BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Dies ist ein Test

Baustein 6:
Vater und Mutter verlassen und seinem Partner anhangen

© Mihail, stock.adobe.com

Eine gesunde und gute Ehe setzt voraus, dass Mann und Frau die Eltern (Vater und Mutter) verlassen und sich in erster Linie auf den Partner ausrichten. Familiäre und soziale Beziehungen (Eltern/Kinder, Kinder/Eltern, leibliche Geschwister, Freunde) haben in Gottes Augen einen hohen Wert und sollen unbedingt gepflegt werden. Dennoch gilt, dass die intimste Beziehung auf der Erde die Ehe ist. Keine andere Beziehung geht so tief und ist so eng. Nur in der Ehe wird von „anhangen“ gesprochen.

„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein“
1. Mose 2,24


Die Magna Carta der Ehe

Man hat 1. Mose 2,24 als Magna Carta (große Urkunde oder Grundgesetz) der Ehe bezeichnet. Gott beschreibt den Prozess mit wenigen Worten. Es geht um drei wesentliche Punkte:

  1. Vater und Mutter verlassen
  2. Seinem Partner anhangen
  3. Ein Fleisch mit seinem Partner sein

Wir wollen zunächst die ersten beiden Punkte etwas näher anschauen und uns im letzten Baustein mit der Frage beschäftigen, was es bedeutet, ein Fleisch mit seinem Ehepartner zu sein.

Zum Nachdenken: Wie wichtig Gott diese Aussage ist, erkennen wir da­ran, dass dieser Vers im Neuen Testament dreimal zitiert wird. Der Herr Jesus selbst bestätigt diese Aussage aus dem Schöpfungsbericht (s. Mt 19,5; Mk 10,7) und Paulus baut darauf wichtige Unterweisungen über Christus und die Versammlung auf (s. Eph 5,31).


Die Eltern verlassen

Die Ehe setzt das Verlassen der Eltern (und zwar Vater und Mutter) voraus. Wenn dieser Schritt nicht gegangen wird, kann das Eheglück nicht wirklich genossen werden. Die Beziehung in der Ehe ist intensiver als die mit der Familie, aus der man kommt.
Es ist ein großer Segen, wenn Kinder in einem intakten familiären Umfeld aufwachsen. Wer das erlebt hat, kann sehr dankbar sein. Ein Baby oder Kleinkind ist voll und ganz von seinen Eltern abhängig. Dennoch sollten Eltern realisieren, dass Kinder eine „Leihgabe“ auf Zeit sind. Wir können sie nicht immer behalten und sollten sie so früh wie möglich auf die Eigenständigkeit vorbereiten. Der erste Schritt der Abnabelung beginnt spätestens mit dem Eintritt in die Schule. Stück für Stück geben wir unsere Kinder ab. Mit Beginn der eigenen Ehe des Kindes sollte dieser Prozess unbedingt abgeschlossen sein.
Die Eltern zu verlassen hat zwei Seiten:

  1. Die Seite der Eltern: Eltern müssen bereit sein, ihre Kinder loszulassen und sich nicht in die Ehe der Kinder einzumischen. Viele (besonders junge) Ehen sind dadurch stark belastet, dass Eltern das nicht genügend beachten. Es liegt auf der Hand, dass es nicht immer einfach ist, loszulassen und abzugeben. Dennoch ist es unbedingt notwendig. Eltern haben sich nicht in die Ehe der Kinder einzumischen und auch nicht ihre Enkelkinder zu erziehen. Eine Mutter oder Schwiegermutter darf nicht in der Haushaltsführung der Tochter oder Schwiegertochter mitreden.
    Ohne Liebe kann eine Ehe nicht existieren. Aber von der Liebe allein auch nicht. Es gehört mehr dazu.
  2. Die Seite der erwachsenen Kinder: Wer heiraten möchte, muss bereit sein, sich abzunabeln. Man muss das wollen. Selbst wenn es – besonders jungen Männern – oft schwerfällt, das beliebte „Hotel Mama“ zu verlassen, ist es unbedingt notwendig. Auch verheiratete Kinder dürfen sich gerne einen Rat (und Hilfe) holen, aber die Entscheidungen fällen nicht die Eltern, sondern das Ehepaar. Wer dazu (noch) nicht in der Lage ist, sollte besser (noch) nicht heiraten.

An dieser Stelle erkennen wir, wie wichtig die Verlobungszeit ist. Das Verlassen der Eltern wird geübt, die Bindung zu dem zukünftigen Ehepartner baut sich auf. Die Verlobten lernen denjenigen kennen, mit dem sie in der Ehe „ein Fleisch“ sein werden.

Zum Nachdenken für Eltern: Sind wir bereit, unsere Kinder loszulassen? Und haben wir sie rechtzeitig auf diesen Augenblick vorbereitet? Begleiten wir sie in der Verlobungszeit, ohne uns an sie zu „klammern“?

Zum Nachdenken für (junge) Eheleute: Seid ihr eigenständig genug (materiell, geistig, geistlich), um eine gesunde, auf eigenen Füßen stehende Ehe, führen zu können? Fehlende Eigenständigkeit ist eine große Belastung für den Start in die Ehe (und manchmal auch darüber hinaus).

„Völlige Hingabe an den Herrn Jesus ist das innigste Band zwischen zwei Menschen.“ (J. N. Darby)

Seinem Partner anhangen

Seinem Partner anzuhangen bedeutet „eine Pflanze“ mit ihm zu sein. Das spricht von Einheit. Wer verheiratet ist, ist mit seinem Partner so fest verbunden wie zwei Papierblätter, die miteinander verklebt sind. Die Ehe ist keine Schraubverbindung, die wir nach Belieben wieder lösen können, sondern eine Klebeverbindung. Es ist die engste Bindung, die es auf der Erde gibt.
Anhangen hat mit Anhänglichkeit zu tun. Das führt uns zu einem sehr wichtigen Thema. Der Klebstoff, mit dem Eheleute aneinanderkleben, ist die Liebe. Mit Recht ist gesagt worden, dass die Liebe nicht alles in einer Ehe ist, dass aber ohne die Liebe alles nichts in einer Ehe ist. Das Argument: „Aber wir lieben uns doch“, reicht nicht aus, um eine Ehe zu beginnen. Es gehört mehr dazu. Aber noch einmal: Ohne tiefe Liebe zueinander sollte niemand heiraten! Die Liebe ist essenziell.
Das Neue Testament fordert uns an mehreren Stellen auf, einander zu lieben. Abgesehen von den Stellen, in denen es konkret um die Ehe geht, sei an folgende Aussagen erinnert, die auch für die Ehe gültig sind:

  • Römer 13,8: „Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur, einander zu lieben“. Liebe ist auf Gegenseitigkeit angelegt. In einer guten Ehe sind Mann und Frau aufeinander fixiert.
  • Galater 5,13: „Durch die Liebe dient einander“. Liebe setzt die Bereitschaft voraus, einander zu dienen. Ohne diese Bereitschaft bleibt Liebe nur ein schönes Wort.
  • 1. Petrus 1,22: „Liebt einander mit Inbrunst aus reinem Herzen“. Liebe ist etwas, das aus einem reinen Herzen kommt. Wer mit egoistischen Hintergedanken liebt, liebt nicht aus reinem Herzen.
  • Kolosser 3,14: „Zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist“. Die Liebe ist das Band, das alle anderen Eigenschaften zusammenhält, die Paulus in den beiden vorhergehenden Versen beschreibt.

Liebe umfasst Zuneigung und Wertschätzung, geht jedoch darüber hinaus. Zuneigung und Wertschätzung für den Ehepartner sind wichtig. Dennoch ist Liebe mehr. Liebe ist völlige Hingabe an den anderen! Liebe bedeutet, sich einander zu geben. Liebe setzt Opferbereitschaft voraus. Gott hat das bewiesen, als Er seinen Sohn gab. Der Herr Jesus hat es bewiesen, als Er sich selbst gab. Liebe bedeutet, die eigenen Interessen hintenanzustellen und nach dem Wohl und dem Nutzen des anderen zu streben.

Zum Nachdenken: Liebe ist mehr als ein romantisches Gefühl (das berühmte „Kribbeln im Bauch“). Liebe zeigt sich im Alltag, indem wir bereit sind, zugunsten des anderen zu verzichten.


Nochmals kurz zusammengefasst:

Die Magna Carta einer guten Ehe setzt erstens das Verlassen der Eltern voraus. Das sollten Eltern und junge Erwachsene gut bedenken. Eltern müssen loslassen (wollen) und (junge) Eheleute müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Die Magna Carta einer guten Ehe setzt zweitens voraus, dass die Ehepartner wie eine Klebeverbindung miteinander verbunden sind. Der Klebstoff ist die Liebe. Liebe ist nicht alles in der Ehe, aber ohne Liebe ist alles nichts.

Ernst-August Bremicker

Aktuelle Artikel

Eine relativ unbekannte Familienchronik (Teil 3)

In den beiden ersten Folgen haben wir uns mit Schaphan, drei seiner Söhne und seinem Enkel Mikaja beschäftigt. Über einen weiteren Enkel Schaphans, Gedalja, den Sohn Achikams, finden wir eine kürzere Beschreibung im zweiten Buch der Könige und einen ausführlicheren Bericht im Propheten Jeremia.
Mehr lesen

Als Fremdlinge in der Welt

Der Herr Jesus hat vor fast 2000 Jahren als verworfener Messias die Erde verlassen und ist als verherrlichter Mensch in den Himmel zurückgekehrt. So heiligte Er sich selbst für uns, damit auch wir Geheiligte seien (s. Joh 17,19). Als Geheiligte sind auch wir getrennt von der Welt, die Ihn auch heute noch in unverminderter Weise ablehnt und verwirft.
Mehr lesen

Familie – Ort des Segens

Unter dieser Überschrift fand im Mai 2018 eine Familienkonferenz im Begeg­nungszentrum am Erikasee in Laubusch statt. Am ersten Tag wurden in kurz­en Vorträgen drei wichtige Begriffe behandelt. Es ging um Vertrauen, Treue und Aufrichtigkeit. Am zweiten Tag wurde Josua 24 betrachtet, wobei neben der Auslegung der Verse die praktische Anwendung auf Ehe, Familie und Be­ziehungen im Fokus stand. Nachdem in Heft 4/2018 für die Leser von „Bleibt in mir“ die Hauptinhalte der Vorträge zusammengefasst wurden, findet sich im Folgenden eine Zusammenfassung der Betrachtung über Josua 24.
Mehr lesen

Einsamkeit

„Eine Frau stirbt – und niemand vermisst sie.“ – Das ist eine erschütternde Nachricht, doch sie ist schon lange keine Seltenheit mehr in unserer Gesellschaft. Wie viele Menschen leben völlig vereinsamt, und wenn sie plötzlich nicht mehr da sind, werden sie von niemandem vermisst. Die 48 Jahre alte Frau, von der diese Nachricht berichtet, ist in ihrer Wohnung eines natürlichen Todes gestorben. Wochenlang hat es keiner bemerkt! Einsamkeit muss natürlich nicht immer in einer solch extremen Form erkennbar werden, aber wir wollen uns trotzdem die Frage stellen, wie verbreitet dieses Phänomen auch unter dem Volk Gottes ist.
Mehr lesen

Das schaffe ich (nie)!

„Das schaffe ich nie!“ So denken wahrscheinlich viele Schwestern, wenn sie die Verse über die tüchtige Frau in Sprüche 31 lesen und das Arbeitspensum und den Wirkungskreis dieser Frau mit ihrem eigenen Alltag vergleichen. Vielleicht macht sich bei der einen oder anderen sogar Niedergeschlagenheit breit, weil sie meint, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden.Schauen wir uns an, womit der Apostel Paulus Nacht und Tag beschäftigt war, wird es aber auch vielen männlichen Lesern nicht anders gehen. Doch wenn Gott uns in seinem Wort solche Vorbilder aufschreiben lässt, will Er uns dadurch ja nicht mutlos machen. Ganz im Gegenteil! Wie gehen wir dann aber mit solchen Vorbildern um?
Mehr lesen

Eine tüchtige Frau – wertvoller als Korallen (Teil 4)

Die Beschreibung der tüchtigen Frau in Sprüche 31 hat uns bereits einige Male beschäftigt. In diesem Heft gibt es nun eine weitere Folge, die uns noch einmal die Qualitäten dieser Frau zeigt.
Mehr lesen
© 2024 Ernst-Paulus-Verlag
Ernst Paulus Verlag Logo