben?
Ganz besonders, wo doch ihre Ehe trotz ihres untadeligen Wandels kinderlos geblieben ist – für gottesfürchtige Juden wie sie eine harte Probe. Zacharias hat deswegen oft zu Gott gefleht, aber bislang keine Antwort erhalten.
Eines Tages ist Zacharias wieder an der Reihe, seinen Dienst als Priester im Tempel zu verrichten. Während er im Tempel ist, um zu räuchern, erscheint ihm plötzlich „ein Engel des Herrn, der zur Rechten des Räucheraltars stand“ (Lk 1,11). Zacharias erschreckt sich sehr darüber und fürchtet sich.
Der Engel beruhigt ihn mit den Worten: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen“ (V. 13). Und dieser Sohn wird ein besonderes Kind sein, denn er ist dazu bestimmt, der durch die Propheten angekündigte Vorläufer des verheißenen Messias zu sein.
Zacharias kann es nicht fassen. „Woran soll ich dies erkennen?“, will er von dem Engel wissen. Schließlich ist er ein alter Mann und auch seine „Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen“ (V. 18). Der Engel tadelt Zacharias einerseits, weil er seinen Worten nicht glaubt. Gleichzeitig sichert er Zacharias aber auch die Erfüllung seiner Ankündigung zu.
Gottes Wort sagt nichts darüber, wie Zacharias seiner Frau von diesem Erlebnis und der Ankündigung berichtet hat. Wir lesen auch nichts davon, dass Elisabeth ihren Mann wegen seines Zweifels getadelt hätte.
Stattdessen verbirgt sie sich fünf Monate, als sie schwanger ist. Wie sehr die Kinderlosigkeit gerade auch auf Elisabeth gelastet haben wird, lassen ihre Worte erkennen, die sie in der Zeit der Zurückgezogenheit spricht: „So hat mir der Herr getan in den Tagen, in denen er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen wegzunehmen“ (V. 25).
Zugleich sind diese Worte ein schöner Hinweis auf die Übereinstimmung zwischen ihr und ihrem Mann Zacharias, der ja oft wegen ihrer Kinderlosigkeit zum Herrn gefleht hatte.
Wie sehr dieses Ehepaar in der Schrift gegründet und dem Wort Gottes gehorsam ist, zeigt sich auch bei der Geburt des Kindes. Wie damals allgemein üblich, wollen die Nachbarn und Verwandten den Sohn nach dem Namen des Vaters nennen: Zacharias – „der Herr ist eingedenk gewesen“, wie die deutsche Übersetzung dieses griechischen Namens lautet.
Doch Elisabeth widerspricht und besteht darauf, dass ihr Sohn Johannes heißen soll, denn „der Herr ist gnädig“ (so die ins Deutsche übersetzte Bedeutung dieses Namens). Nach seiner Meinung gefragt, schreibt Zacharias ebenfalls den Namen Johannes auf ein Täfelchen.
In diesem Augenblick kehrt seine Stimme zurück und er kann wieder reden. Der nun folgende Lobpreis des Herrn, des Gottes Israels, enthält zahlreiche Hinweise auf alttestamentliche Aussagen und Prophezeiungen, zum Beispiel aus Maleachi 3,1 und Jeremia 31,34.
Schon als Maria sie während der Schwangerschaft besuchte, hatte Elisabeth die gleiche Gesinnung gezeigt, als sie zu Maria sprach: „Gesegnet [oder: gepriesen] ist die Frucht deines Leibes! Und woher geschieht mir dieses, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (s. Lk 1,42.43).
Keinem Ehepaar wird, wie Zacharias und Elisabeth, heute ein Johannes dem Täufer vergleichbares Kind angekündigt werden. Aber auch wir werden heute als Ehepaare einen reichen Segen für unser Leben empfangen, wenn wir ihrem Beispiel folgen und uns gemeinsam mit dem Wort Gottes beschäftigen. Nicht, um verstandesmäßiges Wissen aufzuhäufen, sondern um es im täglichen Leben zu verwirklichen – zur Ehre unseres Herrn!
Stefan Busch
Um welches Ehepaar handelt es sich?
In diesem Sonderheft haben wir bereits einige Bilder für das Wort Gottes gefunden. Immer wieder hört man, dass das Manna, wie es uns besonders in 2. Mose 16 vorgestellt wird, auch ein Bild des Wortes Gottes ist. Und es ist wahr, dass es einige Parallelen gibt, die uns zu diesem Gedanken führen könnten. Dennoch ist das Manna nicht direkt ein Bild des Wortes Gottes, sondern des Herrn Jesus, des Sohnes Gottes, der vom Himmel gekommen ist und als Mensch auf dieser Erde gelebt hat. Das macht Er selbst im sechsten Kapitel des Johannesevangeliums deutlich.
Im Johannesevangelium fällt auf, dass der Herr Jesus sich immer wieder mit verschiedenen Gegenständen oder Dingen vergleicht, die zur damaligen Zeit (und auch heute noch) gut bekannt waren. So spricht Er beispielsweise von sich als dem Licht, der Tür, dem Hirten und dem wahren Weinstock. Damit möchte der Sohn Gottes uns verschiedene seiner Herrlichkeiten und Tätigkeiten so greifbar machen, dass wir sie verstehen können.
In Johannes 6 sagt Er über sich, dass Er „das Brot des Lebens“ ist (V. 35.48). Brot war im Altertum das wichtigste Nahrungsmittel. Das Volk Israel hatte darüber hinaus durch die 40 Jahre der Wüstenreise eine ganz besondere Beziehung zum Brot.
Der Hauptgedanke bei diesem Bild ist, dass das Brot zum Leben notwendig ist. Ohne Brot kann man nicht leben und deswegen muss es gegessen werden. Gerade diesen Punkt wollte der Herr Jesus den Juden in Johannes 6 deutlich machen.
Es fällt auf, dass der Herr verschiedene Attribute mit dem Brot verbindet. Dadurch stellt Er verschiedene seiner Herrlichkeiten vor. Sehen wir uns diese schönen Gedanken kurz an:
Nun stellt sich die Frage, wie wir mit diesem „Brot“ umgehen. Brot muss gegessen werden, weil es zum Leben notwendig ist. Beim Essen wird es aufgenommen und verarbeitet, so dass es schließlich ein Teil dessen wird, der es gegessen hat. In Bezug auf dieses Essen des Brotes stellt der Herr Jesus zwei Wahrheiten vor. Er spricht zunächst von dem einmaligen Essen (s. V. 50-53) und anschließend von dem beständigen Essen (s. V. 54-58).[1]
Das einmalige Essen des Brotes des Lebens ist ein treffendes Bild davon, den Herrn Jesus im Glauben anzunehmen, wie Er sich in diesem Kapitel vorgestellt hat – Ihn gewissermaßen aufzunehmen und zu einem Teil von sich selbst werden zu lassen. Es spricht von dem Glauben daran, dass Er der vom Himmel herabgekommene Sohn Gottes ist, der sich selbst auf Golgatha gegeben hat, damit Menschen ewiges Leben bekommen können.
Doch der Herr Jesus bleibt in diesem Kapitel nicht bei dem einmaligen Essen beziehungsweise dem rettenden Glauben stehen. Als „das Brot des Lebens“ möchte Er beständig von solchen genossen werden, die ewiges Leben haben. Das wird in der griechischen Wortform in den Versen 54 bis 58 deutlich.
Wenn wir uns beständig mit dem Herrn Jesus beschäftigen, genießen wir das ewige Leben (s. V. 54), haben Speise und Trank (s. V. 55), haben Gemeinschaft mit Christus und werden Ihm ähnlicher (s. V. 56), werden verbunden mit dem Vater (s. V.57) und genießen dieses Leben in Ewigkeit (s. V. 58).
Wie können wir uns in der zuletzt genannten Art von dem Herrn Jesus „nähren“? Die Beantwortung dieser Frage führt uns zum Thema dieses Sonderheftes.
Wir können uns nur von dem Sohn Gottes nähren, wenn wir das Wort Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes lesen und studieren. Dieser Gedanke wird bereits bei dem Manna deutlich. Das Manna lag nicht auf dem sandigen Boden, sondern es lag auf dem Tau, der vom Himmel herabfiel (s. 4. Mo 11,9). Tau ist eine besondere Form von Wasser, das in der Bibel sowohl von dem Wort Gottes (s. Eph 5,26) als auch dem Heiligen Geist spricht (s. Joh 7,39). So finden wir Christus im Wort Gottes (s. Joh 5,39). Und der Heilige Geist ist es, der uns in die ganze Wahrheit leitet und uns den Herrn Jesus vorstellt und groß macht (s. Joh 16,13.14).
Was müssen wir also tun, um die herrlichen zuvor genannten Segnungen genießen zu können? Christus in seinem Wort suchen. Dabei geben uns die Anweisungen Gottes an sein irdisches Volk eine gute Hilfestellung. Zum Abschluss möchten wir uns daher noch kurz drei Anwendungen aus 2. Mose 16 ansehen:
Das Manna stärkte die Israeliten und zugleich schmeckte es wie Kuchen mit Honig (s. 2. Mo 16,31). Wir können weit mehr erleben. Wenn wir den Herrn Jesus täglich in seinem Wort suchen, genießen wir das ewige Leben heute schon, weil wir mit Ihm beschäftigt sind. Dann genießen wir etwas aus dem Himmel, obwohl wir noch auf der Erde sind.
Mario Wolff
Wie süß sind meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund!
Fußnoten:
In diesen Versen spricht der Herr von seinem Fleisch und seinem Blut, was uns besonders an sein Werk auf Golgatha denken lässt. In Vers 58 fasst Er dies allerdings wieder zusammen als „das Brot“.
Wie ein neugeborenes Kind nach Nahrung verlangt, so hat auch das neue Leben ein Verlangen nach geistlicher Nahrung. Diese Nahrung finden wir in der Bibel, dem Wort Gottes. Petrus fordert dazu auf, dass wir tatsächlich so begierig nach der vernünftigen und unverfälschten Milch des Wortes Gottes sein sollen wie neugeborene Kinder (s. 1. Pet 2,2). Nur so können wir geistlich wachsen. Deshalb ist es so wichtig, ganz regelmäßig persönlich in der Bibel zu lesen.
Oft lesen wir unsere Bibel mit dem konkreten Wunsch, dass Gott eine passende Botschaft für uns hat. Er möchte ja durch sein Wort in unserem Leben wirken. Deshalb hat Er eine Ansprache an uns. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, macht das Wort Gottes „lebendig“, so dass es uns tatsächlich anspricht und in unserem Leben eine verändernde Wirkung hat.
Einerseits möchte Gott uns durch sein Wort auf Dinge in unserem Leben aufmerksam machen, die Ihm nicht entsprechen. Ob es die Denkausrichtung ist, die Prioritätensetzung, die Gedankenwelt oder Sünde in Wort oder Tat oder eine falsche Verbindung betrifft – das Wort Gottes hat reinigende Wirkung, indem es Dinge aufdeckt und den Weg zur Umkehr zeigt.
Andererseits möchte Gott auch Wegweisung, Hilfestellung für Entscheidungen und neuen Mut für den Weg hinter dem Herrn Jesus her geben, sowohl persönlich als auch gemeinsam mit anderen Gläubigen. Den ganzen Tag sind wir vielen Einflüssen ausgesetzt, so dass wir den guten Einfluss des Wortes Gottes unbedingt brauchen.
Dabei ist es gar nicht so wichtig, dass wir alles behalten können, was wir gelesen haben. Das Wort Gottes hat auch dann eine positive Wirkung, wenn wir gar nicht die Details im Gedächtnis speichern können. Wie oft haben wir schon erlebt, dass wir nach dem Lesen der Bibel gestärkt und neu ausgerichtet waren, dass wir mit Freude weitergehen konnten!
Wir lesen die Bibel aber auch, um den Herrn Jesus besser kennenzulernen. Beim Lesen entdecken wir Ihn, lernen von Ihm und werden durch die Beschäftigung mit Ihm verwandelt, indem wir Ihm immer ähnlicher werden (s. 2. Kor 3,18).
Vielen Bibellesern hat es geholfen, ein „Tagebuch“ zu führen und jeden Tag sowohl eine persönliche Ansprache durch Gottes Wort als auch eine Eigenschaft des Herrn Jesus, die beim Lesen entdeckt wurde, zu notieren.
Auch das hilft, wirklich „am Ball“ zu bleiben und regelmäßig und mit Ausdauer zu lesen. Es kommt nicht auf die Anzahl der Verse an, die wir am Tag lesen. Es ist auch nicht in erster Linie entscheidend, zu welcher Tageszeit die Bibel gelesen wird.
Ja, es empfiehlt sich sehr, nicht ohne einen Bibelvers in den Tag zu gehen. Ein Vers zum Mitnehmen in den Tag gibt oft die Hilfe, die wir brauchen. Ansonsten kann der eine Bibelleser sich besser am Morgen, der andere eher am Abend konzentrieren. Das Lesen der Bibel am Morgen richtet uns für den Tag aus, am Abend hilft es, die vielen Eindrücke des Tages im richtigen Licht zu sehen.
Es fällt uns häufig schwer, die Bibel mit Ausdauer zu lesen. Neben dem „Tagebuch“ kann auch ein Bibelleseplan oder ein fortlaufender Kommentar mit einer täglichen kurzen Erklärung zum Bibeltext helfen.
Jedenfalls lohnt es sich, in der Bibel zu lesen. Vielleicht auch mit dem Stift in der Hand, um die Stellen zu markieren, die einem Mut machen. Manche Bibelleser benutzen auch unterschiedliche Farben, um zum Beispiel Ermutigung, Ermahnung oder Hinweise auf den Herrn Jesus zu unterscheiden.
Die Bibel ist wirklich ein großartiges Buch und ich wünsche mir und dir die Erfahrung des Psalmdichters: „Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet“ (Ps 119,162).
Auch beim täglichen Lesen der Bibel geht man am besten „der Reihe nach“ vor. Es ist nicht empfehlenswert, die Bibel immer nur „mal hier, mal da“ aufzuschlagen und das zu lesen, worauf gerade der Blick fällt. Das kann in einzelnen Situationen durchaus geschehen, aber für das regelmäßige Lesen der Bibel geht dabei der Zusammenhang, in dem Gott uns sein Wort gegeben hat, verloren.
Es ist gut, ein Bibelbuch abschnittsweise von Anfang bis Ende durchzulesen. Vielleicht wechselt man zwischen Büchern aus dem Alten und dem Neuen Testament, vielleicht liest man am Morgen fortlaufend aus dem Alten Testament und am Abend aus dem Neuen Testament (oder umgekehrt).
Neben dem täglichen Lesen der Bibel lohnt es sich, Zeiten für ein intensiveres Bibelstudium zu reservieren. Dann beschäftigt man sich einmal ausführlicher mit einem Brief, einem Bibelbuch, einem Thema, einem Begriff oder Lebensbild. Man entdeckt die Struktur in einem Bibelbuch, man verfolgt den „roten Faden“ und wird so immer mehr im Wort Gottes entdecken. Man sucht und findet immer mehr über den Ratschluss Gottes, über seine Wege mit den Menschen, über die Zukunft oder andere Themen, zu denen Gott uns seine Gedanken aufgeschrieben hat.
Gerade beim Studieren des Wortes Gottes ist es nützlich, sich Notizen zu machen. Das hilft, das Gelesene besser zu behalten. Dabei wird es unser Gebet sein, dass der Herr uns sein Wort richtig verstehen lässt und dass es nicht nur unseren Kopf, sondern auch unser Herz erreicht. Und wenn wir so Freude an Gottes Wort hatten, dann will Gott das, was wir ins Herz aufgenommen haben, auch benutzen, damit es anderen weitergegeben wird (s. Mt 13,52).
Christian Rosenthal
Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne & zur Freude meines Herzens .
Die Art und Weise, wie das Wort Gottes wirkt, ist nicht immer gleich. Sie hängt von der jeweiligen Begebenheit und Situation ab, in der das Wort zur Anwendung kommt, aber auch von den Bedürfnissen und dem Herzenszustand derer, die es anspricht.
Die unterschiedliche Wirkungsweise des Wortes Gottes wird in der Bibel durch verschiedene Bilder veranschaulicht, die für Gottes Wort verwendet werden. Einige dieser Bilder und die geistliche Wirkung, die sie vorstellen, sind:
Man streut Samen aus, um Frucht zu gewinnen. Das Ausstreuen des Samens ist in den Evangelien häufig ein Bild der Verkündigung des Wortes Gottes in der Absicht, Frucht zu gewinnen (s. Mt 13; Mk 4; Lk 8). In den Briefen des Neuen Testaments ist das Wort Gottes der Same, durch den ein Mensch von Neuem geboren wird (Jak 1,18; 1. Pet 1,23). Es wirkt im Herzen des Menschen und bewirkt dessen Umkehr zu Gott. Lebendiger Glaube gründet sich immer auf Gottes Wort.
Der Heilige Geist wirkt durch das Wort in den Herzen der Menschen, um Frucht hervorzubringen. Er tut dies sowohl in den Herzen der Gläubigen, um Christus in ihnen zu gestalten, als auch an den Herzen der Ungläubigen, um sie zur Umkehr und Buße zu führen. Dabei kommt es jedoch auf den Herzenszustand des Einzelnen an, ob das Wort – der ausgestreute Same – viel, wenig oder gar keine Frucht bringt. Der Vater wird jedenfalls verherrlicht, wenn wir viel Frucht bringen (s. Joh 15,8). Wie sieht es damit in deinem und meinem Leben aus?
Wasser ist in der Bibel oft ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigenden und erfrischenden Kraft (s. Eph 5,26). Gottes Wort reinigt und erfrischt uns, indem es uns den vollkommenen Maßstab der Gedanken Gottes vorstellt. Der Heilige Geist macht das Wort lebendig, indem Er es auf unser Herz und Gewissen anwendet.
Auf unserem Weg durch diese Welt brauchen wir als Gläubige immer wieder die Reinigung durch das Wort. Das Böse, mit dem wir auf dem Weg in Berührung kommen, verunreinigt uns und trübt und unterbricht den Genuss der Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus. Um die unterbrochene Gemeinschaft wiederherzustellen, müssen die Verunreinigungen beseitigt werden – mit anderen Worten: Wir müssen gereinigt werden.
Dies geschieht durch das Wort. Es bringt uns zur Selbstprüfung und zur Verurteilung dessen, was im Widerspruch zu Gottes Gedanken steht, damit wir es einsehen, bekennen und wegtun (s. 1. Joh 1,9).
Wenn unser Herz und Gewissen durch Gedanken, Worte oder Taten verunreinigt sind, ruht der Heilige Geist nicht eher, bis Er uns zur Reinigung geführt hat. Diese Reinigung bewirkt, dass wir uns wieder an der Gemeinschaft mit Gott erfreuen können (Beispiel: die Fußwaschung der Jünger, Joh 13). Erfahren wir täglich die reinigende Kraft des Wortes?
Petrus bezeichnet das Wort Gottes als „vernünftige, unverfälschte Milch“ (s. 1. Pet 2,2). So wie Milch die normale Nahrung des neugeborenen Kindes ist, sollte auch das Wort Gottes die normale geistliche Nahrung des Gläubigen sein.
Die neue Natur des Gläubigen gleicht in gewisser Hinsicht einem neugeborenen Kind. Sie ist für sich genommen kraftlos und hat auch keine Einsicht. Nur das Wort in Verbindung mit dem Heiligen Geist kann uns die nötige Kraft und Einsicht schenken. So wie neugeborene Kinder nach der Milch der Mutter begierig sind, sollen auch wir nach dem Wort Gottes begierig sein. Welches Verlangen haben wir nach Gottes Wort?
Das Wort Gottes ist sowohl Nahrung, die rein und sauber ist („unverfälscht“), als auch Nahrung, die vollkommen Gottes Gedanken entspricht („vernünftig“). Je mehr wir davon essen, desto mehr Einsicht werden wir in geistlichen Dingen erlangen. So wie das neugeborene Kind ständig der Milch bedarf, um zu wachsen, muss sich auch der Gläubige ständig von der Milch des Wortes ernähren, um geistlich zu wachsen. In diesem Sinn bleiben wir neugeborene Kinder, bis wir in der Herrlichkeit sind.
In 1. Korinther 3,2 benutzt Paulus ebenfalls das Symbol der Milch – hier aber negativ (wie auch in Heb 5,13). Die Korinther hätten nicht mehr unmündige Babys sein sollen, die noch Milch trinken, sondern erwachsene Menschen, die feste Speise zu sich nehmen.
In Psalm 119 wird uns das Wort als Leuchte für unseren Fuß und Licht für unseren Pfad vorgestellt (s. V. 105). Das Wort Gottes gibt uns sowohl Licht für den nächsten Schritt (Leuchte) als auch Wegweisung für unseren ganzen Weg über diese Erde und zur Beurteilung dessen, was uns umgibt (Licht).
Es hilft uns bei unseren täglichen Entscheidungen, wir finden darin aber auch allgemeingültige Richtlinien für unseren Weg als Gläubige in dieser Welt. Es zeigt uns jetzt schon das Ziel, auf das wir zusteuern. In 2. Petrus 1,19 wird das prophetische Wort mit einer Lampe verglichen, die an einem dunklen Ort leuchtet. Die Welt liegt im Dunklen, aber durch die Beschäftigung mit der Prophetie der Schrift bekommt der Gläubige Licht im Blick auf die Zukunft, die vor ihm liegt. Außer dem Wort Gottes besitzt der Gläubige keine andere Quelle des Lichts und der Wahrheit in dieser Welt (s. Ps 43,3).
Gottes Wort gehört also unbedingt zur Ausrüstung des gläubigen Wanderers auf dem Weg durch diese dunkle Welt. Die Lampe des Wortes muss stets griffbereit sein, besonders in unübersichtlicher Gegend, wenn der Weg nur schwer zu erkennen ist. Gerade wenn wir uns in schwierigen Situationen befinden oder vor schweren Entscheidungen stehen (aber natürlich nicht nur dann), dürfen wir Rat und Hilfe in der Bibel suchen. Wenn das Wort unser täglicher Begleiter ist und wir es unter Gebet und der Wirkung des Heiligen Geistes lesen, wird es uns Licht und Orientierung geben und uns leiten und führen können. Orientieren wir uns an den Meinungen und Ansichten unserer Mitmenschen oder lassen wir uns von dem Wort Gottes führen?
Das „Schwert des Geistes“ ist ein weiteres Bild für das Wort Gottes (s. Eph 6,17; Heb 4,12). Das Schwert ist die einzige echte Waffe in der geistlichen Waffenrüstung des Christen. Damit können wir die Angriffe Satans abwehren.
Gottes Wort kann allerdings nur dann effektiv und nutzbringend als „Schwert“ gebraucht werden, wenn es in der Kraft des Geistes geschieht (Beispiel: die Versuchung des Herrn durch Satan in der Wüste). Menschliche Weisheit und Vertrauen auf eigene Kraft sind gänzlich ungeeignet im geistlichen Kampf des Gläubigen.
Der Gläubige wird in 2. Timotheus 2 als ein Soldat Christi Jesu gesehen, der für die Interessen seines Herrn auf dieser Erde „kämpft“ (s. V. 3.4). Dabei richtet sich der Kampf nicht gegen unsere Mitmenschen, sondern „gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12).
Wenn der Christ in diesem Kampf erfolgreich sein will, muss er einerseits mit diesem Schwert vertraut sein und es andererseits auch auf sein eigenes Leben anwenden, denn es ist ein zweischneidiges Schwert (s. Heb 4,12). Sind wir mit Gottes Wort vertraut und benutzen wir es in der Kraft des Geistes?
Jakobus vergleicht denjenigen, der das Wort Gottes hört, aber nicht tut, mit einem Menschen, der sich in einem Spiegel betrachtet und den Schmutz sieht, ihn aber dann nicht entfernt. Er ist zwar ein Hörer, aber kein Täter des Wortes (s. Jak 1,22-25). Das Wort Gottes gleicht einem Spiegel, in dem der Mensch sich selbst und sein wahres Wesen erkennt (s. Jak 1,23).
Gottes Wort zeigt dem Menschen, was er in Gottes Augen ist. Es zeigt dem Sünder, dass er ohne den Retter auf dem Weg ins Verderben ist und mit Gott versöhnt werden muss. Es zeigt dem Gläubigen, was in seinem Leben im Selbstgericht bekannt und beseitigt werden muss, um ungetrübte Gemeinschaft mit Gott genießen zu können.
Wenn der Mensch entsprechend dem handelt, was Gottes Wort ihm zeigt, wird dieser Gehorsam zum Segen führen (s. V. 25; Joh 13,17). Wenn er aber nicht danach handelt und vergisst, wie er vor Gottes Augen beschaffen ist, bleibt alles Hören nutzlos (s. V. 24). Sind wir vergessliche Hörer oder Täter des Wortes?
Gottes Wort zeigt dem Menschen, was er in Gottes Augen ist.
Feuer ist in der Bibel oft ein Bild der prüfenden Heiligkeit Gottes, die alles verzehrt, was nicht in Übereinstimmung mit Gott ist (s. 5. Mo 4,24; Jes 33,14; Heb 12,29). In Jeremia 23,29 wird das Wort Gottes mit Feuer verglichen. Das Feuer ist an dieser Stelle ein Bild des Wortes in seiner prüfenden und läuternden Kraft. Es verzehrt das Böse – auch die Lügenworte und betrügerischen Lehren von falschen Propheten.
Diese Wirkung des Feuers kann jeder selbst erleben, der sich den Aussagen des Wortes im Geist der Demut und des Gehorsams unterwirft. Er wird die Erfahrung machen, dass das Wort nicht nur seine Worte und Taten, sondern auch die ihnen zugrunde liegenden Beweggründe und Überlegungen des Herzens beurteilt. Es macht offenbar, was in unserem Leben in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes ist, aber es zeigt auch auf, was darin nicht seinen Gedanken entspricht. Dabei dürfen wir an den Richterstuhl des Christus denken: Dort wird einmal unser ganzes Leben von der prüfenden Heiligkeit Gottes beurteilt werden. Alles, was seinen Gedanken entsprach, wird Bestand haben, aber alles, was seinen Anforderungen nicht genügte, wird verbrennen (s. 1. Kor 3,12-15). Sollte uns der Gedanke daran nicht anspornen, ein Leben zu führen, das seinen Gedanken entspricht? Setzen wir uns täglich der prüfenden und läuternden Wirkung des Wortes aus?!
Zur bildhaften Beschreibung der Gewalt und Autorität des Wortes Gottes wird das Bild eines Hammers benutzt, der Felsen zerschmettert (s. Jer 23,29). Das Wort besitzt eine von Gott gegebene Kraft und Autorität, die es in die Lage versetzt, Felsen zu zerschmettern. Der Zusammenhang in Jeremia 23 macht klar, dass es gerade diese Eigenschaft des Wortes ist (neben der Eigenschaft als Feuer), die das Wort Gottes deutlich von den Lügenworten der falschen Propheten unterscheidet.
Gottes Wort ist wie ein Hammer: Ein einziges Bibelwort kann die Theorien und Lehren moderner Propheten widerlegen und zerschmettern. Oft schon hat ein einziger Bibelvers das Herz und Gewissen eines ungläubigen Menschen getroffen und zur Einsicht und Umkehr gebracht.
Auch in dem Leben von Gläubigen kann das Wort Gottes seine Wirkung als Hammer entfalten: So mancher Christ, der sich auf einem falschen Weg befand, wurde durch ein einziges Bibelwort wieder zurechtgebracht (s. 2. Sam 12,7.13). Vielleicht gibt es auch in unserem Leben „Felsen“ – zum Beispiel (schlechte) Gewohnheiten, Haltungen oder Eigenschaften, die unverrückbar zu sein scheinen. Sie haben sich im Laufe der Zeit in unserem Leben festgesetzt, und plötzlich stellen wir fest, dass wir sie aus eigener Kraft nicht mehr „bewegen“ können.
Weshalb sollte das Wort Gottes nicht auch in meinem und deinem Leben die Gewalt haben, solche „Felsen“ zu zerschmettern?
Daniel Melui
„Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens.“
Der Herr Jesus als wahrer Mensch und abhängiger Knecht Gottes auf dieser Erde ist das große und vollkommene Vorbild für uns. Sein ganzes Leben war stets in voller Übereinstimmung mit seinem Gott und Vater, ob in der Stille oder der Öffentlichkeit, in seinem Denken, Reden und Handeln. Ihn darin zu betrachten, gibt uns Anschauungsunterricht, um Ihn nachzuahmen und in seinen Fußspuren zu wandeln.
Bereits das Alte Testament gibt uns dazu wertvolle Hinweise.
„Der Herr, Herr, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden. Der Herr, Herr, hat mir das Ohr geöffnet …“ (Jes 50,4.5a).
Dieses prophetische Wort zeigt uns unseren Herrn Jesus als den wahren Knecht Gottes in seinem Leben auf dieser Erde. Er begann keinen Tag, ohne sich der Übereinstimmung mit seinem Gott und Vater bewusst zu sein, unterwarf sich als abhängiger Mensch seinem Gott und wartete in jedem einzelnen Dienst auf seine Weisung.
Wenn Er nachts oder frühmorgens, wenn es noch dunkel war, die Gemeinschaft mit seinem Vater suchte, empfing Er von Ihm Belehrung und Wegweisung für den Tag. Er ließ sich das geben, was Er zu gegebener Zeit sagen sollte (s. Mk 1,35). So sehr war Er der abhängige Mensch. Es war sein Lebensinhalt, den Willen Gottes zu tun (s. Joh 4,34).
Aus dieser innigen und stetigen Gemeinschaft heraus hatte Er eine Zunge der Belehrten, um die Müden aufzurichten. Von Gott gesandt (s. Joh 8,42) und belehrt, besaß Er die völlige Eignung zum Dienst. Immer wieder machte Er deutlich, dass seine Lehre nicht von Ihm selbst war, sondern von dem, der Ihn gesandt hatte (s. z. B. Joh 7,16; 8,26; 17,8). Wie strahlt hier seine vollkommene Abhängigkeit im Reden hervor, nicht in menschlicher Gelehrsamkeit, sondern in gottgegebener Weisheit.
Wenn Er Worte Gottes sprach, bewirkten sie etwas. Er gab den Beladenen Ruhe (s. Mt 11,28) und richtete Menschen auf, die auf dem Weg müde geworden waren. Denken wir zum Beispiel daran, wie der Herr die „Emmaus-Jünger“ ermutigt hat. Er belehrte sie und richtete sie gleichzeitig auf. Und wie tat Er das? Indem Er sich selbst vor ihre Herzen stellte (s. Lk 24).
Als der Herr in der Wüste vom Teufel versucht wurde (s. Lk 4,1-13), begegnete Er diesem immer wieder mit einem „es steht geschrieben“. Er hatte sich das Ohr wecken lassen und handelte nun wie immer in vollkommener Abhängigkeit von seinem Gott und Vater. So nutzte Er das „Schwert des Geistes“ (s. Eph 6,11.17) gegen die Listen des Teufels.
Bei der ersten Versuchung, die uns berichtet wird, lehnte Er es ab, Steine zu Brot zu machen. Er hatte keinen Auftrag von Gott, dies zu tun. Er ließ sich stets vom Wort Gottes leiten. Auch wenn Ihn hungerte, hatte das Wort Gottes für Ihn einen höheren Stellenwert als seine natürlichen Bedürfnisse.
Die zweite Versuchung Satans richtete sich direkt gegen ein ausdrückliches Verbot Gottes, und so lehnte der Herr es ab, Satan anzubeten. Das ist Gehorsam!
Schließlich lehnte Er es ab, sich von der Zinne des Tempels herabzuwerfen. Satan begründete seine Forderung vermeintlich mit dem Wort Gottes. Der Herr kannte die Heilige Schrift so gut, um zu wissen, dass Satan das Wort Gottes an dieser Stelle unvollständig zitierte und falsch anwandte. Diese List ist für uns oft besonders schwer zu durchschauen. Man kann niemals ein Wort Gottes benutzen, um ein anderes damit zu entkräften. Vertrauen wir auch der absoluten Wahrheit und Widerspruchslosigkeit des Wortes Gottes?!
Unmittelbar nach der Versuchung durch Satan in der Wüste berichtet Lukas, dass der Herr nach Nazareth kam und am Sabbat in die Synagoge ging. Dort stand Er auf, um vorzulesen. Er rollte die lange Schriftrolle auf und fand genau die Stelle, die Ihm auf dem Herzen lag. Er kannte die Schrift so gut, dass Er wusste, wo das stand und was für die Situation gerade passend war.
Dann legte Er die Verse aus und sprach die Herzen und Gewissen der Zuhörer an. Seine Worte zielten genau auf die Umstände ab und erfüllten den von Gott vorgesehenen Zweck. Es waren Worte der Gnade (s. Lk 4,22), die gleichzeitig die Menschen in das Licht Gottes stellten (s. V. 28) und in Vollmacht waren (s. V. 32). Es waren Aussprüche Gottes, wenn Er lehrte, Trost zusprach und ebenso, wenn seine Worte den Charakter einer Ermahnung oder Zurechtweisung annahmen.
Um in der Lage zu sein, das Wort Gottes in der rechten Art weiterzugeben, müssen wir es erst zu uns selbst reden lassen. Es ist hilfreich, wenn wir das Wort Gottes gut kennen und wissen, wo genau etwas geschrieben steht. Vor allem aber muss unser Herz durch das Wort gebildet sein. Dann erst können wir die Zusammenhänge gut verstehen, d. h., „ein Bild gesunder Worte“ haben (2. Tim 1,13) und das „Wort der Wahrheit“ richtig anwenden (2. Tim 2,15).
Wie nötig haben wir es, uns jeden Morgen das Ohr wecken zu lassen. Wir brauchen die tägliche Wegweisung unseres Gottes. Beginnen wir den Tag mit Gebet! Wenn nötig, stehen wir auch eine Viertelstunde (oder mehr) früher auf, um „stille Zeit“ zu haben. Nehmen wir uns neben dem Gebet auch Zeit für sein Wort, damit Er zu uns reden kann. Wie viel Weisheit benötigen wir für unseren eigenen Weg und auch, um geistlichen Bedürfnissen in unserer Familie und im Volk Gottes angemessen zu begegnen.
Wenn wir uns doch mehr von Ihm selbst belehren lassen würden, wie viel mehr könnten wir dann unsere Zunge recht einsetzen. Sind wir nicht oft ratlos, wenn wir betrübten, müden oder verzagten Menschen begegnen? Wie oft wünschen wir uns dann das rechte Wort von „oben“! Aber liegt der Mangel nicht manchmal darin, dass wir versäumt haben, uns das Ohr öffnen zu lassen? Die Weisung für den rechten Dienst kommt immer von „oben“. In der Stille der Gemeinschaft bereitet Gott uns vor und gibt uns Einsicht darüber, welches Wort an einer bestimmten Stelle nützlich ist (s. 1. Pet 4,10.11).
Dirk Mütze
Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.