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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Dies ist ein Test
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Vorbild für „ Entwicklungshelfer “

© Gajus, stock.adobe.com

Petrus ist unter den zwölf Jüngern der, dem es nicht schwerfällt, zu sagen, was andere nur denken. Sich tatkräftig einzusetzen, ist für ihn selbstverständlich; voranzugehen kein Problem. Aber manchmal ist er vorschnell, schießt hier und da über das Ziel hinaus. Manchmal verlässt ihn plötzlich der Mut und einmal – im Hof des Hohenpriesters – verleugnet er sogar seinen Herrn. Dabei liebt er seinen Meister von ganzem Herzen. Dieser weiß das und kümmert sich deshalb intensiv um seine Weiterentwicklung – auch dann, wenn er sich selbst in Schwierigkeiten gebracht hat.

Andererseits sehen wir bei Petrus aber auch, dass seine Erkenntnis von Christus die der anderen Jünger weit überragt. Nur Petrus hat eine angemessene Antwort auf die Frage des Herrn nach der Wertschätzung seiner Person: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). So können wir in den Evangelien mitverfolgen, wie Petrus zu einem Christen heranreift, der sich später „Knecht und Apostel Jesu Christi“ nennen darf (2. Pet 1,1).
Die Entwicklung von Petrus können wir gut auf junge, heranwachsende Christen übertragen. Petrus war wahr­scheinlich nicht der jüngste Nach­folger unter den Jüngern des Herrn und in natürlicher Hinsicht auch schon „herangewachsen“ (er war bereits ver­heiratet). Dennoch war bei ihm wie bei einem jung bekehrten Christen in der Frische des Glaubenslebens die Liebe zum Herrn oft mit viel Energie und Tatendrang verbunden. Und das ist gut so! Denn andererseits besteht gerade auch in der jüngeren Generation die gegenteilige und ebenso große Gefahr, dass Energie und Interessen durch andere Ablenkungen beansprucht werden.
Wie Petrus stehen aber besonders heranwachsende Christen in Gefahr, sich dabei selbst zu überschätzen und unüberlegt zu handeln. Als Ältere, die mit jungen Christen zu tun haben – als Eltern, Großeltern oder in der Jugendarbeit –, wollen wir sie unterstützen, sich in der Jüngerschaft mit Fleiß und eifrigem Einsatz zu entwickeln, ohne in die gleichen Fallen zu tappen wie Petrus. Gottes Wort zeigt uns in einigen Situationen aus dem Leben von Petrus, wie der Herr mit ihm und seinen Fehlern und Schwächen umging, während Er selbst als Mensch auf der Erde war. Wir finden darin auch wertvolle Hinweise für unseren Weg des Glaubens. Ohne die Bedeutung dieser Bibelabschnitte einzuschränken, wollen wir in diesem Artikel besonders darüber nachdenken, was wir als vorangehende Generationen daraus lernen können für den Umgang mit jungen Gläubigen, die Eifer für den Herrn haben.

Petrus und der Sturm (s. Mt 14,22-31)

Weil der Herr sie dazu aufgefordert hat, sind die Jünger allein ins Schiff gestiegen und fahren über den See Genezareth. Bei heftigem Sturm ru­dern sie stundenlang, ohne das ret­tende Ufer zu erreichen. In der vierten Nachtwache sind sie schließlich so ängstlich und verzweifelt, dass sie den Herrn nicht erkennen, der ihnen (gehend auf dem See!) entgegenkommt. Doch als Er ihnen Mut zuredet, gewinnt Petrus die Fassung wieder und will schnell zu Ihm. Aus den Worten „wenn du es bist“ von Petrus kann vielleicht ein gewisser Rest an Zweifel gelesen werden. Auch er hatte den Herrn ja zunächst für ein Gespenst gehalten. Dennoch zeigen diese Worte zugleich, dass er überzeugt ist, dass sein Meister das Unmögliche möglich macht und auch er auf dem Wasser gehen kann. Er handelt aber nicht sofort, sondern fragt Ihn zuerst und wartet seinen Befehl ab. Gerne antwortet der Herr darauf mit der Aufforderung: „Komm!“ Dadurch motiviert, verlässt Petrus nun vertrauensvoll das Schiff und lässt damit alle menschlichen Hilfsmittel zurück, um auf dem Wasser zum Herrn zu kommen – aber dann scheint es trotzdem schiefzugehen: Er sieht auf den Wind und die Wellen und fängt an zu sinken. Der Herr hört seinen Hilferuf und nimmt ihn direkt bei der Hand, um ihn aus der Gefahr zu ziehen, während Er ihm einen liebevollen Hinweis gibt.

Jüngere Christen haben oft weniger Vorbehalte und mehr Mut als ältere. Wir lernen hier von unserem Herrn, dass wir sie ermutigen können, Ihm in schwierigen Umständen zu vertrauen und in Abhängigkeit von Ihm Schritte zu gehen, die sie sich bisher nicht vorstellen konnten. Wenn sie das dann tun, kann es trotzdem vorkommen, dass ihre Glaubenskraft nachlässt. Wir wollen ihnen dann helfen, ohne „oberlehrerhaft“ zu sein („… das war wohl eine Nummer zu groß für dich“). Manchmal müssen wir sie vielleicht sogar aus einer Gefahr ziehen. Dann wollen wir nicht warten, bis ihnen „das Wasser bis zum Hals steht“, sondern ihnen schnell und mit Liebe, Milde und Sanftmut helfen.


Petrus und sein Tadel (s. Mt 16,22-24)

Als der Herr den Jüngern sein Lei­den und Sterben ankündigt, stößt das bei Petrus auf Unverständnis. Dass der, von dem er gerade gesagt hat, Er sei der „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (V. 16), misshandelt und zu Tode gebracht werden soll, entspricht überhaupt nicht seinen Vorstellungen. Das kann er so nicht stehen lassen. Und so Er nimmt seinen Meister kur­zerhand beiseite und tadelt Ihn.
Die – scheinbar harsche – Reaktion des Herrn verblüfft uns vielleicht, sie ist aber angebracht: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist“ (Luther übersetzt: „… denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist“). Dass Christus am Kreuz leiden musste, war der göttliche Plan. Der Versuch von Petrus – auch wenn er gut gemeint war –, Ihn von diesem Weg abzuhalten, war ein Angriff des Teufels auf den Gehorsam des Herrn.

Wenn wir unsere menschlichen Vor­stellungen in den Vordergrund stel­len, ist das falsch. Wenn wir den Herrn sogar „kritisieren“, überschrei­ten wir klar eine „rote Linie“. Auch junge (leider manchmal auch ältere) Menschen können schnell dazu nei­gen, so impulsiv zu sein wie Petrus. Wie sollten wir als die Älteren ihnen dann begegnen?
Das Verhalten unseres Herrn zeigt, dass wir nichts beschönigen sollen. Er legt hier direkt und unmissverständlich den Finger in die Wunde. Das kann Er, weil Er in seinem eigenen Ver­halten vollkommen ist. Bei uns ist das schwieriger, weil wir uns oft nicht besser verhalten als Jüngere. Trotzdem müssen wir, wenn es um die Ehre Gottes geht, ein gewisses Fehlverhalten klar ansprechen. Wir wollen das unter Gebet mit Weisheit und Demut tun. Der Herr verbindet seine Zurechtweisung mit der Aussicht auf Lohn für treue Jüngerschaft; das zeigen die nächsten Verse. Er will Petrus gewinnen und nicht demotivieren. Auch das können wir von Ihm lernen.


Petrus und die Tempelsteuer (s. Mt 17,24-27)

In Kapernaum fragen die Steuereinnehmer Petrus, ob sein Lehrer auch die Tempelsteuer bezahlt. Anstatt die Beamten an den Herrn zu verweisen oder zumindest den Herrn vorher zu fragen, gibt er eigenmächtig die Antwort: Natürlich zahlt sein Meister die Steuer!
Sicher wollte Petrus den Herrn (viel­leicht auch sich selbst?) in ein gutes Licht rücken. Aber war seine Antwort nicht unbedacht? Als Petrus dann zu Ihm ins Haus geht – scheinbar um das Geld beim Herrn zu holen –, kommt dieser ihm entgegen. Er kannte in seiner Allwissenheit bereits alles und erklärt ihm auf liebevolle Weise, warum sein Verhalten vorschnell und anmaßend war. Scheinbar tut der Herr das nicht vor anderen. Durch ein Wunder lässt Er Petrus dann einen Fisch angeln, der genug Geld im Maul hat, um damit die Steuer für sie beide zu bezahlen.

Oft sagen wir vorschnell und eigenmächtig etwas in der Annahme, es sei richtig und gerade angebracht. Wir sollen aber im Auftrag und nicht anstelle unseres Herrn reden. Gerade wenn wir uns öffentlich äußern, ist Zurückhaltung und Abhängigkeit von Ihm unabdingbar, eine christliche Tugend, die man meist erst sukzessive im Lauf des Lebens lernt.
Deshalb stehen gerade Jüngere in Gefahr, unabhängig und ohne Auftrag vom Herrn zu reden oder zu agieren. Aus eigenen Erfahrungen wissen wir Ältere oft nur zu gut, zu welchen Schwierigkeiten das führt und wie der Herr dadurch verunehrt wird. Deshalb wollen wir den Jüngeren hel­fen und sie nötigenfalls mit Liebe er­mahnen. Wie das geht, zeigt uns hier das Vorbild unseres Herrn: Er tut das im Haus und nicht öffentlich. Er stößt Petrus nicht vor den Kopf, sondern eröffnet das Gespräch wertschätzend mit einer Frage; liebevoll erklärt Er Petrus, was falsch war. Und zuletzt – und das ist besonders nachahmenswert – macht Er sich mit Petrus eins und hilft ihm, dass dieser nicht wegen seines Fehlers „im Regen stehen bleibt“ (natürlich können wir keine Wunder tun wie Er).


Petrus und der Schlaf (s. Mt 26,36-46)

In Gethsemane bittet der Herr Petrus und zwei andere Jünger, in seiner Nä­he zu wachen, während Er zum Va­ter betet. Aber der Tag war sehr anstrengend gewesen – besonders die Zeit im Obersaal. Vieles hatte der Herr ihnen erklärt, viel hatten sie erlebt: angefangen von der Entlarvung Judas’ bis hin zu den Belehrungen über das Haus des Vaters und den Heiligen Geist (s. Joh 13-16).
Können wir nicht verstehen, dass die Jünger erschöpft sind und einschlafen?[1] Wohl schon, aber ausgerechnet Pet­rus hatte wenige Minuten vorher voll Überzeugung seinem Meister ent­gegnet: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen“ (V. 35). Deshalb muss der Herr ihn jetzt ansprechen: „Also nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen?“ Aber es scheint nicht zu helfen, noch zweimal kommt Er und findet sie schlafend. Erst beim dritten Mal fordert Er sie auf, aufzustehen und mit Ihm zu gehen.

Vielleicht vergessen Ältere leichter, dass das Glaubensleben auch schon für Jüngere herausfordernd ist. Viel „Lernstoff“, viele Fragen, viele neue Erfahrungen, manchmal Unsicherhei­ten und Enttäuschungen gehen nicht spurlos an jungen Christen vorbei. Dann kann es Momente geben, wo sie in ihrer Entwicklung und ihrem geistlichen Leben – meist ungewollt – einen „Gang zurückschalten“ und sozusagen im „Schlafmodus“ unterwegs sind. Wie können wir ihnen da helfen?
Der Herr weckt Petrus (und die an­deren beiden) nicht einfach unsanft, sondern Er spricht mit ihnen. Wir wollen junge Christen – gerade in einer solchen Situation – nicht hart angehen, sondern in Liebe mit ihnen reden. Manchmal muss das leider, wie bei Petrus, öffentlich geschehen. Da er sich anmaßend vor den Jüngern geäußert hatte, konnte der Herr es Petrus nicht ersparen, ihn auch vor diesen zurechtzuweisen.
Als Er zum dritten Mal zu den schla­fenden Jüngern kommt, sagt Er für­sorglich: „Ruht euch aus.“ Nicht, dass Er ihr Verhalten gutheißt, aber als Mensch, der selbst Müdigkeit kennt (s. Mk 4,38), empfindet Er mit ihnen und kommt ihrem Bedürfnis entgegen. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind nützlich, um anderen zu helfen.
Als der Moment kommt, wo es – auch für Petrus – weitergehen muss, sehen wir den Herrn als Vorbild. Bevor Er die Jünger auffordert, aufzustehen, war Er selbst schon aufgestanden. Sie werden nicht viel von seinem ringenden Kampf im Gebet mitbekommen haben. Aber es wird sie beeindruckt haben, dass Er davon aufgestanden war. Wir können jüngere Christen nicht „beleben“, ohne ihnen ein Vorbild in Glaubensenergie zu sein.

Aus „Kindern“ und „Jünglingen“ sollen einmal „Väter“ im Glauben werden (das gilt auch für Schwestern!). Um sich dahin zu entwickeln, brauchen junge Christen Begleitung, Unterstützung und Ermahnung. Eine Aufgabe für erfahrenere Christen, denn sie kennen diese Bedürfnisse aus eigener Erfahrung. Eine Aufgabe, die wir mit unserem Herrn als Vorbild angehen dürfen – so wie wir das in seiner Beziehung zu Petrus gesehen haben.

Henning Panthel

Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind …

Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt …

Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.
1. Johannes 2, 12.14


Fußnoten:

  1. Der Evangelist Lukas weist außerdem darauf hin, dass sie eingeschlafen waren vor Traurigkeit (s. Lk 22,45).

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