In der zweiten Hälfte von Römer 8 zeigt Gott beeindruckende Hilfsmittel angesichts der Leiden der Jetztzeit. In dem ersten Teil hat uns bereits ein „kaufmännischer“ Vergleich zwischen diesen Leiden und der zukünftigen Herrlichkeit, sowie das sehnliche Harren der Schöpfung beschäftigt. Die Schöpfung hat eine Hoffnung – aber was ist mit uns?
In Vers 23 finden sich drei wichtige Gedanken: Der erste ist der Gedanke des Seufzens. Die Schöpfung seufzt wegen der Folgen des Sündenfalls und auch wir, die Glaubenden, seufzen. Aber warum seufzen auch wir, obwohl wir doch von der Knechtschaft der Sünde befreit sind (s. Röm 6,7)? Weil unser Körper noch zur alten Schöpfung gehört, und vergänglich, sterblich und durch Schwachheit gekennzeichnet ist (s. 2. Kor 5,2.4).
Aber dann kommt der zweite Gedanke: Mitten in dieses zweifache „auch wir selbst“, schiebt Paulus etwas Großartiges ein: Die Erstlingsfrucht des Geistes. Gemeint ist der Heilige Geist, der als Unterpfand in uns wohnt (s. 2. Kor 1,22; Eph 1,14). Dadurch garantiert Gott uns, dass wir den vollen Genuss der Segnungen einmal erreichen werden. Das ist großartig! Ja, wir seufzen heute, aber Gott selbst wohnt in uns, damit wir ganz sicher sein können, dass wir das Ziel erreichen.
Dieses Ziel ist der dritte große Gedanke: Mit unserer Sohnschaft ist eine Erwartung verbunden. Gemeint ist die Entrückung, bei der unser Herr Jesus Christus als Heiland kommen wird und „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,20). Der Herr wird selbst kommen (s. 1. Thes 4,16). Er hört unser Seufzen und fühlt bei jedem Leid mit. Auch deswegen wird Er so schnell wie möglich kommen, um uns aus den Leiden in die Herrlichkeit zu holen. Er sagt: „Ich komme bald (o. eilends)“ (Offb 3,11).
In den Versen 24 und 25 finden sich dann drei Blickrichtungen: Wir schauen zurück auf unsere Errettung, wir betrachten die Gegenwart, in der Ausharren nötig ist, und wir blicken nach vorne auf das hin, was wir hoffen.
Der erste Blick geht zurück auf unsere Errettung. Gemeint ist die Errettung der Seele (s. 1. Pet 1,9). Das hat mit unserer Bekehrung zu tun, mit dem Moment, in dem wir Buße getan und Christus im Glauben angenommen haben. Jedem, der das tut, schenkt Gott die Errettung der Seele. Für diese Errettung war ein Erretter nötig. Das ist Jesus Christus. Aus Liebe hat Er sich selbst für jeden von uns hingegeben (s. Gal 2,20; Eph 5,2).
Paulus schreibt hier allerdings, dass wir in Hoffnung errettet wurden. Das ist der Blick nach vorne. Wir wurden nach unserer Bekehrung noch nicht direkt in den Himmel aufgenommen, sondern sind auf der Erde gelassen, und zwar mit der Hoffnung, bald bei unserem Heiland zu sein. Christliche Hoffnung ist eine feste Überzeugung von zukünftigen Dingen, die eintreffen werden und von denen wir nur noch nicht wissen, wann sie sich erfüllen.
In Vers 25 kommt Paulus dann auf den Blick ins Heute. Wir hoffen auf die Herrlichkeit bei Christus, sehen aber heute Leiden und Not. Das bedeutet, dass diese Hoffnung kein bloßes Warten ist. Es gilt, unter diesen Umständen zu bleiben und darin auszuharren.
Dabei ist unser Herr das vollkommene Vorbild. Er erduldete die schwierigsten Umstände. Das Kreuz mit allem, was damit in Verbindung stand: Die körperlichen Schmerzen, die Einsamkeit, das vergebliche Warten auf Mitleid und einen Tröster, der Hohn von den Menschen, der sein Herz gebrochen hat, die hasserfüllten Blicke. Er erduldete diese Umstände, Er blieb „darunter“ wegen der vor ihm liegenden Freude (s. Heb 12,2).
Wir sind errettet, und zwar in Hoffnung. Es muss furchtbar sein für die Ungläubigen, die nicht gerettet sind und deswegen auch keine Hoffnung haben (s. 1. Thes 4,13). Wie wichtig ist Hoffnung gerade angesichts der Leiden. Sie ist ein sicherer und fester Anker der Seele, der uns mit Christus im Himmel verbindet (s. Heb 6,19).
Nun folgt die zweite große Hilfe, welche niemand Geringeres ist als „der Geist selbst“.
Wie wichtig Gott, der Heilige Geist, für unsere christliche Stellung und Praxis ist, wird in diesem Kapitel deutlich. In Bezug auf die Leiden hatten wir anhand der „Erstlinge des Geistes“ bereits gesehen, dass der Heilige Geist das Unterpfand ist (s. V. 23). Weil Er in uns wohnt, dürfen wir uns heute ganz sicher sein, dass wir nach den Leiden die Herrlichkeit erreichen werden. Aber der Heilige Geist will noch mehr für uns sein. Er verwendet sich auf dem ganzen Weg durch die Leiden bis zur Herrlichkeit für uns.
Wenn Paulus an dieser Stelle von Schwachheit schreibt, dann meint er damit einerseits die mit dem Menschsein verbundenen Beschränkungen, die wir in Mühen und Schwierigkeiten besonders spüren. Dieser Beschränkungen nimmt sich der Geist an, indem er uns Kraft gibt, zum Beispiel durch einen Bibelvers, den Er uns gut verstehen lässt, der uns aufrichtet und durch den Er uns tröstet.
Aber Er denkt auch daran, dass wir in den Schwierigkeiten oft nicht wissen, „was wir bitten sollen“. In Vers 27 heißt es, dass sich der Geist „für die Heiligen“ und „Gott gemäß“ verwendet. Der erste Ausdruck bedeutet, dass es zum Vorteil und zum Besten für die Heiligen ist. Der zweite Ausdruck meint, dass es in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken ist. Die Schwachheit ist, dass wir oft beides nicht wissen.
Da mag es Krankheiten geben im eigenen Leben oder im Leben solcher, die uns nahestehen. Vielleicht sind es (bisher?) nicht erfüllte Wünsche, die unser Herz krank machen (s. Spr 13,12). Es gibt Vieles, an das wir denken können. Mancher empfindet in solchen Situationen tiefes Leid. Meistens wissen wir nicht, was wirklich das Beste für uns ist und was Gottes Gedanken entspricht.
Doch in unserer Schwachheit lässt Gott uns nicht allein! „Der Geist selbst“ verwendet sich für uns. Gerade dann, wenn es Seufzer gibt, die das tief empfundene Leid zum Ausdruck bringen, ohne dass wir es beschreiben könnten. Niemand kennt die Gedanken Gottes besser als Er, denn Er ist selbst Gott. Außerdem wohnt Er in uns und weiß bestens, was wirklich in der jeweiligen Situation zu unserem Vorteil ist. In dieser Einsicht legt Er Fürsprache für uns bei Gott ein.
Durch diese Verse dürfen wir wieder neu fest ins Herz fassen: Es gibt keine Not und kein Leid, mit dem wir nicht zu Gott kommen könnten. Vielleicht wissen wir nicht, was wir erbitten sollen, vielleicht fehlen uns die Worte. Wenn wir aber „zum Himmel aufblickend“ seufzen, wie unser Herr Jesus es tat (Mk 7,34), wird „der Geist selbst“ sich darum kümmern. Dabei darf es uns trösten, dass unser Gott und Vater, der „die Herzen erforscht“ unsere Not und unser Leid kennt und uns darin begegnen will.
"Es gibt keine Not und kein Leid, mit dem wir nicht zu Gott kommen könnten."
Mario Wolff